Archiv für 6 vor 9

Diskussionskultur, Blick, Facebook

1. “Hart aber fair”
(sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen)
“Es fehlt online wie offline an einer Diskussionskultur, die dem Wettstreit der Ideen gerecht wird, der Politik ausmachen soll”, schreibt Dirk von Gehlen. “Dieses Land muss streiten lernen! Es fehlen Vorbilder, die zeigen, dass man in der Sache hart, aber dennoch nie persönlich ringen kann. Stattdessen werden Kontrahenten in TV-Talkshows einzig nach dem Provokationsprinzip und nicht mit dem Ziel der Verständigung eingeladen. Und außerhalb des Fernsehens gilt: Je spitzer die These, umso größer der Platz auf dem Titel der Magazine.”

2. “Junge, weiße Männer und Silicon Valley”
(boess.welt.de, Gideon Böss)
Gideon Böss kritisiert den Artikel “Tal der weißen Männer” (sueddeutsche.de, Johannes Kuhn): “Interessant wäre es gewesen, hätte der Artikel nachgewiesen, dass bei gleicher Begabung systematisch die weiblichen Bewerber abgelehnt werden und stattdessen ein ‘weißer, junger Mann’ das Rennen machte. Diesen Beweis blieb er schuldig.”

3. “Positionsbestimmung Nahost”
(matthias-schumacher.com)
“Ekelhaft, mit welchen Mitteln ein Meinungskrieg ausgetragen wird, wie rasch man mit Urteilen, Beschimpfungen, Verleumdungen bei der Hand ist, mit welcher Vehemenz man sich vor vernünftigen und vermittelnden Argumenten verschließt”, schreibt Matthias Schumacher zu den Diskussionen im Netz zum Nahostkonflikt: “Hobby-Israelis und Wahl-Palästinenser tragen erbitterte Stellvertreterkriege in Sozialen Netzwerken aus. In rund 3000 Kilometern sicherer Entfernung.”

4. “Der Flop, der keiner war”
(tagesanzeiger.ch, phz)
Die Boulevardzeitung “Blick” fährt eine Kampagne gegen die Sendung “Anno 1914: Leben wie vor 100 Jahren” des Schweizer Fernsehens – dabei ist die Sendung beim Publikum ein Erfolg, ihr Marktanteil liegt bei durchschnittlich 49 Prozent. Siehe dazu auch “‘Wir haben fantastische Zahlen!'” (persoenlich.com, Edith Hollenstein).

5. “I Liked Everything I Saw on Facebook for Two Days. Here’s What It Did to Me”
(wired.com, Mat Honan, englisch)
Während 48 Stunden klickt Mat Honan bei Facebook auf jedes “Gefällt mir”, das er sieht: “The next morning, my friend Helena sent me a message. ‘My fb feed is literally full of articles you like, it’s kind of funny,’ she says. ‘No friend stuff, just Honan likes.’ I replied with a thumbs up.”

6. “ABC News keeping it classy”
(thebestpageintheuniverse.net, Screenshot, englisch)

Schlagzeilen, Martin Lejeune, Burg Sooneck

1. “Dieser Text soll wütend machen”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Lukas Heinser beschäftigt sich mit dem “Heftigstyle”: “Formulierungen wie ‘Dieser Elfmeterschütze möchte besonders angeben. Doch was dann folgt, ist einfach zum Lachen.’ machen mich so unfassbar aggressiv wie sonst nur tropfende Wasserhähne über Edelstahlspülen.”

2. “Wie du mit der ‘Cosmo-Headline-Technik’ großartige Überschriften schreibst”
(affenblog.de, Vladislav Melnik)
Wie Schlagzeilen aus Frauen- und Männerzeitschriften “für jedes Thema” verwendet werden können.

3. “10 Gründe, warum sich der Onlinejournalismus in eine Sackgasse manövriert”
(dominikleitner.com)
Dominik Leitner beleuchtet den “Qualitätsjournalismus” online – “man schreibe über Gerüchte, Soft-News und 10-Sekunden-Echtzeiteinträge nur, weil die Menschen das so wollen. Das kann man natürlich als Qualitätsjournalismus bezeichnen, aber auch wohl nur, weil Qualität ein furchtbar dehnbarer, relativer Begriff ist.”

4. “‘Es gibt keinen sicheren Ort’: Als Journalist in Gaza”
(vocer.org, Jan Ewringmann)
Ein Interview mit Journalist Martin Lejeune, der sich als einziger Korrespondent aus Deutschland während den jüngsten Bombardierungen im Gazastreifen aufgehalten hatte: “Ich wollte, dass auch jemand für deutsche Medien die Beeinträchtigungen der palästinensischen Bevölkerung beschreibt. Ich finde, dass die Beeinträchtigungen der israelischen Bevölkerung hinreichend beschrieben werden — und auch zu Recht beschrieben werden. Auch ich habe in den letzten Jahren schon mehrmals aus Israel berichtet und dort Interviews mit verschiedenen Strömungen geführt.”

5. “Sechs Monate für Geld hier leben: Mittelrhein sucht einen Burgenblogger”
(rhein-zeitung.de)
Gegen eine Aufwandsentschädigung von monatlich 2000 Euro brutto sucht die Burg Sooneck für ein halbes Jahr einen Blogger: “Der Burgenblogger wohnt in Räumen, die rund 800 Jahre Geschichte atmen, aber bei seinem Einzug in einem wohnlichen und modernen Zustand sein werden.”

6. “Es ist nie genug”
(reimon.net)

Quotenhits, Ukraine Today, Floskeln

1. “In eigener Sache”
(faz.net, Patrick Bernau, Rainer Hank und Winand von Petersdorff)
Ein Team der FAS setzt sich unbeschönigend mit der Zeitungskrise auseinander, die auch die “Frankfurter Allgemeine” bedroht: “Wir Journalisten haben das Monopol als Experten für Nachrichten und Kommentare ein für alle Mal verloren. Für die Leser ist die neue, vielfältige Welt großartig. Die Journalisten allerdings sind entmachtet. Ihre Hoffnung bleibt, dass sie doch noch gebraucht werden.”

2. “Das Fernsehen nimmt uns nicht ernst, nur unser Geld”
(blogs.stern.de/programmstoerer, Peer Schader)
“Für ein paar halbwegs sichere Quotenhits” haben NDR und ZDF die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt, stellt Peer Schader zum Skandal um manipulierte Rankingshows fest: “Und die Zuschauer werden sich fragen: Wenn ihr uns schon bei solchen Banalitäten hinters Licht führt – was passiert dann erst, wenn’s mal um was Wichtiges geht?”

3. “Ukraine Today: Schachzug im Propagandakrieg”
(ostpol.de, Simone Brunner)
Mit Geld von Multimilliardär Ihor Kolomojski startet am 24. August ein neuer TV-Sender mit Nachrichten rund um die Uhr: “Ukraine Today”. “Die Mission: Das Ausland über die Vorgänge in der Ukraine zu informieren – im Kampf gegen die russische Propaganda.”

4. “Floskelwolke”
(floskelwolke.de, Udo Stiehl und Sebastian Pertsch)
Die Floskelwolke zeigt zweimal täglich, welche Phrasen von den Medien gerade “besonders intensiv gedroschen werden”.

5. “Medienbranche: Verschlankt den Schwachsinn”
(spiegel.de, Sibylle Berg)
Sibylle Berg fragt, ob es bei den Medienkonsumenten nicht “ein Bedürfnis nach Ruhe geben könnte, nach Verschlankung des Schwachsinns”? “Die Entscheidungen, die in den Fernsehanstalten, in den Medienhäusern, in allen Bereichen, die sich seit 20 Jahren (!) einer großen Wandlung unterziehen, getroffen werden, zielen auf: mehr.”

6. “Welcome To The Modern Headline Builder”
(thedoghousediaries.com, englisch)

Flatrate, Paywall, Migrantenkinder

1. “Anmerkungen eines ehemaligen Zeitungslesers”
(wiesaussieht.de, TeraEuro)
TeraEuro möchte gerne unkompliziert für Journalismus bezahlen und skizziert die Idee einer Flatrate: “Die ersten 100 Artikel sind für jeden frei (finanziert von mir aus über eine Kulturflatrate, freie Mittel nach Abschaffung des BND, der Mineralölsteuer oder bei den öffentlich-rechtlichen Sendern abgezwackt, whatever), weitere Artikel kosten anschließend Geld.”

2. “Ein Duracell-Häschen namens Journalismus”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz hinterfragt die Atemlosigkeit im Journalismus: “Wenn wir wirklich wollen, dass Menschen Journalismus wertschätzen und in deshalb letztendlich auch finanzieren, dann sollten wir aufhören, ihn immer wahlloser zu betreiben. Manchmal erinnern mich Medien zunehmend mehr an einen vollgestopften Briefkasten, aus dem man genervt eine Menge Papier rausholt, um es dann ungelesen wegzuwerfen.”

3. “Sind Promis Opfer der Medien?”
(mainpost.de)
Medienethiker Alexander Filipovic stuft die Barmherzigkeit und Unbarmherzigkeit von Medien ein: “In der Berichterstattung über Tebartz-van Elst oder Wulff konnte man teilweise eine gewisse Unbarmherzigkeit beobachten. Die wurde dort deutlich, wo nicht zwischen Tat und Person unterschieden worden ist. Journalisten haben jedoch die Aufgabe zu differenzieren: Sie müssen Fehler klar benennen, dürfen aber nicht einen Menschen an den Pranger stellen.”

4. “Zigeunerschnitzel und Dönermorde?”
(zeitjung.de, Markus Ehrlich)
Daniel Bax von der “taz” erklärt, warum “nur jeder 50. Journalist” in Deutschland über einen Migrationshintergrund verfügt: “Natürlich sind die unsichtbaren Schwellen für Arbeiter und oder Migrantenkinder in diesem Bereich, wo es sehr stark auf kulturellen Habitus und kulturellen Background ankommt, sehr hoch. Medien sind Exzellenzbetriebe und Arbeitgeber stellen gerne Leute ein, die so ähnlich sind wie sie selbst.”

5. “Zu Hause im Kalten Krieg”
(fr-online.de, Stephan Hebel)
Stephan Hebel antwortet auf den Text “Linke Heuchler” (faz.net, Reinhard Mohr): “Leise stellt sich uns die Frage: Wenn wir schon gewonnen haben, wir linken Mainstream-Spießer, warum lesen wir dann immer noch von Kriegseinsätzen und Klimawandel, von kläglich ertrinkenden Flüchtlingen an unseren europäischen Grenzen?”

6. “Walt Disney hat ja schon 1991 eine Paywall eingeführt”
(twitter.com/uniwave)

Nacktbilder, Krankenakte, Deutschlands Beste

1. “Ein Jahr Leistungsschutzrecht: Außer Spesen bislang nichts gewesen”
(wsj.de, Stephan Dörner)
Eine Bilanz ein Jahr nach Inkrafttreten des Leistungsschutzrechts für Presseverleger: “Für Anwalt Kreutzer haben sich jetzt schon ‘die schlimmsten Befürchtungen’ realisiert ‘oder werden sich absehbar realisieren.’ Springer beurteilt den Fortschritt nach einem Jahr Leistungsschutzrecht dagegen positiv und sieht sich ‘genau im Zeitplan.’ Den Rest werden wohl Gerichte entscheiden.”

2. “Was ist öffentlich? – #selfiegate”
(schulesocialmedia.com, Philippe Wampfler)
Hinsichtlich der Medienberichte über Nacktbilder im Parlamentsgebäude (BILDblog berichtete) plädiert Philippe Wampfler für einen neuen Öffentlichkeitsbegriff: “Die Bundesangestellte wollte in ihrer Freizeit mit ihrem Körper und ihrer Sexualität ‘in public’ sein. Sie wollte, das ihre Bilder und ihre Videos gesehen werden, sie veröffentlichte sie für ein (großes) Publikum. Aber sie wollte keine öffentliche Figur sein und die Kontrolle darüber behalten, ob diese Bilder mit ihrem Arbeitsplatz in Verbindung gebracht werden.” Siehe dazu auch “Auch Bundeshaus-Sekretärinnen haben ein Recht auf Pornos und Privatsphäre” (watson.ch, Sven Zaugg).

3. “Tragische Entwicklung im Fall ‘Schumacher'”
(nzz.ch, Marcel Gyr)
Ein Kadermitglied der Schweizer Rettungsflugwacht wird am Mittwochmorgen im Polizeigefängnis Zürich tot aufgefunden: “Der Rega-Mitarbeiter wird von den Untersuchungsbehörden verdächtigt, die Krankenakte des Ende letzten Jahres beim Skifahren in Méribel schwerverletzten Michael Schumacher gestohlen und für 60 000 Franken verschiedenen ausländischen Medien zwecks Veröffentlichung angeboten zu haben.”

4. “‘Deutschlands Beste!’ – ein Abschlussbericht”
(ndr.de, Boris Rosenkranz)
Weshalb hat das ZDF die Umfrage zur Sendung “Deutschlands Beste!” manipuliert? “Anfangs erklärte das ZDF, die Redaktion habe den Gästen der Shows ‘schmeicheln’ wollen. Im Abschlussbericht des ZDF-Programmdirektors steht nun, warum sie das angeblich wollte: ‘Durch eine möglichst gute Platzierung unter den Top 50 sollte die Wahrscheinlichkeit der Zusage der angefragten Gäste erhöht werden.'”

5. “Wo verkaufen sich Süddeutsche und FAZ am besten, wo am schlechtesten?”
(meedia.de, Jens Schröder)
Jens Schröder wertet die Verkaufszahlen der “Süddeutschen Zeitung” und der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” aus: “Die Süddeutsche Zeitung ist in München, Passau und zehn bayerischen Landkreisen erfolgreicher als die Bild, die FAZ einzig im Hochtaunuskreis.”

6. “‘Recht auf Vergessen’: Wikipedia zeigt gesperrte Links”
(heise.de, Torsten Kleinz)

Filterblasen, Allan Nairn, Tatort

1. “Statistik: Wo verkauft sich Bild am besten – wo am schlechtesten?”
(meedia.de, Jens Schröder)
Am besten verkauft sich “Bild” nach einer “Meedia”-Auswertung in den Städten Halle, Frankfurt und Neumünster sowie in den Landkreisen Stormarn, Leipzig und Pinneberg. Am schlechtesten in den Städten Berlin, Bonn und Köln sowie in den Landkreisen Märkisch-Oderland, Tübingen und Oberhavel.

2. “‘Dieses Recht ist völlig verrückt'”
(nzz.ch, Stefan Betschon)
Bezüglich des durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) geschaffenen Rechts auf Vergessenwerden hat Google bisher “mehr als 91 000 Anträge auf die Entfernung von insgesamt 328 000 Verweisen auf Web-Seiten (URL) erhalten. Am meisten Anträge kamen aus Frankreich (17,500 Anträge mit 58,000 URL), Deutschland (16,500, 57,000 URLs) und Grossbritannien (12,000, 44,000). Mit Bezug auf die URL wurden mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Löschanträge ausgeführt, die entsprechenden Suchanfragen führen nun bei Google ins Leere.” Siehe dazu auch “Wikipedia link to be hidden in Google under ‘right to be forgotten’ law” (theguardian.com, Juliette Garside, englisch).

3. “Israel, Gaza, Krieg & Daten – Die Kunst, Propaganda zu personalisieren”
(de.globalvoicesonline.org, Gilad Lotan)
Eine Übersetzung des Texts “Israel, Gaza, War & Data” (medium.com, englisch), in dem Gilad Lotan über Propaganda und Filterblasen schreibt.

4. “Spy Agency Stole Scoop From Media Outlet And Handed It To The AP”
(huffingtonpost.com, Ryan Grim, englisch)
Die Exklusivität der Story “Barack Obama’s Secret Terrorist-Tracking System, by the Numbers” (firstlook.org/theintercept) wird von der US-Regierung hintertrieben. “The government’s decision to spoil a story on the topic of national security is especially unusual, given that it has a significant interest in earning the trust of national security reporters so that it can make its case that certain information should remain private.”

5. “Dürfen wir vorstellen: der Journalist, der Kriegsverbrecher vernichtet”
(vice.com, Max Metzger, englisch)
Max Metzger spricht mit Investigativjournalist Allan Nairn: “Oftmals besteht die Ironie darin, dass die Leute, die Nairn anprangert, ihn nicht töten oder foltern können, denn er ist US-Staatsbürger—das würde die amerikanische Förderung und Unterstützung gefährden.”

6. “‘Eine Leiche ist ausreichend'”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Susanne Schneider und Alexandros Stefanidis)
Ein Interview mit fünf “Tatort”-Kommissaren. Klaus J. Behrendt: “Wenn wir die Polizeiarbeit eins zu eins abbilden müssten, würden wir von den 90 Filmminuten etwa 70 oder 80 im Büro verbringen, in den Computer glotzen oder Akten lesen.”

Karl Dall, Native Advertising, Gutmenschen

1. “Mitten im Propaganda-Krieg – ohne es zu wissen”
(heute.de, Video, 3:33 Minuten)
Manipulierte Videos und verfälschte Meldungen im Propagandakrieg: “Wenn die Story gut ist und Emotionen schürt, trägt sie weit.”

2. “Vermitteln deutsche Medien ein extrem einseitiges, negatives Israel-Bild?”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier zweifelt daran, dass “kein anderes Land der Welt” in deutschen Medien so oft und scharf kritisiert werde wie Israel – so hatte es Stern.de mit Bezug auf eine noch nicht veröffentliche Studie dargestellt.

3. “Ermittlungen gegen Karl Dall beendet”
(handelsblatt.com/AFP)
Erhebt die Staatsanwaltschaft Zürich Anklage gegen Karl Dall, wie “Bild” berichtet? “Die entsprechende Meldung der „Bild“-Zeitung vom Montag sei ‘nicht korrekt’, sagte die Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich, Corinne Bouvard, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Es sei noch keine formelle Entscheidung gefallen.”

4. “Männer gestehen sich ihre sanfte Seite nicht ein”
(planet-interview.de, Jakob Buhre und Lovis-Marie Trummer)
Matthias Reim spricht über die Herzkatheter-Untersuchung, aus der “Bild” eine “heimliche Herz-OP” (“sechsstündiger Eingriff am Herzen”) machte (BILDblog berichtete).

5. “Politische Korrektheit: Wider den Aufstand der Gutmenschen”
(novo-argumente.com, Günter Ropohl)
Ein “Diktat eines kleinbürgerlichen Moralismus” durch politisch korrekte Sprache fürchtet Technikphilosoph Günter Ropohl in einem Beitrag zur Debatte über sogenannte Gutmenschen: “Natürlich möchten wir alle, dass die Welt gut wäre. Wo sie es nicht ist, müssen alle mit persönlichen und politischen Anstrengungen daran arbeiten, sie besser zu machen. Aber es hilft nicht, sie bloß gut zu reden. In der eskapistischen Version ist solche Moralrhetorik bestenfalls Gesinnungspflege zur Beruhigung des eigenen Gewissens, in der kategorischen Form kann sie schlimmstenfalls in Tugendterror ausarten. Daher rühren die Vorbehalte gegen die Gutmenschen, nicht daher, dass sie linke Ideen von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verträten. Gutmenschen sind nicht ‘links’, sie sind Moralisten.” Siehe dazu auch “Linke Heuchler” (faz.net, Reinhard Mohr).

6. “Last Week Tonight with John Oliver: Native Advertising (HBO)”
(youtube.com, Video, 11:22 Minuten, englisch)

Verfassungsschutz, Israelkritik, NDR

1. “Geschreddert, vergessen, geschlossen”
(journalist.de, Michael Kraske)
Im Bundesamt für Verfassungsschutz wurden “zwischen dem 4. November 2011 und dem 4. Juli 2012 insgesamt 310 Akten über Rechtsextremisten geschreddert, bevor ein genereller Vernichtungsstopp erging”. Michael Kraske geht der Frage nach, warum die Vertuschungsaktionen des Verfassungsschutzes rund um die NSU in den Medien mehrheitlich versandet sind: “Tageszeitungen haben immer wieder Beteuerungen von Verfassungsschützern verbreitet: kein NSU-Bezug bei vernichteten Akten, fast alles rekonstruierbar. Dass es dann doch relevante Bezüge gab und etliche Akten nicht rekonstruierbar waren, ging unter. Da Medien meistens anlassbezogen berichten, fällt es häufig schwer, Prozesse abzubilden und Fehler zu korrigieren.”

2. “Ein Leben für diese Bilder”
(zeit.de, Bastian Berbner)
Bastian Berbner schreibt über den Tod von Molhem Barakat, der auch dann noch als Kriegsfotograf in Syrien arbeitete, als die ausländischen Reporter längst das Land verlassen hatten: “Niemand wird zu diesem Job gezwungen. Aber in einem Land, in dem es kaum noch einheimische Arbeitgeber gibt, herrschen dennoch Zwänge. Molhem kann das Geld gut gebrauchen. Sein Vater ist arbeitslos, sein Bruder kämpft für die Rebellen. Der Teenager ernährt jetzt seine ganze Familie.”

3. “Die Mär von der verbotenen Israelkritik”
(stern.de, Mareike Enghusen)
Mareike Enghusen stellt vorläufige Ergebnisse einer Studie über die deutsche Berichterstattung zur Nahostpolitik vor: “Kein anderes Land der Welt wird in deutschen Medien so oft und scharf kritisiert wie Israel.”

4. “Pförtner des NDR beweist größere News Kompetenz als Tagesschau Redaktion”
(martin-lejeune.tumblr.com)
Journalist Martin Leujeune, der derzeit bei einer Familie im Gazastreifen wohnt, beklagt, dass er vom NDR ignoriert wird: “Der einzige, der sich im NDR für meine Schilderung und Erlebnisse interessierte, war der Pförtner, bei dem ich landete als ich um ein Uhr Nachts die Nummer der Zentrale wählte.”

5. “Ukraine-Reporter: ‘Wir sind Detektive'”
(ostpol.de, Sonja Volkmann-Schluck und Stefan Günther)
Fünf Korrespondenten schätzen die russischen und ukrainischen Medien ein und erzählen, wie sie arbeiten.

6. “Tote im SPIEGEL-BILD”
(lto.de, Markus Kompa)
Die rechtliche Seite der Fotos der mit dem Flug MH017 zu Tode gekommenen Menschen, die der “Spiegel” auf seiner Titelseite rund um die Schlagzeile “Stoppt Putin jetzt!” veröffentlicht hatte.

Syrien, WhatsApp, Münchner Neueste Nachrichten

1. “Eine Bankrotterklärung für den Journalismus – Christoph Reuter zu Berichterstattung zu Syrien”
(alsharq.de, Ansar Jasim)
Teil 1 eines Interviews mit “Spiegel”-Korrespondent Christoph Reuter: “Es kommt häufig zu Übertreibungen: Es heißt, es seien 60 Leute umgekommen, aber tatsächlich waren es fünf. Ich kann die Leute irgendwie verstehen. Das Regime macht das die ganze Zeit so und viele glauben das. Wir sagen dann immer, macht das nicht, weil die Wirklichkeit grauenvoll genug ist. Ihr müsst nichts übertreiben. Damit riskiert ihr die Glaubwürdigkeit.”

2. “‘Ventil der Gefühle'”
(freitag.de, Sebastian Dörfler)
Detlev Claussen im Interview über Antisemitismus: “Mich macht misstrauisch, dass sich so viele Leute über Israel unheimlich aufregen, aber über Syrien kein Wort verlieren. Wir haben dort seit zwei Jahren solche Gräueltaten erlebt, aber Sie kriegen keine Demonstration mit mehr als 100 Leuten zusammen. Bei Israel ist das sofort anders.”

3. “Spektakuläre Falschmeldung erregt Deutschland”
(sueddeutsche.de, Barbara Galaktionow)
Die “Süddeutsche Zeitung” blickt zurück, wie ihre Vorgängerzeitung “Münchner Neueste Nachrichten” über den Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 berichtet hat.

4. “Kriegsrhetorik: Offensive im Anti-Terror-Einsatz oder Angriff auf den Gegner?”
(udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl nimmt in der Kriegsberichterstattung verwendete Begriffe wie Offensive, Anti-Terror-Operation oder Terrorgruppe unter die Lupe.

5. “Wie Whatsapp zum neuen Nachrichtenmedium wurde”
(konradweber.ch)
Wo finden sich Aufnahmen zu den aktuellen Unwettern in der Schweiz? Bei WhatsApp: “Beispiele zeigen, dass Bilder und Videos des Unwetters in den letzten Tagen als erstes in Gruppenchats unter Freunden geteilt wurden: Man datiert sich gegenseitig über Schäden, Wissenswertes und Betroffene in der Heimatregion auf. Ob den geteilten Inhalten der Weg in die Öffentlichkeit schliesslich gelingt, liegt einzig daran, ob in den Gruppenchats auch Personen mit einem ‘breiteren Mitteilungsbedürfnis’ vorhanden sind.”

6. “Wer ist eigentlich dieser Taliban, der sich in Deeskalation übt?”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Roberto De Lapuente schreibt zur Debatte um einen Text von Nicolaus Fest zum Islam (BILDblog berichtete): “Mensch, Nikolaus Fest, dich hammse richtig verarscht. Hast nur das seit Jahren aktive Programm in einige Zeilen gegossen und bist nun der Depp.”

Josef Joffe, Antisemiten, Gaza

1. “Zeitungen oder Quelle – Dinos sterben langsam”
(rolandtichy.de)
Roland Tichy, noch Chefredakteur der “Wirtschaftswoche”, versucht im Urlaub deutschsprachige Zeitungen digital zu erwerben.

2. “Einstweilige Verfügung gegen “Die Anstalt”: Zeit-Journalisten wehren sich gegen ZDF-Satire”
(meedia.de, Julia Wadhawan)
Im Streit um eine ZDF-Satire melden sich “Zeit”-Journalisten zu Wort. Josef Joffe: “Betonen möchte ich: Um Satire oder Meinungsfreiheit ging es in dem Antrag auf einstweilige Verfügung nicht. Satire darf vieles, solange sie weder Fakten, noch Persönlichkeitsrechte verletzt. Meinungsfreiheit darf alles, was das Grundgesetz erlaubt. Das muss so bleiben; daran dürfen Journalisten als letzte rütteln.”

3. “Why the Sun’s ‘boy with the devil mark’ front page should make you uneasy”
(newstatesman.com, englisch)
Die “Sun”-Schlagzeile “Boy, 4, has mark of devil”.

4. “Glauben Sie das?”
(sueddeutsche.de, Johannes Boie und Tim Neshitov)
Der Propagandakrieg wird komplizierter, es gibt nicht nur Fälschungen, sondern auch Fälschungen von Fälschungen: “Und je länger ein Krieg andauert, desto mehr steigt bei Aktivisten die Bereitschaft, jeder Desinformation zu glauben, die das eigene Feindbild bestätigt.”

5. “Auch Linke können Juden hassen”
(tagesanzeiger.ch, Thomas Meyer)
Ist Antisemitismus eine Angelegenheit “rechtsextremer Kreise”? Thomas Meyer widerspricht: “Der linke Antisemit ist sich nicht bewusst, dass er ein Antisemit ist. Er hält sich für einen guten, vernünftigen, fairen und einfühlsamen Menschen. Er vergleicht morgens in der Zeitung die Opferzahlen und glaubt dann, den Nahostkonflikt in dessen Komplexität erfasst zu haben und ein moralisches Urteil darüber fällen zu können.”

6. “Eine ganz normale Nacht in Gaza Stadt”
(martin-lejeune.tumblr.com)
Martin Lejeune berichtet aus Gaza: “Während ich diese Zeilen schreibe, um mich zu beruhigen, bin ich nicht im al-Deira Beach Hotel am Strand von Gaza, in dem die ausländischen Korrespondenten Schutz suchen. Ich bin im Wohnhaus einer muslimischen Familie im Zentrum von Gaza Stadt. Ich höre, wie in den Nachbarwohnungen unseres Hauses kleine Babys ohne Unterbrechung schreien, verängstigte Kinder in den Armen ihrer Mütter weinen, die Erwachsenen fluchen.” Siehe dazu auch diesen, aktuellen Beitrag.

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