Archiv für November, 2013

Verein Deutsche Sprache, dapd, Nikkei

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ist erlaubt: Nicht autorisierte Interviews drucken”
(recherche-info.de, Sebastian Heiser)
Sebastian Heiser erinnert daran, dass auch deutsche Journalisten frei sind, nicht autorisierte Interviews zu veröffentlichen: “In Deutschland ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Wenn ein Interviewpartner vor Gericht gegen das abgedruckte Interview vorgehen wollte, müsste er eine juristische Grundlage dafür nennen. Doch die wird er nicht finden.”

2. “Urheber-Streit um Zeile ‘Wir gegen uns'”
(meedia.de, Marvin Schade)
Walter Krämer, Gründer des Vereins Deutscher Sprache, reicht Informationen nach über die Prämierung der Schlagzeile des Jahres, die unter dem Titel “Doppelsieg für Bild” veröffentlicht wurde: “Eigentlich ist es völlig egal, wo die Schlagzeile zuerst erschienen ist. Es wird auch nicht das Medium geehrt, sondern die Überschrift an sich.”

3. “Sprachbrocken: Der Verein Deutsche Sprache gegen sich selbst”
(sprachlog.de, Anatol Stefanowitsch)
“Der Verein Deutsche Sprache vermutet sprachliche Kreativität systematisch bei den Falschen”, kommentiert Anatol Stefanowitsch die Auszeichnung von “Bild”.

4. “Online First am japanischen Zeitungsmarkt”
(blogs.taz.de/onlinebunker, Daniél Kretschmar)
Die Online-Strategie der japanischen Wirtschaftszeitung Nihon Keizai Shimbun: “Die Quote zahlender Nutzerinnen bleibt seit dem Launch der Paywall stabil bei rund 16% der registrierten, in absoluten Zahlen ist das seit 2010 eine Vervier- bis Verfünffachung.”

5. “Mehr als 20 Millionen Euro Verlust”
(journalist.de, Olaf Wittrock)
Die dapd Media Holding machte 2011 einen Verlust von mehr als 20 Millionen Euro: “Woher genau dieser Fehlbetrag stammt, ist nicht zu erkennen, er mag durchaus auch aus Kauf- und Verkaufsaktivitäten herrühren. Offensichtlich ist, dass die Gesellschaft nach diesem Verlust zum Jahresende 2011 ihr Eigenkapital komplett aufgezehrt hatte.”

6. “Wen bringen die Snowden-Dokumente eigentlich noch ins Fadenkreuz der Geheimdienste?”
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Siehe dazu auch “Snowden Related Targets” (cryptome.org, englisch).

VDS, Buzzfeed, Koalitionsvertrag

6 vor 9

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1. “BILD-Zeitung bekommt Preis für ‘ihre Headline’: Yes, we scan!”
(crackajack.de, René Walter)
“Die Schlagzeile des Jahres 2013 heißt ‘Yes, we scan!’. Sie erschien erstmals in der Bildzeitung vom 10. Juni und fand sich danach auch in vielen anderen Medien sowie auf Protestplakaten gegen die erstmals aufgedeckte US-amerikanische Medienschnüffelei”, behauptet der Verein Deutsche Sprache anlässlich der Auszeichnung der Schlagzeile des Jahres. René Walter hält dagegen: “Ihr wisst ja, dass das nicht auf deren Mist gewachsen ist, sondern ursprünglich aus den Foren bei spOn stammt, dann in den Comments bei Netzpolitik landete und von dort habe ich den Spruch dann in meinem Plakat-Remix verwurstet. Das war am 8. Juni und wurde damals ziemlich rumgereicht. Zwei Tage später druckte es diese ‘Zeitung’ und gewinnt nun dafür einen Preis. Das ärgert mich, sehr.”

2. “Bild lehnt Schlagzeilenpreis ab”
(meedia.de, ms/dis)
“Bild” lehnt die Auszeichnung dafür ab, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber Meedia sagt: “Der Preis gehört dem Netz. Deshalb wird Bild ihn natürlich nicht annehmen.”

3. “Mein erster (und letzter) Tag in der ÖSTERREICH-Redaktion”
(kobuk.at, Markus R. Leitgeb)
Markus R. Leitgeb hört Wolfgang Fellner zu, dem Herausgeber von “Österreich”: “Wenn einer von euch nach Annaberg fährt, die Freundin des Amokläufers findet, die ihm unter Tränen ein Interview gibt und er ein Video davon macht, dann werde ich mir denjenigen sicher gut merken.”

4. “BuzzFeed und Co. – Der neue Journalismus?”
(ndr.de, Video, 5:27 Minuten)
Siehe dazu auch “Acht Dinge, die Journalisten von BuzzFeed lernen können (und drei Sachen, die sie sich besser nicht abgucken)” (ndr.de, Daniel Bröckerhoff und Fiete Stegers).

5. “Vorsicht, SZ: Nicht provozieren”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Was die “Süddeutsche Zeitung” über den zwischenzeitlich verschwundenen Hamed Abdel-Samad schreibt.

6. “Medien im Koalitionsvertrag”
(lokalblogger.de, Julian Heck)
Julian Heck greift einige die Medien betreffende Punkte aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD (PDF-Datei) heraus.

Alle pferrückt geworden

Womöglich sollte man keine allzu hohen Ansprüche stellen an Texte, die solche Überschriften tragen:

Kate Upton: Hop-hop-hoppla!

Noch dazu, wenn sie bei Bild.de erschienen sind.

Und doch ist dieser … äh: Artikel etwas ganz besonderes. Vielleicht hatte Franz Josef Wagner noch Kapazitäten frei, vielleicht war der Redaktionskatze langweilig geworden, jedenfalls lautet der vollständige Text so:

Das Glück dieser Erde liegt NEBEN dem Pferde!

Erst räkelte sich Topmodel Kate Upton (21) für ein Fotoshooting auf einem Flecken-Ross – und dann plötzlich daneben im Sand.

Abgeworfen? Kate nahm’s sportlich, lächelte tapfer – und der Gaul fand’s GEIL …

Im Seitentitel ist das keine dadaistische Frage mehr, da stellt Bild.de einfach fest:

Kate Upton: Model fällt beim Fotoshooting vom Pferd

Falls Kate Upton wirklich vom Pferd gefallen wäre – wovon die internationale Presse, die ebenfalls bildgewaltig über dieses Ereignis am Strand von Malibu berichtet, nichts erzählt – hätte Bild.de allerdings ruhig größer darüber berichten können.

Dann hätte das Model nämlich die Sensation geschafft, sich während ihres Sturzes noch umzuziehen:

Kate posiert auf dem Gaul...

...und schon liegt sie im Sand!

Mit Dank an J.W.

Koalitionsvertrag, Rundfunkbeitrag, Pro Quote

6 vor 9

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1. “Taifun Haiyan – war da was?”
(weltreporter.net, Hilja Müller)
Hilja Müller mit einem Re­sü­mee zum Taifun Haiyan: “Eine Woche hieß es ‘Spot on’. Nun liegen die Taifungebiete wieder im tiefen Dunkel (buchstäblich, denn Strom soll es erst um Weihnachten wieder geben). Wie es dort weitergeht, ob die von der Regierung versprochenen neuen Behausungen gebaut werden, was mit den vielen Millionen Spenden passiert, wie die Menschen ihr Leben wieder in den Griff bekommen – wer will das wissen? Die Fallschirm-Journalisten jedenfalls nicht. Sie sitzen bereits wieder im Flieger zum nächsten Krisengebiet und lesen sich rasch an, worüber sie eigentlich berichten sollen.”

2. “Absichtserklärungen, die das Gesetzgebungsverfahren ersetzen”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
“Was im Koalitionsvertrag steht, scheint für die Journalisten unserer kleinen postdemokratischen Republik schon so gut wie bewilligt und eingeführt zu sein”, wundert sich Roberto De Lapuente. Doch: “Diese Vereinbarung zwischen Koalitionspartnern meint, dass man versuchen wird, die Abgeordneten der Fraktionen auf den Regierungskurs zu lotsen. Der Koalitionsvertrag ist also nur die Absicht, die eigenen Parlamentarier in Versuchung zu führen.”

3. “Ich zahl’ nicht mehr!”
(fernsehkritik.tv)
Holger Kreymeier zahlt ab sofort keinen Rundfunkbeitrag mehr: “Es müssen viel härtere Maßnahmen her, die ARD und ZDF programmatisch die Fesseln anlegen. Es kann nicht sein, dass die Jagd nach Quoten inzwischen wichtiger ist als der Wille, den Bildungs- und Kulturauftrag zu erfüllen.”

4. “Die Sendungs-Bewussten”
(heutigentags.de, Dennis, 21. November)
Eine Auswertung der “großen Talkshows bei ARD und ZDF” vom 1. Januar bis zum 20. November 2013. Bisher acht Mal und öfters zu sehen waren Wolfgang Kubicki, Wolfgang Bosbach, Jürgen Trittin, Peter Altmaier, Renate Künast und Sahra Wagenknecht.

5. “TV-Asyl für ägyptischen Satiriker”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Die Deutsche Welle verhandelt mit dem ägyptischen Satiriker Bassem Youssef “über eine Übernahme seiner Sendung ‘Al-Barnameg’ (‘Die Show’)”.

6. “Das Netz für die Chefinnen”
(taz.de, Annette Bruhns)
Annette Bruhns fasst die bisherigen Erfolge der Initiative Pro Quote zusammen: “Es geht nicht nur um Macht, sondern auch um Jobs und Geld. Es gleicht einem Wunder, wenn Frauen aufsteigen, während überall in den Medien Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Frauen müssen oft als Erste gehen. Ein Grund ist das fehlende Netzwerk: Ober-Buddys halten die Hand über gefährdete Unter-Buddys. ProQuote bietet statt internem Netzwerk ein externes.”

Buzzfeed, Gimmicks, Hamed Abdel-Samad

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1. “Im Unglück ermitteln – wozu eigentlich?”
(eigenwach.wordpress.com)
Carmen Epp stellt den Nutzen einer Unglücksberichterstattung infrage: “Was bringen Bilder von Unglücksfällen dem Leser bzw. Zuschauer? Ich behaupte: wenig. Helfen Aussagen von traumatisierten Personen dem Publikum, sich eine Meinung zu bilden? Ich behaupte: nein.”

2. “Yvonne Bauer: ‘Tom Cruise ist sehr klagefreudig'”
(blogs.faz.net/medienwirtschaft, Jan Hauser und Johannes Ritter)
Yvonne Bauer, Verlegerin der Bauer Media Group, spricht über die Falschberichterstattung ihrer Zeitschriften: “Unsere Redakteure arbeiten verantwortungsvoll. (…) Fehler können natürlich passieren. (…) Faktencheck ist bei uns, wie überall in der Branche, journalistischer Alltag.” Siehe dazu auch die Blogbeiträge zu den angesprochenen Zeitschriften “Freizeit Woche” und “Schöne Woche” im “Topf voll Gold”.

3. “Magazin-Menschen (2): Die Gimmick-Einkäuferin – ‘Quengelfaktor allein reicht nicht'”
(kioskforscher.wordpress.com, Markus Böhm)
Markus Böhm befragt Jana Gurung, die beim Egmont Ehapa Verlag für den Einkauf von Gimmicks verantwortlich ist. “Extras sind wichtig, um im Regal Aufmerksamkeit zu bekommen, schließlich entscheidet auch der Quengelfaktor der Kinder, welches Heft gekauft wird.”

4. “TOP 10 BEST EVER WTF OMG REASONS BUZZFEED FIRED ME, LOL!”
(gawker.com, Mark Duffy, englisch)
Der 53-jährige Mark Duffy wird von Buzzfeed entlassen: “I was ‘officially’ fired at my apartment on Halloween, via a letter delivered by UPS. Inside the envelope were two copies of the legal document, one to sign and return and another for my records. Both copies had CUTE stickers affixed to the first page. I did not LOL.”

5. “Hoffen für Hamed”
(tagesspiegel.de, Caroline Fetscher)
Hamed Abdel-Samad wird seit Sonntag in Kairo vermisst.

6. “Medien adeln einfache Geste Obamas zur Heldentat”
(kobuk.at, Sophia Dollsack, mit Video, 26 Sekunden)

Süddeutsche Zeitung, Schweinefleisch, PR

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1. “Kein Verbot von Schweinefleisch in Kantinen der Stadt Stuttgart”
(stuttgart.de)
Die Stadt Stuttgart dementiert einen “Bild”-Bericht: “Richtig ist, dass es keine zwingende Vorgabe gibt, auf Schweinefleisch zu verzichten. Ebenso wenig sind Pommes in städtischen Kantinen verboten, wie es die Zeitung vermeldete.”

2. “Wozu sachlich, wenn es auch emotional geht: Mit der ‘Süddeutschen Zeitung’ im Prenzlauer Berg”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Jakob Hein)
Die “Süddeutsche Zeitung” vom 22. November berichtet auf ihrer “Seite 3” über Ereignisse im (von vielen Journalisten bewohnten) Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.

3. “Die SZ: Verlaufen im Elfenbeinturm der Klimapolitik”
(climatechaos.tumblr.com)
“Vor uns die Sintflut”, ein “ratloser und planloser Leitartikel zum Klimawandel” in der “Süddeutschen Zeitung”: “Wie kann es sein, dass im Meinungs- und Politikressort der SZ ein Politikverständnis herrscht, bei dem Politik etwas ist, was irgendwo im Abstrakten passiert. Wo aber Subjekte bennenen, Orte sichtbar machen, Konsequenzen aufzeigen und Konsequenzen durchsetzen tabu ist.”

4. “Eine Medienhysterie”
(nzz.ch, Eberhard W. Kornfeld)
Wie der Galerist Eberhard W. Kornfeld den durch die “Focus”-Titelgeschichte “Der Nazi-Schatz” ausgelösten Rummel um den Kunstfund in München erlebt: “Der Artikel löste eine Medienhysterie von seltenem Ausmass aus; der Fall wurde international breit übernommen: Ich war plötzlich der ganz grosse Bösewicht. Jede Zeitung stürzte sich auf das Thema ohne jegliche Rücksicht auf präzise Information. ”

5. “Sonneborn und die Deutsche Bank: Lachen wir über die Richtigen?”
(fair-radio.net, Jonathan Hadem)
Das Interview, das Martin Sonneborn mit Stefan Georgi von der Deutschen Bank geführt hat: “Alle Welt diskutiert über das ‘richtig oder falsch’ von Sonneborns Methode. Die Kritik müsste aber eigentlich an all jene Journalisten gerichtet werden, die diese vorgefertigten Interviews und PR-Angebote tagtäglich annehmen und als richtigen Journalismus verkaufen.”

6. “Pressesprecher Bullshit-Pingpong”
(geprothmannt.de)
Ein Dialog zwischen einem Journalist und einem Pressesprecher.

Constantin Seibt, Astro TV, Spielenachmittage

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1. “‘Stil hat, wer keinen Unfug schreibt'”
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Journalist Constantin Seibt im Interview: “Meine Strategie für Print wie Online wäre gleich: Es geht um die Produktion von wirklich guten Stories. Für den Rest zahlt niemand.”

2. “Blogger sind doof. ♥”
(luziehtan.de, Luciana)
Outfit- und Make-Up-Bloggerin Luciana schildert zwei Fälle von “Bilderklau”: “Beide Fälle habe ich umgehend meinem Anwalt vorgelegt – und mit beiden Firmen die Zusammenarbeit beendet. Schließlich habe ich keine Lust auf einen Geschäftspartner, der mich so behandelt (und das beim einen Fall nach über einem Jahr Kooperation!).”

3. “Manga-Freak ersticht Mädchen! – Hurra! Ein Sündenbock ist da!”
(youtube.com, Video, 5:50 Minuten)
LeFloid widmet sich Boulevard-Schlagzeilen wie “Manga-Fan tötet 14-Jährige: So malte Alyssas Mörder sich und sein Opfer”.

4. “Der Islamisten-Kritiker und die Bildmontage”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler antwortet auf den Blogbeitrag “Der Taliban geht um”, der eine Fotomontage eines Redakteurs der “Basler Zeitung” zeigt: “Der Schluss war damit schnell gezogen: Der Islamisten-Kritiker Wahl ist selber ein religiöser Fundamentalist. Die Gleichsetzung beruht allerdings auf der Unterschlagung einer nicht unwesentlichen Differenz: Die freikirchlichen Textausschnitte dokumentieren eine konservative Gesinnung, aber keine blutrünstige. Von Handabhacken und ähnlichen Abscheulichkeiten ist da nicht die Rede.”

5. “Das Geschäft mit dem Glück – Eso und Astro TV”
(youtube.com, Video, 7:10 Minuten)
Hintergründe zum TV-Sender Astro TV.

6. “Endlose Spielenachmittage”
(dasnuf.de)

Blutrausch, Basler Zeitung, Sexbeziehung

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1. “TV-Quote am Ende – Wertverlust einer Währung”
(ndr.de, Video, 5:06 Minuten)
Bei der Messung der Einschaltquote sollen neu auch Werte aus den Mediatheken der Sender berücksichtigt werden, doch Tablets und andere mobile Geräte nicht. Auch “was auf YouTube oder Facebook passiert, wird nicht gemessen”.

2. “Der Blutrausch der Medien”
(cicero.de, Christoph Schwennicke)
“Cicero” widmet sich in der Dezemberausgabe dem “Blutrausch der Medien”: “Der rasende Takt der Online-Medien gibt Richtung und Tempo einer zunehmend besinnungslosen Hatz vor. Heraus kommt Hochfrequenz-Journalismus, der keine Zeit mehr zum Nachdenken lässt. Es geht zu wie an der Schießbude: Jeder darf mal draufhalten.”

3. “Tage mit Gurlitt”
(spiegel.de, Özlem Gezer)
Wie die aktuelle Titelgeschichte des “Spiegel” über Cornelius Gurlitt entstanden ist: “Ich hatte eine Fahrstuhlfahrt Zeit, um Cornelius Gurlitt davon zu überzeugen, dass ich mit ihm Taxi fahren darf. Es wurde der Beginn einer viertägigen Reise, bei der ich nie wusste, wann sie enden wird.”

4. “Der Taliban geht um”
(blogs.tageswoche.ch, Renato Beck)
Daniel Wahl von der “Basler Zeitung” schreibt über “Hetzschriften”, die Muslime in Basel verteilen. Wie er auf Anfrage mitteilt, gehört er jedoch selbst einer evangelischen Freikirche an, die fragwürdige Positionen vertritt. Die “Tageswoche” zitiert, leicht abgewandelt, aus Schriften dieser Freikirche.

5. “Fachblatt für Homophobie”
(pantelouris.de)
Das von der “Bild am Sonntag” auf der Titelseite verhandelte Sexualleben eines Bayerischen Landrats: “Natürlich impliziert BILD, er hätte sein Sexualleben als offen homosexueller Politiker irgendwie öffentlich gemacht (‘Michael Adam, jung, schwul, evangelisch, gilt als moderner Hoffnungsträger der Bayern-SPD.’), aber dann müsste man im Intimleben eines jeden Politikers herumschnüffeln dürfen, der je seinen Partner irgendwohin mitgenommen hat.”

6. “Warum soll eine Frau keine Sexbeziehung führen dürfen?”
(backview.eu, anonym)

Traueranzeigen, Bezahlmodelle, Mediapart

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1. “BILD möchte sich durch Gnade für Wulff rehabilitieren”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Im Prozess gegen Christian Wulff vor dem Landgericht Hannover “könnte sich nun herausstellen, dass Wulff keine Leichen im Keller hatte. Diese Erkenntnis bliebe nicht ohne Auswirkung auf die Beurteilung der charakterlichen wie der journalistischen Eignung von Bild-, Spiegel- und Süddeutsche-Redakteuren für das Kommentieren und Recherchieren im Privatleben deutscher Politiker”.

2. “In eigener Sache: ‘Politiker hat Sex! Skandal!'”
(regensburg-digital.de, Stefan Aigner)
Stefan Aigner kommentiert die Titelschlagzeile “Bayerischer Landrat: Sex im Amt” der “Bild am Sonntag”: “Ein Politiker hatte Sex, eine Affäre und wird mit vollem Namen, Foto und Details an den Pranger gestellt. Er hat nichts Illegales getan, kein Geld veruntreut, niemanden bestohlen oder erpresst. Es war freiwilliger, einvernehmlicher Geschlechtsverkehr – manchmal vielleicht an ungewöhnlichen Orten. Sex eben!”

3. “Verlage behandeln Trauerfamilien als Goldesel”
(infosperber.ch, Matthias Strasser)
Matthias Strasser kritisiert die Mindestgröße von Traueranzeigen in Zeitungen: “Pikant ist: Grösser geht, nur kleiner darf man die Toten nicht betrauern.”

4. “Paid Content: Perfekte Bezahlschranke gesucht”
(upload-magazin.de, Jan Tißler)
Eine Übersicht verschiedener Bezahlmodelle. Siehe dazu auch “Geschäftsmodelle für den Online-Journalismus: Erst zahlen, dann lesen” (nzz.ch, Meera Selva und Stephan Russ-Mohl).

5. “Ökonomisch erfolgreiche Aufdecker”
(diepresse.com, Jutta Sommerbauer)
Die 2008 gegründete Internetzeitung Mediapart: “Der Erfolg von ‘Mediapart’ verdankt sich nicht Anzeigen, staatlichen Zuschüssen oder einem Mäzen. Auf Werbung verzichtet das Portal gänzlich. Erfolgreich ist das Start-up aufgrund seiner 80.000 Abonnenten, die für die Vollversion der Storys je neun Euro im Monat zahlen.”

6. “Rausgeworfen, ausgenommen, ausgetrickst”
(sueddeutsche.de, Antonie Rietzschel)
Eine 63-Jährige setzt sich ein für einen Obdachlosen, die Situation stellt sich später als “ein Experiment für eine TV-Serie” heraus. “Warum sie nichts über das TV-Experiment wusste, erklärt der Produktionsleiter damit, dass sie so plötzlich verschwunden sei. Man habe sie nicht mehr aufklären können.”

Schneeberg, Siegener Zeitung, Scripted Reality

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1. “In Schneeberg gingen Nazis auf Journalistenjagd—und die Polizei tat nichts”
(vice.com, Matern Boeselager)
Journalisten werden angegriffen, als sie sich in Schneeberg in einen Demonstrationszug “gegen Asylmißbrauch” mischen. “Wir waren keine fünf Minuten unterwegs, da kam die Tarnfleckjacke schon wieder angerannt, zeigte auf mich und schrie: ‘Das ist ein Journalist! Achtung, alle Mann, das ist ein Journalist!’ Die Leute um mich herum johlten, buhten und riefen ‘Lügenpresse, Lügenpresse!'”

2. “Wenn eine Zeitung das Maß verliert”
(schreiben-als-beruf.de, Birte Vogel)
Birte Vogel beschäftigt sich mit dem Artikel “Eine Entwicklung mit Zündstoff” in der “Siegener Zeitung”: “Ein Artikel wie jeder andere in einer Lokalzeitung, scheint es. Doch wer genau hinschaut, stellt fest, dass hier eine halbe Zeitungsseite darauf verwendet wurde, aus sieben Ladendiebstählen und einem Ehestreit ein Schreckensszenario zu konstruieren.”

3. “Diskussionskultur: Der dumme Konservative!”
(novo-argumente.com, Frank Furedi)
Wer den politischen Gegner der “Dummheit” bezichtigt, untergräbt die Kultur der offenen Diskussion, findet Frank Furedi. “Es ist natürlich durchaus legitim die Auffassung zu vertreten, konservative Vorstellungen seien dumm. Aber die Taktik, das geistige Vermögen Konservativer abzuwerten, stellt die Kultur der offenen Diskussion und der freien Meinungsäußerung in Frage. Warum die Ansichten derer, die geistig unterlegen sind, überhaupt ernst nehmen oder diskutieren?”

4. “Wenn das Leid noch nicht ausreicht”
(faz.net, Christian Füller und Friederike Haupt)
Der Taifun Haiyan habe mehr als 10.000 Opfer und 25 Millionen Betroffene gefordert, war zu lesen: “Das schienen gesicherte Zahlen zu sein. Es waren aber Behauptungen. Jetzt, eine Woche später, nennen die Vereinten Nationen ganz andere Zahlen – niedrigere. Etwa 3600 Tote und 12,9 Millionen Betroffene. Man muss befürchten, dass noch mehr Tote gezählt werden, weil viele Leichname noch nicht geborgen sind. Aber woher hatten die Hilfsorganisationen so früh ihre Zahlen? Und warum gaben sie diese als Fakten aus?” Siehe dazu auch “Die Taifun-Katastrophe auf den Philippinen und das Verhalten der Journalisten” (funkkorrespondenz.kim-info.de, Rupert Neudeck).

5. “Achtung: Alles erfunden”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Die Landesmedienanstalten und die Kommission für Jugendmedienschutz fordern eine bessere Kennzeichnung von Scripted-Reality-Formaten. “Zum ersten Mal haben sie sich jetzt in Berlin mit Senderverantwortlichen von RTL 2 und Sat 1 sowie Vertretern des Privatsenderverbands VPRT getroffen, um die Möglichkeiten für ein einheitliches Kennzeichnungssystem auszuloten.”

6. “Hey @kaidiekmann, wieso hast Du so viele Fake-Follower?”
(danielbroeckerhoff.de)

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