Mesale Tolu halbfrei, Goldener Günter, Zurückgedöpfnert

1. „Ich bin müde, aber glücklich“
(faz.net)
Die Journalistin Mesale Tolu wurde gestern in der Türkei nach mehr als sieben Monaten Untersuchungshaft freigelassen. Eine Entlassung mit Komplikationen: Trotz der gerichtlichen Anordnung wurde sie zunächst in einer Polizeiwache in Istanbul festgehalten. Außerdem erfolgte die Freilassung nur unter Auflagen: Tolu muss sich jeden Montag bei den Behörden melden. Außerdem wurde ein Ausreiseverbot gegen sie verhängt.
Dazu auch: Mesale Tolu bleibt politische Geisel (Reporter ohne Grenzen)

2. Der Goldene Günter 2017 für die Peinlichkeiten des Jahres
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die Redaktion des Medienmagazins “dwdl.de” kürt die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres mit einem Negativ-Preis: dem “Goldenen Günter”. Hintergrund der seit 2008 vergebenen Auszeichnung sei eine Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve. Dieser hatte eine Sendung mit der Künstlerin Lady Bitch Ray als “ziemlich ui-jui-jui” bezeichnet. Diesmal unter den würdigen Gewinnern: Der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling, eine pampige Stellungnahme des Sky-Kundenservice, eine „TV Movie“-Filmkritik ohne Sichtung des Films, Mehmet Scholl, der Discovery Channel sowie ein homophober Kommentar. (In einer Bilderstrecke lassen sich Gewinner und Begründungen durchklicken.)

3. “Trump lässt sich eine gute Story nicht durch Fakten kaputtmachen”
(sueddeutsche.de, Jannis Brühl)
Aaron Sharockman ist der Chef der Faktencheck-Webseite “Politifact” und hat in den vergangenen sieben Jahren allerhand an Lügen erlebt. Im Interview erzählt er von seinen Lieblingslügen und warum Politiker immer dreister flunkern.

4. Polnische Medien-Startups füllen wichtige Nische aus
(de.ejo-online.eu, Paulina Pacula)
In Polen kam es in den letzten Jahren zur Gründung einiger unabhängiger Medieninitiativen. Das “Europäische Journalismus-Observatorium” (EJO) hat sechs dieser Startups untersucht: Wie finanzieren sich diese Projekte? Wie erreichen sie Rezipienten? Und wie innovativ sind sie im Hinblick auf die Herausforderungen des Medienmarktes?

5. Weltweit 65 Medienschaffende getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
2017 wurden weltweit mindestens 65 Journalisten, Bürgerjournalisten und andere Medienmitarbeiter in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit hervor. 326 Medienschaffende weltweit sind zum Jahresende wegen ihrer Tätigkeit in Haft. Knapp die Hälfte von ihnen sitzt in nur fünf Ländern im Gefängnis: in China, der Türkei, in Syrien, dem Iran und Vietnam.

6. “Keiner will den Öffentlich-Rechtlichen Textelemente verbieten”
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff)
Der Axel-Springer-Chef und Anführer der Zeitungsverleger Mathias Döpfner stört sich am konkurrierenden Textangebot der Öffentlich-Rechtlichen und spricht auch gerne mal von “Staatspresse”. Das Deutschlandfunk-Gespräch mit ihm hat ein geradezu episches Ende: “Und wenn unser Interview gleich beendet ist und gesendet dann auch, dann nicht abtippen, nicht zusammenfassen, sondern einfach nur ein Bild von Ihnen, eine Überschrift und einen Audiobutton?” Döpfner daraufhin: “Vielleicht ein kleiner hinführender Text, der so ein bisschen zusammenfasst, was wir besprochen haben, und dann der Hinweis auf unsere Sendung, genau, ja.”
Spoilerwarnung: Der Deutschlandfunk hat seinem Wunsch nicht entsprochen.