Wir kennen die Probleme der Redaktionen nur allzu gut und haben dafür die Lösung: Mit unserem neuen Würfelspiel “Kurz vor Redaktionsschluss” lassen sich, jawoll, auch kurz vor Redaktionsschluss auf die Schnelle druckreife Teaser, kurze Artikel und ganze Besprechungen von Theaterstücken (auch wenn die momentan gar nicht stattfinden) erstellen.
Folge 7 unserer 16-teiligen Serie: Theaterkritiken.
Hier gibt es ein größeres JPG und hier ein größeres PDF zum Ausdrucken.
Die “Bild”-Redaktion versucht heute mal wieder, Religionen und deren Anhänger gegeneinander auszuspielen:
Die vier “Bild”-Autoren Ralf Schuler, Filipp Piatov, Nikolaus Harbusch und Tomas Kittan schreiben, dass sie aus Quellen rund um die “Schalte von Bundeskanzleramt und Länderchefs” erfahren hätten, dass die Furcht vor einem möglichen Chaos zum muslimischen Fastenmonat Ramadan dafür sorge, dass auch die christlichen Kirchen und die jüdischen Gemeinden weiter geschlossen bleiben müssen:
Bislang untersagte die Bundesregierung den Bürgern das gemeinsame Beten aus Angst vor Corona — jetzt ist es die Sorge wegen eines möglichen Chaos an Ramadan. (…)
Wahrer Hintergrund der Entscheidung [weiterhin keine Gottesdienste stattfinden zu lassen] nach BILD-Informationen: Anders als bei den großen christlichen Kirchen und jüdischen Gemeinden sieht die Politik bei den Muslimen in Deutschland keine zentralen Ansprechpartner, die verlässlich Regeln (Abstand, Hygiene et cetera) in den Moscheen flächendeckend durchsetzen könnten. Deshalb sollen nun alle Gotteshäuser möglichst mindestens noch bis zum Ende des in der kommenden Woche beginnenden Fastenmonats Ramadan (23. April bis 23. Mai) geschlossen bleiben.
Warum es mit Blick auf die Corona-Pandemie jetzt weniger gefährlich sein soll als noch vor ein paar Tagen, wenn vorwiegend ältere Menschen in einem geschlossenen Raum dicht beieinander sitzen und christliche Lieder schmettern, wobei sicher auch das eine oder andere Speicheltröpfchen durch die Luft fliegen dürfte, erklärt “Bild” nicht. Stattdessen der Tenor: Die wilden Muslime, die in ihren Schmuddelmoscheen aufeinanderhocken und sich nicht mal richtig die Hände waschen, sind schuld, dass wir Christen nicht zum Gottesdienst in unsere Kirchen dürfen.
So treibt man einen Keil zwischen Menschen, die momentan eigentlich dieselbe für sie schwierige, ärgerliche Situation durchleben.
Bereits gestern Abend erschien der Beitrag auch bei Bild.de:
Natürlich hinter der “Bild plus”-Paywall, wodurch alle die spalterische Überschrift lesen, aber nur wenige die angeblichen Hintergründe erfahren konnten.
Die einschlägig islam- und muslimfeindlichen Kreise hat die “Bild”-Redaktion mit ihrem Artikel jedenfalls zielgenau erreicht:
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!
Nachtrag, 15:12 Uhr: Mal abgesehen von der Stimmungsmache durch die “Bild”-Redaktion: Es stimmt auch nicht, dass die Kirchen alle “geschlossen” sind, wie etwa Bild.de teasert. Es gibt eine ganze Reihe von Kirchen, die fürsstilleGebetweiterhingeöffnetsind. Nur Gottesdienste dürfen nicht stattfinden.
1. Verhaftet, angegriffen, bedroht (sueddeutsche.de, Paul-Anton Krüger)
In einigen Ländern ist es schwer bis nahezu unmöglich, über die Corona-Pandemie zu berichten. Wer es dennoch tut, werde mit Arbeitsverbot belegt, drangsaliert, bedroht und bestraft. Besonders stark werde die Pressefreiheit laut “Reporter ohne Grenzen” derzeit zum Beispiel im Irak, in China und in Ägypten eingeschränkt.
2. 7+1 Ideen für Social-Distancing-Journalismus (freienbibel.de, Anja Reiter & Jakob Vicari)
Freie Journalisten und Journalistinnen haben es derzeit besonders schwer: Weil es schwerer geworden ist, Abnehmer für Geschichten zu finden, aber auch, weil es schwerer ist, über Menschen zu schreiben, wenn man sie nicht persönlich treffen darf. Anja Reiter und Jakob Vicari haben “7+1” Vorschläge für einen gelingenden “Social-Distancing-Journalismus” — das reicht von Berichten aus dem virtuellen Raum bis hin zu kollaborativen Recherchen und Drohnenjournalismus.
3. VICE-Recherche: So radikalisiert Xavier Naidoo seine Fans mit Verschwörungstheorien (vice.com, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck sieht in Xavier Naidoo mehr als einen vereinzelten Promi, der den Bezug zur Realität verloren habe: “Hinter Verschwörungserzählungen über gefolterte Kinder stecken gefährliche Weltanschauungen, die Menschen Angst machen und zu Gewalt treiben können. Auch der mutmaßliche Attentäter von Hanau sprach in einem seiner Videos von Kindern, die im Geheimen getötet würden. Der Fall Naidoo macht sichtbar: Verschwörungsglauben ist ein unterschätztes Problem, das weit über die Fantasien eines Sängers hinausgeht.”
4. Das üble Geschäft mit der Corona-Angst (freitag.de, Katharina Nocun)
Katharina Nocun schreibt über erfolgreiche Quacksalber, windige TV-Evangelisten und geschäftstüchtige Scharlatane, die in der Corona-Pandemie ein Geschäft wittern.
5. Heinsberg: Fragwürdige Arbeit von Storymachine (ndr.de, Sebastian Friedrich)
Sebastian Friedrich ist für das Medienmagazin “Zapp” den fragwürdigen Vorgängen um die mediale Vermarktung des sogenannten “Heinsberg Protokolls” nachgegangen und hat dazu auch einen Vertreter der Organisation “Lobbycontrol” befragt.
Weiterer Lesehinweis: In einem Gastbeitrag für “Meedia” bezeichnet der Kommunikationsexperte Jens Rehländer das “Heinsberg Protokoll” als “ein Mahnmal missglückter Wissenschaftsvermittlung”.
6. Warten auf Merkel: Medien, die auf Stühle starren (yotube.com, Übermedien, Video: 3:55 Minuten)
Mittwochnachmittag. Die Medien warten gespannt auf die Pressekonferenz von Angela Merkel zu ihrem Gespräch mit den Ministerpräsidenten. Auch in den TV-Redaktionen herrscht große Spannung, und so wird immer wieder zum Ort des Geschehens geblendet. Dort ist jedoch wenig zu sehen, außer ein paar leeren Stühlen. Boris Rosenkranz mit einem oscarreifen Zusammenschnitt: “Medien, die auf Stühle starren”.