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Sotschi, Berlinale, Nachrichten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Möwen folgen Fischkutter”
(sueddeutsche.de, Ruth Schneeberger)
Ruth Schneeberger beobachtet Journalisten-“Trickser” am Filmfestival Berlinale: “Mal gibt ein älterer Franzose Herzprobleme vor, weshalb er unbedingt noch zur Pressekonferenz mit George Clooney müsse, doch die Ordner bleiben hart. Komischerweise ist er auf den folgenden Terminen auch immer wieder da und wirkt putzmunter. Ein anderer versucht sich durch möglichst seriöses Aussehen dort reinzuschummeln, wo so viele andere bereits abgewiesen wurden – er trägt eine hoch angesehene Zeitung unterm Arm, Schal überm Hemd, und er blickt durchdringend intellektuell durch eine Hornbrille.”

2. “40/365: asap”
(einsneunsiebenzwei.de, Daniela Warndorf)
Eine “hektische Redakteurin einer großen Frauenzeitschrift” drängt Daniela Warndorf dazu, “asap ein paar Fotos” von ihrem Balkon zu schicken.

3. “Noch ein olympisches Milliardengrab”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller zweifelt daran, dass die Eröffnungsfeier der Winterspiele in Sotschi von “rund drei Milliarden” Fernsehzuschauern verfolgt wurde, wie Spiegel.de oder Welt.de behaupten.

4. “Wenn Diekmann sich korrigiert”
(pantelouris.de)
“Bild” habe “ein eingespieltes Verfahren, ihre Lügengeschichten nachträglich gefühlt zu rechtfertigen”, schreibt Michalis Pantelouris. “Sie konfrontiert einen Angegriffenen damit und wertet die Tatsache, dass er mit der Bild überhaupt noch redet, als Beweis dafür, dass es so falsch nicht gewesen sein kann.”

5. “Ohne die Nachrichten gäbe es die Welt nicht”
(welt.de, Andreas Rosenfelder)
Andreas Rosenfelder definiert, der Job der Feuilletonisten bestehe darin, “die tägliche Nachrichtenlage als Steinbruch zu benutzen und große Erzählungen zu finden, die das oft ziemlich sinnlose Einzelereignis an den Kosmos der Ideen anschließen”.

6. “Sportler als unpolitische Wesen? #Menschenrechte als politische Propaganda? #Sochi2014 #Putin #IOC”
(jensweinreich.de)
Jens Weinreich widmet sich ausführlich der Frage, ob Sportler unpolitische Wesen sind: “Ich sage sogar ziemlich überzeugt, dass Sportlern, die sich in Sotschi mit Gesten und Worten äußern, keine Gefahr droht. Nicht einmal vom IOC.”

Der selbstgemachte ZDF-“Publikumsrat”

Die “Süddeutsche Zeitung” hat heute scheinbar schlechte Nachrichten für den ZDF-Moderator Markus Lanz:

Mehr Ärger für Lanz

Der ZDF-Publikumsrat hat eine Programmbeschwerde wegen des umstrittenen Interviews in der Talksendung Markus Lanz eingereicht. Lanz’ Befragung der Politikerin Sahra Wagenknecht im Januar habe gegen Programmgrundsätze und das journalistische Ethos verstoßen, heißt es in dem Schreiben an den ZDF-Fernsehrat. Der Sender müsse sich mit der Kritik, die unter anderem in einer mehr als 200000 Mal unterzeichneten Petition gegen den Moderator öffentlich wurde, auseinandersetzen, sagte Sprecherin Sabine Schiffer. Man hoffe auf eine Rüge.

Aha, der ZDF-Publikumsrat, soso.

Es gibt keinen ZDF-Publikumsrat. Es gibt eine Initiative von Leuten, die finden, dass es einen “Publikumsrat” für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben sollte und schon mal eine entsprechende Internetseite aufgesetzt haben. Sie haben eine Programmbeschwerde an den ZDF-Fernsehrat formuliert, was jeder Zuschauer tun kann, und diese veröffentlicht. Wohl nicht zuletzt, um Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu bekommen: einen “Publikumsrat” zu installieren. Den es, wie gesagt, nicht gibt.

Die “Süddeutsche Zeitung” hat den Wunsch dieser Privatinitiative nun in ganz besonderer Weise dadurch erfüllt, dass sie sie wie eine etabliertes, offizielles Gremium behandelt: “den ZDF-Publikumsrat”. Und dass sie so tut, als sei eine Programmbeschwerde von zwei Frauen, die dem real-existierenden ZDF-Fernsehrat abschließend mitteilen, dass sie “für weitere Gespräche gerne zur Verfügung stehen”, etwas anderes als irgendeine Programmbeschwerde von zwei Zuschauerinnen oder Zuschauern, und als bedeute das nun besonderen “Ärger” für Markus Lanz.

Der Unsinn wird nun von anderen Medien weitergetragen. Die Boulevard-Agentur “Spot.On” spricht ahnungslos von einer “offiziellen Beschwerde”, was entsprechend zu folgender Meldung auf “Focus Online” führt:

Offizielle Beschwerde: Wird es jetzt ernst für Markus Lanz?

Auch der Branchendienst turi2 weiß es nicht besser:

Markus Lanz bekommt noch mehr Ärger wegen des umstrittenen Interviews mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht: Der ZDF-Publikumsrat hat beim ZDF-Fernsehrat eine Programmbeschwerde eingereicht. Lanz habe gegen Programmgrundsätze und das journalistische Ethos verstoßen, schreibt Sprecherin Sabine Schiffer. Sie verlangt eine Rüge.

Der “neue Ärger” für Markus Lanz besteht insofern im Wesentlichen darin, dass man sich nur “Publikumsrat” nennen muss, um von Journalisten dafür gehalten zu werden.

Nachtrag, 15:10 Uhr. Die “SZ” hat ihren Artikel online überarbeitet und um die Sätze ergänzt:

In einer früheren Version dieser Meldung konnte der Eindruck entstehen, mit dem „Publikumsrat“ wende sich ein offizielles ZDF-Gremium gegen Moderator Markus Lanz. Tatsächlich muss sich der Fernsehrat mit der Beschwerde einer privaten Initiative befassen.

Auch “Focus Online” und turi2 haben ihre Meldungen korrigiert. Dafür verbreitet nun die “Bunte” online die Mär vom “ZDF-Publikumsrat”.

Nachtrag, 20:35 Uhr. Der Bunte.de-Artikel ist wieder verschwunden.

Sotschi, GNTM, Homestorys

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Als CNN ein Foto aus Sotschi von mir wollte”
(wienerzeitung.at, Simon Rosner)
Simon Rosner macht in Wien ein Foto und veröffentlicht es in diesem Tweet, was zu fast 500 Retweets und einer Anfrage von CNN führt. Sein Korrekturtweet erhält vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Siehe dazu auch “8 Viral Sochi Olympics Photos That Are Total Lies” (paleofuture.gizmodo.com, englisch) und “Kein iPhone-Verbot in Sotschi” (nzz.ch, Henning Steier).

2. “‘Stellen Sie das doch endlich ab!'”
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Deutschsprachige Kulturjournalisten schreiben sich nach einer Pressemitteilung eines österreichischen Verlags gegenseitig haufenweise E-Mails. Siehe dazu auch “Meta-Spam 2.0” (lesenmitlinks.de, Jan Drees).

3. “Die Dunkelheit unterm Zucker-Candy – Teil I”
(titel-kulturmagazin.net, Jan Fischer)
Jan Fischer analysiert das Erzählkonzept von Germany’s Next Topmodel: “Das Spannende – und wirklich Interessante – daran, wie diese alte Geschichte der Heldinnenreise erzählt wird, ist, dass wir nicht wissen, wer die Heldin ist – das ist eine Variante der Geschichte, die es nur selten gibt. Wir folgen nicht nur der Hauptfigur. Wir sehen auch, wie diejenigen scheitern, die es nicht zur Hauptfigur schaffen.”

4. “Pesto statt Politik”
(taz.de, Steffi Dobmeier)
Die Geschäftsideen von Journalisten, die sich nach Restrukturierungen neu orientieren müssen: Delikatessen, Glückskekse, Coaching.

5. “Wahlkampf aus dem Wohnzimmer”
(bernerzeitung.ch, Stefan von Bergen und Christoph Aebischer)
Die Homestorys der “Schweizer Illustrierten”: “Die paar wenigen Politiker, die Homestorys verweigern, stören sich auch an der Überhöhung des Privaten zum Idyll.”

6. “Freiberg TV Investigativer Journalismus at its Best!”
(youtube.com, Video, 2:21 Minuten)
Ein Reporter steht an einer Kreuzung, an der sich viele Unfälle ereignen – was die Realität beweist (bei Sekunde 56).

Hans Leyendecker, Native Advertising, Blogger

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die aufgewärmte Nachricht”
(berliner-zeitung.de, Steven Geyer)
Ein Investigativteam unter der Leitung von Georg Mascolo enthüllt eine bereits publizierte Nachricht, die von deutschen Medien bereitwillig als Neuigkeit akzeptiert und verbreitet wird. “So beweist der erste Scoop des neuen, mächtigen Recherche-Trios zunächst nur seine Marktmacht: Wer direkten Zugriff auf die Tagesschau und eine der größten Zeitungen hat, kann leicht sein Thema auf die Agenda setzen.”

2. “Ideale muss man sich erst leisten können”
(medienwoche.ch, Carmen Epp)
Carmen Epp reflektiert einen Besuch von Hans Leyendecker und Ulrik Haagerup an der Journalistenschule MAZ: “Sie leben und arbeiten auf der Sonnenseite des Berufs, verglichen mit der Situation der genannten Jungjournalisten. Sie können sich ihre Prinzipien leisten, ohne um ihre Anstellung bangen zu müssen. Und dann voller Überzeugung öffentlich darüber reden, wie der ideale Journalismus aussieht, auszusehen hätte – wenn denn nur alle so wären wie sie.” Siehe dazu auch das “Journalist Guest Speaker Cliché Bingo” (jimromenesko.com, englisch).

3. “Bundestag sperrt Blogger aus”
(taz.de, Kristiana Ludwig)
Blogger werden von der Pressestelle des Deutschen Bundestags nicht akkreditiert, weil sie keine Journalisten seien. Dabei sind weder Journalist noch Blogger geschützte Berufsbezeichnungen, wie Hendrik Zörner vom DJV erklärt.

5. “Darf Werbung Inhalt sein?”
(journalist.de, Kathi Preppner)
Eine Umfrage zum Thema Native Advertising. Rüdiger Ditz, Chefredakteur “Spiegel Online”: “Bei uns gibt es kein Native Advertising, und das wird sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern.”

5. “Das ‘Spiegel’-Porträt über Mathias Döpfner: ‘Die Angst, abgehängt zu werden'”
(newsroom.de, Günther Rager)
Günther Rager sieht im “Spiegel”-Porträt von Mathias Döpfner “eine rührende Systemkritik”. “Springer begehe einen Verrat am Journalismus, lautet der pauschale Vorwurf, der weder ernsthaft erörtert noch belegt wird. Das lässt entweder auf eine Rückwärtsgewandtheit des Spiegel-Autors schließen – oder auf die Furcht, abgehängt zu werden.”

6. “Als der Löwentrainer ging und keiner richtig hinsah”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Trainerentlassungen in der Fußball-Bundesliga, damals und heute.

APO außer sich

Die derzeitige Opposition ist der “Bild”-Zeitung ja bekanntlich viel zu schwach, zu links, zu klein und zu machtlos, und auf diesen “Linken-Fraktionschef, der einst SED-Mann war und beste Kontakte zur Stasi hatte”, will sie sich erst recht nicht verlassen. Deshalb hat das Blatt vor ein paar Wochen mit viel Tamtam die “Bild-APO” gegründet und versprochen, den Oppositionsposten fortan zu übernehmen:

BILD wird der neuen Regierung bei jeder Gelegenheit auf die Finger hauen! Hart. Schmerzvoll. Und ohne Gnade.

“Bei jeder Gelegenheit.” Gestern Abend zum Beispiel. Zuvor hatten nämlich das Magazin “Kontraste” und die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass die Bundesregierung viel Geld in eine Kampagne investiere, die ein Rentenpaket bewirbt, das aber noch gar nicht beschlossen sei. Und so etwas lässt eine “Bild-APO” nicht kommentarlos auf sich sitzen.

Renten-Reformen - GroKo schaltet Mega-Kampagne für 1,15 Mrd. Euro! - Dabei hat der Bundestag noch nicht mal zugestimmt

Ja, Sie haben richtig gelesen: 1,15 Milliarden Euro! Die Bundesregierung kauft von dem Geld nämlich nicht nur Plakate, Online-Werbung, Anzeigen und eine eigene Website, sondern auch Kaviar und Austern, einen schicken Film von Steven Spielberg und eine mehrmonatige Kreuzfahrt für jeden beteiligten Minister.

Natürlich alles Quatsch. In Wahrheit kostet die Kampagne 1,15 Millionen. So steht es auch in den Berichten, aus denen Bild.de zitiert.

Gut, so ein Tippfehler kann ja jedem mal durchflutschen. Nur: In diesem Fall war es gar kein Tippfehler. Der Autor glaubte offenbar ernsthaft (!), die Bundesregierung würde über eine Milliarde (!) Euro für diese Werbekampagne ausgeben. Er konnte es zumindest nicht oft genug erwähnen:

Die GroKo schert sich nicht um die schwache Opposition – und gibt schon Milliarden für eine Kampagne aus, ohne dass der Bundestag die Reform überhaupt beschlossen hat!

Stolz [sic!] 1,15 Mrd. Euro soll die Werbe-Kampagne kosten.

Ein Sprecher des Ministeriums verteidigte die Milliarden-Ausgabe

Heute Morgen hat Bild.de aus “Milliarden” dann unauffällig überall “Millionen” gemacht.

So funktioniert die Oppositionsarbeit bei “Bild”: Erst wird draufgehauen. Hart. Schmerzvoll. Und ohne Gnade. Das Nachdenken kommt dann später irgendwann. Und wenn man einen Fehler macht, tut man so, als sei nichts gewesen.

Mit Dank an Alex, Philipp R., Veeck, Klaus, Christian V. und Maximilian P.

Griechenland, Glibber, Tonga

6 vor 9

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1. “Warum die Griechen nicht reich sind”
(wsj.de, Hans Bentzien)
Wie Michalis Pantelouris (BILDblog berichtete) schreibt auch Hans Bentzien zur “Bild”-Titelschlagzeile “Griechen reicher als wir”: “Griechenland ist eine Volkswirtschaft, die seit 2008 knapp ein Viertel ihrer Wirtschaftskraft eingebüßt hat, während die deutsche um 3 Prozent zulegte. Die Arbeitslosenquote Griechenlands ist von 8 auf 27 Prozent gestiegen, die Deutschlands von 8 auf 7 Prozent gesunken. Die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen der Griechen sind in dieser Zeit um knapp 20 Prozent zurückgegangen, die der Deutschen dagegen um 12 Prozent gestiegen.”

2. “Bild: Keine fünf Wahrheiten über Energiekosten”
(klima-luegendetektor.de)
Die “Bild”-Titelschlagzeile “Strom wird NOCH teurer!” vom 31. Januar in der Analyse.

3. “Durchgezappt”
(ndr.de, Video, 2:08 Minuten)
Ein Rodler aus Tonga nimmt den Namen eines Unterhosenherstellers an – so gerät die Marke in den redaktionellen Teil von “Bild” und “Hamburger Morgenpost”.

4. “Netznutzer entdecken ihre Liebe zu den guten Nachrichten”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Tagtäglich finden “konstruktiv-nachdenkliche, inspirierende und optimistische Botschaften enthaltende Texte, Clips und Fotos über das Social Web zu den Menschen”, bemerkt Martin Weigert, und erkennt darin eine “Antithese zur traditionellen Presse”, wo es oft um “Mord, Totschlag oder Skandale geht”.

5. “Plötzlich Glibber”
(jule-stinkesocke.blogspot.de)
Jule Stinkesocke denkt nach über den Umgang mit Sexualität in einem Wohnprojekt von Behinderten.

6. “Himmelblau ist die Hoffnung”
(neues-deutschland.de, Tobias Riegel)
Tobias Riegel malt sich in einem “überdrehten Gedankenspiel” aus, wie es wäre, wenn eine “Demokratie”-Bewegung die US-Regierung attackieren würde.

MoPo, Schwarzer, Lokalbabbler

6 vor 9

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1. “‘Bitte kehren Sie um, aber tun sie es ohne mich…'”
(journalist.de, Jan Freitag)
In einem offenen Brief kündigt der freie Journalist seine weitere Mitarbeit bei der “Hamburger Morgenpost”. Sein Vorwurf: Kampagnenjournalismus zu den Demonstrationen rund um die Rote Flora in Hamburg. Chefredakteur Frank Niggemeier antwortet in den Kommentaren.

2. “Darf der Bundestag von Bloggern einen Presseausweis verlangen?”
(telemedicus.info, Jonas Kahl)
Nachdem die Pressestelle des Bundestages mehreren Bloggern die Akkreditierung verweigert hat, analysiert der Jurist die Zulassungsbedingungen. “Blogs sind keine Presse zweiter Klasse. Blogger sind genauso wie hauptberufliche Journalisten durch die Pressefreiheit geschützt. Unterschiede können nur einzelfallbezogen gemacht werden, nicht aber generell.”

3. “Wie Alice Schwarzer ihren Fall selbst zum Medienthema machte”
(vocer.org, Ralf Höcker)
Rechtsanwalt Ralf Höcker stellt die Frage, ob Medien über Alice Schwarzers Steuerhinterziehung berichten dürfen. Seine Fazit: Die “Spiegel”-Veröffentlichung war unzulässig. “Das sogenannte ‘Recht zum Gegenschlag’ steht nach deutschem Presserecht nur ihrem Opfer Jörg Kachelmann zu, nicht aber den Medien. Frau Schwarzer ist kein Boxsack für jedermann.” Über ihre eigenen Äußerungen zum Thema habe Schwarzer die breite Berichterstattung jedoch möglich gemacht.

4. “Von Schaffern und Babblern”
(geprothmannt.de, Hardy Prothmann)
Der Heddesheimblogger zieht Bilanz und verteilt Kritik: “Neben den Schaffern gibt es jede Menge Babbler. Die treiben sich bevorzugt auf Kongressen herum, pumpen heiße Luft in den Raum und reden meistens über was, was sie selbst weder können noch bieten: Journalismus. Vor allem Lokaljournalismus.”

5. “Warum es Arno Schmidts Texte nicht als E-Book gibt”
(logbuch-suhrkamp.de, Friedrich Forssman)
Mit einer Tirade gegen E-Books und ihre Käufer sendet der Suhrkamp-Verlag ein Lebenszeichen: “Müssen sie einem nicht womöglich leid tun, die albernen Dateien, die gern Bücher wären, es aber niemals sein dürfen? Ja, das muß man, und nein, das müssen sie nicht, sie sind ein Unfug, ein Beschiß und ein Niedergang.” Johannes Haupt hält den Blogeintrag für bedenklich: “Das perfide am Text ist, dass durchaus berechtige Kritikpunkte an heutigen eBooks mit haltlosen Unterstellungen, wüsten Beschimpfungen und der Aufzeigung höchst zweifelhafter Zukunftsszenarien vermischt werden.”

6. “Bekenntnisse eines Aushilfshausmeisters”
(blogs.taz.de, Helmut Höge)
Der “taz”-Autor und Aushilfshausmeister reflektiert über seine Rolle: “Als man mir die Hausmeistervertretung antrug, dachte man, ich würde nun von ganz unten (aus dem Kellerlager sozusagen) einen selbstbewussten Blick auf die Kopfarbeiter da oben werfen. Ihnen hätte ich dann aber nicht mehr länger als Autor mit meinen Texten kommen dürfen.”

Ägypten, Anstalt, DDVG

6 vor 9

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1. “Die Medienmacht der SPD bröckelt: Die DDVG, ihre Zeitungen und Dietmar Nietan”
(blogs.faz.net/medienwirtschaft, Jan Hauser)
Jan Hauser beleuchtet die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), das Medienbeteiligungsunternehmen der SPD. “Umstritten war und ist der Besitz, weil die Medien über die SPD berichten – und das unabhängig machen sollten.”

2. “Die Talkshow ist das Dschungelcamp der Mittelschicht”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal denkt nach über Talkshows: “Weil die emotionale Anbindung der Zuschauer an eine Talkshow sowohl positiv als auch negativ funktioniert (Hauptsache Emotion!) sind die Moderatoren die Stargäste ihrer eigenen Shows. Die Moderatoren stehen im Mittelpunkt, und folgerichtig heißen die Talkshows wie sie. Die übrigen Gäste sind mehr oder weniger Staffage für die Performance des Moderators.”

3. “Die Hoffnungsträger der Öffentlich-Rechtlichen 2014”
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Torsten Zarges identifiziert die “die sieben größten öffentlich-rechtlichen Hoffnungsträger 2014”: Bjarne Mädel, Christine Strobl, Daniel Fiedler, Bernhard Gleim, Stephan Denzer, Tom Buhrow und Jan Böhmermann.

4. “Claus von Wagner und Max Uthoff übernehmen die ‘Anstalt'”
(tagesspiegel.de, Jan Freitag)
Ein Interview mit den Nachfolgern von Frank-Markus Barwasser und Urban Priol bei “Neues aus der Anstalt”, Claus von Wagner und Max Uthoff.

5. “Kairos Regierung schüchtert Medienschaffende ein”
(derstandard.at, Astrid Frefel)
Astrid Frefel berichtet aus Ägypten: “Am vergangenen Wochenende waren zwei Online-Nachrichtenbüros in Kairo an der Reihe: Sie wurden von Sicherheitsbeamten überfallen; Kameras und Computer wurden konfisziert, die Mitarbeiter festgenommen und später wieder freigelassen.”

6. “‘Ich hab ihm öfter gesagt, dass er eine Niete ist'”
(theeuropean.de, Alexander Wallasch)
Ein Interview mit Matthias Matussek, der nach 25 Jahren den “Spiegel” verlässt und zur “Welt”-Gruppe wechselt.

Inserateboykott, Seniorenprogramm, Podcast

6 vor 9

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1. “LG Berlin: BILD und BZ müssen Gegendarstellungen eines Sicherheitsverwahrten abdrucken”
(wvr-law.de)
“Bild” und “B.Z.” werden “in den kommenden Tagen Gegendarstellungen abdrucken müssen”. “In einem Artikel über ein gleichgeschlechtliches Paar, das gemeinsam in der Sicherheitsverwahrung in Berliner Tegel wohnt, hatten die beiden Zeitungen geschrieben, die Anstaltsleitung würde die Beziehung der beiden Männer geheimhalten. Hiergegen wollte der Antragsteller Gegendarstellung abdrucken, wogegen sich die beiden Zeitungen zunächst wehrten.”

2. “Wie ich versuchte, einen Bücher-Podcast zu machen (und an den Verlagen verzweifelte)”
(lesegefahr.de, Martin Häberle)
Martin Häberle möchte einen Bücher-Podcast ins Leben rufen, stößt dabei aber bei den Verlagen auf allerlei Hindernisse.

3. “Die ARD und die Jugend – ein ‘Umsetzungsdefizit’?”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader erinnert daran, dass die Rundfunkgebühr “kein Solidarbeitrag zur Finanzierung eines Seniorenprogramms” sein sollte. Vielmehr sollten alle Altersgruppen gleich viel davon haben.

4. “Huch, es lebt”
(sueddeutsche.de, Roger Willemsen)
Roger Willemsen denkt nach über “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!” und zieht Vergleiche zum öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsprogramm: “Ursula von der Leyen in einem Raumfahrtanzug Minigolf spielen zu sehen, das ist der öffentlich-rechtliche Emu-Anus. Er stinkt schon aus einem Grund: weil er so einfallslos inszeniert, so lieblos produziert, so herablassend kalkuliert ist und vom dümmsten gemeinsamen Nenner ausgeht.”

5. “Weststrasse-Investoren verhängen Inserate-Boykott”
(tt.bernerzeitung.ch)
Das “Thuner Tagblatt” macht einen Inserateboykott öffentlich und folgt damit der Empfehlung des Schweizer Presserats, Drohungen oder Boykotte “grundsätzlich öffentlich zu machen”.

6. “‘Die Staatshasser sind zu Etatisten geworden'”
(schweizermonat.ch, René Scheu)
“Wir haben viel zu viele Kommunikationsbeauftragte in Bern”, sagt der Schweizer Verteidigungsminsiter Ueli Maurer, dessen Ministerium rund 100 Kommunikationsleute beschäftigt (“Im Medienumfeld sind es 15 Leute”). “Die Journalisten wissen damit aber im übrigen klug umzugehen. Sie entlocken dem einen eine Information, dann dem anderen eine leicht anders gefärbte – und schon haben sie eine Geschichte, mit der sie für ein paar Stunden Aufmerksamkeit erzielen können. Aus solchen Geschichten entstehen wiederum neue Geschichten, und das Rad dreht weiter und immer weiter.”

Spiegel, Zeit, APO

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1. “Döpfner-Porträt”
(umblaetterer.de, Josik)
Der “überragende faktenorientierte Nachrichtenwert” des Mathias-Döpfner-Porträts im aktuellen “Spiegel” müsse “nachdrücklich verteidigt werden”, schreibt Josik.

2. “In eigener Sache: DER SPIEGEL hat Cornelius Gurlitt korrekt zitiert”
(spiegel.de)
Der “Spiegel” wehrt sich gegen Vorwürfe, nicht korrekt zitiert zu haben: “Cornelius Gurlitt hat im November gegenüber Özlem Gezer mehrfach in unterschiedlichen Formulierungen eine freiwillige Rückgabe abgelehnt. Auch der Vorwurf, das Zitat sei ‘verzerrend’ gewesen, ist falsch.”

3. “Über die Kunst und Technik des Interviews”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein “lästert über die Medienbranche”: “Es gibt Leute, die keinen einzigen geraden Satz schreiben können und vom Schreiben leben, echt. Wenn die mit ähnlicher Kompetenz in der Leberwurstbranche tätig wären, gäbe es jede Woche unter den Wurstessern ein Massensterben.”

4. “Anti-Lanz-Petition erinnert die ‘Zeit’ an Anti-Juden-Kampagne der Nazis”
(stefan-niggemeier.de)
Josef Joffe stellt eine Satire als Realität dar, erkennt eine digitale “Verwünschungskultur” und vergleicht diese mit dem Satz “Kauft nicht beim Juden!”.

5. “Germany and America is Paradise”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Andrew Hammel widmet sich der Liebeserklärung von Frank Schmiechen an die USA: “So sure, the people Herr Schmiechen met seemed relaxed, friendly, unpretentious go-getters, but he was, whether he knew it or not, hobnobbing with the American elite. To broaden his perspective, he might want to spend four months among the 40% of working Americans who make less than $20,000 per year. I think he’d be surprised just how much less a $20,000 salary buys you in the United States than it would in Germany, and he’d find all the surliness, misery, and envy he could handle.”

6. “Auf einmal wollen alle APO sein”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Der Wunsch, eine Außerparlamentarische Opposition (APO) zu verkörpern, erfasse immer mehr Gruppen, konstatiert Alexander Dill. “Nun fehlt nur noch, dass sich Merkel und Gabriel selbst als APO bezeichnen.”

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