Kreml-Propaganda, Reichelts Talk-Trash, Fortgesetztes Fremdschämen

1. Jetzt auch mit Staatspropaganda direkt aus dem Kreml
(horizont.net, Ulrike Simon)
Es gibt mal wieder Neues vom Ehepaar Holger und Silke Friedrich und der von ihm erworbenen “Berliner Zeitung”. Auf der Website bediene sich die Redaktion neuerdings bei der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die “zentrale staatliche Nachrichtenagentur” werde als normale Quelle behandelt, gleichwertig mit dpa und Reuters. Bei Medienjournalist Daniel Bouhs klingt es so, als könne er die Aufregung um die Verwendung von TASS nicht so ganz nachvollziehen: “Zumindest in dem zitierten Artikel ist TASS eine Quelle neben vielen, v.a. neben seriösen wie dpa. (…) Frage ist doch immer, wie man damit umgeht.”
Die Friedrichs waren erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geraten, als die Trennung von den Chefredakteuren der “Berliner Zeitung” und des “Berliner Kuriers” bekannt wurde. Was bei der “Welt” zu Spekulationen führte: “Arntz und Jehn, beide Journalisten und Chefredakteure mit einer in der Medienbranche untadeligen Reputation, hatten nach der Enthüllung durch Welt am Sonntag, dass Holger Friedrich in der DDR als IM für die Stasi tätig war, eine unabhängige Untersuchung des Falls angekündigt.”

2. TV-Talk-Trash mit Julian Reichelt: “Bild” dir deinen Volkskörper
(fr.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth hat sich den TV-Talk von “Bild”-Chef Julian Reichelt angeschaut. Dieser bediene das neurechte Narrativ des Meinungsdiktats. Die Sendung sei jedoch insgesamt so erschreckend schlicht, dass sich kein Mitbewerber sorgen müsse: “Wer sich als Teil des Volkes ‘Querschnitt’ wähnt, dürfte sich ordentlich verschaukelt vorkommen. Beziehungsweise einfach als Staffage für ein groß angelegtes Marketingprojekt, das einen künstlich hergestellten ‘Volkskörper’ die übliche Springer-Propaganda wiederkäuen lässt. Vermutlich müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen doch nicht ganz so warm anziehen.”

3. Was soll das eigentlich mit diesen Podcasts?
(zeit.de, Meike Laaff, Audio: 53:10 Minuten)
Wenn sich jemand mit Podcasts auskennt, dann die Radiojournalistin Ann-Kathrin Büüsker, die im Deutschlandfunk den Podcast “Der Tag” moderiert. Nun war Büüsker bei “Wird das was?”, dem Digital-Podcast von “Zeit Online”, zu Besuch. Es ist ein Podcast über Podcasts geworden, bei dem es unter anderem um Formatfragen, die vielfach geschmähten “Laberpodcasts” und die Konsensfalle geht.
Weiterer Lesetipp: Warum es mit Podcasts jetzt erst richtig los geht (blog-cj.de, Christian Jakubetz).

4. Zukunft ungewiss
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Evangelische Journalistenschule (EJS) kann auf eine zwanzigjährige Geschichte mit 13 Ausbildungsjahrgängen zurückblicken. Doch derzeit sei fraglich, ob es jemals wieder einen neuen Ausbildungsjahrgang geben wird. Die Initiative “EJS retten!” befürchte das Ende der von Sparzwängen bedrohten Berliner Journalistenschule.

5. Großartige Food-Geschichten sind Mangelware
(fachjournalist.de, Silke Liebig-Braunholz)
Im “Fachjournalist” erzählt Silke Liebig-Braunholz vom derzeitigen Stand des “Food-Journalismus”. Sie hat sich dazu in der Branche umgehört, wie die Nischenthemen rund um das Essen und Trinken angegangen werden. Und das ist unterschiedlicher und vielfältiger, als man zunächst annehmen könnte.

6. Medienaufseherin stellt Podcast ein, den RTL ihr geschenkt hat
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Die Bremer Direktorin der Landesmedienanstalt wirft mir Sexismus vor auf Grundlage von Zitaten, die nicht von mir stammen, lässt erklären, man werde meine Fragen ‘gerne beantworten’, aber erst in mehr als einer Woche, weigert sich dann, die Fragen zu beantworten”, so der Journalist Boris Rosenkranz auf Twitter. Zu dem Fall, der bereits im Januar für Fremdschämen sorgte, geselle sich jetzt noch ein möglicher Interessenkonflikt.