1. Der Blick ins eigene Haus fehlt
(taz.de, Anne Fromm)
Als Heimatminister Horst Seehofer sein Personal vorstellte, gab es in den Medien einige Kritik wegen der ausschließlich männlichen Zusammensetzung. Dabei steht es in den Medien in Sachen Geschlechterverhältnis auch nicht zum Besten: Journalismus ist oft immer noch Männersache. Anne Fromm befindet: „Das heißt nicht, dass Journalisten nicht kritisieren dürfen, was in ihrer eigenen Branche nicht erfüllt wird. Aber ein bisschen weniger Häme in den Kommentaren über andere, dafür ein bisschen mehr auch öffentliche Selbstkritik und mehr Frauenförderung wären ein Anfang.“
2. Falsche Frequenz
(sueddeutsche.de, Thomas Hahn)
Seit Mai 2017 beschäftigt die sogenannte „Rocker-Affäre” die schleswig-holsteinische Landespolitik. Zwischen zwei Rockgruppen war es zu einer Messerstecherei mit einem Schwerverletzten gekommen. Im Zuge der Ermittlungen soll die Polizei, so der Vorwurf, nicht nur Whistleblower, sondern auch Journalisten überwacht haben, darunter den Chef der „Kieler Nachrichten“. Die Staatsanwaltschaft konnte sich dem Vorwurf nicht anschließen und hat das Ermittlungsverfahren eingestellt. Es bleibt jedoch ein fader Beigeschmack.
3. Umstrittener Anreiz für Abonnenten
(journalist-magazin.de)
Die Thüringer Zeitungen der Funke-Gruppe bieten ihren Abonnenten seit Ende Januar eine kostenlose Rechtsberatung an. Jeder Abonnent könne bis zu drei kostenlose Erstanfragen an eine kooperierende Kanzlei in Erfurt stellen. Ist eine derartige Aktion erlaubt? Vor allem ein Anzeigenblattverleger sieht sein Geschäft bedroht.
4. Recherche: Sexuelle Belästigung bleibt für WDR-Korrespondent weitgehend folgenlos
(correctiv.org, Wigbert Löer & Marta Orosz & Tania Röttger)
Ein WDR-Korrespondent soll eine Mitarbeiterin und eine frühere Praktikantin sexuell belästigt haben. Die Vorfälle seien der Chefredaktion gemeldet worden, blieben nach Informationen von „stern“ und „Correctiv“ jedoch weitgehend folgenlos: Der Sender entschied sich für einen Eintrag in der Personalakte. Eine Abmahnung oder andere Konsequenzen hätte es nicht gegeben.
5. Wie Jens Spahn Journalisten triggert
(stefan-fries.com)
Im Triggern von Journalisten mache Bundesgesundheitsminister Jens Spahn keiner so schnell was vor, findet Stefan Fries und untermauert seine Behauptung mit Spahnschen Aussagen und dem, was Journalisten daraus gemacht bzw. herausgelesen haben. Ein Plädoyer für genaues Lesen. Mit einer schönen Pointe…
6. Der Leser lebt und leidet für die Schönheit
(deutschlandfunk.de, Arno Orzessek)
“Gala Beautify” heißt eine neue Better-Aging-Postille aus dem Hause „Gruner + Jahr“. Dort geht es anscheinend vor allem darum, die eigene sterbliche Hülle mit den Mitteln der Chirurgie zu bearbeiten. Doch Vorsicht, das Ganze ist nicht nebenwirkungsfrei. Es belastet zuallererst den Geldbeutel: „Ja, man kommt auf den Gegenwert eines knackigen Porsche, wenn man – und nur das ist eine produktive Lese-Haltung – nackt vor dem Spiegel stehend in der “Beautify” blättert und zugleich kontrolliert, was nicht mehr ideal rüber kommt.“