Babyfotos mit Nazi-Symbolen, Žižeks Assange-Appell, Late-Night-Handwerk

1. Kein Filter für Rechts
(correctiv.org, Alice Echtermann & Arne Steinberg & Celsa Diaz & Clemens Kommerell & Till Eckert & viele weitere)
Über einen Zeitraum von mehreren Monaten hat “Correctiv” untersucht, wie sich die rechte Szene auf Instagram vernetzt, und hat dazu rund 4.500 Accounts analysiert. Eine unbedingt lesenswerte Recherche, die zeigt, wie geschickt und planvoll dort hinsichtlich Propaganda und Neurekrutierung vorgegangen wird. Lohnenswert ist auch ein Blick in den Begleitartikel “So sind wir vorgegangen”, in dem genau beschrieben wird, wie die Datenrecherche im Einzelnen erfolgte.

2. Sie töten ihn langsam
(freitag.de, Slavoj Žižek)
Der Philosoph Slavoj Žižek vertritt im “Freitag” eine klare Haltung. Wer über den Umgang mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange nicht reden wolle, möge über Menschenrechtsverletzungen weltweit schweigen: “Die Kräfte, die seine Rechte verletzen, sind dieselben Kräfte, die den effektiven Kampf gegen die Erderwärmung und die Pandemie verhindern. Es sind die Kräfte, derentwegen die Pandemie die Reichen noch reicher macht und die Armen am stärksten trifft. Es sind die Kräfte, die rücksichtslos die Pandemie ausnutzen, um unsere sozialen und digitalen Räume zu regulieren und zu zensieren. Kräfte, die uns schützen, aber auch vor unserer Freiheit.”

3. Die Welt braucht Worte
(sueddeutsche.de, Judith Wittwer)
Anlässlich des 75. Geburtstags der “Süddeutschen Zeitung” blickt “SZ”-Chefredakteurin Judith Wittwer auf die vergangene und die bevorstehende Zeit. Der digitale Wandel habe dem Journalismus neue Möglichkeiten eröffnet, doch die klassische Zeitung bleibe wichtig: “Sie hält sich neben dem hoch getakteten digitalen Programm, weil Beschleunigung die Entschleunigung als Gegenstück hat, das Tempo die Muße, das Video das ruhende Bild. Das Scrollen auf kleinen Bildschirmen ersetzt nicht das Blättern in einer Zeitung. Die Seite-Drei-Reportage oder das Buch Zwei lesen viele noch immer mit Vorliebe auf Papier.”

Bildblog unterstuetzen

4. Die Qualität der Berichterstattung über Wissenschaft
(de.ejo-online.eu, Senja Post)
Ob Luftverschmutzung, Klimawandel oder Corona-Pandemie – Wissenschaftsthemen finden in letzter Zeit viel Beachtung. Senja Post ist Professorin für Wissenschaftskommunikation an der Universität Göttingen und wünscht sich zur Qualitätssicherung der Berichterstattung eine entsprechende wissenschaftliche Beobachtung: “Hierzu sollten Themen, die ein hohes Maß an Medienaufmerksamkeit auf sich gezogen haben, in passgenauen, repräsentativen Fallstudien regelmäßig wissenschaftlich analysiert und anschließend diskutiert werden. Dies würde die Qualität der Wissenschaftsberichterstattung vermutlich langfristig erhöhen, den Wert eines qualifizierten Wissenschaftsjournalismus stärken und einen Beitrag dazu leisten, gesellschaftliche Debatten um Umwelt, Technologie und Wissenschaft zu depolarisieren und zu versachlichen.”

5. Die interaktiven Storyteller
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Isabelle Klein, Audio: 6:59 Minuten)
Instagram ist nicht nur ein Ort für extrovertierte Social-Media-Junkies und Narzissten, sondern auch eine Plattform für Wissensvermittlung und Journalismus. Gerade junge Nutzerinnen und Nutzer holen sich ihre Informationen oft von dort. Die “Tagesschau” erreicht bei Instagram zum Beispiel mehr als zwei Millionen Menschen. Selina Bettendorf hat einen Leitfaden für Instagram-Journalismus entworfen und verrät, worauf es bei der Berichterstattung auf der Plattform ankommt.

6. Ringlstetter: “Late Night ist scheißschwieriges Handwerk”
(dwdl.de, Senta Krasser)
Moderator, Kabarettist, Musiker und Schauspieler Hannes Ringlstetter lädt im bayrischen Dritten seit vier Jahren Talkgäste in seine Sendung “Ringlstetter” ein. Nun hat er ein neues, zusätzliches Talkformat im Ersten bekommen. Senta Krasser hat sich mit Ringlstetter unter anderem über die Schwierigkeiten des Late-Night-Formats unterhalten und über die Frage, wie schwer es ist, den richtigen Ton für den Stand-up-Anteil zu finden: “Es hilft dir nicht, was wir am Anfang auch getan haben, die besten Late Night-Autorinnen und -Autoren einzukaufen, wenn das, was sie dir für die 20 Minuten vorne zusammenschreiben, mit dem bricht, wofür du als Präsentator stehst.”