Suchergebnisse für ‘Sport’

Öliger Sportreporter-Sexismus, Tichys Keinblick, CSU-Hashtag

1. Spiel, Satz, Sexismus
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio, 5:22 Minuten)
Einen Tag nach ihrem spektakulären Wimbledon-Sieg wurde Angelique Kerber im ZDF interviewt. Dabei stellte ZDF-Reporter Martin Wolff Fragen, die er männlichen Sportlern höchstwahrscheinlich nicht gestellt hätte: Es ging um Kerbers angebliches Flirtverhalten, wie viel sie getrunken habe, ob die “Verehrer in Scharen immer mal wieder ankamen” und mit wem sie lieber tanzen würde “so ganz privat” (“Djokovic ist vielleicht ein bisschen smoother als Anderson?”). Mirjam Kind hat den ZDF-Reporter Wolff auf die Angemessenheit dieser Fragen angesprochen, und dieser hat erschreckend aggressiv reagiert. Dies überträgt sich am besten, wenn man sich den fünf Minuten-Beitrag anhört (auf den integrierten “Hören”-Button rechts unten im Beitragsbild klicken). Die Antworten des Sportreporters sind ein Paradebeispiel für Uneinsichtigkeit und Unfähigkeit zur Selbstkritik. Aber auch dafür, wie öliger Altherren-Sexismus oft mit Aggressivität und offener Feindseligkeit einhergeht, wenn etwas als Ablehnung empfunden wird.

2. „Tichys Einblick“ erfindet Ermittlungen gegen Seenotretter
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Nun auch für Nicht-Abonnenten frei lesbar: Stefan Niggemeiers Text über journalistische Bastelarbeiten: “Bleiben wir noch einen Moment bei Roland Tichys lustigem Online-Magazin “Tichys Einblick” und lernen heute, wie einfach es ist, sich eine sensationelle Exklusiv-Meldung zu basteln. Alles, was wir dafür brauchen, ist ein handelsübliches E-Mail-Konto, eine unkooperative Pressestelle, etwas Spucke und die Bereitschaft, sich zum Horst zu machen.”

3. „Wenn ich nicht an die Zukunft des Journalismus glauben würde, wäre ich ein Blender“
(journalist-magazin.de, Moritz Kircher)
Das Medienmagazin “journalist” hat sich mit dem US-amerikanischen Journalismusprofessor und Digital-Vordenker Jeff Jarvis zum Interview getroffen. Es geht um die Aufgaben und Chancen des Journalismus im 21. Jahrhundert. Und um die Frage, warum Katzen-Content, belanglose Promi-News und Donald Trump denselben Ursprung haben.

4. CSU-Solidaritätskampagne #IchbinCSU geht auf Twitter nach hinten los
(br.de, Lorenz Storch & Jenny Stern)
Die CSU hat auf Twitter unter dem Hashtag #IchbinCSU eine Solidaritätskampagne gestartet, die jedoch nur mäßig erfolgreich ist: Es hagelte satirische Repliken und sarkastische Pseudo-Bekenntnisse. CSU-Sprecher Jürgen Fischer spricht von einem “phantastischen Erfolg” der Aktion. Auf seiner privaten Facebook-Seite finde er fast nur noch den Hashtag #IchbinCSU. Dies steht jedoch den Ergebnissen einer Analysesoftware entgegen, die auf Facebook gerade mal 44 Beiträge gefunden hat.

5. Warum wir bei LTO keine Kom­men­tare mehr zulassen
(lto.de, Pia Lorenz & Christian Dülpers)
Ein trauriger Tag für “Legal Tribune Online”: Das Onlinemagazin zu rechtlichen Themen hat die Kommentarfunktion bis auf weiteres abgeschaltet. “Selbst bei eigentlich unverdächtigen Themen beherrschten Hass und Hetze die Kommentarspalten zu unseren Artikeln. Das schadet unseren Lesern: Viele fühlten sich auf unserer Seite nicht mehr wohl. Das schadet unseren Autoren: Sie möchten nicht den Kontext für eine solche Auseinandersetzung liefern. Und das schadet unserem guten Ruf, aber auch unserer guten Laune. Wir wollen dem Hass keine Plattform bieten.”

6. Unangenehme Fragen gestrichen: Vorwürfe der Einflussnahme nach MDR-Sommerinterview mit Ministerpräsident Ramelow
(meedia.de, Marvin Schade)
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat Bodo Ramelow, Ministerpräsident in Thüringen, zum Sommerinterview getroffen, doch schon zu Beginn des Gesprächs drohte der Abbruch. Marvin Schade erklärt auf “Meedia”, wie es zu dem Konflikt zwischen Interviewerin und Interviewtem kam und warum sich der MDR nun dem Vorwurf der politischen Einflussnahme ausgesetzt sieht.

Wenn Bild.de über Sport berichtet

… und dabei Frauen involviert sind (also beim Sport, nicht beim Berichten), sieht das so aus:

Screenshot Bild.de - Sexy Marie Lang - Mit neuen Brüsten Titel verteidigt

Was könnte für die “Bild”-Medien schon bemerkenswerter sein bei einer erfolgreichen Profi-Kickboxerin als ihre “neuen Brüste” und das Urteil “sexy”? Mal ganz davon abgesehen, dass Marie Lang mit ihrem kompletten Körper den Titel verteidigt hat, und nicht nur mit ihren Brüsten.

Im Text wird es dann noch ein bisschen schlimmer, weil der Autor dort ja nicht mehr nur über eine Frau absabbern schreiben kann, sondern über zwei — Marie Lang hatte schließlich auch eine Gegnerin:

Auch Marie Lang (31, -60 Kilo) bleibt Weltmeisterin — mit neuen Brüsten. Die Münchnerin ließ sich nämlich kürzlich die Brüste vergrößern. Erstmals stand sie danach wieder im Ring und alles lief perfekt ab. Außerdem sind Schläge auf die Brust verboten. Die hübsche Modedesignerin gewann den Kampf gegen die Slowakin Lucia Krajcovic (kam im Tanga zum Wiegen) klar nach Punkten. Die Leistung von Lang ist um so höher zu bewerten, weil sie sich mit einer kleinen Erkältung in den letzten Tagen herumschleppte und außerdem noch Gewicht machen musste.

Neben dem Duell zwischen Lang und Krajcovic gab es gestern Abend noch weitere Kämpfe im Münchner Postpalast. Auch die kommen im Artikel vor. Zum Beispiel das Aufeinandertreffen von Sebastian Preuss und Robin Wildhaber:

Preuss lieferte sich im 90 Kilo-Limit mit dem Schweizer Robin Wildhaber eine packende Ringschlacht und siegte am Ende nach Aufgabe seines Gegners. Jungunternehmer Preuss (Malermeister) hielt seinen Gegner mit harten, geraden Schlägen auf Distanz. In der letzten Runde erwischte Preuss den Eidgenossen mit harten Knieschlägen auf den Bauch, was zur Aufgabe führte.

Merkwürdigerweise schriebt der Autor hier gar nichts über die heißen Sixpacks der männlichen Kämpfer oder deren Knackärsche. Stattdessen konzentriert er sich auf: die sportlichen Leistungen.

Mehr zum Thema:

Mit Dank an Stefan N. für den Hinweis!

Steingart-Abgang, Facebook-Hadern, Die Lebenslüge des Sports

1. Neue Wege im Journalismus
(carta.info, Frederik Fischer)
Für die meisten Menschen besteht die Medienwelt aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk einerseits und den etablierten Verlagen andererseits. Doch es wächst eine dritte Säule von unabhängigen Plattformen, die keinen großen Verlag im Rücken haben und unabhängig von Werbegeldern sind. Frederik Fischer stellt einige der interessanten Indie-Startups des Journalismus vor.

2. “Handelsblatt” – Gabor Steingarts Abgang wirft Fragen auf
(abendblatt.de, Kai-Hinrich Renner)
Ende letzter Woche wurde bekannt, dass sich der Verleger Dieter von Holtzbrinck vom bisherigen “Handelsblatt”-Herausgeber Gabor Steingart trennen würde. Kai-Hinrich Renner spekuliert über die Gründe der Trennung. Der unter Steingarts Ägide erworbene Mediendienst „Meedia“ habe nicht die wirtschaftlichen Erwartungen erfüllt, die Personalpolitik bei der „Wirtschaftswoche“ sei umstritten, „Global Edition“ erweise sich als Fass ohne Boden und Steingart hätte sich mitsamt seiner Redaktion aufwändige Reisen und einen supermodernen Neubau geleistet. Sein umstrittenes „Morning Briefing“ mit einer martialischen Passage über Schulz und Gabriel ist anscheinend nur ein Nebenkonflikt. Renner ergänzt auf Twitter: „Erst nach Redaktionsschluss erfuhr ich, dass Dieter von Holtzbrinck auf einer Betriebsversammlung gesagt haben soll, das entscheidende Gespräch in dieser Causa hätte er mit Steingart Montagnachmittag geführt — also bevor dieser seinen umstrittenen Text über Schulz schrieb.“

3. So werden öffentliche Sender in den USA finanziert
(nzz.ch, Marc Neumann)
Marc Neumann erklärt, wie sich die öffentlichen Sender in den USA finanzieren, nämlich zu einem guten Teil über freiwillige Beiträge des Publikums. Die Stationen würden regelmäßig zu Spenden aufrufen, was lästig sei, aber funktioniere.

4. „Das kann ja wohl nicht wahr sein“
(taz.de, Jürn Kruse)
Die Journalisten Hajo Seppelt und Markus Harm berichten seit Jahren über Doping und Korruption im Sport, der eine bei der ARD (Seppelt) und der andere beim ZDF (Harm). Seppelt fragt sich, warum wir der Illusion eines „guten, echten“ Sports anhängen würden, und liefert gleich die Antwort: „Weil Leute wie Thomas Bach uns auf Eröffnungsfeiern von Olympischen Spielen suggerieren, dass es so sei. Aber das ist die Lebenslüge des Sports.“ Und Harm stimmt zu: „Gerade das IOC betont mit seiner eigenen Hymne und der eigenen Charta ja immer wieder, wie sehr es für Ethik und Moral stünde. Aber die sind eben nicht besser. Und genau das kritisieren wir.“

5. Weniger Facebook, mehr Blog
(arminwolf.at)
Der österreichische Journalist und Fernsehmoderator Armin Wolf ist das, was man einen „Influencer“ nennen kann. Knapp 300.000 Menschen haben auf Facebook seine Postings abonniert. Doch Facebooks neue Algorithmen senken seine Reichweite und so will sich Wolf zukünftig mehr auf seinen Blog konzentrieren.
Weitere Lesetipps: Die Drosselung von Medien-Reichweiten hat verschiedenste Auswirkungen. Hier zwei weitere davon: “Brasiliens bedeutendste Zeitung postet nicht mehr auf Facebook” (“FAZ”). Und das Debattenportal “Die Kolumnisten” hat bei Facebook ein “Manifest für einen Neustart der #Blogosphäre” veröffentlicht.

6. Muss man einschreiten, wenn Frauen “Topmodel” schauen?
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff fragt sich in seiner aktuellen Kolumne, wie es zu erklären sei, dass sich auch emanzipierte Frauen plötzlich versammeln, um gemeinsam “Germany’s Next Topmodel” und “Der Bachelor” zu schauen: „Es geht letztlich bei solchen Sendungen darum, dass Macht ausgeübt wird. Macht über Frauen, über die niemand Macht ausüben sollte. Wo man Macht über andere ausübt, wird Macht immer auch missbraucht. Siehe Harvey Weinstein und Konsorten. Zu spüren auch beim Bachelor und bei GNTM. Wie kann so etwas in Zeiten von #metoo nicht zu einem Aufschrei führen? Stattdessen schauen sich intelligente Frauen so etwas an und giggeln. Sie haben Spaß, dabei zuzusehen, wie das Fernsehen zu einem medialen Bordell verkommt, in dem Frauen als Quotenfutter geknechtet und verschachert werden.“
Weiterer Lesetipp: “Heidi Klum ist nicht das Problem” (“SZ”, Ruth Schneeberger)

Distanzloser Sportjournalist, Kampf der Fußkranken, Wahlhelfer Facebook

1. Der distanzlose Sportjournalist
(taz.de, Jürn Kruse)
Ein Sportmoderator eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders richtet ein Sportevent aus, über das er oder sein Arbeitgeber später eventuell berichten wird. Diese Entwicklung zeichnet sich gerade beim MDR ab. Jürn Kruse kommentiert: “Fassen wir zusammen: Einer der bekanntesten Moderatoren des MDR, der regelmäßig über Wintersport berichtet, lernt bei dem Verband, über den er doch kritisch berichten soll, wie man ein solches Event organisiert, macht das dann — und beim MDR finden das die EntscheiderInnen völlig okay.” Weiterer Lesetipp: “Vom Sportjournalist zum Sportveranstalter” (“Deutschlandfunk”).

2. Facebook als mächtiger Helfer
(faktenfinder.tagesschau.de, Max Muth)
In Zukunft werden Wahlkämpfe verstärkt digital stattfinden. Eine immer wichtiger werdende Rolle spielt dabei Facebook. Spezialisierte Firmen helfen den Parteien bei der Gestaltung ihrer Kampagnen. Dabei geht es um “Lookalike Audiences”, “Microtargeting” und umstrittene Werbeformen wie die “Dark Ads”.

3. Mit weniger Wortanteil den Journalismus retten
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz kommentiert das Gerangel von Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen um Wortanteile und Leistungsschutzrecht: “Verlage und öffentlich-rechtliche Sender, zwei, bei denen es in den kommenden Jahren vor allem um Existenzgrundlagen und Legitimationsdebatten gehen wird — ausgerechnet die zwei also spielen Kleinkrieg gegeneinander, anstatt darüber nachzudenken, dass sie sich möglicherweise gemeinsam gegen ganz andere Bedrohungen wappnen müssten”. Weiterer Lesetipp: “‘Ich wollte nicht warten, bis der WDR verklagt wird'” (“Deutschlandfunk”).

4. Weltkarte und Schaukelstuhl
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Über Jahrzehnte versorgte der Filmhändler Leo Kirch die Fernsehsender mit Inhalten und baute damit ein Medienimperium auf. Doch auf den rasanten Aufstieg folgte der jähe Absturz. Der heute Abend ausgestrahlte Film (ZDF, 22:45 Uhr) geht dem Phänomen Leo Kirch nach und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen. Caspar Busse findet es bemerkenswert, dass gerade das ZDF diese Dokumentation zeigt. Mit dem öffentlich-rechtlichen Sender habe der eigentliche Aufstieg Kirchs begonnen: “Er kam “wie ein fahrender Händler” und verkaufte den Mainzern das, was die so dringend brauchten: Filme und Serien. Die Abhängigkeit war hoch, zeitweise stammte ein Drittel des ZDF-Programms aus dem Hause Kirch, der daran wiederum sehr, sehr gut verdiente.”

5. Journalismus direkt vom Erzeuger
(journalist-magazin.de, Kathi Preppner)
Das Projekt “RiffReporter” will freien Journalistinnen und Journalisten eine Publikationsplattform für ihre Inhalte bieten, samt Community und Erlösmodell. Die Finanzierung soll über eine Umsatzbeteiligung sowie über private und institutionelle Förderer erfolgen. Die Gründer haben dafür den “#Netzwende-Award” erhalten, einen Medienpreis, der von “Vocer” in Kooperation mit dem “Spiegel”, der August-Schwingenstein-Stiftung, der Rudolf-Augstein-Stiftung und der “Zeit”-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius verliehen wird.

6. Das waren die erfolgreichsten Instagram-Werbeposts im November
(horizont.net, Katharina Brecht)
“Horizont” hat 50.000 deutsche Instagramkanäle auf Werbe-Postings durchsuchen lassen und die ermittelten Werbe-Posts ausgewertet. Die Rangliste zeigt, wie wichtig der Einsatz von zufällig eingestreuten Emojis ist und bietet einen guten Überblick über den derzeitigen Stand in Sachen photoshopgestützte Bildmanipulation in der Porträtfotografie.

Exklusiv-geklaut-Foto SPORT BILD

Am späten Freitagabend schien Henning Feindt, der stellvertretende “Sport Bild”-Chefredakteur, mächtig stolz zu sein:

Thomas Tuchel, bis zur vergangenen Bundesligasaison noch Trainer bei Borussia Dortmund, wurde am Düsseldorfer Flughafen fotografiert, unterwegs nach München. Der FC Bayern München hat gerade erst seinen Trainer Carlo Ancelotti entlassen und sucht derzeit nach einem Nachfolger — was Tuchels München-Trip zumindest für den Sport-Boulevard interessant macht (wobei man auch erwähnen muss, dass Thomas Tuchel schon seit längerer Zeit eine Wohnung in München hat). Die “exklusiv-fotos”, die Henning Feindt in seinem Tweet — retweetet von “Bild”-Sportchef Walter M. Straten, geliket von “Sport Bild”-Chefredakteur Alfred Draxler sowie von “Sport Bild”-Fußballchef Chrisitan Falk — beklatscht und die er seinem “Sport Bild”-Kollegen Sven Westerschulze zuschreibt, sind aber alles andere als ein “Great Job”. Sie sind geklaut.

Simon Schlenke war am Freitag gerade auf dem Weg nach Prag, als er und sein Bruder am Flughafen in Düsseldorf Thomas Tuchel sahen. Schlenke machte ein Foto und postete es um 14:28 Uhr bei Twitter:

Nach eigener Aussage schickte er das Bild auch per WhatsApp an Freunde.

Am Freitagabend tauchte ein Ausschnitt von Schlenkes Foto bei Bild.de auf:

Screenshot Bild.de - Exklusiv-Fotos von Sport Bild - Hier fliegt Tuchel nach München - Verhandlungen mit Bayern laufen - Welcher Trainer Plan B ist

Einer der drei Autoren des dazugehörigen Textes: Sven Westerschulze. Am Samstag erschien “Fußball Bild” mit diesem Titelfoto …

Ausriss der Titelseite von Fußball Bild - Tuchel schon in München

… und mit dieser Aufmachung auf den Seiten 2 und 3:

Ausriss Doppelseite von Fußball Bild - Hier fliegt Tuchel nach München

Am selben Tag sah die erste der Sportseiten in der “Bild”-Bundesausgabe so aus:

Ausriss Bild-Zeitung - Hier fliegt Tuchel nach München

Und sportbild.de veröffentlichte Samstagmittag auch noch einen Artikel zum Thema.

Überall war das Foto zu sehen, das Simon Schlenke gemacht hatte (und in “Fußball Bild” und “Bild” auch noch ein Foto, das laut Schlenke sein Bruder aufgenommen hatte). Und überall stand als Fotocredit “Exklusiv-Foto SPORT BILD”. Eine Erlaubnis, das Foto zu benutzen, hatten offenbar weder Bild.de noch sportbild.de noch “Fußball Bild” noch “Bild”. Auf Nachfrage erklärte Schlenke bei Twitter:

Mit Dank an @GNetzer und @Phisoloph für die Hinweise!

Mord ist Sport

In den vergangenen Tagen sind auf der ganzen Welt wieder einige Rekorde geknackt worden. Bei Zell am See in Österreich zum Beispiel haben 669 Tänzer in 2036 Metern Höhe den “höchstgelegenen Country- und Western-Line-Dance” aufgeführt — Weltrekord!

Oder im japanischen Fuji, wo Schüler in einer Minute 225 Mal über ein Seil gehüpft sind und somit den Seilsprung-Weltrekord um einen Sprung verbessert haben.

Und dann hat im Irak noch ein Mann einen anderen Mann erschossen — und auch hier jubeln Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz: “Weltrekord!”

Ausriss Bild.de - Aus mehr als 3,5 Kilometern Entfernung - Sniper erschießt ISIS-Mann aus Rekord-Distanz
(Bild.de)
Ausriss Welt.de - Irak - Kanadischer Scharfschütze bricht Weltrekord
(Welt.de)
Ausriss Merkur.de - Schuss gilt als Weltrekord - Scharfschütze erschießt IS-Kämpfer im Irak - aus 3540 Metern Entfernung
(merkur.de)
Ausriss Berliner Kurier - Weltrekord unter Scharfschützen - Im Irak - Kanadischer Scharfschütze tötet IS-Terroris - aus 3,5 Kilometern!
(berliner-kurier.de)
Ausriss n-tv.de - Kanadischer Scharfschütze stellt Weltrekord auf
(n.tv.de)
Ausriss - Blick.ch - Tödliche Kugel flog fünf Sekunden - Kanada-Sniper schießt IS-Kämpfer aus Rekorddistanz ab
(Blick.ch)
Ausriss heute.at - Wahnsinns-Schuss - Sniper tötet IS-Kämpfer aus 3,5 Kilometern Entfernung - Mehrere Sekunden braucht die Kugel für die unglaubliche Strecke von dreieinhalb Kilometern, bevor sie präzise ihr Ziel traf und tötete - Weltrekord.
(Heute.at)

Zudem muss die “Zielscheibe” komplett stillhalten, was bei einer Zeit von elf Sekunden, die die Kugel braucht, um ihr Ziel zu erreichen, nicht ganz normal ist. Im Fall des Kanadiers hat es offenbar geklappt und so kann er sich nun mit dem wohl makabersten Weltrekord der Erde rühmen.

(tag24.de)

Ganz unabhängig davon, wer wen erschossen hat und wer aus hiesiger Sicht die Guten und die Bösen sind: Die grausamen Kämpfe im Irak als Leistungsschau darzustellen, den grässlichen Ausnahmezustand Krieg als ganz normalen Wettbewerb, ist verharmlosend und damit gefährlich. Es “läuft eindeutig etwas schief”, wie “Zeit Online”-Redakteur Kai Biermann bei Twitter schreibt:

Mit Dank an @maddinboe für den Hinweis!

Sportgezappt, Verräterische Drucker, Breitbartocare

1. ZAPP Themenschwerpunkt Sportjournalismus
(ndr.de)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich in einer halbstündigen Sondersendung ausschließlich mit dem Sportjournalismus beschäftigt. Fünf Themen hat man sich ausgesucht: 1.) Die Nebenjobs von ARD & ZDF-Sportmoderatoren und die damit einhergehenden Probleme 2.) Die mediale Abschottung von Fußballvereinen durch den Aufbau eigener Plattformen 3.) Das Abwandern von Sportevents wie der Champions League ins Pay-TV 4.) Der hohe Preis, den Whistleblower im Sport zahlen müssen und 5.) ein Gespräch mit dem Sportmoderator und -reporter Alexander Bommes, der selbst jahrelang aktiver Sportler war. Die Sendung kann in kompletter Länge angeschaut werden; es gibt aber auch Unterseiten, in denen nur das jeweilige Thema behandelt wird.

2. Petra Reski verklagt Jakob Augstein
(faz.net, Andreas Rossmann)
Der Streit zwischen der Journalistin Petra Reski und dem Verleger des „Freitags“, Jakob Augstein, geht in eine weitere Runde: Reski verklagt den Verleger. Dieser hätte mit seinen Äußerungen ihre journalistische Arbeit herabgewürdigt. Grund war ein Artikel der Mafiaspezialistin mit einer umstrittenen Namensnennung, die eine Klage des Genannten nach sich zog. In der juristischen Auseinandersetzung hatte “Freitag”-Chef Augstein seiner freien Mitarbeiterin die finanzielle Unterstützung verweigert und ihr Fehlverhalten vorgeworfen.

3. Publizistische Sorgfaltspflicht statt Netzwerkdurchsetzungsgesetz
(wolfgangmichal.de)
Es ist schon ein Phänomen: Einig wie selten lehnen Digitalverbände und Bürgerrechtsgruppen das von Justizminister Heiko Maas geplante „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ ab. Es lege die Meinungsfreiheit in die Hände privater Internetkonzerne und fördere Zensur. Die Befürchtungen seien nachvollziehbar, so Wolfgang Michal. Die Kritiker der geplanten Gesetzgebung würden jedoch die Augen vor einem anderen Problem verschließen: “Sie halten es offenbar für vertretbar, dass Online-Plattformen ein Sonderrecht auf organisierte Verantwortungslosigkeit für sich in Anspruch nehmen dürfen.” Michal hält das gesamte Netz-DG für unnötig. Für Medienunternehmen wie Facebook sollten jene Regelungen des Presserechts und Selbstverpflichtungen gelten, die bereits existieren. Entsprechend sollten die Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen: “Wer Inhalte gewissenhaft prüft, bevor sie veröffentlicht werden, übernimmt eben nicht „staatliche Rechtsdurchsetzungsaufgaben“, wie Kritiker des NetzDG gerne unterstellen, er kommt lediglich seiner Sorgfaltspflicht nach. Verhütung ist immer besser als die Pille danach.”

4. Regierung muss Journalisten besser schützen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Ende der Woche Mexiko. Dies nimmt “Reporter ohne Grenzen” zum Anlass, an die Bundeskanzlerin zu appellieren, sich bei der mexikanischen Regierung für den Schutz von Journalisten einzusetzen. „Mexikos Regierung darf nicht länger so tun, als hätte das erschreckende Ausmaß der Gewalt gegen Journalisten nichts mit ihr zu tun“, so der Geschäftsführer der Organisation. „Verbale Verurteilung und wohlklingende Ankündigungen reichen nicht aus. Mexiko muss jetzt schnell handeln, um endlich deutliche Signale gegen die Kultur der Straflosigkeit zu setzen, durch die sich die Täter zu immer neuen Verbrechen gegen Journalisten ermutigt fühlen.“

5. Verräterische Drucker
(zeit.de, Kai Biermann)
In den USA wurde die 25-jährige, mutmaßliche Whistleblowerin Reality Leigh Winner festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, der Nachrichtenseite “The Intercept” eine geheime NSA-Studie zugespielt zu haben. Zum Verhängnis wurde ihr ein versteckter und kaum sichtbarer Code, den moderne Drucker den Ausdrucken hinzufügen und der eine Identifizierung des Druckers möglich macht. “The Intercept” hatte dieses Dokument den Behörden zur Stellungnahme vorgelegt. Ein Riesenfehler wie sich nun herausstellt.

6. Wunderbare Welt der Schadenfreude
(taz.de, Laila Oudray)
Mit einer gewissen Schadenfreude betrachtet “taz”-Autorin Laila Oudray das Scheitern von Katie McHugh, einer Autorin des rechten US-Portals “Breitbart”. Diese hatte Dutzende Artikel für die Seite geschrieben, in denen sie gegen Muslime und Flüchtlinge gewettert und Donald Trump gefeiert hat. Nun wurde sie von “Breitbart” angeblich wegen eines Tweets gefeuert, der selbst für “Breitbart” nicht hinnehmbar war (“Ohne Muslime gäbe es keinen Terror in UK”). Katie Mc Hugh hat daraufhin eine Crowdfunding-Page eingerichtet, um ihre medizinischen und alltäglichen Ausgaben decken zu können. Was nicht ohne Ironie ist, denn sie hatte sich vorher gegen Unterstützung von Armen ausgesprochen. “taz”-Autorin Laila Oudray: “Man wünscht ihr natürlich keine Krankheit, aber es ist einfach zu schön, zu sehen, wie ihr jeder ihrer hasserfüllten Ansichten auf die Füße fällt. Deswegen I love you Katie Mc Hugh, für dieses breite Grinsen und dass ich wieder an Karma glauben kann.”

Kopp Verlag, “Bild”-Ombudsmann, Klagesportgruppe Hoffmann

1. Veraltete Focus-Meldung über Sexualdelikt sorgt für Verwirrung
(freiepresse.de, Johannes Pöhlandt)
Unter der Überschrift “Kripo ermittelt wegen sexueller Nötigung” berichtet die Onlineausgabe des “Focus” über ein Sexualdelikt in einer Stadt in Sachsen. Der Haken dabei: Die Meldung ist mehr als ein halbes Jahr alt. Nach Angaben der “Freien Presse” sei es nicht das erste Mal, dass der “Focus” veraltete Polizei-Pressemitteilungen veröffentlicht hat.

2. Auf dem Heimatplaneten für rechtsextreme Ufologen
(faz.net, Rüdiger Soldt)
Dank allerlei wilder Verschwörungsliteratur und dem rechtspopulistischen Aufgreifen der Flüchtlingsthematik macht der “Kopp Verlag” mittlerweile zehn Millionen Jahresumsatz und beschäftigt 60 Mitarbeiter. “FAZ”-Autor Rüdiger Soldt zeichnet die Entwicklung des rechtsesoterischen Verlages nach und berichtet über einen der zweifelhaften Kopp-Kongresse.

3. Wie SRF-Gegner mit SRF reich werden wollen
(tageswoche.ch, Gabriel Brönnimann)
Gabriel Brönnimann findet heftige Worte für das, was gerade in der Schweizer Medienlandschaft passiere: “Von der aktuellen Schweizer Medienpolitik könnte sich manche Bananenrepublik eine Scheibe abschneiden.” Private Medienanbieter würden die Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen kostenlos nutzen wollen. Mit der aktuellen Gesetzesvorlage sei es möglich, von der Bevölkerung per Gebühren finanzierte Inhalte auf privatwirtschaftlichen werbefinanzierten Portalen – gratis!, aber mit eigenen Werbeeinnahmen – weiterzuverbreiten. Die dahinterstehende Lobby nennt sich schönfärberisch “Aktion Medienfreiheit”.

4. Schlappe für Karl-Heinz Hoffmann
(br.de)
Der Rechtsextremist Karl-Heinz Hoffmann (Gründer der gleichnamigen “Wehrsportgruppe”) fühlte sich durch einen Bericht auf tagesschau.de verleumdet und klagte gegen den verantwortlichen NDR-Journalisten auf Unterlassung und Schmerzensgeld. Die Klage ist gescheitert: Das Landgericht Nürnberg-Fürth wies die Sache ab. Es ist aber noch eine weitere Klage Hoffmanns gegen einen BR-Reporter offen.

5. Perfide Petition zu „Publikationsfreiheit“: Verlagslobby verleumdet Entwurf zum Wissenschaftsurheberrecht
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Als keinen großer Wurf, aber einen Schritt in die richtige Richtung bezeichnet Leonhard Dobusch die Modernisierungsversuche des Urheberrechts im Bereich Wissenschaft und Unterricht. Umso erschütternder sei es, dass selbst diese zaghaften und vorsichtige Schritte, das Urheberrecht zumindest an Schulen und Universitäten alltagstauglicher zu gestalten, auf großen Widerstand der Verlagslobby stoßen würden. In der Petition „Publikationsfreiheit“ würden Verlage mit Alarmismus und Halbwahrheiten operieren.

6. Betr.: Zweifel an Fakten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
“Bild” hat seit Kurzem einen “Ombudsmann”, an dem man sich wenden kann, wenn man “Zweifel an Fakten” habe. Stefan Niggemeier hat sich sofort an die Tastatur gesetzt.

Terror, Simplifizierungsmaschine, Sportfalle

1. Warum sich die Berichterstattung über Terror ändern muss
(sueddeutsche.de, Georg Mascolo & Peter Neumann)
Peter Neumann, Experte für islamistischen Terror und Professor am Londoner King’s College und Georg Mascolo, ehemaliger “Spiegel”-Chef und jetziger Leiter des Rechercheverbunds von “NDR”, “WDR” und “Süddeutscher Zeitung” über den medialen Umgang mit Terroranschlägen. Eine Betrachtung, die historische Vorfälle miteinbezieht und bis in die Jetztzeit reicht. Verschweigen sei keine Lösung, aber die neue Bedrohung erfordere neue Regeln.

2. Öffentlich-rechtliche Sender: Reflexionsniveau einer Streichholzschachtel
(spiegel.de, Georg Diez)
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen sei zur “Simplifizierungsmaschine” verkommen. Es müsse sich grundlegend wandeln, wenn es der komplexen Gegenwart gerecht werden wolle, so Georg Diez in seiner neuen “Spiegel”-Kolumne: “Wenn es die Sender nicht schaffen, sich eine wirkliche inhaltliche Berechtigung zu verschaffen, die Automatismen und Abläufe entscheidend zu verändern, die Herausforderung der überbordenden Rentenrechnungen zu meistern – dann werden sie irgendwann dem Druck der Verhältnisse nicht länger standhalten.”

3. Technisch hat der IS zehn Jahre Vorsprung
(faz.net, Jonas Jansen)
Jonas Jansen hat sich die aktuelle Ausgabe des dschihadistischen Magazins „Dabiq“ und Propagandavideos des „Islamischen Staates“ angesehen. Die Medienmaschine des IS laufe effizient und professionell. Die Hoheit im Netz sei ihm nur schwer streitig zu machen. Doch es gäbe Hoffnung, den Terroristen den ideologischen Nährboden zu nehmen. Wissenschaftler und Islamgelehrte würden daran arbeiten, die IS-Propaganda theologisch zu widerlegen: “Denn wenn den Terroristen der ideologische Nährboden weggenommen wird, sind die Chiffren und Codes nicht mehr so attraktiv für ziellose Jugendliche, die sonst vom IS angelockt werden.”

4. Fünf Fragen zur angemessenen Smartphone-Nutzung
(dirkvongehlen.de)
Der “Spiegel” ist augenscheinlich genervt von Handys: Diese Woche macht das Nachrichtenmagazin mit einer entsprechenden Titelstory auf: “Legt doch mal das Ding weg! Wie man sein Smartphone beherrscht – und Ruhe findet”. Auf die um sich greifende Smartphone-Angst reagiert Dirk von Gehlen mit einer “kulturpragmatischen Antwort”, in der er die wichtigsten Kritikpunkte aufgreift, Gegenfragen stellt und zu weiteren Gedanken anregt.

5. Kritik als Krawall
(dirkhansen.net)
Vor einigen Tagen bekam das Journalistenkollektiv “Correctiv” ungebetenen Besuch von zwei aggressiv auftretenden, filmenden Kritikern bzw. Gegnern. Dirk Hansen hat sich über diese Form krawalliger Auseinandersetzung Gedanken gemacht: “Ich fürchte, ignorieren reicht nicht mehr. (Was man ja schon an diesem Blogbeitrag erkennen kann.) Wir sollten derlei aggressive Störfälle sehr sorgfältig registrieren. Wo es journalistische Fehler gibt, kann man diese ja diskutieren. Publizistische Kommandoaktionen ala Graham und Six gilt es öffentlich zu brandmarken. Denn sie verhindern zuverlässig jene Phase der Beruhigung, die der Auf- und Abregung im Meinungsstreit eigentlich folgen müsste.”

6. Video: Die Story im Ersten: Die Sportfalle
(daserste.de, Video, 44:58 Min.)
Die ARD-Reportage “Die Sportfalle” – nur noch heute online zu sehen! Der Film zeigt, “wie Olympia und Co. bisher der Demokratie schaden, die Steuerzahler betrügen, den lokalen Sport ausbremsen und die Volkswirtschaft beschädigen. Und welche Visionen diejenigen haben, die das ändern wollen. Olympische Spiele in Rio – bei den Bürgern herrscht keine große Feierlaune. Die Brasilianer leiden unter einer Staats- und Wirtschaftskrise.”

Aber der Sportteil!

In den vergangenen Tagen haben sich gleich mehrere Fußballvereine und ein Handballer gegen die Berichterstattung der „Bild“-Medien gewehrt. Ein kleiner Überblick.

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Schon vor anderthalb Wochen hatte der FC Bayern erklärt, die vor allem von der „Sport Bild“ verbreiteten „Alkohol-Gerüchte“ um Bayern-Spieler Arturo Vidal und die Behauptung, er verdiene acht Millionen Euro netto im Jahr, seien „frei erfunden“, „böswillig und falsch“ (BILDblog berichtete). Am vergangenen Donnerstag teilte der Verein schließlich mit:

Der FC Bayern München hat von den Zeitschriften „SPORT BILD“ und „Kicker“ die Unterlassung falscher Behauptungen verlangt. Beide hatten geschrieben, der „Netto-Jah­res­ver­dienst von Arturo Vidal“ liege bei rund „acht Millionen Euro“. „SPORT BILD“ wie „Kicker“ haben jeweils eine so genannte strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben und damit eingeräumt, dass ihre Behauptung nicht der Wahrheit entspricht.

„SPORT BILD“ hatte weiter behauptet, Arturo Vidal solle „das Mannschaftsquartier während des Trainingslagers mehrmals verlassen und bei seiner Rückkehr alkoholisiert gewirkt haben.“ Der FC Bayern München wie Arturo Vidal haben auch hier Unterlassung der falschen Behauptung verlangt und von „SPORT BILD“ eine strafbewehrte Unterlassungserklärung bekommen. Damit hat „SPORT BILD“ auch hier eingeräumt, dass diese Behauptung nicht der Wahrheit entspricht.

Nach der ersten Stellungnahme des Vereins hatte die „Sport Bild“-Redaktion zuerst noch bekräftigt, sie bleibe bei ihrer Darstellung. Inzwischen sind die Artikel aber aus den Onlineauftritten von „Bild“ und „Sport Bild“ verschwunden.

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Gestern äußerte sich Hannover 96 zu einem “Bild”-Artikel. Das Blatt hatte am Samstag behauptet:

Dazu merkt der Verein in einer Stellungnahme an:

Der gesamte Bericht erweckt den Anschein, dass es sich ausschließlich um aktuelle Geschehnisse rund um den Nachwuchsbereich von Hannover 96 handelt. Das ist schlichtweg falsch. Dem Klub sind die Vorfälle im Bezug auf die meisten geschilderten Vorkommnisse bekannt. Allerdings resultieren diese überwiegend aus der Saison 2013/14, wurden bereits aufgearbeitet und teilweise sanktioniert. Einige damals handelnde Personen stehen bereits nicht mehr im Angestelltenverhältnis zu Hannover 96. Auch haben Spieler, die damals angeblich “gemobbt” wurden, aktuell die Möglichkeit nach einer Rückkehr zu Hannover 96 angefragt.

Dem Klub liegen keine Erkenntnisse über “Damenbesuch” sowie eine angeblich größere Anzahl an Spielern mit Spielsucht vor. Hannover 96 wird sich aber noch intensiver mit dieser Thematik beschäftigen.

Wir möchten betonen, dass alle handelnden Personen im Rahmen der Möglichkeiten zielgerichtet und qualifiziert ihren Verpflichtungen nachgehen. Auf dieser Basis wird zudem eine Weiterentwicklung stattfinden. Der Klub hat erkannt, dass er die infrastrukturellen Bedingungen ändern muss und investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in ein hochfunktionelles Nachwuchsleistungszentrum, das mit fachkundigem Personal besetzt sein wird.

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Auch Ewald Lienen, Trainer des von der “Bild”-Zeitung so innig geliebten FC St. Pauli, wehrt sich aktuell gegen eine “Bild”-Geschichte.

Hintergrund war ein Zitat von ihm von einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, auf der ein Sondertrikot für das Spiel gegen RB Leipzig vorgestellt wurde. Aufdruck: „Kein Fußball den Faschisten“. Anlass dafür war der Abschluss der Holocaust-Gedenktage.

Auf dieser Pressekonferenz wurde Lienen von „Bild“ gefragt, „ob Bedingungen wie in Leipzig, also Geld ohne Ende“, nicht auch für ihn „das Paradies“ seien. Darauf Lienen:

“Wenn die Alternative wäre, den Fußball den Faschisten und dem Kommerz zu überlassen, verzichte ich gerne auf diese Möglichkeit.”

Eine merkwürdige Antwort, doch St. Paulis Pressesprecher erklärte den „Bild“-Reportern im Anschluss:

„Das sollte kein Angriff auf Leipzig sein. Das war von Ewald Lienen unglücklich formuliert.“

Auch der Sprecher des RB Leipzig sagte „Bild“:

„St. Pauli hat sich umgehend gemeldet und versichert, dass Ewald Lienen mit seiner Aussage insgesamt die Zusammenhänge so nicht herstellen wollte sowie die explizite Wortwahl nicht uns galt. Und damit ist zwischen den Vereinen alles geregelt.“

Und auch Lienen selbst erklärte den “Bild”-Leuten laut eigenen Angaben, dass er die Aussage nicht so gemeint habe, wie sie sie verstanden hatten.

Doch das alles hielt sie nicht davon ab, am nächsten Tag zu schreiben:

So sah sich auch Ewald Lienen gezwungen, die Sache öffentlich klarzustellen:

***

Um welche Sportart es in ihren Märchen geht, ist den “Bild”-Mitarbeitern übrigens Latte. Am Freitag titelten sie online:

Im Artikel heißt es:

Wiede: „Ich hatte ihn Donnerstag vor dem 10-Uhr-Training auf dem Parkplatz vor dem Welli im Sportforum Hohenschönhausen abgestellt. Als ich um 11.30 Uhr raus kam, war die Scheibe an der Fahrerseite eingeschlagen. Sehr ärgerlich, wenn man auf dem Handy und dem Computer sein halbes Leben gespeichert hat.

Wiede rief die Polizei, aber die kam nicht.

Wo hier das Zitat von Wiede endet, ist unklar, weil die schließenden Anführungszeichen fehlen. Ob also der Satz …

Sehr ärgerlich, wenn man auf dem Handy und dem Computer sein halbes Leben gespeichert hat.

… von Wiede stammt oder von der „Bild“-Redaktion, ist nicht zu erkennen. Falsch sei er aber so oder so, erklärt Wiede in einem Interview mit „Sport 1“:

“Das Iphone war eh kaputt und der Laptop war noch gut, aber es waren jetzt auch keine wertvollen Sachen darauf. Die ‘Bild’ hat da irgendwas geschrieben, dass irgendwelche Super-Dateien darauf waren, aber das ist alles Quatsch. Die haben sich irgendetwas ausgedacht.”

***

Da dürfen sich die Reporter von „Bild“ nicht wundern, wenn in Zukunft auch andere Sportler und Funktionäre so reagieren wie Gertjan Verbeek, der Trainer des VfL Bochum — kleiner Ausschnitt aus der Pressekonferenz nach dem letzten Spiel:

Verbeek und der "Bild"-Reporter

Wie VfL Bochum 1848-Trainer Gertjan Verbeek auf Fragen des "Bild"-Reporters reagiert. (Danke an Philip! Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=k28kZLk4q8k)

Posted by BILDblog on Donnerstag, 11. Februar 2016

Mit Dank an Philip W., Alexander B., Chris H. und Julius A.

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