Archiv für März, 2014

“Gekonnt ins falsche Licht gerückt”

Gestern Abend lief im ZDF ein Film über ein Mädchen, das an Leukämie erkrankt. “Jeder Tag zählt” heißt er, das Mädchen wird gespielt von der 17-jährigen Lilian Prent.

Die “Bild”-Zeitung hatte sich schon tagsüber mit dem Film und seiner Hauptdarstellerin beschäftigt — und zwar so:Für ZDF-Drama - Lilian (17) hungerte bis zum Kollaps

In dramatischen Worten schildert die Autorin, wie sehr Lilian für die Rolle “ihre Gesundheit aufs Spiel setzen musste”:

Sie hungerte für ihre erste große TV-Rolle. Damit sie auf dem Bildschirm überzeugt. Dann brach Lilian (17) zusammen …

[…] Um die Rolle authentisch spielen zu können, sollte die ohnehin schon schlanke Schülerin (50 Kilo bei 1,60 Meter Körpergröße) massiv Gewicht verlieren!

[…] IN SECHS WOCHEN NAHM SIE SIEBEN KILO AB!

[…] Doch die Diät ist zu heftig für ihren jungen Körper. KOLLAPS!

Zwar erfährt der Leser noch, dass die Diät natürlich mit Lilians Eltern, dem ZDF und der Produktionsfirma abgesprochen war und dass Lilian inzwischen “wieder ihr Normalgewicht” erreicht hat, doch gerade mit ihrer Überschrift vermittle die “Bild”-Zeitung einen völlig falschen Eindruck, findet die Schauspielerin. Nachdem der Artikel erschienen war, schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite:

Liebe Leute, falls irgendwer von euch heute zufällig eine BILD Zeitung in die Hände bekommen sollte, möchte ich hiermit klar stellen, dass diese “Zeitung” es mal wieder geschafft hat, alle Vorurteile zu bestätigen und Worte und Aussagen gekonnt ins falsche Licht zu rücken. Also hiermit: DIE ROLLE IN JEDER TAG ZÄHLT HAT MEINE GESUNDHEIT NICHT BELASTET! Das ZDF, die Regisseurin und die Produktionsfirma haben mich nie zu etwas gezwungen was ich nicht wollte und ich wurde nie unter Druck gesetzt. Wie reißerisch und dramatisch die BILD meinen Gewichtsverlust auch darstellt, ES GING MIR IMMER GUT! Ich konnte zu jedem Zeitpunkt auf die volle Unterstützung von seiten des ZDF rechnen. SCHWINDELGEFÜHL IST KEIN KOLLAPS! UND SCHON NACH DIESEN GERINGEN KREISLAUFPROBLEMEN WURDE DIE DIÄT SOFORT ABGEBROCHEN! Also Bitte, nehmt diesen Artikel nicht ernster als es war!

Zuerst, erzählte uns Lilian heute am Telefon, wollte sie der “Bild”-Zeitung eigentlich gar kein Interview geben, “da bin ich lieber ein bisschen vorsichtig”. Doch um Werbung für den Film zu machen, habe sie schließlich doch zugestimmt.

Etwa eine Stunde lang habe sie sich mit der “Bild”-Reporterin unterhalten – hauptsächlich über den Film und über ihre Karriere – und dabei auch immer wieder betont, dass eine solche Diät “bei Schauspielern nun mal vorkommt”. Und dass von Seiten des ZDF und der Produktionsfirma keinerlei Druck aufgebaut wurde; dass sie völlig frei in ihren Entscheidungen war. Sie habe auch eingeräumt, dass sie am Ende hin und wieder Kreislaufprobleme gehabt habe und – wenn überhaupt – kleine Schwindelattacken, dass aber jederzeit die Möglichkeit bestand, die Diät abzubrechen.

Später habe ihr die Autorin alle Zitate zur Autorisierung geschickt. “Da habe ich mir keine großen Sorgen gemacht”, sagt Lilian, “denn anhand der Zitate kann man ja schon abschätzen, in welche Richtung der Artikel gehen wird.” Und diese Richtung schien ganz in Ordnung zu sein.

Wenig später dann aber die Überraschung. “Als ich den Artikel gesehen habe, kam ich mir schon ein bisschen verarscht vor”, sagt sie. Von den Zitaten sind nur noch die übriggeblieben, die sich auf die Diät beziehen. Und überhaupt werde mit dem Bericht ein Eindruck vermittelt, der schlicht und einfach falsch sei: “Es klingt so, als wäre ich ein Opfer des bösen ZDF und würde mich jetzt darüber beschweren — aber das stimmt überhaupt nicht”.

Am meisten stört sie sich am Wort “Kollaps”. Davon sei nie und nimmer die Rede gewesen, lediglich über die gelegentlichen Schwindelgefühle habe sie gesprochen. “Meine Aussagen sind journalistisch gekonnt ins falsche Licht gerückt worden”, sagt Lilian. In Zukunft werde sie — Werbung hin oder her — lieber wieder vorsichtig mit Anfragen der “Bild”-Zeitung umgehen.

Mit Dank an René K. und Stefan S.

MH370, Gerichtszeichner, Öffis

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Verbrecher einfangen auf Papier”
(nzz.ch, Robin Schwarzenbach)
Robin Schwarzenbach schreibt über Gerichtszeichner: “Die weniger wichtigen oder gar unbeteiligten Figuren jedoch lassen sich schemenhaft zu Papier bringen. Das ist kein Detail, denn der erwähnte Schutz der Persönlichkeit gilt nicht nur für die Beschuldigten. Er steht auch den unbeteiligten Personen im Saal zu, zum Beispiel den Zuschauern in den hinteren Reihen. Der Gedanke dahinter: Niemand soll mit einem Rechtsverfahren in Verbindung gebracht werden können, mit dem er oder sie persönlich nichts zu tun hat.”

2. “Kritikable Medienkritik”
(vocer.org, Volker Lilienthal)
Im deutschen Medienjournalismus bemerkt Volker Lilienthal “eine ideologische Verengung, ja teilweise Indienstnahme medienjournalistischer Berichterstattung”. “Meine These: Allzu viele Medienjournalisten haben in jüngerer Zeit ihr eigenes, nachvollziehbares Interesse an Arbeitsplatzerhalt und das Mitgefühl für die Eigentümer der privaten Medienorganisationen über die unabhängige Sachverhaltsvermittlung gestellt.”

3. “Unsere Öffis (1): Dokumentationenverstecken mit dem hr”
(stefan-niggemeier.de)
Das TV-Abendprogramm des Hessischen Rundfunks: “Ja: Das hr-Fernsehen zeigt jeden Sonntagabend fünf Rateshows am Stück und kann deshalb leider erst ab 1:30 Uhr schöne, lange, gelegentlich preisgekrönte Dokumentationen zeigen.”

4. “Wozu braucht man eigentlich noch das Fernsehen?”
(abendblatt.de, Dirk Peitz)
Der Exodus der TV-Zuschauer in Richtung Pay-TV habe längst begonnen, glaubt Dirk Peitz: “So also müssen sich DDR-Bürger gefühlt haben, als sie 1989 ein westdeutsches Obstgeschäft betraten, schrieb ein Freund auf Facebook nach einem ersten Rundgang durch Netflix. (…) Ist man erst mal auf Netflix, stellt sich auch die Frage noch mal ganz neu, wozu man eigentlich überhaupt Fernsehen schaut.”

5. “Why the press can’t help but speculate about the missing Malaysia Airlines flight”
(poynter.org, Craig Silverman, englisch)
Die Berichterstattung über das verschollene Flugzeug der Malaysia Airlines mit der Flugnummer MH370. “The story is the fact that the plane is gone. There is nothing to train a live camera on, to tweet in real-time, or crowdsource. This story is about something that has disappeared — and what a terrible mismatch that is for the way the news cycle, social media and the human brain work.” Siehe dazu auch “MH370 story is the new anti-journalism – all data, no real facts, endless theories” (theguardian.com, Michael Wolff, englisch).

6. “My Husband’s Stupid Record Collection”
(alltherecords.tumblr.com, englisch)

Von “Gipsy-Banden” und “Terror-Transen”

Vor einem halben Jahr wurde bei einer griechischen Roma-Familie ein blondes Mädchen entdeckt und von den Behörden in Obhut genommen. Schnell stand für viele Medien fest, dass das Kind entführt worden war und nun “aus den Fängen einer Roma-Bande befreit” wurde (Bild.de). Kurz darauf kehrte das Mädchen jedoch wieder zu seiner Familie zurück — der Verdacht der Kindesentführung hatte sich nämlich als unbegründet herausgestellt.

Genauso verhielt es sich in einem weiteren Fall, diesmal in Irland, der sich kurze Zeit später abspielte. Polizisten hatten auch dort ein blondes Kind aus einer Roma-Familie geholt, später belegte aber ein DNA-Test, dass es tatsächlich zur Familie gehörte.

Und obwohl der Verdacht schon ausgeräumt war, schrieb Bild.de:

[…] am Dienstag wurde ein Mädchen aus einer Siedlung nahe Dublin gerettet. Wie viele blonde und blauäugige Mädchen leben noch bei Roma-Familien in Europa – und warum?

Nach Ansicht des Presserats ist diese Bildunterschrift diskriminierend. Die Formulierung “gerettet” sowie die Suggestivfrage seien “dazu geeignet, Vorurteile gegen die Volksgruppe der Roma zu schüren” (Ziffer 12 des Pressekodex). Der Beschwerdeausschuss, der vergangene Woche getagt hat, sprach deshalb eine Rüge gegen das Portal aus.

Inzwischen hat Bild.de das Wort “gerettet” durch “geholt” ersetzt und unter der Bildunterschrift sogar die Rüge veröffentlicht. Am Titel der Klickstrecke hat sich aber nichts geändert — der lautet weiterhin: “Polizei rettet Mädchen vor Gipsy-Bande”.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Der Presserat kritisierte noch einen weiteren Bild.de-Artikel, darin ging es um einen Gerichtsprozess in Berlin. Die Überschrift lautete:

Stöckelte Terror-Transe einer Frau das Auge kaputt?

Insbesondere der Begriff “Terror-Transe” könne Vorurteile schüren und Transsexuelle herabwürdigen, befand der Ausschuss und sprach einen “Hinweis” gegen Bild.de aus.

Insgesamt verteilte der Presserat fünf Rügen, 14 Missbilligungen und 15 Hinweise.

Eine Rüge bekam der Online-Auftritt der niedersächsischen Zeitung “Die Harke”. Das Portal hatte ein Foto der Privatwohnung von Sebastian Edathy veröffentlicht, das ein Reporter während der polizeilichen Durchsuchung durch das Fenster geschossen hatte. Der Presserat wertete die Veröffentlichung als einen schweren Verstoß gegen den Schutz der Persönlichkeit (Ziffer 8). Der private Wohnsitz genießt nach Richtlinie 8.8 des Pressekodex besonderen Schutz.

Eine weitere Rüge erging an FAZ.net, weil die Redaktion über eine mögliche psychische Erkrankung des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst spekuliert hatte. Der Bruder des Bischofs habe darüber angeblich mit “Vertrauten” gesprochen, schrieb FAZ.net. Eine Stellungnahme des Bischofs oder seines Bruders enthielt der Artikel aber nicht. Damit habe die Redaktion die Privatsphäre des Bischofs verletzt und gegen den Pressekodex verstoßen, befand der Presserat. Über Krankheiten dürfe nur mit Zustimmung der Betroffenen berichtet werden (Richtlinie 8.6). Der Artikel stand übrigens auch in der Print-Ausgabe der “FAZ”, aber über die hat sich offenbar niemand konkret beim Presserat beschwert.

Die “Dithmarsche Landeszeitung” wurde für die Veröffentlichung eines Leserbriefs gerügt, der unter anderem Antisemitismus und staatliche Euthanasie in der NS-Zeit relativiert hatte.

Die fünfte Rüge kassierte schließlich “Das goldene Blatt” aus dem Funke-Verlag. Die Redaktion hatte einen Artikel, der 2009 entstanden und in mehreren Zeitungen erschienen war, fast vier Jahre später einfach noch mal veröffentlicht — ohne Zustimmung der Betroffenen. Die Lebensumstände der Frau, um die es in dem Text geht (“‘Ich lebe im Wohnmobil'”), hatten sich in der Zwischenzeit aber grundlegend verändert. “Das goldene Blatt” habe damit gegen den Schutz der Persönlichkeit verstoßen, befand der Presserat: Vor einer neuen Veröffentlichung hätte die Redaktion die Fakten überprüfen und eine erneute Einwilligung der Frau einholen müssen.

Nicht geahndet wurde hingegen das “Titanic”-Cover zu Michael Schumacher. Das Satire-Magazin hatte getitelt:

Erstes Foto nach dem Unfall: So schlimm erwischte es Schumi

… und dazu ein Foto von Niki Lauda gezeigt.

Der Presserat bewertete das Cover als “eine kritische Auseinandersetzung mit dem Medienrummel um Michael Schumachers Gesundheitszustand und der Jagd der Reporter nach Fotos von dem Verunglückten” (BILDblog berichtete). Weil das Foto neutral sei und die Unfallverletzungen von Lauda nicht in den Mittelpunkt gestellt würden, sei es nicht herabwürdigend.

Heute-Journal, Bundesrechnungshof, Italien

6 vor 9

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1. “faire nutzung”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel erkundigt sich bei Tamedia nach dem Umgang mit Rechten an Bildern, nachdem er ein Foto, das seine Frau gemacht hat, in einem Blog des Verlags findet.

2. “Warnhinweise für Fake-Dokus: Achtung, unecht!”
(dwdl.de, Peer Schader)
Die Diskussion um die Kennzeichnung von Scripted Reality und der Umgang der Medienaufsichtsbehörden damit. “Sobald die Medienwächter erklären, neue Regelungen für ein Genre finden zu wollen, nähert sich dieses schließlich absehbar seinem Ende.”

3. “‘ZDF heute journal’ macht Amokläufer süchtig”
(stigma-videospiele.de, Rey Alp)
Rey Alp vergleicht Aussagen im ZDF-“Heute-Journal”, wonach der Amokläufer von Winnenden “süchtig nach Computerballerspielen” war, mit einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Stuttgart und der Polizeidirektionen Waiblingen und Esslingen von 2009. “Es wurde nach der Pressemitteilung also nicht einmal behauptet, dass der Täter ‘viel Zeit’ mit dem Spielen von Ego-Shootern verbracht hat, sondern allein, dass er allgemein ‘viel Zeit am Computer’ verbracht hat.”

4. “Spread the Word”
(monocle.com, Video, 6:41 Minuten, englisch)
Ein Streifzug durch die italienische Medienlandschaft.

5. “Virale Videos: Gut gefälscht ist halb erfolgreich”
(blog.zeit.de/netzfilmblog, Eike Kühl)
Eike Kühl nimmt aktuell beliebte Internet-Videos unter die Lupe. “Einige der größten viralen Hits der letzten Wochen sind nämlich nichts weiter als gestellt, geflunkert und getrickst.”

6. “Bundestag versteckt Rechnungshof-Akten”
(zeit.de, Toralf Staud)
“Eine ganze Behörde wurde per Federstrich weitgehend ausgenommen von den Pflichten des IFG – ausgerechnet eine, die selbst Transparenz beim Staat schaffen soll: der Bundesrechnungshof”, schreibt Toralf Staud, der auf Einschränkungen der Informationsfreiheit in Deutschland aufmerksam macht. “Der Rechnungshof versichert, man fühle sich sehr der Transparenz verpflichtet. Und überlege, Prüfberichte künftig von sich aus ins Internet zu stellen. Doch für den Bürger einklagbar ist die Einsichtnahme, wie die Behörde einräumt, nun nicht mehr.”

Y-Titty, Swiss Re, San Francisco

6 vor 9

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1. “Wie ein Blogger die Schweizer Börse narrte”
(cash.ch, Frédéric Papp)
In einem Tweet und einem Blogeintrag wird über einen Einstieg der Familie Agnelli in die Aktie der Swiss Re spekuliert, worauf diese in die Höhe schnellt. Der Rückversicherer dementiert. Siehe dazu auch “Ente treibt Swiss-Re-Aktie in die Höhe” (tagesanzeiger.ch).

2. “Blogs: Darum verdienen wir so wenig Geld mit Werbung”
(ruhrbarone.de, Stefan Laurin)
Die Vermarktung von Blogs gestalte sich schwierig, weil “es Unternehmen gibt, die ihre Werbung unerkannt schalten wollen – und des offenbar Online-Medien gibt, die dabei mitmachen”: “Wenn wir seit Jahren darüber reden, dass die Vermarktung von Blogs und anderen Online-Medien ein Problem ist, müssen wir auch über diese Praktiken reden. Sie sind nicht das einzige Problem, aber sie sind auch keine Nebensache.”

3. “Walulis sieht fern: Satiresendungen”
(ndr.de, Video, 2:29 Minuten)
Philipp Walulis beleuchtet das Konzept von Satiresendungen wie der “Heute Show”.

4. “Ich will nicht fünf Minuten auf den ersten Gag warten”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Ein Interview mit Philipp Laude und Matthias Roll von Y-Titty, die auf YouTube derzeit rund 2,8 Millionen Abonnenten haben. Laude: “Wenn ich mir heute Comedy von früher anschaue, denke ich oft: Die wäre für Youtube zu langsam.”

5. “Was ich in einem Jahr in San Francisco gelernt habe”
(fillmore.at, Elisabeth Oberndorfer)
Eine Journalistin zieht nach einem Jahr an der US-Westküste Bilanz: “Wenn ich die Worthülsen streiche, die ‘Entrepreneurs’ hier gern verwenden, bleiben selten innovative Inhalte übrig. Meiner Beobachtung nach ist das, was hier passiert, zu 80 Prozent nur ein Hype, ‘Tech for tech’s sake’. Die anderen 20 Prozent sind jedoch so revolutionär, dass sie den Spirit mitziehen und eine Kultur schaffen, in der Innovation florieren kann.”

6. “So isses! (2)”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)

Blick, De:Bug, Die neue Frau

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1. “Auf der Skipiste des Grauens”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Der Artikel “Verzweifelte Schreie im Schnee” in der Zeitschrift “Die neue Frau” beschreibt einen Skiunfall von Ariane, der Tochter der niederländischen Königin Máxima.

2. “Vater des Amokläufers klagt gegen Springer”
(stuttgarter-zeitung.de, Thomas Schwarz)
Der Vater des Amokläufers von Winnenden fordert vom Axel-Springer-Verlag eine Entschädigung in der Höhe von 10 000 Euro, “weil in der ‘Bild’-Zeitung zwei Porträtfotos von ihm abgedruckt worden waren, die seiner Meinung nach seine Persönlichkeitsrechte verletzten”.

3. “Benzin im Blut, heulende Motoren im Ohr”
(nzz.ch, Marcel Gyr)
Mit 20 fing Roger Benoit beim “Blick” an – mit 65 ist der Formel-1-Reporter immer noch dabei. “Von Motoren oder Getrieben hat Boliden-Roger bis heute keine Ahnung. ‘Das interessiert mich nicht’, gibt er freimütig zu. Sobald es um Technik gehe, lasse er die Finger davon. ‘Dann zitiere ich nur noch die Experten.'”

4. “Der scheinheilige Blick”
(blog.tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger)
Der “Blick am Abend” mache sich lächerlich, wenn er sich sich zum Beschützer der Frauen aufspiele, findet Michèle Binswanger.

5. “Falschmeldungen: Kassel ist keine Unfall-Hochburg”
(hna.de)
“Men’s Health” berichtete, “dass Kassel bundesweit Spitzenreiter bei Verkehrsunfällen mit Verletzten sei”, Bild.de und Welt.de “übernahmen die Meldung ungeprüft”. “Auf HNA-Anfrage bei ‘Men’s Health’ räumte die Redaktion den Rechenfehler ein.”

6. “De:Bug verabschiedet sich”
(de-bug.de, Sascha Kösch)
Das Musikmagazin “De:Bug” kündigt eine letzte Ausgabe an. “Die Welt explodiert in Medien, die Konkurrenz für umsonst ist überall, die Margen werden immer kleiner und die Mischkalkulationen immer ausufernder. Dazu droht immer die große Schere: Alles für umme und alles jetzt sofort. Und so schön das ist, als Zeitung ist man eben einfach langatmiger.”

Liveticker, Winnenden, Facebook

6 vor 9

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1. “6 Tipps für einen besseren Liveticker”
(robotergesetze.com, Boris Hänßler)
Boris Hänßler denkt über Liveticker nach: “Die beliebtesten Wörter in einem Liveticker sind ‘könnte’, ‘vermutlich’, ‘wahrscheinlich’, ‘hängt davon ab’, ‘sieht aus nach'”. (…) Liveticker sind natürlich eine wirtschaftliche, keine redaktionelle Einrichtung. Sie sorgen für hohe Klickzahlen, aber nicht für einen Informationsgewinn. Würde man den Uli-Liveticker zu einem Artikel zusammenfassen, würde ein Journalist vermutlich zwei Drittel der Infos rausschmeißen – und das zu Recht.”

2. “Nichts wissen, aber das in Echtzeit”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Ticker und Liveblogs seien “nichts anderes als die Quintessenz des (verkehrten) Wegs, auf den sich der Online-Journalismus in Deutschland begeben hat”, findet auch Christian Jakubetz.

3. “Es gibt eine Marktlücke für gelassene Digitalmedien”
(konradlischka.info)
Das langsame Tempo im Journalismus gelte “in Deutschland vielen Medienmachern als originärer Weltzugang der Printmedien”, schreibt Konrad Lischka. “Digital ist schnell, Print ist langsamer und analytischer. Dabei ist ein Teil des Publikums schon weiter”.

4. “Weiterfragen statt wegrennen”
(taz.de, René Martens)
5 Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden blickt René Martens zurück und fragt, welche Lehren sich ziehen lassen daraus für die Medienberichterstattung.

5. “Wie wir alle am Tropf von Facebook hängen – Buzzfeed, Upworthy, Postillon, Schlecky, Ronny, wir Blogrebellen und so weiter”
(blog.rebellen.info, martin)
Welche Websites gemäß Similarweb.com zu wie viel Prozent von Facebook Leser erhalten und wie viel das vom gesamten Traffic ausmacht. “Wenn die Nachricht wichtig ist, dann wird sie mich erreichen – so das gängige Narrativ. Meine These: Die Nachricht wird Dich nur dann erreichen, wenn Facebooks Algorithmus das so will und Du Dich mit der Offenlegung Deiner Daten zum gläsernden Konsumenten machst.”

6. “Langer, aus einzelnem Schachtelsatz bestehender Artikel nur schwer verständlich”
(der-postillon.com)

Eine Frage, Bild.de

Seit wann tragen “US-Kampfjets” eigentlich das Hoheitszeichen der polnischen Luftstreitkräfte?US-Kampfjets in Polen - Ein F-16-Kampfjet der US-Luftwaffe ist auf der Militärbasis in Lask im Zentrum Polens gelandet. Das Pentagon ließ zuletzt 12 Maschinen sowie 300 Soldaten im Rahmen einer Militärübung, wie es hieß, nach Polen verlegen

Vielleicht hat ja die dpa eine Idee. Immerhin hat sie das Foto heute in Umlauf gebracht — und dabei ebenfalls behauptet, es handele sich um einen “F-16 fighter” der “US Air Force”.

Mit Dank an den Hinweisgeber.

Nachtrag, 17. März: Bild.de spricht jetzt nur noch von “Kampfjets”. Der Zusatz bezüglich der “US-Luftwaffe” wurde entfernt.

Scripted Reality, Empörungsunlust, Blome

6 vor 9

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1. “Scripted Reality: Zurück auf dem Boden der Realität”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Hype um Scripted Reality im deutschen Privatfernsehen sei vorbei, glaubt Alexander Krei: “Dass Scripted Reality auf absehbare Zeit komplett vom Bildschirm verschwinden wird, erscheint aber unwahrscheinlich. Zu viele Spielformen haben sich mittlerweile im deutschen Fernsehen breit gemacht.”

2. “Yellow-Kritiker: ‘Jeden Tag Verstöße gegen Persönlichkeitsrechte'”
(meedia.de, Marvin Schade)
Ein ausführliches Interview mit Mats Schönauer und Moritz Tschermak vom Regenbogenpresse-Watchblog Topfvollgold.de. “Wir stoßen jeden Tag auf Verstöße gegen Persönlichkeitsrechte, aber auch Verstöße gegen ein gewisses moralisch-journalistisches Verständnis. Gerade deshalb können wir diese Gleichgültigkeit der Leute, diese ‘Lasst sie doch machen’-Einstellung nicht nachvollziehen.”

3. “Ohne mich! Ich bin raus!”
(welt.de, Peter Praschl)
“Manchmal empört mich meine eigene Empörungsunlust”, stellt Peter Praschl fest. “Sie wollten den Anfängen wehren, und ich habe nicht eine einzige Petition gegen irgendwas unterschrieben. Nicht einmal jene bei change.org für die Einführung einer kinderfreundlichen Kasse bei Kaiser’s in der Berliner Winsstraße, dem Supermarkt, in dem ich fast jeden Tag einkaufe.”

4. “What You Think You Know About the Web Is Wrong”
(time.com, Tony Haile, englisch)
Tony Haile befasst sich mit der Messung von Nutzeraktivitäten und ihren Folgen: “We are getting a lot wrong about the web these days. We confuse what people have clicked on for what they’ve read. We mistake sharing for reading. We race towards new trends like native advertising without fixing what was wrong with the old ones and make the same mistakes all over again.”

5. “Wir müssen draußen bleiben”
(freitag.de, Hanno Böck)
Hanno Böck erkennt einen “besorgniserregenden Trend”: “Aus den unterschiedlichsten Gründen wird an vielen Stellen versucht, das eigentlich transnationale Netz wieder in nationale Bahnen zu lenken.”

6. “Die Parallelwelt des Nikolaus Blome”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Nikolaus Blome “als PR-Hupe der Politik”.

“Carlos”, Schweiz, Urheberrechte

6 vor 9

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1. “Der Verrat”
(blog.dasmagazin.ch, Mathias Ninck)
Eine ausführliche Aufarbeitung der Beteiligung von Medien, PR und Politik im Fall “Carlos”: “Riesen-Kupper ist unschlüssig, er bespricht sich mit Roger Huber. Der PR-Berater sagt: ‘Wenn Carlos ins Sondersetting kommt und dort ein Delikt begeht, dann gnade dir Gott. Dann bist du weg, und Martin Graf ist auch weg. Nichts daraus gelernt! lautet dann die vernichtende ‘Blick’-Schlagzeile. Nimmst du das in Kauf?'”. Siehe dazu auch “Fall ‘Carlos’: Medienspektakel ohne Ende” (edito.ch, Bettina Büsser) und “Richtigstellungen im Fall ‘Carlos'” (zh.ch).

2. “Der fremde Nachbar”
(medienwoche.ch, Lothar Struck)
Wie deutsche Medien die Schweiz sehen: “Deutsche Medien lieben Protagonisten wie Blocher, weil sie perfekte Projektionen sind. Sie zu kritisieren mehrt den Ruhm innerhalb der journalistischen Klasse – und es ist nicht besonders schwer. Dabei gilt schon sein erfolgreiches Unternehmertum als verdächtig.”

3. “Here’s what happens when the readers choose the front page story”
(blog.newswhip.com, englisch)
In einem Experiment werden die Frontstorys mehrerer Zeitungen ersetzt mit jenen Storys, die Leser am häufigsten geteilt hatten.

4. “Getty Images und die Sache mit der ‘nichtkommerziellen Nutzung’ – Wir haben nachgefragt”
(blog.rebellen.info, Nilo)
Wann und wo dürfen Getty Images kostenlos in Beiträge eingebettet werden? Nilo fragt bei der Pressestelle nach. Mehr dazu auch in den FAQ.

5. “Liebe Raubkopierer bei der SPD”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Sebastian Heiser mahnt die SPD ab, wegen Verstößen gegen aktuell geltende Urheberrechte: “Nach einigem Hin und Her habt ihr wegen der beiden Bilder auf den beiden Webseiten dann doch 1.800 Euro an mich überwiesen. Und jetzt schaut mal, was daraus geworden ist und wer von eurem tollen Urheberrecht profitiert: Mein Anwalt: 1.103,93 Euro. Ich als Urheber: 696,07 Euro. Da sind übrigens die Kosten für eure Anwälte noch nicht drin.” Siehe dazu auch “Ein Urheberrecht auf eine Statue von 1501” (schmalenstroer.net).

6. “Schicker Beruf: Journalist (1978)”
(vongestern.com)

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