“Der Osten ist kein Zoo”, Plagiate, Das Ende der Klatschpresse?

1. “Der Osten ist kein Zoo”
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl hat sich mit Marieke Reimann, Zweite Chefredakteurin des SWR, über die stereotype und einseitige Berichterstattung über Ostdeutschland in deutschen Medien unterhalten. Reimann, die aus Rostock kommt, kritisiert die geringe Repräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen und fordert eine diversere und kontinuierlichere Berichterstattung, die den Osten nicht auf Klischees reduziert. Sie erläutert außerdem ihre Entscheidung, den SWR zu verlassen, und beschreibt ihre Pläne für die Zukunft (unter anderem ausschlafen und die Blumen umtopfen).

2. Plagiatsvorwürfe im Wahlkampf: Wie berichtet man über einen Verdacht?
(journalistik.online, Jochen Zenthöfer)
In der Fachzeitschrift “Journalistik” schreibt Jochen Zenthöfer über den Umgang von Medien mit Plagiatsvorwürfen im Wahlkampf. Er gibt Handlungsempfehlungen für Journalistinnen und Journalisten, damit sie sich nicht als Instrument politischer Kampagnen missbrauchen lassen, und betont die Bedeutung fundierter Recherche sowie die Einhaltung der Verdachtsberichterstattung. Zenthöfer erörtert auch, wann und unter welchen Umständen Redaktionen über Plagiatsvorwürfe berichten sollten, insbesondere kurz vor Wahlen.

3. “Plötzlich und unerwartet”: Exxpress mit Falschinformationen zu Impftoten
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi kritisiert den österreichischen “Exxpress”, der eine wissenschaftlich unsaubere Studie über angebliche Impftote unkritisch verbreitet habe. Ihr Fazit: “Das Problem ist größer als der Exxpress, und auch größer als der Mythos ‘plötzlich und unerwartet’. Es geht darum, wie bestimmte Medien seit Jahren ihr eigenes Verständnis von Wissenschaft propagieren. Wie sie fragwürdige Studien zitieren, über andere hingegen gar nicht berichten. Und wie sie dabei letztendlich die Sorge vieler Menschen vor Impfungen für eigene Zwecke ausnutzen.”

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4. Selbstzensur rund um Nahost-Berichterstattung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) berichtet über zunehmende Selbstzensur und Druck auf Medienschaffende bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland. “Vielen Journalistinnen und Journalisten, die sich trotz einer Vielzahl an Tabus und Ungewissheiten der Berichterstattung rund um Palästina-Themen widmen, ist eine spürbare Erschöpfung anzumerken: Zum einen wird RSF Gewalt auf Nahost-Demonstrationen gemeldet, ausgehend von Protestierenden oder der Polizei. Zum anderen klagen viele Medienschaffende über ein Klima der Angst und Selbstzensur in deutschen Medien”, so Katharina Viktoria Weiß, Sprecherin der deutschen Sektion von Reporter ohne Grenzen.

5. Hype um X-Alternative Bluesky: Ist das jetzt wirklich die Zukunft des Netzwerkens?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Seit der US-Wahl wandern immer mehr Nutzerinnen und Nutzer von Elon Musks Plattform X/Twitter zu Bluesky ab. Matthias Schwarzer ordnet die Entwicklung ein und spekuliert, wie sich der Markt für ähnliche Dienste fragmentieren könnte: “Würde Bluesky erfolgreich bleiben, könnte es zu einer Zersplitterung der sozialen Plattformen kommen. Schon jetzt ist zu beobachten, dass sich auf den verschiedenen Kurznachrichtendiensten unterschiedliche Milieus tummeln: Technisch Interessierte bevorzugen Mastodon, die Influencer-Szene hat sich auf Threads niedergelassen, das Bildungsbürgertum setzt auf Bluesky – und X bleibt für die radikalen Schreihälse übrig.”

6. Warum der Klatschpresse das Ende droht
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 9:36 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht es um den bevorstehenden Untergang der Klatschpresse: “In diesem Video zeige ich, warum das so ist und wie lange es noch dauern wird – und wie Taylor Swift und Manuel Neuer dabei helfen sollen, die Klatschpresse vor dem Untergang zu retten.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

AfD schikaniert Medien, “Klima vor acht”, Social-Media-Verbot

1. Ihr Kampf
(taz.de, Gareth Joswig)
Bei einem Parteitag in Bayern habe die AfD Journalistinnen und Journalisten von Security-Mitarbeitern bewachen lassen. Dies sei selbst für AfD-Verhältnisse ein neuer Tiefpunkt, findet Gareth Joswig: “Zwei stämmige Securitys begleiteten den Reporter Johannes Reichart vom Bayerischen Rundfunk beim Parteitag der AfD Bayern in Greding Ende November auf Schritt und Tritt. Sogar beim Toilettengang und beim Kauf von Getränken bewachte das Sicherheitspersonal den Journalisten.”

2. Klima vor acht will sich jetzt ins ARD-Programm einkaufen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Verein “Klima vor acht” plane, sich mit einer einmaligen Sendung ins Vorabendprogramm der ARD einzukaufen, um dort auf ein tägliches Klimaformat aufmerksam machen zu können. Dafür sollen 250.000 Euro bei Sponsoren eingeworben werden, mit denen dann ein entsprechender Werbeplatz gekauft werden soll. Ziel sei es, die öffentlich-rechtlichen Sender zum Handeln zu bewegen und die Klimaberichterstattung stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

3. Wie “Politfluencer” Jugendliche erreichen
(blog.medientage.de, Bettina Pregel)
Bettina Pregel von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien hat sich mit der Kommunikationswissenschaftlerin Desiree Schmuck über das Phänomen der “Politfluencer” unterhalten: Welche Rolle spielen sie für die Meinungsbildung Jugendlicher und junger Erwachsener? In welcher Weise und auf welchen Kanälen erreichen Influencer junge Menschen mit politischen Themen? Und was können klassische Nachrichtenmedien wie Zeitung, Radio und Fernsehen ändern, um im Wettbewerb um die junge Zielgruppe zu punkten?

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4. Zahlreiche prominente Accounts verlassen X
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
In einem offenen Brief haben sich mehr als 60 Medienschaffende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Autorinnen und Autorinnen von X (ehemals Twitter) verabschiedet. Sie schreiben: “Seit der Übernahme durch Elon Musk ist Twitter kein Ort mehr für freie und faire Meinungsäußerung und einen offenen Austausch. Schlimmer noch, Twitter ist ein Ort der Zensur, des Rassismus, Antisemitismus und des rechten Agendasettings geworden. Die Abschaffung von Moderationsmechanismen und die gezielte Verstärkung extremistischer Inhalte untergraben die Grundprinzipien einer deliberativen Plattform und machen X zu einem Werkzeug der Polarisierung, der Manipulation​​​ und der Menschenfeindlichkeit.”

5. Die besten Texte 2024
(arminwolf.at)
Der österreichische Journalist Armin Wolf macht Werbung für die nominierten Texte bei der Wahl des diesjährigen Reporter:innen-Preises: “Es ist eine Art Best of des deutschsprachigen Text-Journalismus 2024 und man kann sich einfach stundenlang querdurch lesen.” Wolf kennt die Texte sehr gut – er ist Mitglied der Jury.

6. Mehrheit befürwortet Social-Media-Verbot für Kinder wie in Australien
(spiegel.de)
Australien hat ein radikales Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche erlassen. Nun berichtet der “Spiegel” über eine repräsentative Onlineumfrage, nach der eine große Mehrheit in Deutschland ein ähnliches Social-Media-Gesetz befürworten würde: “77 Prozent der knapp 2000 Befragten gaben an, ein solches Gesetz in Deutschland ‘voll und ganz’ oder ‘eher’ zu befürworten. Dagegen würden es 13 Prozent entweder ‘voll und ganz’ oder ‘eher’ ablehnen. Der Rest beantwortete diese Frage mit ‘weiß nicht’.”

Boxring der Demokratie, Kehrseite der Altersgrenze, Dänische Idylle

1. Im Boxring der Demokratie
(taz.de, Nicholas Potter)
Nach Anette Dowideits Beitrag über den als kontrovers empfundenen Aufstieg von Jan Philipp Burgard zum neuen “Welt”-Chefredakteur (Was bei Axel Springer kein Karrierehindernis ist, correctiv.org) nimmt sich nun Nicholas Potter der Personalie an, setzt jedoch einen anderen Schwerpunkt: “Am Ende bleibt das Paradox, dass Burgard einerseits um den Untergang seines Sehnsuchtslandes USA trauert und die Schuld dafür in den Medien und einem ‘woken’ Kulturkampf sieht, andererseits aber ebendiesen Kulturkampf von der anderen Seite zu bespielen versucht.”

2. Jugendschutz nach dem Prinzip Ohrfeige
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kommentiert die neuen, strengen Jugendschutzregeln in Australien zur Social-Media-Nutzung, die seiner Ansicht nach viel Schaden anrichten werden: “Denn die Kehrseite der strengen Altersgrenze für Jugendliche sind strenge Alterskontrollen für alle. Millionenfach. Immerhin sollen die Plattformen prüfen, dass ihre Nutzer*innen wirklich erwachsen sind. Die Menschen in Australien werden es noch lieben lernen, fürs Betrachten von Kochrezepten auf Instagram den Ausweis zücken zu müssen.”

3. »Tagesschau« streicht Anrede »Meine Damen und Herren« – und kaum jemand merkt es
(spiegel.de, Malte Göbel)
Die “Tagesschau” habe ihre traditionelle Begrüßung “Meine Damen und Herren” abgeschafft und setze stattdessen auf eine neutralere Ansprache. Die Änderung sei zunächst unbemerkt geblieben, bis “erst ein neurechtes Medienportal und dann die ‘Bild'” versucht hätten, “aus dem Verzicht auf die direkte Ansprache einen Skandal zu stricken.” In den Sozialen Netzwerken gebe es gemischte Reaktionen, von nostalgischer Kritik bis hin zu Zustimmung.

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4. “Bittere Zeiten”: Stimmung in der Produktionsbranche auf Tiefpunkt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Glaubt man den Aussagen der einschlägigen Branchenverbände, steckt die deutsche Filmwirtschaft in einer tiefen Krise: Steigende Kosten, sinkende Budgets und die ausbleibende Reform der Filmförderung würden die Branche stark belasten, so das Ergebnis einer Herbstumfrage der Produktionsallianz. Ohne politische Reformen drohe die Abwanderung von Produktionen ins Ausland, was die Zukunft des Produktionsstandortes Deutschland gefährde.

5. “Das ist ein Weckruf” – Zukunftsrats-Mitglied Roger de Weck erklärt, wie es nach der ÖRR-Reform weitergehen muss.
(turi2.de, Diemut Roether/epd medien)
Diemut Roether hat sich mit Roger de Weck, Mitglied des sogenannten Zukunftsrats für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR), über die Reform des ÖRR in Deutschland unterhalten. De Weck verteidigt die im Reformstaatsvertrag festgelegten Änderungen wie die Zusammenlegung von TV-Sendern, die Einführung eines Medienrats und effizientere Verwaltungsstrukturen; er sieht aber noch Verbesserungsbedarf, insbesondere bei Strukturreformen und der Digitalisierung. Außerdem warnt de Weck vor den möglichen Folgen eines Scheiterns der Reform und betont die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Demokratie und Gesellschaft.

6. Deutschland vorn – mit dänischer Landschaft
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Wie Jochen Zenthöfer bei FAZ.net berichtet, verwende die CDU in ihrem neuen Wahlwerbespot unter dem Motto “Deutschland wieder nach vorne” auch Bilder, die nicht aus Deutschland stammen, darunter eine idyllische dänische Seelandschaft und Szenen mit internationalen Models. Bereits in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben, bei denen falsche Motive in CDU-Kampagnen für Diskussionen sorgten.

KW 48/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Haben wir wegen der ständigen Berichte zu viel Angst vor Verbrechen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:49 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit dem Journalistikprofessor Thomas Hestermann über die verzerrte Berichterstattung über Kriminalität in Deutschland. Hestermann sagt, dass Gewaltverbrechen und ausländische Tatverdächtige in Medien überrepräsentiert seien, während beispielsweise erfolgreiche Prävention oder deutsche Täter oft unbeachtet bleiben würden. Außerdem erklärt er, “warum zu Kinderpornografie vergleichsweise selten recherchiert wird und der ‘Ehrenmord’ inzwischen aus den Medien komplett verschwunden ist”.
Weiterer Hörtipp: “Täterkult vs. Opferperspektive: Warum True Crime polarisiert”: “True Crime zieht Millionen in seinen Bann – doch hinter jedem Fall steht die Geschichte echter Menschen. Was macht die Faszination mit den Angehörigen der Opfer? Und wie viel Verantwortung tragen die Formate?” (mdr.de, Esther Stephan, Audio: 26:49 Minuten)

2. Sind Podcasts wahlentscheidend? Ist Trumps Strategie auch etwas für den Bundestagswahlkampf?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 22:58 Minuten)
Bei “BR24 Medien” überlegt Jonathan Schulenburg, ob Podcasts in den USA wirklich wahlentscheidend waren und welche Rolle sie im Bundestagswahlkampf spielen könnten. Dabei werden Donald Trumps Auftritte in großen Podcasts wie dem von Joe Rogan hervorgehoben, die Millionen von Aufrufen generieren, und es wird über die wachsende Bedeutung alternativer Medienformate gesprochen.

3. Nach Ausweisung von Journalisten: Wie die ARD weiterhin aus Russland berichtet
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 9:14 Minuten)
Frank Aischmann, bisher Hörfunkkorrespondent der ARD in Russland, sowie ein technischer Mitarbeiter des ARD-Studios in Moskau wurden vom russischen Außenministerium aufgefordert, bis zum 16. Dezember ihre Akkreditierungen zurückzugeben. Sie müssen dann das Land verlassen. Bettina Köster spricht bei “mediasres” mit Christina Nagel, bis Dezember 2023 ARD-Hörfunkchefin in Moskau, über den Fall, die allgemeine Situation für Journalistinnen und Journalisten in Russland und die Frage: Was heißt das eigentlich für die Berichterstattung?

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4. Recht zum Gegenschlag – Wie du mir, so ich dir
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 34:29 Minuten)
Medienanwalt David Geßner beschäftigt sich in der neuen Folge seines Podcasts mit dem “Recht zum Gegenschlag” im öffentlichen Meinungsstreit: “Wir werfen einen Blick auf einen aktuellen Fall und sprechen darüber, wann scharfe Kritik zulässig ist und wann rechtliche Konsequenzen drohen. Dabei klären wir, warum persönliche Angriffe, die nur auf Herabwürdigung abzielen, rechtlich nicht geschützt sind, und wie Gerichte zwischen Meinungsfreiheit und Persönlichkeitsrechten abwägen.”

5. Namibia
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 35:10 Minuten)
Und noch einmal Holger Klein: In seinen radioeins-“Ferngesprächen” unterhält er sich mit Korrespondentinnen und Korrespondenten über deren journalistische Arbeit in aller Welt. Diesmal geht es nach Namibia, von dort berichtet Stephan Ueberbach für die ARD. Mit Klein spricht er über das Land im Südwesten Afrikas, über “extreme Dürre, deutsche Kolonialgeschichte im Kaffeehaus, Wahlen im November 2024 und grünen Wasserstoff”.

6. Sarah Ziegler (Maus-Radio | WDR)
(wiesoweshalbwarum.podigee.io, Thomas Hartmann, Audio: 1:21:46 Stunden)
Thomas Hartmann hat sich mit Sarah Ziegler, Redakteurin und Moderatorin beim Kinderhörfunk des WDR, über die Besonderheiten und Stärken des Kinderradios unterhalten. Sie sprechen über die crossmedialen Strukturen des “Maus-Radios”, die Synergien zwischen Hörfunk und Fernsehen und die Wichtigkeit, Kinder mit anspruchsvollen Themen auf Augenhöhe anzusprechen. Dabei betont Ziegler, dass das Radio trotz technischer Neuerungen ein lebendiges Medium bleibt und Potenziale für Partizipation und kindgerechte Aufbereitung bietet.

Kein Karrierehindernis, Weidel bei “Weltwoche”, Australien macht Ernst

1. Was bei Axel Springer kein Karrierehindernis ist
(correctiv.org, Anette Dowideit)
Der Axel-Springer-Konzern habe Jan Philipp Burgard trotz eines früheren MeToo-Vorwurfs, als Burgard noch beim WDR arbeitete, zum neuen “Welt”-Chefredakteur ernannt, was Zweifel an der Glaubwürdigkeit des behaupteten Kulturwandels bei Springer aufwerfe. Kritiker würden Burgards Umgang mit “Welt”-TV-Moderatorinnen und seine frühere Degradierung beim WDR wegen eines unangemessenen Vorfalls bemängeln, während Springer und Burgard die Vorwürfe abwehren würden. Die Entscheidung passe in ein Muster, bei dem Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner enge Vertraute auf Schlüsselpositionen setze. Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von “Correctiv” und ehemals langjährige Springer-Mitarbeiterin, hat all die unerfreulichen Einzelheiten zum Fall zusammengetragen.

2. Kolumne zuerst!
(taz.de, Uli Hannemann)
Nachdem bekannt geworden ist, dass Alice Weidel Kolumnistin bei der Schweizer “Weltwoche” wird, hat sich Uli Hannemann für die “taz” ausgedacht, was die AfD-Chefin in ihrer ersten Ausgabe schreiben könnte.

3. Australien beschließt radikales Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche
(spiegel.de)
Der australische Senat habe am Donnerstag Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu TikTok, Instagram und anderen Sozialen Netzwerken verboten beziehungsweise ein entsprechendes Verbot verabschiedet. Dieses soll bald in Kraft treten: “Das weltweit einmalige Gesetz sieht vor, dass Plattformen wie TikTok, Facebook, Snapchat, Reddit, X und Instagram unter 16-Jährige systematisch daran hindern müssen, Accounts ihrer Plattformen zu besitzen.”

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4. Und täglich grüßt die FDP: Zu viele Liberale im Dlf-Frühprogramm?
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 29:09 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob die FDP in der DLF-Frühsendung überrepräsentiert ist. Hörerin Sabine Weber diskutiert mit Friedbert Meurer, Leiter der Abteilung Aktuelles im Deutschlandfunk, und Moderatorin Brigitte Baetz.

5. Heise Online verlässt “X” und setzt auf Mastodon
(meedia.de, KNA Mediendienst)
Das Technik-Medium “Heise Online” habe den Kurznachrichtendienst X/Twitter verlassen und konzentriere sich stattdessen auf Mastodon. Dort sei die Anzahl der Interaktionen höher, obwohl die Reichweite kleiner sei. Die Entscheidung sei vor allem aus praktischen Gründen getroffen worden: X habe als Traffic-Lieferant an Bedeutung verloren, Mastodon passe als dezentralisierte Plattform besser zu “Heises” technikaffiner Zielgruppe.

6. Verleihung der Otto Brenner Preise 2024
(otto-brenner-preis.de)
Vor etwa zwei Wochen fand in Berlin die 20. Verleihung der Otto-Brenner-Preise für kritischen Journalismus statt. Auf der Seite der Otto-Brenner-Stiftung gibt es nun eine übersichtliche Zusammenstellung der Filmmitschnitte. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind hier dokumentiert. Und eine Sammlung der häufig gestellte Fragen und Antworten gibt es hier.

Aus Russland ausgewiesen, Medien in der Ukraine, Faszination Trash-TV

1. Russland weist zwei ARD-Journalisten aus
(zeit.de)
Ein Korrespondent sowie ein technischer Mitarbeiter des ARD-Studios in Moskau müssen bis zum 16. Dezember ihre Akkreditierungen zurückgeben und Russland verlassen. Diese Ausweisung habe das russische Außenministerium angekündigt: “Zwei deutsche Journalisten müssen Russland verlassen. Grund dafür ist die angebliche Schließung des Senders Perwy Kanal in Berlin. Deutschland wies den Vorwurf zurück.”
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestiert gegen das Vorgehen Russlands. Der DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster fordert diplomatische Schritte des deutschen Außenministeriums sowie die Rücknahme der Ausweisung durch die russische Regierung: “Ich bin fassungslos. Frank Aischmann und sein Kollege haben sich nichts zuschulden kommen lassen, sondern kritisch, unabhängig und fair über Russland und die Politik des Kreml berichtet. Der Rausschmiss ist pure Schikane.” (djv.de, Hendrik Zörner)

2. Marathon gegen Propaganda
(taz.de, Bernhard Clasen)
“Drei Jahre Angriffskrieg machen sich auch in der ukrainischen Medienlandschaft bemerkbar. Das Land verliert immer mehr Medien, das zuvor vielfältige Angebot ist landesweit ausgedünnt.” Bernhard Clasen hat sich angeschaut, wie sich der russische Angriffskrieg auf die Pressevielfalt in der Ukraine auswirkt. Auch die ukrainische Regierung schränke sie ein.

3. Mediatheken löschen ihre Inhalte
(verdi.de)
Das Verdi-Medienmagazin “M” macht auf ein konstantes Ärgernis im Zusammenhang mit den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender aufmerksam: ARD und ZDF seien gesetzlich verpflichtet, viele Inhalte nach kurzer Zeit aus ihren Mediatheken zu entfernen, um private Medienunternehmen vor Wettbewerb zu schützen. Kritiker, darunter Organisationen wie Wikimedia und die Redaktion von netzpolitik.org, würden fordern, diese “Depublizierungspflicht” abzuschaffen, da gebührenfinanzierte Inhalte dauerhaft verfügbar bleiben sollten.

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4. “Wahrheitsmotoren” gegen Fake News
(fachjournalist.de, Gunter Becker)
Nach fünfjähriger Vorbereitung habe der Wiener Journalist und Filmemacher Friedrich Moser seinen Film “How to Build a Truth Engine” fertiggestellt, in dem es um den Kampf gegen “Fake News”, Propaganda und Desinformation gehe. Gunter Becker hat mit Moser gesprochen und ihn unter anderem danach gefragt, welchen Einfluss “Fake News” auf die bevorstehenden Bundestagswahlen haben könnten.

5. TikTok sperrt Beauty-Filter für Minderjährige
(spiegel.de)
TikTok habe eine Reihe neuer Maßnahmen für den Schutz minderjähriger Nutzerinnen und Nutzer angekündigt. Hierzu gehöre auch der Zugang zu KI-gestützten Beauty-Filtern. Dies beziehe sich vor allem auf den sogenannten “Bold Filter”, mit dem es möglich sei, “Haut glatt und strahlend aussehen zu lassen, die Augen größer, die Lippen voluminöser, Wangenknochen und das Kinn definierter.”

6. Faszination Trash-TV: Die krassesten Formate der Nullerjahre
(ndr.de, Mirko Drotschmann, Video: 13:46 Minuten)
Für das Medienmagazin “Zapp” hat sich Mirko Drotschmann (“MrWissen2Go”) mit der Youtuberin Desy und den Hosts des “Trashologinnen”-Podcasts Dr. Dinah und Franzi auf eine Zeitreise in die Abgründe des Trash-TV begeben: “Was macht den Reiz von Trash-TV aus, und wie hat es unsere heutige TV-Landschaft geprägt?”

7. Das Ende der Supernasen
(radioeins.de, Audio: 4:23 Minuten)
Als zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator den neuerlichen Rückzug von Thomas Gottschalk, den dieser auch diesmal mit der Sorge vor angeblichen Shitstorms begründe: “Was wir hier erleben, ist das Schauspiel eines Entertainers, der aus dem Rückzug eine Kunstform gemacht hat. Denn Gottschalks Abschiede sind keine liebevolle Schlussumarmung. Sie sind Kalkül. Sie sind PR-Masche. Erst verkündet er theatralisch seinen Rückzug, weil man ja ‘nichts mehr sagen dürfe’ – nur um dann genau diese Botschaft medienwirksam in allen Talkshows auszuschlachten und sein nächstes Buch zu promoten.”

Springer baut um, Engel und Teufel, Hässliches Entlein Sportjournalismus?

1. Ulf Poschardt löst Stefan Aust als »Welt«-Herausgeber ab
(spiegel.de)
Der Axel-Springer-Verlag ordnet seine Medienmarken neu. Nach dem Ausscheiden von Stefan Aust werde der bisherige “Welt”-Gruppe-Chefredakteur Ulf Poschardt Herausgeber einer neuen Dachmarke, bestehend aus “Welt”, “Politico Deutschland” und “Business Insider Deutschland”. Bei der “taz” kommentiert Nicholas Potter die Personalentscheidung: “Dass der Premium-Poschardt nun zum Herausgeber der neuen Dachmarke wird, dürfte für den Verlag tatsächlich eine erfreuliche Nachricht sein. Zu Springer passt er wie Arsch auf Porschesitz.”

2. Himmel-und-Hölle-Preis 2024: Annabelle & Tageszeitungen
(freischreiber.de)
“Freischreiber”, der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten, vergibt alljährlich den “Himmel-und-Hölle-Preis” für besonders fairen beziehungsweise fiesen Umgang mit freien Medienschaffenden. Diesmal wurden alle deutschen Tageszeitungen in die Hölle geschickt: “Tatsache ist: Wir kennen keine einzige deutsche Tageszeitung, die ihren freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein mindestens durchschnittliches Einkommen in durchschnittlicher Arbeitszeit ermöglicht”, so Hölle-Laudator und Jury-Mitglied Andreas Unger. In den Himmel gelobt wurde das Schweizer Magazin “Annabelle”. Auf dem Youtube-Kanal von “TIDETVhamburg” gibt es eine Aufzeichnung der Preisverleihung (youtube.com, Video: 47:09 Minuten).

3. Sportjournalismus – das hässliche Entlein des Berufsstandes?
(de.ejo-online.eu, Thomas Strübin)
“Sowohl innerhalb der Redaktionen als auch in der öffentlichen Meinung wird der Sportjournalismus seit seinen Anfängen im Vergleich zu anderen journalistischen Praktiken gering geschätzt. Wie lässt sich das erklären?” Thomas Strübin ist dieser Frage nachgegangen und hat die häufigsten Kritikpunkte am Sportjournalismus aufgegriffen.

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4. Endlich mehr Schutz für Frauen in den Medien!
(dju.verdi.de, Matthias von Fintel)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi fordert von Politik und Arbeitgebern mehr Schutz für Frauen in den Medien: “Gewalt und Belästigung sind gravierende Verstöße gegen Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Medienarbeitgeber haben die Pflicht, ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten und funktionierende Mechanismen einzurichten, damit Frauen Übergriffe melden können und besser geschützt werden”, so die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll.

5. Musks Trollarmeen leiden unter dem eXit
(futurezone.at, Claudia Zettel)
Claudia Zettel führt bei futurezone.at aus, dass die Abwanderung von Nutzerinnen und Nutzern von der Plattform X (ehemals Twitter) aggressiven Troll-Communities zunehmend ihrer Zielscheiben beraube: “Setzt sich der eXit-Trend weiter fort, wird keine breite Masse mehr verbleiben, deren Widersacher man spielen oder die man versuchen kann, auf seine Seite zu ziehen. Das Ergebnis wäre tatsächlich eine Echokammer, in der man die Aggression unter Seinesgleichen im Kreis schicken kann.”

6. Was der Podcast jetzt braucht
(medientage.de, Petra Schwegler)
Petra Schwegler berichtet von der Podcast-Konferenz “So many Voices”, die vom Label hauseins und dem MedienNetzwerk Bayern organisiert wurde. Die Themen reichten von Community Building über komplexe Produktionsprozesse bis hin zur Rolle von Musik im Storytelling. In Workshops und Expertengesprächen habe es Einblicke in kreative Ansätze, effiziente Techniken und den Einsatz von AI-Tools gegeben. Ein weiteres Thema seien Monetarisierungsmöglichkeiten wie Crowdfunding, Werbung und Netzwerkpartnerschaften gewesen.

Vom Verschwinden der Lokalzeitung, “Haaretz”, Bundesliga-Rechtevergabe

1. Vom Verschwinden der Lokalzeitung
(wuestenradar.de, Christian-Mathias Wellbrock & Sabrina Maaß)
Wo sind Lokalzeitungen verschwunden? Und wo drohen Nachrichtenwüsten? Diesen Fragen sind Christian-Mathias Wellbrock und Sabrina Maaß von der Hamburg Media School nachgegangen und haben “untersucht, wie sich die Situation der Tageszeitungen seit der deutschen Wiedervereinigung verändert hat und welche Folgen eine Schwächung der Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen in Deutschland haben könnte.” Es lohnt ein Blick in die 46-seitige Studie (PDF), in der nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Handlungsoptionen vorgestellt werden. Äußerst eindrücklich ist auch die interaktive Karte, die das gesamte Ausmaß der Veränderungen seit 1992 zeigt (Schieberegler bewegen).

2. Israels Regierung boykottiert Zeitung “Haaretz”
(taz.de, Felix Wellisch)
Die israelische Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu habe beschlossen, Israels älteste und anscheinend unbequem gewordene Tageszeitung “Haaretz” zu boykottieren und dort keine Anzeigen mehr zu schalten: “Am Sonntag nahm das Kabinett laut Kommunikationsminister Shlomo Karhi einstimmig einen Vorschlag an, der allen Regierungsvertretern und Angestellten von staatlich finanzierten Organisationen vorschreibt, nicht mehr mit der Zeitung zu kommunizieren oder dort Anzeigen zu schalten.”

3. Neues vom Deutschlandfunk
(verdi.de, Volker Nünning)
Volker Nünning beschreibt die geplanten Programmreformen beim Deutschlandfunk, mit denen auf finanzielle, personelle und medienpolitische Veränderungen reagiert werden soll. Ziel sei es, das journalistische Profil des öffentlich-rechtlichen Senders trotz neuer Programmstrukturen und mehr digitalen Inhalten wie Podcasts zu bewahren. Die Reform solle bis 2025 in Arbeitsgruppen erarbeitet werden.

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4. Techkonzerne fordern Aufschub für australisches Jugendschutzgesetz
(zeit.de)
Technologiekonzerne wie Google, Meta und TikTok hätten die australische Regierung gebeten, die für diese Woche geplante Verabschiedung eines strikten Gesetzes zum Jugendschutz in Sozialen Medien zu verschieben, bis die Ergebnisse eines Pilotprojekts zur Altersüberprüfung vorliegen. Der Gesetzesentwurf, der die Social-Media-Nutzung von Kindern unter 16 Jahren künftig verhindern soll, werde unter anderem wegen mangelnder Kohärenz und Effizienz sowie fehlender Konsultation mit Experten und Interessengruppen von den Unternehmen kritisiert.

5. Bluesky HowTo und Tools
(metacheles.de, Sascha Pallenberg)
Die X/Twitter-Alternative Bluesky erlebt derzeit einen rasanten Zustrom von Nutzerinnen und Nutzern. Sascha Pallenberg hat allerlei Wissenswertes um die Microblogging-Plattform zusammengestellt und nennt hilfreiche Tools rund um die Themen Feeds, Labels, Starter Packs und Beitragsverwaltung. Außerdem kennt er nützliche Hilfsprogramme zur Migration von anderen Plattformen zu Bluesky.

6. Bundesliga-Rechtevergabe: Neustart unterm Damoklesschwert
(dwdl.de, Timo Niemeier & Alexander Krei)
Bei “DWDL” geht es um die Wiederaufnahme der Vergabe der Fußball-Bundesliga-Rechte für die Spielzeiten 2025 bis 2029. Zuvor habe ein “Hickhack” zwischen Pay-TV-Sender DAZN und Deutscher Fußball Liga (DFL) zum Abbruch des ursprünglichen Verfahrens geführt: “Der Ausgang der nun neu startenden Auktion ist völlig ungewiss. Als Gewinner könnte am Ende allen voran die DFL stehen, immerhin hat man bei Sky jetzt die Gewissheit, dass DAZN schon im Kampf um Paket B bereit ist, viel Geld auf den Tisch zu legen – möglicherweise so viel, um den Pay-Platzhirschen über kurz oder lang komplett aus dem Markt zu drängen.”

AfD-Hausverbot ungültig, Zeitung per Drohne, Überraschender Überschuss

1. Gericht erklärt Hausverbot der AfD gegen BR-Journalisten für ungültig
(bjv.de, Benedikt Frank)
Wie der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) mitteilt, habe das Landgericht München angeordnet, dass ein Journalist des Bayerischen Rundfunks (BR) vom AfD-Parteitag im bayerischen Greding berichten dürfe. “Das Gericht hat wie erwartet bestätigt, dass eine politische Partei sich nicht aussuchen kann, wer über sie berichtet”, so der BJV-Vorsitzende Harald Stocker: “Die AfD hat der Freiheit der Berichterstattung dennoch enormen Schaden zugefügt. Das dürfte auch ihre Absicht gewesen sein. Das Hausverbot der AfD hat einen renommierten Reporter fast neun Monate lang bei seiner Arbeit behindert.”
Weitere Lese- und Gucktipps: Der BR-Journalist war dann auch beim AfD-Parteitag vor Ort und berichtete bei br.de, in einer Schalte und in mehreren Tweets von “Schikanen für Journalisten”.

2. Drohnen gegen Populismus
(taz.de, Christina Koppenhöfer & Chiara Joos)
In einem Testprojekt im brandenburgischen Welzow würden Drohnen zur Zeitungszustellung erprobt, um die hohen Kosten in dünn besiedelten Regionen zu senken. Während Befürworter wie Bürgermeisterin Birgit Zuchold und der Deutsche Journalisten-Verband darin eine Chance sähen, lokale Informationen zu erhalten und sogenannte Nachrichtenwüsten zu vermeiden, würden strenge Gesetze und die Ausgaben für die Technik eine langfristige Umsetzung behindern. Die teure Drohnentechnologie belaste die ohnehin schon hohen Zustellkosten weiter.

3. “Noch gibt es die Chance, geschlossen Nein zu sagen”
(journalist.de, Mia Pankoke)
Mia Pankoke thematisiert die Forderung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), dass sich Rundfunkanstalten und Verlage geschlossen gegen Text- und Data-Mining durch Künstliche Intelligenzen (KI) aussprechen sollten. DJV-Justiziarin Hanna Möllers warne davor, dass das Trainieren von KI-Modellen mit journalistischen Inhalten ohne Vergütung der Urheberinnen und Urheber langfristig die journalistische Landschaft gefährde. ARD-Intendant Kai Gniffke argumentiere hingegen, dass öffentlich-rechtliche Inhalte wichtig für den demokratischen Diskurs seien und daher für KI-Anwendungen zugänglich bleiben sollten.

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4. WDR machte 2023 überraschend 150 Millionen Überschuss
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Eigentlich habe der öffentlich-rechtliche WDR 2023 mit einem Minus von 58 Millionen Euro gerechnet. Herausgekommen sei aber ein Überschuss von 150 Millionen Euro, berichtet Uwe Mantel bei “DWDL. “Das positive Ergebnis ist in erster Linie auf versicherungsmathematische Parameter und Veränderungen bei den Pensionsrückstellungen zurückzuführen, also vereinfacht gesagt auf die positive Entwicklung am Kapitalmarkt”, heiße es dazu vom WDR.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 239 vom 25.11.2024
(netzwerkrecherche.org, Lena Kampf)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Lena Kampf über den Weggang von X/Twitter und die Suche nach geeigneten Alternativen. Außerdem gibt es einen gewohnt guten Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. DJV verlässt Musk-Plattform X
(djv.de, Gina Schad & Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verabschiedet sich nach 15 Jahren von X (ehemals Twitter): “Für uns als Journalisten-Verband ist mit der Wahl von Donald Trump die letzte rote Linie überschritten. Wir wissen, dass viele Kolleginnen und Kollegen aktuell mit sich ringen, aber wir können sie nur dazu ermutigen, uns zu folgen und auf andere Kanäle auszuweichen. Zwischen Fake news und Desinformation haben wir Journalistinnen und Journalisten nichts verloren”, so der DJV-Vorsitzende Mike Beuster.

KW 47/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Theodor Herzl-Dozentur mit Martin Thür: Die Kontrollfunktion des Journalismus
(youtube.com, Martin Thür, Video: 1:22:26 Stunden)
In seinem Vortrag über “die Kontrollfunktion des Journalismus” betont ORF-Moderator Martin Thür, dass Journalismus in Demokratien als Wächter über Machtverhältnisse fungiere, indem er Missstände aufdecke und Debatten ermögliche. Thür illustriert dies mit historischen Beispielen und aktuellen Recherchen, die zeigen, wie journalistische Arbeit Machtmissbrauch sichtbar macht und Veränderungen anstößt. Unabhängiger Journalismus brauche Zeit, Engagement und Perspektivenvielfalt.

2. Stimmen der Freiheit: Vom Kriegsreporter zum Staatsfeind
(youtube.com, Wolfgang Krach, Video: 1:29:51 Stunden)
Die von Wolfgang Krach, Chefredakteur der “Süddeutschen Zeitung”, moderierte Veranstaltung widmet sich der Situation von Journalistinnen und Journalisten in Äthiopien während des Bürgerkriegs zwischen der Zentralregierung und der TPLF. Der Journalist Amir Aman Kiyaro berichtet über seine Arbeit im Kriegsgebiet, seine Verhaftung und die schwierigen Haftbedingungen. Mit Brita Wagener, der ehemaligen deutschen Botschafterin in Äthiopien, diskutiert er, wie Deutschland zu einem repressiven Regime steht und ob es weiterhin als “Reformpartnerland” unterstützt werden sollte.

3. Zwischen Hype und Wachstumsschmerz – der Podcast-Markt im Wandel
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 47:59 Minuten)
Der Podcast “This is Media Now” thematisiert den aktuellen Stand des Podcast-Marktes, insbesondere die Konsolidierung nach dem Hype der vergangenen Jahre. Es geht unter anderem um die Frage, wie neue Erlösquellen und Zielgruppen erschlossen werden können, während sich Werbe- und Produktionsstrategien den veränderten Marktbedingungen anpassen. Podcasting als Medium sei fest etabliert und biete weiterhin Wachstumspotenzial, vor allem durch innovative Ansätze und langfristiges Engagement.

Bildblog unterstuetzen

4. Podcasts und Medien – mit Holger Klein
(youtube.com, Ali Hackalife, Audio: 2:15:27 Stunden)
Bei “Auch interessant” diskutieren Ali Hackalife und Holger Klein, wie sich die Podcast- und Medienlandschaft in den vergangenen Jahren verändert hat, besonders hinsichtlich Plattformen und Reichweite. Klein reflektiert seinen Werdegang vom Radio zur Podcast-Szene und beschreibt, wie Unabhängigkeit und kreative Freiheit im digitalen Zeitalter unter dem Druck von Marktlogiken stehen. In dem Gespräch geht es um Themen wie Monetarisierung, Reichweitenstrategien und die Herausforderungen kleinerer Produzenten in einer von Großproduktionen dominierten Branche.

5. Wie macht man aus bitterer Realität lustige Zeichnungen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 19:28 Minuten)
Und noch einmal Holger Klein: Im “Übermedien”-Podcast begrüßt er als Gastgeber die Künstlerin und Karikaturistin Katharina Greve: “Wie entstehen ihre Ideen? Kann man alle Themen mit Humor behandeln? Wie hat sich die Karikatur im Laufe der Zeit verändert? Inwiefern grenzt sie sich vom Cartoon ab? Und was hat Greve mit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI zu tun?”

6. Filmförderung in Gefahr: Warum die Filmbranche nach dem Ampel-Aus zittert
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 26:43 Minuten)
Jonathan Schulenburg spricht mit dem Kulturjournalisten Moritz Holfelder über die stockende Reform der deutschen Filmförderung und deren Bedeutung für die Branche. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte eine umfassende Reform versprochen, doch nach dem Ende der Ampelkoalition droht das Vorhaben zu scheitern. Björn Böhning, Hauptgeschäftsführer der Produktionsallianz, warnt im Interview vor gravierenden Folgen für Filmschaffende und die gesamte Branche.

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BILDblog-Klassiker

neu  

Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.