Archiv für Juli, 2021

WDR-Versäumnisse, Peng!-Razzia, Propagandaspiele in Tokio

1. WDR räumt Versäumnisse ein
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein, Audio: 6:44 Minuten)
In Zusammenhang mit der Unwetter-Berichterstattung gab es teilweise heftige Kritik am WDR. So warf “DWDL”-Chefredakteur Thomas Lückerath dem Sender “unterlassene Hilfeleistung” vor und sprach von einem “Totalausfall”. Im Deutschlandfunk konfrontiert Isabelle Klein den WDR-Verantwortlichen Stefan Brandenburg mit den Vorwürfen. Der verteidigt das Vorgehen, räumt aber auch Versäumnisse ein.
Weiterer Lesehinweis: Hochwasser flutet Wuppertaler Radiosender, Journalisten berichten trotzdem die ganze Nacht durch – anders als der WDR (rnd.de, Matthias Schwarzer).

2. Peter R. de Vries gestorben
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband trauert um den niederländischen Journalisten Peter R. de Vries, der am gestrigen Donnerstag seinen schweren Verletzungen erlegen ist: “Mit Peter R. de Vries verliert der Journalismus einen engagierten, mutigen Kollegen, der Licht ins Dunkel krimineller Machenschaften gebracht hat und dafür mit dem Leben bezahlen musste.” Der Kriminalreporter war vergangene Woche Opfer eines Anschlags geworden, hinter dem die Drogenmafia stecken soll.

3. Razzia gegen Aktionskünstler wegen Online-Karte
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Polizei hat Büroräume des Peng!-Kollektivs und die Wohnungen von zwei Peng!-Mitgliedern durchsucht und dabei Computer, Festplatten und Aktenordner beschlagnahmt. Die Maßnahme habe im Zusammenhang mit der kolonialismuskritischen Website “Tear Down This Shit” gestanden, die Peng! gemeinsam mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland veröffentlicht hat.

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4. Vom Wert des Journalismus bei den Propagandaspielen in Tokio
(jensweinreich.de)
Jens Weinreich ist zu den Olympischen Spielen nach Tokio aufgebrochen, es sind seine mittlerweile achten Sommerspiele. In seinem Beitrag schreibt er über die Umstände einer Reise, bei der es, wie immer, auch um die Aufdeckung der Versäumnisse, Schwachstellen und Inszenierungsversuche des Veranstalters gehen wird. Man glaubt gerade Weinreich sofort, wenn er schreibt: “Olympia ist kein Tourismus, sondern ein Knochenjob, ziemlich brutal, wenn man es richtig macht.”

5. Fragwürdiger Verband im Rundfunkrat
(taz.de, Steffen Grimberg)
Im WDR-Rundfunkrat sitzt für die nächsten fünf Jahre der Verband kinderreicher Familien Deutschland, in dessen Umfeld sich auch einschlägig konservativ-rechtskatholisches Gedankengut tummele. Steffen Grimberg fragt: “Dass in den Rundfunkrat eine Organisation einzieht, die sich um die Belange von Kindern kümmert, ist ja eigentlich total positiv. Aber wieso erst ab drei an der Zahl? Warum wurde nicht der Kinderschutzbund ausgewählt, der auch auf der Vorschlagsliste stand?”

6. Dubai-Influencer: Wenn das Regime doch nicht so geil ist
(meedia.de, Luca Schallenberger)
In Jüngster Zeit gab es eine auffällige Abwanderung von deutschen Influencern und Influencerinnen nach Dubai. Jetzt kehren zwei der Youtube-Promis dem Emirat den Rücken zu. Luca Schallenberger spekuliert über die Gründe: “Ob die Dubai-Flucht der Influencer*innen mit dem Kauf von Steuer-Daten aus Dubai durch die deutsche Regierung zu tun haben? Unklar. Wie der ‘Spiegel’ berichtete, sollen ‘länderübergreifende Steuerstraftaten von erheblichem Ausmaß’ aufgedeckt werden. Letztendlich kann man nur hoffen, dass die Influencer*innen Dubai aufgrund der dortigen humanitären und nicht der eigenen finanziellen Lage verlassen. Letzteres wäre ein Armutszeugnis.”

WDR lässt Westen im Stich, “Fake-News”-Eigentor, Sportwetten

1. Unterlassene Hilfeleistung: WDR lässt den Westen im Stich
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Als es in weiten Teilen des WDR-Sendegebiets zu Unwettern mit dramatischen Folgen kam, habe der Sender die Menschen weitgehend im Stich gelassen, kommentiert Thomas Lückerath: “Man kann dem WDR nur raten, sich in der Verteidigung dieses Totalausfalls in Radio und TV nicht zu viel auf einen einsamen Live-Ticker auf der Website oder Twitter einzubilden. Wenn sich die gesamte Kompetenz des mächtig ausgestatteten Westdeutschen Rundfunk in einer Krisensituation, die weite Teile des Landes erfasst hat, in einem banalen Text-Ticker erschöpfen soll, dann ist das ein Armutzeugnis, aber nicht nur: Wenn Angebote im Netz das Angebot im Rundfunk ersetzen soll, dann untergräbt man damit selbst die Legitimation eines bis heute über TV und Radio definierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks.”

2. Wo endet Berichterstattung, wo beginnt Werbung?
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:00 Minuten)
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer wirft “Bild” eine “besorgniserregende, da gezielt verharmlosende” Berichterstattung über Sportwetten vor und hat sich deswegen an den Presserat gewandt. Der Axel-Springer-Konzern gibt sich unschuldig und weist alle Vorwürfe zurück. Was ist dran an den Vorwürfen? Und welche Rolle spielt der neue Glücksspielstaatsvertrag? Darüber hat der Deutschlandfunk mit Ilona Füchtenschnieder vom Fachverband Glücksspielsucht gesprochen.

3. Springers neue “Welt”-Strategie ist ein Frontalangriff gegen die “FAS”
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Der Axel-Springer-Verlag will die “Welt am Sonntag” mit einer Frühausgabe bereits am Samstag an die Kioske bringen. Ein schlauer Schachzug, wie Gregory Lipinski findet, der sich vor allem gegen die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” richte. Profiteur der neuen “Welt”-Vertriebsstrategie sei Springer-Chef Mathias Döpfner, der sich vor den Investoren von KKR für die schwache Sparte rechtfertigen müsse.

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4. Plädoyer für die Plagiatsjagd
(medienwoche.ch, Lothar Struck)
Lothar Struck hält ein Plädoyer für die Plagiatsjäger, die er als Korrektive für schläfrig gewordene Institutionen bezeichnet: “Sie werden immer dann aktiv, wenn ein Versagen vorliegt. Wenn Promotionsausschüsse ihren Prüfungspflichten nicht ausreichend nachkommen, Lektorate in Verlagen nur oberflächlich ausgeführt werden oder Journalisten in politischer Sympathie Bücher von Mandatsträgern nicht genau untersuchen – dann schlägt ihre Stunde.”

5. Antisemitismus-Eklat um Corona-Bestsellerautor
(t-online.de, Lars Wienand)
Der umstrittene Wissenschaftler Sucharit Bhakdi ist so etwas wie ein Held der Corona-Leugner-Szene. Nun sorgt er mit Äußerungen für Aufsehen, die als antisemitisch wahrgenommen werden können. Der Goldegg-Verlag, der auch Bhakdis letzten Corona-Verharmlosungs-Bestseller veröffentlichte, geht auf vorsichtige Distanz und verlangt von seinem Autoren eine Erklärung. “T-Online”-Redakteur Lars Wienand weist in seinem Beitrag auf einen interessanten Umstand hin: “Bhakdi selbst fasste seine Äußerungen in dem Interview möglicherweise nicht antisemitisch auf: Er sagte in dem Interview auch, er habe Juden verehrt und sei jüdischen Künstlern nachgereist. Marina Weisband, Jüdin, Psychologin und heute bei den Grünen aktive frühere Geschäftsführerin der Piratenpartei, ordnete das auf Twitter ein: ‘Ich glaub ihm das’, schrieb sie. ‘Philosemitismus [jemanden verehren, weil er Jude ist, Anm. d. Red.] ist die kleine Schwester des Antisemitismus. Niemand, der sich als ‘Juden-Verehrer’ bezeichnet, hat ein sauberes Verhältnis.”

6. Fake News Eigentor
(twitter.com, Tilo Jung, Video: 7:07 Minuten)
Tilo Jung dokumentiert auf seinem Youtube-Kanal regelmäßig Veranstaltungen der Bundespressekonferenz. Von der gestrigen Sitzung hat Jung etwas mitgebracht, das er als “Fake News Eigentor” bezeichnet: “Ein ‘Reporter’ von Russia Today hat es heute in der Bundespressekonferenz geschafft, gleich zweimal bei der Verbreitung von Desinformation live entlarvt zu werden.”

Bauers Daniel-Küblböck-Lüge, “Welt” schrumpft, Händewaschen in Wien

1. “InTouch” hat zu Daniel-Küblböck-Lüge nichts zu sagen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der Bauer-Verlag geht bei der Jagd auf Klicks gerne mal über Leichen. Ein Beispiel: Ein besonders verwerflicher Versuch der Promi-Postille “InTouch”, mit dem verstorbenen Daniel Küblböck Reichweite und Kapital zu generieren. Medienkritiker Stefan Niggemeier hat den Fall dem Presserat gemeldet und Antwort erhalten: Der Bericht verletze die Wahrhaftigkeit und das Ansehen der Presse. Der Bauer-Verlag hat den Artikel daraufhin von der Website entfernt – mehr oder weniger achselzuckend.

2. Springer: Kürzungen bei “Welt”, “WamS” auch samstags
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Seit Jahren geht es bei der gedruckten “Welt” abwärts. Allein im ersten Quartal 2021 sei die harte Auflage – also die Summe aus Abo- und Einzelverkauf – um mehr als 20 Prozent auf nur noch 42.000 Exemplare gesunken. Nun hat der Axel-Springer-Verlag ein neues “redaktionelles Konzept” für die “Welt” angekündigt. Und das besteht anscheinend hauptsächlich darin, den Umfang der Zeitung zu reduzieren.

3. Die AfD läuft sich auf TikTok warm
(belltower.news, Thilo Manemann & Theresa Lehmann)
Die AfD habe es laut Thilo Manemann und Theresa Lehmann längst geschafft, sich in den großen Sozialen Medien Räume zu sicher, und versuche nun, das nächste Netzwerk zu erobern: “Gerade hier funktioniert aber die demagogische Sprache der Partei besonders gut, da sie viele Reaktionen hervorruft und so durch die Algorithmen größere Reichweite erhält. Nachdem es den Rechtsradikalen auf Facebook, Twitter und Instagram gelungen ist, Unterstützer:innen zu finden, heißt das neue Ziel TikTok.”

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4. Es gibt mehr Meinungsfreiheit als je zuvor – Wir müssen schauen, dass das so bleibt
(volksverpetzer.de, Constantin Huber)
Die Meinungsfreiheit sei vielleicht so frei wie noch nie, findet Constantin Huber in einem Gastbeitrag für den “Volksverpetzer”. Es müsse jedoch auch Gegenrede möglich sein: “Die Angst der Mehrheitsgesellschaft vor Kritik, wenn öffentlich Unsinn verbreitet wird, fußt auf falschen Prämissen. Das zur Verantwortung ziehen von Menschen, die Fragwürdiges äußern, das Hinterfragen von Privilegien & Machtstrukturen, das Eindämmen von sektenhaften Handhabungen und begründete Einschränken der Meinungsfreiheit sind nicht per se verwerflich, sondern in der Regel der Gesellschaft enorm dienlich.”

5. “Es sind strukturelle Probleme”
(taz.de, Volkan Ağar)
Daniela Kraus ist Generalsekretärin des in Wien ansässigen Presseclubs Concordia, der sich für unabhängigen Journalismus und die Interessen von Journalistinnen und Jour­na­lis­ten einsetzt. Im ihrem Gespräch mit der “taz” geht es um die massiven strukturellen Probleme bei der Unabhängigkeit (beziehungsweise der Abhängigkeit) der österreichischen Medienlandschaft. So nutze die Regierung ihre Inseratenpolitik als Druckmittel gegenüber Medien. Die Boulevardmedien führen im Gegenzug Kampagnen, “die entweder Abstrafung dafür sind, dass sie nicht genug Werbung bekommen, oder eine Drohgeste, damit mehr kommt.”

6. Der SPIEGEL – die Lage am Morgen: Korrekturhinweis
(spiegel.de, Martin Knobbe)
Der “Spiegel” ist auf eine satirische CDU-Fake-Gruppe hereingefallen. In einem Korrekturhinweis schreibt der Leiter des “Spiegel”-Hauptstadtbüros Martin Knobbe: “Wir haben heute in der »Lage am Morgen« auf eine angekündigte Pressekonferenz eines »CDU-Zukunftsrates« hingewiesen. Wie das Konrad-Adenauer-Haus mitteilt, handelt es sich offenbar um eine Fake-Gruppierung, kreiert von Klimaschützern.”

Aufstand bei der ARD, Abgewickelt, “Disziplinierung der Presse”

1. Aufstand bei der ARD
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Bei der ARD existieren Pläne, die Sendezeiten für Politmagazine einzudampfen und den renommierten “Weltspiegel” auf einen unattraktiven Sendeplatz zu verschieben. Dagegen wehren sich nun Redaktionsleiter, Korrespondentinnen und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Weiterer Lesehinweis: “Übermedien” dokumentiert den offenen Brief der Betroffenen: “Die geplanten Reformen würden die investigative, politische Berichterstattung deutlich beschneiden”.

2. Wegen IPO-Flaute: Beirat der Bundesregierung fordert “Disziplinierung der Presse”
(handelsblatt.com, Larissa Holzki, Klaus Stratmann, Michael Verfürden)
Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft berät laut offizieller Beschreibung den Bundesminister für Wirtschaft und Energie aus erster Hand zu aktuellen Fragen der digitalen Transformation. Zu dieser Beratung gehört anscheinend auch die aktuelle Empfehlung, Medien vorschreiben zu lassen, wie und über welche Börsengänge sie berichten sollen. Ein “Erlass von Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel” soll der “Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information” dienen. Das Bundeswirtschaftsministerium habe sich auf Anfrage des “Handelsblatts” zunächst von Inhalten des Positionspapiers distanziert. Zu später Stunde sah sich der zuständige Minister Peter Altmaier noch zu einer eindeutigeren Stellungnahme gezwungen und twitterte: “Pressefreiheit ist ein herausragendes Grundrecht, dessen Schutz wir verpflichtet sind. Das Positionspapier des Beirates junge digitale Wirtschaft, war mir ebensowenig bekannt wie seine Veröffentlichung auf der Homegage. Ich habe soeben die umgehende Entfernung angeordnet.”

3. Die Verleger, die Abwickler und ich
(uebermedien.de, Klaus Ungerer)
Klaus Ungerer kann auf ein langes Berufsleben in der Medienbranche zurückblicken: Er war unter anderem Feuilletonist bei der “FAZ”, Satiriker bei “Spiegel Online” und Textchef beim “Freitag”. Nun hat er für sich eine Art persönliche Zwischenbilanz gezogen, und die ist nicht nur herausragend gut geschrieben, sondern verrät mehr über das Mediengeschäft als manch nüchterner Beitrag. Am Ende ist klar: Ungerer muss unbedingt weitermachen, sollte sich jedoch auf Bücher konzentrieren. Der “6-vor-9”-Kurator bestellt hiermit schon mal das erste Exemplar!

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4. Laschet-CDU hievt offenbar homophoben Verband in WDR-Rundfunkrat
(queer.de)
Laut einem “Spiegel”-Bericht (nur mit Abo lesbar) hat die CDU eine umstrittene Organisation in den WDR-Rundfunkrat gehievt: “Im Beirat des Verbands kinderreicher Familien sitzen ein Wissenschaftler mit völkisch-nationalistischen Ideen und ein Opus-Dei-Mitglied. Die CDU-Fraktion im NRW-Landtag unterstützte die Organisation trotzdem, nun hat sie Einfluss auf den WDR.”

5. Die Koalition der Hass-Bekämpfer
(deutschlandfunk.de, Tobias Nowak, Audio: 5:28 Minuten)
In der männerdominierten Gaming-Szene herrscht teilweise ein verachtender Ton gegenüber Frauen. Dem wollen die Digitalen Helden etwas entgegensetzen: “Wir thematisieren das Thema ‘Frauen in Games’, weil Frauen sprachlichen Anfeindungen ausgesetzt sind, weil es Grenzüberschreitungen gibt, weil es Beleidigungen, Hasskommentare im Internet gibt, aber eben auch in den Games selber.” Auf der Helden-Website gibt es verschiedene Angebote für mehr Medienkompetenz: Webinare, Lehr- und Informationsmaterialien und ein ganzjähriges Mentorenprogramm für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Aber auch bei den Konzernen tue sich etwas, wie der Deutschlandfunk berichtet.

6. Der deutsche Fußball und seine Reporter: Boah
(post-von-horn.de, Ulrich Horn)
Im Nachgang zur Fußball-Europameisterschaft kommentiert Ulrich Horn: “Die Krise der Teams, das lässt sich kaum noch verbergen, ist auch eine Krise der Fußballberichterstattung. Wer die Spiele der Nationalmannschaft bei ARD und ZDF am Fernseher verfolgt, erlebt seit Jahren bei der Übertragung zwei Inszenierungen in einer: das Spiel der Mannschaften und den Auftritt der TV-Bediensteten, der Reporter, Kommentatoren und Experten.”

Netzwerk Klimajournalismus, Pferderennen, Pandemisches Drehen

1. Journalismus oder Aktivismus?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann & Torsten Schäfer, Audio: 7:34 Minuten)
Unter dem Namen Netzwerk Klimajournalismus Deutschland haben sich einige Journalistinnen und Journalisten zusammengeschlossen, um ähnlich wie das Netzwerk Recherche oder das Europäische Datenjournalismus-Netzwerk regelmäßig über inhaltliche und redaktionelle Fragen zu diskutieren. Umweltjournalist und Journalismus-Professor Torsten Schäfer hat das Projekt mitgegründet und erklärt im Deutschlandfunk die Hintergründe und Zusammenhänge.

2. Lange historische Bögen
(taz.de, Dirk Knipphals)
Dirk Knipphals kommentiert die Entscheidung des WDR, sich von den “Buchtipps” mit Christine Westermann zu trennen: “Auch wenn man kein literaturkritischer Fan von Christine Westermann ist, kann einen die Begründung, mit der ihre Literaturtipps im WDR nun gestrichen werden, doch einigermaßen erschüttern. Im Kern läuft sie auf die Behauptung hinaus: Die Mehrheit interessiert sich nicht für Bücher. Selbst wenn das so wäre, sollte das gerade für ein öffentlich-rechtliches Fernsehen nicht Ansporn sein, das zu ändern?”

3. SPIEGEL-Kulturchef schürt Angst vor trans: Ahnungslos durch die Nacht?
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Beim “Spiegel” kritisierte Sebastian Hammelehle, Leiter des Kulturressorts, in einem Essay (nur mit Abo lesbar) den Wunsch eines Schauspielers, den Namen seiner ehemaligen geschlechtlichen Identität nicht mehr zu erwähnen (“So baut sich unsere aufgeklärte Gesellschaft einen Kokon aus neuen Verboten.”) Johannes Kram antwortet: “Hat der SPIEGEL-Kulturchef nicht mitbekommen, wie gegen trans Menschen gehetzt wird? Und welche Rolle dabei alte Bilder und der alte, der Deadname spielt, das Vergnügen des rechten Pöbels, diesen immer wieder sichtbar zu machen als ‘Beweis’ dafür, dass der Mann oder die Frau gar nicht ‘echt’ ist, sondern sich nur ‘verkleidet’?”

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4. «Es geht nicht nur darum, einfach mehr über Frauen zu schreiben»
(medienwoche.ch, Thomas Häusermann)
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Uni Zürich haben die Darstellung von Frauen in Schweizer Print- und Onlinemedien untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die “Medienwoche” hat Verlage und Redaktionen befragt, was sie über den anhaltend tiefen Frauenanteil in ihren Medien denken und welche Maßnahmen sie ergreifen wollen, um die Situation zu ändern.

5. “Der Wahlkampf ist kein Pferderennen”
(deutschlandfunkkultur.de, Jenny Genzmer & Martin Böttcher, Audio: 11:15 Minuten)
Der Begriff “Horse-Race-Journalismus” bezeichnet die Eigenart einiger Medien, die politische Berichterstattung wie ein Sport-Event zu behandeln, bei dem es ausschließlich darum geht, wer gerade in Führung liegt. Die Medienwissenschaftlerin Margreth Lünenborg erklärt, was dabei zu kurz kommt – die Inhalte: “Die Aufgabe von Journalismus ist zweifelsohne, auf den Zahn zu fühlen und kritisch zu prüfen, ob die Versprechen, die da jetzt ausgeschüttet werden, auch tatsächlich tragfähig sind. Also tatsächlich Inhalte in den Mittelpunkt zu stellen.”

6. Mit Risiken und Nebenwirkungen
(sueddeutsche.de, Nicolas Freund)
Die Corona-Pandemie hatte weitreichende Folgen für das TV- und Kinogeschäft. Monatelang waren kaum Dreharbeiten möglich und auch die jetzigen Bedingungen sind kompliziert. So soll es am Set von “Star Wars” einige Covid-Fälle gegeben haben. Nicolaus Freund berichtet über das Drehen unter pandemischen Bedingungen.

KW 27: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. LNP400 Experimenteller Zustand
(logbuch-netzpolitik.de, Tim Pritlove & Linus Neumann & Andre Meister & Thomas Lohninger, Audio: 2:27:15 Stunden)
Wer sich für Netzpolitik interessiert, wird sowohl den Podcast “Logbuch Netzpolitik” (“LNP”) von Linus Neumann und Tim Pritlove als auch die (davon unabhängige) Website netzpolitik.org kennen. In der “LNP”-Jubiläumsfolge plaudern Protagonisten beider Projekte und ihre Gäste unterhaltsam und informativ über die guten alten Zeiten: “Wir sprechen über die Entstehungsgeschichte von LNP und wie wir alle uns dem Thema Netzpolitik zugewandt haben. Wir reden über asymmetrische Beziehungen, den Podcast als Community, die Finanzierung von werbe- und bullshitfreien Publikationstätigkeiten und wo es noch so hingehen kann mit dem Podcasts. Aber wir blicken auch auf den Weg und die Erfahrungen von netzpolitik.org und epicenter.works.” Das Gespräch ist schon ein paar Tage alt (veröffentlicht wurde es am 24. Juni), aber nach wie vor sehr informativ und nett.

2. “Führungsversagen des SWR”
(kontextwochenzeitung.de, Stefan Siller & Anna Hunger, Audio: 29:09 Minuten)
Beim SWR gab es offenbar einen Fall von sexueller Belästigung, der laut “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) nur unzureichend aufgeklärt worden sei (“Interne Dokumente belegen die desaströse Aufarbeitung”). Im “Kontext”-Podcast kommentiert Karl Geibel den Fall, der dienstälteste Rundfunkrat des SWR: “Sexuelle Belästigung geht an die Würde des Menschen, das ist die Demütigung von Frauen. Wegen der Abhängigkeit vom Vorgesetzten nenne ich es körperliche und geistige Versklavung.” Betriebs- und arbeitsrechtlich, so Geibel weiter, “hätte man sofort etwas tun können, zum Beispiel das Arbeitsverhältnis sofort zu trennen. Und da kommt das erste Führungsversagen des SWR.”

3. Mediale Tiefschläge: Wie die Presse mit Politikerinnen umgeht – Medienpodcast
(deutschlandradio.de, Brigitte Baetz & Nicole Kraus & Martin Schwarzkopf & Ulrike Winkelmann, Audio: 37:58 Minuten)
Haben es Politikerinnen in den Medien schwerer? Und wie könnte mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Berichterstattung aussehen? Über diese Fragen diskutiert Nicole Kraus mit Ulrike Winkelmann, Chefredakteurin der Berliner “taz”, Martin Schwarzkopf, Chefredakteur des Aschaffenburger “Main-Echo”, und Brigitte Baetz aus der Medienredaktion des Deutschlandfunks.

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4. MTM21: Ignorieren oder Integrieren? Plattformstrategien für Medien
(youtube.com, Phoenix, Andreas Weise, Video: 1:00:45 Stunden)
Bei einem Panel der Medientage Mitteldeutschland ging es um Plattformstrategien für Medien. Markus Heidmeier (Beyond Platforms Initiative), Saruul Krause-Jentsch (Spotify), Henning Nieslony (TVNow), Felix Pace (Netflix) und Schiwa Schlei (WDR) diskutieren über die damit in Zusammenhang stehenden Themen: Können klassische Medien ohne Plattformen oder Vernetzungen noch zukunftsfähig sein? Wie erfolgreich sind die Video-on-Demand- und Streaming-Services wie TVNow oder die ARD-Mediathek? Und welche Pläne haben die Anbieter für die Zukunft?

5. Sinnvoll? – Ent-Netzung
(ardaudiothek.de, Jürgen Wiebicke, Audio: 54:21 Minuten)
Beim philosophischen Radio unterhält sich Gastgeber Jürgen Wiebicke mit Guido Zurstiege, der als Professor für Medienwissenschaft an der Uni Tübingen lehrt. Es geht um die Frage, ob und wie ein gesunder Medienkonsum möglich sein könnte, um die Sehnsucht nach Stille und um Strategien der Ent-Netzung: “Wir sind permanent auf Sendung. Und auf Empfang. Die (sozialen) Medien sind omnipräsent in unserer zunehmend digitalisierten Welt. Wie geht ein gutes Leben in dieser Zeit?”

6. Warum wir die Tiere im Netz brauchen
(deutschlandfunkkultur.de, Christine Watty & Johannes Nichelmann, Audio: 39:29 Minuten)
Beim Kulturpodcast “Lakonisch Elegant” geht es um die Frage, wie der Blaufußtölpel zum Meme wurde, aber auch um viele andere Tiere in Sozialen Medien: “Wir müssen ja nicht bei den Katzen anfangen, aber welche Funktion Hunde und Eichhörnchen und Tölpel und Vögel haben, die über das Süßfinden hinausgehen, das möchten wir philosophisch-pragmatisch besprechen. Und: Welche Tiere gehen, welche nicht, hat Twitter eigene Sommerloch-Tiere?”

Die Opfer von “Bild” (3)

In der vergangenen Woche haben die “Bild”-Medien mindestens 31 Mal Fotos von Menschen gezeigt, die Opfer eines Unglücks oder Verbrechens geworden sind.

In drei Fällen waren die Gesichter verpixelt, in zwei Fällen die Augen. In 26 Fällen gab es keinerlei Verpixelung.

Nur in einem Fall haben Angehörige der Veröffentlichung laut “Bild”-Angabe zugestimmt (bei einem Mann, der in Tschechien bei einem Tornado ums Leben kam).

***

Ohne erkennbare Zustimmung veröffentlichte die “Bild”-Zeitung (wie in der Woche zuvor auch schon in ihrer Onlineausgabe) Fotos einer Frau, die bei dem Messerangriff in Würzburg getötet wurde. Eines davon groß auf der Titelseite:

BILD-Titelseite: "Sie starb für ihre Tochter" - [...] warf sich schützend über ihr Kind als der Islamist bei Woolworth wütete", dazu ein großes Porträtfoto der Frau sowie ein kleineres Foto des Tatverdächtigen, der von der Polizei auf dem Boden festgehalten wird, dazu die Schlagzeilen "'Eklatanter Verdacht auf Terror'" und "Die Akte des Messer-Killers"
Doppelseite aus der BILD-Zeitung: Vier große Artikel zu den Messerangriffen: "DAS GROSSE SCHWEIGEN - Warum in Deutschland nicht offen über den Täter-Hintergrund geredet wird", außerdem "Bayerns Innenminister Herrmann stellt bei BILD Live klar: Es spricht einiges für 'islamistischen Terror'", außerdem "Politiker fordern Ehrung für die Helden von Würzburg", und: "Sterbend warf sich [...] auf ihr Kind", dazu ein großes Foto der Frau, die auf einer Wiese steht und in die Ferne schaut.
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag von uns.)

Woher die Fotos stammen, wird nicht ersichtlich. Eines sieht aus, als sei es durch eine Scheibe hindurch aufgenommen worden.

Bild.de zeigt auch das private Foto einer 16-Jährigen, die an einem Bahnübergang von einem Zug erfasst wurde und starb:

Screenshot von BILD.de: "[...] von Zug überfahren, weil Schranke offen war - Wärterin hätte gar nicht arbeiten dürfen", dazu ein Foto der 16-Jährigen und ein Foto der Unglückstelle

Und die Gesichter zweier Bergsteigerinnen, die in den Alpen ums Leben kamen:

Screenshot von BILD.de: "Rettungsdienst kam zu spät - Zwei Frauen in den Alpen erfroren", dazu ein Foto der beiden Frauen

“Bild am Sonntag” und Bild.de zeigen auch (erneut) Fotos von Menschen, die bei einem Gebäudeeinsturz in Miami starben:

Screenshot von BILD.de: "Hochhaus-Einsturz in Miami - Model telefonierte - dann hörte ihr Mann nur noch Schreie", dazu ein Porträtfoto der Frau und eine Luftaufnahme des eingestürzten Gebäudes
Screenshot von BILD.de: Ein Foto des lachenden Mädchens, dazu die Bilunterschrift "[...] (7),Tochter eines Feuerwehrmanns, wurde tot geborgen", darunter: "Foto: Quelle: Twiiter"

“Foto: Quelle: Twiiter” [sic!]

Veröffentlicht werden seit einigen Wochen auch immer wieder Bilder einer Frau, die in Griechenland getötet wurde, mutmaßlich von ihrem Ehemann (der ebenfalls immer wieder gezeigt wird):

Screenshot von BILD.de: "Bei ihren Eltern schnorrte der Killer Geld - für den Sarg!", dazu ein großes Foto der beiden, auf dem sie ihren Kopf auf seine Schulter legt
Screenshot von BILD.de: "[...] (20) vo den Augen ihrer Tochter getötet - Hat ihr Mann sie ermordet, weil er ein Dealer war?", dazu ein Foto des Mannes im Justizgewahrsam sowie ein Hochzeitsfoto des Paares

Am häufigsten zeigten die “Bild”-Medien in der vergangenen Woche – wie auch in der Woche davor – Fotos eines Paares, das auf dem Gardasee bei einer Kollision zweier Boote gestorben ist:

Screenshot von BILD.de: Foto einer Frau, die vor einer grünen Landschaft steht, Bildunterschrift: "[...] (25) wurde auf dem Grund des Gardasees entdeckt", "Foto: privat"
Screenshot von BILD.de: Foto eines Mannes, der vor einem See steht, Bildunterschrift: "Unternehmer [...] (37) lag tot in dem am Sonntag angespülen Holzboot", "Foto: privat"
Beerdigung von Gardasee-Opfer [...] - 'Wir werden ihr Lachen vermissen'", dazu ein Foto, auf dem ihr Sarg getragen wird sowie das Foto von ihr vor der grünen Landschaft
Screenshot von BILD.de: "Anwältin der Familie von toter [...] listet alle Vergehen auf - Die Schande der deutschen Totraser vom Gardasee", dazu ein großes Porträtfoto der Frau sowie das Bild-Plus-Logo
Ausriss aus der BILD-Zeitung: "Weiße Ballons für [...] (✝25) im Himmel, dazu Fotos der Beerdigung und ein großes Porträtfoto der Frau

Mindestens 18 Mal wurden ihre Gesichter bislang in “Bild”, “Bild am Sonntag” und bei Bild.de gezeigt.

***

Nach einem Verbrechen oder Unglück in Social-Media-Profilen zu wühlen und daraus Fotos der Opfer zu veröffentlichen, ist redaktioneller Alltag bei “Bild”. Häufig erscheinen solche Fotos ohne jede Verpixelung und ohne Zustimmung der Angehörigen oder Hinterbliebenen.

In vielen Fällen werden Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder sogar von Reportern bedrängt, damit sie Fotos der Menschen herausrücken, die sie gerade verloren haben.

“Bild” begründet die Veröffentlichung solcher Bilder damit, dass “nur so” die Tragik “deutlich und fassbar” werde.

Wie jedoch viele Betroffene selbst darüber denken, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Dort sagt der Vater eines Mädchens, das beim Amoklauf von Winnenden getötet wurde und deren Foto in den Tagen darauf immer wieder in der “Bild”-Zeitung erschien:

Die “Bild”-Zeitung und andere, auch Fernsehsender, ziehen Profit aus unserem Leid! Dreimal hintereinander sind Bilder [unserer Tochter] erschienen, ohne dass wir das gewollt hätten. Wir hätten das nie erlaubt. Die reißen die Bilder an sich und fragen nicht danach, was wir Hinterbliebenen denken und fühlen.

Pressekodex Richtlinie 8.2

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

In einem Interview in unserem Buch sagt ein anderer Betroffener, dessen Bruder bei einem Skiunfall gestorben ist und später ohne Erlaubnis der Angehörigen groß auf der Titelseite der ”Bild”-Zeitung zu sehen war:

Das war eines der schlimmsten Dinge an der Geschichte: Dass die “Bild” die Kontrolle darüber hat, mit welcher Erinnerung mein Bruder geht. Dass das letzte Bild von der “Bild”-Zeitung kontrolliert wird und nicht von ihm selbst oder von uns.

Auch in anderen Medien kommt es vor, dass solche Fotos veröffentlicht werden. Doch niemand macht es so häufig und so eifrig wie “Bild”. Mehr als die Hälfte aller Rügen, die der Presserat je gegen die “Bild”-Medien ausgesprochen hat, bezog sich auf die unzulässige Veröffentlichung von Opferfotos.

Um zu verdeutlichen, in welchem Ausmaß “Bild” auf diese Weise Profit aus dem Leid von Menschen zieht, wollen wir hier regelmäßig dokumentieren, wie häufig die “Bild”-Medien solche Fotos veröffentlichen.

“Klima Update”, Muslimfeindlichkeit, Genderdebatte und Sportjournalismus

1. “Der Rechtsstaat im Herzen getroffen”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 5:55 Minuten)
In Amsterdam wurde am Dienstagabend der bekannte niederländische Kriminalreporter Peter de Vries auf offener Straße niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Sebastian Wellendorf hat mit der Korrespondentin Kerstin Schweighöfer über die Hintergründe der Tat gesprochen. De Vries habe in mehreren spektakulären Fällen recherchiert und an der Aufklärung mitgewirkt: “Er ist nicht nur Reporter, er hat sich auch als eine Art Privatdetektiv einen Namen gemacht – spezialisiert auf ‘cold cases’. Zum Beispiel hat er einen 20 Jahre alten Mord an einem elfjährigen Jungen gerade erst aufgelöst.” Zudem herrsche gegenüber Journalistinnen und Journalisten in den Niederlanden schon seit Jahren ein feindliches Klima.

2. Türkischer Exiljournalist in Berlin angegriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am Mittwochabend ist in Berlin ein regierungskritischer türkischer Journalist von drei Männern angegriffen und verletzt worden. Für Reporter ohne Grenzen kommentiert Christian Mihr: “Wir kennen die Hintergründe der Tat noch nicht, aber dass ein regierungskritischer Journalist aus der Türkei in Berlin angegriffen wird, ist besorgniserregend und könnte andere Exiljournalistinnen und -journalisten im Land einschüchtern. Die Behörden müssen dem Verdacht nachgehen, dass der Angriff mit seiner journalistischen Arbeit zusammenhängt. Medienschaffende im Exil sind vor Repressionen in ihren Heimatländern geflohen. Sie müssen sich hier sicher fühlen können.”

3. Olympiahoffnung: Mehr Frauen im Sport und im Sportjournalismus
(genderleicht.de, Anna E. Poth)
Angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Medien in einem offenen Brief (PDF) dazu aufgerufen, mehr über Sportlerinnen zu berichten: “Unsere Forderung ist: das Gewährleisten einer ausgewogenen und gleichwertigen Sportberichterstattung – ohne stereotype und diskriminierende Darstellungen von Sportlerinnen in Wort und Bild.” Die Initiative “Genderleicht” hat sich mit verschiedenen Fachfrauen über den Einfluss der Genderdebatte auf den Sportjournalismus unterhalten: mit Ulrike Spitz, Pressesprecherin des DOSB, mit Susanne Opitz, langjährige Sportjournalistin und Reporterin für das ZDF, und mit Nina Probst, Chefredakteurin des Sportblogs Sportfrauen.net.

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4. “Klima Update” bei RTL: “Zeichen der Zeit erkannt”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Lange hatten sich die Verantwortlichen der “Klima-vor-acht”-Initiative für ein regelmäßiges Klimaformat im Ersten eingesetzt, waren dort jedoch regelmäßig abgeblitzt. Konkurrent RTL hat die Gunst der Stunde genutzt und bringt das Format als “Klima Update” auf Sendung, das künftig immer donnerstags und samstags im Anschluss an die Nachrichtensendung “RTL Aktuell” zu sehen sei.

5. Muslimfeindlichkeit: Medien unter Druck
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Interkulturellen Mediendialog in Frankfurt am Main wurde unter anderem über die Studie “Mediale Wahrnehmung des Islam bei Politiker*innen und Journalist*innen” diskutiert. Bärbel Röben fasst den Vortrag und die anschließende Diskussion zusammen.

6. Donald Trump klagt gegen Twitter, Facebook und Google
(zeit.de)
Der frühere US-Präsident Donald Trump will sich seine Socia-Media-Verbannung nicht gefallen lassen und hat Twitter, Facebook und Google auf Wiederherstellung seiner Accounts verklagt.
Weiterer Lesehinweis in Sachen Twitter: “Ein französisches Gericht ordnet an, dass Twitter seine Moderationspraktiken bei Hassrede offenlegen muss. Geklagt hatten französische Organisationen, die zuvor in einer Studie den nachlässigen Umgang des sozialen Netzwerks mit hetzerischen Inhalten angeprangert hatten.” – “Twitter muss endlich Verantwortung übernehmen” (netzpolitik.org, Denise Stell).

Bedrohter “Weltspiegel”, Drehtage runterrocken, Orbán-Propaganda

1. Jux und Dollerei
(kontextwochenzeitung.de, Jörg Armbruster)
ARD-Programmdirektorin Christine Strobl will den “Weltspiegel” von seinem über Jahrzehnte angestammten Sendeplatz am frühen Sonntagabend auf Montag, kurz vor Mitternacht, verlegen. Das seien “Informationen, die uns schockieren”, klagen die ARD-“Weltspiegel”-Redaktionen und die Fernseh-Auslandskorrespondenten in einer gemeinsamen Stellungnahme. Und auch Jörg Armbruster, einst Moderator der Sendung, protestiert: “Sollte es so kommen, dann betreibt des Ministers Gattin Kahlschlag bei der Auslandsberichterstattung der ARD und das in einer Zeit, in der erklärt werden muss, warum so viele Flüchtlinge lieber ihr Leben auf dem Mittelmeer riskieren als in ihrer Heimat zu bleiben, weshalb politische Krisen und Kriege anderswo sich auch auf Europa auswirken oder ganz einfach, wie Menschen in entfernten Winkeln dieser Erde leben.”

2. Handreichung an Journalisten & Journalistinnen für die Wahlkampf-Berichterstattung. Ein Thread.
(twitter.com, Nadia Zaboura)
Die Kommunikationswissenschaftlerin und Linguistin Nadia Zaboura fasst in einem Twitter-Thread die wichtigsten Fragen zusammen, die sich Journalistinnen und Journalisten in Zusammenhang mit ihrer Wahlkampf-Berichterstattung stellen sollten. Der kleine Fragenkatalog ist auch für Medienkonsumierende interessant, da er zur Bewertung politischer Berichterstattung verwendet werden kann.

3. Wie deutsche Medien mit der Genderfrage umgehen
(mdr.de, Jenni Zylka & Steffen Grimberg)
Wie halten es die deutschen Medien mit dem Gendern? Jenni Zylka und Steffen Grimberg haben sich einige Beispiele aus Print, Online und TV herausgesucht, die das volle Spektrum von Akzeptanz bis Ablehnung abbilden. Ihr Kompromissvorschlag: “Wenn alle in sich den Großmut suchen und finden könnten, das Gegenüber so sprechen und schreiben zu lassen, wie es möchte. Und sich, anstatt ‘Sprachdiktatur’ und ‘Unlesbarkeit’ zu nölen, über mehr hübsche Sternchen freuen würde.”

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4. “Ein Runterrocken von Drehtagen”
(sueddeutsche.de, Stefan Fischer)
Mittlerweile haben sowohl Hörspielautoren und Drehbuchautorinnen als auch Filmregisseurinnen und -regisseure in offenen Briefen gegen die sich verschlechternden Rahmenbedingungen protestiert, insbesondere mit Blick auf die ARD. Im persönlichen Gespräch seien die Initiatoren des offenen Briefes, den der Bundesverband Regie am 1. Juli veröffentlicht hat, deutlich geworden: “Das ist kein Geschichtenerzählen mehr mit den Mitteln des Films”, habe einer von ihnen gesagt, “sondern nur noch ein Runterrocken von Drehtagen.”

5. Eine ganze Seite Propaganda
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband, Audio: 4:08 Minuten)
Ungarn hat in der “Bild”-Zeitung eine ganzseitige Anzeige mit Vorschlägen über die “Zukunft der Europäischen Union” geschaltet. Im Deutschlandfunk kommentiert Marina Weisband: “Wenn Zeitungen sich als bloße Plakatwände für die Propagandaposter autoritärer Staaten missbrauchen lassen, läuft etwas schief.”

6. Zu viele Experten, zu wenig Distanz: Warum die TV-Berichterstattung zur EM nicht funktioniert hat
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm zieht eine (Zwischen-)Bilanz der TV-Berichterstattung zur Fußball-Europameisterschaft und entdeckt dabei einige Parallelen zwischen dem Zustand der deutschen Nationalmannschaft und dem öffentlich-rechtlichen Sportjournalismus: “Beide halten Erfolg für ein Naturgesetz, zehren zu sehr von altem Ruhm und erwecken mit altbackenen Konzepten den Eindruck, nicht mehr mit letzter Leidenschaft bei der Sache zu sein.”

RTL und Gruner + Jahr, Instagrams Naturzerstörer, Schlösserfotografie

1. Neue Verschmelzung
(taz.de, René Martens)
Bei RTL und Gruner + Jahr deutet sich eine Art von Zusammenschluss an. René Martens beleuchtet die Hintergründe der Verschmelzung und erklärt, wie diese sich auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auswirken könnte. Die Entwicklung beim “Stern” lässt Schlimmes befürchten: “Am 1. März wurde das Politik- und Wirtschaftsressort des Magazins aufgelöst. Stattdessen gibt es eine gemeinsame Hauptstadtredaktion von Capital, Business Punk und Stern. Eine Maßnahme, die den Ruf des Sterns derart beschädigt, hätte niemand intern für möglich gehalten. Mehrere Redakteure verließen daraufhin das Magazin.”

2. Wenn Likes und Geotags die Natur zerstören
(netzpolitik.org, Pia Stenner)
Auf der Jagd nach möglichst spektakulären Natur-Selfies nehmen manche Influencerinnen und Influencer große Risiken in Kauf – mit mitunter großen Nachteilen für sich und ihre Umgebung. Die reichlich gestreuten Hashtags und Geotags verstärken das Problem. Sie machen die verlinkten Orte noch populärer. Pia Stenner zeigt, an welchen Orten des Planeten sich die Instagram-Community besonders gerne tummelt.

3. Pro Sieben Sat.1 stellt Podcast-App schon wieder ein
(rnd.de)
Vor etwa einem Jahr hatte der Medienkonzern ProSiebenSat.1 eine eigene Podcast-Plattform gestartet. Auf FYEO (For Your Ears Only) wollte man eigene Podcast- und Hörspielformate per Abo-Modell vermarkten. Nun kündigt der Konzern das Projektende an. Die App werde in diesem Herbst eingestellt.

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4. Schlösser und Gärten frei fotografieren
(verdi.de)
Das Gerangel um Fotografiererlaubnisse in den Preußischen Schlössern und Gärten scheint ein Ende zu haben: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg vereinfacht die zustimmungsfreie Veröffentlichung und Vermarktung von Aufnahmen ihrer Parkanlagen und Gebäude. Davon betroffen seien rund 300 Gebäude, tausende Kunstschätze sowie fast 800 Hektar historische Park- und Gartenanlagen in Berlin und Brandenburg.

5. Gen­ders­tern­chen ist keine Dis­kri­mi­nie­rung
(lto.de)
Eine intergeschlechtlich geborene schwerbehinderte Person sah sich durch die Verwendung des Gendersternchens in einer Stellenausschreibung diskriminiert und reichte eine entsprechende Klage ein. Nun hat das Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein in einem Urteil festgestellt, dass die behauptete Diskriminierung nicht vorliege. “Unerheblich sei auch, ob das Gendersternchen den deutschen Rechtschreibregeln entspricht. Zudem habe sich in der Anzeige an einer anderen Stelle der Zusatz ‘(m/w/d)’ gefunden, was die Intention einer geschlechterneutralen Ausschreibung verdeutliche.”

6. Sportjournalistenpreis: “Herr… Herr… Herr… hierher!”
(dwdl.de, Jan Freitag)
Jan Freitag hat sich die Verleihung des Deutschen Sportjournalistenpreises in einem Hamburger Luxushotel angeschaut. Das Event hat ihn, nun ja, nicht gerade begeistert, aber es habe auch Lichtblicke gegeben: “Umso erfrischender war es, wie die frühere Boxerin Ramona Kühne als Laudatorin der wichtigen Moderationskategorie die unverdrossene Geschlechterungleichheit im Sportjournalismus anprangerte. Da wurde sogar das haltlose Gestammel ihres Kollegen Henry Maske einigermaßen erträglich, der in Abwesenheit per Video zugeschaltet wurde.”

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