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BILDblog erklärt “Bild” den Uefa-Cup

Zugegeben, er ist ein bisschen unübersichtlich, der Modus, nach dem seit drei Jahren im Uefa-Cup gespielt wird. Aber wenn man so großkotzig titelt…

BILD erklärt Bayern den Uefa-Cup

…wär’s natürlich schon schön, wenn man ihn wenigstens selbst verstanden hätte.

“Bild” “erklärt” den Bayern den “Cup der Verlierer” im Kindergartenton (“Liebe Bayern, da ihr ja sooooo lange nicht dabei wart, erklärt BILD euch noch mal…”) unter anderem wie folgt:

Aber Achtung! Die 2. Runde besteht aus einer Gruppenphase: Dort spielt nicht jeder gegen jeden in der 5er-Gruppe. Es gibt nur zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele.

Im Achtelfinale warten alte Bekannte auf euch. Da kommen nämlich die Gruppen-Dritten aus der Champions League dazu.

Das ist gleich doppelt falsch. Erstens spielt in der Gruppenphase sehr wohl jeder gegen jeden — es gibt nur keine Rückspiele*. Und zweitens kommen die Gruppen-Dritten aus der Champions League nicht erst im Achtelfinale, sondern schon in der Zwischenrunde dazu. Dieses sogenannte “Sechzehntelfinale” unterschlägt “Bild” aber komplett.

*) In einigen Ausgaben der gedruckten “Bild” ist dieser Fehler korrigiert und das Wort “nicht” gestrichen.

Danke an Jojo und die vielen anderen Hinweisgeber!

Serbokroaten für Eintracht Frankfurt

Fast im Maßstab 1:5 zeigt die Frankfurter Ausgabe der “Bild”-Zeitung heute den 21-jährigen kroatischen Stürmer Ante Rukavina von Hajduk Split, an dem Eintracht Frankfurt angeblich Interesse hat. Oder, genauer: zeigt jemanden, den “Bild” für den 21-jährigen kroatischen Stürmer Ante Rukavina von Hajduk Split hält.

Nicht nur Kroaten werden sich darüber wundern, dass ihr angeblicher Landsmann das Trikot der serbischen Fußballnationalmannschaft trägt — dank der Größe des Fotos deutlich am Wappen auf Brust und Hosenbein zu erkennen. Kein Wunder: Der abgebildete Mann heißt zwar so ähnlich (Antonio Rukavina), ist aber Serbe und spielt bei Partizan Belgrad.

Wär’ als Abwehrspieler aber vermutlich auch keine gute Verstärkung für Frankfurts Sturm.

Mit Dank an Sebastian, Lars W. und Daniel M.!

“Bild” entdeckt “Bundesliga-Sensation”

"Das ist ein Hammer!"
So berichtet die “Bild”-Zeitung heute im Sportteil über eine “Bundesliga-Sensation”, die “für alle Fußball-Fans eine tolle Nachricht” sei. Und der “Hammer” sieht laut “Bild” so aus:

"BILD erfuhr exklusiv: Die Bundesliga kriegt ihre Relegationsspiele zurück! Ab der Saison 2008/2009 werden der Drittletzte der Bundesliga und der Dritte der Zweiten Liga wieder um den letzten Platz in der ersten Liga kämpfen."
Für Fußballinteressierte dürfte der Hammer ein ganz anderer sein: “Bild” bringt diese Hammer-Meldung nicht nur neun Tage nach kicktipp.de und fussball.com, sondern auch zehn Tage, nachdem auf der offiziellen DFB-Seite ein Interview mit Ligaverbands-Präsident Dr. Rainhard Rauball erschien, in dem es unter anderem hieß:

Frage: Per Antrag wurde heute auch für die Möglichkeit der Einführung von Relegationsspielen um den Abstieg aus der ersten und der zweiten Liga ab der Saison 2008/2009 gestimmt. Kommt die Relegation?

Rauball: Das war heute eine Grundsatzentscheidung. Es bedarf in diesem Fall noch eines Beschlusses der DFB-Bundestages, und ohne diesen Beschluss kann nichts passieren.

Dieser DFB-Bundestag tagt Ende Oktober in Mainz, die offizielle Zustimmung, die als sicher gilt, steht also noch aus.

Und weil das alles im Prinzip schon länger bekannt ist, gibt es kaum einen Grund, heute in großer Aufmachung und “exklusiv” über das Thema zu berichten — außer vielleicht den, dass inzwischen auch viele andere Medien die Sache als Neuigkeit verkaufen und “Bild” dabei nicht unerwähnt lassen. Und manche, wie beispielsweise ORF.at, berichten sogar so:

"Laut

Mit Dank an Jack, Christoph S., Martin N., Michael S., Benjamin H., Manuel S. und Knut.

Arena auf Hamburg

Super, der “Bundesliga-Hammer bei bild.t-online”. Stolz verkündet Bild.de schon auf der Startseite “18 Klubs auf 18 Seiten” und: “BILD bei ihrem Klub”. Wobei man sagen muss, dass der “Bundesliga-Hammer” auf den Seiten zu den einzelnen Vereinen wesentlich treffender beschrieben ist. Da heißt es nämlich:

"Klub-News -- Ihr Verein bei BILD"

Und wo sonst, außer bei “Bild” bzw. Bild.de, würde man die Schalke-04-Seite schon mit einem großen Foto der Spielstätte des HSV illustrieren:

Mit Dank an Alexander B. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 15.03 Uhr: Der Stadion-Beauftragte von Bild.de hat die Arena ausgetauscht.

Nachrichten-Sperre für “Pokal-Rambo”

“Bild” ereiferte sich vergangenen Montag über “Pokal-Rambos”. Insbesondere mit den Fußballern Fernando Meira, Gledson da Silva Menezes und Per Mertesacker war “Bild” böse — und mit dem Deutschen Fußball Bund. Die drei Fußballer waren nämlich in DFB-Pokal-Spielen wegen Fouls vom Platz gestellt worden, aber, so behauptete “Bild”:

"Pokal-Rambos: Schwachsinn! Sie werden nicht für die Bundesliga gesperrt"

Doch trotz ihrer Platzverweise dürfen die Rambos am kommenden Wochenende beim Bundesliga-Start wieder munter mitmischen. Weil ihre Sperren nur für den Pokal gelten. Für Millionen Fans ist das eine Schwachsinns-Regel.

Immerhin wusste “Bild” weiter hinten im Text zu berichten:

Gut, dass es neben den Spielsperren auch Zeitsperren gibt. (…) Die DFB-Sportrichter müssen entscheiden, ob einer der Pokal-Rambos auf Zeit gesperrt wird. BILD meint: Zumindest Treter Gledson muss auch für die Liga gesperrt werden!

Wie gesagt, das war am Montag. Am selben Tag entschied das DFB-Sportgericht, Gledson auch für die Bundesliga zu sperren.

Irgendwie scheint das bislang nicht in der “Bild”-Sportredaktion angekommen zu sein. Anders als anderswo, stand jedenfalls nach der großen Empörung vom Montag weder am Dienstag noch heute etwas über Gledsons Liga-Sperre in “Bild”. Merkwürdig.

Und blöd für Millionen Fans “Bild”-Leser. Die wundern sich am kommenden Wochenende bestimmt, dass Gledson nicht mitspielt, obwohl es da doch diese “Schwachsinns-Regel” gebe, wegen der “Pokal-Rambos” nicht für die Bundesliga gesperrt “werden”.

Aber, wer weiß, vielleicht findet “Bild” in den nächsten Tagen doch noch Platz für eine Fortsetzung. Vielleicht in etwa so: “Nach BILD-Bericht: Pokal-Rambo doch für Liga gesperrt!”

Mit Dank an Norman S., Wojtek B. und Malte für den Hinweis.

Nachtrag, 16.55 Uhr (mit Dank an skov): Offenbar hat die Nachricht, dass Gledson für zwei Liga-Spiele gesperrt wurde, es gestern immerhin in Mecklenburg-Vorpommern in die “Bild” geschafft.

Kurz korrigiert (434)

Sonderbar, was Bild.de über Bayern-Torwart Oliver Kahn schreibt:

Kahn brennt in seiner letzten Saison auf Meisterschaft, Champions League und Pokalsieg.

Kahn dürfte nämlich (anders als möglicherweise den Mitarbeitern von Bild.de) klar sein, dass er diese drei Wettbewerbe in seiner letzten Saison (2007/2008) gar nicht alle gewinnen kann. Schließlich hat sich der FC Bayern nicht für die Champions League qualifiziert.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 8.8.2007: Bild.de hat den Fehler korrigiert. Jetzt “brennt” Kahn auf “Meisterschaft, Uefa-Cup und Pokalsieg”.

Kurz korrigiert (443)

Bestimmt ist es eine gezielte Provokation, dass der Fußballtrainer von Schalke 04 auf Bild.de heute "Vize-Trainer: Mirko Slomka"als “Vize-Trainer” bezeichnet wird (siehe Ausriss), obwohl er doch seit 2006 Chef-Trainer ist. Schließlich wissen die Sportexperten Mitarbeiter von Bild.de doch ganz bestimmt, dass der ehemalige Schalke-Torwart Frank Rost im November 2006 angeblich von Slomka aus der Startelf genommen wurde, weil er ihn als “Co-Trainer” bezeichnet haben soll. Klar wissen die das, stand ja auch bei Bild.de.

Mit Dank an Katy H. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 22.07 Uhr: Möglicherweise meint Bild.de mit “Vize-Trainer” gar nicht “Co-Trainer”, sondern “Vizemeister-Trainer”. Das wäre Mirko Slomka natürlich.

Nachtrag, 31.07.07: Muss wohl doch der “Co-Trainer” gemeint gewesen sein. Jetzt ist Slomka bei Bild.de jedenfalls nur noch “Trainer”.

Kurz korrigiert (439)

Manche Schlagzeilen sind einfach zu schön, um sie nicht zu machen:

Die Beckhams in Amerika. SIE steckt im Liebeskampf. ER im Abstiegskampf

Und im zugehörigen Bild.de-Artikel heißt es ja auch:

Die Beckhams in Amerika — ER steckt mit seinem Club im Abstiegskampf, SIE im Liebeskampf.

Blöd nur, dass David Beckham mit seinem Verein Los Angeles Galaxy überhaupt nicht absteigen kann. Auf- oder Abstieg kennt die amerikanische Profiliga Major League Soccer nämlich nicht.

Danke an Michael R. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 15.45 Uhr. Victoria Beckham muss nun alleine kämpfen: Von einem “Abstiegskampf” ihres Mannes ist bei Bild.de keine Rede mehr.

Kurz korrigiert (438)

Es war ein turbulentes Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring heute — und für manche ein trauriges. Im “Sport”-Ressort von Bild.de beispielsweise heißt es seit mindestens 16.45 Uhr:

"Für Räikkönen, der die letzten beiden Rennen gewonnen hatte, ist der Grand Prix beendet – ein Defekt am McLaren-Mercedes."
Und wer sich gar nicht für Formel-1-Rennen interessiert, wird da wahrscheinlich mit den Schultern zucken und denken: Dieser arme Räikkönen! Aber jeder, der sich ein bisschen für Formel-1-Rennen interessiert (also mutmaßlich jeder, der den Bild.de-Artikel angeklickt hat), wird sich ganz etwas anderes denken.

Vielleicht zum Beispiel, wie erstaunlich es ist, dass es bei Bild.de Leute gibt, die es nicht wundert, wenn der vielfach als Nachfolger von Michael Schumacher bezeichnete Kimi Räikkönen heute in seinem Ferrari-roten, äh, Ferrari einen Defekt “am McLaren-Mercedes” gehabt haben sollte, und dass diese Leute bei Bild.de sogar in einem Ressort arbeiten, das mit “Sport” überschrieben ist.

Mit Dank an Hendrik G., Sebastian P., Manuel N., Tesy, Stefan A., usdgzer, Lars, Denny A., sarin und Matthias R.

Nachtrag, 20.55 Uhr: Hui! Urplötzlich (also rund vier Stunden nach Veröffentlichung und 15 Minuten nach unserer Korrektur) hatte Räikkönen auf Bild.de dann doch einen “Defekt an seinem Ferrari”.

Bei der “BamS” ist es immer 3 nach 12

“BamS”-Leser Hans P. aus S. hat in der “Bild am Sonntag” vom vergangenen Sonntag einen Fehler entdeckt (in einem Bericht über den Boxkampf Klitschko/Brewster hatte die “BamS” ein Foto falsch betextet) und einen Leserbrief geschrieben.

“BamS”-Chef Claus Strunz nutzt die Gelegenheit in seiner Kolumne “Der Chefredakteur antwortet” für eine “Pannenanalyse”:

"(...) Die Bildunterschrift, die nicht so recht zum Foto passt, wurde um 0.03 Uhr formuliert. Das Bild lag zu diesem Zeitpunkt erst wenige Minuten in der Redaktion vor -- und genau zwölf Minuten später ist die Seite in die Druckerei gesendet worden. Alle Kollegen wissen in solchen Situationen: Jede Minute früher bringt viele Tausend BamS-Exemplare mehr mit dem Box-Bericht. Da wird Schnelligkeit zum hohen Gut, nicht immer zugunsten der Genauigkeit. (...)"

Das solle “keine Ausrede für den Fehler sein”, aber “eine Erklärung, unter welchem Druck er entstanden ist”, so Strunz auf Seite 32.

41 Seiten später berichtet die heutige “BamS” über einen “Schock-Unfall”: Bei einer Leichtathletik-Veranstaltung in Rom wurde der Weitspringer Salim Sdiri gesternmittag versehentlich von einem weit abgedrifteten Speer verletzt — und die “Bild am Sonntag” schreibt:

Sdiri selbst sagt: “Zehn Zentimeter weiter links hätte er die Lunge getroffen. 20 Zentimeter höher den Hals. Ich habe Glück gehabt.”

Nun. Wie man in anderen Medien nachlesen kann, stammt das angebliche Sdiri-Zitat offensichtlich gar nicht von Salim Sdiri, sondern von Roman Sebrle, der im Januar ebenfalls von einem Speer verletzt worden war. Die Nachrichtenagentur sid verbreitete das Sebrle-Zitat bereits am Samstagmittag um 12.54 Uhr.

Aber “unter welchem Druck” daraus dennoch ein “BamS”-Fehler wurde, erklärt uns Rechenkünstler Geschichtenerzähler Chefredakteur Strunz bestimmt in der nächsten Ausgabe.

Mit Dank an Andreas B. für den Hinweis.

Nachtrag, 22.7.2007: Anders als in anderen, gravierenderen Fällen hat die “BamS” den Fehler in ihrer heutigen “Korrekturen”-Rubrik tatsächlich berichtigt: “Die Namen Sebrle und Sdiri wurden leider verwechselt und somit das Zitat aus einer Agenturmeldung fälschlicherweise Salim Sdiri zugeschrieben.” Auf eine “Pannenanalyse” wurde verzichtet.

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