Archiv für Unsportliches

Kurz korrigiert (260/261 — 262)

Ja, ja, nachdem die “Bild”-Zeitung vor ein paar Wochen auf einen “Liebes-Schwindler” hereingefallen war, zeigte sie Verena und Oliver Kahn kürzlich als glückliches Paar. Fraglich allerdings, ob das für Bild.de wirklich Grund genug ist, “Verena Pooth” statt “Verona Pooth” und “Farah Kahn” statt “Farah Khan” zu schreiben.

Und wo wir gerade schon beim Fußball beim Korrigieren sind: Anders als “Bild” heute behauptet, ist Jens Lehmann offenbar nicht, “der einzige Torwart, der in der Bundesliga aus dem Spiel heraus getroffen hat (1997 für Schalke beim 2:2 in Dortmund)”. Denn das gelang auch Frank Rost 2002 für Werder Bremen beim zwischenzeitlichen 3:3-Ausgleichtreffer gegen Hansa Rostock.

Mit Dank an Christiane B. und Lars sowie Sascha M., Sascha G., Stefan L. und Martin F. für die Hinweise.

Nachtrag, 6.9.2006: Fehler 260 wurde korrigiert, 261 auch, Fehler 262 nicht.

Vergaloppiert

Distanzreiten, der “Marathon des Pferdesports”, ist hierzulande eine bislang wenig bekannte Sportart. “Bild” berichtet dennoch über den 160-Kilometer-Ritt, mit dem gestern die Reit-WM in Aachen begann (siehe Ausriss), und schreibt u.a.:

“Der Sieger wurde disqualifiziert! (…) Titelverteidiger Scheich Ahmed bin Mohammed Al Maktoum (VA Emirate) kam als Erster ins Ziel – und wurde disqualifiziert! Wallach Jazyk fiel durch den abschließenden Medizin-Check. Das Pferd soll gelahmt haben. Die Anstrengung war zu groß…

Gold geht jetzt an den Spanier Miguel Vila Ubach. Falls sein Pferd Hungaris den heutigen Check der Tierärzte besteht.”

Was für ein Unsinn: Der Scheich kam nicht als Erster ins Ziel, er wurde nicht disqualifiziert, sein Pferd fiel nicht durch den abschließenden Medizin-Check, und gelahmt hat es auch nicht. Vielmehr schied er bereits während des Wettkampfs aus, weil die Tierärzte seinem Pferd Stoffwechselprobleme attestierten, weshalb Gold auch nicht “jetzt” und “falls”, sondern bereits gestern an den Spanier ging, als er als Erster ins Ziel kam.

Mit Dank an Giesela S., Ben G. und Stefanie F.

Symbolfoto XLIII

Es hätte so schön gepasst. “Bild” hat nämlich heute eine Geschichte über Michael Schumacher im Blatt, die überschrieben ist:

Sein bester Freund und Manager Willi Weber rät: “Schumi, hol den Titel und hör auf”

Und weil es doch so schön gepasst hätte, sei hier noch die Einleitung des Textes zitiert:

“Michael und ich werden bis ans Lebensende alles zusammen machen. Wir haben uns noch nie gestritten. Er ist mein bester Freund.”
Willi Weber (64) über Michael Schumacher (37).

Was so schön gepasst hätte? Das Foto, mit dem “Bild” den Text illustriert und auf dem Willi Weber Michael Schumacher herzt (siehe Ausriss). Daneben hat “Bild” geschrieben:

Sie haben’s wieder geschafft! Willi Weber gratuliert Schumi in Hockenheim zum dritten Sieg in Folge.

Zu sehen ist auf dem Foto jedoch etwas anderes. Auf Schumachers Ärmel befindet sich nämlich ein Marlboro-Schriftzug (siehe Pfeil) und auf seiner Mütze eine “1” (siehe Kreis), die ihn als amtierenden Weltmeister ausweist. Da Tabakwerbung bei der Formel 1 aber seit 1. August 2005 in der EU verboten ist, kann das Bild nicht vom diesjährigen Deutschland-Grandprix stammen. Weil Schumacher zuletzt im Jahr 2005 amtierender Weltmeister war, kann es auch nicht mal von 2006 sein. Und tatsächlich ist es offenbar schon zwei Jahre alt.

Mit Dank an Björn G. für den sachdienlichen Hinweis.

Kurz korrigiert (247)

Zum Gedenken an den dramatischen Unfall des Formel-1-Fahrers Niki Lauda auf dem Nürburgring heute vor 30 Jahren steht in “Bild”:

"Lauda: Vor 30 Jahren entkam er der Feuerhölle"

Auch andere Medien erinnern sich heute und zitieren Lauda u.a. mit den Worten:

“Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher oder sogar besser, und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat.”

Und so steht’s ja auch in einer dpa-Meldung von gestern nachmittag. “Bild” allerdings zitiert Lauda exklusiv mit den Worten:

“Ich bin nach sechs Monaten wieder gefahren.”

Ob es sich dabei um eine Verkürzung aus Unachtsamkeit oder Platzmangel handelt, wer weiß. Stimmen kann das, was Lauda laut “Bild” sagt, jedenfalls nicht. Denn nicht erst “nach sechs Monaten”, sondern bereits sechs Wochen nach dem Rennen auf dem Nürburgring stieg Niki Lauda wieder in seinen Ferrari und wurde am 12. September 1976 Vierter beim Grand-Prix-Rennen im italienischen Monza.

Mit Dank an Norman S., Oliver E. und Jens R. für den Hinweis.

Nachtrag, 2.8.2006: “Bild” hat den Fehler in der Korrekturspalte ihrer heutigen Ausgabe berichtigt.

Neues aus der “Bild”-Redaktion

Die “Bild”-Zeitung ist nicht für Meinungsvielfalt bekannt. Hat sie sich entschieden, für oder gegen etwas zu sein, finden von dieser Linie abweichende Stimmen fast nie den Weg ins Blatt.

Doch intern gibt es sie offenbar, die abweichenden Stimmen. Die Kampagne der “Bild”-Zeitung gegen Jürgen Klinsmann war innerhalb der Sport-Redaktion umstritten. “Bild”-Sportredakteur Lutz Lüttig erklärte in einem Interview mit dem Online-Magazin indirekter-freistoss.de, dass ihm der Umgang der Zeitung mit dem ehemaligen Bundestrainer teilweise persönlich missfallen habe. Ein Ausdruck wie “Grinsi-Klinsi” sei “verächtlich, höhnisch und hämisch”, sagte er. “Aber: Es wird bei uns über so etwas diskutiert. Und manchmal setzt man sich durch und manchmal eben nicht.”

Befragt nach der dann plötzlich entdeckten Liebe von “Bild” zu Klinsmann, sagte Lüttig:

Wenn Sie das als Kehrtwende bezeichnen wollen, bitte schön. Ich habe es als Erkenntnisgewinn empfunden und mich darüber gefreut.

Und über den Eindruck, dass der “Bild”-Zeitung gegenüber Menschen, die anderer Meinung sind, die Toleranz fehlt:

Zugegeben, den Slogan “Bild Dir Deine Meinung!” kann man manchmal als “Bild Dir meine Meinung!” mißverstehen. Das ist nicht immer besonders klug. Andererseits, welche Zeitung will keinen Einfluß haben?

Lüttigs Interview ist nicht mehr online. Er hat seine Aussagen nach der Veröffentlichung zurückgezogen — ohne Angabe von Gründen, sagt Oliver Fritsch, der verantwortliche Redakteur von indirekter-freistoss.de. Dabei habe Lüttig das Interview vorher schriftlich autorisiert.

Danke an Thomas M., Nils K. und Kai P.!

Kurz korrigiert (241-242)

Die “Bild”-Frage, ob Tour-de-France-Sieger Floyd Landis tatsächlich “Hoden-Doping” betrieben hat, oder doch eher Schulter- oder Oberkörperdoping (pdf) lassen wir besser mal unbeantwortet. Wir wissen schließlich genauso wenig wie “Bild”, ob Landis überhaupt gedopt hat. Nicht korrekt ist deshalb diese “Bild”-Behauptung:

"Floyd Landis (30) gedopt! Erstmals in der Geschichte der Tour de France ist ein Sieger des Dopings überführt worden."

Landis ist nämlich noch nicht des “Dopings überführt worden”. Bislang war lediglich die A-Probe positiv. Als des Dopings überführt gilt man jedoch erst, wenn auch die B-Probe positiv ist.

Und Doping mal hin oder her, so schnell wie “Bild” schreibt, war Landis auf der 17. Etappe der diesjährigen Tour nun auch wieder nicht:

Am Tag zuvor war der Ami böse eingebrochen, hatte in der Gesamtwertung 8:08 Minuten Rückstand. Nach der 17. Etappe plötzlich 5:42 Minuten Vorsprung.

Landis gewann zwar die 17. Etappe mit 5:42 Minuten Vorsprung. In der Gesamtwertung lag er danach jedoch noch 30 Sekunden hinter dem Führenden auf Platz drei.

Mit Dank an Philip M. und Christoph S. für die Hinweise.

Nachtrag, 29.7.2006: “Bild” hat den “Vorsprung”-Fehler heute in ihrer Korrekturspalte berichtigt und sogar noch einen weiteren kleinen Fehler (“In der Rubrik „Ich weiß es“ (27. Juli) wurde das Alter von Thomas Gottschalk in einer Bildunterschrift mit 57 Jahren angegeben. Gottschalk ist erst 56 Jahre alt.”) entdeckt. Dass darüber hinaus Radost Bokel als “Momo” natürlich nicht, wie “Bild” behauptete, der “Kinderstar aus der ‘Unendlichen Geschichte’ war, ist “Bild” offenbar auch im Nachhinein nicht aufgefallen. Und der “Vorsprung”-Fehler selbst steht nach wie vor unkorrigiert bei Bild.de

Mit Vorlage von “Bild”

Bei “Bild” versteht man sich darauf, den Eindruck zu erwecken, man wüsste Bescheid. So schrieb das Blatt gestern über das anstehende Fußballspiel von Hertha BSC gegen FK Moskau zwar: “Die spannendste Frage. Spielt Marcelinho”. Und danach war die Rede von einer großen “Chance”, dass Marcelinho in der Startelf stehe. Doch wenig später zitierte sie Marcelinho in der Berlin/Brandenburg-Ausgabe so:

“Ich gebe alles, will Hertha in den UEFA-Cup schießen. (…) Vorher konzentriere ich mich aber nur auf das Spiel.”

Und am Ende des Textes hieß es:

Das plant [Hertha-Trainer] Götz: (…) Vorne soll es Pantelic als einzige Spitze richten. Mit den Vorlagen von Marcelinho.

Und vielleicht haben das gestern die Bild.de-Mitarbeiter gelesen, nicht bemerkt, dass “Bild” bloß spekuliert und dann diese Meldung daraus gemacht:

Marcelinho — Die “Hertha-Diva” spielt gegen Moskau

(…) Der Brasilianer, den Hertha verkaufen will, flog gestern mit nach Rußland und steht in der Start-Elf.

Das ein oder andere “könnte”, “möglicherweise” oder “vielleicht” hätte sicher nicht geschadet. Ganz im Gegenteil.

Mit Dank an Mark H. und Klaus W. für den sachdienlichen Hinweis.

Preisrätsel: Die Auflösung

BILDblog PreisrätselWir haben dann irgendwann im dreistelligen Bereich aufgehört zu zählen. Die Tabelle auf Bild.de, die einen Überblick über Mannschaften und Spieler in der kommenden Bundesliga-Saison geben will, enthielt gestern schätzungweise 200 Fehler. Vielleicht waren es nur 150, es könnten aber auch 300 gewesen sein. Ein paar hat Bild.de zwischenzeitlich korrigiert, viele sind noch da.

Jeder unserer Leser, der sich die Mühe gemacht hat, sich zum Vergleich durch Bild.de, diverse Vereinsseiten, Internetangebote und die Wikipedia zu klicken, hätte einen Preis verdient.

Das können wir uns leider nicht leisten — aber wir wollen uns immerhin mit drei BILDblog-Kaffeetassen bedanken. Sie gehen an: Patrick P., Stefan P. und Matthias P. Und den Hauptpreis, ein BILDblog-T-Shirt, bekommt für rund 150 gefundene Fehler: Gilad R.!

Und um einen Eindruck von der Bundesliga-Kompetenz von Bild.de zu vermitteln, haben wir 100 Fehler aus den Tabellen in einer kleinen etwas größeren Übersicht zusammengestellt:

Kurz korrigiert (137 – 236).

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