Suchergebnisse für ‘LINK’

Ist das “nd” nah?, Gewinnspiel verliert, Mausgezeichnet

1. Ist das ND nah?
(taz.de, Anne Fromm)
Bei der schwer angeschlagenen linken Tageszeitung “Neues Deutschland” (“nd”) wird derzeit die Umwandlung in eine Genossenschaft diskutiert. Derartige Modelle haben bei “taz”, “Junge Welt” und “Krautreportern” einigermaßen gut geklappt, doch für die “nd” könnte die Situation schwerer sein, findet Anne Fromm: “Ihre LeserInnenschaft ist alt, älter vermutlich als die anderer Zeitungen. Den Großteil ihrer LeserInnen hat das Blatt in Ostdeutschland, viele von ihnen sind treu geblieben aus alter DDR-Verbundenheit, als die Zeitung noch Zentralorgan der SED war. Treten die noch in eine neue Genossenschaft ein?”

2. Gewinnspielportal der Funke Mediengruppe entblößt über 85.000 Datensätze
(heise.de, Jan Mahn)
Das Gewinnspielportal “funke.fun” der Funke Mediengruppe habe nach Informationen von “Heise” versehentlich die Einsicht in Daten von rund 85.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglicht. Ursache sei eine “schlampig umgesetzte” Prämienaktion. Funke habe den Fall als meldepflichtigen Datenschutzverstoß im Sinne der DSGVO eingestuft und erklärt, die zuständige Berliner Landesdatenschutzbeauftragte informiert zu haben. Außerdem wolle man die 85.664 Betroffenen über den Fall unterrichten.

3. Spiegel’s Digest
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
In der aktuellen “SZ”-Medienkolumne “Abspann” schreibt Cornelius Pollmer über eine besondere Gunst, die gelegentlich “Spiegel”-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zuteil wird: den werbeträchtigen Vorabdruck ihrer Bücher.

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4. Was es für den deutschen Streaming- und Fernsehmarkt bedeutet, wenn Hollywood-Studios zu Konkurrenten werden
(medienpolitik.net, Thorsten Hennig-Thurau, Ricarda Schauerte, Niko Herborg, Veronika Schneid, Nico Wiegand)
Die von WissenschaftlerInnen und einer Unternehmensberatung durchgeführte Studie “Angriff aus Hollywood” (PDF) beschäftigt sich mit dem Markteintritt der großen Hollywood-Studios ins Streaming-Geschäft und den daraus folgenden Auswirkungen auf den deutschen Streaming- und Fernsehmarkt. Interessant sind auch die Erkenntnisse zur derzeitigen Mediennutzung. So habe das Pay-TV trotz Wiederanpfiff der Bundesliga verloren, während Youtube Zuwächse verzeichnen könne.

5. Inflation berechnen? Lass uns mal Twitter fragen
(zeit.de, Henrik Oerding)
Für viele ist der Kurznachrichtendienst Twitter ein praktisches Instrument, um sich in kurzen Botschaften mit anderen auszutauschen oder den eigenen Standpunkt klarzumachen. Für die Wissenschaft ist Twitter darüber hinaus eine gigantische Datenquelle, die vielfältige, teilweise überraschende Erkenntnisse liefert. Henrik Oerding stellt einige der auf Twitter-Daten basierenden Studien vor. Dabei geht es unter anderem um Inflationserwartungen, die Messung von Erdbeben und eine “Zufriedenheitsforschung”.

6. Klingt komisch, ist aber so
(philomag.de, Matthias Warkus)
Am Sonntag wird “Die Sendung mit der Maus” (WDR) 50 Jahre alt. Im “Philosophie Magazin” huldigt Matthias Warkus dem kleinen TV-Nager und seinen Sachgeschichten: “Alles ist interessant, alles ist zugleich selbstverständlich und wundervoll, aber das heißt nicht, dass deswegen auch gleich alles gut wäre. Das ist nicht die schlechteste Sicht auf die Dinge, und ein hervorragender Ausgangspunkt für die Philosophie.”

Entrüstungssturm nach Lehrbuch, “Blätter” vs. “Bild”, Ende für “nd”?

1. Protest gegen Bayern 3: Ein Entrüstungssturm nach Lehrbuch
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer kommentiert den Entrüstungssturm, den ein Bayern-3-Moderator mit seinen rassistischen Äußerungen über eine südkoreanische Boyband auslöste: “Die Plattform Twitter wird am 21. März 15 Jahre alt, und die Dynamik der Entrüstungsstürme hat sich in dieser Zeit praktisch nicht verändert. Sie kommen immer wieder, sie kommen immer wieder gleich – und am Ende führen sie zu nichts. Im besten Fall hat nun Matthias Matuschik etwas über rassistische Sprache gelernt, im schlechtesten Fall aber haben drei Tage lang zwei bis drei verschiedene Gruppen aneinander vorbeigeredet, oder besser gesagt: aneinander vorbeigeschrien.”

2. Linkes Blatt vor dem Aus
(taz.de)
Der linksorientierten Tageszeitung “Neues Deutschland” beziehungsweise “nd” geht es bereits seit Längerem schlecht, nun droht dem Blatt zum Jahresende die Schließung. Die Linkspartei wolle als Mitgesellschafter eine “Veränderung der Eigentümerstruktur” prüfen. Eine neu zu gründende Genossenschaft solle die Geschäfte fortführen. Die Gewerkschaft ver.di zeigt sich skeptisch: “Die Genossenschaft darf nicht die ‘Billiglösung’ sein.”
Weiterer Lesehinweis: ND-Beschäftigte verlangen Gespräche (jungewelt.de, Marc Bebenroth).

3. Die »Blätter« in »Bild«: Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus
(blaetter.de, Albrecht von Lucke)
Die “Bild”-Zeitung schmückt sich in ihrer Samstagsausgabe mit einer Reihe von wie Lob klingenden Aussagen des Publizisten und “Blätter”-Redakteurs Albrecht von Lucke, die dieser angeblich in einem Beitrag getätigt habe (Rechte APO mit medialer Macht: Die neueste Ideologieproduktion aus dem Hause »Springer«). von Lucke protestiert. Die Sätze seien von “Bild” aus dem Zusammenhang gerissen und sinnentstellend wiedergegeben worden: “Stärker kann man den Inhalt eines Textes wohl kaum verfälschen. Der Bild-Text ist ein Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus.”

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4. Vom Dritten ins Erste: Warum die ARD ein Ligasystem für Polittalks braucht
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader schlägt der ARD in seiner “DWDL”-Kolumne die Einführung eines Systems mit Auf- und Abstiegen für ihre Polit-Talkshows vor: Frank Plasbergs “Hart aber Fair” wünscht er eine kreative Regenerationszeit im Dritten. Der MDR-Sendung “Fakt ist!” würde er eine Chance im Ersten geben.

5. Facebook zahlt offenbar 650 Millionen Dollar Entschädigung
(spiegel.de)
Laut der Nachrichtenagentur AFP zahlt Facebook 1,6 Millionen seiner US-amerikanischen Nutzerinnen und Nutzer eine Entschädigung von insgesamt 650 Millionen US-Dollar. Facebook hatte ohne deren Wissen biometrische Daten zur Gesichtserkennung gesammelt und damit gegen ein 2008 im Bundesstaat Illinois verabschiedetes Gesetz zum Schutz der Privatsphäre verstoßen.
Weiterer Lesehinweis: Die Videoplattform TikTok habe rechtswidrig Daten Minderjähriger gesammelt, auch biometrische. Dagegen seien Eltern in mehreren US-Bundesstaaten vorgegangen: TikTok muss wegen Streit um Datenschutz 92 Millionen Dollar zahlen (zeit.de).

6. Mit 87 Jahren fährt Johann Böhm noch die Zeitung aus – manchmal greift er zu ungewöhnlichen Mitteln
(merkur.de, Claudia Schuri)
Johann Böhm aus Ottenhofen im Landkreis Erding ist mit 87 Jahren einer der ältesten Zeitungszusteller der Region. Jeden Morgen steht er um 4:30 Uhr auf, um diverse Zeitungen wie den “Erdinger Anzeiger”, die “Ebersberger Zeitung” oder die “tz” an die Leserschaft zu bringen – gelegentlich sogar mit dem Traktor. Um 7 Uhr ist für Böhm die Tour beendet, und er kommt selbst zur verdienten Zeitungslektüre.

Wüste Sammlung, Papageno-Effekt, Der MDR und das Glyphosat

1. Medien kaufen Uni wüste Materialsammlung als brisante Corona-Studie ab
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Journalist Felix Huesmann hat es auf Twitter recht gut zusammengefasst: “Ein fachfremder Professor stellt wissenschaftliche Texte und Zeitungsartikel zusammen, fügt dem ganzen ein paar bunte Markierungen hinzu und die @unihh verkauft das dann als ‘Studie’. Mitten in der von Desinformation begleiteten Corona-Pandemie. Unfassbar.” Medienkritiker Stefan Niggemeier ist der Frage nachgegangen, wie das umstrittene Papier derart viel Medienaufmerksamkeit erfahren konnte. Außerdem verlinkt er mehrere Faktenchecks, die allesamt zu ähnlichen, wenn nicht übereinstimmenden Ergebnissen kommen.

2. Zu viele nehmen sich das Leben – darüber müssen wir reden
(krautreporter.de, Martin Gommel)
Der Werther-Effekt besagt, dass das öffentliche Sprechen über Suizide weitere Suizide provoziert. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, findet die Soziologin Ellen von den Driesch: “Der Werther-Effekt ist eine umstrittene These, denn es gibt auch einen Papageno-Effekt. Hier geht man davon aus, dass es eine Schutzfunktion haben kann, wenn wir über Suizid in Verbindung mit Hinweisen auf Hilfsangebote sprechen.” Martin Gommel schreibt über psychische Krisen, den medialen Umgang damit und unsere gesellschaftliche Verantwortung für Menschen in Not.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 und 116 123) erreichen kannst.)

3. Fast jeden zweiten Tag schrieb der Boulevard 2020 etwas Negatives über Menschen aus Afghanistan
(kobuk.at, Benjamin Steiger)
Benjamin Steiger hat die Berichterstattung der österreichischen Presse über Menschen aus Afghanistan untersucht und dabei Missverhältnisse festgestellt, die “die Realität grob verzerren und Vorurteile verfestigen können”. Beispielsweise sei 2020 in fast jeder zweiten Ausgabe der “Kronen Zeitung” zumindest ein Negativ-Artikel über Afghaninnen oder Afghanen erschienen.

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4. MDR gewinnt in Glyphosat-Streit
(meedia.de)
Im Jahr 2015 hatte das ARD-Magazin “Fakt” über das Glyphosat-Gutachten einer Behörde berichtet und damit in Zusammenhang stehende Dokumente veröffentlicht. Das betroffene Bundesinstitut ging dagegen juristisch vor, angeblich seien die Urheberrechte der Autoren verletzt worden. Nun hat das Oberlandesgericht Köln die Klage des Instituts abgewiesen. MDR-Programmdirektor Klaus Brinkbäumer kommentiert: “Das Gericht hat diesen Versuch, Zensur über den Umweg des Urheberrechts auszuüben, ganz klar zurückgewiesen. Der Fall zeigt aber, dass die Rundfunkfreiheit auch in unserem Land jeden Tag aufs Neue verteidigt und erstritten werden muss.”

5. JournalistInnen, wir müssen reden
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hat sich das aktuelle “Edelman Trust Barometer” angeschaut. Dabei handelt es sich um eine jährliche Umfrage zum Vertrauen in Regierungen, Unternehmen, Medien und Nichtregierungsorganisationen. Knüwer fordert: “JournalistInnen müssen sich endlich den Fehlentwicklungen ihrer Branche stellen, sie müssen bereit sein, Kritik zu ertragen und auszutragen. Und sie müssen sich ändern.”

6. Der Mann, der BILD zur Kriegsmaschine macht
(youtube.com, Walulis Story SWR3, Video: 15:00 Minuten)
Philipp Walulis wirft einen satirischen Blick auf das Aufmerksamkeits-Business von “Bild”-Chef Julian Reichelt. Ein unterhaltsames und kurzweiliges Psychogram, bei dem man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.

Harter Cringe, schokoladehaltiger PR-Stunt, Giovannis Braten

1. Harter Cringe
(faz.net, Felix Hooss)
Die beiden umtriebigen Gründer eines Kondom-Start-ups kamen 2019 auf eine weitere publicityträchtige Idee: Wie wäre es, wenn man im Berliner Olympiastadion die größte “BürgerInnenversammlung” abhielte und dort über Petitionen abstimmen ließe? Dank einer geschickten Medienkampagne und der Unterstützung durch einige Influencer und Influencerinnen sammelten sie 1,8 Millionen Euro für die Umsetzung des Vorhabens ein. Felix Hooss hat sich eine sechsteilige Doku über das ambitionierte Projekt angeschaut: “Bis zuletzt bleibt vage, was genau im Olympiastadion eigentlich geschehen, wie das mit den Petitionen funktionieren, was hier politisch verhandelt werden soll. Das ist aber irgendwie auch egal. Letztlich wird hier eine leere Hülle promotet, darunter ist nichts; ob politische Beteiligung verkauft werden soll oder eben Kondome, spielt keine Rolle. Die Reichweite der Influencer wirkt dabei wie ein Steroid. Nie war es leichter, sich ein bisschen politisch, ein bisschen weltverbessernd zu fühlen, ohne auch nur das Geringste am eigenen Lebensstil zu hinterfragen.”
Weiterer Gucktipp: Zum Hintergrund ein Hinweis auf das lohnenswerte und vorausschauende Gespräch zwischen Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen aus dem Jahr 2019: Olympiastadion: So blöde war die Weltrettung noch nie! (youtube.com, Video: 29:41 Minuten).

2. 90 Jahre Haus des Rundfunks: Die Sendesäle und die Akustik
(rbb-online.de, Sigrid Hoff)
Das Haus des Rundfunks in der Berliner Masurenallee hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zum 90-jährigen Bestehen geht der rbb in einer Serie den Spuren der Architektur und der wechselvollen Geschichte dieses Baus nach. In der aktuellen Folge geht es um die Sendesäle und die Akustik.
Weiterer Hörtipp: Der fünfteilige Podcast über das Haus des Rundfunks, von der Grundsteinlegung im Jahr 1929 bis in die Jetztzeit.

3. “Ritter Sport hat es geschafft, absolut an die Grenze des Möglichen zu gehen”
(wiwo.de, Nele Husmann)
Ein Schokoladen-Hersteller behauptete, seine Schokolade dürfe nicht Schokolade genannt werden, weil sie keinen Zucker enthalte. Ein geschickter PR-Stunt, der sich jedoch als unwahr herausstellte. Der Firma konnte es egal sein: Zahlreiche Medien waren auf die Meldung angesprungen und hatten berichtet. Lars Rademacher, Vorsitzender des Deutsches Rats für Public Relations und Medien-Professor in Darmstadt, hält die Aktion für einen Grenzfall.
Weiterer Lesehinweis: Wie man eine neue Schokoladensorte in alle Medien bringt (übermedien.de, Stefan Niggemeier).

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4. MDR bietet virtuelle Tour durchs Sendezentrum an
(dwdl.de, Alexander Krei)
Pandemiebedingt bietet der MDR derzeit keine Studioführungen an. Nun hat sich der Sender eine Alternative einfallen lassen und lädt zu einer virtuellen 360-Grad-Tour durch die Studios am Standort Leipzig ein. Bei “Mittendrin – die virtuelle MDR-Studiotour” kann man zum Beispiel hinter die Kulissen der Studios von “MDR aktuell” und “Sport im Osten” schauen, eine Regie besuchen oder beim “Riverboat” vorbeigucken.

5. Facebook-Blockade wegen Mediengesetz: Was nun, Australien?
(heise.de, Torsten Kleinz)
In Australien eskaliert ein Streit um die sogenannte Linksteuer. Das Parlament will Konzerne wie Facebook und Google dazu verpflichten, Verlage und Medienhäuser an den Erlösen zu beteiligen, wenn deren Inhalte abgegriffen werden. Als Reaktion hat Facebook sämtliche Nachrichteninhalte des Landes gesperrt. Was bedeutet dies für Netzpolitik, Medien und das Internet? Und wer wird aus dem Kampf als Sieger herausgehen: Nationalstaaten oder die großen Konzerne? Torsten Kleinz spielt drei Szenarien durch, die er für möglich hält.

6. “Die Zeit” wird 75 Jahre alt. Braten für alle!
(twitter.com/uebermedien, Video: 0:27 Minuten)
Anlässlich des 75. Geburtstag der Wochenzeitung “Die Zeit” präsentiert “Übermedien” einen Ausschnitt aus einer NDR-Doku über Giovanni di Lorenzo, den “Meister der Zwischentöne”. di Lorenzo ist anscheinend auch ein Meister der Zwischentöne, wenn es um (seltenes) Lob geht.
Weiterer Gucktipp: “‘Die Zeit’ – Eine Wochenzeitung wird 75” (ndr.de, Inga Mathwig & Davod Hohndorf, Video: 44:53 Minuten).

Pandemie des Hasses, Handy-Ich, Datensammelwut der Verlage

1. Die Pandemie des Hasses
(rnd.de, Markus Decker & Jan Sternberg)
Es scheint, als trete in Zeiten der Pandemie bei manchen Menschen das Schlechteste nach außen. Leidtragende sind oft PolitikerInnen und inzwischen auch WissenschaftlerInnen, die mit Hassbotschaften und Drohungen überschüttet werden. Der Staat tue sich schwer mit einer angemessenen Reaktion, schreiben Markus Decker und Jan Sternberg. Das Gesetz gegen Hasskriminalität konnte wegen verfassungsrechtlicher Bedenken zur Bestandsdatenauskunft bislang nicht in Kraft treten. Nun drängen Fachleute zur Eile.
Weiterer Gucktipp: Der Youtuber “Schlauchbootfan” setzt sich in seinen Videos kritisch mit Querdenkern auseinander. Das hat den prominenten Querdenker und Betreiber einer Schwindelambulanz Bodo Schiffmann auf den Plan gerufen. Dieser habe auf Telegram seine Gefolgschaft aufgefordert, die Identität des Kritikers aufzudecken. Anschließend habe Schiffmann den Klarnamen, den Arbeitgeber und die Anschrift des “Schlauchbootfans” veröffentlicht (sogenanntes Doxing). Der IT-Anwalt Chan-jo Jun hat sich mit dem Doxingopfer unterhalten. Dabei geht es vor allem um die Frage der Strafbarkeit (youtube.com, Video: 6:41 Minuten).

2. Die Idee der Entbündelung
(taz.de, Stefan Stuckmann)
So sehr der Autor Stefan Stuckmann den Hype um die Audio-Chat-App Clubhouse nachvollziehen kann, so besorgt ist er, was die Folgen anbelangt: “Damit wird aufs Neue ein zwar regulierter, aber im Prinzip offener Markt ersetzt durch eine komplett privatwirtschaftliche Plattform. Eine, die scheinbar offen daherkommt – jeder kann mitmachen! – aber letztlich ein Silo ist. Die keine einzige neue Idee mitbringt, wie sie all die Probleme angehen will, die bereits die älteren sozialen Netzwerke überfordern.”

3. Bezahlen mit Daten
(kontextwochenzeitung.de, Johanna Henkel-Waidhofer)
DatenschützerInnen kritisieren die Datensammelwut der großen Zeitungsverlage, die ihren Lesern und Leserinnen teilweise auf Schritt und Tritt durchs Netz folgen. Johanna Henkel-Waidhofer hat sich an das Thema gemacht, was angesichts verschiedener Interessenlagen und rechtlicher Implikationen nicht einfach ist: “Es ist, als müsste ein Kabelsalat entwirrt werden: Wer an den falschen Stellen zieht, bekommt neue Probleme anstatt alte zu lösen.”

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4. Das Herz des Journalismus schlägt links – so what?
(medienpolitik.net, Christian Pieter Hoffmann)
Die politische Linksverschiebung im Journalismus sei real und vollkommen plausibel, so Christian Pieter Hoffmann, Professor für Kommunikations-Management an der Universität Leipzig. In seinem Text diskutiert Hoffman die Argumente und Gegenargumente zum politischen Bias im Journalismus.

5. Kinozahlen brechen massiv ein
(faz.net)
Die Pandemie hat in der Kinowirtschaft für einen drastischen Rückgang der Besucherzahlen gesorgt. Laut Aussage der Filmförderungsanstalt (FFA) sei der Ticketverkauf um 68 Prozent eingebrochen. Bislang sei die Anzahl der Kinounternehmen stabil. Aus den Zahlen der FFA sei jedoch nicht ersichtlich, wie gut oder schlecht die jeweiligen Kinos durch die Krise kommen.

6. Das Handy-Ich
(zeit.de, Christoph Drösser & Matthias Schütte)
Was sagt unsere Smartphonenutzung und unser Medienkonsum über unseren Charakter aus? Forscher haben 30 Tage lang die Handynutzung von mehreren hundert Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern aufgezeichnet und deren Kommunikations- und Sozialverhalten analysiert. Die “Zeit” fasst in Infografiken die fünf Hauptdimensionen zusammen, anhand derer sich die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben lässt – gekoppelt an die Smartphonenutzung. Die Grafiken sind auch deshalb einen Blick wert, weil sie das eigene Medienverhalten überdenken lassen.

Bärs Seitenwechslerin, “Welt”-Redakteur bedauert, Murdoch-Doku

1. Bärs Büroleiterin wechselt zu Facebook
(n-tv.de)
Die Büroleiterin von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär wechselt nach Informationen des “Handelsblatts” (nur mit Abo lesbar) ansatzlos, das heißt ohne Karenzzeit, die Seiten: Vom Ministerialbüro, bei dem auch Facebook ein Thema gewesen sein muss, geht es direkt zu, man ahnt es schon, Facebook. Die umtriebige Büroleiterin hat bereits Erfahrungen mit derartigen Wechseln und ist privat mit Andreas Scheuer liiert, der als Minister unter anderem für die digitale Infrastruktur zuständig ist.

2. “Welt”-Redakteur bedauert “extrem zugespitzte Formulierung” über Drosten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Ein leitender “Welt”-Redakteur hat unter seinem eigenen Welt.de-Beitrag einen Kommentar abgegeben, in dem er den Virologen Christian Drosten bezichtigte, “wahrscheinlich Hunderttausende Menschenleben auf dem Gewissen” zu haben (der Kommentar wurde mittlerweile gelöscht). Der Medienkritiker Stefan Niggemeier hat sich die weiteren Behauptungen des Redakteurs zum Thema Corona angeschaut, die nicht weniger verstörend sind.

3. Gratwanderung zwischen Journalismus und Aktivismus
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 4:50 Minuten)
Der “Stern” hat eine Petition zum Thema Pflege gestartet, die mittlerweile von über 200.000 Leuten unterschrieben wurde. Die Aktion wird recht unterschiedlich bewertet: Einige begrüßen die Initiative, anderen ist sie zu aktionistisch. Beim Deutschlandfunk kommen beide Seiten zu Wort.

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4. Das große Schweigen
(taz.de, Juri Sternburg)
Die “Welt” leistet sich mit “Don Alphonso” einen Kolumnisten, der von vielen Menschen als Gefahr empfunden wird: “Die Namen der Opfer: Wer sie sucht, findet sie. Es sind Journalist*innen, Politiker*innen, deren Mitarbeiter*innen. Nach Erwähnung durch Don Alphonso sahen sie sich laut eigener Aussage mit Telefonterror und Morddrohungen konfrontiert. Sie berichten von Schmähungen, Beleidigungen, von beruflichen wie privaten Folgen.” Wie kann es sein, dass so jemand in der Jury des Medienpreises des Bundes­tags sitzt, fragen sich viele. Juri Sternburg hat sich bei den anderen Jury-Mitgliedern umgehört, ob ihnen in den Sinn gekommen ist, die Jury zu verlassen.
Zusatzhinweis: Die mit dem Medienpreis des Bundestages ausgezeichneten “SZ”-Autoren Nico Fried und Boris Herrmann gehen mit dem Thema auf eine Weise um, die für sich spricht: “Wir nehmen den Preis gerne entgegen, auch aus Respekt vor dem Bundestag und dessen Präsidium. Das Preisgeld werden wir der Organisation HateAid spenden.”

5. Holzner will mehr Kooperation: “Wir machen vieles doppelt und dreifach”
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Gabriele Holzner ist Programmdirektorin und Vize-Intendantin des Hessischen Rundfunks. Im Interview mit “DWDL” spricht sie unter anderem über die Senderstrategie, lineare Formate nur noch für eine eingeschränkte Zeitschiene zu entwickeln und auszuspielen. Alle anderen Redaktionen würden für die Onlinekanäle produzieren: “Sie erhalten den bewussten Auftrag, neue Formate für die Mediathek zu entwickeln bzw. bestehende im Hinblick auf die Mediathek weiterzuentwickeln. Diese Formate sollen vor allem in der Mediathek performen, sie werden nicht mehr für einen linearen Sendeplatz produziert, sondern der lineare Sendeplatz ist fortan die Zweitverwertung.”

6. Der Aufstieg der Murdoch-Dynastie
(arte.tv, Jamie Roberts, Video: 50:04 Minuten)
In der Arte-Mediathek gibt es eine dreiteilige Doku über den australischen Multimilliardär und Medienmogul Rupert Murdoch, der als mächtigster Mann der Medienwelt gilt. Die BBC-Produktion zeichnet Murdochs Weg von seinen Anfängen in der australischen Regionalpresse bis an die Spitze eines global agierenden Familienimperiums nach. Oben verlinkt ist Teil 1 (“Der Königsmacher”). Hier die Links zu den Teilen 2 und 3:

Kabinett billigt, Mit Klischees Quote machen, “Welt”-Kolumnist

1. Kabinett billigt Gesetzentwurf für Urheberrechtsreform
(zeit.de)
Nach einigem Ringen hat die Bundesregierung den umstrittenen Gesetzentwurf zur Überarbeitung des Urheberrechts auf den Weg gebracht. Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach von der “größten europäischen Urheberrechtsreform der letzten 20 Jahre”. Verbraucherschützerinnen und Datenschützer sind weniger begeistert. Siehe dazu auch den Beitrag von Kristin Becker aus dem ARD-Hauptstadtstudio: Kritik von allen Seiten. Auf Twitter verlinkt der Youtuber Rezo einen ebenfalls lesenswerten “Spiegel”-Beitrag über die Urheberrechtsreform und merkt an: “Kampagnen (samt Desinformation) der Presseszene haben gewirkt. PolitikerInnen haben eigene Grenzen immer mehr aufgeweicht. Ergebnis: Wenn du als PRIVATPERSON diesen Tweet zitierst, würde er von Uploadfiltern geblockt werden. Lost.”

2. Wirecard gegen die Medien
(youtube.com, Inga Mathwig & Nils Altland, Video: 12:55 Minuten)
NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” liegen interne Mails, Chats und Rechnungen der Firma Wirecard vor, die sich mit kriminellen Methoden zum milliardenschweren Zahlungsdienstleister hochgeschwindelt haben soll. Die Unterlagen, von denen das Medienmagazin “Zapp” berichtet, zeigen: Die Firma verwandte viel Geld und Energie auf Überlegungen, wie man kritische Journalistinnen und Journalisten beobachten und mit Schmutzkampagnen diskreditieren kann.

3. WDR wollte mit Klischees Quote machen
(belltower.news, Nicholas Potter)
In einer Ausgabe der WDR-Talkshow “Die letzte Instanz” machten sich Gäste über Rassismus lustig und reproduzierten antiziganistische Ressentiments. “Belltower News” hat mit Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, über den Fall gesprochen: “Ich habe mir im Nachhinein die Sendung angeschaut. Ich war fassungslos über diese Form der Diskussion und die Arroganz der Anwesenden. Absicht will ich nicht unterstellen. Man kann das ganze Verhalten der Verantwortlichen nur mit Dummheit erklären.”

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4. Warum Science-Influencer so oft geklickt werden
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:08 Minuten)
Der 27-jährige Wissenschaftler Jacob Beautemps hat auf Youtube mehr als eine Viertelmillion Follower. Auf seinem Kanal “Breaking Lab” erklärt er regelmäßig naturwissenschaftliche Themen und berichtet über technologische Entwicklungen. Eine Studie der Uni Trier hat festgestellt, dass Science-Influencer und -Influencerinnen wie Beautemps oder Mai Thi Nguyen-Kim häufiger geklickt werden als Inhalte von Unis und Forschungseinrichtungen. Und, dass es dafür Gründe gibt.

5. Warum Tweets von “Welt”-Autor Don Alphonso immer noch zu Hass und Morddrohungen führen
(volksverpetzer.de)
Wenn der “Welt”-Autor Rainer Meyer (“Don Alphonso”) twittert, führt das immer wieder zu Hasskampagnen gegen die von ihm negativ erwähnten Personen. Gelegentlich sei es auch zu Morddrohungen gekommen. Das Team vom “Volksverpetzer” ist der Sache nachgegangen: “Wir analysieren die neusten Diskussionen rund ums Thema und erneuern unsere Twitter-Daten-Analyse von letztem Jahr, die erneut zeigt warum das so ist: Don Alphonsos Twitter Blase ist immer noch voll mit Rechtsradikalen. Er weigert sich nach wie vor, diese zu blocken.”
Weiterer Lesehinweis: Auch in der “Zeit” fragt man unter der Überschrift “Markierte Zielperson”: “Ist der Blogger Don Alphonso dafür verantwortlich, dass Menschen, über die er schreibt, anschließend von Rechten bedroht werden?” (zeit.de, Antonia Baum).

6. Esser wird nach Protesten nicht neuer Medienchef beim 1. FC Köln
(wdr.de)
Gerade erst hat der Fußballverein 1. FC Köln die Verpflichtung seines neuen Medienchefs Fritz Esser bekanntgegeben, da muss er auch schon zurückrudern: “Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung. Wir haben Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten.” Esser hatte sich in der Vergangenheit anscheinend negativ über FC-Fans geäußert und öffentlich AfD-nahe Positionen vertreten. Die Personalentscheidung sorgte bei Anhängern des Klubs für Entsetzen. Ein in diesem Zusammenhang interessanter Aspekt: “Esser, der zuletzt für die DB-Tochter Schenker Logistics den Newsroom leitete, arbeitete zuvor neun Jahre für die Bild-Zeitung. Dort vertrat er immer wieder Positionen, die viele der protestierenden FC-Fans nicht für vereinbar mit den Werten des Klubs halten.”

Müder Kompromiss, Rassistische Begriffe, Raus aus dem Kaiserreich

1. Nur ein müder Kompromiss
(taz.de, Erica Zingher)
Der Streamingdienst Disney+ hat einige seiner Filmklassiker wie “Das Dschungelbuch”, “Aristocats”, “Peter Pan” oder “Dumbo” mit Warnhinweisen zu rassistischen Stereotypen versehen (weiterführende Erklärungen liefert der Konzern auf seiner auf englischsprachigen Website.) “taz”-Redakteurin Erica Zingher reicht das nicht: “Man kann diesen Weg als müden Kompromiss werten. Als einen Kompromiss zwischen der Fraktion, die ‘Cancel Culture’ schreit und der, die zurecht rassistische Inhalte verurteilt. Müde ist das alles, weil es sich Disney damit zu einfach macht. Die Zielgruppe der Cartoons, also Kinder, wird mit Hinweisen sicher nicht erreicht. Die Verantwortung aufzuklären, überträgt Disney damit auf die Eltern – und ist selbst fein raus.”

2. Sprachforscher erklärt: Darum fällt es manchen Menschen so schwer, nicht mehr “Zigeunersoße” zu sagen
(rnd.de, Geraldine Oetken)
In dem WDR-Talk “Die letzte Instanz” konnte man erleben, wie hochemotional um die Verwendung von diskriminierenden Worten gerungen wird. Woran liegt das? Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch vermutet zwei Gründe: “Zum einen setzen Debatten in den Medien wie auch bei ‘Die letzte Instanz’ stark auf Konfrontation und auf ein Für und Wider. Andererseits fühlen sich viele schnell durch die Diskussion angegriffen. Das merkt man daran, dass die dann gleich verteidigend sagen: ‘Ich bin kein Rassist.’ Aber darum geht es ja gar nicht. Man kann rassistisch handeln, ohne ein Rassist zu sein.”
Weiterer Lesehinweis in eigener Sache: Der “6 vor 9”-Kurator kommentiert auf Twitter das Statement von Moderator Steffen Hallaschka: “In der Politik und der Öffentlichkeitsarbeit kommt es immer wieder zum Phänomen der ‘Nonpology’. Darunter versteht man eine Entschuldigung ohne echte Reue. Das Ziel: Vergebung ohne Schuldanerkenntnis. Dieses Statement zu #DieletzteInstanz ist ein schönes Beispiel dafür.”

3. Clubhouse mag dein Telefonbuch wirklich gern
(zerforschung.org)
Das Team von “Zerforschung” hat sich auf Reverse Engineering spezialisiert: das Auseinandernehmen von bereits bestehenden Systemen, um deren Funktionsweise zu untersuchen. Neuestes Produkt des Interesses: Die Audio-Chat-App Clubhouse, die auch wegen ihres mangelnden Datenschutzes ins Gerede gekommen ist. Nach einem Blick in den Quellcode der Anwendung stehe fest: “Jedes mal, wenn man das Invite-Tab öffnet, werden alle Telefonnummern aus dem Adressbuch hochgeladen.”
Zu den Datenschutzproblemen der App zwei Links aus dem Archiv: “Der Verbraucherzentrale Bundesverband wirft der neuen Social-Media-App gravierende rechtliche Mängel vor. In einer Abmahnung geht es auch um Datenschutz.” – Verbraucherschützer mahnen Clubhouse ab (zeit.de).
“Ein Hamburger Sicherheitsexperte hat dem SPIEGEL eine Reihe von Schwachstellen in der App Clubhouse demonstriert. Sie erlauben es, Nutzer gezielt auszusperren, massenhaft Daten abzufragen und zufällige Konten zu kapern.” – Clubhouse bietet Hackern zahlreiche Angriffsmöglichkeiten (spiegel.de, Patrick Beuth).

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4. RUMS, das Online-Magazin für Münster
(wdr.de, Hilka Sinning, Video: 3:35 Minuten)
In Münster sorgt ein junges Digital-Angebot für mehr journalistische Vielfalt in der Region. Das Online-Magazin “Rums” (für das auch BILDblog-Autor Ralf Heimann arbeitet) startete mitten im ersten Lockdown und konnte sich trotz der erschwerten Bedingungen behaupten. “Westart” hat das ambitionierte Projekt besucht, das bereits als Vorbild für neue Formen von Lokaljournalismus gehandelt wird.

5. Gemeinsam gegen Netflix
(faz.net, Conrad Heberling)
Der Erfolg der Streaming-Plattformen hat dazu beigetragen, die Dominanz der US-amerikanischen Filmwirtschaft zu verstärken: “Es scheint uns gleichgültig zu sein, dass wir mit unseren monatlichen Abogebühren dazu beitragen, dass diese Multis unsere deutsch-europäische Mediengesetzordnung unterlaufen und gigantische Umsätze und Gewinne machen, die sie nicht einmal in Deutschland, geschweige denn in Europa versteuern.” Conrad Heberling hat die Situation analysiert und überlegt, wie eine Lösung aussehen könnte.

6. Raus aus dem Kaiserreich
(sueddeutsche.de, Wolfgang Görl)
Die Bezeichnung der kunstgeschichtlichen Epoche Jugendstil geht zurück auf die von Georg Hirth 1895 in München gegründete illustrierte Kulturzeitschrift “Jugend”. Wolfgang Görl erinnert schwelgerisch an die für damalige Zeiten revolutionäre Kunst- und Literaturzeitschrift: “Von Anfang an begeistert die Jugend ihr Lesepublikum mit anspruchsvollen Layouts, man legt Wert auf preziös illustrierte Seiten und plakative Titelblätter, auf denen oft junge und schicke Menschen zu sehen sind, gestaltet in spielerisch verschnörkelten Linien und umflort von Blütendekor, mal in leichtstoffigen, dem Spiel des Windes folgenden Wallegewändern, mal nackt auf langmähnigen Pferden reitend, und es wimmelt nur so von Seejungfrauen und Sartyrn [sic], deren dekorative Körper sich räkeln und winden, während im verträumten Blick etwas pikant Frivoles aufblitzt.”

Rock ‘n’ Roll im Ausverkauf, Elitenhouse, TV-Macher-Partywissen

1. Rock’n Roll im Ausverkauf
(sueddeutsche.de, Joachim Hentschel)
Joachim Hentschel hat selbst viele Jahre für die deutsche Ausgabe des “Rolling Stone” geschrieben. Es trifft ihn daher besonders, wenn das US-amerikanische Mutterhaus neuerdings Artikel von Interessenvertretern aus der Wirtschaft untermischt und sich dafür bezahlen lässt. Wer beim “Rolling Stone” einen werbenden beziehungsweise interessengeleiteten Text unterbringen wolle, müsse zahlendes Mitglied in einem extra dafür geschaffenen “Club” werden: “Was der Verlag hier beabsichtigt, erscheint klar: Analog zu den Premium-Accounts von Wirtschaftsdiensten wie LinkedIn oder Forbes soll hier eine Art Business-Netzwerk entstehen, bei dem – anders als bei der derzeit heiß brummenden, noch gratis verfügbaren Chat-Plattform Clubhouse – auch die vierstellige Abogebühr als Exklusivitätsbarriere fungiert.”

2. Wie fühlt es sich an, wenn man Sayed, Alaa oder Ahmad heißt?
(journalist.de, Stephan Anpalagan)
Beim Fachmagazin “journalist” erzählen Journalistinnen und Journalisten regelmäßig von ihrem “Blick auf den Journalismus”. Die empfehlenswerte Reihe umfasst bereits 25 Beiträge. In der aktuellen Ausgabe schreibt Stephan Anpalagan unter anderem über verantwortungsvolle Berichterstattung und journalistische Distanz, Missstände in der Berichterstattung, wenn es um das Bild von Muslimen oder Zuwanderern geht, und seine erste Begegnung mit dem “Spiegel” als 16-Jähriger: “Der Spiegel und ich hatten einiges gemeinsam. Wir waren beide uncool, altbacken und umstandskrämerisch. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich ihn langsam aber sicher lieben lernte.”

3. Franziska Augstein “Was zu lange währt”. Eine kommentierte Durchsicht.
(anselmneft.de)
Seit kurzem gibt es eine neue “Spiegel”-Kolumnistin: Franziska Augstein, die Tochter des “Spiegel”-Gründers Rudolf Augstein. Anselm Neft hat Augsteins neueste Kolumne zu den Corona-Maßnahmen absatzweise analysiert und kommentiert: “Anhand des Textes lässt sich meines Erachtens exemplarisch zeigen, wie Meinungsartikel arbeiten, wenn sie nicht auf Erkenntnisgewinn, sondern auf Stimmungsmache abzielen.”

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4. Gendern – machen oder lassen?
(youtube.com, ndr.de, Audio: 18:32 Minuten)
Viele Medien bemühen sich mit unterschiedlichen Methoden um eine geschlechtergerechte Sprache. Was manchen nicht zu weit geht, ist für andere der blanke Sprach-Horror. Das Medienmagazin “Zapp” hat sich mit Medienschaffenden über die Herausforderungen in der journalistischen Praxis unterhalten, unter anderem mit Eva Schulz (“Deutschland3000”), Marcus Bornheim (“ARD-aktuell”) und Hannah Lühmann (“Welt”).

5. Clubhouse ist elitär und undemokratisch
(t-online.de, Nicole Diekmann)
In ihrer aktuellen Kolumne beschäftigt sich die Fernsehjournalistin und Politik-Berichterstatterin Nicole Diekmann mit der derzeit gehypten Audio-Chat-App Clubhouse. Diekmann stört sich vor allem am undemokratischen Prinzip und elitären Zugang: “Ein gemeinsamer Club, in dem Medienschaffende und Politikerinnen und Politiker viel Zeit miteinander verbringen, also Menschen, deren Aufgabe es vielfach eigentlich ist, für die öffentliche Allgemeinheit da zu sein? Und deren Distanz zueinander ein wichtiges Element funktionierender Demokratien darstellt? Und das bei geschlossener Tür?”
Weitere Lesehinweise: “Der Verbraucherzentrale Bundesverband wirft der neuen Social-Media-App gravierende rechtliche Mängel vor. In einer Abmahnung geht es auch um Datenschutz.” – Verbraucherschützer mahnen Clubhouse ab (zeit.de).
“Ein Hamburger Sicherheitsexperte hat dem SPIEGEL eine Reihe von Schwachstellen in der App Clubhouse demonstriert. Sie erlauben es, Nutzer gezielt auszusperren, massenhaft Daten abzufragen und zufällige Konten zu kapern.” – Clubhouse bietet Hackern zahlreiche Angriffsmöglichkeiten (spiegel.de, Patrick Beuth).

6. David E. Kelley: Was Sie über einen der erfolgreichsten Fernsehmacher der Welt wissen müssen
(rnd.de, Matthias Halbig)
David E. Kelley ist einer der erfolgreichsten Fernsehmacher der Welt und als Autor und Produzent unter anderem für Serienhits wie “Ally McBeal”, “Boston Legal”, “Big Little Lies”, “Chicago Hope”, “Doogie Howser” und “The Undoing” verantwortlich (um nur einige zu nennen). Ein unterhaltsames Kelley-ABC führt durch das beeindruckende Gesamtwerk des umtriebigen TV-Machers. Leseempfehlung für alle Serienfans, die ihr Partywissen erweitern wollen.

Bundespresseförderung, Angriffe auf Journalisten, Leben nach Töpperwien

1. “Wir wissen es nicht”
(journalist.de, Jan Freitag)
Gegen den Branchentrend meldet die “Zeit” wachsende Zahlen. Der “journalist” hat sich mit “Zeit-Online”-Chefredakteur Jochen Wegner über die Gründe unterhalten. Einer davon sei die aktuelle Pandemie: “So zynisch das klingt: Die Corona-Krise hat auch Gutes bewirkt. Sie hat uns etwa gezeigt, wo unsere Zukunft und die des Qualitätsjournalismus liegen könnte. Die gute Entwicklung von Zeit Online hat gewiss mit dem Ansatz zu tun, aktuelle, evidenzbasierte Berichterstattung zu stärken.”

2. Kurs halten lohnt sich
(jungewelt.de, Simon Zeise)
Die “junge Welt” berichtete 2019 über die Behinderung von Betriebsratswahlen bei einem Biolebensmittelhändler, was diesem gar nicht gefiel. Das Unternehmen erwirkte eine einstweilige Verfügung mit der Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von 250.000 Euro alternativ Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten. Die Redaktion blieb bei ihrer Version und legte erfolgreich Widerspruch ein. Die Richter hätten die Klage des Konzerns bis auf einen Punkt abgelehnt: “Als Lehre bleibt: Unrecht darf öffentlich benannt werden. Auf dass sich Arbeiter weiter gegen ihre Ausbeuter zur Wehr setzen.”

3. Politischer Korrespondent in Berlin: Einfach mal in Ruhe zuhören
(rnd.de, Markus Decker)
Markus Decker blickt zurück auf seine vergangenen 20 Jahre als politischer Korrespondent in Berlin. Eine mit Anekdoten gespickte Zeitreise, die auch zeigt, wie sich die Außenwahrnehmung seines Berufsstands geändert hat: “Dass ein Journalist morgens ins Büro geht und wie ein Bäcker oder Metzger ehrlichen Herzens versucht, das Beste zu geben, scheint manchen Bürgern nicht mehr vorstellbar. Derlei Wutbürgerei macht mich gelegentlich zu einem wütenden Korrespondenten. Selbst in jenen linken Kreisen, die Donald Trump für das Allerletzte halten, hat sich die Trump-Vokabel ‘Fake News’ eingebürgert. Wir sind, soweit ich sehen kann, die einzige Berufsgruppe, der bei Fehlern Absicht unterstellt wird.”

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4. Warum die Bundespresseförderung ihre Ziele verfehlen wird – und wie es besser gehen könnte
(meta-magazin.org, Christopher Buschow)
Wer sich zum Pro und Contra der Bundespresseförderung einlesen möchte, dem sei dieser Text empfohlen. Christopher Buschow, Junior-Professor für Medienmanagement an der Uni Weimar, geht auf die wesentlichen Kritikpunkte an der Förderlinie ein und überlegt, wie es besser funktionieren könnte.

5. Arbeiten unter Pressefeinden
(taz.de, Anne Fromm)
Die Anzahl der Angriffe auf Jour­na­lis­ten und Journalistinnen hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Ein Großteil sei von “Querdenker”- und Anti-Corona-Maßnahmen-Demos ausgegangen. Anne Fromm kommentiert: “Es ist schon ein interessanter Gegensatz. Wenn eine taz-Autor*in polemisch in einer Kolumne die Polizei kritisiert, läuft der Bundesinnenminister die Wände hoch und droht mit einer Strafanzeige. Wenn der Presserat die Innenminister bittet, die Polizei zum Schutz der Presse mehr in die Pflicht zu nehmen, passiert: nix. Und das bei 252 Angriffen auf Journalist*innen in einem Jahr.”

6. Da muss man kein Wurstfan sein
(sueddeutsche.de, Holger Gertz)
Holger Gertz erinnert an die Verdienste der jüngst in den Ruhestand getretenen Livereporterin und WDR-2-Sportchefin Sabine Töpperwien: “Wenn also Sabine Töpperwien nicht mehr in der Bundesligakonferenz auftaucht, ist sie trotzdem noch da. Als Pionierin. Sie hat den anderen eine Schneise freigeschlagen, an ihr haben sich die Platzhirsche abreagiert (Otto Rehhagel, seines Zeichens Otto der Große beziehungsweise Rehhakles: ‘Sie haben doch noch nie den Schweiß einer Kabine gerochen.’) Aber sie ist nicht bitter geworden unter dem Druck dieser und anderer Unverschämtheiten. Nicht bitter werden, ist eine große Lebensleistung.”

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