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“Freiheit für die Ukraine”, Trikotverkäufe für “Bild”

“Der Ball rollt, der Rubel rollt – aber jetzt rollen auch die Panzer”, schreibt “Bild”-Sportchef Walter M. Straten heute und meint damit die Sponsoringtätigkeiten des staatlich kontrollierten, russischen Erdgaskonzerns Gazprom im Fußballgeschäft. Unerträglich sei das, so Straten: “Wir müssen im TV zur Champions-League-Hymne die Werbung von Gazprom sehen, während Putins Truppen in die Ukraine einmarschieren.”

Und da ist ja nicht nur die Champions-League-Hymne. Seit vielen Jahren ist Gazprom auch Trikotsponsor des FC Schalke 04. Walter M. Straten: “Wir werden die Schalker in ihren Gazprom-Trikots erleben, so als wäre der Konzern ein ganz normaler Werbepartner seit 2007 – und nicht ein Finanzier der russischen Staatsmacht. Damit auch des Krieges.” “Bild” fordert daher:

 Kein Schalker Trikot mit dem Gazprom-Schriftzug. Klebt ihn einfach ab. Das wäre ein starkes Symbol.

Während der FC Schalke 04 und der Fußballverband Uefa laut Straten aber jetzt schon versuchen, sich mit “verlogenen”, “pflaumenweichen Erklärungen herauszuwinden”, macht “Bild” bei der ganzen Sache nicht mehr mit:

BILD macht bis auf Weiteres Schluss mit Putins Trikot-Werbung!

Wir überkleben das Logo in der Zeitung und im Internet mit der Forderung: Freiheit für die Ukraine!

Das verkündet die Redaktion heute öffentlichkeitswirksam in der Zeitung:

Ausriss Bild-Zeitung - Russland-Einmarsch in der Ukraine - Bild macht Schluss mit Putns Werbung

Und online bei Bild.de:

Screenshot Bild.de - Bild macht Schluss mit Putns Werbung

Das ist konsequent. Geht es hingegen ums Geldverdienen, ist “Bild” nicht so konsequent.

Im auf der Bild.de-Startseite verlinkten, Springer-eigenen “BILD SHOP” kann man zwischen “Volks-Akku” und Blumenzwiebeln auch Fußballtrikots kaufen. Unter anderem diese hier:

Screenshot Bild-Shop - Es ist ein Angebot für ein Schalke-Trikot mit dem Trikotsponsor Gazprom zu sehen

In seinem flammenden Appell schreibt Walter M. Straten: “Wenn Putin das Nachbarland überfällt und ihm jedes Existenzrecht abspricht, ist jede Grenze überschritten! Der Fußball kann nicht ungerührt weiter kassieren, solange Putin Krieg führt.” Der Springer-Verlag offenbar schon.

Mit Dank an Christian für den Hinweis!

Nachtrag, 12:10 Uhr: Der Springer-Verlag hat die Schalke-Trikots mit der Gazprom-Werbung nun aus dem Shop genommen.

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“Bild”-Experte Marcel Reif ist “kein großer Gewaltanhänger”, aber …

In der “Bild TV”-Sendung “Reif ist live”, in der zwischen zwei Gläsern Müllermilch auch über Fußball gesprochen wird, ging es gestern unter anderem um Breel Embolo. Der Stürmer von Bundesligist Borussia Mönchengladbach soll Gast einer (in Corona-Zeiten) illegalen Party mit 23 Personen gewesen sein. Embolo bestreitet das. Er habe sich lediglich in einer angrenzenden Wohnung eines Freundes aufgehalten, so der Fußballer. Die Polizei sagt hingegen, Embolo sei von der Party über ein Dach in diese Wohnung geflüchtet.

“Bild”-Experte Marcel Reif findet, Breel Embolo sollte für den Besuch der Party mal ordentlich verprügelt werden. In seiner “Bild”-Sendung sagt er zu Moderator Walter M. Straten:

Wissen Sie, was mir gefallen würde? Wenn die in der Kabine in Gladbach, und ich könnte mir gut vorstellen, dass das so ist, also zu meiner Zeit, als ich ein bisschen gekickt habe, war das noch so, es gab so eine bestimmte innere Hygiene, um es mal sehr vorsichtig und sehr freundlich auszudrücken, in der Kabine. Also nach dem Motto: Trainer, könnten Sie mal kurz rausgehen? Wir brauchen mal fünf Minuten. Und dann macht man ein bisschen die Musik laut. Und dann wurde demjenigen mitgeteilt mit relativ klaren, auch nonverbalen Mitteln, was geht und was nicht geht.

Und wie reagiert “Bild”-Sportchef Walter M. Straten? Ist er empört, dass Marcel Reif zu Gewalt in der Gladbacher Kabine aufruft? Wundert er sich wenigstens, was Reif da so vorschlägt? Nee. Straten findet’s “spannend”:

Hui, das klingt ja spannend. Nonverbale Mittel. Also Gladbach äh …

Reif unterbricht ihn:

Ja, Körpersprache.

Wieder Straten:

Klassenkeile hat man in der Schule gesagt.

Marcel Reif versucht anschließend noch, seine Aussage wieder etwas einzufangen. Auf einmal geht es nicht mehr um laute Musik in der Kabine und um “nonverbale Mittel”, sondern eher um eine lustige Schneeballschlacht. Ein “großer Gewaltanhänger” sei er ja sowieso nicht, sagt Reif:

Also das könnte ich mir gut vorstellen. Ehrlich gesagt, ich bin kein großer Gewaltanhänger und kein Gewalttäter im Inneren, aber so eine kleine Abreibung, draußen liegt Schnee, so mal richtig einseifen und sagen: “Sag mal, hallo? Hallo, wach? Wie wär’s?” Nicht verkehrt.

Mit Dank an @tobylix für den Hinweis!

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Wenigstens werden diesmal keine Witwen geschüttelt

20 Millionen Euro soll der Axel-Springer-Verlag derzeit in den Versuch stecken, “Bild” auch als (Live-)Video-Plattform zu etablieren. Das kann schon aus rein inhaltlicher Sicht kein wohltätiges Projekt sein und das soll es sicher auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht sein – Springer will mit “Bild TV” Geld verdienen.

Das soll vor allem durch Werbung reinkommen. Seit ein paar Wochen kann man beobachten, wie das beim “Bild”-Fernsehen aussieht: In der Fußball-Talk-Sendung “Reif ist live” mit Marcel Reif ist seit einigen Folgen auf ganz geschickte und natürliche Weise eine Produktplatzierung eingebunden. Nicht mit dem Holzhammer – das würde ja stören und kaum wirken -, sondern feinfühlig, wie man es von “Bild” gewohnt ist. Aber seht selbst:

In einem Prospekt (PDF) präsentiert der Springer-Vermarkter Media Impact die verschiedenen Möglichkeiten, mit denen Firmen in “Reif ist live” werben können. Auch dabei: “PRODUCT PLACEMENT”. Wie viel Müllermilch dafür bezahlt hat, dass der Chefredakteur des “Bild”-“Sport-Kompetenzcenters” Matthias Brügelmann die Flaschen schüttelt, als hätte er schon immer mal einen Sex on the Beach mit einem Augenzwinkern servieren wollen, oder der “Bild”-Sportchef Walter M. Straten verzweifelt nach Überleitungen sucht, die ihn nicht komplett wie einen Werbeheini aussehen lassen, erfährt man dort leider nicht.

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Aber kommt dieses Bauerntheater bei den “Bild”-Zuschauerinnen und -Zuschauern an? Lohnt sich das eifrige Werbeschütteln? Die Reaktionen unter den entsprechenden “Reif ist live”-Youtube-Videos lauten:

Wegen dieser beschissenen Werbung werde ich mir nie wieder auch nur 1 einzige Flasche Müller Milch kaufen.

Und auf einmal schüttelt er sich die müllermilch, ich Dreh ab

Dieses geschüttel während einer Fragestellung .. unmöglich

Reif Ehrenmann rührt Müllermilch nicht an

Ihr macht euch mit dieser Müllermilch lächerlich!!

Hahahaha der schüttelt die Müller Milch und legt sie wieder hin hahahah

Böse Zungen behaupten, der Bild-Sportmodertor geht nach jeder Talkshow erst einmal brechen.

Sorry, das ist so affig und zum Fremdschämen… geschüttelt, nicht gerührt. Wie fremdgesteuert muss hier geschüttelt werden… :-)

Also ich mochte Müller Milch aber jetzt würde ich das nicht mehr kaufen das nenne ich mal Werbung

Oh je ist das schlecht mit der Müllermilch, Leute lasst es einfach weg bitte und versucht nicht noch Werbeeinnahmen zu generieren.

Die Müller Milch Werbung ist einfach peinlich.

Diese unfassbar dumme Werbung ist soooooooooo peinlich und zum fremdschämen. Einfach nur lächerlich.

Diese Werbung nervt ungemein

Wie Horny die Müllermilch geschüttelt wird.

Verstehe ja, dass man Werbung macht um Geld zu verdienen aber das war schon sehr aufgesetzt und wirkte unangenehm unnatürlich.

Bild, einfach nur peinlich, wie immer !!! Warum hält er die Flasche nicht einfach debil grinsend direkt in die Kamera. Dann weiss auch der letzte wie seriöser Journalismus funktioniert !!

… wir könnten hier noch lange weitermachen.

Mit Dank an J. A. für den Hinweis!

“Bild” hat einmal mehr überlegt: Eine Fünf reicht nicht

Nach dem Suizid von Fußballtorwart Robert Enke ließ sich Walter M. Straten, damals stellvertretender Sportressortleiter bei “Bild”, von der “Süddeutschen Zeitung” so zitieren:

“Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Inzwischen leitet Straten die “Bild”-Sportredaktion. Am Samstag erschien in seinem Ressort ein Artikel über Schalkes Torwart Alexander Nübel, der beim Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 ein Tor verschuldete. Darin steht:

Dann die Flutschfinger-Aktion von Nübel (75.), die ihm die zweite BILD-Note 6 in Folge einbringt.

Mit Dank an Louis für den Hinweis!

***

Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 und 116 123) erreichen kannst.

“Einmal mehr überlegen”

Als vor zehn Jahren Fußballtorwart Robert Enke starb, nahmen sich viele Redaktion vor, feinfühliger und rücksichtsvoller mit Profifußballern umzugehen. Selbst “Bild”. Walter M. Straten, damals noch stellvertretender Leiter des “Bild”-Sportressorts, äußerte sich gegenüber der “Süddeutschen Zeitung”:

Aber auch das Boulevardblatt ist nach dem Enke-Tod nicht einfach so zur Tagesordnung übergegangen. Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Heute, einen Tag nach Robert Enkes zehntem Todestag, ist von “einmal mehr überlegen” nicht viel zu sehen. “Bild” und Bild.de titeln über die Spieler von Borussia Dortmund, die nach einer ziemlich schwachen Leistung 0:4 gegen den FC Bayern München verloren haben:

Ausriss Bild-Zeitung - Zorc forderte Männer, Favre bekam Memmen

Julian Brandt, Paco Alcácer, Mats Hummels und Mario Götze — sie alle seien “keine Männer!” Walter M. Straten ist inzwischen Leiter des “Bild”-Sportressorts und für diesen Mist verantwortlich.

Dazu auch:

Gesehen bei @hassanscorner. Mit Dank an @1904_s04 für den Hinweis!

***

Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 und 116 123) erreichen kannst.

Der sensiblere Umgang der “Bild”-Redaktion beim Niedermachen

Die Bundesliga-Fußballer von Borussia Dortmund haben am Samstagabend 0:5 gegen den FC Bayern München verloren. Für die schwache Leistung kann man die Mannschaft, die nun auf Platz 2 der Tabelle steht und weiterhin alle Chancen auf die Meisterschaft hat, sachlich kritisieren. Oder man lässt Franz Josef Wagner so einen Brief schreiben:

Ausriss Bild-Zeitung - Post von Wagner - Liebe Borussia, Ihr müsst dringend ins Krankenhaus. Abteilung Neurologie, Psychiatrie. Ich habe Angst um Euer Gehirn. Ihr spieltet gegen die Bayern, als hättet Ihr Euren Verstand verloren. Es war ein furchtbares Spiel. Ihr hattet alle einen Black-out (engl. für Verdunkelung). Ihr habt gespielt wie Tote.

Der “Bild”-Briefonkel erklärt die BVB-Spieler zu einem Fall für die Psychiatrie, weil sie mal schlecht gespielt haben.

Kurz nach dem Suizid von Torwart Robert Enke, zitierte die “Süddeutsche Zeitung” Walter M. Straten, der damals stellvertretender Sportressortleiter bei “Bild” war und heute dort Sportchef ist. Auch Stratens Boulevardblatt sei …

nach dem Enke-Tod nicht einfach so zur Tagesordnung übergegangen. Über vieles sei diskutiert worden, auch über Noten, und man sei schließlich zu dem Ergebnis gekommen, bei der Benotung so weiter zu machen wie bisher, sagt Straten. Auch in seiner Redaktion soll es zu einem etwas sensibleren Umgang mit den Zensuren kommen: “Wir werden wohl mit extremen Noten etwas vorsichtiger sein”, sagt der stellvertretende Bild-Sportchef. Man werde sich einmal mehr überlegen, “ob der Spieler, der eine klare Torchance vergeben hat, oder der Torwart, der den Ball hat durchflutschen lassen, eine Sechs bekommt oder eine Fünf reicht”.

Das entpuppte sich schon damals sehr schnell als heiße Luft. Es blieb heiße Luft. Und es ist heute noch heiße Luft:

Ausriss Bild-Zeitung - Benotung der Dortmunder Mannschaft - siebenmal 6, dreimal 5, einmal 3

Ein tatsächlich sensiblerer Umgang mit Fußballern und deren Leistungen könnte sich aber nicht nur in rücksichtsvolleren Noten widerspiegeln, sondern auch in der Art, wie man über sie spricht und schreibt. Die “Bild”-Medien bezeichnen Spieler gern als “Flaschen”, als “Versager”, als “Müllhalde”, als “Deppen”. Und das immer und immer wieder. Hier mal nur die Fälle, die uns in den vergangenen zwei Monaten begegnet sind:

1. April:
Screenshot Bild.de - Damit es im Pokal klappt - Kovac-Anpfiff für Freiburg-Schlaffis

1. April:

Ohne das Mittelfeld-Duo wird’s für Stuttgarts Offensiv-Schlaffis (erst 26 Treffer) nun noch schwieriger.

31. März:
Screenshot Bild.de - Schon über fünf Monate sieglos - Preußens Auswärts-Schlaffis

25. März:
Screenshot Bild.de - Zwei freie Tage für null Leistung - 0:5-Versager werden belohnt

17. März:
Screenshot Bild.de - Überheblich, desaströs, körperlos - Funkel rechnet mit seinen Fünf-Minuten-Trotteln ab!

14. März:
Screenshot Bild.de - Richtig Scheiße - Schwartz knöpft sich KSC-Versager vor

11. März:

Warum Klos seine Versager wachrütteln will?

6. März:

Erwartet werden personelle Konsequenzen. So sollen einzelne Versager aus dem Kader fliegen. Heißer Kandidat: Amine Harit.

5. März:
Screenshot Bild.de - Welche Augsburg-Versager nimmt Trainer Lucien Favre raus?

4. März:
Screenshot Bild.de - Mannschaft, Trainer, Bosse - Der rote Trümmerhaufen

3. März:

Elf junge Männer, verkleidet als Fußballprofis! Leider waren die 96-Trikots kein Karnevalskostüm …

Viele dieser Versager werden wir in der 2. Liga nicht wiedersehen — zum Glück.

3. März:
Screenshot Bild.de - Nach 2:2 in Köln - Fans gehen auf Lautern-Schlaffis los

1. März:

Klar ist: Für den BVB kommen die Augsburger Abwehr-Schlaffis genau richtig!

1. März:

Als Malocher-Vorbild für die Mainz-Versager!

24. Februar:
Screenshot Bild.de - Hannover am Boden - Euro-Spott für Dolls Versager

23. Februar:
Screenshot Bild.de - Fans gehen auf Schalke-Versager los - Heidel-Aus! Jetzt muss Tedesco zittern

Nach dem Abpfiff eskalierte es: Ein Pfeiffkonzert, üble Beschimpfungen und Bierbecher prasselten auf die 0:3-Versager nieder.

22. Februar:

Der Trainer hatte diese Woche einmal mehr Schwerstarbeit zu leisten: Als Übungsleiter, der seinen gut bezahlten Profis wie bei den F-Junioren die Ballan- und -mitnahme erklären muss (BILD berichtete). Und als Psychologe, der Versager-Köpfe wieder frei bekommen will.

17. Februar:

Das war bei 96 in Hoffenheim nicht der Fall. Sonntag gegen Frankfurt muss die Versager-Truppe ein anderes Gesicht zeigen

7. Februar:

Samstag (15.30 Uhr) steigt DAS ultimative ABSTIEGS-ENDSPIEL. 96 – Nürnberg. Letzter gegen Vorletzter. Die Heim-Schlaffis gegen die Auswärts-Deppen.

Am 5. März veröffentlichte Bild.de einen Artikel über “Die unheimliche Macht der Fußball-Ultras”. Darin auch diese Geschichte:

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Entgleisungen der Ultras. 2016, Hannover hatte gegen Köln 0:2 verloren, rasteten die 96-Fans komplett aus: In der Nordkurve wurden die Profis vom eigenen Anhang gnadenlos niedergemacht. Der blanke Hass schlug ihnen entgegen: “Versager!”, “Wir stechen Euch ab!”, “Wir schlitzen Euch auf!”.

“Wir stechen Euch ab!” und “Wir schlitzen Euch auf!” wird die Bild.de-Redaktion wohl niemals schreiben. Aber mit “Versager!” ist sie beim gnadenlosen Niedermachen schon mal gut dabei.

Dazu auch:

Mit Dank an alle Hinweisgeber!

Nachtrag, 9. April: Es gibt noch zwei weitere Aspekte zu Franz Josef Wagners Brief an die “Liebe Borussia”, auf die uns mehrere Leserinnen und Leser hingewiesen haben. Wagner schreibt “Ihr habt gespielt wie Tote” und meint damit eine Mannschaft, die vor nicht allzu langer Zeit einen Bombenanschlag überlebt hat. Das kann man mindestens makaber finden.

Außerdem gibt es bei Wagners blödem Spruch mit der Psychiatrie, in die die BVB-Spieler müssten, noch eine andere Seite: Menschen mit psychischen Erkrankungen, die tatsächlich in eine psychiatrische Einrichtung müssen, um in einer mitunter lebensbedrohlichen Situation Hilfe zu bekommen. Dies mit einer schwachen Leistung von Profifußballern gleichzusetzen, trägt zur Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei.

Kurz korrigiert (514)

Um bei “Bild” Sportchef zu werden, muss man besondere Fähigkeiten besitzen. Man muss während eines Fußballspiels zum Beispiel Dinge sehen, die andere nicht sehen.

Walter M. Straten, aktueller “Bild”-Sportchef, kann das. Zum gestrigen Bundesligaspiel zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen schreibt er in “Bild am Sonntag” und bei Bild.de:

Ausriss Bild am Sonntag - Die Lage der Liga - von Walter M. Straten über die Trainer-Psychose - Feigheit vor den Bayern wird immer bestraft

Heiko Herrlich dachte wirklich, wenn er seine Leverkusener zu einer Maurer-Truppe umbaut, könnte er sich einen Punkt ermörteln. Julian Brandt, der beim Frankreich-Spiel in München noch so begeistert hat, wurde zunächst sogar geopfert.

Für Laien wie uns ist es schwer zu sagen, was einen Fachmann wie Straten da “so begeistert hat” — Leverkusens Julian Brandt kam beim 0:0-Unentschieden der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich gar nicht zum Einsatz.

Mit Dank an Frank L. für den Hinweis!

Nachtrag, 13:19 Uhr: Bei Bild.de haben sie den Fehler inzwischen korrigiert. Dort heißt es nun:

Heiko Herrlich dachte wirklich, wenn er seine Leverkusener zu einer Maurer-Truppe umbaut, könnte er sich einen Punkt ermörteln. Julian Brandt, der beim Peru-Spiel noch so begeistert hat, wurde zunächst sogar geopfert.

Beim 2:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru hat Julian Brandt auch tatsächlich mitgespielt und sogar ein Tor erzielt. Kann also gut sein, dass er den “Bild”-Sportchef “begeistert” hat.

Walter M. Straten hat die Sache auch bei Twitter noch mal geradegerückt:

Screenshot eines Tweets von Bild-Sportchef Walter M. Straten - Danke für alle Hinweise! Ich habe im Eifer des Gefechts Mist  geschrieben. SORRY!!! Also: Mich hat Julian Brandt gegen Peru begeistert  – und nicht gegen Frankreich auf die Bank

Was für ein Chaos

In der 1. Fußball-Bundesliga finden seit Kurzem auch montags Spiele statt. Vergangene Woche gab es die Premiere zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig, gestern am Abend spielten Borussia Dortmund und der FC Augsburg gegeneinander. Insgesamt sind fünf Montagsspiele in der laufenden Saison vorgesehen. Bei den “Bild”-Medien wissen sie nicht, ob das nun für “Chaos” sorgt oder nicht.

Vielen Fans gefallen die Montagsspiele jedenfalls gar nicht. Sie sehen die Auffächerung des Bundesliga-Spielplans als Symptom der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs: Mehr Spiele an verschiedenen Tagen bringen mehr Übertragungsmöglichkeiten und damit mehr TV-Einnahmen. Außerdem mache es der Termin am Montagabend für sie schwerer, zu Auswärtsspielen ihrer Mannschaften zu fahren. Daher hatten Fangruppen schon im Vorfeld Proteste rund um die Montagsspiele angekündigt.

Vor der Partie Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig fragten “Bild am Sonntag” und Bild.de:

Ausriss Bild am Sonntag - Versinkt das erste Montagsspiel im Chaos?

Tat es nicht. Es gab in Frankfurt zwar ein Trillerpfeifenpfeifkonzert, Tennisbälle flogen auf den Platz, und einige Hundert Eintracht-Anhänger positionierten sich für einige Minuten im Stadioninnenraum hinter dem Tor. Das war aber jeweils angekündigt, alles blieb friedlich. Bei Bild.de stand noch am selben Abend:

Es war die Montags-Demo der Fans — ohne das befürchtete Chaos.

Und auch “Bild”-Sportchef Walter M. Straten kommentierte in Nachhinein:

Wer befürchtet hatte, dass das Frankfurt-Spiel im Chaos versinken und abgebrochen werden würde — der sah sich zum Glück getäuscht.

Gestern dann Montagsspiel Nummer zwei. Viele Dortmunder Fans entschieden sich dazu, aus Protest zu Hause zu bleiben. Das Stadion war nur zu zwei Dritteln gefüllt. Und bei Bild.de heißt es auf einmal:

Vor einer Woche gab es in Frankfurt noch Chaos und organisierten Platzsturm.

Mit Dank an Fabian für den Hinweis!

Exklusiv-geklaut-Foto SPORT BILD

Am späten Freitagabend schien Henning Feindt, der stellvertretende “Sport Bild”-Chefredakteur, mächtig stolz zu sein:

Thomas Tuchel, bis zur vergangenen Bundesligasaison noch Trainer bei Borussia Dortmund, wurde am Düsseldorfer Flughafen fotografiert, unterwegs nach München. Der FC Bayern München hat gerade erst seinen Trainer Carlo Ancelotti entlassen und sucht derzeit nach einem Nachfolger — was Tuchels München-Trip zumindest für den Sport-Boulevard interessant macht (wobei man auch erwähnen muss, dass Thomas Tuchel schon seit längerer Zeit eine Wohnung in München hat). Die “exklusiv-fotos”, die Henning Feindt in seinem Tweet — retweetet von “Bild”-Sportchef Walter M. Straten, geliket von “Sport Bild”-Chefredakteur Alfred Draxler sowie von “Sport Bild”-Fußballchef Chrisitan Falk — beklatscht und die er seinem “Sport Bild”-Kollegen Sven Westerschulze zuschreibt, sind aber alles andere als ein “Great Job”. Sie sind geklaut.

Simon Schlenke war am Freitag gerade auf dem Weg nach Prag, als er und sein Bruder am Flughafen in Düsseldorf Thomas Tuchel sahen. Schlenke machte ein Foto und postete es um 14:28 Uhr bei Twitter:

Nach eigener Aussage schickte er das Bild auch per WhatsApp an Freunde.

Am Freitagabend tauchte ein Ausschnitt von Schlenkes Foto bei Bild.de auf:

Screenshot Bild.de - Exklusiv-Fotos von Sport Bild - Hier fliegt Tuchel nach München - Verhandlungen mit Bayern laufen - Welcher Trainer Plan B ist

Einer der drei Autoren des dazugehörigen Textes: Sven Westerschulze. Am Samstag erschien “Fußball Bild” mit diesem Titelfoto …

Ausriss der Titelseite von Fußball Bild - Tuchel schon in München

… und mit dieser Aufmachung auf den Seiten 2 und 3:

Ausriss Doppelseite von Fußball Bild - Hier fliegt Tuchel nach München

Am selben Tag sah die erste der Sportseiten in der “Bild”-Bundesausgabe so aus:

Ausriss Bild-Zeitung - Hier fliegt Tuchel nach München

Und sportbild.de veröffentlichte Samstagmittag auch noch einen Artikel zum Thema.

Überall war das Foto zu sehen, das Simon Schlenke gemacht hatte (und in “Fußball Bild” und “Bild” auch noch ein Foto, das laut Schlenke sein Bruder aufgenommen hatte). Und überall stand als Fotocredit “Exklusiv-Foto SPORT BILD”. Eine Erlaubnis, das Foto zu benutzen, hatten offenbar weder Bild.de noch sportbild.de noch “Fußball Bild” noch “Bild”. Auf Nachfrage erklärte Schlenke bei Twitter:

Mit Dank an @GNetzer und @Phisoloph für die Hinweise!

Wenn “Bild” von “Ultras” spricht, meint “Bild” was anderes

Wir dachten, die “Bild”-Redaktion könnte es auch interessieren, dass ihre große Titelschlagzeile von gestern nicht stimmte. Dort stand in riesigen Buchstaben “Erster Fußball-Star fordert Knast für Ultras”, und der “Fußball-Star” — Jannik Vestergaard von Bundesliga-Klub Borussia Mönchengladbach — widersprach dieser Behauptung direkt. Er sagte, er habe nie von “Ultras gesprochen”. Und tatsächlich ist in dem Tweet, den Vestergaard nach Ausschreitungen bei einem Spiel in Kopenhagen verfasst hatte und auf den sich “Bild” bezog, nur von “Idioten” und “Psychopathen” die Rede.

Heute morgen schrieben wir “Bild”-Chefredakteurin Tanit Koch, “Bild”-Chefchef Julian Reichelt und “Bild”-Sportchef Walter M. Straten bei Twitter:

Julian Reichelt wollte dazu etwas sagen:

Dass Reichelt uns zum wiederholten Male vorwirft, dass wir Sympathien für Gewalttäter/Straftäter/Wenauchimmer hätten, weil wir der Meinung sind, dass gewisse Grundrechte auch Leuten zustehen, die einen schlimmen Fehler begangen haben — geschenkt.

Dass Jannik Vestergaard in seinem Tweet weder von Fans noch von “Fans” und eben auch nicht von Ultras gesprochen hat und später noch einmal explizit zwischen den Chaoten in Kopenhagen, Fans und Ultras differenziert hat — geschenkt.

Interessant finden wir Reichelts Punkt zum pauschalen Verunglimpfen der Ultras. Denn hier sehen wir tatsächlich eine ziemliche Schwäche — und vielleicht auch den grundlegenden Fehler — der “Bild”-Berichterstattung zum Thema. Wir glauben, dass die Sache eigentlich recht simpel ist: “Bild” und vor allem der für die “Bild”-Sportabteilung Verantwortliche Walter M. Straten benutzen die falsche Vokabel, wenn sie dauernd allgemein von “Ultras” reden.

Straten schrieb beispielsweise am vergangenen Samstag:

Das nervt nicht nur Ultras, sondern auch friedliche Fans.

Soll im Umkehrschluss wohl heißen: Ultras sind per Definition nicht friedlich. Und da liegt schon das Problem. Allein durch ihre Größe ist die Ultra-Bewegung in Deutschland ein ziemlich heterogener Haufen. Es gibt stark politische Gruppen und völlig unpolitische. Es gibt Ultra-Gruppen, die bewusst Gewalt suchen, und welche, die bewusst Gewalt aus dem Weg gehen. Manche nehmen Gewalt in Kauf, wenn sie sich (zu Recht oder zu Unrecht) angegriffen fühlen. Und innerhalb der jeweiligen Gruppierungen kann es noch mal Einzelpersonen mit gänzlich unterschiedlichen Einstellungen zum Thema Gewalt geben.

Wissenschaftler, Journalisten und Fanbeauftragte, die sich teilweise seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigen, bestätigen diese Vielschichtigkeit. Fankoordinator Michael Gabriel sagt im Interview mit sueddeutsche.de etwa:

“Zu behaupten, es gebe kein Problem mit Gewalt innerhalb der Ultraszene, wäre falsch. Wir beobachten in den letzten Jahren eine gewisse Dynamik, dass zunehmend gezielt Möglichkeiten gesucht werden, andere Gruppen anzugreifen. Es gibt in Teilen sogar Hooligan-typische Verhaltensweisen. Aber in diesem Kontext ist es auch immer wichtig darauf hinzuweisen, dass wir hier nur von Teilen der Ultraszene sprechen.”

Christoph Ruf, der ganze Bücher über Ultras veröffentlicht hat, schreibt bei sport1.de:

Gewalt spielte in der (deutschen) Ultraszene jahrelang eine untergeordnete Rolle, der Schwerpunkt lag bei allen Gruppierungen auf der Unterstützung, dem Support, der eigenen Mannschaft.

In den vergangenen Monaten scheint sich das zum Teil zu ändern. Aus vielen Szenen hört man, dass sich an den Rändern der Hauptgruppen jüngere Mitglieder abspalten, die den Gewalt-Kick suchen und dann kaum noch zu steuern sind.

Politikwissenschaftler Jonas Gabler unterscheidet bei morgenpost.de zwischen Ultras und Hooligans, wobei er auch eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei Ultra-Gruppen beobachte:

“Im Vergleich zu den Hooligans sind Ultras sehr stark Support-orientiert, sie wollen ihre Mannschaft unterstützen. Die Ultras legen daher viel Wert auf ihre Choreografien im Stadion, sie haben einen Vorsänger, der die Stimmung anheizt. Ultras setzen auf ihre Stahlkraft und wollen ihre Fanszene prägen”, erzählt Politikwissenschaftler Gabler.

Im Gegensatz dazu sind Hooligans eher cliquenartig in kleineren Gruppen organisiert. “Unter den Hooligans spielt Gewalt eine große Rolle. Man kann nicht dabei sein, ohne sich an den Schlägereien zu beteiligen”, so Gabler.

Fanforscher Martin Winands spricht bei Welt.de von “moderaten Ultra-Gruppen”, die wichtig für die Fußballkultur seien.

Von den Ultras zu sprechen, als handele es sich dabei um eine klar abzusteckende Gruppe, ist also schon der Fehler. Und wenn man dann so tut, als seien die Ultras nur gewaltsuchende Schläger, ist es wohl — um es mit Julian Reichelts Worten zu sagen — pauschal von “Bild” verunglimpfend.

Der “Bild”-Oberchef hatte dann noch eine Idee für einen fünften Tweet:

Ja, Julian Reichelt, natürlich werden wir uns melden, wenn Sie sich mal wieder selbst zum Sheriff, Staatsanwalt und Richter in einer Person ernennen.

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