Gabriel vs. “Correctiv”, Durchlaucht in Ungnade, Aus für “Chez Krömer”

1. CORRECTIV verteidigt “Gazprom-Lobby”-Recherche gegen Sigmar Gabriel vor Gericht
(correctiv.org, Justus von Daniels & Annika Joeres & Frederik Richter)
Nach einer ersten Entscheidung des Hamburger Landgerichts muss “Correctiv” auf Betreiben des ehemaligen Außenministers Sigmar Gabriel eine Aussage der “Gazprom-Lobby”-Recherche ändern. Damit wolle sich die Redaktion jedoch nicht zufriedengeben und riskiere einen womöglich teuren Prozess: “Denn in dieser Auseinandersetzung geht es um mehr als Gabriels Spitzfindigkeiten: Es geht auch darum, ob Journalistinnen und Journalisten Haltungen und Positionen von Politikerinnen und Politikern zusammenfassend wiedergeben können, ohne in jedem Satz alle Details zu nennen.”

2. Statt seine Gäste zerstört Kurt Krömer seine eigene Kunstfigur
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Wie der RBB gestern Nachmittag mitteilte, wird die Fernsehshow “Chez Krömer” nach sieben Staffeln mit 41 Folgen eingestellt. Sein “Bedarf an Arschlöchern sei gedeckt”, so der Komiker und Gastgeber der Sendung Kurt Krömer. Ganz so einfach sei es nicht, wie Frederik von Castell bei “Übermedien” herausarbeitet. Die Sendung habe schon lange eine bemerkenswerte Schieflage gehabt.
Hörenswert sind dazu auch die Gedanken der Schriftstellerin Kathrin Weßling, die sich bei Deutschlandfunk Kultur wenige Minuten vor dem erklärten Ende der Krömer-Sendung skeptisch bezüglich einer Fortsetzung der Sendereihe geäußert hatte (deutschlandfunkkultur.de, Massimo Maio, Audio: von Minute 1 bis Minute 7).

3. Schlimmer als Twitter
(zeitung.faz.net, Hendrik Wieduwilt)
Derzeit wandern viele enttäuschte Twitter-Nutzer und -Nutzerinnen zum dezentralen Alternativangebot Mastodon ab. Diese Entwicklung könnte bald zu einer neuen Form von Problemen führen, sorgt sich Hendrik Wieduwilt in der “FAZ”: “Sollte Mastodon Twitter ablösen, könnte indes bald Ernüchterung eintreten: Wollten Staaten illegale Inhalte bekämpfen, hatten sie bei Konzernen immerhin einen Ansatzpunkt, so sehr sie sich sträubten. Die EU und Deutschland haben ihre Regulierung auf diese Flaschenhälse der Kommunikation ausgerichtet – und nicht auf ein Meer von Mini-Plattformen. Das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das global erste Gesetz zur Moderation von Inhalten, greift bei Mastodon nicht.”
Weiterer Lesehinweis: Ministerpräsident Stephan Weil wird Twitter-Account löschen (faz.net).

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4. “Am Anfang habe ich mich oft klein gefühlt”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Ella Schindler ist die neue Co-Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher*innen, einem “bundesweiten Netzwerk von Journalist:innen mit und ohne internationale Geschichte”. Im Gespräch mit dem “journalist” geht es um ihren Werdegang, von den ersten journalistischen Meriten in der Jugendzeit in der Ukraine bis hin zu ihrer jetzigen Betätigung als verantwortliche Redakteurin für die Volontärsausbildung im Verlag Nürnberger Presse. Schindler plädiert für eine größere Diversität in den Führungsetagen der Medienhäuser: “Außerdem wünsche ich mir hörbare Diversität in den Redaktionen. Ich frage mich, wann ich im Fernsehen oder im Radio öfter mal Kolleg*innen erlebe, die so wie ich mit Akzent sprechen – ohne dass es um migrantische Themen geht.”

5. MDR erwartet 2023 Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” berichtet, erwartet der öffentlich-rechtliche Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) für das Wirtschaftsjahr 2023 ein Defizit in Höhe von 33 Millionen Euro. Dies gehe aus dem Wirtschaftsplan hervor, den der MDR-Rundfunkrat am Montag genehmigt habe. Der Sender wolle das Defizit durch Entnahmen aus Gewinnrücklagen ausgleichen.

6. Wenn Durchlaucht zum Kollateralschaden wird
(regensburg-digital.de, Stefan Aigner)
Bei “Bild” echauffiert man sich gerade darüber, dass sich der einstige Redaktionsliebling Gloria von Thurn und Taxis homophob geäußert habe. Die Fürstin war bei Krawall-Youtuber und Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt zu Gast, was in diesem Fall eine besondere, womöglich die entscheidende Rolle spielen könnte, wie Stefan Aigner findet: “Dass die Reaktionen aus dem Hause Springer, sei es im Blatt oder auf Twitter, weniger moralisch-ethisch motiviert sind, sondern eher der Enttäuschung darüber geschuldet sind, dass mit Gloria ein Zugpferd für den reaktionär-verblödeten Mob den Springer-Stall verlassen und sich nun dauerhaft Reichelt zugewandt zu haben scheint, während BILD TV gerade mit dem eigenen Misserfolg kämpft, darf man zumindest vermuten.”
Dazu auch unser Beitrag “In einem YouTube-Talk” von gestern.