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Fünf Jahre alter Steuersünder-Pranger in der Schweiz entdeckt

Eine Nachricht aus der Schweiz versetzt die deutsche Medienlandschaft seit Sonntag in Aufruhr:

Die “Tagesschau” hat gestern über die Sache berichtet die “Tagesthemen” auch, ebenso “ZDF heute”, das “heute Journal”, “RTL aktuell”, die dpa, “Spiegel Online”, Bild.de, die “Huffington Post”, “Focus Online”, FAZ.net, Web.de, News.de, “RP Online”, die Online-Auftritte von “Stern”, “Handelsblatt”, n-tv, N24, Deutschlandfunk, “Berliner Morgenpost”, “Welt” und so ziemlich jedes andere Medium in Deutschland.

Fast alle von ihnen berufen sich auf die Schweizer “Sonntagszeitung” und behaupten, dass die Schweizer Steuerverwaltung “jetzt” damit “begonnen” habe,

die Namen möglicher deutscher und anderer ausländischer Steuerbetrüger im Internet zu veröffentlichen.

Bloß: Das stimmt gar nicht. Die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) veröffentlicht solche Namen nicht erst seit Neuestem und schon gar nicht “erstmals” (Bild.de), sondern bereits seit fünf Jahren — für jedermann zugänglich im Internet.

Ein Beispiel: So klingen die Mitteilungen, die vor ein paar Tagen vom ESTV veröffentlicht wurden und über die jetzt alle schreiben:

Um die Geltendmachung des rechtlichen Gehörs zu ermöglichen, fordert die ESTV [Vorname Nachname], geboren am [Geburtsdatum], spanischer Staatsangehöriger, auf, ihr innerhalb von zehn Tagen ab Publikation der vorliegenden Mitteilung eine zur Zustellung bevollmächtigte Person in der Schweiz zu bezeichnen beziehungsweise eine aktuelle Adresse in der Schweiz mitzuteilen.

Ein Blick ins Bundesblatt-Archiv zeigt jedoch, dass es ähnliche Mitteilungen schon lange gibt, zum Beispiel die folgende, fast wortgleiche Meldung vom Juni 2013 (damals sogar noch mit Adresse):

[…] hat die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) in [Vorname Nachname], geb. [Geburtsdatum], letzte bekannte Adresse: [Adresse], Spanien, am 4. Juni 2013 die folgende Mitteilung erlassen:
– [Vorname Nachname] wird hiermit durch die ESTV aufgefordert, innert 10 Tagen ab Publikation der vorliegenden Mitteilung eine zustellungsbevollmächtigte Person, einen Vertreter oder eine Vertreterin in der Schweiz zu bezeichnen.

So verfährt die ESTV schon seit mindestens 2010. In ihrem Archiv finden sich etliche solcher Mitteilungen samt Klarnamen, Geburtsdaten, Staatsangehörigkeiten und Adressen.

Was also ist jetzt das Neue an der Geschichte? Nichts.

Aus unserer Sicht ist da gar nichts neu

teilte uns auch ESTV-Sprecher Patrick Teuscher auf Nachfrage mit. Geändert habe sich an der Praxis nichts.

Der einzige Unterschied zu früher sei, dass inzwischen deutlich mehr Amtshilfegesuche gestellt werden: 2014 erreichten das ESTV insgesamt über 2700 Anfragen von ausländischen Behörden, in den Jahren davor waren es jeweils nur halb so viele. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Namen der Betroffenen auch früher schon im Internet veröffentlicht wurden. Im Übrigen sei es auch nicht korrekt, die Betroffenen gleich als “Steuersünder” zu bezeichnen. Dass ihre Namen dort auftauchen, heiße erstmal nur, dass es steuerliche Unklarheiten gibt.

Eine (oder: die einzige) mögliche Erklärung dafür, warum die deutschen Medien jetzt plötzlich über die Namensveröffentlichung berichten, ist das geschickte Händchen von Arthur Rutishauser, dem Chefredakteur der Schweizer Sonntagszeitung. Der hatte die Story (geschrieben von ihm persönlich) am Sonntag auf der Titelseite gebracht …

… und so getan, es handele sich um eine Neuigkeit:

Jetzt veröffentlicht die Behörde die Namen von Betroffenen im Bundesblatt, das im Internet für jedermann zugänglich ist.

Mit ihrem Vorgehen brechen die Behörden beim Bankgeheimnis ein weiteres Tabu, denn jetzt ist nicht nur für den ausländischen Fiskus einsehbar, wer ein Problem mit den Steuerbehörden hat, sondern für alle.

Einst wurden Bankkundennamen gehütet wie Staatsgeheimnisse, bis heute steht ihre Weitergabe unter Strafe. Doch neuerdings stellt sie die eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) zu Dutzenden ins Netz.

(Hervorhebung von uns.)

Praktischerweise lieferte Rutishauser (der ab Frühjahr übrigens auch die Chefredaktion des „Tages-Anzeigers“ übernehmen wird) den deutschen Medien auch gleich einen deutschen Aufhänger …

…, den die Journalisten natürlich dankbar aufgriffen. Und immer schön mit Verweis auf die vermeintlichen Enthüller der “Sonntagszeitung”.

So tingelt die Geschichte seit Tagen ungeprüft durch nahezu alle deutsche Medien. Dabei hätten die Journalisten durch einen kurzen Anruf bei der Steuerverwaltung oder einen Blick ins Bundesblatt-Archiv ganz einfach selbst herausfinden können, dass die Neuigkeit eigentlich gar keine ist.

Mit Dank an Matthias M.!

Nachtrag, 27. Mai: Ein paar Journalisten haben zwischendurch dann doch noch ihren Job gemacht: Die dpa erwähnte am Montag in einer Meldung, dass im Bundesblatt-Archiv „auch Fälle aus den vergangenen Jahren zu finden“ seien. Gestern schrieb sie dann, dass sich die Sache „bei näherem Hinsehen“ als „alter Hut“ erweise. Warum sie nicht schon vorher näher hingesehen hat, schreibt sie aber nicht.

Auch die „Süddeutsche Zeitung“ hat tatsächlich selbst recherchiert und schrieb in der Ausgabe von gestern:

Wie unbekannt diese [Veröffentlichungs-]Praxis ist, lässt sich gut daran ablesen, dass das Verfahren nach SZ-Recherchen tatsächlich schon mindestens seit Anfang 2012 läuft. Ohne mediale Reaktion. Und es wäre wohl auch länger unentdeckt geblieben, wäre nicht ein Redakteur der Sonntagszeitung darauf gestoßen.

Online steht es bei der “Süddeutschen” allerdings immer noch falsch.

2. Nachtrag: Claus Kleber hat im “heute journal” (ab 9:06) gestern so eine Art Korrektur Rechtfertigung versteckt. Mehr über die traurige Verschlimmbesserung bei Stefan Niggemeier.

Youtube, Druckstückfremdeln, Eiffelturm

1. “Cheaper bandwidth or bust: How Google saved YouTube”
(arstechnica.com, Ron Amadeo)
Anlässlich des 10-jährigen Youtube-Jubiläums erinnert Ron Amadeo daran, dass Youtube es beinahe nicht geschafft hat: “Survival for the site was a near-constant battle in the early days. The company not only fought the bandwidth monster, but it faced an army of lawyers from various media companies that all wanted to shut the video service down. But thanks to cash backing from Google, the site was able to fend off the lawyers. And by staying at the forefront of Web and server technology, YouTube managed to serve videos to the entire Internet without being bankrupted by bandwidth bills.”

2. “DRUCKSTÜCKFREMDELN”
(christophkappes.de, Christoph Kappes)
Christoph Kappes hat nach längerer Zeit mal wieder ein gedrucktes Magazin in der Hand und stellt fest, dass er verlernt habe, Magazine zu lesen: „Und noch mehr: das Teilen (sharen) ist mir eine so selbstverständliche Handlung geworden, dass ich gar nicht weiß, warum ich Print lesen soll, kann ich doch diese wichtige Funktion damit gar nicht vornehmen. Warum soll ich lesen, was ich nicht teilen kann? Warum soll ich lesen, was ich nicht kopieren kann, was ich nicht kommentieren kann […].”

3. “Journalismus als Katastrophe”
(getidan.de, Georg Seeßlen)
Georg Seeßlen beobachtet eine boulevardisierung der seriösen „bürgerlichen Presse“:

Die Nachricht wird an drei emotionale Zentren gebunden. Das Private (die Geschichte eines tragischen Menschen vielleicht, die Vorführung der Opfer und ihrer Angehörigen), das Allgemeine (was machen „wir“ jetzt mit unserer Flugangst?, die Rückkopplung zu anderen Katastrophen im kollektiven Gedächtnis, „unsere“ Sicherheit) und schließlich, besonders perfid, das Nationale. Das furchtbare Unglück der Germanwings „rührt am Selbstverständnis des Konzerns – und der Nation“. So die Zeit. Das Eindringen in die Privatsphären möglichst vieler Menschen und das Aufblähen zum „Selbstverständnis einer Nation“ sind offensichtlich die beiden emotionalen Pole, zwischen denen nahezu alles möglich ist, was aus dem Wörterbuch des unmenschlichen Journalismus denkbar ist.

4. “Die neue Unübersichtlichkeit”
(taz.de, René Martens)
René Martens über teilweise unübersichtliche und intransparente Kooperation von öffentlich-rechtlichen Medien und privaten Verlagen: „Beim Thema IS arbeitete das Politmagazin [Report] aus München bisher nicht nur mit der Zeit zusammen, sondern mehrmals mit der FAZ, die gern gegen den NDR/WDR/SZ-Verbund wettert. FAZ und Report waren Anfang 2014 die Ersten, die über Islamisten berichteten, die aus Deutschland in den Krieg nach Syrien zogen. Der IS-Terror scheint zu Kooperationen zu motivieren.“

5. “Lügenpresse? Nö, wenn schon Lügeninformant!”
(alvar-freude.de, Alvar Freude)
Alvar Freude meint, dass die SPIEGEL-Redakteurin im Falle Seibert Media (siehe 6vor9 von gestern) weniger die Firma falsch darstellen wollte, als auf eine Informantin (m/w) reingefallen sei, die sauer auf das Unternehmen sei.

6. “Can someone photoshop the Eiffel Tower under my finger?”
(buzzfeed.de, Karsten Schmehl)

Tilo Jung, Peter Sloterdijk, VPRT

1. “Drei in einem Boot”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Gemäß einem “Spiegel”-Bericht hat der Verband Privater Rundfunk und Telemedien VPRT eine Rechtsaufsichtsbeschwerde gegen den Rechercheverbund von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” eingelegt: “Dieser Verbund, so der VPRT, verzerre den Wettbewerb und entspreche nicht dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Er lasse die von allen Beitragszahlern entrichtete Gebühr auch der SZ zugutekommen, stelle mithin eine kommerzielle Tätigkeit dar, verschaffe der Zeitung unbezahlbare crossmediale Vorteile und verstoße gegen das Rundfunk-, das Vergabe- und das EU-Beihilferecht.”

2. “Media blackout: would I be happier if I didn’t read the news?”
(theguardian.com, Jesse Armstrong, englisch)
Jesse Armstrong, nach eigenen Angaben ein “heavy user” von News, konsumiert während einem Monat keine Nachrichten: “Well, at this point in my life, is there any chance I will change my essential views? I’ve developed a herd-immunity theory of the news: it is probably important someone is reading about all the horrible and boring things in the world. But does that need to be me? I know how I will vote. I’m signed up to my pathetic monthly direct debits to charities and campaigning organisations. I have built a confirmation bias so strongly into my own fabric that it’s hard to imagine a fact that could wonk me. At some level, the news has become a vast apparatus for continually proving me right in my pre-existing prejudices about the world.”

3. “Ein Fehltritt, schon sind alle auf der Palme”
(faz.net, Rainer Meyer)
Die Diskussion um einen Instagram-Beitrag von Tilo Jung und seine Beziehung zu Krautreporter.de: “Der komplizierte und von diversen Interessen geprägte Konflikt macht deutlich, wie riskant die Idee werden kann, sich direkt über Leser zu finanzieren, die es zudem gewohnt sind, ihre Kritik schnell und deutlich zu äußern.”

4. “Der Fall Tilo Jung und die Empörung über die Empörung”
(publikative.org, Patrick Gensing)
Auch Patrick Gensing schreibt über Tilo Jung: “Er lässt die von ihm ausgewählten Leute ausführlich zu Wort kommen, so dass sich die Zuschauer aus einem Wust von Statements nicht nur die relevanten Stellen raussuchen sollen, sie sollen diese auch noch einordnen bzw. auf Glaubwürdigkeit / Wahrheitsgehalt überprüfen. Da wo die Arbeit des Journalisten anfängt, hört Jung & Naiv sozusagen einfach auf.”

5. “‘Der Zeitgeist ist heute grün, 
und der ist in mir auch am Werk'”
(tagesanzeiger.ch, Rudolf Burger)
Peter Sloterdijk hat sich kürzlich einen neuen Fernseher einbauen lassen, “aber nur, um festzustellen, dass ich ihn nicht brauche”: “Fast jedes Mal, wenn ich doch noch fernsehe, beobachte ich Dinge, die mir nicht gefallen. An manchen Tagen gibt es nur noch Müll, der unterbrochen wird von Abfall, der unterbrochen wird von Schwachsinn.”

6. “Missverständliche Titel II: ‘BZ'”
(blogs.taz.de/reptilienfonds, Jakob Hein)

Johannes Kram, Tages-Anzeiger, Stefanie

1. “Hauptsache, die Story knallt”
(tagesspiegel.de, Patrick Wildermann)
Patrick Wildermann stellt Johannes Kram vor, Autor des Theaterstücks “Seite Eins”: “‘Seite Eins’ legt vielmehr ein System der multiplen Verflechtungen offen, an dem auch die Leser oder Zuschauer mit ihrer Lust am Untergang anderer beteiligt sind. ‘Wenn man sich die Fernsehboulevard-Magazine anschaut, Wahnsinn, was für ein Verkehrsunfall-Porno da stattfindet’, findet Kram, ‘und das sind öffentlich-rechtliche Sender’.”

2. “‘Es ist einfacher, irgendeine Indiskretion über Parteifreunde in den Medien zu platzieren als ein politisches Konzept'”
(zeit.de, Christopher Lauer)
Christopher Lauer schreibt über die Skandalisierungsprozesse zwischen Politikern und Journalisten: “Große öffentliche Debatten werden vielleicht über das Internet beschleunigt, aber noch immer von den klassischen Medien bestimmt. Es ist also an Journalisten, so banal und naiv das jetzt klingt, sich zu entscheiden, worüber sie wie berichten wollen.” Siehe dazu auch “‘Diese Spirale wird nicht nur von den Bürgern gedreht'” (tagesanzeiger.ch, Philipp Loser).

3. “Keine Motivation mehr für den Tagi”
(edito.ch, Philipp Cueni und Bettina Büsser)
Bruno Schletti, Ex-Wirtschaftsredakteur beim “Tages-Anzeiger”, redet über die Auswirkungen von Sparmaßnahmen bei Tamedia: “Kaum eine Morgensitzung beginnt mit der Frage: Was sind die relevanten Geschichten? Man schlägt die naheliegenden Themen vor, die sich innerhalb nützlicher Frist realisieren lassen – letztlich eine Überlebensfrage, da das Unternehmen Überstunden nicht zu zahlen gewillt ist. Honoriert wird nicht Qualität oder Engagement. Entscheidend ist am Ende des Tages, dass das Blatt voll ist. Es gibt also kein inhaltliches Teamdenken, kaum inhaltliche Diskussionen, auch werden Beiträge nicht wie früher von der Redaktion begleitet und nicht mehr gegengelesen. Die journalistische Qualität geht an allen Ecken und Enden vor die Hunde.”

4. “‘Es mangelt in erster Linie an der Erfahrung'”
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Res Strehle, Chefredakteur des “Tages-Anzeigers”, gibt Auskunft, warum Führungspositionen trotz ausdrücklich formulierten Absichten nicht mit Frauen besetzt wurden.

5. “Das Glaubwürdigkeitsproblem der YouTube-Prominenz”
(buggisch.wordpress.com)
Wenn es um Werbung geht, “verwendet der YouTube-Kumpel von nebenan aber exakt dieselben Methoden wie der börsennotierte Medienkonzern”, bemängelt Christian Buggisch: “Dabei wäre die Sache ganz einfach: ‘Für dieses Video habe ich Geld von der Techniker Krankenkasse bekommen.’ Ein solcher Satz vom YouTuber im Video gesprochen (und nicht nur klein ein- und ausgeblendet) sowie in der Videobeschreibung vermerkt, und ich wäre zufrieden.”

6. “Ich bin Stefanie”
(ichbinstefanie.ch)

Avarija, E-Zigaretten, Tatort

1. “Wie aus einer Panne ein Atomunfall wurde”
(tagesschau.de, Bernd Großheim)
Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk verwendet an einer Pressekonferenz das Wort “Avarija” im Zusammenhang mit einem Atomkraftwerk, worauf Journalisten eine Katastrophe fürchten.

2. “Für keine Handvoll Dollar”
(tagesspiegel.de, Patrick Wehner)
In der syrischen Stadt Homs dient Abu Emad Journalisten von BBC und CNN als Informant: “Abu Emad sagt, er habe die Journalisten ein paar Mal nach Geld gefragt, um das Internet bezahlen zu können. Und um die Akkus seiner Kamera und seines Handys aufladen zu können. Bekommen habe er nichts. ‘Vor ein paar Wochen habe ich mit einer CNN-Moderatorin telefoniert. Ich habe ihr gesagt, dass das Leben gerade richtig hart ist. Dass ich ein paar Dollar gut gebrauchen könnte.’ Sie habe geantwortet, ihr Sender könne ihm nichts bezahlen. Die Journalisten müssten unparteiisch bleiben. Bei allen anderen Medien sei es ganz genauso gewesen, sagt Abu Emad.”

3. “‘Ich muss weitermachen'”
(taz.de, Anne Fromm)
Ein Interview mit der afghanischen Journalistin Farida Nekzad: “Dass heute fast jeder Afghane ein Handy besitzt, ist der größte Fortschritt der letzten Jahrzehnte. Das eröffnet uns Journalisten ganz neue Möglichkeiten: Plötzlich erreichen wir junge Leute und Frauen – und vor allem sie uns.”

4. “Ein Ausflug in die Datenminen”
(krautreporter.de, Theresia Enzensberger und Hannes Grassegger)
Handel mit persönlichen Daten von Lesern: “Während die Redaktion der ‘Zeit’ seit Jahren engagiert gegen den Datendiebstahl durch Geheimdienste anschreibt und über die Gefahren des Missbrauchs persönlicher Daten aufklärt, bietet der Verlag des Blattes seine eigenen Kundendaten auf dem freien Markt an.”

5. “Keine Panik, liebe Raucher: Ihr dürft auf E-Zigis umsteigen”
(watson.ch, Roman Rey)
Watson.ch dementiert den eigenen Artikel “E-Zigaretten sind schädlicher als klassischer Tabak”, der jedoch unverändert online bleibt inzwischen mit einem Hinweis versehen wurde.

6. “Krimisendung ‘Tatort’: 12 Fußballer als verdächtige Verbrecher”
(90minuten.at, Martin Böswarth)
Fahndungsfotos im “Tatort”, die aus dem Panini-Album stammen.

Neue Bild Zeitung, Wolfgang Kubicki, Peter Sloterdijk

1. “Skurril – Gegen-‘Bild’ der DDR”
(ndr.de, Video, 5:03 Minuten)
Ein Bericht über das in Berlin Mitte von 1957 bis mindestens 1963 produzierte DDR-Produkt “Neue Bild Zeitung”, deren Produzenten unbekannt blieben, jedoch klare Aufträge hatten: “Propagierung der DDR” beispielsweise oder “Enthüllung der Bonner Politik”. Siehe dazu auch ein Interview mit Stefan Wolle vom DDR-Museum Berlin (ndr.de, Video, 33:51 Minuten).

2. “Wolfgang Kubicki: ‘Bild ist keine Zeitung, die in die Tiefe geht'”
(vocer.org, Maren Christoffer)
Was FDP-Politiker Wolfgang Kubicki über “Bild” denkt: “Bild macht Meinung. Und zwar ganz bewusst und auch ganz nachdrücklich. Das kann man daran feststellen, dass man – ich auch – gelegentlich Anrufe bekommt und ein Redakteur sagt: ‘Wir haben Folgendes vor, können wir Sie damit zitieren?’ Es wird also nicht nach der Haltung zu einem Thema gefragt. Sie wollen etwas transportieren und brauchen dann einen Namen, den sie damit in Verbindung bringen können.”

3. “Zwischen gut gemeint und gut gemacht”
(ndr.de, Patrick Gensing und Andrej Reisin)
Patrick Gensing und Andrej Reisin machen sich Gedanken zur am Sonntag beginnenden ARD-Themenwoche “Toleranz”: “Dass Angehörige der stigmatisierten Gruppen eben nicht die Wahl haben, welches Maß an Ausgrenzung oder ‘Toleranz’ der Mehrheitsgesellschaft sie erdulden wollen – diese Erkenntnis scheint den Programmverantwortlichen der beworbenen Sendung noch nie gekommen zu sein.”

4. “Die Medienoffensive des Kreml”
(deutschlandfunk.de, Gesine Dornblüth)
Gesine Dornblüth berichtet von einer Medienoffensive von Russlands Führung: “Büros und Pressezentren in mehr als 130 Städten in 34 Ländern. Ein eigener Nachrichtendienst, Sputniknews, in vier Sprachen: Englisch, Spanisch, Arabisch, Chinesisch. Radio und Multimediaangebote in 30 Sprachen, darunter auch auf Deutsch. All das ab 2015. Bisher funktioniert nur die englische Website.”

5. “Von der Torheit der Gratis-Kultur”
(horizont.at, Antje Plaikner)
Christoph Fasel hält es für “eine Torheit, die ­kostbare Ware Journalismus zu verschenken. Wenn ich mein Produkt verschenke, habe ich nichts mehr, worauf ich meinen Erwerb aufbauen kann. Und genauso ist das schon im Rahmen der ersten Internethysterie passiert.”

6. “‘Man denkt an mich, also bin ich'”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Sven Michaelsen)
Sven Michaelsen befragt Philosoph Peter Sloterdijk.

Emergent, Eikonal, Islamischer Staat

1. “Gerüchte-Check: Emergent enthüllt falsche Informationen im Internet”
(t3n.de, Jörn Brien)
Jörn Brien stellt Emergent vor: “Die Website-Betreiber suchen nach aktuell hochgehandelten Gerüchten, sie tragen sie gemeinsam mit den verschiedenen Quellen in eine Datenbank ein. Dann wird unterschieden, welche Websites die Story als wahr beschreiben, welche das Gerücht als falsch entlarven und welche die Geschichte einfach übernommen haben.”

2. “Unnötiger Stress mit Google”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Mit Verwunderung registriert Rainer Stadler “die etatistischen Verrenkungen, mit denen Deutschland den globalen Vorstoss der digitalen Kapitalisten aus dem kalifornischen Silicon Valley parieren will”: “Die deutschen Verlage verdrehen ein Win-win-Geschäft in ein Lose-lose-Geschäft.”

3. “Im rechtsfreien Raum”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Thomas Stadler schreibt über Recherchen zum Projekt “Eikonal”: “Die Berichterstattung der SZ belegt also, dass beim BND ein organisierter und systematischer Rechtsbruch stattfindet und dies mit Genehmigung der Bundesregierung und teilweiser Billigung des Parlaments. Der BND bewegt sich faktisch im rechtsfreien Raum und schreckt auch vor einem offensichtlichen Rechts- und Verfassungsbruch nicht zurück.”

4. “Ratgeber: Behörden zur Auskunft zwingen”
(correctiv.org, Daniel Drepper)
Eine kostenlose Broschüre “mit den wichtigsten Tipps zu den Auskunftsrechten in Deutschland”.

5. “‘Ich glaub, das steht irgendwo im Koran'”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Frederik Obermaier und Marie Delhaes)
Ein Interview mit Erhan A. aus Kempten, einem Anhänger der Organisation Islamischer Staat: “Wir haben uns Nachrichten angeschaut, ARD und ZDF und so, aber uns war schnell klar: Da wird nur Scheiße berichtet. Da haben wir uns dann im Internet Videos angeguckt. (…) Ich würde sogar meine Familie töten, wenn sie sich gegen den Islamischen Staat stellt.”

6. “Kunstaktion stellt Schwule bloß”
(berliner-zeitung.de, Patrick Schirmer Sastre)
Ein Kunstprojekt eines Berliner Theaters zeigt über eine Dating-App geführte Gespräche auf einer LED-Wand. “Cornelius Puschke vom Projektteam des Veranstalters erklärte am Freitag, man habe mit heftigen Reaktionen gerechnet. ‘Wir haben gehofft, dass es niemanden verletzt, was wir auf der LED-Wand zeigen. Inzwischen haben wir festgestellt, dass es das doch tut.'”

Judith Rakers, Thorsten Legat, Ebola

1. “Ein Koffer voller Mitleid: Judith Rakers im Betroffenheits-TV”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader schaut “Schicksal Armutsfalle – mit Judith Rakers” (ndr.de, Video, 28:57 Minuten): “Diese halbe Stunde festzementierte Chancenlosigkeit ist eine unfassbare Herabsetzung all derer, die daran glauben, dass es sich zu kämpfen lohnt, um die eigene Situation zu verbessern – und auch deshalb so perfide, weil sich Rakers am Ende wieder den Blazer überstreift, um sich im selben Ton, mit dem man Kleinkinder tröstet, die gerade vom Dreirad gekippt sind, von ihrer Protagonistin zu verabschieden: ‘Danke, dass ich in dein Leben gucken durfte.'”

2. “‘Krone’ zündelt mit unwahrer Titelstory gegen Asylwerber”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die “Kronen-Zeitung”-Titelgeschichten “Für Flüchtlinge Frau gekündigt” und “Zweihundert Wohnungen an Flüchtlinge” in der Analyse von Hans Kirchmeyr.

3. “Ebola-Falschmeldung verbreitet sich rasant”
(merkur-online.de, Patrick Wehner)
Ein Mann aus Somalia muss sich am Hauptbahnhof in München übergeben, worauf Ebola-Fehlalarm ausgelöst wird: “Die Medienhäuser ließen ihre Reporter in Scharen ausschwärmen. Mit Kameras, Fotoapparaten und nett gemeinten Wünschen, gesund zu bleiben. Dass es in Somalia zwar alles Mögliche gibt, wie zum Beispiel Hungersnöte und Warlords, aber bislang nicht einen einzigen Ebola-Fall: wurscht.”

4. “Legats falsche Freunde”
(reviersport.de, Ulrich Homann)
Ulrich Homann kommentiert die “Bild”-Titelschlagzeile “Bundesliga-Star Thorsten Legat (45): Mein Vater hat mich sexuell missbraucht!”.

5. “Fokussierung auf hochwertige Publizistik”
(nzz.ch, Etienne Jornod)
Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod bezeichnet “die Herstellung hochwertiger journalistischer Angebote” sowie “Relevanz, profilierte Meinungen und Recherche” als das Kerngeschäft der NZZ-Mediengruppe: “Wir haben viel Zeit verloren. Entsprechend müssen wir nun rasch und entschieden, aber auch mit grosser Sorgfalt reagieren. Eine Lehre ist, sich frühzeitig mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Ich kenne keine andere Industrie, die so wenig in Forschung und Entwicklung investiert wie die der Medien. Die Medienbranche hat ihre eigene Revolution verschlafen.”

6. “Erneute Attacke auf RUNDSCHAU-Redaktion”
(lr-online.de, Sascha Klein)
Die Lokalredaktion der “Lausitzer Rundschau” in Spremberg wird mit Naziparolen verunstaltet. “RUNDSCHAU-Chefredakteur Johannes M. Fischer verurteilte die Tat: ‘Der Überfall hat offenkundig mit unserer Berichterstattung über einen Prozess gegen gewalttätige Neonazis zu tun. Es bleibt dabei: Einschüchterung funktioniert bei uns nicht. Wer uns schlagen will, trifft sich selbst.'” Siehe dazu auch “Nicht mit uns!” (lr-online.de, Johannes M. Fischer).

Quotenhits, Ukraine Today, Floskeln

1. “In eigener Sache”
(faz.net, Patrick Bernau, Rainer Hank und Winand von Petersdorff)
Ein Team der FAS setzt sich unbeschönigend mit der Zeitungskrise auseinander, die auch die “Frankfurter Allgemeine” bedroht: “Wir Journalisten haben das Monopol als Experten für Nachrichten und Kommentare ein für alle Mal verloren. Für die Leser ist die neue, vielfältige Welt großartig. Die Journalisten allerdings sind entmachtet. Ihre Hoffnung bleibt, dass sie doch noch gebraucht werden.”

2. “Das Fernsehen nimmt uns nicht ernst, nur unser Geld”
(blogs.stern.de/programmstoerer, Peer Schader)
“Für ein paar halbwegs sichere Quotenhits” haben NDR und ZDF die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt, stellt Peer Schader zum Skandal um manipulierte Rankingshows fest: “Und die Zuschauer werden sich fragen: Wenn ihr uns schon bei solchen Banalitäten hinters Licht führt – was passiert dann erst, wenn’s mal um was Wichtiges geht?”

3. “Ukraine Today: Schachzug im Propagandakrieg”
(ostpol.de, Simone Brunner)
Mit Geld von Multimilliardär Ihor Kolomojski startet am 24. August ein neuer TV-Sender mit Nachrichten rund um die Uhr: “Ukraine Today”. “Die Mission: Das Ausland über die Vorgänge in der Ukraine zu informieren – im Kampf gegen die russische Propaganda.”

4. “Floskelwolke”
(floskelwolke.de, Udo Stiehl und Sebastian Pertsch)
Die Floskelwolke zeigt zweimal täglich, welche Phrasen von den Medien gerade “besonders intensiv gedroschen werden”.

5. “Medienbranche: Verschlankt den Schwachsinn”
(spiegel.de, Sibylle Berg)
Sibylle Berg fragt, ob es bei den Medienkonsumenten nicht “ein Bedürfnis nach Ruhe geben könnte, nach Verschlankung des Schwachsinns”? “Die Entscheidungen, die in den Fernsehanstalten, in den Medienhäusern, in allen Bereichen, die sich seit 20 Jahren (!) einer großen Wandlung unterziehen, getroffen werden, zielen auf: mehr.”

6. “Welcome To The Modern Headline Builder”
(thedoghousediaries.com, englisch)

Viralplattformen, Stuttgart21, Glenn Greenwald

1. “Heftig.co & Urheberrecht – Ein erfolgreiches, aber riskantes Geschäftsmodell”
(rechtzweinull.de, Carsten Ulbricht)
Ein Blick auf das Geschäftsmodell von Viralplattformen aus urheberrechtlicher Sicht: “Die schlichte Übernahme fremder (übersetzter) Texte, Bilder und Videos stellt sich ohne entsprechende Zustimmung des Rechteinhabers nach deutschem Recht in aller Regel als Urheberrechtsverletzung dar. Der Rechteinhaber kann im Wege der Abmahnung oder Klage Unterlassungs-, Kostenerstattungs- und Schadenersatzansprüche gegen die Betreiberfirma (bzw. in vielen Fällen auch gegen die Geschäftsführer persönlich) geltend machen.”

2. “Die Klickdiebe”
(journalist.de, Jakob Schulz)
Auch Jakob Schulz widmet sich dem Erfolg von Boulevardportalen, die auf virale Inhalte setzen: “Die Macher setzen auf die Gelangweilten dieser Welt, die sich über leicht zu konsumierende Inhalte freuen.”

3. “Fakten, Fakten, Fakten und glatte Lügen”
(kontextwochenzeitung.de)
Focus.de behauptet in einer “Leserdebatte” zu Stuttgart21 zunächst: “Die Gegner trieben die Kosten von 2,4 Milliarden Euro auf 6,5 Milliarden Euro.”

4. “American Empire – Glenn Greenwald – Jung & Naiv: Episode 168”
(youtube.com, Video, 47:37 Minuten, englisch)
Tilo Jung befragt Glenn Greenwald am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Siehe dazu auch das Transkript der Folge (netzpolitik.org).

5. “Mit unserer Anleitung basteln Sie sich in fünf Minuten ein Drehbuch, das es mit jedem Sonntagabendfilm auf SRF aufnehmen kann”
(watson.ch, Simone Meier und Patrick Toggweiler)
Ein Plotgenerator für den Sonntagabendfilm im Schweizer Fernsehen.

6. “Erspart dir den Klick”
(twitter.com/Erspartdenklick)

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