Kanarienvogel Böhmermann, Elstner & Lorenzo, Schleichwerbung-Streaming

1. Nur Satirikern ist der kalkulierte Grenzübertritt gestattet
(tagesspiegel.de, Paul Dalg)
Vergangene Woche bezeichnete Medienjournalist Joachim Huber in einer Kritik Jan Böhmermann als “Twitter-Zombie” und “Satire-Trump” (“Wo er früher den Nerv, die Nerven der Zeit getroffen hat, nervt der von sich selbst berauschte Na-ja-Satiriker nur noch.”) Dem tritt nun Paul Dalg mit einer Verteidigungsrede entgegen: “Statt zu sagen: “Er nervt”, sollte man sagen: Jan Böhmermann nimmt seinen Job ernst. Als gesellschaftlich relevantes Juckpulver. Es ist wie mit den Kanarienvögeln im Bergbau — solange sie zwitschern, ist die Luft rein. Sollte vom Satiriker Böhmermann einmal nichts mehr zu hören sein, sollten wir uns in Deutschland gehörig in Acht nehmen.”
Weiterer Lesetipp: “Acht Millionen Debile”: Jan Böhmermann angezeigt (dwdl.de, Timo Niemeier).

2. Einstiger Chefredaktor des «Guardian»: «Nur wer phantastischen Journalismus bietet, wird überleben»
(nzz.ch, Felix Simon)
Wer Lesehungrige durch eine Paywall vom Lesen abhält, schaufele am eigenen Grab. So lautet das Credo von Alan Rusbridger, dem erfolgreichen Medienmacher und Ex-Chefredakteur des “Guardian”. Im Interview mit der “NZZ” spricht Rusbridger über die Glaubwürdigkeitskrise der Medien, die Zukunft des Qualitätsjournalismus und seine Ratschläge an jüngere Kolleginnen und Kollegen.

3. Wetten, das war’s..? Frank Elstner trifft Giovanni di Lorenzo
(youtube.com, Frank Elstner, Video: 41:06 Minuten)
In der zweiten Ausgabe von “Wetten, das war’s..?” interviewt Frank Elstner den “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo (ebenfalls empfehlenswert: das Gespräch mit Jan Böhmermann). Dabei geht es unter anderem um die Kunst des guten Interviews, persönliche Fehltritte und historische Fehler, den Fall Relotius und die “Lügenpresse” sowie Lorenzos Lieblingsgäste und Nicht-Lieblingsgäste.

4. Werbebotschaft angekommen?
(sueddeutsche.de, Nicolas Freund)
Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video zeigen keine Werbeblöcke, sondern bauen in ihre Filme Produktplatzierungen ein und das in erschreckendem Ausmaß. Bei Netflix soll dies bei etwa drei Viertel der Pruduktionen der Fall sein, bei Amazon bei fast allen, so “SZ”-Redakteur Nicolas Freund.

5. Ex-Bamf-Chefin unzulässig vorverurteilt
(taz.de, Benno Schirrmeister)
Nun hat es auch das Bremer Verwaltungsgericht bestätigt: Die ehemalige Chefin der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Ulrike B., wurde von der Staatsanwaltschaft unzulässig in den Medien vorverurteilt. Zum Hintergrund des Bamf-Skandals, der keiner war, siehe auch den Artikel von Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller: Einmal Skandal und zurück? Recherche­verbund in der Kritik (uebermedien.de).

6. Erinnert ihr euch an die dramatisierende @DerSPIEGEL -Titelgeschichte zum Fall #Relotius?
(twitter.com/WolfgangMichal)
Wieder einmal kommt beim “Spiegel” ein “perfekter Sturm” auf. Wolfgang Michals lakonischer Kommentar: “Beim Spiegel wird eben viel gesegelt.”