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“Bild”: Enteignung oder Boykott?, Klima-Framing, Obskurer Appell

1. Warum man die BILD enteignen und zerschlagen muss.
(facebook.com/stephan.anpalagan)
Nachdem die “Bild”-Redaktion private WhatsApp-Nachrichten eines Kindes veröffentlicht hatte, dessen Geschwister gerade getötet wurden (BILDblog berichtete), erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Journalisten und Journalistinnen der unterschiedlichsten Medien distanzierten sich von dieser Form der Berichterstattung und bekundeten ihren Abscheu und Ekel. Stephan Anpalagan hat den Glauben an Appelle und an die Wirksamkeit von Rügen verloren: “Diese ‘Zeitung’ ist kaputt. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sie zur Rechenschaft zu zwingen und sie abzustrafen. Die BILD suhlt sich seit ihrer Gründung in ihrem Allmachtswahn und sieht sich keinerlei Kontrolle und Korrektur gegenüber. Wir können uns all diese konsequenzlosen Grenzüberschreitungen nicht länger bieten lassen. Die BILD ist gefährlich. Die BILD bricht. Mit dieser Gesellschaft. Mit den Menschen, die in diesem Land leben. Deshalb muss sie enteignet und zerschlagen werden.”
Weiterer Lesehinweis: “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm ruft zum gesellschaftsübergreifenden Boykott des Blatts auf: “Jeder sollte dieses Blatt boykottieren: LeserInnen, indem sie kein Geld dafür ausgeben, JournalistInnen, bei Bild oder Springer, indem sie sich einen anderen Job suchen. Unternehmen, indem sie dort keine Anzeigen schalten, und PolitikerInnen, indem sie dem Blatt keine Interviews mehr geben.”
Auch Tanjev Schultz, der an der Mainzer Universität unter anderem Ethik des Journalismus lehrt, ist entsetzt über das Verhalten der “Bild”-Zeitung im Fall Solingen: “Nicht jeder, der sich mit einem Presseausweis bewaffnet, sollte Journalist genannt werden. Die Kinderschüttler sind eine Schande für den Journalismus.” (t-online.de)

2. Balance zwischen Bildern und Inhalt
(mmm.verdi.de, Felix Koltermann)
Beim Zeitungsmachen kommt der Bebilderung und der Gestaltung der Beiträge eine wichtige Rolle zu. Art-Direktorin Jane Dulfaqar spricht im Interview über das Verhältnis von Fotografie, Design und Journalismus sowie über die Gefahren der Stockfotografie: “Bei Zeitungen, die viel mit Stockfotos arbeiten, sieht man, dass ‘möglichst billig’ die Devise ist. Man findet dann zu ähnlichen Themen immer ähnliche oder gar gleiche Bilder. (…) Das schafft Langeweile, Ununterscheidbarkeit in der eigentlichen Diversität unserer Zeitungslandschaft und generiert letztendlich Interessenlosigkeit an gedruckten Produkten.”
Weiterer Lesehinweis: “Wer als Model für Stockfotos posiert, bekommt wenig Geld, aber manchmal unerwartete Aufmerksamkeit”: Für 80 Euro zur weltweiten Witzfigur (spiegel.de, Daniel Ziegener).

3. Besser übers Klima schreiben
(taz.de, Kai Schöneberg & Torsten Schäfer)
Weil das Sein das Bewusstsein bestimme, gebe sich die “taz” als erstes Medienhaus in Deutschland eine klimagerechte Sprache: “Warum schreiben wir eigentlich Erderwärmung und nicht Erderhitzung? Ist die Idee eines sich kuschelig erwärmenden Planeten nicht viel zu beschönigend, wenn man daran denkt, dass sich Wüsten bilden und Menschen und Tiere wegen der Hitze keine Lebensgrundlagen mehr finden? Wer genauer über die Sprache in der Klimaberichterstattung nachdenkt, kann genauer formulieren.”
Weiterer Lesehinweis: “Der ZDF-Wetterexperte Özden Terli versucht im täglichen Wetterbericht, Fakten über die Klimakrise zu vermitteln. Dafür wird er von Zuschauern massiv angefeindet”: So kämpft ZDF-Wettermoderator Özden Terli gegen die Klimaleugner (tagesspiegel.de, Armin Lehmann).

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4. Toleranz für die Intoleranz?
(sueddeutsche.de, Philipp Bovermann & Felix Stephan)
Die Initiatoren des “Appells für freie Debattenräume” sehen sich auf breiter Front einem angeblichen Denk- und Sprechverbot ausgesetzt: “Absagen, löschen, zensieren: seit einigen Jahren macht sich ein Ungeist breit, der das freie Denken und Sprechen in den Würgegriff nimmt und die Grundlage des freien Austauschs von Ideen und Argumenten untergräbt.” Wer steht hinter dem obskuren Appell? Wer hat ihn unterzeichnet? Und worin liegen die Unterschiede zu einem ähnlichen Schreiben aus den USA? Philipp Bovermann und Felix Stephan haben sich auf die Suche nach Antworten begeben.

5. Tobias Schlegl: Vom Moderator zum Notfallsanitäter
(rnd.de, Nora Lysk)
Tobias Schlegl hatte sich über viele Jahre und einige Zwischenstationen vom Viva- zum ZDF-Moderator der Kultursendung “Aspekte” hochgearbeitet. Für viele überraschend, verabschiedete er sich vor vier Jahren vom Medienbusiness und begann eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Im Interview erzählt Schlegl von seinem Umzug aus dem Fernsehstudio in den Rettungswagen.
Weiterer Hörtipp: In seinem Podcast “Fighting Corona” spricht Schlegl mit den Menschen, die tagtäglich für uns im medizinischen Einsatz sind, ob als Ärztin, Rettungssanitäter oder Altenpflegerin.

6. Trumps Lieblingssender: Was hinter dem Phänomen Fox News steckt
(youtube.com, RND, Matthias Schwarzer, Video: 5:38 Minuten)
“Was ist das für eine merkwürdige Beziehung zwischen einem Nachrichtenmedium und dem US-Präsidenten?” Matthias Schwarzer erklärt in unterhaltsamen fünfeinhalb Minuten auf Youtube, was den Erfolg von Fox News ausmacht: Wie kam es zur Gründung? Wie hält es der Sender mit der Wahrhaftigkeit? Und inwieweit kann das Programm überhaupt als Journalismus bezeichnet werden?
Weiterer Lesehinweis: Der USA-Korrespondent der “Süddeutschen”, Jürgen Schmieder, berichtet über die ehrgeizigen Expansionspläne von Fox News Media und den Einstieg des Unternehmens ins weltweite Streaminggeschäft: Ausweitung der Kampfzone.

Teurer Cyber-Hass, Desinformation, Illustre Männerrunde

1. Cyber-Hass wird teuer
(taz.de, Ralf Leonhard)
In Österreich steht ein überparteilicher Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Hass im Internet vor der Verabschiedung. Nach der zukünftigen Gesetzeslage soll es dank Schnellverfahren leichter werden, einschlägige Postings zu löschen. Im Fall von “systematischer Missachtung ihrer Sorgfaltspflicht” würden den Plattformen Strafen von bis zu 10 Millionen Euro drohen.
Weiterer Lesehinweis: Im österreichischen “Standard” beschreibt und bewertet Markus Sulzbacher den Gesetzentwurf: Gesetzespaket gegen Hass im Netz präsentiert: “Vor allem Frauen werden profitieren”.

2. “Wir machen es den russischen Diensten sehr leicht”
(zeit.de, Meike Laaff)
Der Politikwissenschaftler Thomas Rid hat ein Buch geschrieben, das sich mit der Geschichte von Desinformationskampagnen beschäftigt. Im Interview mit “Zeit Online” spricht er über die Einflüsse der Desinformation auf die vergangene US-Wahl und prognostiziert, was wir hinsichtlich der bevorstehenden US-Wahl zu erwarten haben. Sorge mache ihm vor allem der Wahltag: “Wenn es glaubwürdige Anschuldigungen gibt, dass von außen auf die Wahlinfrastruktur zugegriffen wurde, zum Beispiel auf die Wähler-Registierungsdatenbanken, dann besteht das große Risiko, dass der Präsident und seine Unterstützer dieses Argument multiplizieren. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Trump selbst die Wahl in Frage stellt. Der Boden dafür wurde schon bereitet.”
Weiterer Lesehinweis: Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in einem Posting besorgt über die bevorstehenden Herausforderungen in Zusammenhang mit den US-Wahlen geäußert und ein ganzes Paket an Handlungen angekündigt. So werde man kurz vor der Wahl die Parteiwerbung einstellen, Falschinformationen entfernen, manipulative Accounts sperren und, wenn es um die Verkündung der Ergebnisse geht, mit der Nachrichtenagentur Reuters und dem National Election Pool zusammenarbeiten.

3. Die Zukunft der Fachjournalisten nach Corona
(fachjournalist.de, Martin Ortgies)
“Fachjournalisten sollten selbst aktiv agieren, sonst könnten sie auf der Strecke bleiben”, so die Empfehlung von Martin Ortgies. Wie das funktionieren kann? Durch hilfreichen, relevanten und vertrauenswürdigen “Content”. “Hand aufs Herz, liebe Texter-Kolleg/innen. Wie viele unserer Texte sind Unique Content, also einzigartig und unverwechselbar?”

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4. Studie: Populistische Einstellungen in Deutschland nehmen deutlich ab
(sueddeutsche.de)
Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung seien deutlich weniger Wahlberechtigte populistisch eingestellt als noch vor zwei Jahren. Der verbleibende “rechtspopulistische Rand” drohe jedoch, radikaler zu werden.

5. “Süddeutsche Zeitung” verdoppelt Digital-Abos innerhalb eines Jahres
(meedia.de)
Die “Süddeutsche Zeitung” konnte die Zahl der Digital-Abos laut eigenen Angaben innerhalb eines Jahres mehr als verdoppeln: Im August habe man zum ersten Mal 150.000 Digital-Abonnentinnen und -Abonnenten erreicht.
Weiterer Lesehinweis: Im Juli hatte die “Süddeutsche” ein Zehn-Punkte-Papier zur digitalen Transformation veröffentlicht, das “Meedia”-Redakteur Ben Krischke zufolge “erschreckend uninspiriert” wirke und den Konflikt zwischen Print und Online offenbare.

6. Illustre Männerrunde: Comedians üben Kritik am Deutschen Comedypreis
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Der anstehende Deutsche Comedypreis ist (wieder einmal) äußerst männerlastig: In gleich mehreren Kategorien stehen ausschließlich Männer zur Wahl, was von einigen Podcasterinnen, Autorinnen und Entertainerinnen kritisiert wird. Eine Kritik, die der Veranstalter zurückweist: Es gehe nicht darum, quotengerecht, sondern ausgewogen zu nominieren, so die Antwort auf die Vorwürfe.

Höcke-Interview, Abgemahnt, Skrupellose Revolverblätter

1. MDR kündigt Höcke-Interview an
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Sollen öffentlich-rechtliche Sender mit einem AfD-Vertreter sprechen, der für seine extremen Positionen sowie seine rassistische und antidemokratische Agenda bekannt ist? Hat der Grundsatz der Ausgewogenheit seine Grenzen und sollte man deshalb darauf verzichten, derartigen Personen eine Bühne zu geben? Oder müssen wir das in einer Demokratie schlicht aushalten? Das sind ungefähr die Fragen, die sich anlässlich des bevorstehenden Sommerinterviews des MDR mit AfD-Landes- und Fraktionschef Björn Höcke stellen.

2. Radio Bremen verklagt Medienkritiker wegen Urheberrechtsverletzung
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
TV-Kritiker Holger Kreymeier hat sich in einem Videobeitrag einen Film von Radio Bremen vorgeknöpft und wenig später eine Abmahnung des Senders erhalten. Hat sich Kreymeier falsch verhalten und, wie von der Gegenseite behauptet, das Zitatrecht überreizt? Oder will da ein übermächtiger Sender einen Kritiker juristisch in die Knie zwingen? Matthias Schwarzer ist dem Konflikt nachgegangen, der Mitte November vor dem Landgericht Berlin verhandelt wird.

3. Der Duden im Kreuzfeuer identitärer Sprachpolitik. Eine Randbemerkung
(scilogs.spektrum.de, Henning Lobin)
Kaum etwas steht für die deutsche Sprache wie das Nachschlagewerk Duden. Leider wird es von Ultrarechten gerne für deren nationalidentitäre Politikagenda instrumentalisiert. Sprachwissenschaftler Henning Lobin zeigt anhand von drei markanten Beispielen, dass dafür keine Unterstellung zu grob sein kann.

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4. Embedded Berichterstatter
(djv.de, Hendrik Zörner)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union hat bereits von der Akkreditierung zur Corona-Demo, die am Wochenende in Berlin stattfinden soll, abgeraten (siehe gestrige “6 vor 9”). Nun äußert sich auch der Deutsche Journalisten-Verband in einem Kommentar: “Kein Journalist und keine Journalistin muss sich in Deutschland zu einer Demonstration im öffentlichen Raum anmelden. Und ‘Deeskalationsteam’ stinkt geradezu nach ‘Embedded Journalism’. Wir sind aber nicht im Irak, wo Kriegsberichterstattung lebensgefährlich war, sondern in Berlin. Für die Sicherheit von Journalisten ist hierzulande immer noch die Polizei verantwortlich. Wer sich auf diesen Unsinn einlässt, ist selber schuld.”

5. Verleger Ippen übernimmt Buzzfeed Deutschland
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
Nach Monaten der Ungewissheit ist nun klar: Bei “Buzzfeed Deutschland” kann es weitergehen, es wird Teil des Redaktionsnetzwerks Ippen Digital. Das Verlagskonglomerat von Dirk Ippen ist mit Publikationen wie dem “Münchner Merkur”, der “Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen”, der “tz” und der “Frankfurter Rundschau” die fünftgrößte Zeitungsgruppe in der Bundesrepublik. Anmerkung des “6 vor 9”-Kurators: Das Beitragsbild zeigt rechts Karsten Samland (vormals Schmehl), der bereits Mitte vergangenen Jahres “Buzzfeed” verlassen hat und zu TikTok gewechselt ist.
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter feiert Redaktionsleiter Daniel Drepper die Nachricht: “Wir sollen unter gleichen Bedingungen weiter unsere Unterhaltung und unseren Journalismus machen. Alle Mitarbeiter*innen behalten ihre Jobs und Verträge, ohne Einbußen.”

6. Burda-Zeitschrift retuschiert sich Michael Schumacher zurecht
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer berichtet von einem perfiden Geschäftsmodell: In einer Mischung aus Skrupellosigkeit und nahezu krimineller Energie versuchen Blätter wie “Die Aktuelle” (Funke Mediengruppe), “Woche heute” (Bauer Verlag) und “Freizeit Revue” (Burda), mit dem Ex-Rennfahrer Michael Schumacher Geld zu verdienen.

Keine Strache-Wende, Youtube für Neonazis, Lieber nicht akkreditieren

1. Stellungnahme der SZ-Chefredaktion vom 23.08.2020
(facebook.com, Süddeutsche Zeitung)
Gibt es tatsächlich eine Wende im Fall des ehemaligen österreichischen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache, wie manche Medien mit Verweis auf angeblich entlastende Aussagen behaupten? Nein, davon könne nicht die Rede sein, so die “Süddeutsche Zeitung” und der “Spiegel”. Man habe in der Berichterstattung auf die entsprechenden Passagen “konsequent und wiederholt” hingewiesen.
Weiterer Lesehinweis: Für den “Spiegel” erklärt Wolf Wiedmann-Schmidt auf Twitter: “Die angeblich neuen Passagen aus dem #Ibiza-Video sind weder unbekannt, noch hat sie @derspiegel verschwiegen. Im ersten Text zur Affäre vom 17. Mai 2019 haben wir just jene Abschnitte, die nun als neu präsentiert werden, teils wörtlich zitiert.”

2. Ein Youtube für Nazis: Was hinter der Plattform Bitchute steckt
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Viele Radikale verbreiten ihr extremes Gedankengut über den Messengerdienst Telegram – in dem Bewusstsein, dort einigermaßen sicher vor technischen Sanktionen wie Sperrungen und Blockaden zu sein. Als Youtube-Alternative vor allem für rechtsextreme Videos erweist sich derzeit die Plattform Bitchute. Matthias Schwarzer erzählt, was es mit dem “Ausweichkanal für rechtsextremes Gedankengut” auf sich hat.
Weiterer Hörtipp: Analyse der Berichterstattung: Rechtsextreme Netzwerke und die Behörden (deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Marcus Richter, Audio: 12:59 Minuten).

3. “Die Prozesse sind kompliziert”
(taz.de, René Martens)
Turnusgemäß hat Deutschland aktuell die EU-Ratspräsidentschaft inne. Wie wirkt sich das auf die Berichterstattung aus Brüssel aus? René Martens hat mit Anne Gellinek, Leiterin des Brüsseler ZDF-Studios, über Polit-Journalismus aus der und über die EU gesprochen: Worin liegen die Unterschiede zwischen nationaler und europäischer Politikberichterstattung? Warum hat die nachmittägliche Europa-Sendung des ZDF (“heute – in Europa”) manchmal genauso viele Zuschauerinnen und Zuschauer wie das “heute-journal”? Und gibt es bald “Brüssel direkt”?

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4. #b2908 Wir raten Journalist:innen von einer Akkreditierung über hp #Querdenken711 dringend ab.
(twitter.com, Jörg Reichel)
Im Namen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union rät Landesgeschäftsführer Jörg Reichel Medienschaffenden davon ab, sich beim Veranstalter der bevorstehenden “Querdenker”-Demo zu akkreditieren (die Akkreditierung ist mit einer Begleitung durch ein “Deeskalationsteam” verbunden). Reichel dazu: “Wir rechnen an dem Wochenende mit einer zweistelligen Anzahl von Angriffen durch TN der Demonstration auf Journalist:innen – bis hin zu Körperverletzungen. Es liegen z.Z. keine Infos vor, ob und wie die @polizeiberlin die Pressefreiheit an dem Tag schützen will. Die Veranstalter lehnten #b0108 die Zusammenarbeit mit Polizei in Fragen #Pressefreiheit ab.”

5. Der Killer von Konstanz – True Crime | Als ein Vergewaltiger plötzlich zwei Morde gesteht
(swr.de, Viktoria Merkulowa, Holger Schmidt, Thomas Fischer)
Im True-Crime-Podcast des SWR “Sprechen wir über Mord?!” unterhalten sich Moderatorin Viktoria Merkulova, ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt und Bundesrichter a. D. Thomas Fischer über wahre Verbrechen. In der aktuellen Folge geht es um den “Killer von Konstanz”, doch das ist eigentlich sekundär. Interessant sind die Passagen, in denen es um die Zuschreibungen und Bewertungen von Straftaten durch Medien, aber auch durch uns Mediennutzer und -nutzerinnen geht. Hörenswert, weil es interessante Denkimpulse liefert.

6. Wenn Männer meinen, Frauen hätten ihren Witz nicht kapiert
(faz.net, Ursula Scheer)
Mansplaining bezeichnet laut Wikipedia “herablassende Erklärungen eines Mannes, der fälschlicherweise davon ausgeht, er wisse mehr über den Gesprächsgegenstand als die – meist weibliche – Person, mit der er spricht.” Die amerikanische Comedy-Autorin Nicole Tersigni illustriert auf ironische Art typische Fälle – anhand von klassischen Motiven der Kunstgeschichte.

Einzelfall Vergessenwerden, Eva Herman, Corona-Reisejournalismus

1. Google darf wahre Berichte zeigen
(taz.de, Christian Rath)
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat eine wichtige Entscheidung zum sogenannten “Recht auf Vergessenwerden” gefällt, das auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2014 zurückgeht. Demnach können Privatpersonen von Google verlangen, bestimmte Resultate des Suchergebnisses zu ihrer Person entfernen zu lassen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn laut der aktuellen BGH-Entscheidung müssen die Grundrechte der Beteiligten gegeneinander abgewogen werden: “Auf der einen Seite steht das Persönlichkeitsrecht des Antragstellers, auf der anderen Seite die unternehmerische Freiheit von Google, die Pressefreiheit des verlinkten Mediums sowie das Informationsinteresse der Öffentlichkeit.” Damit sei es jedes Mal als Einzelfallentscheidung zu betrachten.

2. Weiß ist nicht gleich objektiv
(projekte.sueddeutsche.de, Theresa Hein & Hadija Haruna-Oelker)
Die “Süddeutsche” lässt in einer neuen Artikelreihe Medienschaffende zu Wort kommen, die darüber schreiben, wie Journalismus diverser werden kann. Den Anfang macht die Politologin und Journalistin Hadija Haruna-Oelker, die sich zur Wirkung von Sprache, Gewohnheitslösungen in Redaktionen und dem Konzept des sogenannten “Allys” (Unterstützer) äußert.

3. Wegen Datenabfrage: Facebook klagt gegen EU-Wettbewerbsaufsicht
(derstandard.at)
Es klingt zunächst ein wenig lustig, wenn sich ausgerechnet die Datensammler von Facebook darüber beschweren, man habe ihnen zu viele Daten abverlangt. Doch es ist tatsächlich so: Der Netzwerkriese gehe gerichtlich gegen die europäische Wettbewerbsaufsicht wegen deren Datenabfrage vor. Die Kommission habe laut Facebook Informationen angefordert, die “über das Nötigste hinausgingen”.

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4. Aus für “Aufwachen”-Podcast
(radioeins.de, Jörg Wagner, Audio: 1:14:10 Stunden)
Im aktuellen radioeins-“Medienmagazin” von Jörg Wagner geht es unter anderem um das Ende des medienkritischen “Aufwachen”-Podcasts. Wagner hat dafür Tilo Jung, einen der beiden Podcast-Macher, sowie den “Aufwachen”-Dauergast Hans Jessen ins Studio eingeladen und sie zu den Gründen befragt (ab Minute 22:52). Die Folge ist natürlich auch im Podcastplayer zu hören – dazu nach “radioeins” und “Medienmagazin” suchen, die Folge herunterladen oder gegebenenfalls den Podcast komplett abonnieren.

5. Keine Reisen, keine Reiseberichte
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 5:11 Minuten)
Der professionelle Reisejournalismus hat es in der Vergangenheit wahrlich nicht leicht gehabt. Die Welt ist zusammengerückt, auf diversen Plattformen gibt es Videos und Berichte aus fernen Ländern in schier endloser Zahl und zur freien Verfügung. Die aktuelle Pandemie stellt die Tourismus-Branche vor große Herausforderungen und sorgt für zusätzliche Schwierigkeiten. Annika Schneider berichtet vom Reisejournalismus unter Corona.

6. Geschäfte mit dem Weltuntergang: Der tiefe Fall der Eva Herman
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Wie konnte es nur dazu kommen, dass eine einst respektierte ARD-Moderatorin wie Eva Herman in die Verschwörungswelt abtauchte und von Kanada aus eine sechsstellige Anzahl von Fans mit Telegram-Statements und Videos versorgt? Matthias Schwarzer zeichnet die vergangenen 17 Jahre in der Karriere der ehemaligen “Tagesschau”-Sprecherin nach.

Social-Media-Fiasko der Bundeswehr, Angreifbare Umfragen, Grande Dame

1. Bundeswehr: Social-Media-Leiter sympathisiert mit Rechtsradikalem
(daserste.ndr.de, Katrin Kampling & Caroline Walter, Video: 3:13 Minuten)
Der Leiter der Social-Media-Abteilung der Bundeswehr ist für deren Bild in den Sozialen Medien verantwortlich. Ausgerechnet dieser Mann habe laut “Panorama” mit einem Anhänger einer rechtsextremen Bewegung sympathisiert, die vom Verfassungsschutzpräsident als “Superspreader von Hass, Radikalisierung und Gewalt” bezeichnet werde. Was die Angelegenheit zusätzlich pikant mache: “Oberstleutnant Marcel B. war auch zuständig für die ‘Social Media Guides’ der Bundeswehr.”

2. EU fordert Mitgliedstaaten auf, journalistische Vielfalt zu schützen
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Eine von der EU in Auftrag gegebene Studie zeichnet ein düsteres Bild des Journalismus in Europa. Pressefreiheit und Pluralismus seien gefährdet, die ökonomische Lage des Nachrichtengeschäfts sei in allen europäischen Mitgliedstaaten schlecht. Lediglich bei der Vermarktung von Online-Nachrichten zeige sich, dass traditionelle Medien dem Digitalisierungsdruck standhalten könnten.

3. Lieber @hr1 @hrinfo richtig nice, ihr wart gestern DIE Sensation in den Verschwörungsgruppen
(twitter.com, Philip Kreißel)
Philip Kreißels Fachgebiet sind digitale Meinungsmanipulation und Hasskampagnen. Auf Twitter zeigt er anhand eines Beispiels, wie einfach es sei, bei Umfragen mehrfach abzustimmen. Es geht dabei um eine Umfrage des Hessischen Rundfunks über die Bereitschaft, sich bei Vorliegen eines Impfstoffes gegen das Coronavirus impfen zu lassen: “Lieber @hr1 @hrinfo richtig nice, ihr wart gestern DIE Sensation in den Verschwörungsgruppen. Die haben alle koordiniert bei eurer Umfrage abgestimmt. Gestern hat dann mein Bot auch mitgemacht. (…) Das war mit Abstand die am einfachsten zu manipulierende Umfrage, die ich jemals manipuliert habe. Man musste einfach nur einen request nach dem anderen da hinschicken.”

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4. “Ich kann nur so objektiv sein, wie es meine Subjektivität zulässt.”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Gisela Friedrichsen wird gerne als die Grande Dame der Gerichtsberichterstattung bezeichnet. Kein Wunder, denn Friedrichsen arbeitet seit fast einem halben Jahrhundert als Journalistin. Mehr als 25 Jahre davon war sie als Gerichtsreporterin für den “Spiegel” tätig. Im Interview mit dem “Fachjournalist” erzählt sie vom Gerichtsjournalismus – von der Faszination und den Herausforderungen, aber auch dem Wandel: “Mittlerweile geht es nur um Effizienz. Wenn man irgendwohin geschickt wird, muss man auch auf Teufel komm raus etwas liefern – selbst wenn nichts passiert ist, was berichtenswert ist. Da werden dann Dinge hochgejazzt, hochgepusht, die keine Relevanz haben und mit der eigentlichen Sache nichts zu tun.”

5. Twitters Umsatz bricht ein
(spiegel.de)
Der Kurznachrichtendienst Twitter berichtet von einer paradoxen Entwicklung: Die Zahl der täglichen Nutzerinnen und Nutzer habe laut Vorstandschef Jack Dorsey um mehr als ein Drittel auf 186 Millionen zugenommen. Damit habe das Unternehmen seine bislang stärkste jährliche Wachstumsrate erreicht. Gleichzeitig habe man im vergangenen Quartal 19 Prozent weniger eingenommen als im Jahr zuvor. Grund dafür seien die coronabedingt eingebrochenen Werbeerlöse.

6. Attila Hildmann: Buchhandlung Hugendubel schickt Bücher an Verlag zurück
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In der Vergangenheit haben bereits zahlreiche Handelspartner die Zusammenarbeit mit Attila Hildmann eingestellt und den Vertrieb seiner Produkte beendet. Nun habe die Buchhandelskette Hugendubel (circa 150 Filialen in Deutschland) angekündigt, Hildmanns Bücher aus dem Sortiment zu nehmen und eventuelle Restbestände an den Verlag zurückzusenden. Die Buchhandelskette Thalia (280 Filialen) wolle Hildmanns Kochbücher jedoch weiter vertreiben.

Scheuers Spielchen, Dubiose Internet-Gurus, Welterklärer

1. Scheuers Spielchen mit den Medien
(tagesschau.de, Martin Kaul & Antonius Kempmann)
Dass Ministerien und Behörden zur Presse manchmal nicht das beste Verhältnis haben, ist bekannt. Ein interessantes Beispiel liefert derzeit das Ministerium von Andreas Scheuer. Interne Mails aus dem Bundesverkehrsministerium würden zeigen, wie man dort versucht habe, kritische Berichterstattung zu erschweren. Einige dem WDR und NDR vorliegende Dokumente würden gar dokumentieren, “wie der Minister Anweisung gab, die Arbeit eines ‘Spiegel’-Journalisten bei der Aufarbeitung der Maut-Affäre zu konterkarieren”.
Weiterer Lesetipp: Daniel Bouhs kommentiert: Scheuers PR-Tricks werden Folgen haben! (ndr.de).

2. Dubiose Internet-Gurus: Wenn 14-Jährige das große Geld versprechen
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den Sozialen Netzwerken tummeln sich unzählige Online-Coaches, die den gutgläubigen Interessentinnen und Interessenten Reichtum, Erfolg und ein sorgloses Leben versprechen. Oft mit allerlei Tricks: Da wird geschwindelt, getäuscht und manipuliert. Da verspricht dann schon einmal ein 14-Jähriger seinen potenziellen Kunden und Kundinnen den lang ersehnten “Ausbruch aus dem Hamsterrad”. Matthias Schwarzer hat sich einige der Online-Gurus und deren fragwürdige Coachingangebote angeschaut.

3. Mehrere dicke Enden auf einmal
(taz.de, Erica Zingher)
Mit dem Popmagazin “Spex” und dem Berliner Stadtmagazin “Zitty” werden gleich zwei jahrzehntelang existierende Projekte eingestellt. Der Grund für das zweifache Aus sollen die coronabedingt fehlenden Werbeeinnahmen gewesen sein, doch ist das die einzige Wahrheit? Erica Zingher wirft einen Blick in die Vergangenheit und geht der Frage nach, ob es schon zuvor Anzeichen für das nahende Ableben beider Magazine gegeben hat.

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4. “Die Hautfarbe war nie ein Hinderungsgrund”
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Der Musiksender Viva ist auch heute noch ein positives Beispiel für Diversität in den Medien. Kathleen Hildebrand hat sich mit dem früheren Viva-Chef Dieter Gorny über das Musikfernsehen von damals unterhalten und ihm die Frage gestellt, warum das deutsche Fernsehen heute so gleichförmig aussehe: “Es hat, was Diversität, aber auch was Innovation angeht, eine jahrzehntelange Minus-Entwicklung gegeben. Es gibt eine Kluft zwischen Fernsehen und Popkultur. Das normale Mainstream-Fernsehen begreift sich eher nicht als Trendscout und produziert für eine Gesellschaftsstruktur, die es so eigentlich immer weniger gibt.”

5. Thomas Fischer erklärt die Welt
(lto.de, Pia Lorenz)
Es gibt bereits einige beliebte Podcasts zu Rechtsfragen, doch der allergrößten Beliebtheit erfreuen sich True-Crime-Formate. Im SWR2-Podcast “Sprechen wir über Mord?!” erklärt der bekannte Kolumnist und Ex-Bundesrichter Thomas Fischer seinen Mit-Podcastenden Viktoria Merkulova und Holger Schmidt seine Sicht auf einen konkreten Fall beziehungsweise darauf, was bei diesem Fall das tatsächliche Problem sei. “Ein echtes Hörvergnügen für alle, die True Crime und Strafrecht lieben”, findet Pia Lorenz in ihrer Rezension.

6. Über eine Million US-Dollar pro Post trotz Corona: Das ist die “Instagram Rich List 2020”
(omr.com, Torben Lux)
OMR hat sich die aktuelle “Instagram Rich List” angeschaut, die wiedergibt, welcher Star am meisten für einen (werblichen) Instagram-Post kassiert. Auch wenn die Liste wegen ihrer vielfach nur geschätzten Zahlen mit Vorsicht zu genießen sei, gebe sie einige aufschlussreiche Hinweise. Angeführt wird die Tabelle vom Schauspieler und ehemaligen Wrestler Dwayne “The Rock” Johnson, der für einen Werbe-Post rund eine Million Dollar aufrufen könne.

Geldsegen für Verlage, Nazi-Tattoo, Upskirting und Unfallfotos

1. Verlage bekommen 200 Millionen Euro Fördergelder
(wuv.de, dpa)
Die Große Koalition will die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in den nächsten Jahren mit maximal 220 Millionen Euro fördern. Das gehe aus einem Entwurf der Fraktionen für den zweiten Nachtragshaushalt 2020 hervor, der dieser Tage beschlossen worden ist. Hintergrund sei die “Förderung der digitalen Transformation des Verlagswesens zur Förderung des Absatzes und der Verbreitung von Abonnementzeitungen, -zeitschriften und Anzeigenblättern”. Die für dieses Jahr ursprünglich geplanten Förderung der Zeitungszustellung mit 40 Millionen Euro solle es stattdessen doch nicht geben.
Weiterer Lesehinweis: ver.di fordert “klare Kriterien und Bedingungen für die Verteilung der am 2. Juli vom Deutschen Bundestag beschlossenen staatlichen Fördergelder für Verlage in Höhe von 220 Millionen Euro. ‘Wer von öffentlichen Geldern profitieren will, der muss auch die Einhaltung tariflicher Standards, gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Vergütung nachweisen’, verlangte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz.” – Geldsegen für Verlage nicht bedingungslos (verdi.de).

2. WDR zeigt Urlauber mit Nazi-Tattoo
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Ein WDR-Team ist nach Mallorca geflogen, um sich anzuschauen, unter welchen Bedingungen deutsche Durchschnitts-Touristinnen und -Touristen dort derzeit urlauben. Natürlich musste auch ein Interview vom Ballermann dabei sein, und an dieser Stelle beginnt das Problem: Ein interviewter deutscher Tourist trug deutlich sichtbar Tätowierungen aus dem rechtsextremen Umfeld – darunter ein Symbol, dessen Verwendung teilweise strafbar sei. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland hat beim WDR nachgefragt, wie es dazu kommen konnte.

3. Helden der Informationsfreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen hat eine Liste der “Heldinnen und Helden der Informationsfreiheit” (PDF, englisch) veröffentlicht. Dort werden Medienschaffende gewürdigt, die sich in der Corona-Krise in besonderem Maß für freie Berichterstattung eingesetzt haben. Die Liste umfasse exemplarisch 30 Journalistinnen, Whistleblower, Medien und Vereinigungen, die mit besonderem Mut und Hartnäckigkeit über die Pandemie berichtet hätten.

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4. Wo Ziesel wetzen und Vögel fischen
(faz.net, Kai Spanke)
“FAZ”-Redakteur Kai Spanke hat in die gestern ausgestrahlte Arte-Naturreportage “Die Moldau – Der goldene Fluss” reingeschaut und war wenig begeistert. Als störend empfand Spanke die geringe Sorgfalt beim Umgang mit dem Material und die offensichtlichen Schummeleien: “Hat wirklich ein Adler den Fisch fallen gelassen oder ein Mitglied des Filmteams? Wie viel Zeit verging zwischen den einzelnen Teilen der Sequenz? Ist sie überhaupt an der Moldau gedreht worden? Gerade mal die Hälfte der Dokumentation haben wir zu diesem Zeitpunkt geschafft, ihre Glaubwürdigkeit ist jedoch schon verloren.”

5. Bundestag stellt Upskirting und Unfallfotos unter Strafe
(spiegel.de)
Der Bundestag hat eine Gesetzesverschärfung verabschiedet, die das sogenannte Upskirting unter Strafe stellt. Darunter versteht man heimliche Fotos unter den Rock oder in den Ausschnitt. Auch das Fotografieren und Filmen von Unfalltoten ist nun verboten – die bisherigen Regeln bezogen sich nur auf lebende Unfallopfer. Zudem habe der Bundestag nach jahrelangen Diskussionen die Werbung fürs Rauchen beziehungsweise für Tabakprodukte weiter eingeschränkt.

6. Offen­sicht­liche Wer­bung muss nicht gekenn­zeichnet werden
(lto.de)
Die Rechtsprechung zur Kennzeichnung von Influencer-Werbung ist an deutschen Gerichten nicht einheitlich. Dies mag daran liegen, dass die Materie neu und die Lage nicht immer eindeutig ist. In einem aktuellen Urteil habe das Oberlandesgericht Hamburg entschieden, dass offen­sicht­liche Wer­bung nicht unbedingt und in jedem Fall gekennzeichnet werden müsse. Anlass war eine Instagrammerin mit 1,7 Millionen Followerinnen und Followern, die verschiedene Anpreise-Posts nicht als Werbung gekennzeichnet hatte und deswegen von einem Wettbewerbsverband abgemahnt worden war.

Polizei-Kolumne der “taz”, Raabs diskriminierende Clips, Kein Porno

1. Jugendliche informieren sich bei Instagram über Corona
(spiegel.de, Anton Rainer)
Deutsche Jugendliche würden laut “Reuters Institute Digital News Report” immer stärker auf Instagram als Nachrichtenquelle zurückgreifen. Anton Rainer hat den Report gelesen und stellt einige interessante Erkenntnisse zu Mediennutzung und Vertrauen vor: “Fast allen Zeitungen, Verlagen, Sendeanstalten und Medienhäusern wurde 2020 eher misstraut als noch vor einem Jahr. Nirgends aber zeigt ist der Zweifel so groß wie bei der ‘Bild’-Zeitung. 58 Prozent der Befragten sagen, sie vertrauten dem Boulevardblatt nicht.”

2. “Kinderpornographie” – kein Porno, sondern Missbrauch
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 1:40 Minuten)
Im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch ist oft auch von “Kinderpornographie” die Rede. Stefan Fries erklärt im Deutschlandfunk, warum er den Begriff für ungeeignet hält: “Unter Pornographie verstehen wir vor allem Videos und Fotos, die Sex zeigen. Die Aufnahmen dazu entstehen normalerweise freiwillig, die Herstellung ist erlaubt und der Kauf auch. Bei ‘Kinderpornographie’ trifft nichts davon zu.”

3. Polizeigewerkschaft erstattet Strafanzeige gegen “taz”
(faz.net)
In einer Kolumne hat eine “taz”-Autorin über die Abschaffung der Polizei sinniert und verschiedene mehr oder weniger launige Gedanken über die alternative Verwendung der dort Beschäftigten ausgebreitet. Am Ende rät sie dazu, die Polizisten und Polizistinnen auf einer Mülldeponie unterzubringen (“Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.”). Daraufhin habe die Deutsche Polizeigewerkschaft Strafanzeige gegen die “taz” erstattet.
Weiterer Lesehinweis: Marc Felix Serrao schreibt in seinem “NZZ”-Kommentar: “Man möchte im Sinne der ‘TAZ’ annehmen, dass es auch Redaktorinnen und Redaktoren gibt, die diesen Text so furchtbar finden wie viele ihrer Leser. Bis auf weiteres ist es ein trüber Tag für alle, die diese Zeitung regelmässig und gerne lesen, sei es aus weltanschaulicher Überzeugung oder um sich an den oft genug geistreichen Gegenpositionen zu reiben.”

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4. Gruner + Jahr meldet für Stern-Redaktion Kurzarbeit an
(meedia.de)
Das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr soll bei der Bundesagentur für Arbeit um Hilfe für den “Stern” angefragt und Kurzarbeit beantragt haben. Diese betreffe die gesamte Redaktion, die Maßnahme soll jedoch monatsweise überprüft und nötigenfalls verlängert werden. Grund seien die massiv weggebrochenen Werbeeinnahmen.

5. Account einer “Hassorganisation” darf gelöscht werden
(urheberrecht.org)
Facebook darf den Account einer Organisation schließen, wenn diese als “Hassorganisation” im Sinne der Gemeinschaftsstandards betrachtet werden kann, so eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Dresden zum “virtuellen Hausrecht”. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Aufnahme in das Netzwerk bestehe auch dann nicht, wenn dieses eine monopolartige Stellung besitze.

6. Diskriminierung im Fernsehen: Reden wir mal über Stefan Raab
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Nachdem Streaminganbieter wie Netflix und HBO mehrere diskriminierende Serien und Filme aus dem Programm genommen haben, sollte sich die deutsche TV-Branche ebenfalls den Sünden der Vergangenheit stellen, fordert Matthias Schwarzer. Er denkt dabei vor allem an das Œuvre von Stefan Raab, der sich in den 2000er-Jahren an homofeindlichen Klischees abgearbeitet habe. Schwarzer schlägt bei derartigem Videomaterial zumindest eine Hinweistafel vor und hat dafür auch einen Formulierungsvorschlag parat: “Hier sehen Sie einen der größten deutschen Entertainer, wie er 4:33 Minuten lang Lesben und Schwule beleidigt. Historischer Kontext: Das hat man im Jahr 2001 hier so gemacht.”

Bauernopfer Drosten, Twittern wie Trump, Herres Frauenbild

1. Medienforscherin über inszenierte Corona-Konflikte: “‘Bild’-Chef Julian Reichelt schlägt um sich”
(rnd.de, Imre Grimm)
Die Medienforscherin Johanna Haberer ist insgesamt recht zufrieden mit der Corona-Berichterstattung deutscher Redaktionen. Sie kritisiert jedoch den Umgang der “Bild”-Medien mit dem Virologen Christian Drosten und vermutet politische Gründe hinter der Kampagne: “Es geht gar nicht um Drosten. Es geht um die Kanzlerin. Es geht darum, eine weitere Amtszeit – um die viele Menschen in der Republik sie im Moment ja vergeblich beknien – auf jeden Fall zu verhindern. Diese Statue, zu der Merkel gerade wieder erwächst, kann ‘Bild’ einfach nicht ertragen. Das Problem der Zeitung ist, dass die Bundesregierung mit der Krise unterm Strich sehr gut umgegangen ist, dass also die Politik nach Beratung durch die Experten vieles richtig gemacht hat. Das passt ‘Bild’ nicht in den Kram. Das ist für die Spektakelpresse unaushaltbar. Drosten ist in diesem Kontext nur ein Bauernopfer.”

2. Rassenunruhen – ein “grundfalscher” Begriff
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 2:25 Minuten)
Im Zusammenhang mit den derzeitigen Demonstrationen in den USA wird von manchen Medien gelegentlich der Begriff “Rassenunruhen” verwendet. Treffender sei es, von “Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus” zu sprechen: “Wer klarmachen will, dass es dabei auch zu Ausschreitungen und Krawallen kommt, kann die konkret benennen – und differenziert so zwischen friedlichen und gewalttätigen Demonstrierenden.”

3. Wie bunt is(s)t Maischberger?
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jakob Buhre hat die “Maischberger”-Gästelisten der vergangenen zwei Jahre untersucht (PDF), um herauszufinden, wie es mit der Zusammensetzung tatsächlich bestellt ist. Der Anteil weißer Gäste belaufe sich auf 95 Prozent – ein Wert, der nicht unsere bunte Gesellschaft abbilde. Da Buhre sich nicht sicher ist, ob er bei der “Maischberger”-Redaktion mit seinen Zahlen durchdringt, versucht er es mit einem anschaulichen Beispiel: “Hallo Frau Maischberger, auf dem Weg zur Arbeit fahre ich täglich an Ihrer Produktionsfirma vorbei. Wissen Sie eigentlich, was für leckere Restaurants es in Ihrer Straße gibt? Nein? Kein Problem, ich habe heute mal nachgeschaut. Also, wir hätten da fünf Mal italienische Küche, vier mal Japanisch, zwei vietnamesische und chinesische Restaurants, einen Koreaner, einen Inder und zwei Mal deutsche Küche. Auch das Angebot an Falafel/Schawarma ist top! Oder wie wäre es mit Südamerika? Da haben Sie die Wahl zwischen Mexikanisch, Argentinisch und Peruanisch! So, und jetzt stellen Sie sich mal ganz kurz vor, in Ihrer Straße gäbe es zu 95 Prozent nur Currywurst und Kartoffeln. Danke!”

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4. Die ARD und ihr Männerproblem
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
ARD-Programmdirektor Volker Herres hat in einem Interview mit “Bild am Sonntag” unter anderem die Meinung vertreten, es gebe kein “weibliches Pendant zu Kai Pflaume”. In der Showunterhaltung treffe man laut Herres nicht viele Frauen an. Er habe jedoch nicht den Eindruck, dies sei das Ergebnis vorsätzlicher Diskriminierung. “Aber ändern würde ich es gern. Falls wir also jemanden übersehen haben, darf man sich gern bei uns melden.” Augenblicklich meldeten sich auf Twitter zahlreiche Menschen zu Wort – mit teilweise langen und fundierten Vorschlagslisten.

5. ZDF gibt Bildungsinhalte nicht nur für Schulen und Wikipedia frei
(heise.de)
Erstmals stellt das ZDF zahlreiche Medien und Animationen unter freier Lizenz online, so dass sie von jeder Person genutzt und weiterverbreitet werden können. Der Sender folgt damit einer gewissen Logik, denn die Beiträge wurden oft mit öffentlichen Geldern beziehungsweise Beiträgen der Allgemeinheit produziert. Da liegt es nahe, sie nach der Erstausstrahlung auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Betroffen sind zunächst 50 Beiträge zu Geschichte und Wissenschaft, die beispielsweise im Schulunterricht verwendet oder von Plattformen wie Wikipedia genutzt werden können. Einzige Voraussetzung sei die korrekte Nennung der Quelle.

6. Wer twittert wie Donald Trump, wird gesperrt
(spiegel.de)
Was passiert, wenn man sich auf Twitter verhält wie der US-Präsident? Ein US-Amerikaner hat das Experiment gewagt, den Text einiger Trump-Tweets übernommen und auf seinem Account gepostet. Es dauerte nicht lange, bis die erste Sperre erfolgte. Der “Spiegel” hat mit dem Twitterer über dessen Versuch und die bisherigen Erkenntnisse gesprochen. Es gebe eine “reale Doppelmoral in Bezug auf akzeptables Verhalten zwischen normalen Nutzern und Anführern der Welt”.

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