KW 39/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Mut der Verzweiflung? Die taz wird digital
(sr-mediathek.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 26:09 Minuten)
Die “taz” stellt ab Mitte Oktober werktags auf eine rein digitale Variante um. Eine gedruckte Ausgabe gibt es dann nur noch am Wochenende. Bei “Medien – Cross und Quer” führen die Moderatoren Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer ein Gespräch mit “taz”-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann und Medienwissenschaftler Stephan Weichert über diesen nicht risikolosen Schritt.

2. Wer glaubt das? Der Reiz der Verschwörungstheorien
(youtube.com, Tanjev Schultz & Markus Wolsiffer, Video: 39:52 Minuten)
“Die Medienversteher” Markus Wolsiffer und Tanjev Schultz erörtern den “Reiz der Verschwörungstheorien” und die Grenze zwischen Skepsis und Erzählung. Dabei geht es auch um die schwierige Lage von Medien: “Medien stehen dabei unter besonderem Druck. Wer berichtet, macht die Theorie größer. Wer schweigt, lässt sie unkommentiert stehen. Ein Dilemma, das viele Redaktionen gut kennen.”

3. Was hilft gegen Hass im Netz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:28 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast ist Simon Berlin zu Gast, einer der beiden Verantwortlichen des “Social Media Watchblog”. Mit Moderator Holger Klein unterhält er sich über eine Petition gegen Online-Hass, die TV-Moderatorin Ruth Moschner gestartet hat und die viel Zuspruch findet. Das “Social Media Watchblog” sieht vor allem in der in der Petition enthaltenen Forderung nach einem verpflichtenden Identifikationsnachweis für Social-Media-Konten Missbrauchspotenzial durch Datensammler und warnt von einem “Chilling effect”. Berlin spricht “über problematische Maßnahmen gegen Hass im Netz und erzählt, was in seinen Augen helfen könnte.”

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4. Amerika in den Tagen nach dem Attentat auf Charlie Kirk
(spotify.com, Christian Fahrenbach & Bastian Hartig, Audio: 50:29 Minuten)
Die beiden US-Korrespondenten Christian Fahrenbach und Bastian Hartig analysieren in ihrem Podcast “Bei Burger und Bier” die Folgen des Attentats auf Charlie Kirk für Medienfreiheit und Debattenkultur. Sie beschreiben, wie rechte Akteure den Fall nutzen, um Druck auf Journalistinnen und Journalisten, Unis und Firmen zu machen, und wie Namensnennungen und Listen die Meinungsfreiheit gefährden.

5. Wieviel Medienjournalismus steckt in Recherchepodcasts?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 28:02 Minuten)
Recherche-Podcasts nähern sich dem Medienjournalismus, erfüllen mit ihrer rückblickenden Erzählweise aber nicht automatisch dessen aufklärerische Maßstäbe. Unter anderem zu diesem Schluss kommen Lars Gräßer und Steffen Grütjen in ihrer Analyse bei epd medien. Alexander Matzkeit tauscht sich mit den beiden Autoren über deren Erkenntnisse aus.

6. Das Dorf im digitalen Abo – Mikrolokaler Journalismus mit “Spatz”
(spotify.com, Christiian Jakubetz, Audio: 30:42 Minuten)
Im “Satzzeichen”-Podcast spricht Christian Jakubetz mit Hannes Grasegger über “Spatz”, ein digitales Wochenmedium für mikrolokalen Journalismus in der Schweiz mit kurzen lokalen Texten und gemeinschaftlicher Prüfung vor Ort. Sie diskutieren über die Krise des Lokaljournalismus und fragen sich, warum Dorfnachrichten politisch zählen, wie Künstliche Intelligenz beim Filtern hilft und ob dieses Modell über die Schweiz hinaus trägt.

Bedenkliche Forderung, Gefährliche Nähe, Verkauf von TikTok

1. Petition gegen Online-Hass: Wichtiges Anliegen, bedenkliche Forderung
(socialmediawatchblog.de, Simon Berlin & Martin Fehrensen)
Die von TV-Moderatorin Ruth Moschner gestartete Petition gegen Online-Hass findet breite Unterstützung. Doch die darin enthaltene Forderung nach einem verpflichtenden Identifikationsnachweis für Social-Media-Konten stößt auf deutliche Kritik: Das “Social Media Watchblog” warnt vor einem “Chilling effect” sowie vor Missbrauchspotenzial durch Datensammler. Auch internationale Erfahrungen wie das gescheiterte südkoreanische Modell würden zeigen, dass eine Ausweispflicht mehr schade als nütze.

2. Gefährliche Nähe: Journalisten und der BND
(youtube.com, Lea Eichhorn, Video: 28:31 Minuten)
In der Vergangenheit hätten in Deutschland mehrere Journalisten heimlich mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) zusammengearbeitet und unter anderem Informationen über Kollegen weitergegeben. Die “Zapp”-Reportage ist diesen Verbindungen nachgegangen, zeigt Fälle von Bespitzelung durch den BND und spricht mit betroffenen Reportern, Geheimdienstexperten und Investigativjournalisten.

3. “Berliner Zeitung” beantwortet “ZDF Magazin Royale”-Fragen öffentlich
(turi2.de, Tim Gieselmann)
Im Streit mit Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” hat die “Berliner Zeitung” einen Fragenkatalog der Böhmermann-Redaktion publik gemacht und öffentlich beantwortet. Die Zeitung wirft dem Moderator außerdem vor, mit seiner morgen startenden Ausstellung im Berliner Haus der Kulturen der Welt auch direkt von Steuergeldern zu profitieren und einen “Kreuzzug gegen unabhängige Medien” zu führen.

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4. “Wenn wir KI richtig einsetzen, erreichen wir mehr Menschen”
(medientage.de, Lisa Priller-Gebhardt)
Die Journalistin und “Chief AI Officer” der Deutschen Welle Marie Kilg spricht im Interview mit dem Blog der “Medientage München” über die Chancen und Ängste rund um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Medienhäusern. Sie warnt vor überzogenen Erwartungen und betont, dass KI menschliche Problemlösefähigkeiten nicht ersetzen könne. Redaktionen sollten laut Kilg stärker in eigene Datenkompetenz und sinnvolle KI-Anwendungen investieren.

5. ver.di: Union greift Rundfunkfreiheit an
(verdi.de)
Die Gewerkschaft Verdi wirft Politikern von CDU/CSU wie Carsten Linnemann, Markus Söder und Daniel Günther vor, mit ihrer Kritik am Moderationswechsel im NDR-Format “Klar” die Rundfunkfreiheit zu untergraben. Die aufgeheizte Debatte bedrohe inzwischen einzelne Beschäftigte wie Rundfunkrätin Sandra Goldschmidt und gefährde die redaktionelle Arbeitskultur.

6. Trump unterzeichnet Dekret für Verkauf von TikTok in den USA
(zeit.de)
US-Präsident Donald Trump habe per Dekret die Eckpunkte für die Abspaltung des US-Geschäfts von TikTok gebilligt. Dieser Teil der Videoplattform solle künftig vollständig US-amerikanisch betrieben werden, unter anderem mit Investoren wie Larry Ellison, Michael Dell und Rupert Murdoch. Kritiker würden politische Einflussnahme durch Trumps Umfeld befürchten und vor möglichen Einschränkungen der Meinungsfreiheit warnen.

Kimmels Traumquoten, Kriege und Konflikte, Presserat rügt “PNP”

1. Jimmy Kimmel holt bei Comeback Traumquoten
(spiegel.de)
Jimmy Kimmels Comeback nach seiner kurzfristigen Absetzung durch den Sender ABC und auf Druck der US-Regierung habe mit über sechs Millionen Fernsehzuschauern und 26 Millionen Onlineviews Rekordwerte erzielt. In seiner emotionalen Eröffnungsrede habe Kimmel das Eingreifen der Trump-nahen Medienaufsicht FCC scharf kritisiert und Präsident Donald Trump vorgeworfen, politische Gegner mundtot machen zu wollen.
Weiterer Hörtipp, in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Der Kapitalismus hat die Meinungsfreiheit gerettet. Aber das ist keine gute Nachricht. Das ist eine Katastrophe! Disney hat nicht eingelenkt, weil sie plötzlich ihr demokratisches Gewissen entdeckt haben. Die haben nachgerechnet: Ein paar Prozent Kursverlust, das sind mal eben ein paar Milliarden Dollar Marktwert durch die Toilettenspülung.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:38 Minuten)

2. Ein Fall für die Aufsicht
(epd.de, René Martens)
René Martens hat sich den Vorgang um die Moderationsumbesetzung beim NDR/BR-Format “Klar” und die Rolle der einzelnen Akteure angeschaut: Politiker wie Carsten Linnemann und Markus Söder hätten mit unangemessenen Eingriffen in Programmfragen die Rundfunkfreiheit unterlaufen. Der NDR habe durch seine “schwierige Kommunikation” aber auch selbst zur Eskalation beigetragen. Nun inszeniere sich die betroffene Moderatorin Julia Ruhs als Kämpferin gegen angebliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit.

3. “Niemand, der über Kriege und Konflikte berichtet, kommt ganz unversehrt zurück”
(dfjv.de, Ralf Falbe)
Der Journalist und Dokumentarfilmer Carsten Stormer berichtet seit Jahren aus Krisengebieten. Im Interview mit dem “Fachjournalist” spricht er offen über seine Erfahrungen mit posttraumatischem Stress sowie über die Herausforderungen des freiberuflichen Auslandsjournalismus. Stormer betont, wie wichtig sorgfältige Vorbereitung, lokale Kontakte und persönliche Resilienz für gefährliche Einsätze seien. Heute produziere er eigenständig Langzeitdokumentationen und sehe im Journalismus eine erfüllende, aber zunehmend schwierige Nische.

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4. Warum hat das nie­mand geprüft?
(lto.de, Tanja Podolski)
Der “Wetten, dass..?”-Wettkandidat Samuel Koch kämpfe vor Gericht darum, seinen schweren Unfall in der Sendung als Arbeitsunfall anerkennen zu lassen, sei damit aber bisher erfolglos geblieben. Das Bundessozialgericht habe den Fall nun an das Landessozialgericht (LSG) zurückverwiesen, weil eine bislang unbeachtete Norm möglicherweise doch einen Versicherungsschutz eröffnen könnte. Das LSG müsse nun klären, wie Kochs TV-Auftritt rechtlich genau einzuordnen ist und welche Rollen die Beteiligten im Wettteam hatten.

5. Rüge für die “Passauer Neue Presse”
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
Der Deutsche Presserat habe die “Passauer Neue Presse” in einem zweiten Anlauf nun doch wegen eines Artikels über die Vermisstensuche nach Alexandra Föderl-Schmid gerügt. Die Zeitung habe die “SZ”-Journalistin mit Namen und Foto identifiziert und dabei spekuliert, sie könnte sich das Leben genommen haben. Dies sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als über Föderl-Schmids Zustand noch nichts bekannt gewesen sei.

6. Verbände fordern rasche Umsetzung der Investitionsverpflichtung
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Ein breites Bündnis aus Filmschaffenden und Branchenverbänden fordere Kulturstaatsminister Wolfram Weimer auf, die geplante Investitionsverpflichtung für Streamingdienste rasch gesetzlich umzusetzen. Es drohe der Abzug von Produktionen ins Ausland, die Verzögerung sei gefährlich für den Filmstandort Deutschland. Weimer spreche weiterhin von einer freiwilligen Selbstverpflichtung und dämpfe zugleich Hoffnungen auf umfassendere Produzentenrechte.

Teil-Rückkehr für Jimmy Kimmel, Rettungsflug, Polizeiberichte

1. Nur eine Teil-Rückkehr für Jimmy Kimmel
(tagesspiegel.de)
Nach massiver Kritik an seiner Absetzung kehrt Jimmy Kimmel mit seiner Late-Night-Show auf Disney und ABC zurück, allerdings nicht flächendeckend. Rund ein Viertel der ABC-Sender, darunter Nexstar und Sinclair, würden die Sendung nicht mehr ausstrahlen. Dies geschehe offenbar aus Rücksicht auf die Trump-nahe Medienaufsichtsbehörde FCC, deren Zustimmung die Sender für eigene Übernahmen benötigen. Kimmels Show war nach Aussagen zum Attentat auf Charlie Kirk vorübergehend aus dem Programm genommen worden. Dies hatte breiten Widerstand in der Öffentlichkeit ausgelöst.

2. Afghaninnen verpassten Rettungsflug wegen fehlendem Rollstuhl, nicht beim Shoppen
(correctiv.org, Sara Pichireddu)
Laut einem Faktencheck von “Correctiv” haben zwei Afghaninnen ihren Rettungsflug nach Deutschland nicht – wie zunächst von der “Bild”-Redaktion behauptet – wegen einer Shoppingtour während des Umsteigens verpasst, sondern weil ein zuvor angemeldeter Rollstuhl in Istanbul fehlte. “Bild” habe die Falschmeldung erst zehn Tage später korrigiert, nachdem sich die falsche Schlagzeile bereits vielfach in Sozialen Netzwerken verbreitet hatte.

3. “Medien haben die Regierung vor sich hergetrieben”
(taz.de, Antje Lang-Lendorff)
Die “taz” hat mit dem Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer gesprochen. Maurer konstatiert, dass große Medienhäuser während der Corona-Pandemie zwar nicht regierungstreu, aber einseitig berichtet hätten. So seien kritische Perspektiven etwa zu sozialen oder wirtschaftlichen Nebenwirkungen der Lockdowns zu selten berücksichtigt worden.

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4. Deutschlands dümmste Journalistin
(kontextwochenzeitung.de, Cornelius W. M. Oettle)
In einer polemisch zugespitzten Kolumne für “Kontext” kritisiert Cornelius W. M. Oettle die Journalistin Julia Ruhs für aus seiner Sicht tendenziöse Inhalte in Ruhs’ Moderation des NDR/BR-Formats “Klar” und nennt sie provokant “Deutschlands dümmste Journalistin”. Ruhs vermarkte sich erfolgreich als Opfer linker Cancel-Kultur, obwohl ihre journalistische Arbeit mehrfach Anlass zur Kritik gegeben habe. Oettle deutet die öffentliche Unterstützung für Ruhs als Ausdruck einer Medienöffentlichkeit, in der Inszenierung zunehmend wichtiger sei als Substanz.

5. Sind Journalisten zu unkritisch?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 29:38 Minuten)
“Übernehmen Medien zu schnell die Darstellung der Polizei? Sind Journalisten zu unkritisch gegenüber Meldungen der Polizei? Wie steht es mit der Polizei als privilegierte Quelle?” Darüber diskutieren im Deutschlandfunk der Journalist und Buchautor Mohamed Amjahid (“Alles nur Einzelfälle? – Das System hinter der Polizeigewalt”) und Journalismus-Professor Tanjev Schultz.

6. Jugendliche wollen soziale Medien weniger nutzen – schaffen es aber nicht
(spiegel.de)
Eine repräsentative Befragung von Infratest dimap habe ergeben, dass eine Mehrheit der Jugendlichen Soziale Medien zwar weniger nutzen wolle, es aber nicht schaffe, den eigenen Konsum zu begrenzen. Viele Jugendliche empfänden neben positiven Gefühlen auch sozialen Druck und emotionale Belastung. Insbesondere junge Frauen seien davon überdurchschnittlich betroffen.

Sprachrohr der Konservativen?, Kimmel, Friedmann ausgeladen

1. Das Sprachrohr der Konservativen
(taz.de, Gilda Sahebi)
Die Entscheidung des NDR, die konservative Moderatorin Julia Ruhs aus dem Format “Klar” zu nehmen, ist auf massive Kritik von CDU-Politikern gestoßen. Dies werfe laut der Autorin Gilda Sahebi grundsätzliche Fragen zur Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf: “Der politische Wind weht konservativ. Spahn, Günther und Linnemann erklären, was sie erwarten. Und die öffentlich-rechtlichen Strukturen scheinen zu gehorchen.”

2. US-Sender ABC schickt Jimmy Kimmel wieder auf Sendung
(dwdl.de, Alexander Krei)
Nach massiver Kritik und einem Kurssturz an der Börse lasse der Medienkonzern Disney die zuvor abgesetzte Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live” ab dem heutigen Dienstag wieder laufen, wie “DWDL” unter Berufung auf den US-Sender ABC berichtet. Die kurzfristige Absetzung folgte auf Kimmels kritische Aussagen zum Mord am ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk und sorgte für politischen Druck sowie Boykottaufrufe durch konservative Mediengruppen.

3. Michel Friedman offenbar aus Sorge vor rechten Protesten ausgeladen
(zeit.de)
Der jüdische Publizist Michel Friedman sei auf Weisung des Bürgermeisters von Klütz von einer geplanten Veranstaltung im Literaturhaus “Uwe Johnson” wieder ausgeladen worden. Hintergrund seien laut dem neuen Leiter des Hauses in Mecklenburg-Vorpommern Sorgen vor Protesten rechter Gruppen. Friedman selbst sei weiterhin an Auftritten in Ostdeutschland interessiert: “Ich bin bereit, aufdringlich zu sein”.

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4. Akteursvielfalt und Selbstreflexion in der Berichterstattung über den Gazakrieg – eine Inhaltsanalyse dreier deutscher Tageszeitungen
(de.ejo-online.eu)
Eine Inhaltsanalyse von 346 Artikeln der “Süddeutschen Zeitung”, “Welt” und “taz” zeige, dass israelische Akteure und Kriegsbetroffene in der Berichterstattung über den Gazakrieg deutlich häufiger zitiert worden seien als palästinensische. Besonders kritisch falle ins Gewicht, dass die Zivilbevölkerung aus dem Gazastreifen trotz deutlich höherer Opferzahlen medial stark unterrepräsentiert gewesen sei. Gleichzeitig fehle es weitgehend an journalistischer Selbstreflexion über eingeschränkte Arbeitsbedingungen oder eigene Perspektiven.

5. “Journalismus muss unbedingt selbstbewusster werden”
(journalist.de, Jan Freitag)
Im Interview mit dem “journlist” betont Kommunikationswissenschaftler Michael Brüggemann, dass Journalismus beim Thema Klimawandel klar, faktenbasiert und selbstbewusst kommunizieren müsse. Er plädiert für einen transformativen Journalismus, der nicht nur informiert, sondern gesellschaftlichen Wandel unterstützt und auf Missstände aufmerksam macht. Um Menschen wirksam zu erreichen, solle Journalismus außerdem verständlich bleiben und Desinformation aktiv entgegentreten.

6. Niederländische Disney-Parodie wird Internethit
(spiegel.de)
Der “Spiegel” macht auf ein Satirevideo des niederländischen Komikers Arjen Lubach aufmerksam, das nach der Absetzung von Jimmy Kimmels Late-Night-Show viral gegangen ist. In der Parodie zeigt Lubach bekannte Disney-Figuren in einer Welt, wie sie US-Präsident Donald Trump gefallen könnte: Zum Beispiel Aladdin, der von der Einwanderungsbehörde abgeführt wird, oder Bambi, dessen Mutter für transfreundliche Aussagen am Spieß landet.

Berliner Verlag will expandieren, US-Zensur, Antisemitismus in Medien

1. “Projekt Halle”: Berliner Verlag expandiert in ostdeutsche Hauptstädte
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Der Berliner Verlag, zu dem unter anderem die “Berliner Zeitung” gehört, plane unter dem Titel “Projekt Halle”, neue Regionalzeitungen in den fünf ostdeutschen Landeshauptstädten zu gründen. Zunächst solle es digitale Ausgaben geben, später auch eine gedruckte Wochenendausgabe. Verleger Holger Friedrich begründe das Vorhaben mit dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit, regionaler Repräsentanz und einer Gegenstimme zur laut Friedrich westlich geprägten Medienelite. Parallel solle die Verlagsstruktur neu aufgestellt werden.

2. US-Pentagon gegen Pressefreiheit
(taz.de)
Das US-Verteidigungsministerium (beziehungsweise “Kriegsministerium”, wie es seit Kurzem heißt) habe neue Regeln eingeführt, nach denen Journalistinnen und Journalisten ihre Berichterstattung vor Veröffentlichung genehmigen lassen müssen. Dies betreffe selbst nicht-geheime Informationen. Organisationen wie der National Press Club und Medien wie die “New York Times” hätten diese Maßnahme als direkten Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert und auf verfassungsrechtliche Bedenken hingewiesen.

3. Antisemitismus in der Berichterstattung
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Auf der journalistischen Fachtagung “Unter Druck? Medien & Antisemitismus im NS-Staat & heute” sei darüber diskutiert worden, inwiefern Medien bei ihrer Berichterstattung über Israel und über Antisemitismus teils unbeabsichtigt diskriminierende Narrative verstärken. Journalistinnen wie Esther Schapira und Vertreter jüdischer Organisationen hätten mehr sprachliche Sensibilität gefordert, um antisemitische Muster besser zu erkennen. Als Ergebnis eines begleitenden Forschungsprojekts sei schließlich ein kostenloses Lerntool für Redaktionen vorgestellt worden.

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4. Vom Stimmzettel zum Meme: Wie sich Desinformation in Europa verbreitet
(de.ejo-online.eu, Merle Van Berkum & Sara Mercereau)
Laut der von der EU geförderten “PROMPT”-Studie würden sich Desinformationsnarrative in Europa zunehmend lokal angepasst ausbreiten, etwa durch Misstrauen gegenüber Wahlen oder eine Umdeutung des Ukrainekriegs als innenpolitische Belastung. Die beteiligten Faktenprüfer aus sechs Ländern hätten berichtet, dass Form, Auslöser und Kanäle je nach nationalem Kontext stark variieren, mit Memes, Influencern oder russischsprachigen Telegram-Gruppen als Verstärker.

5. “Medienkompetenzförderung muss als Bildungsaufgabe verstanden werden, nicht als Zusatzleistung”
(npj.news, Juliane von Reppert-Bismarck)
Medienkompetenz müsse als feste Bildungsaufgabe im Schulunterricht verankert und nicht als freiwillige Zusatzleistung verstanden werden, meint Juliane von Reppert-Bismarck, Gründerin der Initiative “Lie Detectors”. Gerade durch KI-Tools wie ChatGPT wachse bei jungen Menschen das Bedürfnis, journalistische Inhalte besser einordnen und Desinformation erkennen zu können. Von der Politik wünsche sie sich langfristige Strukturen, eine bundesweite Vernetzung sowie eine klare Haltung zur Bedeutung von Informationskompetenz für die Demokratie.

6. ZDF hat so viele Frauen in Führungspositionen wie noch nie
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das ZDF habe 2024 mit einem Frauenanteil von 45,3 Prozent in Führungspositionen einen historischen Höchststand erreicht, wolle sich damit jedoch laut Intendant Norbert Himmler nicht zufriedengeben. Die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Keppler habe dem Sender deutliche Fortschritte attestiert, aber auch betont, dass weitere strukturelle Veränderungen notwendig seien.

KW 38/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Haben rechte Takes den Mediendiskurs gekapert?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:55 Minuten)
Im Gespräch mit Holger Klein analysiert der Rechtsextremismus-Forscher Miro Dittrich die mediale Berichterstattung über das Attentat auf Charlie Kirk, der vielen Rechtsextremen als Vorbild gelte. Die beiden sprechen über die Fragen: “Warum versagen Medien immer wieder bei der Berichterstattung über diese Themen? Warum hat das alles mit Konservativismus nichts mehr zu tun? Und gibt es vergleichbare Figuren wie Charlie Kirk auch in Deutschland?”

2. Hayali, Theveßen, Kimmel: Wie bleiben Medien unabhängig?
(br.de, Nina Landhofer, Audio: 23:12 Minuten)
Nach dem Attentat auf Charlie Kirk habe sich die Debatte um Pressefreiheit auch in Deutschland verschärft. Journalistinnen und Journalisten wie Elmar Theveßen und Dunja Hayali seien ins Visier von Hasskampagnen geraten. Hayali habe sich nach massiven Drohungen sogar vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nina Landhofer hat mit “Reporter ohne Grenzen” über mögliche Gefahren für die Pressefreiheit gesprochen. Social-Media-Experte Gavin Karlmeier geht der Frage nach, ob journalistische Versäumnisse extremen Narrativen Vorschub geleistet haben.

3. Martialische Medien – Wie berichten über Wehrpolitik?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Stefan Eising, Audio: 20:44 Minuten)
In der Sendung “Medien – Cross und Quer” sprechen Thomas Bimesdörfer und Stefan Eising mit dem Verteidigungsexperten Uli Hauck aus dem ARD-Hauptstadtstudio über die Berichterstattung über die Wehrpolitik. Dabei geht es unter anderem um die sprachliche Sorgfalt, inhaltliche Schwerpunkte und journalistische Herausforderungen beim Thema Militär und Verteidigung.

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4. Hendrik Lünenborg: Was macht eigentlich ein Intendant?
(ardaudiothek.de, Daniel Kaiser, Audio: 45:55 Minuten)
Daniel Kaiser unterhält sich mit dem neuen NDR-Intendanten Hendrik Lünenborg über dessen persönlichen Werdegang, seine deutsch-niederländische Prägung und seine Motivation. Lünenborg erzählt von seinen journalistischen Anfängen, seinem Vorbild Tim aus “Tim und Struppi” und seinen ersten Erfahrungen in Hamburg. Als Intendant wolle er dafür sorgen, dass journalistische Unabhängigkeit gewahrt bleibt und der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Vertrauen der Gesellschaft behalte.

5. Der Beitrag öffentlich-rechtlicher Medien zum gesellschaftlichen Zusammenhalt
(leibniz-hbi.de, Kristina Kobrow, Audio: 44:03 Mniuten)
Kristina Kobrow hat im “BredowCast” den Kommunikationswissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt zu Gast. In ihrem Gespräch geht es um die Rolle öffentlich-rechtlicher Medien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Hintergrund ist eine neue Studie von ARD, ZDF und Deutschlandradio, die untersucht, wie stark sich Menschen eingebunden fühlen und was sie von Medien erwarten.

6. Die Traumhaus-Masche & warum Influencer plötzlich Häuser “verlosen”
(youtube.com, Sashka, Video: 18:03 Minuten)
YouTuberin Sashka hat sich die derzeit auf Social Media massiv beworbenen “Traumhausverlosungen” genauer angeschaut, bei denen Influencer Häuser im Millionenwert als Gewinne anpreisen. Sie deckt auf, dass es sich dabei letztlich um staatlich lizenziertes Glücksspiel mit sehr geringen Gewinnchancen handele, das durch emotionale Inszenierung, Abo-Modelle und den Anschein von Wohltätigkeit verharmlost werde.
Weiterer Gucktipp: Zockt die Firma von Knossi ihre Fans ab?: “Knossi ist Mitgründer von Fanblast. Aber warum gibt es jetzt einen Beschluss vom Landgericht gegen Fanblast? Und was sagt Knossi dazu?” (youtube.com, Klengan, Video: 25:36 Minuten)

Jimmy Kimmel, “AI Overviews”, Amazonas-Stamm klagt gegen “NYT”

1. Die Nächte werden länger
(taz.de, Matthias Kalle)
Matthias Kalle blickt besorgt auf die Absetzung der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel durch den Fernsehsender ABC, nachdem es offenbar Druck “von ganz weit oben” gegeben habe: “Dass er seiner Show beraubt wird, ist mehr als ein medienpolitischer Zwischenfall. Es ist ein Desaster. Denn ohne die Ironie, ohne die satirische Selbstbefragung werden die Nächte lang und länger. Bis am Ende alles von der Dunkelheit verschluckt wird.” Kimmels Sendung sei “keine reine Unterhaltung” gewesen, “sondern eine Kulturtechnik der Demokratie.”

2. Wenn Journalisten Journalisten zum Abschuss freigeben
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann beschreibt in einem ausführlichen Beitrag, wie deutsche Redaktionen in zahlreichen Fällen unbelegte Terrorvorwürfe der israelischen Armee gegen getötete Medienschaffende übernommen hätten, statt diese klar als Journalisten einzuordnen. Am Beispiel des “Al-Jazeera”-Mitarbeiters Anas Al-Sharif erweise sich laut Goldmann exemplarisch, wie auch Medien aus Deutschland durch Sprachwahl, Schlagzeilen und Quellenauswahl zur Delegitimierung palästinensischer Reporter beigetragen hätten.

3. Medienverbände wehren sich gegen “AI Overviews” von Google
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Mehrere Medienverbände und Organisationen hätten bei der Bundesnetzagentur formelle Beschwerde gegen Googles neue Funktion “AI Overviews” eingereicht. Die automatisch generierten KI-Antworten auf Suchanfragen entzögen journalistischen Angeboten Reichweite und Werbeeinnahmen, würden fehlerhafte Inhalte verbreiten und gegen den Digital Services Act verstoßen. Die Forderung der Beschwerdeführer: Die Bundesnetzagentur solle gemeinsam mit der EU-Kommission regulatorisch gegen diese Entwicklung vorgehen.

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4. Kehrtwende: Meta spricht mit Medienhäusern über Lizenzen für KI
(derstandard.at)
Der Social-Media-Konzern Meta habe laut eines Berichts des “Wall Street Journal” eine Kehrtwende vollzogen und Gespräche mit Medienhäusern wie Axel Springer, Fox Corp. und News Corp. über Lizenzvereinbarungen für KI-Inhalte aufgenommen. Ziel sei es demnach, journalistische Inhalte für KI-Produkte wie Chatbots nutzbar zu machen. Die Verhandlungen kämen überraschend, da Meta sich in den vergangenen Jahren weitgehend aus dem Nachrichtengeschäft zurückgezogen habe.

5. Rundfunkfreiheit nicht verstanden
(verdi.de)
Der Verdi-Medienvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warnt vor politischer Einflussnahme auf den NDR im Fall der Sendung “Klar”. Die Kritik der Ministerpräsidenten Markus Söder und Daniel Günther sowie die Forderung von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach finanziellen Konsequenzen wegen der Absetzung von Moderatorin Julia Ruhs seien laut Schmitz-Dethlefsen ein Verstoß gegen die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

6. Auch Indigene schauen Pornos: Amazonas-Stamm scheitert mit Klage gegen Medienberichterstattung
(beck.de, Jannina Schäffer)
Wie “beck-aktuell” berichtet, wurde eine Verleumdungsklage des brasilianischen Marubo-Stammes gegen die “New York Times” und andere US-Medien von einem Gericht in Los Angeles abgewiesen. Die Richterin habe entschieden, dass der ursprüngliche Artikel lediglich sachlich beschrieben habe, dass einige Jugendliche des Stammes nach Erhalt eines Internetzugangs unter anderem Pornografie konsumiert hätten. Eine pauschale Verunglimpfung oder Diffamierung in der Berichterstattung sei daraus nicht abzuleiten. Auch zugespitzte Schlagzeilen anderer Medien wie “TMZ” seien laut Gericht von der Pressefreiheit gedeckt, zumal keine böswillige Absicht (“actual malice”) nachgewiesen werden konnte.

Hetze der US-Regierung, NDR trennt sich von Ruhs, Kimmel abgesetzt

1. Online-Hetze gegen Journalisten nimmt stark zu
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich besorgt hinsichtlich der zunehmenden Hetze gegen Journalistinnen und Journalisten in den USA. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus konstatiert: “Die Hetzkampagnen aus Kreisen der US-Regierung gegen differenziert berichtende Medien stehen im krassen Widerspruch zu ihrer Behauptung, Meinungsfreiheit zu garantieren. Nicht nur in den USA selbst wird es für kritische Stimmen immer schwieriger, jetzt soll auch die internationale Berichterstattung kontrolliert werden.”

2. Moderatorin Ruhs fliegt nach Protest von Mit­ar­bei­te­rn
(taz.de, Jonas Kähler & Wlada Froschgeiser)
Nach anhaltender interner Kritik habe der NDR entschieden, Moderatorin Julia Ruhs nicht länger im Reportageformat “Klar” einzusetzen (der BR, der ebenfalls einige Folge von “Klar” verantwortet, will in diesen Folgen hingegen an Ruhs als Moderatorin festhalten). Knapp 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Senders hätten in einem offenen Brief mangelnde Differenzierung und Verstöße gegen journalistische Standards bemängelt, insbesondere in einer Folge zum Thema Migration. Ruhs und rechte Kommentatoren sprächen von “Cancel Culture”. Die Moderatorin selbst bezeichne die Entscheidung des NDR als “Armutszeugnis”.

3. “Kleine Anfragen” bedrohen Medien
(verdi.de, Bärbel Röben)
Bärbel Röben kritisiert die Praxis von AfD und CDU/CSU, mediennahe NGOs wie das “Netzwerk Recherche”, die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” und auch “Correctiv” durch sogenannte Kleine Anfragen unter Druck zu setzen. Dadurch würden deren politische Neutralität infrage gestellt und staatliche Förderungen ins Visier genommen. Laut Röben könne diese Vorgehensweise als Teil einer gezielten Diskursverschiebung nach rechts und als Bedrohung der Pressefreiheit gewertet werden.

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4. Jimmy Kimmel wegen Kommentaren zu Kirk abgesetzt
(faz.net)
Der US-Sender ABC habe die Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live!” auf unbestimmte Zeit abgesetzt. Kimmel habe in seiner Sendung angedeutet, der Täter des Anschlags auf den Ultrarechten Charlie Kirk könnte aus Donald Trumps MAGA-Bewegung stammen. Daraufhin habe Brendan Carr, Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC, dem Sender mit Lizenzentzug gedroht. Donald Trump habe Kimmels Absetzung begrüßt und weitere Maßnahmen gegen kritische Comedians gefordert.

5. Die Zukunft des Journalismus: Szenarien, Herausforderungen, Chancen
(dfjv.de, Nadine Zeidler, Audio: 18:13 Minuten)
Nadine Zeidler spricht im “Fachjournalist”-Podcast mit dem Medienwissenschaftler Michael Graßl über die Zukunft des Journalismus. Gemeinsam diskutierten die beiden drei Szenarien aus dem Sammelband “Die Zukunft des Journalismus. Zehn Szenarien für das nächste Jahrzehnt”. Im Mittelpunkt stehen “Aufgaben, Herausforderungen und Chancen eines demokratierelevanten, sich wandelnden Berufsfeldes”.

6. Mehrheit befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder
(zeit.de)
Laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung befürworte eine Mehrheit der Deutschen ein Social-Media-Verbot für Kinder unter 14 Jahren. Zudem sei ein breiter Wunsch nach schärferen Regeln an Schulen sowie nach einer stärkeren Verantwortung von Politik und Plattformbetreibern erkennbar.

7. Stefan Raabs Rückkehr ins Abendprogramm
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:22 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Rückkehr von Stefan Raab ins TV-Abendprogramm: “Stefan Raab ist das Symbol für alles, was im deutschen Fernsehen falsch läuft: Man klammert sich an Gestern, weil man Angst vor Morgen hat. Man recycelt lieber alte Konzepte, als neue zu wagen. Man hofft auf Nostalgie statt auf Innovation.”

Klöckners seltsames Spiel, Charlie Kirk, Mediale Gleichschaltung der USA

1. Zitat oder nicht? Klöckners seltsames Spiel mit Nius und taz
(kress.de, Markus Wiegand)
In seiner Kolumne geht Markus Wiegand der Frage nach, ob Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wirklich “Nius” und “taz” verglichen hat. Klöckners Büro verweise nämlich auf Nachfrage auf deren Redemanuskript und erkläre, ein solcher Vergleich sei weder wörtlich gefallen noch gemeint gewesen. Doch t-online.de-Redakteur Lars Wienand halte an seiner Mitschrift von Klöckners Rede fest und biete sogar eine Audioaufnahme als Beleg an. Markus Wiegands Fazit: “Klöckner, immerhin mal Journalistin, behauptet einfach stinkfrech, dass das Zitat so gar nicht gefallen ist. Das ist ziemlich postfaktisch und für eine Bundestagspräsidentin unangemessen.”

2. Dunja Hayali hat Recht: So rechtsextrem & menschenfeindlich war Charlie Kirk
(volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt)
In einem Gastbeitrag für den “Volksverpetzer” analysiert Annika Brockschmidt die Radikalisierung und Inszenierung des ermordeten TPUSA-Gründers Charlie Kirk. Dieser habe systematisch rassistische, sexistische und verschwörungsideologische Inhalte verbreitet und damit ein lukratives Empörungsmodell betrieben. Nach seiner Ermordung werde Kirk nun von Donald Trumps Umfeld und rechten Medien zum Märtyrer verklärt. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die Kirk zutreffend als rechtsextrem eingeordnet habe, sehe sich unterdessen massiven Drohungen ausgesetzt.

3. Schokolade gegen den Backlash
(journalist.de, Leonie Sontheimer)
Leonie Sontheimer, freie Journalistin und Mitgründerin des “Netzwerk Klimajournalismus”, schildert ihre Erfahrungen im TikTok-Talentprogramm von Funk. Sie erzählt, wie schwer es sei, Klimathemen auf der Videoplattform durchzubringen, warum der Begriff “Klimawandel” Zuschauer koste und wieso sie trotzdem weitermache: “Klima auf TikTok zu vermitteln, ist schwer. Mit einer Einordnung von Merz’ Klimapolitik 2 Millionen Views zu erreichen, vielleicht unmöglich. Aufgeben ist aber keine Option.”

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4. TikTok-Übernahme vollendet die mediale Gleichschaltung der USA
(digitalpolitik.ghost.io, Markus Beckedahl)
Markus Beckedahl sieht in der nun bestätigten Übernahme des US-TikTok-Geschäfts durch ein Konsortium um Larry Ellison und Marc Andreessen eine gefährliche Entwicklung: “Das ist das Beste aus Pest und Cholera: Tech-Oligarchen bekommen die Daten und Kontrolle, aus China kommen die Algorithmen.” Für Beckedahl ist der Deal ein weiterer Schritt zur “medialen Gleichschaltung” in den USA.

5. Elon Musk steuerte sein Sprachmodell nach rechts
(infosperber.ch, Pascal Sigg)
Laut einer Recherche der “New York Times” (nur mit Account lesbar) entwickle Elon Musks Sprachmodell Grok zunehmend eine politische Schlagseite. Ein standardisierter Fragenkatalog habe gezeigt, dass sich Groks Antworten seit Mai 2025 deutlich nach rechts verschoben hätten, insbesondere bei wirtschafts- und staatspolitischen Themen. KI-Experte Oren Etzioni warne, Sprachmodelle seien “Marionetten”, deren Fäden im Verborgenen gezogen würden.

6. Trump will »New York Times« auf 15 Milliarden Dollar verklagen
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe angekündigt, die “New York Times” wegen “Verleumdung und übler Nachrede” auf 15 Milliarden US-Dollar zu verklagen. Die Zeitung sei, so Trump auf seiner Plattform Truth Social, zu einem “regelrechten Sprachrohr der radikalen linken Demokratischen Partei” geworden und habe angeblich über ihn, seine Unternehmen sowie seine Familie gelogen. Kritiker sähen in Trumps Klagen gegen Medien einen Angriff auf die Pressefreiheit.

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BILDblog-Klassiker

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Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.