1. Die Reporter am Wühltisch greifen, was sie kriegen können (faz.net, Nina Rehfeld)
Fotos, Bücher, Kontoauszüge — nichts war sicher vor den zahlreichen Journalisten, die die Wohnung der Täter von San Bernardino durchwühlt haben. Dieser “Tiefpunkt des amerikanischen Nachrichtenfernsehens” erinnert Nina Rehfled eher an “Szenen bei einem Schlussverkauf” als an ordentliche Berichterstattung. Und auch andere Einschätzungen sind deutlich: “Ein medialer Sündenfall”, kommentiert Frank Patalong. Marlis Prinzing schreibt von einem Versagen der Medien. Für Johannes Kuhn handelt es sich um “ein Debakel für den Journalismus.” Allie Jones hat einige Beispiele von “CNN”, “MSNBC” und “Fox News” gesammelt.
3. Der Mediengipfel: “Es gibt keine wertfreie Einschätzung.” (parisprotokoll.de, Hanna Halfon, Video, 4:10 Minuten)
Der Klimagipfel in Paris ist auch ein Mediengipfel: “Über 3000 Journalisten” seien derzeit in der französischen Hauptstadt, um über die Konferenz zu berichten, so Hanna Halfon. Dabei seien sie oft auf Einschätzungen von Lobbyisten angewiesen. Wie gefährlich ist das? Wie einflussreich? Halfon spricht mit Journalisten, Lobbyisten und Delegierten.
4. Über 25 Übergriffe auf Journalisten in Sachsen (andi-szabo.de, Andreas Szabo)
Vom 12. Januar in Leipzig (“Fahrzeug MDR-Technikers wird bei Legida-Demo beschädigt.”) bis zum 25. November in Dresden (“Kameramann wird bei Pegida-Demo geschlagen, kommt leicht verletzt ins Krankenhaus. Der Angreifer und seine Begleiter werden ermittelt.”): Andreas Szabo hat 26 Angriffe auf “Journalisten, Redakteure, Techniker, Fotografen, Kameraleute oder Twitter-Reporter” in Sachsen zusammengetragen.
5. Eine Hose ist eine Hose keine Slim-Fit Blue Acid Washed Streched-Jeans (wuv.de, Peter Breuer)
Werbetexter Peter Breuer findet, dass sich Schreiber häufiger an Romanautor Georges Simenon und seinen “Mots matière”, den Sachwörtern, orientieren sollten. “Klare Aussagen werden viel zu häufig durch sprachliche Konventionen, berufsspezifische Floskeln und Anglizismen verstellt.”
6. Warum haben die Medien so ein Problem mit Jan Böhmermann? (realvirtuality.info, Alexander Matzkeit)
Alexander Matzkeit wundert sich darüber, “was die restlichen Medien des Landes für ein Problem mit Jan Böhmermann haben”, und fragt: “Ist die deutsche Medienkaste wirklich immer noch nicht aus ihrem Jacuzzi aus Selbstgefälligkeit und Intrigantentum aufgestanden?” Aber nicht nur in den traditionellen Medien gibt es Problemhaber: Der Youtuber “theclavinover” antwortet auf Böhmermanns “Ich hab Polizei”: “Du hast ZDF — #WirHamInternet”.
1. Es ist die Inszenierung, die stört (nzz.ch, Daniel Gerny)
Die Art und Weise der Berichterstattung über die neuesten Festnahmen im FIFA-Skandal findet Daniel Gerny aus rechtsstaatlicher Sicht problematisch: “Szenen, bei denen Verdächtige vor laufender Kamera unter Getöse von Live-Tickern und sozialen Netzwerken verhaftet werden, ritzen die Unschuldsvermutung und untergraben so unser nüchterneres Verständnis von verfahrensrechtlicher Fairness.”
2. Wie berichten über den “Islamischen Staat”? (mediendienst-integration.de, Carsten Janke)
Es beginnt schon beim Namen: “sogenannter Islamischer Staat”, “IS”, “ISIS”, “ISIL” oder “Daesh”? Auch bei anderen Begrifflichkeiten ist Vorsicht geboten: Wann ist ein Attentat “islamistisch”? Waren die Täter wirklich “Dschihadisten” oder “radikale Muslime”? Carsten Janke gibt Tipps, wie Journalisten über dieses Thema berichten sollten und appelliert, nicht unnötig Panik zu schüren, sich andererseits aber auch nicht zum Sprachrohr der Teorroristen machen zu lassen, indem man deren Bild- und Videomaterial weiterverbreitet.
3. Die sechs Rhetoriktricks der Frauke Petry (opinion-club.com, Falk Heunemann)
Sind es die Argumente, die die AfD-Vorsitzende Frauke Petry bei ihren Talkshowteilnahmen oft triumphieren lassen? Mitnichten, meint Falk Heunemann. Die “alternativdeutsche Sächsin” habe sich zahlreiche Ausweichtricks zurechtgelegt — von “Reden, reden reden, bis das Thema stimmt” bis “Niederbrüllen”. Am Beispiel von Petrys “Hart aber fair”-Auftritt am vergangenen Montag erklärt er, warum andere Diskussionsteilnehmer kaum gegen sie ankommen.
4. Verstaatlicht den Journalismus! Sofort! (jensrehlaender.com)
“Staatlich subventionierter Journalismus geht gar nicht! Das wäre ja das Ende der unabhängigen Berichterstattung!” Jens Rehländer hält diese Skepsis mit Blick auf das seiner Meinung nach funktionierende System der öffentlich-rechtlichen Medien für unangebracht. Er ist überzeugt, dass “nur Staatsknete (…) den Qualitätsjournalismus retten” könne und fordert: “Verstaatlicht die Verlage!”
5. “Ein viel zu ähnlicher Blick auf die Welt” (journalist.de)
Regelmäßig veröffentlicht die “Initiative Nachrichtenaufklärung” (“INA”) eine “Top Ten der vernachlässigten Themen”, die in der medialen Berichterstattung zu kurz gekommen sind. Hektor Haarkötter, Leiter der “INA”, erklärt, wie die Auswahl zustande kommt und warum es manche Themen partout nicht in die Medien schaffen.
„Georgie“ ist die Kinder-Rubrik der Reitsport-Zeitschrift „St. Georg“ — normalerweise nicht ganz unser Beritt, aber wenn mit einer Redaktion dermaßen die Pferde durchg… okay, zur Sache.
Doch in Wahrheit waren es nicht “Georgie” und die Redaktion von „St. Georg“, die das “herausgefunden” haben, sondern: HKM Sports Equipment.
Denn die Outfits, die Bibi und ihre Freundin Tina im Film tragen, wurden von HKM Sports Equipment gestellt und inzwischen könnt auch ihr euch in Bibi und Tina und eure Pferde in Amadeus und Sabrina verwandeln. Aber wie entsteht eigentlich so eine Kollektion? HKM Sports Equipment erklärt es euch.
Vor allem erklärt HKM Sports Equipment aber, wie umwerfend HKM Sports Equipment doch ist — vier Seiten lang:
Im Laufe des letzten Jahres konnte das HKM-Team immer wieder Einblicke in die Filmwelt erhaschen. Die Darstellerinnen von Bibi & Tina, Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll, haben sogar mal ganz liebe Grüße direkt vom Filmset geschickt. Echt aufregend.
Au ja. Aber der Höhepunkt kommt erst noch.
Im Dezember war es dann so weit: Weltpremiere in Berlin und das Team HKM war mit zwölf Mädels live dabei. Das war mal etwas ganz Besonderes, denn bei der Premiere ebenfalls anwesend waren Schauspieler wie Heino Ferch oder Max von der Groeben. Und die HKMs mitten drin. Während des Films haben sie natürlich immer wieder geschaut, wo Produkte von ihnen verwendet wurden und klar, da waren sie schon ziemlich stolz, als sie die vielen Produkte entdeckt haben.
Auch Teil der Premiere: Die Präsentation der HKM by Bibi & Tina Reitsportkollektion. Das war natürlich ganz besonders aufregend für die HKM-Mannschaft und eigentlich beinahe der wichtigste Teil – ähnlich wie die entscheidende Germany‘s Next Topmodel-Frage, ob Heidi ein Foto für die Kandidatin hat. Hier stellte sich die Frage: Wie kommt die Kollektion bei den kleinen Reiterinnen an? Hat sich die monatelange Arbeit und das Herzblut gelohnt, das hineingesteckt wurde? Gefallen Sternchenjeans in blau und Oversizeblouson in knallrot den Bibi & Tina Fans?
Antwort: Ja, HKM, wir haben ein Foto für Dich! Da waren Freude und Erleichterung bei allen Beteiligten natürlich groß.
Und was noch toller ist: Auch in jenen Ländern, in denen Bibi & Tina gar nicht jeder kennt (stellt euch vor, das gibt‘s!), HKM aber viele Kunden hat, kommt die Kollektion toll an. Und wer freut sich nicht über zufriedene Kunden?!
Übrigens apropos Inspiration – die Begeisterung für das „voll verhexte“ Bibi & Tina Outfit hat Desginchef Stefan und sein Team zur Entwicklung von „Little Sister“ inspiriert, einer neuen Kollektion für die kleine Reiterin, die ab Herbst 2015 erhältlich sein wird.
Übrigens apropos Begeisterung. Der Deutsche Presserat zeigte sich weniger angetan von dieser Schleichwerbung und sprach eine Rüge gegen „St. Georg“ aus.
Es war bei Weitem nicht der einzige Schleichwerbetext, der vom Presserat gerügt wurde. Wir sind zwar etwas spät dran (die Sitzung fand im September statt), wollen uns die Geschichten aber trotzdem noch etwas genauer anschauen.
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Da wäre zunächst dieser Artikel, erschienen in der “Rheinischen Post”:
Eine Bank, die Kredite vergibt? Hammer!
Das Kleveblog (das uns freundlicherweise auch das Foto zur Verfügung gestellt hat) schreibt dazu:
Im Text, Bestandteil des redaktionellen Angebots und nicht als Anzeige gekennzeichnet, heißt es: „DieVolksbank Kleverland stellt ihren Kunden Kunden [sic!] für private Anschaffungen schnell und unkompliziert Darlehen zur Verfügung. Der Wunschbetrag kann dabei bis 75000 Euro betragen.“ Kundenberater Benjamin Brüschke sagt: „Wofür der Kunde den Kredit braucht, spielt dabei gar keine Rolle“. Hey, it’s so easy, nehmt die Kohle! Der junge Mann posiert auch für das Foto, vor einem üppigen Mercedes und mit einem Easy-Credit-Plakat in der Hand, das ein Pärchen zeigt, welches fröhlich verkündet: „Unser Kredit, so individuell wie wir“.
Diese „ausschließlich positive und völlig unkritische“ Berichterstattung der „Rheinischen Post“ sei „nicht von öffentlichem Interesse“ gewesen und habe „deutlich die Grenze zur Schleichwerbung“ überschritten, urteilte auch der Presserat und sprach eine Rüge aus.
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Gerügt wurden auch die „Westfälischen Nachrichten“. Die Zeitung hatte im Rahmen einer „Medienpartnerschaft“ drei redaktionelle Beiträge über Unternehmen und ihr Angebot veröffentlicht. Beigestellt waren den Artikeln Anzeigen der Unternehmen. Auch hier erkannte der Presserat Schleichwerbung.
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Die „Leipziger Volkszeitung“ wurde gerügt, weil sie auf der Titelseite auf eine werbliche Veröffentlichung im Innenteil hingewiesen hatte (es ging um Navigationsgeräte). „Ein solcher Querverweis ist mit der erforderlichen klaren Trennung von Redaktion und Werbung nicht vereinbar“, befand der Presserat.
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Ebenfalls wegen Schleichwerbung gerügt wurde „Sonntag Aktuell“. Das Blatt hatte, so der Presserat, „25 ausgewählte Urlaubshotels vorgestellt und dabei auch werbliche Formulierungen verwendet. Im Umfeld der Artikel wurden zudem zwei redaktionell gestaltete Anzeigen veröffentlicht, die mit ‘Sonderveröffentlichung’ gekennzeichnet waren. Dieser Begriff ist jedoch nicht geeignet, die Werbung für den Leser klar als solche erkennbar zu machen”.
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Eine Rüge ging auch an „L.A. Multimedia“. Die „Zeitschrift für den Einsatz von Multimedia, EDV, IT und Kommunikationstechnologien in Schulen“ (Eigenbeschreibung) hatte „unter anderem in werblicher Sprache über IT-Produkte berichtet und dabei jeweils einen bestimmten Hersteller bzw. Anbieter hervorgehoben“, wie der Presserat schreibt. „Zudem enthielten die Artikel Hinweise auf die Web-Seiten der Unternehmen. Einer der Artikel war sogar von einem leitenden Mitarbeiter eines Herstellerunternehmens verfasst worden.“ Der Presserat beurteilte auch diese Artikel als Schleichwerbung.
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Auch Bild.de bekam eine Rüge. Nicht wegen Schleichwerbung, sondern “wegen einer unangemessen sensationellen Darstellung eines grausamen Unfalls”. Der Presserat schreibt:
Die Redaktion hatte ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Sportler der European Games von einem Bus angefahren werden. Sie erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
Im Video wird mehrfach der Moment des Aufpralls gezeigt. Diese Wiederholung des Unfallmoments geht über ein öffentliches Interesse hinaus, die Grenze zur Sensationsberichterstattung nach Ziffer 11 des Pressekodex wird überschritten, bewertete der Presserat.
Inzwischen hat Bild.de das Video geändert; jetzt ist der Aufprall nur noch einmal zu sehen. Natürlich mit vorgeschalteter Werbung.
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Negativer Spitzenreiter war diesmal allerdings „Focus Online“, das gleich drei Rügen kassierte. Einen für diesen Artikel:
„Man fühlt sich nicht wie beim Einkaufen, sondern wie bei Freunden.“ So oder so ähnlich beschreiben viele Frauen die angenehme Einkaufsatmosphäre, für die schon einmal extra Meilen zurückgelegt werden. Statt vollgestopften Regalschluchten in irrgartenartigen Minifilialen sind alle dm-Läden stets aufgeräumt sowie hell und freundlich gestaltet.
In den breiten Gängen kann man mühelos mit dem Einkaufs- oder Kinderwagen manövrieren. Gerade junge Mütter wissen diese Breite des Raumes zu schätzen, auch weil der Nachwuchs mit seinem eigenen Kindereinkaufswagen nicht alle drei Sekunden irgendwo anstößt.
Ein weiterer Pluspunkt: die schräg stehenden, niedrigen Regale ermöglichen selbst kleinen Frauen einen guten (Über-) Blick auf die Produkte.
Toll. Und das war erst Punkt 1 („Die Atmosphäre“). Es folgen acht weitere Lobeshymnen — „Das Lebensgefühl“, „Das Personal“, „Die Beratung“, „Das Angebot“, „Die Eigenmarken“, „Die Transparenz“, „Die Nachhaltigkeit“, „Die Ideologie“ — und nicht ein einziges kritisches Tönchen.
„Focus Online“ argumentierte zwar, „es handle sich zwar um einem wohlwollenden, aber keinen werblichen Beitrag, da keinerlei Vergünstigung für die Redaktion daraus entstand“, dem folgte der Presserat allerdings nicht.
Die zweite Rüge bekam „Focus Online“ für einen Artikel mit der Überschrift:
Eine ganz normale Straßensperre in Russland: Ein Auto wird aufgehalten, weil es nur einen funktionierenden Scheinwerfer hat. Während der Polizist noch mit dem Fahrer redet, taucht plötzlich ein Rudel Wölfe aus dem nichts auf. Gerade noch kann sich der Polizist retten.
Die “Maßnahmen” des Presserates:
Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:
einen Hinweis
eine Missbilligung
eine Rüge.
Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.
Darin sah der Presserat „einen schwerwiegenden Verstoß gegen das in Ziffer 1 des Pressekodex festgeschriebene Gebot zur wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit.“
Eine dritte Rüge bekam „Focus Online“, weil das Portal über den Suizid eines Mädchens berichtet und dabei den vollen Namen genannt und ein Foto des Mädchens gezeigt hatte. Die Rüge bezieht sich dabei explizit nur auf den Facebook-Auftritt von „Focus Online“ (vermutlich, weil nur dazu – und nicht zum Artikel selbst – eine Beschwerde eingegangen war). Der Presserat schreibt: „Die in Richtlinie 8.7 geforderte Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Selbsttötung wurde hier grob missachtet.“
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Neben den zehn Rügen sprach der Presserat auch 19 Missbilligungen aus. Sechs davon gingen an Bild.de.
In diesem Fall hatte “Bild”, wie so häufig, wenn es von grausamen Unfällen keine grausamen Fotos gibt, eine grausame Zeichnung anfertigen lassen — und verstieß damit gegen Ziffer 11 des Pressekodex (“Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid”).
So auch in diesem Fall:
Für beide Zeichnungen erhielt Bild.de Missbilligungen; die mit der Straßenbahn wurde inzwischen gelöscht, die mit der Statue ist weiterhin online.
Eine weitere Missbilligung gab es für diesen Artikel:
(Unkenntlichmachung der Frau von uns.)
Bild.de hatte das Gesicht der Frau nicht verpixelt — ein Verstoß gegen Ziffer 8 (Schutz der Persönlichkeit). Das Foto ist übrigens immer noch unverändert online.
Ebenfalls missbilligt wurde dieser Artikel:
Darin zeigt Bild.de mehrere (Agentur-)Fotos der Opfer ohne jede Unkenntlichmachung. Auch hier erkannte der Presserat einen Verstoß gegen Ziffer 8. Und auch diese Fotos sind immer noch online.
Auch dafür gab es eine Missbilligung. Das Foto verstoße gegen die Ziffern 1 (Achtung der Menschenwürde) und 11 (Sensationsberichterstattung).
Missbilligt wurde schließlich auch dieser Artikel:
Darin zeigt Bild.de ein Video (auch das ist nach wie vor online), auf dem ein hilfloser Mann immer wieder getreten und geschlagen wird. Damit verstößt das Portal nach Auffassung des Presserats gegen Ziffer 11, weil der Leser die Möglichkeit habe, unmittelbar bei der Gewalttat dabei zu sein. Außerdem erhöhe dies das Risiko von Nachahmungen.
Darüber hinaus sprach der Presserat auch zwei “Hinweise” gegen “Bild” bzw. Bild.de aus. Einen wegen des (inzwischen entfernten) Emotions-Tools, mit dem die Online-Leser auch bei den unpassendsten Gelegenheiten “Lachen” konnten:
Der Presserat erklärte, es schade dem Ansehen der Presse, “wenn ein Medium bei einem Beitrag, der sich mit einer Gewalttat gegen einen Menschen beschäftigt, den Usern die Möglichkeit eröffnet, den Artikel mit einer Emotion wie ‘Lachen’ zu bewerten” (siehe dazu auch hier und hier).
Der zweite Hinweis ging an die gedruckte “Bild”-Zeitung, weil sie ein Mädchen, das zunächst vermisst worden aber dann wieder aufgetaucht war, auch nach dem Auftauchen unverpixelt gezeigt hatte:
Eine Rüge, sechs Missbilligungen, zwei Hinweise — da können die Leute von “Bild” ja wieder richtig stolz auf sich sein.
1. Wie sich der Blick auf Pegida plötzlich ändert (cicero.de, Thomas Leif)
“Pegida”-Mitläufer seien nicht alle rechtsextrem, doch sie duldeten in ihrer Wut rechtsextreme Positionen, notiert Thomas Leif. Der scheinbar überraschende Aufstieg von “Pegida” zum Jahrestag ist nach dem bereits herbeigeschriebenen Niedergang für den “Cicero”-Autor kein Wunder. Laut Leif empöre sich die Gesellschaft nun, dass die Politik beim Thema “Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft” versage. Dazu fragt auch das Rechercheblog der “Welt”, ob der Verfassungsschutz nun “Pegida” beobachtet, wie Thomas de Maizière sagte — oder sich doch noch sehr zurückhält. Der “Tagesspiegel” berichtet von einem “Pegida”-Angriff auf einen Reporter der “Deutschen Welle”.
2. Bild droht allen Umgehungsversuchen mit Abmahnung (golem.de, Friedhelm Greis)
Seit vergangener Woche sperrt Bild.de Leser aus, wenn diese einen Adblocker verwenden. Es dauerte nur wenige Tage, bis die ersten Anleitungen auftauchten, wie man die Blockade umgehen kann. Jetzt verschickt der Axel-Springer-Verlag Abmahnungen. Ein Nutzer, der ein entsprechendes Youtube-Tutorial veröffentlichte, soll eine Unterlassungserklärung unterschreiben und Anwaltskosten in Höhe von fast 1.800 Euro übernehmen. Der Leipziger IT-Rechtsexperte Peter Hense zweifelt an der Wirksamkeit: “Der Versuch, durch Abwehrsysteme den werbefreien Genuss von urheberrechtlich geschützten Inhalten zu kriminalisieren, wird jedoch nicht zum Erfolg führen.” Dazu auch: Felix Schwenzel mit der Frage “sind adblock-benutzer ‘pack’?”
3. Nicht immer “immer mehr” (blogs.deutschlandfunk.de, Johannes Kulms)
Johannes Kulms soll für den “Deutschlandfunk” einen Beitrag über Selbstständige basteln, die mit Hartz IV aufstocken müssen. Immer mehr sollen das sein, schreibt die “arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke” in einer Pressemitteilung. Die dpa habe die Geschichte aufgegriffen, genauso die AFP. Ein Blick auf die Statistik zeige aber: Die Sache mit dem “Immer mehr” stimmt gar nicht.
4. Google News und Qualitätsjournalismus: Googles Head of Strategic News im Interview (t3n.de, Carsten Christian)
Über kaum ein Thema reden Journalisten so gerne wie über die Zukunft der eigenen Branche. Dementsprechend ist es vielleicht eine gute Idee, die immergleichen Fragen über Qualitätsjournalismus und zukünftige Erlösmodelle mal jemandem zu stellen, der vermutlich noch mehr Einfluss darauf hat als die Medien selbst: Madhav Chinnappa ist bei Google verantwortlich für “Strategic Relations, News and Publishers” und hat unter anderem die “Digital News Initiative” mitentwickelt. Zwar glaubt Chinnappa, dass “immer ein Redakteur gebraucht” werde; er sagt aber auch: “Journalisten müssen heute viel härter arbeiten, um relevant zu sein.”
5. Wenn möglich, bitte senden (sueddeutsche.de, Martin Schneider)
Kleine schwarze Boxen für Syrien: Das Berliner Team von “Media in Cooperation and Transition” liefert Ultrakurzwellentechnik in “Regionen, in denen es kracht.” Die Mini-Sender bringen jeden Tag 18 Stunden “Musik und unabhängige Nachrichten in den Krieg”.
1. “Im Krieg der Worte und der Bilder” (falter.at, Ruth Eisenreich)
Die Reporter Richard C. Schneider, Cathrin Kahlweit und Wolfgang Bauer erzählen, wie sie damit umgehen, wenn sie mit drastischen Bildern konfrontiert werden. “Die Dinge sind oft schwierig. Auch sorgfältig recherchierende Journalisten sind nicht davor gefeit, durch Propaganda instrumentalisiert zu werden.”
2. “Live is life” (kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
Juliane Streich besucht “Die Wahl-Debatte”, ein Rededuell zwischen Stanislaw Tillich (CDU) und Rico Gebhardt (Die Linke) im Vorfeld der Landtagswahl in Sachsen: “Zwischen den beiden Politikern stehen die Chefredakteure der drei sächsischen Tageszeitungen und sind stolz, dass sie schaffen, was der Heimatsender MDR nicht hinbekam. Schließlich hatte sich Tillich immer geweigert, an einem TV-Duell teilzunehmen, so dass der Fernsehsender einknickte und jetzt ein Format sendet, bei dem Tillich von irgendwo, wo er es schön findet, zugeschaltet wird. (…) Ausverkauft, 450 Leser sollen hier sein. Doch wer sich umschaut, entdeckt in fast jeder Reihe leer gebliebene Plätze. Ein Großteil der Anwesenden scheinen Journalisten, Pressesprecher und Funktionäre der Dresdner Oberschicht zu sein.”
5. “Lasst die Trolle verhungern” (zeit.de, Jochen Wegner)
“Die Freiheit im Netz ist auch immer die Freiheit der Trolle”, bemerkt Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit.de: “Die Trolle in Schach zu halten, ohne die Freiheit zu opfern, ist so einfach wie mühsam: Wir müssen uns täglich selbst einmischen. Millionen von Menschen, die zivilisiert debattieren, die falschen Informationen richtige entgegensetzen, die Störer gelassen übergehen und bei seltsamen Spam-Wellen aufmerksam werden, sind unbesiegbar. Einem aufgeklärten digitalen Bürgertum ist keine Troll-Armee gewachsen.”
1. “Statistik: Wo verkauft sich Bild am besten – wo am schlechtesten?” (meedia.de, Jens Schröder)
Am besten verkauft sich “Bild” nach einer “Meedia”-Auswertung in den Städten Halle, Frankfurt und Neumünster sowie in den Landkreisen Stormarn, Leipzig und Pinneberg. Am schlechtesten in den Städten Berlin, Bonn und Köln sowie in den Landkreisen Märkisch-Oderland, Tübingen und Oberhavel.
2. “‘Dieses Recht ist völlig verrückt'” (nzz.ch, Stefan Betschon)
Bezüglich des durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) geschaffenen Rechts auf Vergessenwerden hat Google bisher “mehr als 91 000 Anträge auf die Entfernung von insgesamt 328 000 Verweisen auf Web-Seiten (URL) erhalten. Am meisten Anträge kamen aus Frankreich (17,500 Anträge mit 58,000 URL), Deutschland (16,500, 57,000 URLs) und Grossbritannien (12,000, 44,000). Mit Bezug auf die URL wurden mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Löschanträge ausgeführt, die entsprechenden Suchanfragen führen nun bei Google ins Leere.” Siehe dazu auch “Wikipedia link to be hidden in Google under ‘right to be forgotten’ law” (theguardian.com, Juliette Garside, englisch).
4. “Spy Agency Stole Scoop From Media Outlet And Handed It To The AP” (huffingtonpost.com, Ryan Grim, englisch)
Die Exklusivität der Story “Barack Obama’s Secret Terrorist-Tracking System, by the Numbers” (firstlook.org/theintercept) wird von der US-Regierung hintertrieben. “The government’s decision to spoil a story on the topic of national security is especially unusual, given that it has a significant interest in earning the trust of national security reporters so that it can make its case that certain information should remain private.”
5. “Dürfen wir vorstellen: der Journalist, der Kriegsverbrecher vernichtet” (vice.com, Max Metzger, englisch)
Max Metzger spricht mit Investigativjournalist Allan Nairn: “Oftmals besteht die Ironie darin, dass die Leute, die Nairn anprangert, ihn nicht töten oder foltern können, denn er ist US-Staatsbürger—das würde die amerikanische Förderung und Unterstützung gefährden.”
6. “‘Eine Leiche ist ausreichend'” (sz-magazin.sueddeutsche.de, Susanne Schneider und Alexandros Stefanidis)
Ein Interview mit fünf “Tatort”-Kommissaren. Klaus J. Behrendt: “Wenn wir die Polizeiarbeit eins zu eins abbilden müssten, würden wir von den 90 Filmminuten etwa 70 oder 80 im Büro verbringen, in den Computer glotzen oder Akten lesen.”
Vrabec: „Wir wollen im oberen Drittel dabei sein. Nürnberg ist für mich der Favorit. Die wollen sofort wieder hoch. Danach kommen mit Düsseldorf, Braunschweig, 1860 München Fürth und Red Bull Leipzig die nächsten Klubs. Wir sind im erweiterten Kreis, sind immer noch in der Entwicklung und noch nicht so stabil. Aber wir wollen besser sein als letzte Saison mit Platz 8.“
“Deswegen denke ich, das obere Drittel ist für uns sicher das Ziel (…). Für mich persönlich ist der 1. FC Nürnberg der ganz klare Favorit (…) signalisiert, dass sie willens sind, sofort wieder aufzusteigen (…). Danach gibt’s eine große Gruppe von Vereinen (…), wie beispielsweise Düsseldorf, wie beispielsweise auch Braunschweig, (…) 1860 München und Greuther Fürth (…), und Red Bull Leipzig (…). Ich glaube, dass wir zum erweiterten Kreis dieser Mannschaften gehören (…), wohlwissend aber auch, dass wir immer noch in der Entwicklung sind (…) weil auch wir immer noch nicht so stabil sind (…). [Das Ziel ist] besser als letzte Saison auf jeden Fall, als Platz 8.”
BILD: Wer kämpft gegen den Abstieg?
Vrabec: „Da will ich keine Prognose wagen. Mit Cottbus hat letzte Saison auch keiner gerechnet.“
“[Für die unteren Plätze] möchte ich keine Prognose abgeben, […] letztes Jahr hat niemand im Vordergrund drüber nachgedacht, dass Energie Cottbus absteigen könnte.”
BILD: Wie wichtig ist jetzt ein guter Start?
Vrabec: „Sehr wichtig. Dann weiß man, dass die Dinge in der Vorbereitung gut gelaufen sind. Die Vorbereitung ist noch nicht abgeschlossen, dauert bestimmt noch bis zum dritten oder vierten Spieltag.“
“Ein guter Start in die Saison ist immer wichtig (…), weil du weißt, dass du das, was du in der Vorbereitung erarbeitet hast, auch wirklich gut gemacht hast.
(…) wobei auch immer klar ist, dass die Vorbereitung (…) noch in den dritten, vierten Spieltag mit hineingeht (…).”
BILD: Es fehlt immer noch der Stürmer…
Vrabec: „Ich bin guter Hoffnung. Wir sind aber mit Nöthe, Thy, Verhoek und Kyong sehr zufrieden. Fakt ist, dass wir noch einen anderen Stürmertypen suchen, der uns kompletter macht. Vielleicht kommt er erst zum Ende der Transferperiode (bis 2.9., d. Red.). Wenn‘s gar nicht klappt, ist das aber nicht schlimm.“
“Ich find’s nicht ärgerlich, dass er momentan nicht da ist, weil (…) wir mit den Stürmern, die momentan uns zur Verfügung stehen, sehr zufrieden sind – alle drei: Nöthe, Verhoek und Thy (…) aber auch Kyong. (…) Fakt ist aber auch: Wir wollen dann schon einen anderen Spielertyp noch dazubekommen im Sturm, der uns dann einfach als Mannschaft auch kompletter macht. (…) vielleicht auch erst am Ende der Transferperiode – und wenn’s gar nicht klappt, dann müssen wir auch damit leben (…).”
BILD: Neu ist der Kapitän, der die Truppe jetzt anführt. Warum haben sie Sören Gonther ausgewählt?
Vrabec: „Sören hat ein sehr gutes Standing innerhalb der Mannschaft, er ist ein Wortführer bei den jungen und bei den älteren Spielern. Er ist sehr kritisch – mit sich, auch mit dem Trainerteam. Er hat einen langfristigen Vertrag und bringt natürlich auch die Qualität auf den Platz.“
“Zunächst einmal, dass Sören ein sehr gutes Standig in der Mannschaft hat, dort wirklich auch ein Wortführer ist, egal ob bei älteren, etablierteren Spielern oder bei der jüngeren Generation (…). Des Weiteren ist er sehr kritisch, intern, mit sich selbst, mit der Mannschaft, auch mit dem Trainerteam (…). Drittens hat er einen längerfristigen Vertrag (…) und viertens einfach auch durch seine Qualität als Fußballspieler selbst auf dem Platz.”
BILD: Auch für den Kopf wird was getan?
Vrabec: „Wir haben kein Kopfproblem, wollen aber die Spieler noch besser machen. Ein Mentalcoach arbeitet mit der Mannschaft zum Beispiel bei der Zielformulierung.“
“[Der Mentalcoach] arbeitet mit der Mannschaft (…), um beispielsweise Erfolgsfaktoren festzulegen (…), wenn’s um Zielformulierungen geht (…). Wenn man sich mit einem Mentalcoach zusammensetzt (…), heißt das nicht automatisch, dass man irgendein Kopfproblem hat, sondern man versucht (…), den Spieler noch besser zu machen.”
Vrabec: „Ich glaube aber, dass unsere Mannschaft besser ist als letzte Saison. Wir haben unsere neuen Spieler gezielt dazugeholt. Der Team-Geist ist überragend. Wir sind auf allen Positionen doppelt besetzt, der Konkurrenzkampf ist groß. Die Jungs gehen aber miteinander gut um.“
1. “Über falsches Shitstormmanagement und Skandale zweiter Ordnung” (leitmedium.de, Caspar Mierau)
Gestern ging es an gleicher Stelle um eine Karikatur in der FAZ, die viele Leser als rassistisch kritisiert haben. Heute schreibt Caspar Mierau über die seiner Meinung nach falsche Reaktion: “[Mit den Rechtfertigungsversuchen] macht das Shitstorm-Management einen fatalen und häufig gesehen Fehler: Es produziert einen Skandal zweiter Ordnung.” Auch Anne Fromm bezeichnet die FAZ in der taz als “kritikresistent wie eine Teflon-Pfanne”.
2. “Wulff-Interview stammte aus der Konserve” (berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Medienschelte von Christian Wulff im “Spiegel” ist bereits sechs Wochen alt. Außerdem wurde das Interview nicht von den Redakteuren geführt, die in der Vergangenheit über Wulff geschrieben hatten, da Chefredakteur Wolfgang Büchner eine vergiftete Gesprächsatmosphäre befürchtete. Große Teile der Redaktion kritisieren Büchner nun dafür, “vor Wulff den Kotau zu machen”.
3. “Why show dead people in the news?” (fabianmohr.de, englisch)
Manche Fotos, die vor 50 Jahren noch einen Pulitzer-Preis bekommen haben, würden heute nicht mehr gedruckt werden; zu schonungslos stellen sie Tod und Gewalt dar. Fabian Mohr macht einen Vorschlag, woran sich Redakteure bei dieser schwierigen Abwägung orientieren sollten. Zum selben Thema: Margaret Sullivan rechtfertigt das umstrittene Titelbild der “New York Times”. Und Reto Camenisch wirft einem Magnum-Fotografen “pornografische Distanzlosigkeit”, einen “moralischen Totalabsturz” vor.
4. “Zur Schau gestellte Absturzopfer” (medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Über pietätlose Fotos ärgert sich auch Rainer Stadler. Der “Blick am Abend” hat auf seiner Titelseite die Portraits von zwölf Kindern abgedruckt, die in der MH17 ums Leben kamen. Diese Bilder stammten von Facebook, wo sie laut Chefredakteur öffentlich zugänglich waren. “Der Presserat würde ihm wohl deswegen die Ohren lang ziehen”, meint Stadler.
5. “Ab und zu kommt mal ein Praktikant” (kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
“Modern, zukunftsfähig und für ihre Leser attraktiv”, so möchte Madsack die “Leipziger Volkszeitung” positionieren – indem bei der einzigen Tageszeitung der Stadt 36 Mitarbeiter entlassen werden.
6. “Our 25 Favorite Unlocked New Yorker Articles” (longform.org, englisch)
Der “New Yorker” hat alle Artikel seit 2007 und viele ausgewählte Fundstücke aus den Archiven kostenlos veröffentlicht – für drei Monate, dann verschwindet die gesamte Webseite hinter einer “metered Paywall”. Neben den 25 Lesetipps von Longform empfehlen auch Slate und der Business Insider Recherchen und Reportagen, die man bis dahin gelesen oder zumindest abgespeichert haben sollte.
1. “‘Das Internet ist für die Verlage ein Segen'” (medienpolitik.net)
Ein Interview mit dem Präsident des BDZV, Helmut Heinen, der gute Gründe sieht, gegen einen Mindestlohn von 8,50 Euro zu klagen. “Die Staatsrechtler Prof. Dr. Degenhardt, Universität Leipzig, und Prof. Dr. Dr. Di Fabio, Universität Bonn und ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht, kommen in ihren Gutachten übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Einführung des Mindestlohns in Höhe von 8,50 Euro einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Pressefreiheit, Art. 5 Grundgesetz, bedeuten würde.”
3. “‘Vice’ liebt das Wilde und Waghalsige” (nzz.ch, Martin Hitz)
Vice Media hat sich in den letzten Jahren zu “einem breit diversifizierten Imperium mit 1100 festen und 4000 freien Mitarbeitern entwickelt”, stellt Martin Hitz fest. “So ist Vice auch ein Musiklabel, ein Buchverlag, ein Event-Veranstalter, eine Filmproduktionsfirma, eine Werbeagentur und ein Werbenetzwerk; selbst ein Pub im Londoner East End nennt die Firma ihr eigen.”
4. “Emotionen für Millionen: Heftig.co und der Durchmarsch der Content-Katapulte” (get.torial.com, Tobias Lenartz)
Tobias Lenartz beschäftigt sich mit der Website Heftig.co: “Dass die ‘Inhalte’ von Heftig nahezu alle aufgewärmt sind, stört die aktuell über 920.000 Facebook-Fans offenbar ebenso wenig wie der Umstand, dass die Videos und Storys nur bedingt mit den hochgejazzten Erwartungen mithalten können. Der Trick: Heftig wärmt fast ausschließlich Geschichten auf, die sich bereits viral bewährt haben.”
5. “‘Ich dachte zuerst, es ist ein Scherz'” (sueddeutsche.de, Jonathan Fischer)
Ein Interview mit Schauspieler Marius Jung, dem Studentenvertreter Rassismus vorwerfen – er ist Autor des Buchs “Singen können die alle! Handbuch für Negerfreunde”: “Tabus führen doch nur zu noch mehr Ausgrenzung. Es hilft niemandem, wenn Menschen stammelnd vor mir stehen und nicht wissen, wie sie mich nennen sollen. Dann ist es besser, man spricht offen und angstfrei über Begriffe.”
6. “Die Stunde der Idioten” (tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt nachts unterwegs in Zürich: “Die Stunde der Idioten ist uralt. Nur ihre Zeit variiert: ‘Vor 30 Jahren war die wildeste Zeit an der Langstrasse um sechs Uhr abends. Gruppen von Geschäftsherren zogen, schon stockbetrunken, von Striplokal zu Striplokal’, so ein erfahrener Clubbetreiber. ‘Später in den 80er-Jahren lagen die Schnapsleichen um 1 Uhr im Niederdorf. Die Nutzniesser waren die uralten Prostituierten, die wie Muränen aus ihren Löchern kamen und mit einem ‘Komm, Schatzi’ die Betrunkenen in den Hauseingang zogen.'”
Vor ziemlich genau zehn Jahren ist hier der erste BILDblog-Eintrag erschienen. Das heißt: Im Sommer haben wir Geburtstag!
Das wollen wir natürlich feiern. Unter anderem auf der re:publica am 6. Mai in Berlin. Aber statt Topfschlagen und Schokokusswettessen haben wir uns ein anderes Spiel überlegt:
Dafür brauchen wir Ihre und Eure Hilfe!
Wir wünschen uns zum Geburtstag, dass Ihr Euch Quizfragen übelegt. Sie sollten natürlich mit BILDblog zu tun haben, nicht zu einfach sein, aber auch nicht zuu schwer, wenn’s geht, unterhaltsam und gerne kreativ.
Zum Beispiel:
Wie nennt man Danny DeVito, wenn er Zitronenlikör kauft?
Welchen ehemaligen Bremer SPD-Politiker nahm “Bild” im vergangenen Jahr tagelang eifrig in Schutz, nachdem dieser wegen diskriminierender Aussagen über Sinti und Roma in die Kritik geraten war?
“Bild” entdeckte 2011 auf einer Demonstration der “Pleite-Griechen” ein Hakenkreuz-Plakat. Darunter, so der Artikel, habe gestanden: “Die EU ist die Krönung aus UdSSR-Zentralismus und Glühbirnen-Faschismus”. Das stimmte aber gar nicht. Woher stammte der Spruch tatsächlich?
Und jetzt seid Ihr dran. Schickt uns Eure Vorschläge bitte bis Mittwochabend (30.4.) an [email protected]. Unter allen Einsendern verlosen wir zehn Tickets für unsere kleine Geburtstagsfeier auf der re:publica (Dienstag, 6.5., ab 18 Uhr, die Tickets sind auch gültig für die anschließende “Web Week Night”).
Also: Wühlt Euch durchs Archiv, durchforstet Eure Erinnerungen — und schenkt uns Quizfragen! Je mehr Vorschläge wir bekommen, desto toller wird’s.