Schmutzkampagne bei “Focus Online”, Rundfunkbeitrag, SMS-Klage

1. Falschnachricht über die SPD: Schmutzkampagne bei “Focus Online”
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz berichtet über einen “Focus-Online”-Artikel, der fälschlicherweise eine Schmutzkampagne der SPD gegen Friedrich Merz thematisiert habe (“Wahlkampf aus der untersten Schublade: SPD plant Schmutz-Kampagne! Frauen sollen Angst vor Friedrich Merz schüren”). Die SPD, die umgehend rechtliche Schritte eingeleitet habe, habe die Vorwürfe dementiert. “Focus Online” habe den Artikel zwar gelöscht, doch die Verbreitung der Falschmeldung könnte das Vertrauen in Medien weiter beschädigen, schreibt Rosenkranz.
Weiterer Lesetipp: SPD will “Fairness-Abkommen” für den Wahlkampf: “Der Wahlkampf ist noch gar nicht offiziell eröffnet, da wird bereits die erste Falschbehauptung verbreitet. In diesem Fall über die SPD. Deren Generalsekretär schlägt anderen Parteien ein ‘Fairness-Abkommen’ vor.” (tagesschau.de, Moritz Rödle)

2. Rundfunkbeitrag: ARD & ZDF ziehen vor das Verfassungsgericht
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nachdem die Bundesländer keine Einigung erzielt haben, zögen ARD und ZDF vor das Bundesverfassungsgericht, um die von der KEF empfohlene Erhöhung des Rundfunkbeitrags durchzusetzen. ZDF-Intendant Norbert Himmler habe diesen Schritt wie folgt begründet: “Der Blick auf die Krisenherde der Welt und die wachsende Verunsicherung auch in Deutschland zeigen einmal mehr, wie wertvoll der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Garant verlässlicher Informationen für die Gesellschaft ist. Die Verfassung gibt vor, dass er dafür angemessen finanziert sein muss. Da die Länder die Beitragsempfehlung der KEF nicht umsetzen, bleibt uns keine andere Möglichkeit, als erneut Beschwerde in Karlsruhe einzulegen.”

3. Was schrieb Ursula von der Leyen an den Pfizer-CEO?
(lto.de)
“Legal Tribune Online” berichtet über eine Klage der “New York Times” vor dem Gericht der Europäischen Union auf Offenlegung von SMS zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla. Hintergrund sei ein milliardenschwerer Vertrag über einen Corona-Impfstoff aus dem Jahr 2021, bei dessen Zustandekommen persönliche Kontakte und Textnachrichten eine Rolle gespielt haben sollen. Die Klage werfe aus juristischer Sicht grundsätzliche Fragen zur Transparenz der EU-Institutionen und zur Einstufung von Textnachrichten als öffentliche Dokumente auf.

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4. Was will die “Tagesschau” auf Twitch?
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 25:55 Minuten)
In dieser Folge des Podcasts “Läuft” schaut sich Alexander Matzkeit an, wie die “Tagesschau” versucht, mit ihrem Twitch-Projekt “Tagesschau Together” ein jüngeres Publikum zu erreichen. Dazu unterhält er sich mit Daniel Stolz vom “X Lab” des SWR und Isabella David-Zagratzki aus der Social-Media-Redaktion der “Tagesschau”. Sie sprechen über “die Genese des lernenden Formats, erste Schlussfolgerungen und darüber, wie Innovation in der ARD überhaupt möglich ist.”

5. Prozess gegen Jimmy Lai geht weiter
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die Freilassung des in Hongkong vor Gericht stehenden Verlegers Jimmy Lai: “Der Prozess gegen Lai steht symbolisch für den Verfall der Pressefreiheit in Hongkong. Die Vorwürfe sind fadenscheinig, der Prozess ist absurd. Dennoch sitzt der Gründer der Zeitung Apple Daily seit fast vier Jahren in Isolationshaft und sein Gesundheitszustand hat sich deutlich verschlechtert. Jimmy Lai muss sofort freikommen”, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Alles fließt
(taz.de, Ferry Batzoglou)
Ferry Batzoglou beschreibt die Medienlandschaft in Griechenland, die von einem erdrückenden Angebot privater Medien geprägt sei, während das Land in der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit weit abgeschlagen auf Platz 88 liege. Eine Recherche des investigativen Reporter-Netzwerkes “Solomon” habe die Verbindungen von zwölf griechischen Medienmogulen aufgedeckt, die weltweit Hunderte von Unternehmen betreiben, oft mit Schwerpunkten im Schifffahrts-, Finanz- und Energiesektor.

Social-Media-AfD überschätzt, “Bro Vote” für Trump, BR-Bibliothek

1. AfD als Social Media Partei überschätzt
(verdi.de)
Eine aktuelle Studie der Otto Brenner Stiftung hat sich mit der AfD als “Social-Media-Partei” beschäftigt (PDF) und dazu deren Landtagswahlkämpfe in Sachsen, Thüringen und Brandenburg untersucht. Das Fazit: “Zumindest mit Blick auf die hier untersuchten Wahlkämpfe ziehen die Autoren den Schluss, dass die AfD weit weniger Social-Media-Partei ist, als häufig kolportiert. Es gelte, die Gefahren des neu- und extrem-rechten Medienkosmos ernst zu nehmen, ohne die strategisch-kommunikativen Fähigkeiten der AfD zu überhöhen.”

2. «Bro Vote»: Wie Podcasts und alternative Medien Trump zum Wahlsieg verhalfen
(de.ejo-online.eu, Svetlana Greidina)
“Donald Trumps Sieg bei den Präsidentschaftswahlen 2024 zeigt, wie radikal sich die politische Landschaft in den USA verändert hat. Eine entscheidende Rolle spielte dabei das sogenannte ‘Bro Vote’ – junge Männer unter 30 Jahren, die sich zunehmend auf alternative Medien und Podcasts verlassen, anstatt den traditionellen Medienkanälen zu vertrauen.” Svetlana Greidina erklärt, was es mit dem “Bro Vote” auf sich hat und warum es für Trumps Wahlerfolg so wichtig war.

3. Wie der BR nach dem Programm auch seine 100-jährige Bibliothek schleift
(muenchner-feuilleton.de, Cornelia Zetzsche)
Der öffentlich-rechtliche Bayerische Rundfunk löst seine Bibliothek auf. Einigermaßen fassungslos kommentiert Cornelia Zetzsche: “Die 100-jährige Sammlung mit über 70.000 Bänden inklusive Erstausgaben, Raritäten, alten Büchern aus dem 16./17. Jahrhundert und Schriften aus den Anfangsjahren des Radios 1922/24, als der BR noch Deutsche Stunde in Bayern hieß, all das wird Ende November endgültig aufgelöst. Schon seit Mai hat sie gewaltige Lücken, zur Freude diverser Institute und eines Leipziger Großantiquars, der auch andere ARD-Bibliotheken für’n Appel und n’ Ei abholt und damit sein Geschäft macht, aber wer braucht heute schon ‘alte’ Bücher?!?”

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4. “Signal gelebter Solidarität”: Einigung im Tarifstreit beim SWR
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der SWR habe nach elfmonatigen Verhandlungen und Warnstreiks eine Einigung im Tarifstreit erzielt, die insbesondere die unteren Einkommensgruppen entlasten soll. Die Vereinbarung umfasse gestaffelte Gehaltserhöhungen, Einmalzahlungen, Zuschüsse sowie Anpassungen für freie Mitarbeitende, Lernende und Angestellte des öffentlich-rechtlichen Senders.

5. So steht es um den Forschungszugang zu X, Facebook & Co.
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Will die Forschung den Einfluss von Social Media auf Politik und Gesellschaft untersuchen, ist sie auf entsprechende Forschungszugänge der Plattformen angewiesen. Diese würden sich aber nur ungern in die Karten schauen lassen. Eigentlich soll der Digital Services Act der EU das Problem lösen, doch das sei bislang nicht gelungen, wie Tomas Rudl bei netzpolitik.org erklärt.

6. BGH stärkt Schadensersatzansprüche von Nutzern gegenüber Facebook
(zeit.de)
Der Bundesgerichtshof (BGH) habe entschieden, dass Nutzerinnen und Nutzer nach einem Datendiebstahl in den Jahren 2018 und 2019 Schadensersatzansprüche gegen Facebook geltend machen könnten. Dies betreffe weltweit 531 Millionen Menschen. Dem Urteil zufolge stellt der Verlust der Kontrolle über persönliche Daten einen immateriellen Schaden dar, für den kein konkreter wirtschaftlicher Verlust nachgewiesen werden müsse. Die Höhe des Anspruchs sei jedoch begrenzt – der BGH halte 100 Euro für einen angemessenen Betrag.

RBB wehrt sich, Westdeutsche Perspektiven, Tracker-Recherche

1. RBB wehrt sich juristisch gegen Rundfunkstaatsvertrag
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wolle Verfassungsbeschwerde gegen den Rundfunkstaatsvertrag Berlin-Brandenburg einlegen. Der Sender sehe die Rundfunkfreiheit durch Regelungen wie die erweiterte Regionalberichterstattung und die politisch festgelegte Anzahl von Regionalbüros gefährdet. Zudem kritisiere der RBB eine aus seiner Sicht verstärkte Einflussnahme der Politik auf Personalentscheidungen, die unter anderem den Rundfunkrat beträfen.

2. Nur zu Besuch
(taz.de, Alexander Teske)
In seinem Essay kritisiert Alexander Teske die Vergabe des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises an westdeutsche Journalisten und Journalistinnen für Reportagen über Ostdeutschland: “Alle Preisträger eint: Sie haben Filme über Ostdeutschland gedreht. Und: Alle vier sind Westdeutsche. Den Filmen sieht man das an. Sie zeichnen ein einseitiges Bild und zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Realität. Der Jury unter dem Vorsitz von Sandra Maischberger fiel das nicht auf. Vielleicht, weil unter 43 Mitgliedern nur eine Ostdeutsche ist.”

3. Zieht euch warm an
(djv.de, Gina Schad)
Gina Schad, Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbands, kommentiert die Wahl Donald Trumps und mögliche ähnliche Entwicklungen in Deutschland: “Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann die Medien in Europa und Deutschland vor sich hertreibt. Bei uns werden in einer vorgezogenen Bundestagswahl die Karten bald neu gemischt. Die AfD steht schon in den Startlöchern. Vielleicht ist die Antwort auf die Wahl von Trump ein Kodex, wie wir als Medienschaffende mit der AfD umgehen sollten. Jetzt können wir noch etwas ändern, bevor es in ein paar Jahren auch bei uns heißt: Alle vier Jahre grüßt das Murmeltier.”

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4. Ein Babystrampler, der sich aus Belgrad meldet
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschreibt, wie Journalistinnen und Journalisten mithilfe von Trackern illegale Praktiken wie Elektroschrottentsorgung oder Steuervermeidung aufdecken. Ihr Text beleuchtet auch die Herausforderungen der Technologie, den Missbrauch durch Stalking sowie technische Einschränkungen solcher Recherchen.

5. #eXit: Twitter ist leider kaputt
(arminwolf.at)
In seinem Blog beschreibt der Journalist Armin Wolf seine 16-jährige Beziehung zu Twitter, die er nun aufgrund der negativen Entwicklungen unter Eigentümer Elon Musk beenden wolle. Wolf kritisiert die Plattform für die Förderung von Hassrede, Propaganda und algorithmischer Verzerrung, die den einstigen Nutzen für Journalismus und Diskurs verdrängt habe. Als Alternative empfiehlt er die Plattform Bluesky.
Weiterer Lesetipp: Bluesky verzeichnet in Woche nach US-Wahl eine Million neue Nutzer: “Die Social-Media-Plattform hat in der Woche nach der US-Wahl eine Million neue Nutzerinnen und Nutzer gewonnen. Das hat auch mit neuen Nutzungsbedingungen von X zu tun.” (zeit.de)

6. Abschied aus der hypermoralisierten Mediengesellschaft
(matthiaszehnder.ch)
Matthias Zehnder thematisiert die zunehmende Moralisierung in Medien und Politik, die dringliche Appelle und moralischen Alarmismus zur Aufmerksamkeitserzeugung nutze. Er argumentiert, dass diese Kommunikationsweise Misstrauen und Demoralisierung auslöse, sowohl in Unternehmen als auch in der Gesellschaft, da sie sachliche Debatten und formale Rahmenbedingungen untergrabe. Sein Appell: “Versuchen Sie, weniger zu verurteilen und mehr zu beurteilen. Natürlich wünsche ich mir genau das von den Medien und ihrer Berichterstattung. Auch da: Regen Sie sich nicht darüber auf. Ständiges Moralisieren ist kontraproduktiv.”

KW 46/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Wie lässt sich der politische Diskurs auf sozialen Plattformen retten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:50 Minuten)
Robert Habecks Rückkehr zu X/Twitter war für Holger Klein der Anlass, sich mit Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org, über die Musk-Plattform und die damit zusammenhängenden Themen zu unterhalten: “Wie sehr könnte X-Eigner Elon Musk auch im deutschen Wahlkampf mitmischen? Welchen Einfluss haben die großen Plattformen und Desinformation überhaupt? Inwiefern unterscheidet sich die politische Öffentlichkeit in USA von der in Deutschland? Und wie müssten Plattformen konzipiert sein, auf denen Wut und Hass nicht mit Reichweite belohnt werden?”

2. Krieg in Nahost: Warum sind Journalisten noch immer so gefährdet?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 30:19 Minuten)
Der Krieg im Nahen Osten bleibt gefährlich für Journalistinnen und Journalisten: Über 150 von ihnen seien seit dem Überfall der Hamas auf Israel und den anschließenden Angriffen der israelischen Armee getötet worden. “Warum verbessert sich die Lage nicht? Warum werden Reporterinnen und Reporter gezielt angegriffen? Wie könnten sie besser geschützt werden?” Darüber spricht Linus Lüring mit Martin Durm, der für die ARD immer wieder aus Syrien und dem Libanon berichtet, und mit Tel-Aviv-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Christopher Resch von der Organisation Reporter ohne Grenzen erläutert, warum gezielte Angriffe auf Medienschaffende Kriegsverbrechen sind und welche Bedeutung Klagen vor dem Internationalen Strafgerichtshof haben können.

3. Caren Miosga über Ehrlichkeit in der Politik, ihre Überzeugungen und gute Fragen
(youtube.com, Matze Hielscher, Audio: 2:02:13 Stunden)
Matze Hielscher hat die Journalistin und Polit-Talkerin Caren Miosga in sein “Hotel Matze” eingeladen: “Ich wollte von Caren wissen, wie sich ihr Leben durch die Entscheidung für ihre eigene Talkshow verändert hat und ob es aus ihrer Sicht eigentlich wahrhaftige Gespräche mit Politikerinnen und Politikern gibt. Wir sprechen über Carens Werdegang und ihre katholische Erziehung, es geht um Ehrlichkeit und Überzeugung, um Zuversicht, journalistische Neutralität und um gute Fragen.”

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4. Kommen manche EU-Themen zu kurz in den Medien?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 29:05 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob manche EU-Themen in den Medien zu kurz kommen. DLF-Hörer Hendrik Fehr wünscht sich mehr Erklärungen zu den Zusammenhängen in der Europäischen Union. Mit ihm diskutieren DLF-Brüssel-Korrespondent Peter Kapern und Sören Brinkmann aus der “Mediasres”-Redaktion über Einblicke in EU-Institutionen und politische Prozesse.

5. Preiswert – Die Jury tagt. Was ist guter Journalismus?
(youtube.com, Tom Schimmek, Audio: 45:09 Minuten)
In dieser Folge des “Brenner”-Podcasts dreht sich alles um den Otto-Brenner-Preis und die Frage, was guten Journalismus ausmacht. Die Jurymitglieder, darunter renommierte Journalistinnen und Journalisten, diskutieren über Kriterien wie gründliche Recherche, Mut und handwerkliche Qualität, aber auch über den Einfluss von Medien auf die Demokratie.

6. Erfolgreich mit True Crime
(spotify.com, HSS Satzzeichen, Christian Jakubetz, Audio: 20:07 Minuten und 22:53 Minuten)
Warum ziehen wahre Kriminalfälle so viele Menschen in ihren Bann? Im “Satzzeichen”-Podcast spricht Christian Jakubetz mit Anne Kunze, Investigativjournalistin bei der “Zeit” und Gastgeberin des Podcasts “Zeit Verbrechen”, über die Kunst des Erzählens, den Unterschied zwischen Print und Podcast sowie die Herausforderung, True Crime spannend und respektvoll zugleich zu gestalten. Ein zweiteiliger Einblick in das meistgehörte Genre der Podcast-Welt.

Einfluss von KKR, “The Onion” kauft “Infowars”, Massen-X-odus

1. Springer-Konzern: Nutzte Hauptaktionär KKR den Medienkonzern für politische Einflussnahme?
(lobbycontrol.de, Christina Deckwirth & Aurel Eschmann)
“Die BILD-Zeitung war klare Gegnerin des Heizungsgesetzes. Welche Rolle spielte dabei Springer-Hauptaktionär KKR? Neue Dokumente belegen zumindest, dass der Finanzinvestor in Deutschland Lobbyarbeit betreibt. Wir untersuchen die Fakten dazu.” Christina Deckwirth und Aurel Eschmann von der Organisation “LobbyControl” haben in ihrer Recherche zahlreiche Auffälligkeiten entdeckt, die mindestens weitere Fragen aufwerfen.

2. Satirezeitschrift »The Onion« kauft Verschwörungstheoretiker-Internetportal
(spiegel.de)
Das US-Satiremagazin “The Onion” habe das bekannte Verschwörungsportal “Infowars” von Alex Jones ersteigert. Die Übernahme sei von Opferfamilien des Sandy-Hook-Amoklaufs unterstützt worden, denen Jones nach einer Verleumdungsklage über eine Milliarde US-Dollar schulde. “The Onion” plane offenbar, “Infowars” künftig als parodistische Plattform zu nutzen, um Geschäftspraktiken und Inhalte von Verschwörungsmystikern humorvoll zu entlarven.

3. Mehrere Promis verlassen Musks Plattform X
(n-tv.de)
Mehrere Prominente, darunter Jamie Lee Curtis, Jim Carrey, Toni Braxton und Moby, hätten Elon Musks Plattform X/Twitter verlassen, was auf die Wahl Donald Trumps und Musks politische Verbindungen zu Trump zurückgeführt werde. Die Konkurrenzplattform Bluesky, gegründet von Twitter-Erfinder Jack Dorsey, habe in der Woche nach der US-Wahl eine Million neue Nutzerinnen und Nutzer dazugewonnen. Auch in Deutschland hält der “X-odus” an. So hätten sich unter anderem der Fußballklub FC St. Pauli und das Online-Feuilleton “54books” von X verabschiedet.

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4. Verlage unterliegen in Rechtsstreit um “Newszone”-App
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Im juristischen Streit um die öffentlich-rechtliche “Newszone”-App des SWR hätten die klagenden Verlage eine Niederlage einstecken müssen, schreibt Uwe Mantel bei “DWDL”. Nachdem die Verlage in einem ersten Urteil zunächst erfolgreich waren, habe die zuständige Kammer des Landgerichts Stuttgart – inzwischen etwas anders besetzt als beim ersten Urteil – diesmal in der App kein “presseähnliches Angebot” erkennen können.

5. Protestbrief gegen Vorgehen bei Today-Aus
(persoenlich.com, Christian Beck)
Laut persoenlich.com würden rund 170 Mitarbeitende des Schweizer Medienunternehmens CH Media in einem Protestbrief das überraschende und abrupt kommunizierte Ende der “Today”-Portale kritisieren. “Dieser Brief bringt den Unmut der Unterzeichnenden zum Ausdruck, auf welche Art und Weise CH Media die Einstampfung der Today-Portale umgesetzt und kommuniziert hat”, heiße es in dem Schreiben, das persoenlich.com vorliegt. Weitere Informationen zum Hintergrund: Sechs Today-Portale werden eingestellt: “Die Plattformen FM1Today, ArgoviaToday, BärnToday, PilatusToday, ZüriToday und 32Today sind per sofort nicht mehr erreichbar. Es kommt zu 34 Kündigungen. Der Verlag begründet den Entscheid mit mangelnder Wirtschaftlichkeit und fehlender Perspektive.” (persoenlich.com)

6. Von der gefeierten Influencerin zur Gefangenen
(taz.de, Mirco Keilberth)
Die tunesische Influencerin Amel Thamlaoui, bekannt als “Lady Samara”, sei zu einer Haftstrafe von über drei Jahren verurteilt worden. Obwohl sie in ihren Inhalten weder politische noch gesellschaftskritische Themen behandele, werfe ihr das Justizministerium eine Mitschuld an der “Verwahrlosung” in Sozialen Netzwerken vor. Mirco Keilberth kommentiert: “Warum eine selbstbewusste junge Tunesierin, die am meisten Klicks mit ihrer opulenten Hochzeitsfeier im Frühjahr hatte, nun ihr Kind im Gefängnis zur Welt bringen soll, darüber rätseln immer noch viele im Land. Aber natürlich nur hinter vorgehaltener Hand.”

Please Stärke Lindner, “Guardian” geht – SPD kommt zurück, DW-Streik

1. Please Stärke Christian Lindner!
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Lisa Kräher schreibt bei “Übermedien” über die intensive mediale Unterstützung, die Christian Lindner und dessen FDP in den vergangenen Wochen von der “Bild”-Medien erfahren hätten. “Bild” habe wiederholt Partei für den Finanzminister und FDP-Chef ergriffen, vor allem durch die schlagzeilenträchtige Berichterstattung über die angebliche Ungerechtigkeit seiner Entlassung durch Bundeskanzler Olaf Scholz sowie sein neues Image als Opfer im “Ampel-Drama”. Die redaktionelle Sympathie für Lindner habe auch mit Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und dessen einstiger Anweisung “Please Stärke die FDP” zu tun.

2. Der »Guardian« verlässt X, die SPD kehrt zurück
(spiegel.de)
Die renommierte britische Tageszeitung “Guardian” verlässt den Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter. “Der US-Präsidentschaftswahlkampf hat nur noch mehr unterstrichen, was wir schon lange vermutet haben: X ist eine toxische Medienplattform und ihr Eigentümer, Elon Musk, hat ihren Einfluss genutzt, um den politischen Diskurs zu beeinflussen”, schreibe der “Guardian” in einer Erklärung. In der deutschen Politik könne man hingegen eine konträre Entwicklung beobachten. So hätten Wirtschaftsminister Robert Habeck und der SPD-Parteivorstand ihre einst stillgelegten X-Accounts kürzlich reaktiviert.
Dazu auch ein Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Wie weit darf das Reichweitenargument gehen? Aus meiner Sicht gibt man schließlich auch nicht der ‘Bild’-Zeitung Interviews, nur weil sie die größte Leserschaft hat. Reichweite um jeden Preis – das kann nicht die Lösung sein. Und bei X ist der Preis besonders hoch: Mit jeder Nachricht, jedem Beitrag auf X läuft man Gefahr, eine Plattform zu legitimieren, die demokratischen Austausch durch Hass und Hetze ersetzt. Der ‘Guardian’ hat das verstanden. Die deutsche Politik offenbar noch nicht.” (radioeins.de, Lorenz Meyer: Audio: 4:06 Minuten)

3. Drei Fragen: Zur Deutschen Welle
(verdi.de)
Nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi kam es am gestrigen Mittwoch bei der Deutschen Welle zu einem ganztägigen Streik. Verdi-Sekretärin Kathlen Eggerling erklärt, worum es dabei geht, wie die Hauptforderungen aussehen, welche Auswirkungen der Streik hatte und wie die Stimmung bei den Streikenden war (“Es gibt Reden, Sprechchöre und gerade wurde auch gesungen.”). Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat sich zu Wort gemeldet: “Das Angebot der Geschäftsleitung ist nicht nur meilenweit vom erlittenen Reallohnverlust entfernt, sondern auch vom Abschluss im Öffentlichen Dienst, der immer Referenzwert für den Tarifabschluss des Auslandssenders war”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Die Bezahlung von Journalistinnen und Journalisten darf sich nicht dauerhaft von der Lohnentwicklung anderer Branchen abkoppeln. Guter Journalismus muss gut bezahlt werden.” (djv.de, Gina Schad)

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4. Doppelgänger: CORRECTIV-Recherchen legen russische Propaganda-Kampagne lahm
(correctiv.org, Max Bernhard & Alexej Hock & Sarah Thust)
Alexej Hock, Sarah Thust und Max Bernhard erläutern in eigener Sache, wie “Correctiv” und die IT-Forensik-Organisation Qurium eine russische Desinformationskampagne namens “Doppelgänger” durch ihre Recherchen weitgehend eindämmen konnten. “Doppelgänger” soll seit Jahren gefälschte Webseiten und Propaganda-Links verbreitet haben, um in westlichen Ländern die Sicht auf die Ukraine zu beeinflussen. Nach Anfragen von “Correctiv” hätten mehrere europäische Dienstleister ihre Unterstützung für die Kampagne eingestellt.

5. Mutmassliche Online-Stalker von Jolanda Spiess-Hegglin streiten vor Gericht alles ab
(tagesanzeiger.ch)
In einem Prozess vor dem Bezirksgericht Pfäffikon würden zwei mutmaßlichen Online-Stalker der ehemaligen Schweizer Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin alle Anschuldigungen der Belästigung und Diffamierung bestreiten. Trotz einer Vielzahl an Beweisen, darunter E-Mails zu pornografischen Fotomontagen und hetzerischen Kommentaren in Sozialen Medien, würden die beiden Männer eine Beteiligung leugnen. Stattdessen würfen sie der Staatsanwaltschaft Fehler vor.

6. Sportjournalismus: Nur dabei statt mittendrin
(fachjournalist.de, Michael Schaffrath & Thorsten Schulz)
“Wie nehmen Trainer*innen die Dopingberichterstattung wahr? Wie schätzen sie die Kompetenz von Sportjournalist*innen ein? Und welche Mitverantwortung schreiben die Coaches den Medienvertreter*innen beim Thema Doping zu?” Um diese und weitere Fragen ging es in einer Studie der TU München. Beim “Fachjournalist” fassen die Studienmacher ihre Ergebnisse zusammen und liefern einen Ausblick.

Werbeaktivitäten der Fraktionen, Sturmreif, “Nius” stockt auf

1. Bundestag will die Öffentlichkeitsarbeit der Fraktionen neu regeln
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Der Bundestag plane, noch vor der nächsten Wahl die Regeln für die Öffentlichkeitsarbeit der Fraktionen zu überarbeiten. Der Bundesrechnungshof habe festgestellt, dass viele Social-Media-Aktivitäten der Fraktionen, die eigentlich die parlamentarische Arbeit darstellen sollen, in der Vergangenheit parteipolitische Werbung enthielten. Eine breite Mehrheit der Fraktionen sei nun bereit, das Abgeordnetengesetz zu ändern, jedoch ohne ausreichende Berücksichtigung der Bedenken des Bundesrechnungshofs.

2. Wenn Journalisten Krankenhäuser sturmreif schreiben
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Journalist und Islamwissenschaftler Fabian Goldmann hat sich ausführlich mit der deutschen Nahost-Berichterstattung auseinandergesetzt: “Anlässlich der Erstürmung von Gazas größtem Krankenhaus, der Al-Schifa-Klinik, habe ich mir angeschaut, wie Medien zur Zerstörung des Gesundheitssystems im Gazastreifen beigetragen haben. Das tun sie vor allem, indem sie immer wieder unkritisch israelische Darstellungen von ‘Hamas-Kommandozentralen’ unter Krankenhäusern übernehmen (auch Hamas-Tunnel, Hamas-Geiseln, Hamas-Waffen, Hamas-Abschussrampen…) und indem sie seriösen und unabhängigen Untersuchungen bspw. durch internationale Organisationen, NGO und investigative Journos, die die Darstellung der israelischen Armee widerlegen, auf die tödlichen Folgen dieser Angriffe hinweisen usw., weit weniger Aufmerksmakeit schenken.”

3. Julian Reichelts “Nius” stockt bei “Exxpress” auf 50 Prozent auf
(derstandard.de)
Der “Standard” berichtet, dass Julian Reichelts rechtskonservatives Krawallportal “Nius” seine Anteile am österreichischen Medium “Exxpress” auf 50 Prozent aufgestockt habe, womit die deutsche Vius SE & Co, KGaA nun größter Gesellschafter des Onlinemediums aus Österreich sei. Die Gründerin und bisherige “Exxpress”-Mehrheitseignerin Eva Schütz halte noch 32 Prozent, der Finanzinvestor Alexander Schütz sei ebenfalls direkt beteiligt.

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4. Unterstützung von Journalismus und Demokratie: Soziologe Erik Neveu schlägt sechs Regeln vor
(de.ejo-online.eu, Coline Grasset)
Das “European Journalism Observatory” berichtet über sechs Ideen des Soziologen Erik Neveu zur Unterstützung von Journalismus und Demokratie. Neveu schlage eine Erweiterung der Datenschutz-Grundverordnung auf juristische Medienpersonen, eine stärkere Regulierung der fünf größten IT-Unternehmen, öffentliche Finanzierungsvorteile für unabhängige Medien und eine Begrenzung der Eigentümereinflussnahme auf Medien vor. Darüber hinaus fordert er einen Schutz vor SLAPP-Klagen und eine stärkere Medienbildung, um das Vertrauen in die Medienlandschaft zu stärken und die demokratische Funktion des Journalismus zu sichern.

5. Meta-Nutzer sollen mehr Datenschutz mit Werbepausen bezahlen
(zeit.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe sich ein neues Bezahlmodell ausgedacht: Auf Facebook und Instagram soll es zukünftig personalisierte Werbung oder Werbung, die sich nicht wegklicken lasse, geben. Für vollständige Werbefreiheit verlange das US-Unternehmen künftig Abogebühren von bis zu 7,99 Euro pro Monat. Ursprünglich sei von monatlich 12,99 Euro die Rede gewesen. Wie sich das neue Modell auf das laufende Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Meta auswirke, sei ungewiss.

6. Was passiert, wenn Boomer Gen Z-Slang imitieren?
(taz.de, Christina Koppenhöfer)
Wer TikTok nutzt, hat vielleicht schon von dem Trend “Gen Z wrote the script” gehört, bei dem ältere Menschen auf humorvolle Weise den Gen-Z-Slang imitieren. Ein Beispiel sei das virale Video der Buchhandlung Hugendubel, in dem ein älterer Mann Begriffe wie “sus” und “slay” verwendet und damit amüsierte Reaktionen hervorruft. Dass dies nicht immer gelingt, beweise der FDP-Politiker Christian Dürr mit einem TikTok-Clip, der von den Nutzerinnen und Nutzern sowie seiner eigenen Partei als unpassend und peinlich empfunden werde.

Proteste gegen Strunz, Medienwende nach Mauerfall, Freiheit der Herzen

1. Euronews-Redaktionen protestieren gegen ihren neuen Chef Claus Strunz
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier fasst die Diskussionen um den neuen Euronews-Chef Claus Strunz, Ex-Mitglied der “Bild”-Chefredaktion, zusammen. Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Gewerkschaften in Lyon und Brüssel würfen Strunz vor, die Prinzipien der Neutralität und Unparteilichkeit zu verletzen, insbesondere durch öffentliche Pro-Trump-Äußerungen und politische Eingriffe in die Berichterstattung. Dies untergrabe das Vertrauen in den Sender. Die Belegschaft fordere eine Untersuchung durch den Verwaltungsrat und plane ein Townhall-Meeting, um Strunz zur Einhaltung der Euronews-Redaktionscharta zu bewegen.

2. Herausforderungen des Kriegsjournalismus (zu Gast Sophie von der Tann)
(innovation-minutes.podigee.io, Sabrina Harper, Audio: 26:31 Minuten)
In der aktuellen Episode der “Innovation Minutes” spricht Moderatorin Sabrina Harper mit der vielfach ausgezeichneten Kriegs- und Krisenreporterin und Korrespondentin Sophie von der Tann: “Sophie gewährt Einblicke in die handwerkliche Arbeit, wie die sorgfältige Kuration von Informationen aus unsicheren Quellen und die Aufrechterhaltung von journalistischer Objektivität. Sie spricht auch offen über die zwischenmenschlichen und persönlichen Herausforderungen, die das Leben und Arbeiten in Krisen- und Kriegsgebieten mit sich bringt.”

3. Die Medienwende nach dem Mauerfall
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschreibt die Veränderungen in der ostdeutschen Medienlandschaft nach dem Fall der Mauer. Er skizziert, wie die Volkskammer der DDR in den Jahren 1989 und 1990 Ansätze für eine vom Staat unabhängige Medienlandschaft initiierte, etwa durch die Gründung eines Medienkontrollrates und Maßnahmen gegen westliche Medienkonzerne. Die Einführung marktwirtschaftlicher Prinzipien habe dann zur Schließung vieler DDR-Medien und zu einer hohen Konzentration westdeutscher Verlagsmacht geführt.

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4. Walther Bensemann: Die Freiheit der Herzen
(kicker.de, David Bernreuther)
David Bernreuther schreibt über die letzten Jahre von Walther Bensemann, dem Gründer des “kicker”, der als Wegbereiter des internationalen Fußballs und Verfechter eines friedensstiftenden Sports gilt. Bensemanns Kritik an der nationalistischen Instrumentalisierung des Sports, wie er sie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 in Rom erlebte, spiegele seine Überzeugung wider, dass Sport aus der “Freiheit des Herzens” kommen müsse – ein Ideal, das er auch im Exil bis zu seinem Tod verteidigt habe.

5. Resolution des Herbsttreffens der Medienfrauen 2024
(corporate.dw.com)
Die diesjährige Herbsttagung der “Medienfrauen” von Deutscher Welle, Deutschlandradio und Phoenix endete mit einer Resolution für einen diskriminierungsfreien und geschlechtersensiblen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Die “Medienfrauen” fordern Maßnahmen wie gezielte Schulungen, transparente Richtlinien und die Einbindung interdisziplinärer Teams, um die Qualität von KI-Systemen zu sichern und geschlechtsspezifische Diskriminierung zu verhindern.

6. “Je komplexer Mobilität wird, desto größer ist der Bedarf, sich auch mal intensiver mit einem Thema zu beschäftigen”
(turi2.de, Björn Czieslik)
Im Interview mit “turi2” zieht Chefredakteur Martin Kunz Bilanz über den seit 2020 vollzogenen Wandel seiner “ADAC Motorwelt” vom “Auto-Blatt zum Mobilitäts­magazin”. In dem Gespräch geht es darum, wie sich die Reduzierung auf vier Ausgaben pro Jahr und die Einführung eines Abholmodells in Supermärkten und ADAC-Geschäftsstellen ausgewirkt hat, was die Auslagerung der Produktion an den Burda-Verlag bedeutet, und wie die Abgrenzung zu den Online-Inhalten erfolgt.

Keine Eiscreme, Habecks Kampf gegen Windmühlen, Respektkodex

1. Wir produzieren keine Eiscreme
(journalist.de, Jacob Goldmann (Pseudonym))
In seinem Essay “Wir produzieren keine Eiscreme” beschreibt Jacob Goldmann, ein Pseudonym eines Lokaljournalisten, wie wirtschaftliche Interessen zunehmend redaktionelle Entscheidungen beeinflussen. Als ein Beispiel nennt er die Berichterstattung über die Nosferatu-Spinne, die aufgrund der hohen Klickzahlen zu einer Überflutung des Nachrichtenangebots geführt habe. Goldmann argumentiert, dass diese Fokussierung auf Klicks langfristig die Qualität des Lokaljournalismus und das nötige Vertrauen in ihn untergraben könnte.

2. Auf X gibt es nichts mehr zu gewinnen, Robert Habeck
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer kritisiert die Entscheidung des Grünen-Politikers Robert Habeck, auf X (vormals Twitter) zurückzukehren: “Die Plattform ist kein herkömmlicher Kurznachrichten­dienst mehr, auf dem es zwar ein bisschen hart zugeht, auf dem aber die gleichen Regeln für alle gelten. Nein: Gegen ‘Schreihälse’ anzuposten, um den politischen Diskurs zu retten, ist auf X ein Kampf gegen Windmühlen. Denn die Spielregeln auf der Plattform bestimmt allein der größte Schreihals überhaupt: Elon Musk.”

3. J.D. Vance drohte NATO-Staaten bei Vorgehen gegen Musks X
(n-tv.de)
Einem Artikel des britischen “Independent” aus dem September zufolge soll der künftige US-Vizepräsident JD Vance den europäischen NATO-Ländern mit dem Entzug US-amerikanischer Unterstützung gedroht haben, sollte die EU weiterhin gegen Elon Musks Plattform X/Twitter vorgehen. In einem Interview habe Vance gesagt, die europäische Einmischung in die Meinungsfreiheit auf X stehe im Widerspruch zu den “amerikanischen Werten”.

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4. Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
(taz.de, Amira Klute)
“taz”-Volontärin Amira Klute beschreibt eine Lesung in Hamburg, auf der die “taz” im Kontext linker Medienkritik heftig kritisiert wurde. Lukas Meisner, Soziologe und Autor des Buches “Medienkritik ist links”, habe argumentiert, die “taz” habe sich von ihren linken Ursprüngen entfernt und teilweise rechte Positionen eingenommen, besonders in der Berichterstattung zum Ukraine-Krieg.

5. Wie die Politik eine grundlegende Reform von ARD und ZDF verschleppt
(dwdl.de, Peer Schader)
In seiner “DWDL”-Kolumne “Hauptstadtstudio” kommentiert Peer Schader die aus seiner Sicht unzureichende Neuaufstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: “Wenn man der Situation etwas Positives abgewinnen wollte, dann vermutlich: dass es bislang – anders als im Bund – nicht zum ganz großen Knall gekommen ist. Stattdessen versandet die medienpolitische Restambition eher in Zeitlupe. Und trotzdem verlieren auf diese Weise alle: Die Öffentlich-Rechtlichen entwickeln sich nicht so zügig weiter, wie sie es müssten; die Politik wird zunehmend unglaubwürdig; und die Gesellschaft wartet weiter auf die Transformation des Mediensystems, das sie bezahlt.”

6. Kodex für mehr Respekt beim Film
(verdi.de)
Ein neuer Kodex, der “Respect Code Film” (PDF), soll für ein respektvolles und sicheres Arbeitsklima in der Film- und Fernsehbranche sorgen. Laut Matthias von Fintel, bei der Gewerkschaft Verdi für den Bereich Medien, Journalismus und Film zuständig, formuliert der Kodex verbindliche Grundsätze und Maßnahmen, um respektlosem Umgang, Diskriminierung und Angst am Set entgegenzuwirken und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen. Der Kodex sehe unter anderem die Einrichtung von Meldestellen für Betroffene vor und werde von zahlreichen Institutionen unterstützt.

KW 45/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Welche Rolle haben Medien beim Ampel-Aus gespielt?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:34 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast hat sich Holger Klein mit Ann-Kathrin Büüsker unterhalten, die für den Deutschlandfunk über die FDP berichtet. Büüsker beschreibt, wie sich die Medienstrategie der FDP über die Jahre entwickelt hat, wie es dazu kommen konnte, dass das 18-seitige Papier von Bundesfinanzminister Christian Lindner seinen Weg in die Medien fand, und wie sie es schafft, Distanz zu Politikerinnen und Politikern zu wahren, mit denen sie beruflich zu tun hat. Spoiler: durch konsequentes Siezen.

2. Der Verteidiger – Zwischen Gericht und True Crime Show
(ndr.de, Konstanze Nastarowitz, Video: 43:29 Minuten)
“Zapp”-Reporterin Konstanze Nastarowitz hat über mehrere Monate den Strafverteidiger Alexander Stevens begleitet, der sich und seine Fälle auf vielfältigste Weise zu vermarkten weiß. Sei es in Büchern, Podcasts oder gemeinsam mit dem “Tagesschau”-Sprecher Constantin Schreiber in einer Bühnenshow. Das wirft einige Fragen auf, zum Beispiel: “Was bedeutet es für die Arbeit der Justiz, wenn Anwälte versuchen, durch gezielte Medienarbeit Einfluss auf die Verfahren zu nehmen?”

3. Das Medienversagen in der Sicherheitsdebatte
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz, Audio: 52:34 Minuten)
netzpolitik.org hat eine neue Folge des Hintergrundpodcasts “Off The Record” veröffentlicht, in dem die Redaktion die Debatte um das vom Bundestag beschlossene “Sicherheitspaket” beleuchtet: “Es geht um die Diskursverschiebung nach rechts, um das Auseinanderdriften von Politik und Zivilgesellschaft – und um Journalist:innen als Treiber von Überwachung.”

Bildblog unterstuetzen

4. Zum Stand des Journalismus in den USA
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 47:01 Minuten)
Bei “Nach Redaktionsschluss”, dem Medienpodcast des Deutschlandfunk, geht es um den Stand des Journalismus in den USA, um die Glaubwürdigkeit und Integrität der Presse und die Frage, ob Fakten überhaupt noch einen Wert haben. Mit Brigitte Baetz diskutieren der Politologe, Amerikanist und Autor Tobias Endler und Martin Fehrensen vom “Social Media Watchblog”.

5. Desinformation – Verantwortung und Gefahren für freie Medien
(youtube.com, Grit Friedrich, Video: 1:47:03 Stunden)
In diesem Panel des “Zukunftsforum für agile Demokratie” debattieren die Journalisten Arndt Ginzel und Tobias Wolf sowie Kolumnist Danylo Poliluev-Schmidt über den ethischen Umgang mit Desinformation. Zu Beginn berichtete Arndt Ginzel über die Situation in der Ukraine; er war erst kurz vor dem “Zukunftsforum” aus dem Kriegsgebiet zurückgekehrt.

6. Die Wahrheit hinter Influencer-Produkten von Knossi & Co.
(youtube.com, Jan Kunigkeit & Clara Kaltenbacher, Video: 11:58 Minuten)
Immer mehr Influencerinnen und Influencer werben nicht nur für Produkte, sondern geben ihren Namen dafür her. Der “ARD Marktcheck” hat sich einige dieser Produkte genauer angeschaut: “Alge, Gönrgy, Happy Chips, BraTee oder Knabemalz – die Supermärkte sind voll mit Produkten von Stars aus dem Internet. Welche Firmen stecken hinter den Produkten und wie verdienen die Influencer daran?”

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.