Archiv für 6 vor 9

Deutsche Bank, Vergessenwerden, van Gaal

1. “Hier hilft nur noch ein Sprung von der Dachterrasse”
(martin-lejeune.tumblr.com)
Journalist Martin Lejeune sitzt zum Interview bei der Deutschen Bank in Berlin vier Personen gegenüber: “Der Direktor hatte noch einen weiteren Mitarbeiter der Deutschen Bank an seiner Seite. Der Herausgeber der mich beauftragten Zeitschrift war als ‘Regisseur’ zugegen, so bezeichnete er seine Rolle. Er sei als ‘Aufpasser’ mit dabei, scherzte der Direktor der Bank. Und ein Fotograf der Zeitschrift war anwesend.”

2. “Kein Sieg für die Persönlichkeitsrechte”
(freitag.de, Mark Stephens)
Mark Stephens hält das vom EuGH mit einem Urteil zementierte Recht auf Vergessenwerden für eine Bedrohung der Meinungsfreiheit: “Es ist sehr wahrscheinlich, dass mehrheitlich genau jene politischen und ökonomischen Eliten die Möglichkeit zur Löschung von Informationen nutzen werden, über die der Öffentlichkeit am allerwenigsten Suchergebnisse vorenthalten werden sollten.”

3. “Das könnt ihr vergessen!”
(daskoenntihrvergessen.tumblr.com, Hakan Tanriverdi)
Nicht zu wenig vergisst das Internet, sondern zu viel, schreibt Hakan Tanriverdi: “Der Fachbegriff für dieses Phänomen heißt ‘link rot’, also Linksterben. Es ist ein Problem sowohl für die Geschichtsschreibung als auch für die Rechtsetzung. Die Fülle an Informationen müsste die Menschheit eigentlich in die komfortable Situation versetzen, auf so viele Datensätze wie nie zuvor zugreifen zu können – es passiert aber das genaue Gegenteil. Die Daten verschwinden, das Internet vergisst sich selbst.”

4. “Medienpluralismus vor Ort”
(medien-mittler.de, Radina Koleva)
Radina Koleva macht Praktika bei der “Wirtschaftswoche” und bei der “taz”; sie findet die beiden Titel “ein sehr gutes Beispiel für den Medienpluralismus in Deutschland”: “In der einen Redaktion würde man sich unwohl fühlen, wenn man ohne Sakko auf die Arbeit kommt. In der anderen dagegen, würde man sich mit Sakko eher komisch vorkommen und man hätte das Gefühl, ein bisschen zu schick angezogen zu sein.”

5. “British journalists: follow these ten rules when interviewing Louis van Gaal”
(nrc.nl, Peter Zantingh, englisch)
Peter Zantingh gibt britischen Journalisten Verhaltenstipps gegenüber Louis van Gaal.

6. “Aktien vor Acht – die typische Börsensendung | Walulis sieht fern”
(youtube.com, Video, 1:25 Minuten)

Neuwagen, Bikinifotos, Fische

1. “Diese Bilder von Tausenden neuen Autos sind beeindruckend, die Geschichte dahinter wird dich zu Tränen rühren!”
(autokarma.de, Thomas Gigold)
Thomas Gigold liefert Hintergründe zum Artikel “Mega-Parkplätze: Sind das die größten Neuwagen-Müllhalden der Welt?” auf Focus.de.

2. “Zufälliges Bikinifoto neben Prominenten”
(medien-internet-und-recht.de)
Das Oberlandesgericht Karlsruhe bestätigt den Unterlassungsanspruch, nicht aber den Geldentschädigungsanspruch einer Frau, die sich im Hintergrund eines in “Bild” abgedruckten Fotos im Bikini wiederfindet.

3. “Tote Fische reden nicht”
(nzz.ch, Tom Felber)
“In dubio pro reo” spricht das Obergericht Zürich einen 26-Jährigen “vom Vorwurf der Gehilfenschaft zu mehrfacher Drohung gegen ‘Blick’-Journalisten” frei.

4. “Der liquide Newsroom als Zentrale”
(t3n.de, Luca Caracciolo)
Ein Interview mit Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit.de: “Hochwertiger Journalismus funktioniert für uns als Geschäftsmodell ausgesprochen gut – auch im Digitalen. Vor zehn Jahren haben viele Experten erklärt, dass Branding-Werbung ohnehin eine Lüge sei und im Internet nie Erfolg haben werde. Das Gegenteil ist heute der Fall. Manche Luxusmarken etwa fangen jetzt erst an, nach hochwertigen Umfeldern im Netz zu suchen. Und wir wachsen mit diesem Trend.”

5. “Wollen wir Journalismus nur bezahlen, wenn wir ihn hinter Gitter bringen?”
(stefan-niggemeier.de)
Muss Journalismus zwingend hinter eine Schranke, damit die Leser dafür zu bezahlen bereit sind? Stefan Niggemeier schreibt: “Wir kaufen für unsere Ecke im Büro einen Ventilator, lassen aber, wenn es heiß ist, niemand anderes dort sitzen, die hätten sich ja selber einen Ventilator kaufen können? Und wenn sich nicht vermeiden lässt, dass auch andere etwas von der Kühlung abbekommen, verzichten wir lieber ganz auf den Ventilator?”

6. “++ EIL! BREAKING! ++ Online-Nachrichten immer hysterischer!!! ++ EIL! BREAKING! ++”
(der-postillon.com)

Bauer Media Group, Käseblatt, Wodka

1. “Wenn Firmen sich bei den Kreativen bedienen: Dreister Bilderklau”
(schoen-und-fein.de, Stefanie Bamberg)
Wie sich die Bauer Media Group bei Bildern von Bloggern bedient: “Bauer Media ist übrigens mit so einem Verhalten, dass sich vor allem auf Facebook zeigt, nicht alleine. Ich empfehle euch, mal ein paar Facebook-Seiten anzuschauen, zum Beispiel von Burda – ebenfalls ein Verlag, der das Leistungsschutzrecht einst gefordert hat. Was man da so findet, ist ziemlich niederschmetternd.”

2. “Kuck mal, wat für ‘n Käseblatt”
(operation-harakiri.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann, bisher Lokaljournalist, kritisiert den Lokaljournalismus: “Ich habe überhaupt nichts gegen Vereinsberichterstattung. Aber die Voraussetzung dafür, dass etwas in der Zeitung steht, sollte immer sein, dass man vom Kreis der potenziellen Interessenten die Leute auf dem Foto abziehen kann und dann noch immer jemand übrigbleibt.”

3. “Ein naturalistischer Fehlschluss”
(connected.tante.cc, Jürgen Geuter)
Jürgen Geuter fragt sich, wie das EuGH-Urteil gegen Google offline aussehen könnte: “Kommen nach 10 Jahren eine handvoll Männer in schlecht sitzenden Anzügen und flößen allen Menschen, die sich noch erinnern Wodka ein, bis sie ihre Erinnerungen verloren haben?”

4. “Sand im digitalen Kapitalismus”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
“Die digitalen Goliaths aus den USA sollen angekettet und den nationalen Sitten unterworfen werden”, schreibt Rainer Stadler zum gleichen Thema: “Das Feuilleton der wirtschaftsliberalen ‘FAZ’ operiert gar mit Versatzstücken der antikapitalistischen Rhetorik und verbündet sich im Kampf gegen das Silicon Valley mit dem Chef des ‘Bild’-Herausgebers Axel Springer.”

5. “’20 Minuten’: Werbung vor Inhalt”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Wie in den Gratiszeitungen “20 Minuten” und “Blick am Abend” Werbung und Inhalte präsentiert werden.

6. “die story – Wer betrügt, profitiert”
(wdr.de, Video, 43:39 Minuten)
Wie deutsche Arbeitgeber mit Mitarbeitern aus der EU umgehen. Und wie Politiker einerseits Mindestlöhne fordern und andererseits Gesetzlücken offen lassen – die dann die Gerichte belasten.

Pro-Russen, Separatisten, Milchsubventionen

1. “Unsere Ukraine-Berichterstattung”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Kai Gniffke erklärt die Berichterstattung der “Tagesschau” zur Lage in der Ukraine: “Aus den einstmals bösen Armee-Schlägern vom Maidan sind nun die legitimen Truppen geworden, die die Ostukraine vor dem Zugriff durch prorussische Separatisten und möglicherweise russischem Militär schützen wollen. Da kommen einige Kollegen argumentativ ganz schön in die Bredouille.”

2. “Die nützliche Erfindung der ‘Pro-Russen'”
(heise.de/tp, Stefan Korinth)
Stefan Korinth analysiert die von den Medien geschaffene Gruppe der “Pro-Russen”: “Hiesige Medien berichten aber auch über friedliche Regierungsgegner im Osten und Süden der Ukraine so, als wenn diese dort Fremdkörper oder Ausländer wären. Aus zahllosen Berichten trieft es: verblendete Sowjetnostalgiker, leichtgläubige Propaganda-Opfer, Putin hörig, grundlos hysterisch. Die Ängste, Anliegen und politischen Vorstellungen dieser Ukrainer sind damit nicht mehr legitim. ‘Moskau-nah’, ‘pro-russisch’, ‘kreml-treu’ – wer gegen die neue Regierung ist, muss in vielen deutschen Journalistenaugen für Putin und den Zerfall der Ukraine sein.”

3. “‘Du bist ein beschissener Agent! Das ist kein Lösegeld, sondern dein Beitrag zu unserem Krieg!'”
(maidantranslations.com, Pavel Kanygin)
Pavel Kanygin, Journalist bei der russischen Zeitung Nowaja Gaseta, wird in einer Pizzeria von Männern verhaftet, die ihm vorhalten, sie als Separatisten bezeichnet zu haben. Siehe dazu auch “Ukraine: Berichten unter Lebensgefahr” (swp.de, Stefan Scholl).

4. “‘Speziale Libero’: Die Meinungsfreiheit der anderen”
(publikative.org, Andrej Reisin)
Andrej Reisin kritisiert einen Text von Birgit Schönau in der “Süddeutschen Zeitung”: “In der ‘Süddeutschen Zeitung’ fordert eine Journalistin die Einschränkung der Meinungsfreiheit anderer. Garniert wird das Ganze mit vollkommen unbelegten (und unhaltbaren) Spekulationen und Geraune über Mafia und Camorra und ein ‘internationales Netz so genannter Ultràs’. Die These von den in deutsche Kurven geschmuggelte Spruchbänder der Camorra ist derartig aus der Luft gegriffen, dass einem kaum Gegen-‘Argumente’ einfallen mögen – schließlich wird ja nicht mal versucht jenseits wilder Assoziationsketten auch nur den geringsten handfesteren Hinweis vorzutragen.”

5. “Goldener Bremsklotz 2014 an das Bundesamt für Landwirtschaft”
(investigativ.ch)
Investigativ.ch zeichnet das Bundesamt für Landwirtschaft mit dem “Goldenen Bremsklotz” aus. Für “eine Liste von Empfängern von Milchsubventionen” verlangte das Amt von der Zeitschrift “Beobachter” rund 225 000 Euro. “Schließlich, so das Amt, gebe es 2500 Subventionsempfänger, die alle ein Recht hätten, zum Begehren des Beobachters angehört zu werden. Bei einer Stunde Aufwand pro Subventionsempfänger und hundert Franken Stundenansatz mache das eine Viertelmillion; dazu kämen 25.000 Franken Porto.”

6. “Wenn einer über den eigenen Chef schreibt”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fragt: “Wirkt es nicht etwas bizarr, wenn sich Journalisten auf anonyme Quellen im Haus berufen, in dem sie selber arbeiten? Ein Journalist hat selbstverständlich den intimsten Blick auf Arbeitsorganismen, denen er selber angehört. Aber hat er dann noch die nötige Distanz, darüber unvoreingenommen zu berichten?”

Staatsfeuilleton, Schließfach, Schirrmacher

1. “Transatlantik – Journalisten unter Bündnisverdacht”
(ndr.de, Video, 4:33 Minuten)
Daniel Bröckerhoff fragt, wie transparent Journalisten ihre Verbindungen zu Lobbygruppen machen – Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung antwortet.

2. “‘Wir müssen verhandeln, welchen Wert Qualitätsjournalismus hat'”
(horizont.net, Jürgen Scharrer)
Ein langes Interview mit FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher: “Wir müssen wieder stärker an unsere Inhalte glauben, statt ständig darüber nachzudenken, mit welchen Maßnahmen wir unsere Reichweiten erhöhen können.”

3. “Das neue Staatsfeuilleton”
(sueddeutsche.de, Johan Schloemann)
Johan Schloemann erkennt aus der öffentlichen Hand finanzierte Konkurrenz für die klassischen Feuilletons: “Manches am Staatsfeuilleton ist Volksbildung, anderes aber ist eher ‘Corporate Publishing’, nur dass die Firma hier der Staat ist und der Kunde sein Steuerzahler.”

4. “Schwarzes Schaf im Schließfach”
(art-magazin.de, Almuth Spiegler)
Ein aufgetauchtes Bild wird von den Medien Vincent van Gogh zugeschrieben: “Man würde doch mit freiem Auge sehen, dass hier höchstens ein Hobbymaler nach einem Kalenderblatt gemalt habe. (…) Zwischenzeitlich sei es anscheinend ganz normal, derartige Meldungen unkritisch zu übernehmen, es scheine nur um den berühmten Namen zu gehen.”

5. “News of the World royal editor: I hacked Kate Middleton 155 times”
(theguardian.com, Lisa O’Carroll, englisch)
Der frühere Königshaus-Reporter von “News Of The World”, Clive Goodman, steht vor Gericht, weil er sich illegal Zugang zu Mobilfunk-Mailboxen verschafft hatte: “He told jurors he hacked Prince William 35 times, Prince Harry nine times and the Duchess of Cambridge 155 times.”

6. “Wer zahlt, der findet”
(perlentaucher.de, Anja Seeliger)
Anja Seeliger kommentiert das EuGH-Urteil gegen Google: “Der EuGH hat uns gestern im Handstreich eine Zweiklassen-Informationsgesellschaft beschert. Die, die für Informationen bezahlen, wissen, wer pleite gemacht hat, wer schon mal verurteilt wurde oder wer vor zwanzig Jahren eine karriereschädliche Bemerkung gemacht hat. Die anderen – lernen von den Chinesen oder wissen es eben nicht. So wird die Informationshierarchie der vordigitalen Zeit langsam wieder restauriert.” Siehe dazu auch “Nach EuGH-Entscheidung: So stellen Sie einen Löschantrag bei Google” (spiegel.de, Markus Böhm).

EuGH, Gabriele Pauli, Homosexuelle

1. “Über die Kraft einer positiven Sogwirkung und wie verfrühte Kritik sie verhindert”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert beobachtet, wie unterschiedlich neue Projekte in Schweden und in Deutschland aufgenommen werden: “Für Deutsche ist ein frühzeitiges Diskutieren aller Vor- und Nachteile ein Muss. Wird ein neues, herausforderndes Vorhaben angeschoben, dann müssen sich die Initiatoren darauf einstellen, dass selbst womöglich vorhandene ehrenwerte Ziele und ein eventuelles allgemeines öffentliches Interesse an der Verwirklichung nicht vor ausgedehnten, mit negativer Tonalität untermalten Analysen schützen.” Siehe dazu auch “kritik-kritiker kritik” (wirres.net, felix schwenzel).

2. “Zensur bei der taz?”
(blogs.taz.de/hausblog, tazkommune)
Die “tazkommune” antwortet auf den Beitrag “Warum ich nicht mehr für die TAZ schreibe” von Schriftsteller Raul Zelik: “Die allgemeinen Vorwürfe von Zelik gegen die taz können wir nicht nachvollziehen. Wir verstehen bereits nicht, wie man die Ablehnung eines Textes durch eine Redaktion als ‘Zensur’ bezeichnen kann.”

3. “Bild darf Ex-Landrätin Pauli nicht als ‘durchgeknallte Frau’ bezeichnen”
(juraforum.de)
Ein Rechtsstreit zwischen “Bild” und Gabriele Pauli vor dem Oberlandesgericht München behandelt einen Text von Franz Josef Wagner.

4. “EU Wants a ‘Right to Be Forgotten,’ But the Internet Never Forgets”
(mashable.com, Lance Ulanoff, englisch)
Lance Ulanoff kommentiert ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das Suchmaschinen dazu verpflichtet, personenbezogene Daten von Privatpersonen auf Anfrage aus ihren Ergebnissen zu streichen: “You’ve got it all wrong, EU. I say this not as someone who enjoys a level of popularity on the web, but as a regular person who managed to anger a powerful few (at least online).” Siehe dazu auch “Wer gegen Netzsperren ist, muss auch das EuGH-Urteil zu Löschpflichten von Google ablehnen” (internet-law.de, Thomas Stadler) und “EuGH: Suchmaschinen und Datenschutz” (telemedicus.info, Adrian Schneider).

5. “10 Tipps auf dem Weg zur Normalität”
(journalist.de, Jennifer Stange)
Jennifer Stange gibt Tipps, wie man beim Schreiben über Homosexuelle “jenseits von übereuphorischen Riesenschlagzeilen, Klischees und peinlicher Verschwiegenheit die Dinge beim Namen nennt”.

6. “Wie man eine Geschichte schnell erhitzt”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Als PR-Mann von McDonald’s, wie ihn den “Spiegel” darstellt, tauge Günter Wallraff nicht, schreibt Michael Hanfeld: “Günter Wallraff ist nämlich nicht nur Enthüllungsjournalist, sondern auch so etwas wie ein Mediator: Er verfolgt Geschichten weiter, selbst wenn sie keine Schlagzeilen mehr machen, und schaltet sich in Fällen ein, die nicht groß genug für eine Story sind. Nur zum PR-Mann von McDonald’s, als der er im ‘Spiegel’ mehr oder weniger erscheint, taugt er nicht.”

Einzelfälle, Béla Anda, Krautreporter

1. “Medizinjournalismus: Die trügerische Kraft des Einzelfalls”
(medien-doktor.de, Marcus Anhäuser)
Weil die Auseinandersetzung mit Studien wenig TV-tauglich erscheint, setzen viele Journalisten auf den Einzelfall: “Jedes Mal, wenn ein Journalist seinen Beitrag auf die trügerische Aura des Einzelfalls stützt, heult irgendwo ein Mediziner auf, weil wieder einmal zweihundert Jahre Entwicklung in der Medizin ignoriert wurden, um die Wirksamkeit von Heilmitteln verlässlich zu überprüfen.”

2. “Wegen Conchita Wurst: BILD-Politikchef Anda gewinnt Homophobie-Bingo”
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Johannes Kram beschäftigt sich mit dem “Zwischenruf” “Muss ich Conchita Wurst gut finden?” von Béla Anda auf Bild.de: “Ich finde es immer gut, wenn jemand zugibt, was ihn irritiert, und was ihn stört. Aber ich mache mir dann schon ein paar Gedanken über ein ‘Rollenverständnis von Mann und Frau’, das sich schon durch den Bart einer Travestie-Sängerin angegriffen fühlt. Wovor hat dieser Mann Angst? Dass seine Frau oder Frauen auf die Idee kommen könnten, Vollbart zu tragen? Dass er bärtige Frauen küssen muss?”

3. “Datenleck bei der Quizduell-Show – über 50.000 Nutzer betroffen”
(heise.de/security, rei)
Heise Security entdeckt ein Datenleck in der mit der interaktiven ARD-Sendung “Quizduell: Vier gegen Deutschland” verbundenen App Quizduell: “Mit einem einfachen Trick konnte man unter anderem auf die Klarnamen, Wohnorte, Geburtsdaten und sogar Mail-Adressen der Quizduell-Spieler zugreifen. Insgesamt sind die Daten von über 50.000 Nutzern betroffen.”

4. “Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter-Konzept enttäuscht bin”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat bleibt skeptisch, ob es dem Projekt Krautreporter “jenseits der Filterblase” gelingt, “die 15.000 Abonnenten zusammenzubekommen”: “Insgesamt ist es erstaunlich, dass das Crowdfunding für das Krautreporter-Magazin recht schlecht vorbereitet wirkt.”

5. “Krautdetective”
(neunetz.com, Marcel Weiss)
Dass es offenbar Bedarf an einem Projekt wie Krautreporter gebe, sei “ein Zeugnis des Versagens nicht nur der privaten Medien sondern auch und besonders der öffentlich-rechtlichen Medien”, schreibt Marcel Weiss. “Letztere setzen ihre Sonderstellung auf der Erlösseite nicht ein, um im Online-Kontext neue Wege zu gehen. Stattdessen machen sie mehr oder weniger das Gleiche wie die privaten Medien.”

6. “Grundschüler protestieren gegen jährliche Zuwanderung unqualifizierter Erstklässler”
(der-postillon.com)

Krautreporter, Günter Wallraff, Quizduell

1. “Journalist: Mach dich nicht zur Marke, mach einfach deinen Job”
(matthiasschwarzermedien.tumblr.com)
Journalisten, die sich zur Marke machen, “degradieren sich damit zu suchmaschinenoptimierten Selbstinszenierungsopfern”, glaubt Matthias Schwarzer.

2. “‘Wenn du einen Hintern in der Hose hast, dann melde dich'”
(sueddeutsche.de, Benjamin Romberg und Jana Stegemann)
Die missglückte Premiere der interaktiven Sendung “Quizduell: Vier gegen Deutschland”: “18.14 Uhr: Pilawa meldet sich zurück aus der Werbung und verkündet Schockierendes: ‘Wir sind gehackt worden.'”

3. “Bondage im Kinderbett oder: Wie man einen Skandal erzeugt”
(heise.de/tp, Bettina Hammer)
Bettina Hammer berichtet über einen Polizeieinsatz, bei dem auch ein RTL-Journalist als Tippgeber eine Rolle spielt (hier Teil 2): “Die Berichterstattung über ‘ausgehobene Pädoringe’, ‘Kinderpornoringe’ usw. beschränkt sich auf einen kurzfristigen medialen, oftmals überzogenen Panik-Chor, die leisen Stimmen werden längst nicht mehr vernommen.”

4. “Krautreporter”
(krautreporter.de)
Krautreporter stellt sich vor, als “tägliches Magazin für die Geschichten hinter den Nachrichten”. Erscheinen wird es ab September, vorausgesetzt, es wird zuvor ausreichend Geld dafür gesammelt. “Wer seid ihr genau? 25 Reporter im Alter von 27 bis 61, die nicht mehr darauf warten wollen, dass die großen Medienunternehmen sich endlich trauen, echten Journalismus im Netz zu ermöglichen. Wir alle arbeiten seit Jahren als Journalisten mit großem Engagement für die etablierten Medien. Und wir glauben: Jetzt ist es Zeit für etwas Neues.”

5. “Die Staatsmacht und der Journalismus”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Dietrich Leder)
Die Deutung der “Spiegel-Affäre” als Zweikampf zwischen Rudolf Augstein und Franz Josef Strauß befriedigt Dietrich Leder nicht. Ausserdem kritisiert er, dass die Verstrickungen verschiedener handelnder Personen in die NS-Zeit nicht thematisiert wurden.

6. “Sicherheitsrisiko Security”
(rtl-now.rtl.de, Video)
In der 3. Folge von “Reporter undercover” beschäftigt sich das “Team Wallraff” mit der Sicherheitsbranche und beleuchtet Sicherheitskräfte, die im Job-Center oder in Flüchtlingsheimen angestellt sind. Siehe dazu auch “Stellungnahme von Günter Wallraff zu SPIEGEL-Fragen” (rtl.de) und “Das Erfolgsgeheimnis von Günter Wallraff” (berliner-zeitung.de, Torsten Wahl).

PDF-Dateien, Raul Zelik, Niklaus Meienberg

1. “Hört endlich auf mit dem Unterhaltungsquatsch!”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader befasst sich mit dem Unterhaltungsauftrag der Öffentlich-rechtlichen: “Das Problem an der Unterhaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist, dass sie – entgegen jeder Absicht des Verfassungsrichter – viel zu oft die erste Geige spielt. Eine uralte, schlecht gestimmte Geige, die sich niemand zu erneuern traut. Und die, weil sie so laut und schief vor sich hin geigt, auch das übrige Orchester aus dem Takt bringt.”

2. “Warum ich nicht mehr für die TAZ schreibe”
(raulzelik.net)
Schriftsteller Raul Zelik will nicht mehr für die “taz” schreiben: “Bei mir verfestigt sich damit der Eindruck, dass es in der TAZ handfeste Formen von politischem Ausschluss und Zensur gibt.”

3. “900.000 Euro per Crowdfunding: Warum das Vorhaben von Krautreporter gelingen oder scheitern kann”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Zur Vorfinanzierung will ein journalistisches Projekt in vier Wochen 900 000 Euro sammeln, siehe dazu diese “Spiegel”-Vorabmeldung.

4. “Wollt ihr nur Raumpfleger sein?”
(derbund.ch, Daniel Di Falco)
Daniel Di Falco erinnert an Journalist Niklaus Meienberg: “Was wissen wir über die Fälle Mörgeli, Carlos oder Hildebrand? Alles, was das Fehlverhalten einzelner Akteure betrifft. Nichts aber von den gesellschaftlichen Zuständen und Zusammenhängen, denen diese Fälle entspringen. Ehrenwert zwar, dass die Medien heute – ‘wie bitte?’ – die CO2-Sünden von Bundesstellen oder den Sexismus von Verteidigungsministern beäugen. Aber vielleicht könnten Journalisten auch mehr sein als Inspektoren im Dienst der herrschenden amtlichen und moralischen Normen. Mehr als Raumpfleger im Innern des Systems.”

5. “The solutions to all our problems may be buried in PDFs that nobody reads”
(washingtonpost.com, Christopher Ingraham, englisch)
Die Weltbank analysiert den Traffic ihrer Website und findet heraus, dass fast ein Drittel der veröffentlichten PDF-Dateien noch nicht einmal heruntergeladen wurden. Man könne wohl annehmen, schreibt Christopher Ingraham, “that many big-idea reports with lofty goals to elevate the public discourse never get read by anyone other than the report writer and maybe an editor or two. Maybe the author’s spouse. Or mom.”

6. “OMG tötet es … BILD-Leser empören sich über Conchita Wurst”
(horstson.de)
Screenshots von Leserkommentaren auf der Facebook-Seite von “Bild”.

Tim Wolff, Page Impressions, Europawahl

1. “Titanic-Chef Tim Wolff: ‘Wir sind die freieste Redaktion der Republik'”
(meedia.de, Christopher Lesko)
Christopher Lesko spricht mit “Titanic”-Chefredakteur Tim Wolff über Satire, den “Postillon” und über die Reaktionen auf ein “Titanic”-Titelbild mit Michael Schumacher: “Die Wut, die sich da entlädt, müsste sich eigentlich auf Boulevard-Medien entladen. Und im Fall Schumacher nicht nur auf Boulevard-Medien, sondern auch auf die Tagesschau, die minutenlang über eigentlich Nichts berichtete: Als der Reporter erzählte, er habe mit dem Arzt gesprochen, und der habe ihm nichts Neues mitgeteilt, fragte ich mich, was genau die Nachricht daran sei und dachte: Lass den Arzt doch einfach in Ruhe seine Arbeit machen.”

2. “Über den Wert von Freunden und Mitläufern”
(persoenlich.com, Peter Wälty)
Peter Wälty widmet sich der Anzahl “Social-Media-Leser” von Schweizer Zeitungsmarken. Und er notiert, mit was diese im Internet Geld verdienen: “Mit Traffic. Oder präziser: mit Page Impressions, mit plump angeklickten Artikeln also, die Ad Impressions (Werbeeinblendungen) generieren oder dereinst Leser zu einer Paywall führen sollen.”

3. “Breaking News. 23 Thesen”
(23thesen.tumblr.com)
Jessica Binsch, Ole Reißmann und Hakan Tanriverdi stellen 23 Thesen auf, unter anderem dabei sind “5. Weg mit den Ressorts!”, “11. Vergesst die Nische!” und “15. Leser belohnen harte Arbeit”.

4. “Mobile Reporting: Selfie-Videos im Journalismus”
(webvideoblog.de, Sandra Sperber)
Wie man mit dem Smartphone eine Reportage dreht.

5. “Eine Ignoranz, die den Rechten nutzt”
(tagesspiegel.de, Harald Schumann)
Harald Schumann beklagt “das debile Niveau der Plakatwerbung” im Wahlkampf zur Europawahl 2014: “Mit provozierender Ignoranz verweigert die Führungsriege der Parteien die Auseinandersetzung darüber, wie die EU künftig funktionieren soll. Stattdessen inszenieren sie den Europawahlkampf einmal mehr als Low-Budget-Programm, das mit minimalem Aufwand maximale Erträge für die Parteikassen aus der staatlichen Kostenerstattung erzielen soll.”

6. “Massentierhalter ziemlich sicher, dass Henne in Käfig 273 Günter Wallraff ist”
(der-postillon.com)

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