Böhmermann-Zwist, Neue Leitlinien, Umtriebige TV-Doktoren

1. “Gerechtigkeit für alle Kriegsopfer”
(taz.de, Tigran Petrosyan)
Katerina Sergatskova, Chefredakteurin des unabhängigen Online-Mediums “Zaborona” in Kiew, spricht im Interview mit der “taz” über die Herausforderungen für Journalisten und Journalistinnen in der Ukraine. Trotz Schwierigkeiten wie dem eingeschränkten Zugang zu Kriegsgebieten und der Kommunikation mit dem Militär sieht Sergatskova auch Positives: “Der Journalismus in der Ukraine ist sehr gereift. Meines Erachtens hat sich eine große Solidarität unter den Medienschaffenden entwickelt. Sie sind bereit, sich gegenseitig zu helfen, nützliches Wissen zu teilen, voneinander zu lernen. Im Vergleich zum Anfang der Invasion sind wir heute viel besser vorbereitet und zuversichtlicher in unserem Handeln.”

2. Hat Jan Böh­m­er­mann wir­k­lich falsch berichtet?
(lto.de, Felix W. Zimmermann)
Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, hat rechtliche Schritte gegen das ZDF und insbesondere gegen die Sendung “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann eingeleitet, da er sich durch die Berichterstattung falsch dargestellt fühlt. Schönbohm verlangt eine Geldentschädigung in Höhe von 100.000 Euro und wendet sich gegen bestimmte Behauptungen in der Sendung. Bei “Legal Tribune Online” hat sich der Jurist Felix W. Zimmermann den Fall angesehen und kommt zu folgendem Ergebnis: “Zusammenfassend ist die ZDF-Sendung zu Schönbohm aufgrund ihrer Einseitigkeit und Selektivität kein Ruhmesblatt für den ‘journalistischen Arm’ des ZDF Magazin Royals. Presserechtlich angreifbar ist der Bericht allerdings nicht, da er nach aktueller Kenntnislage keine falschen Tatsachenbehauptungen enthält.”
Weiterer Lesetipp: Beim “RedaktionsNetzwerk Deutschland” kommt Jan Böhmermann zu Wort: “Ein Komplott? Ein herrlich deutscher Quatsch”: Jan Böhmermann verteidigt “Cyberclown”-Recherchen (rnd.de, Imre Grimm).

3. Neue Leitlinien für Berichterstattung über assistierten Suizid
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Martin Krebbers)
Medien kommt bei der Berichterstattung über Suizide eine besondere Verantwortung zu, da diese zu Nachahmungstaten führen kann. Bisherige Leitlinien für Journalistinnen und Journalisten hätten den assistierten Suizid kaum berücksichtigt, dies ändere sich nun, insbesondere durch Empfehlungen aus Österreich. Dort wurde der “Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid” (PDF) entsprechend aktualisiert: “In der medialen Berichterstattung über assistierte Suizide gelten grundsätzlich die gleichen Prinzipien wie generell in der Berichterstattung über Suizid.”
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine erste schnelle und unkomplizierte Hilfe bekommst Du etwa bei der “TelefonSeelsorge”, die Du kostenlos per Mail, Chat oder Telefon (0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222) erreichen kannst.)

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4. Journalistin Zhang Zhan: den Tod vor Augen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In China werden kritische Medienschaffende nach wie vor gnadenlos verfolgt, wie die Fälle von Zhang Zhan, Yang Hengjun und Zhou Yuanzhi zeigen. Die Journalistin Zhang Zhan, die über die Anfänge der Covid-19-Pandemie in Wuhan berichtete, ist seit 2020 inhaftiert und durch einen Hungerstreik, mit dem sie ihre Unschuld beteuert, gesundheitlich schwer geschädigt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung aller in China inhaftierten Journalistinnen und Journalisten und weist auf die Risiken hin, denen diese ausgesetzt sind, sowie auf die häufige Verweigerung medizinischer Versorgung durch das Regime.

5. Bekannte TV-Doktoren nehmen auch Geld von Firmen
(infosperber.ch, Martina Frei)
Bei “Infosperber” geht es um die britischen Zwillingsbrüder und Ärzte Chris und Xand van Tulleken, die häufiger im TV auftreten. Diese hätten zugegeben, Geld von Firmen für Werbung und Vorträge angenommen zu haben. So seien Chris van Tulleken “routinemäßig” 20.000 britische Pfund für einen einstündigen Vortrag angeboten worden, während sein Bruder Xand rund 100.000 britische Pfund für eine Werbekampagne für private Bluttests erhalten habe. Aber auch die Tätigkeit der im deutschen Fernsehen aktiven Ärzte Eckart von Hirschhausen und Johannes Wimmer sei nicht immer unproblematisch.

6. Kann man sich den Fußball sparen?
(verdie.de, Günter Herkel)
Sport, insbesondere Fußball, ist eines der größten Zugpferde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, entsprechend viel Geld geben die Anstalten aus, um Inhalte einzukaufen. Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts, schlägt nun vor, dass ARD und ZDF aufgrund der hohen Kosten für die Übertragungsrechte aus dem Bieterwettstreit um die teuren Fußballübertragungen aussteigen sollten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk solle sich auf ein “unabhängiges, werteorientiertes und wissensbasiertes Programm” konzentrieren. Gunter Herkel hält davon gar nichts und spricht von einem “Schlag ins Gesicht von Millionen Beitragszahler*innen, die selbstverständlich Live-Sport im öffentlich-rechtlichen TV sehen wollen.”