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Corona-Karten, Sat.1 am Tiefpunkt, Prekarisierung im Journalismus

1. Corona-Inzidenzwerte und ihre Abbildung in der tagesschau
(blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim & Helge Fuhst & Juliane Leopold)
In den vergangenen Tagen war gelegentlich der Vorwurf zu hören, die “Tagesschau” habe die Deutschlandkarte mit den Corona-Inzidenzwerten manipuliert, um die Lage dramatischer aussehen zu lassen. Nun reagiert die ARD-aktuell-Chefredaktion mit dem Eingeständnis eines Fehlers: “Der Eindruck, wir hätten in der Darstellung etwas verändert, ist dadurch entstanden, dass im Fernsehen für die gleiche Karte eine andere Farbskala eingesetzt wurde. So war eine Darstellung mit helleren Farben im Umlauf. Diese Karte wurde am 17.03. auch auf Instagram verwendet. Unser Fehler war, dass wir uns innerhalb unseres Hauses nicht ausreichend abgestimmt haben und zwei verschiedene Darstellungen parallel veröffentlicht wurden.”

2. Armin Laschet braucht ein Kanzler-Coaching – von Markus Söder
(uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Dass die CDU-Kanzlerkandidatenkandidaten Armin Laschet und Markus Söder eine unterschiedliche mediale Wirkung entfalten, liegt auch an ihren “stimmlichen Führungsqualitäten”, so Hendrik Wieduwilt. Er hat die Redetechniken und den Stimmeinsatz von Laschet und Söder miteinander verglichen. Unbedingt lesenswert – nicht nur wegen des Erkenntnisgewinns, sondern weil man in Zukunft noch genauer hinhört und unter Umständen auch sein eigenes Reden überprüft.

3. Hass im Netz und kein Ende
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:58 Minuten)
Neue Gesetze sollen den Hass im Internet zurückdrängen und die Strafverfolgung erleichtern. Anbieter Sozialer Netzwerke sollen Straftaten künftig nicht nur blockieren und löschen, sondern auch an das Bundeskriminalamt melden. Außerdem sollen auch die Androhungen von Straftaten verfolgt werden. Tipp: Bookmark anlegen wegen des angefügten Kastens mit Angeboten gegen Hass im Netz.

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4. Die Leiden der freien Schreiber
(kontextwochenzeitung.de, Peter Dietrich)
Die Ludwig-Maximilians-Universität in München hat eine Studie zur “Prekarisierung im Journalismus” durchgeführt mit, man ahnt es schon, alarmierenden Ergebnissen (PDF). Nur 31 Prozent der befragten freien Medienschaffenden könnten von dem Beruf leben, ohne weiteren Beschäftigungen nachgehen zu müssen. Peter Dietrich befürchtet, dass immer mehr freie Journalistinnen und Journalisten in PR und Öffentlichkeitsarbeit abwandern: “PR ist für Freie zwar verpönt, weil es die Unabhängigkeit gefährdet, aber oft überlebensnotwendig – da besser bezahlt.”

5. Hamburger Datenschützer eröffnet Verfahren gegen Facebook
(spiegel.de)
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat ein Verfahren gegen Facebook eröffnet. Damit soll verhindert werden, dass der dominierende Internet-Konzern Daten von WhatsApp-Nutzerinnen und -Nutzern erhebt und zu eigenen Zwecken verarbeitet. WhatsApp werde in Deutschland mittlerweile von fast 60 Millionen Menschen genutzt und sei die mit Abstand meistgenutzte Social-Media-Anwendung, noch vor Facebook, so Caspar. Dies dürfe nicht zu einer missbräuchlichen Ausnutzung der Datenmacht führen.
Weiterer Lesetipp: Abgesaugt: “Datenlecks wie jüngst bei Facebook werden zunehmen. Bedrohlich wird die Sache durch die schiere Masse preisgegebener Informationen.” (taz.de, Daniél Kretschmar)

6. Homophobe Attacke in der Sat.1-Primetime: ein Sender am Tiefpunkt
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Im Rahmen der Trash-Show “Promis unter Palmen” (Sat.1) wurde minutenlang eine homophobe Verbalattacke des Bordellbesitzers “Marcus Prinz von Anhalt” ausgestrahlt. Ein neuer Tiefpunkt des Privatfernsehens, wie Matthias Schwarzer findet: “Unter diesen Umständen ist Sat.1 jedoch nicht mehr als eine skrupellose Plattform für unerträgliches Proll-TV, das zur besten Sendezeit Homophobie fördert.”
Update: Nachdem der Sender die Ausstrahlung der Sendung zunächst verteidigt hatte, kam nun der Sinneswandel: “Prinz Marcus von Anhalt hat sich bei ‘Promis unter Palmen’ inakzeptabel homophob geäußert. Wir haben versucht, diese Aussagen im Umfeld und im Anschluss der Sendung einzuordnen. Aber wir müssen feststellen: Diese Einordnung war so nicht ausreichend. Deswegen haben wir uns entschieden, die Folge online von allen Plattformen zu entfernen. Prinz Marcus von Anhalt wird in Zukunft in keiner Show von Sat.1 mehr stattfinden.” Man ist versucht, ein “Warum nicht gleich so?” anzufügen, denn dem Sender war natürlich genau bekannt, wem er dort eine Bühne bot.

Querwerfende Querpöbler, Daxens epiphanisches Erlebnis, Blackfacing

1. Beschimpft und beworfen
(taz.de, Peter Weissenburger)
Eigentlich, so würde man meinen, müsste die “Querdenker”-Szene an medialer Aufmerksamkeit interessiert sein – schließlich sorgen Medien dafür, dass die Anliegen nach außen getragen werden. Dies scheint jedoch eher nicht der Fall zu sein: Journalisten und Journalistinnen werden auf “Querdenker”-Demos immer wieder beschimpft und bedroht, mitunter sogar angegriffen. Jüngst musste ein SWR-Reporter seine “Tagesschau”-Schalte abbrechen, weil er und sein Team mit Gegenständen beworfen wurde. Beim SWR kommentiert Intendant Kai Gniffke: “Wenn Demonstranten gleichzeitig mit dem Recht auf freie Berichterstattung Fußball spielen, erscheinen all die pathetischen Reden schal und unglaubwürdig.” Auf Twitter schreibt der “ZVW”-Journalist Alexander Roth: “Was mich so wütend macht, ist dass meine Kolleg*innen und ich in #Stuttgart alleine gelassen wurden. Von einem Staat, der die Arbeit, die wir tun, eigentlich schützen müsste.”
Weiterer Lesehinweis: “Querdenken”-Demo in Stuttgart: Angriffe auf Journalisten, tausende Teilnehmer ohne Masken und Abstände, Stadt und Polizei greifen kaum ein (zvw.de, Alexander Roth).

2. Dax Werners Debattenrückspiegel KW 13
(titanic-magazin.de, Dax Werner)
“Titanic”-Autor Dax Werner gratuliert der “Welt” zum 75-jährigen Bestehen: “So unterschiedlich doof die einzelnen Autor:innen auch sein mögen, eine Sache verbindet sie alle: die Liebe zur Freiheit. Denn das war heute wie vor 75 Jahren schon immer die zentrale Frage aller Paywall-Thinkpieces: Freiheit, was ist das überhaupt für ein Wort? Wie schmeckt sie? Auf welches Gebäude in Berlin-Mitte könnte man es noch einmal bei Nacht projizieren?”

3. Zehn Jahre “Kontext”: “Stuttgart 21” und die Zukunft
(fr.de, Stephan Hebel)
Vor zehn Jahren erschien die erste Ausgabe der alternativen Wochenzeitung “Kontext”. Damals konzentrierte man sich im Wesentlichen auf das Thema “Stuttgart 21”, heute deckt die Zeitung mit einem Team von acht Festangestellten eine breite Reihe von Themen ab. Für die nötige Finanzierung sorgen 1.700 “Soli-Abos”, sowie Mitgliederbeiträge und Lizenzgebühren.

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4. Dieser »Witz« ist Rassismus aus Bequemlichkeit
(spiegel.de, Marc Röhlig)
Marc Röhlig arbeitet einen satirischen Blackfacing-Beitrag des BR auf und macht gleich zwei Übeltäter als Verantwortliche für die Ausstrahlung des misslungenen Sketchs aus: “Ignoranz und Bequemlichkeit. Das sind im Übrigen zwei der Hauptgründe, warum die Deutschen beim so wichtigen Thema Rassismus kaum vorankommen.”

5. Ausspioniert mit einem klaren Ziel
(sueddeutsche.de, Oliver Meiler)
Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Trapani soll bei ihren Ermittlungen gegen private Seenotretter im zentralen Mittelmeer monatelang Journalistinnen und Journalisten ausspioniert haben, die über Libyen, Migration und NGOs berichteten. Oliver Meiler, Italien-Korrespondent der “SZ”, ordnet die Vorgänge politisch ein.

6. Jubiläum für Ernie und Bert: 50 Jahre “Sesamstraße” in Deutschland
(rnd.de, Martin Weber)
Man kann es sich heutzutage schwer vorstellen, aber als vor 50 Jahren die Puppen aus der “Sesamstraße” die deutschen TV-Bildschirme eroberten, regte sich vielfach Widerstand. Martin Weber erinnert an Ernie und Berts erste Jahre in der Bundesrepublik.
Weiterer Lesehinweis: Unnützes Wissen über die “Sesamstraße”: Warum verschwand Herr von Bödefeld? (rnd.de, Matthias Schwarzer)

ZDF-Doku mit Streeck, Silikon im Hirn, Institut für Rundfunktechnik

1. ZDF-Doku mit Hendrik Streeck: Warum ein Virologe kein TV-Moderator sein sollte
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer hat sich im ZDF die vom Virologen Hendrik Streeck moderierte Corona-Doku angesehen. Er kritisiert die seiner Meinung nach generell zu geringe Distanz zwischen Medien und Experten, darüberhinaus habe die Streeck-Doku jedoch ein besonderes Geschmäckle: “Man wird das Gefühl nicht los, dass auch diese Sendung wieder der eigenen Selbstinszenierung dient. Und man fragt sich, warum das ZDF da mitspielt.”

2. 4,125 Millionen Euro – Kaufpreis für Spahns Villa darf jetzt genannt werden
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Der “Tagesspiegel” berichtet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offenbar nicht mehr gegen Medien vorgehen wolle, die über den Kaufpreis seiner Villa in Berlin-Dahlem berichten. Zuvor habe Spahn, unter anderem gegen den “Tagesspiegel”, gerichtliche Verfügungen erwirkt, denen zufolge die Kaufsumme von 4,125 Millionen Euro öffentlich nicht genannt werden dürfe. Ganz freiwillig sei Spahns Kehrtwende jedoch nicht: Der Ruf nach Transparenz sei immer lauter geworden, und es sei fraglich, ob das Oberlandesgericht Hamburg Spahns Klagen stattgegeben hätte.

3. ZDF: Silikon im Hirn
(klima-luegendetektor.de)
Das Team des “Klima-Lügendetektors” hat sich eine Doku zur Energiewende bei ZDFinfo angeschaut und ist gewissermaßen entsetzt: “Das ist reinstes ‘Energiewende-Bashing’ ohne jegliche Substanz. Erstens erhebt sich die Frage, ob das ZDF keine eigenen Autoren besitzt, um sich fundiert den Nebenwirkungen der Energiewende zu widmen. Zweitens fragt man sich, warum nicht wenigstens der Filmstoff von internen Experten auf Plausibilität geprüft wurde, bevor ihn das ZDF einkaufte.”
Weiterer Hinweis: Bei Twitter weist der “Graslutscher” darauf hin, dass es sich um eine bereits von ihm kritisierte Doku handele, die bei Arte lief und von 89 auf 42 Minuten verdichtet worden sei. Hier sein empfehlenswerter Beitrag zum ungekürzten Original aus dem November: ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen (graslutscher.de, Jan Hegenberg).

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4. Warum drei Schwarze Frauen bei der WDR-Runde zu Rassismus abgesagt haben
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Nachdem die verunglückte Rassismus-Ausgabe der WDR-Talkshow “Die letzte Instanz” (Erstausstrahlung im November, Wiederholung im Januar) viel Kritik geerntet hatte, hat der Sender für gestern einen Themenabend organisiert. Stefan Niggemeier kommentiert: “Der WDR wollte es diesmal besser machen – und hält sich selbst eigentlich für superprädestiniert, es richtig zu machen. Doch ausgerechnet bei der Organisation des großen Themenabends, der auch ein großer Wiedergutmachungsabend sein sollte, mit ‘Reinwaschungs-Talk’, wie es die Komikerin Enissa Amani nannte, ließ die Redaktion offenbar jegliches Gespür für die Anliegen mehrerer Schwarzer Teilnehmerinnen vermissen.”

5. “Innovation ist mehr als ein neues Produkt”
(quotenmeter.de, Sabrina Harper)
Mit dem Förderprogramm Media Company Fellowship des Media Lab Bayern sollen gezielt kleinere Medienhäuser unterstützt werden. “Quotenmeter” hat sich mit den Projekt-Macherinnen Linn Timm und Anita Zielina unterhalten. Es geht um Innovationen in der Medienbranche, Anpassungsfähigkeit und Interdisziplinarität.

6. Ausgeforscht
(taz.de, Steffen Grimberg)
Dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) verdanken wir einige revolutionäre Techniken, beispielsweise das Videokompressionsverfahren MPEG. Nun soll das IRT, das bislang allen Öffentlich-Rechtlichen inklusive Schweiz und Österreich gehörte, abgewickelt werden. Es hätte dank lukrativer Patente eine passable Einnahmequelle werden können, aber rund 200 Millionen Euro seien dank eines windigen Rechtedeals in andere Kassen geflossen.

Entrüstungssturm nach Lehrbuch, “Blätter” vs. “Bild”, Ende für “nd”?

1. Protest gegen Bayern 3: Ein Entrüstungssturm nach Lehrbuch
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer kommentiert den Entrüstungssturm, den ein Bayern-3-Moderator mit seinen rassistischen Äußerungen über eine südkoreanische Boyband auslöste: “Die Plattform Twitter wird am 21. März 15 Jahre alt, und die Dynamik der Entrüstungsstürme hat sich in dieser Zeit praktisch nicht verändert. Sie kommen immer wieder, sie kommen immer wieder gleich – und am Ende führen sie zu nichts. Im besten Fall hat nun Matthias Matuschik etwas über rassistische Sprache gelernt, im schlechtesten Fall aber haben drei Tage lang zwei bis drei verschiedene Gruppen aneinander vorbeigeredet, oder besser gesagt: aneinander vorbeigeschrien.”

2. Linkes Blatt vor dem Aus
(taz.de)
Der linksorientierten Tageszeitung “Neues Deutschland” beziehungsweise “nd” geht es bereits seit Längerem schlecht, nun droht dem Blatt zum Jahresende die Schließung. Die Linkspartei wolle als Mitgesellschafter eine “Veränderung der Eigentümerstruktur” prüfen. Eine neu zu gründende Genossenschaft solle die Geschäfte fortführen. Die Gewerkschaft ver.di zeigt sich skeptisch: “Die Genossenschaft darf nicht die ‘Billiglösung’ sein.”
Weiterer Lesehinweis: ND-Beschäftigte verlangen Gespräche (jungewelt.de, Marc Bebenroth).

3. Die »Blätter« in »Bild«: Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus
(blaetter.de, Albrecht von Lucke)
Die “Bild”-Zeitung schmückt sich in ihrer Samstagsausgabe mit einer Reihe von wie Lob klingenden Aussagen des Publizisten und “Blätter”-Redakteurs Albrecht von Lucke, die dieser angeblich in einem Beitrag getätigt habe (Rechte APO mit medialer Macht: Die neueste Ideologieproduktion aus dem Hause »Springer«). von Lucke protestiert. Die Sätze seien von “Bild” aus dem Zusammenhang gerissen und sinnentstellend wiedergegeben worden: “Stärker kann man den Inhalt eines Textes wohl kaum verfälschen. Der Bild-Text ist ein Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus.”

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4. Vom Dritten ins Erste: Warum die ARD ein Ligasystem für Polittalks braucht
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader schlägt der ARD in seiner “DWDL”-Kolumne die Einführung eines Systems mit Auf- und Abstiegen für ihre Polit-Talkshows vor: Frank Plasbergs “Hart aber Fair” wünscht er eine kreative Regenerationszeit im Dritten. Der MDR-Sendung “Fakt ist!” würde er eine Chance im Ersten geben.

5. Facebook zahlt offenbar 650 Millionen Dollar Entschädigung
(spiegel.de)
Laut der Nachrichtenagentur AFP zahlt Facebook 1,6 Millionen seiner US-amerikanischen Nutzerinnen und Nutzer eine Entschädigung von insgesamt 650 Millionen US-Dollar. Facebook hatte ohne deren Wissen biometrische Daten zur Gesichtserkennung gesammelt und damit gegen ein 2008 im Bundesstaat Illinois verabschiedetes Gesetz zum Schutz der Privatsphäre verstoßen.
Weiterer Lesehinweis: Die Videoplattform TikTok habe rechtswidrig Daten Minderjähriger gesammelt, auch biometrische. Dagegen seien Eltern in mehreren US-Bundesstaaten vorgegangen: TikTok muss wegen Streit um Datenschutz 92 Millionen Dollar zahlen (zeit.de).

6. Mit 87 Jahren fährt Johann Böhm noch die Zeitung aus – manchmal greift er zu ungewöhnlichen Mitteln
(merkur.de, Claudia Schuri)
Johann Böhm aus Ottenhofen im Landkreis Erding ist mit 87 Jahren einer der ältesten Zeitungszusteller der Region. Jeden Morgen steht er um 4:30 Uhr auf, um diverse Zeitungen wie den “Erdinger Anzeiger”, die “Ebersberger Zeitung” oder die “tz” an die Leserschaft zu bringen – gelegentlich sogar mit dem Traktor. Um 7 Uhr ist für Böhm die Tour beendet, und er kommt selbst zur verdienten Zeitungslektüre.

Kollektives Lockdownjammern, Visual Investigation, Klagen gegen Fox

1. Die Pandemie wär halb so wild, gäb es bloß den Lockdown nicht
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nachdem die Sat.1-Moderatorin Marlene Lufen mit einem Instagram-Statement zu Corona viel Aufmerksamkeit (und Kritik) erhalten hatte, spendierte ihr der Sender eine Sondersendung: “Marlene Lufen: Deutschland im Lockdown”. “DWDL”-Chef Thomas Lückerath hat sich die Sendung angeschaut, die er bereits jetzt für eine “überzeugende Bewerbung für den Tiefpunkt des Jahres” hält: “So empathisch Gastgeberin Lufen auch ist – mit dieser Sendung hat sie leider nicht versöhnt, sondern gespalten.”
Weiterer Lesehinweis: Zu einem ähnlichen Urteil kommt Matthias Schwarzer, der von einem “kollektiven Lockdownjammern ohne Ergebnis” spricht (rnd.de).

2. Sechs Videos sind eine Explosion
(sueddeutsche.de, Jörg Häntzschel)
Mittels Visual Investigation beziehungsweise Open Source Investigation werten ganze Teams von Rechercheuren Fotos und Handyaufnahmen aus, um Abläufe zu rekonstruieren – sei es einen Giftgasangriff in Syrien, die Explosion im Hafen von Beirut oder den Sturm aufs Capitol. Jörg Häntzschel wirft einen Blick auf dieses spannende Thema, bei dem Journalistinnen und Journalisten zu Ermittlerinnen und Ermittlern werden.

3. Europas Werk und Googles Beitrag
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Der Journalismus ist weiterhin in der Krise, trotz coronabedingt steigender Klick- und Abozahlen. Die Onlinezuwächse können oft nicht das ausgleichen, was im Print durch wegbrechende Auflagen und Werbeeinnahmen entfällt. Nun wolle die EU den Journalismus mit Finanzspritzen aufpäppeln und den digitalen Werbemarkt neu regeln. Die Digital-Lobby ist davon erwartungsgemäß wenig angetan.

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4. Klagen gegen Fox
(verdi.de, Max Böhnel)
Dem US-amerikanischen Nachrichtensender Fox News steht eine gigantische Schadensersatzklage ins Haus. Das US-Unternehmen Smartmatic, das Wahlcomputer und Stimmauswertungssysteme herstellt, besteht auf eine Zahlung von 2,7 Milliarden Dollar. Und auch sonst stünden dem Sender schwierige Zeiten bevor: Der einstmals große Fan Donald Trump hatte sich bereits vor einiger Zeit von seinem langjährigen Haussender abgewandt und seiner Anhängerschaft die Konkurrenten NewsMax und OAN empfohlen.

5. Journalismus&Netz | Januar Edition: In da Club
(blog.torial.com, Alex Sängerlaub & Simon Hurtz)
Simon Hurtz und Alex Sängerlaub haben sich auf die Netzsuche gemacht und die wichtigsten Erkenntnisse des vergangenen Monats zusammengetragen: Welche Themen haben die Medien besonders beschäftigt? Was hat sich in der Medienpolitik getan? Und was sollte man unbedingt lesen?

6. Spannend, wie sich dieses Gespräch entwickelt.
(twitter.com, Übermedien, Video: 1:35 Minuten)
“Deutschland erlebt heftigen Winter-Sonntag” – und mittendrin eine “Bild-TV”-Moderatorin sowie Jean Pütz, pardon, “die Moderatorenlegende Jean Pütt”. Anderthalb Minuten (unfreiwillige) Comedy.
Weiterer vergnüglicher Gucktipp: “#Flockdown! Winterchaos! Schneekatastrophe!” (twitter.com, Extra 3, Video: 1:33 Minuten).

Lufens Lockdownkritik, BDA pfeift auf Whistleblower, Lehrspiel für Trolle

1. Marlene Lufens Lockdownkritik: Wut und Irrtum
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Die Sat.1-Moderatorin Marlene Lufen veröffentlichte auf ihrem Instagram-Kanal ein Video, in dem sie sich besorgt über die Folgen des Lockdowns zeigte. Sie fürchte, “dass wir in zwei, drei Jahren zurückgucken und denken, wir haben es falsch gemacht”. Das Video verzeichnete binnen vier Tagen mehr als zehn Millionen Aufrufe. Matthias Schwarzer hält Lufens Ausführungen weder für schlüssig, noch für hilfreich: “Lufen beschreibt ein Bauchgefühl, das zwar gut teilbar ist, aber mit der Realität kollidiert. Und das Schlimmste: Sie publiziert ein Video, das am Ende des Tages niemandem hilft, sondern noch viel mehr verunsichert. Brauchen wir das gerade wirklich?”

2. Warum das neue Urheberrecht alle angeht
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Simon Hurtz ist sich sicher: Die EU- Urheberrechtsreform wird das Netz verändern. Bei der “Süddeutschen Zeitung” erklärt er angenehm kompakt die wichtigsten Änderungen, ordnet die Interessenlagen ein und spekuliert, wie es weitergehen könnte.

3. Neues Tool hilft Journalisten bei der Expertensuche
(de.ejo-online.eu, Markus Lehmkuhl & Volker Stollorz & Melanie Leidecker-Sandmann)
Für Journalisten und Journalistinnen ist es oftmals schwer, passende Ansprechpartner in der wissenschaftlichen Expertenwelt zu finden. Hilfreich könnte die filterbare Webapplikation ExpertExplorer sein, die nach Eingabe eines Stichworts die Datenbank Europe PubMed Central durchsucht und eine Liste mit Expertinnen und Experten samt Kontaktdetails ausgibt.

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4. “In Irland würde man sich fragen, ob das noch Journalismus ist”
(fachjournalist.de, Laura Patz)
Derek Scally ist seit 20 Jahren der Auslandskorrespondent der Zeitung “Irish Times” in Berlin, arbeitet aber auch für verschiedene deutsche Medien. Beim “Fachjournalist” kann man lesen, was Scally vor zwei Jahrzehnten nach Deutschland gebracht hat und wie er die jetzige Krisenzeit einschätzt: “Wäre ich selbst nicht Journalist, würde ich sehr hoffen, dass es da draußen Vollzeit-Journalisten gibt, Profis, die für professionelle Medien arbeiten, die dafür bezahlt werden, dass sie diese Fülle an Informationen durchkämmen und leserfreundlich aufbereiten, ohne sie zu vereinfachen. Sie sind dafür verantwortlich, das zu tun, wofür ich als Individuum keine Zeit habe.”

5. BDA fordert verfassungswidrige und unionsrechtswidrige Umsetzung der EU-Whistleblowing-Richtlinie
(whistleblower-net.de)
Der Bund der Arbeitgeber (BDA) hat ein “Positionspapier mit Vorschlägen zur Umsetzung der Whistleblowing-Richtlinie in nationales Recht” verfasst (PDF) – zum Entsetzen des Vereins Whistleblower-Netzwerk: “Es ist erstaunlich, wie hartnäckig sich Teile der deutschen Wirtschaft gegen ein umfassendes Whistleblowerschutzgesetz wehren und dafür nicht vor faktisch falschen oder irreführenden Behauptungen zurückschrecken.”

6. Lehrspiel für jüngere und andere Trolle
(verdi.de, Julia Hoffmann)
“Von der Falschmeldung zum Chaos! Wie böse bist du?” Beim pädagogisch-aufklärerischen Onlinespiel “Bad News” schlüpfen die Spielerinnen und Spieler in die Rolle eines üblen Erschaffers und Verbreiters von Falschmeldungen. Kann ein derartiges Game das Problembewusstsein über Desinformation im Internet stärken? Julia Hoffmann hat mitgespielt und sich zumindest unterhalten gefühlt.

Eine Woche mit Clubhouse, Sparkurs beim “Stern”, Live-Nacht

1. Eine Woche mit Clubhouse: Wohin soll das alles führen?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
“In dem einen Channel singt Philipp Amthor, in dem anderen reden Journalisten mit Rechten – und Thomas Gottschalk schafft es gar nicht erst, sich einzuloggen.” Zumindest in der deutschen Medienwelt wird seit Tagen über die Livetalk-App Clubhouse gesprochen. Matthias Schwarzer blickt angenehm distanziert und ironisch auf das muntere Treiben auf der neuen Plattform: “Zeitweise glich Clubhouse in seinen ersten Tagen einer sehr lauten Schulklasse voller Anwaltskinder. Keiner hatte wirklich etwas zu sagen, aber alle mussten etwas sagen. Die Fomo [fear of missing out] traf sie wie ein Faustschlag – wer jetzt nicht mitdiskutierte war ein Niemand. Und man wartete so sehnsüchtig auf das eine introvertierte Kind mit dem klugen Gedanken, das beim Aufzeigen nicht schnipst.”

2. ZDF zufrieden, ARD zerknirscht: Die Lehren aus der Live-Nacht von Washington
(uebermedien.de, Daniel Bouhs)
Außergewöhnliche Ereignisse wie der Sturm auf das Kapitol ziehen oft eine Diskussion über die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender nach sich. Daniel Bouhs hat sich umgehört, wie zufrieden ARD und ZDF mit ihrer eigenen Leistung sind.

3. Wie die Kapitol-Stürmer mit rechten Live-Videos Geld machen
(deutschlandfunk.de, Sinje Stadtlich, Audio: 4:47 Minuten)
Als am 6. Januar das Kapitol gestürmt wurde, gab es diverse Livestreams vom Geschehen. Einige der Angreifer haben daraus ein lukratives Nebengeschäft gemacht und ihre Bilder auf der rechtsdominierten Plattform DLive angeboten. Einer der Streamer habe mit den Bildern vom Kapitol-Sturm 2.000 Dollar verdient. Er sei mittlerweile festgenommen worden, und man habe seinen Account gelöscht. Was aber nicht heiße, dass nicht andere Rechtsextreme dort weiterstreamen würden.

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4. Social Media tut dem Journalismus einfach nicht gut, alles in allem.
(twitter.com, Jan-Eric Peters)
Der vormalige “Welt”-Chef und jahrzehntelange Springer-Mann Jan-Eric Peters leitet seit Anfang Januar die Geschäfte der “NZZ Deutschland” in Berlin. In einem Thread erklärt er, warum aus seiner Sicht Social Media dem Journalismus nicht gut tue. Sein kurzer Zwischenruf ist auch auf Facebook verfügbar.

5. Starker Journalismus in Zeiten der Krise
(verdi.de, Bärbel Roben & Helma Nehrlich & Karin Wenk)
Beim 34. Journalismustag der Gewerkschaft dju waren diesmal nur wenige Referent:innen im Berliner ver.di-Haus vor Ort. Die Konferenz fand weitgehend digital statt. Wer nicht dabei sein konnte, findet in dem Beitrag einen guten Überblick über die behandelten Themen. Spätestens heute Abend wolle man zusätzlich einen Videomitschnitt der Veranstaltung bei Youtube anbieten.

6. G+J-Betriebsrat fürchtet Imageschaden durch Sparkurs beim “Stern”
(meedia.de, Gregory Lipinski)
Die Sparmaßnahmen beim “Stern” hören nicht auf. Nachdem das Magazin bereits die Politik- und Wirtschaftsredaktion abgeben musste, wolle der Verlag Gruner+Jahr nun auch die Pressedatenbank mit zehn Mitarbeitenden dichtmachen. In einer Stellungnahme des Betriebsrats heißt es: “Der Redaktionsbeirat des Stern hat die Maßnahme in einem Brief an die Chefredaktion aufs Schärfste verurteilt. Auch der Betriebsrat hat die Geschäftsführung eindringlich vor der Umsetzung der Pläne gewarnt. Sie können das Image der Marke Stern beschädigen. Sie erzeugen schon jetzt Negativ-Schlagzeilen über den Stern und Gruner + Jahr. Und sie erzeugen massive Sorgen und Ängste in der Belegschaft – weit über die Stern-Redaktion hinaus.”

Wilder Podcast-Westen, AfD-Beilage, Panoramafreiheit für Drohnen-Bilder

1. Plattformkapitalismus erobert den wilden Podcast-Westen
(deutschlandfunkkultur.de, Philip Banse, Audio: 54:49 Minuten)
Eines der spannendsten Mediengespräche des Jahres und ein absoluter Hörtipp für alle Podcast-Interessierten: Bei Deutschlandfunk Kultur unterhalten sich Dirk von Gehlen (“Süddeutsche Zeitung”) und Sandro Schroeder (Deutschlandradio) mit Philip Banse über den explodierenden Podcast-Markt und die Gefahren der Monopolisierung.

2. Offener Brief: Für eine Beteiligung gemeinnütziger digitaler Publisher und Organisationen
(correctiv.org)
Einen wahren Geldregen von mehr als 200 Millionen Euro will die Bundesregierung über Tageszeitungen, Zeitschriften und Anzeigenblättern ausschütten. Das Forum Gemeinnütziger Journalismus kritisiert den Verteilungsmechanismus, der die kleinen, unabhängigen Journalismus-Projekte außer Acht lasse. Man sei “in großer Sorge, dass diese Förderung zu einer Benachteiligung von gemeinnützigen digitalen Publishern führt, die in den vergangenen Jahren mit erheblichen Risiken neue journalistische Angebote aufgebaut haben. Wir fordern deswegen, dass die Bundesregierung auf eine Förderung ausgewählter Medien verzichtet oder alle neuen digitalen Akteure gleich behandelt.”

3. AfD Sonntagszeitung
(sbamueller.com, Sebastian Müller)
Die zur “Badischen Zeitung” gehörende kostenlose Zeitung “Der Sonntag” enthielt vor zwei Tagen eine Beilage der AfD, die sich die Anmutung einer eigenen Zeitung gab. Sebastian Müller hat sich die Polit-Postille mit dem Titel “Stadt im Blick Freiburg” angeschaut und macht einige Anmerkungen zu den Inhalten.
Weitere Lesehinweise: Bei Facebook kommentiert die Initiative Aufstehen gegen Rassismus in Freiburg: “Die Badische Zeitung hat mit dieser Verteilaktion starke Fahrlässigkeit gehandelt. Keine Krisensituation und keine wirtschaftlichen Faktoren können das verteilen von rechtspopulistischen Fake News als journalistische Einheit rechtfertigen.” Die “Badische Zeitung” hat noch am Sonntag eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie versucht zu erklären, “warum wir diese Werbung nicht abgelehnt haben.” Am Montag folgte eine Distanzierung: “Die Abwägung war im Ergebnis falsch”.

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4. Die großen Probleme des TV-Angebots der Bild-Zeitung
(berliner-zeitung.de, Kai-Hinrich Renner)
Die “Berliner Zeitung” hatte vergangene Woche über aktuelle Entwicklungen im Hause “Bild” berichtet, sieht sich jetzt jedoch zu einem Nachtrag veranlasst: “In einer vorherigen Version schrieben wir, am 17. November habe der Springer-Aufsichtsrat beschlossen, ‘Mittel in Höhe von mindestens 20 Millionen Euro für Bild Live’, würden ‘nicht fließen’. Inzwischen teilte Axel Springer mit, dass am 17. November in einer Vorstandssitzung ‘für das Jahr 2021 für Bild Live ein Investitionsvolumen von ca. 22 Millionen Euro bestätigt worden’ sei. Zudem ist uns im ursprünglichen Text eine Verwechslung unterlaufen: Nicht die Verleihung des Axel-Springer-Awards sahen bei Bild Live im Schnitt 260 Zuschauer. Tatsächlich hatte diese Quote ein Interview mit dem Tesla-Chef im Vorfeld der Preisverleihung.”

5. Ausverkauf
(sueddeutsche.de, Florian Hassel)
Die Verlagsgruppe Passau trennt sich von ihrer polnischen Tochter Polska Press. Das Paket aus 20 Regionalzeitungen, rund 120 Wochentiteln und 500 Internetportalen geht an Polens staatlichen Öl- und Tankstellenkonzern Orlen. “Ein schwarzer Tag für die Pressefreiheit und Medienpluralität”, so die unabhängige Tageszeitung “Gazeta Wyborcza”.

6. LG Frankfurt a.M.: Urheberrechtliche Panoramafreiheit gilt auch für von Drohnen angefertigte Fotos
(dr-bahr.com)
Das Landgericht Frankfurt hat entschieden, dass die urheberrechtliche Panoramafreiheit auch für von Drohnen angefertigte Fotos gilt. Der Entscheidung vorausgegangen ist ein Konflikt zwischen der Konstrukteurin der Lahntalbrücke Limburg und einem Fotografen, der Drohnenbilder verkauft hatte, auf denen das Bauwerk zu sehen ist.

Digitale Gewalt vertreibt Mädchen, Burdas Lügen-Embryo, Insta-Birthday

1. Digitale Gewalt vertreibt Mädchen aus sozialen Medien
(sueddeutsche.de)
Laut einer Umfrage des Kinderhilfswerks Plan International erfährt eine deutliche Mehrheit der Mädchen und jungen Frauen im Internet Formen von digitaler Gewalt. In Deutschland hätten 70 Prozent von ihnen Bedrohungen, Beleidigungen und Diskriminierungen erlebt. Die Folge davon sei oft der Rückzug aus den Sozialen Medien. In einem Offenen Brief bittet das Hilfswerk die Plattformbetreiber um mehr Unterstützung: “Wir Mädchen und junge Frauen in all unserer Diversität müssen uns darauf verlassen können, dass wir uns immer an Sie wenden können, wenn wir digitale Gewalt erleben und dass Sie etwas dagegen tun.”

2. Viel Lob – wenig Geld für Fachjournalisten
(mmm.verdi.de, Bärbel Röben)
Selten wurde Wissenschaftsjournalismus so geschätzt wie in den heutigen Corona-Zeiten. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist, dass im Wissenschaftsjournalismus tätige Menschen oftmals frei und zunehmend prekär arbeiten. Kann womöglich eine Stiftung zur Förderung des Wissenschaftsjournalismus helfen? Bärbel Röben berichtet über die schwierige Lage der Wissenschaftserklärung zwischen Bundesverdienstkreuz und Verarmung.

3. Burda-Verlag ließ falschen Embryo von Diana durchrutschen
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Die Regenbogen-Postille “Freizeit Spaß” aus dem Verlag Burda hatte eine frei erfundene Geschichte des US-Magazins “Globe” über Prinzessin Diana übernommen und als wahr dargestellt: Ein Arzt hätte Diana vor vielen Jahren einen Embryo entnommen, seiner eigenen Frau eingepflanzt und das Kind dann heimlich aufgezogen. Mats Schönauer hat sich daraufhin beim Deutschen Presserat beschwert – der Startpunkt für ein weiteres unwürdiges Schauspiel der “Freizeit Spaß”-Verantwortlichen.

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4. «Ich begann, mich zunehmend zu hinterfragen»
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Der Medienjournalist Rainer Stadler hat seinen Job bei der “NZZ” an den Nagel gehängt. Das ist bemerkenswert, da Stadler mehr als 30 Jahre für die Schweizer Zeitung tätig war und dort die Medienseite verantwortete. Sein Abgang ist nicht ganz freiwillig, wie er im Interview berichtet: “Es ist für Verlage schwierig geworden, Meinungen zu tragen, die der Unternehmensmeinung nicht entsprechen. Es ist kein Zufall, dass bei allen anderen Zeitungen die Stellen der Medienjournalisten schon längst gestrichen worden sind.”

5. Politische PR an der Grenze zur Medienarbeit
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs, Audio: 4:51 Minuten)
Lange Zeit waren Podcasts ein mediales Nischenprodukt, doch mittlerweile hat selbst die Politik das Medium für sich entdeckt. Ob Parteien, Fraktionen oder gar die Bundesregierung, alle wollen ihre Botschaften hinaus in die Welt senden und haben damit erstaunlich oft Erfolg. Viele klassische Medien übernehmen die Inhalte und damit gelegentlich auch unhinterfragt die Agenda der podcastenden Politiker und Politikerinnen. Daniel Bouhs berichtet über ein Medienformat zwischen informierender Aufklärung und politischer PR.

6. 10 Jahre Instagram: Die Welt als Werbefoto
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Instagram feiert am heutigen 6. Oktober seinen zehnten Geburtstag. Matthias Schwarzer zeichnet die Entwicklung des Dienstes nach, von der reinen Fotoplattform bis hin zum audiovisuellen Riesennetzwerk.
Weiterer Lesehinweis: Das sind die erfolgreichsten Instagram-Posts aller Zeiten (rnd.de).

Debattenräume, Klimaheft, Witze über Minderheiten

1. Was denkt Lisa Eckhart?
(taz.de, Anne Fromm)
In einem “Appell für freie Debattenräume” protestieren über 100 Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik mit großem Pathos gegen angebliche Denk- und Sprechverbote. “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm erklärt, worum es dabei geht und worin die Unterschiede zum US-amerikanischen “Letter on Justice and Open Debate” liegen. Fromm zeigt sich insbesondere erstaunt darüber, wie viele Journalisten den Appell unterschrieben haben: “Das sind alles Leute, die sehr wohl sehr viel sagen dürfen. Ständig und überall.”

2. Der STERN gestaltet gemeinsam mit Fridays for Future ein Klimaheft
(stern.de)
Den globalen Klimastreiktag am 25. September begleitend, produziert der “Stern” ein Heft gemeinsam mit den Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Fridays for Future. Die Redaktion erhält dafür viel Lob, aber auch Kritik, zum Beispiel, dass sich guter Journalismus mit nichts gemein mache. “In eigener Sache” schreibt das Magazin über die Beweggründe für die Aktion und erklärt, wie die Zusammenarbeit abläuft.

3. Witze über Minderheiten: Dumm und aus der Zeit gefallen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Vergangene Woche sorgte ein Podcast von Florian Schroeder und Serdar Somuncu für Entrüstung in den Sozialen Medien. Somuncu hatte sich darin auf eine ordinäre und menschenverachtende Weise in einen Rausch von Misogynie, Rassismus und Sexismus geredet (siehe die “6 vor 9” vom 16. September). In ihrer neuen Folge äußern sich die Protagonisten noch einmal zu dem Fall, machen es sich dabei jedoch zu leicht, wie Matthias Schwarzer findet: Die Kabarettisten “gehen offenbar davon aus, dass Somuncus inszenierte Hassrede vom Publikum schlichtweg nicht verstanden wurde, und deshalb den Proteststurm ausgelöst hat. War wohl einfach zu große Kunst, zu feinsinnig für die Masse – und am Ende hat man doch wieder allen den ganz großen Spiegel vorgehalten.”

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4. Liebe Boomer*innen, wieso seid Ihr eigentlich gegen das Gendern?
(meedia.de, Nicolas Wildschutz)
Nicolas Wildschutz spricht in seinem “Meedia”-Gastbeitrag all die Menschen an, die sich hartnäckig einer gendergerechten Sprache widersetzen: “Überlegt Euch einmal wirklich, wieso Ihr gegen das Gendern seid. Habt Ihr Euch genügend mit dem Thema beschäftigt? Wenn ja, überzeugen Euch die Argumente nicht oder reagiert Ihr aus Trotz?”

5. Dorothee Bär verlässt Ludwig-Erhard-Stiftung
(spiegel.de)
Aus Protest gegen eine sexistische Äußerung in einem Magazin des Publizisten Roland Tichy kündigt CSU-Politikerin Dorothee Bär ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung, deren Vorsitzender eben jener Tichy ist. Dem “Handelsblatt” gegenüber sagte Bär (nur mit Abo lesbar): “Grund für diese Entscheidung ist eine Publikation in dem Magazin ‘Tichys Einblick’, die frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli enthält”.
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter kommentiert Linus Neumann: “Roland Tichy ist seit Juni 2014 Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung. UND JETZT ERST treten Leute aus Protest aus.”

6. Titanic-Redaktionskonferenz, Folge 5
(titanic-magazin.de, Moritz Hürtgen & Torsten Gaitzsch, Audio: 57 Minuten)
Satiriker beobachten fortwährend das Zeitgeschehen, dementsprechend hoch ist ihr Medienkonsum. In der aktuellen Folge der “Titanic-Redaktionskonferenz” sprechen Torsten Gaitzsch und Moritz Hürtgen darüber, welche Medien sie verfolgen, was es mit den Austausch-Abos auf sich hat, und warum Journalisten und Journalistinnen anderer Redaktionen ihnen gelegentlich den Kaffee wegtrinken und ihre Toilette benutzen.

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