Suchergebnisse für ‘Klima’

“SZ” durfte zitieren, Lisa kocht und backt mit KI, Trauriger Rekord

1. Süd­deut­sche Zei­tung durfte aus Olea­rius-Tage­buch zitieren
(lto.de)
Wie “Legal Tribune Online” berichtet, durfte die “Süddeutsche Zeitung” im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal wörtlich aus dem Tagebuch des Bankers Christian Olearius zitieren. Die wörtliche Wiedergabe habe ein vollständiges und unverzerrtes Bild in der Berichterstattung über ein Thema ermöglicht, für das es ein überragendes Informationsinteresse der Öffentlichkeit gegeben habe, so der Bundesgerichtshof. Das Gericht habe damit das Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg aufgehoben, das dem Olearius noch weitgehend recht gegeben hatte.

2. Keine Experimente mit der Glaubwürdigkeit
(bjv.de, Benedikt Frank)
Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) fordert BurdaForward auf, das Vertrauen in journalistische Arbeit “nicht dem Hype um künstliche Intelligenz zu opfern”. Hintergrund ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift “Lisa – Kochen & Backen”, deren Texte und Bilder offenbar komplett mit KI erstellt wurden. “Burdas Experiment mit der journalistischen Glaubwürdigkeit ist fahrlässig”, warnt der BJV-Vorsitzende Michael Busch: “Wer seine Leserinnen und Leser über den Einsatz von KI-Tools täuscht, unterhöhlt das Vertrauen, das diese in eine Publikation setzen.”

3. NDR setzt neuen “Kulturkreis” für besseres Arbeitsklima ein
(epd.de)
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) plant nach Informationen des epd die Einführung eines “Kulturkreises”, der zur Verbesserung der Unternehmenskultur beitragen soll. Nach Angaben des NDR soll sich dieser Kreis Anfang Juni erstmals treffen. Ihm sollen insgesamt 21 feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rundfunkanstalt angehören. Darüber hinaus werde eine Person die neu geschaffene Stelle des Prozessmanagers übernehmen und die Sitzungen des Kreises moderieren.

Bildblog unterstuetzen

4. Kampf gegen Korruption verloren
(taz.de, Knut Henkel)
26 Jahre lang habe die Investigativzeitung “elPeriódico” für die Hoffnung auf ein besseres Guatemala gestanden. Nun sei sie auf Druck der Mächtigen eingestellt worden. Knut Henkel erklärt Hintergrund und Einzelheiten.

5. Medien weltweit fordern Freiheit für Jimmy Lai
(reporter-ohne-grenzen.de)
Gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen fordern über “100 prominente Chefredakteure, Verlegerinnen und leitende Redakteure aus der ganzen Welt” die sofortige Freilassung des Hongkonger Verlegers Jimmy Lai. In einem offenen Brief (PDF) bekunden sie ihre Solidarität mit dem seit 2020 inhaftierten Lai, Gründer der inzwischen eingestellten Tageszeitung “Apple Daily”.

6. Die Flucht der Journalistinnen
(republik.ch, Philipp Albrecht & Dennis Bühler)
Das Schweizer Onlinemagazin “Republik” hat zum mittlerweile dritten Mal nachgezählt, wie viele Personen aus dem Journalismus ausgestiegen sind. Im Schnitt würden in der Schweiz jede Woche zwei Medien­schaffende aus dem Beruf ausscheiden: “Das ist Rekord – und eine Folge von toxischem Arbeitsklima, fehlenden Perspektiven und Rendite­erwartungen der großen Verlage.”

Ex-“Bild”-Chef mit Pieptönen, Umstrittene Quelle, Hinweisgeber

1. ARD-Sendung über Ex-“Bild”-Chef ist wieder online – aber mit Pieptönen
(tagesspiegel.de, Tobias Mayer)
Der NDR musste eine Ausgabe von “Reschke Fernsehen” über den ehemaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt aus der Mediathek nehmen. Reichelt war juristisch gegen den NDR vorgegangen und das Landgericht Hamburg hatte per Beschluss verschiedene Äußerungen in der Sendung untersagt. Diese ist nun in einer überarbeiteten Fassung wieder abrufbar, mit einer vorangestellten Texttafel: “Diese Version ist eine bearbeitete Fassung. Einige Passagen sind derzeit Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzung. Sie sind vorläufig unkenntlich gemacht.”

2. Einigung beim Whistleblower-Gesetz
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 5:51 Minuten)
Mit fast zwei Jahren Verspätung und nach langem Hin und Her könnte in Deutschland bald das Whistleblower-Gesetz in Kraft treten, das auf eine EU-Richtlinie zurückgeht. Johannes Kuhn erklärt im Gespräch mit Antje Allroggen, welche Interessengruppen sich mit ihren jeweiligen Wünschen durchsetzen konnten.
Weiterer Lesetipp: Der Deutsche Journalisten-Verband hält den im Vermittlungsausschuss gefundenen Kompromiss zum Hinweisgeberschutzgesetz für unzureichend (djv.de, Hendrik Zörner).

3. Umstrittene Quelle: Polizei auf Social Media
(verdi.de, Julia Hoffmann)
Auch die Polizei nutzt Social Media für ihre Kommunikation. Ob jedoch Polizei-Accounts als Quellen für Journalistinnen und Journalisten geeignet sind, sei umstritten, da die Polizei ein eigenständiger Akteur in der öffentlichen Meinungsbildung ist. Der Medienwissenschaftler Michael Graßl hat die Kommunikation der Polizei in Sozialen Medien untersucht. Dabei geht es unter anderem um “kanalspezifische Unterschiede, Fehlerkultur und Corporate Influencer”.

Bildblog unterstuetzen

4. Erdogan verfolgt Journalisten auch im Exil
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert ein Ende der systematischen Einschüchterung türkischer Medienschaffender im Exil: “Die Türkei braucht ein neues politisches Klima, das die Rechte von Medienschaffenden und die Pressefreiheit sowohl im Land selber als auch im Ausland respektiert. Wir fordern die künftige Führung der Türkei auf, die seit Jahren anhaltenden, unerträglichen Schikanen gegen türkische Journalistinnen und Journalisten im Exil zu beenden.”

5. Mehr Sichtbarkeit mit LinkedIn – Tipps für Fachjournalist:innen
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Verena Bender, Expertin für “Personal Branding”, betont in einem Interview mit dem “Fachjournalist”, dass Sichtbarkeit in der Medienbranche heute nicht nur für freie Journalistinnen und Journalisten, sondern auch für festangestellte Redakteurinnen und Redakteure unerlässlich ist. Als ausgebildete Journalistin und PR-Managerin hat sie einige Tipps, wie man seine Fachkompetenz mit Hilfe des Netzwerks LinkedIn erfolgreich präsentieren kann.

6. Große Gefühle, gute Geschäfte
(taz.de, Aida Baghernejad)
Buchempfehlungen auf TikTok seien zu einer Macht im Literaturbetrieb geworden, berichtet Aida Baghernejad, aber es gebe auch Arroganz und Hass, vor allem gegen junge Frauen. Baghernejad erklärt das Phänomen, das für die Buchbranche eine Chance sein kann, junge Käuferschichten zu erreichen, aber auch Gefahren birgt.

NDR widerspricht Reichelt-Anwalt, Deutschland auf 21, Chatbot-Gefahr

1. “Angriffe dürfen kein Normalfall werden”
(tagesschau.de, Belinda Grasnick & Konstantin Kumpfmüller)
Pünktlich zum internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai hat die Organisation Reporter ohne Grenzen ihre aktuelle Rangliste der Pressefreiheit veröffentlicht, in der Deutschland auf Platz 21 liegt. Lutz Kinkel, Direktor des European Centre for Press and Media Freedom in Leipzig, bewertet die Stimmung gegenüber Medienschaffenden in Deutschland als ambivalent: “Einerseits haben die ‘Querdenken’-Demonstrationen während der Covid-Pandemie ein sehr pressefeindliches Klima erzeugt”, so Kinkel gegenüber tagesschau.de. Andererseits habe die Pandemie auch dazu geführt, dass die Menschen wieder mehr Wert auf gut recherchierte Nachrichten legten.

2. Sendung über Ex-“Bild”-Chefredakteur: NDR widerspricht Reichelt-Anwalt
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Der ehemalige Chefredakteur der “Bild”-Zeitung, Julian Reichelt, habe eine einstweilige Verfügung gegen die NDR-Sendung “Reschke Fernsehen” vom 16. Februar dieses Jahres erwirkt. Das TV-Magazin dürfe “zahlreicher Äußerungen und Vorwürfe” gegen Reichelt nicht mehr verbreiten, so Reichelts Anwalt in einer Pressemitteilung. Der NDR hat die Sendung offenbar aus der Mediathek genommen, teilt zur “Causa Reichelt” aber mit: “Gericht erklärt Berichterstattung über Machtmissbrauch als zulässig”, räumt ein, dass “einige Äußerungen in der Sendung ‘Reschke Fernsehen’ vorläufig verboten worden sind”, und kündigt an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.

3. Staatsanwaltschaft klagt Freiburger Journalisten an
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wie Sebastian Meineck bei netzpolitik.org berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe einen Redakteur von Radio Dreyeckland angeklagt. Der Vorwurf basiere auf einer Nachrichtenmeldung, die dieser Redakteur verfasst habe und in der ein Link zum Archiv der verbotenen Plattform “linksunten.indymedia” enthalten gewesen sei. Der betroffene Journalist sehe in der Anklage einen “skandalösen Eingriff in die Pressefreiheit”.

Bildblog unterstuetzen

4. Wie Chatbots für Desinformation genutzt werden
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 5:00 Minuten)
Laut einer Medienanalyse des Portals “NewsGuard” sollen 49 verschiedene Websites in betrügerischer Absicht Falschnachrichten veröffentlicht haben, die offenbar fast vollständig von sogenannter Künstlicher Intelligenz verfasst wurden. Der Deutschlandfunk sprach mit dem Digitaljournalisten Markus Beckedahl über die Hintergründe. In dem Interview geht es auch darum, wie Leserinnen und Leser solche Texte entlarven und sich vor der Verbreitung von Falschmeldungen schützen können.

5. “Die ARD zu leiten, ist wie den SC Freiburg trainieren”
(journalist.de, Jan Freitag)
SWR-Intendant Kai Gniffke steht seit 100 Tagen als Vorsitzender an der Spitze der ARD. Ein guter Anlass, um mit ihm über die großen Themen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu sprechen: Wie geht man mit Kritik am System um? Welche Lehren zieht die ARD aus den Skandalen bei RBB und NDR? Und wie stellt sich der Senderverbund für die Zukunft auf?

6. Musk droht angeblich Radiosender, dessen Account neu zu vergeben
(spiegel.de)
Der Streit zwischen Twitter-Besitzer Elon Musk und dem US-Radiosender NPR, dessen Twitter-Account 8,8 Millionen Menschen folgen, geht in die nächste Runde: Nachdem Musk den Sender mit verschiedenen unzutreffenden Etiketten belegt hatte, hatte dieser seine Twitter-Aktivitäten eingestellt. Nun droht Musk, den Account anderweitig zu vergeben.

Springers “Boys Club”, Döpfner und die Compliance, Danke für den Fisch

1. “Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer”
(open.spotify.com, Pia Stendera & Lena von Holt, erste Folge: 32:07 Minuten, zweite Folge: 41:08 Minuten)
“Noch nie sind wir in einer Recherche auf so viel Zurückhaltung, ja sogar Angst gestoßen. Auch wenn jeder die BILD und Axel Springer kennt: Kaum einer weiß, wie das System funktioniert. Wir haben hinter die Fassade geblickt”, fasst Pia Stendera die Podcast-Produktion über den Axel-Springer-Verlag und über Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt zusammen. Für das sich über ein Jahr ziehende Projekt habe sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lena von Holt mit über 40 aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags gesprochen, dabei seien über 80 Stunden Material zusammengekommen. Der Podcast ist die erste Kooperation zwischen Jan Böhmermanns Produktionsfirma TRZ Media und Spotify. Jeden Montag folgen zwei neue der insgesamt acht Folgen. Erster Höreindruck: Man kann noch so viel über den Fall Reichelt gelesen haben, das Medium Audio vermittelt ihn noch einmal ganz anders und eindringlicher.

2. Springer-Chef Döpfner bittet um Entschuldigung
(faz.net)
Die “Zeit” veröffentlichte vergangene Woche einige Chatnachrichten des Springer-Chefs Mathias Döpfner, in denen dieser sich unter anderem abfällig über Ostdeutsche äußerte, den Klimawandel pries und seine Leute anwies, die FDP hochzuschreiben. Nun hat sich Döpfner “in eigener Sache” geäußert. Auffällig sei, so die dpa, dass mehrere der im “Zeit”-Artikel aufgeführten Nachrichten von Döpfner direkt an den damaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt gerichtet worden sein sollen.
Weiterer Lesehinweis: Sehr lohnenswert ist auch der Beitrag von Felix W. Zimmermann bei “Legal Tribune Online”, der juristische und wirtschaftliche Aspekte beleuchtet, die in anderen Medien zu kurz kommen: Döpfner ver­letzt eigene Springer-Com­p­li­ance Regeln.

3. Bundeskriminalamt zahlte rund 50.000 Euro
(tagesschau.de, Florian Flade & Katja Riedel & Sebastian Pittelkow)
Die Bundesregierung hat nach Recherchen von WDR und NDR höhere Honorare für Moderationen von Journalistinnen und Journalisten gezahlt als bisher bekannt. Besonders auffällig seien die Honorare einer Journalistin, die für drei Aufträge vom Bundeskriminalamt insgesamt rund 50.000 Euro kassiert haben soll. Eine lesenswerte Recherche, die (wieder einmal) Anstoß geben könnte, die bisherige Moderationspraxis zu überdenken – wegen möglicher Interessenkonflikte und wegen des möglichen Anscheins.

Bildblog unterstuetzen

4. Danke für den Fisch!
(ctrl-verlust.net, Michael Seemann)
Der Publizist, Journalist und Buchautor Michael Seemann verkündet in seinem Blog seinen Abschied von Twitter. Gute Gedanken und Verweise auf andere Quellen machen seine persönliche Entscheidung lesens- und bedenkenswert. Seemann schließt mit den Worten: “Wir werden abwarten müssen, was passiert und den Takedown von Musk den Profis überlassen, die mit Geldbußen und regulatorischen Hebeln hoffentlich bald auf ihn einknüppeln. Derweil empfehle ich allen, die Zeit auf Mastodon zu überbrücken.”
Weiterer Lesehinweis: Zwei Deutsche gegen Elon Musk: “Elon Musk hat ein Problem in Deutschland: Ihm droht ein Bußgeld in zweistelliger Millionenhöhe. Dafür gesorgt haben zwei private Twitter-Nutzer.” (t-online.de, Lars Wienand)

5. 3 Jahre Corona – was haben die Medien daraus gelernt?
(ardaudiothek.de, Nina Landhofer, Audio: 24:57 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Nina Landhofer mit der BR-Wissenschaftsjournalistin Jeanne Turczynski über die vergangenen drei Jahre Wissenschaftsberichterstattung und deren neue Bedeutung während der Corona-Pandemie: “Wie politisch ist Wissenschaftsjournalismus geworden? Brauchen wir eine Debatte über die öffentliche Macht, die mit der Medienpräsenz einhergeht? Und was haben die Medien in den vergangen drei Jahren gelernt?”

6. Inszeniertes Verschwörungsvideo von 3Sat wird für echt gehalten
(correctiv.org, Gabriele Scherndl)
“Correctiv” berichtet über ein von 3sat inszeniertes Verschwörungsvideo, das von einigen Menschen fälschlicherweise für echt gehalten werde. Das Video zeigt eine angebliche “Benebelungssubstanz”, die von Regierungen zur Kontrolle von Menschen eingesetzt werden soll. Bei dem Video handelt es sich jedoch um Fiktion, die für eine 3sat-Sendung produziert wurde.

Enthüllungen über Springer-Chef, NPR verlässt Twitter, Offener Brief

1. Enthüllungen über Springer-Chef – Ostbeauftragter hält Döpfner für “nicht mehr tragbar”
(tagesspiegel.de, Juliane Schäuble & Maria Fiedler & Felix Hackenbruch)
Gestern hat die “Zeit” eine Geschichte über Springer-Chef Mathias Döpfner veröffentlicht (nur mit Abo lesbar), die für viel Aufmerksamkeit sorgte: Interne Dokumente würden zeigen, wie Döpfner wirklich denkt und wie er mit “Bild” Politik machte (“Angela Merkel hielt er für den Sargnagel der Demokratie, Ostdeutsche seien Faschisten oder Kommunisten, den Klimawandel fand er gut.”) Der “Tagesspiegel” hat einige Reaktionen aus der Politik zusammengefasst. In einem Kommentar schreibt Robert Ide: “Ostdeutschland ist viel weiter als es der abwertende, in Teilen selbst die Demokratie gefährdende Populismus von Mathias Döpfner wahrhaben will. Und auch weiter als die nächste plump geführte Ost-West-Schuldzuschieberei, an der mit Vorurteilen weiter Geld verdient wird.”
Für “Übermedien” hat der “6-vor-9”-Kurator versucht zu erahnen, wie sich “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner in seiner “Post von Wagner” zu dem Vorgang äußern würde: “Wo andere ihr Herz auf der Zunge tragen, tragen Sie es auf der Tastatur” (übermedien.de, Lorenz Meyer).

2. RSF reicht Verfassungsbeschwerde ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat Verfassungsbeschwerde gegen die rechtliche Grundlage für den Einsatz sogenannter Staatstrojaner durch den Bundesnachrichtendienst (BND) eingelegt: “In seiner jetzigen Form ist das deutsche Verfassungsschutzgesetz eine echte Gefahr für investigativ arbeitende Medienschaffende und ihre Quellen, und das weltweit. Jeder Journalist und jede Journalistin, die in extremistischen Kreisen recherchiert, könnte durch den BND per Staatstrojaner überwacht werden und hat aktuell praktisch keine Möglichkeit, sich auf dem Rechtsweg dagegen zu wehren. Das muss sich ändern.”

3. Evan Gershkovich freilassen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Journalismus und Medienwirtschaft haben sich in einem offenen Brief an den russischen Botschafter in Deutschland gewandt und die sofortige Freilassung des US-Journalisten Evan Gershkovich aus russischer Haft gefordert. Die unrechtmäßige Verhaftung habe westliche Medien dazu veranlasst, erneut Korrespondenten und Korrespondentinnen aus Moskau abzuziehen: “Das höhlt die Pressefreiheit in Russland weiter aus, denn diese Korrespondenten müssen nun aus der Ferne über die Situation in Russland berichten – viele von ihnen aus Berlin. Das ist eine Entwicklung, die die Welt seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr erlebt hat.”

Bildblog unterstuetzen

4. Ist das Erotik oder schon Porno?
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wie Sebastian Meineck bei netzpolitik.org berichtet, spitzt sich der Konflikt zwischen der deutschen Medienaufsicht und Pornodarstellerinnen und -darstellern zu. Nach einiger Recherchearbeit kommt Meineck zu folgendem Ergebnis: “Die Medienaufsicht droht Porno-Darsteller*innen mit Strafanzeige, wenn sie sich nicht an die Regeln für zulässige Erotik halten. Sie behauptet, die Regeln seien klar. Aber auch bei der wiederholten Frage nach konkreten Beispielen mauert die Behörde. Was sie stattdessen anbietet: direkte Beratung am Telefon, und zwar für alle, die sich mit Nachfragen melden.”

5. Seelsorge per Instagram und digitale Ostereier
(wdr.de, Anja Backhaus, Audio: 40:53 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin geht es unter anderem um die Situation der Auslandskorrespondenten in Moskau, Seelsorge per Instagram, TikTok-Mönche aus Kambodscha und Mediengrößen mit NS-Vergangenheit. Durch die Sendung führt Anja Backhaus.

6. US-Sender NPR zieht sich von Twitter zurück
(spiegel.de)
NPR, das US-amerikanische National Public Radio, zieht sich von Twitter zurück. Der Hintergrund: Das von Elon Musk kontrollierte Netzwerk habe NPR erst als “staatlich kontrolliert” und inzwischen als “von der Regierung finanziert” gelabelt, was mindestens irreführend sei. Musk fordert nun, dem Senderverbund die staatliche Unterstützung zu entziehen. Dazu muss man wissen, dass diese auf weniger als ein Prozent geschätzt wird …

Verfassungsschutz warnt, Medien über “Letzte Generation”, Leck

1. Verfassungsschutz warnt vor Risiken bei Tiktok-Nutzung
(faz.net)
Das Bundesamt für Verfassungsschutz erkenne erhebliche Risiken bei der Verwendung der Kurzvideo-App TikTok: “Wenn Sie sich Umfang der Daten, der Metadaten, der Inhalte bei Tiktok anschauen auf der einen Seite, und wenn Sie sich dann auch anschauen, welche Einflussmöglichkeiten staatliche Stellen auf solche Unternehmen haben, dann kann das nur Bauchschmerzen auslösen. Und die habe ich”, so Sinan Selen, Vizepräsident des Inlandsgeheimdienstes. Innenministerin Nancy Faeser sehe derzeit jedoch keinen Anlass für ein TikTok-Verbot. Mehr zu der komplizierten Lage gibt es bei tagesschau.de: Spaßige App – oder Sicherheitsrisiko? (Manuel Bewarder & Svea Eckert & Florian Flade)
Und noch ein passender Gucktipp: Kommt das TikTok-Verbot in den USA?: “Die US-Regierung setzt laut Medienberichten den chinesischen Mutterkonzern ByteDance unter Druck: Entweder die Konzernführung verkaufe ihre Anteile an der App oder TikTok werde in den USA verboten. Hintergrund sind massive Datenschutzbedenken der US-Regierung: Die chinesische Regierung könnte über die App massenhaft Daten von Amerikanerinnen und Amerikanern abgreifen.” (youtube.com, ZDFheute Nachrichten, Victoria Reichelt, Video: 38:34 Minuten)

2. “Letzte Generation”: Medienhype um Klimaaktivisten
(ndr.de, Zapp, Laura Borchardt & Mandy Mülling, Video: 32:07 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich die Berichterstattung zu den Protestaktionen der “Letzten Generation” angeschaut: “Sind sie Weltretter oder Klimaradikale? Zwischen diesen Polen bewegt sich auch die Medienberichterstattung. Über fast jede Aktion wird berichtet. Beinahe täglich. Ist das gerechtfertigt? Und welchen Anteil haben Medien an der aufgeheizten Stimmung um Klimaproteste?”
Dazu passend: Wenn Hass zu Gewalt wird: Der Deutschlandfunk beschäftigt sich mit der zunehmenden Gewalt gegen Klimaschützerinnen und Umweltaktivisten. Die Gewalt reiche von Einschüchterungen und Drohungen bis hin zu körperlichen Angriffen und Morddrohungen. Dass Menschen, die sich für Klima- und Umweltschutz einsetzen, beschimpft und bedroht werden, könne auch mit einseitiger Berichterstattung zusammenhängen, so eine Expertin (deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 5:07 Minuten).

3. Wie ungewöhnlich ist so ein Regierungsleck?
(uebermedien.de, Hendrik Wieduwilt)
Bei “Übermedien” beschäftigt sich Hendrik Wieduwilt mit dem jüngsten “Regierungsleck”, bei dem vertrauliche Informationen aus internen Gesprächen an die Presse weitergegeben wurden. Wann sind derartige Durchstechereien hinnehmbar? Wann sind sie ein eklatanter Vertrauensbruch? Und ist Robert Habecks Empörung über das Leck aus der Ampelkoalition berechtigt?

Bildblog unterstuetzen

4. Ein Streaming-Netzwerk aller deutscher Sender
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Beim “Tagesspiegel” kommentiert Joachim Huber die Bemühungen um ein gemeinsames Streaming-Netzwerk der deutschen TV-Sender: “Die Denkrichtung muss sich ändern. Nicht Gründe für eine Absage finden, sondern Argumente für ein Gelingen. Die internationalen Konzerne von Netflix über Metaversum bis Youtube sind in Deutschland auch deswegen so erfolgreich, weil sie nicht klein, sondern groß denken. Und vom Nutzer her.”

5. Mehr Tiger als Bettvorleger
(taz.de, Thomas Klatt)
Die “taz” portraitiert den Religionsjournalisten Raphael Rauch, der seit gut drei Jahren das Portal kath.ch leitet und nun zum Schweizer Boulevardblatt “Sonntagsblick” wechselt. Dort wird er sich, wie er selbst sagt, sowohl wirtschaftsethischen Themen als auch gelegentlich seinen bisherigen kirchlichen Themen widmen. Natürlich geht es auch um die Frage, wie es mit dem katholischen Portal aus Zürich weitergeht.

6. US-Börsenaufsicht geht gegen Lindsay Lohan und andere Prominente vor
(spiegel.de)
Die US-Börsenaufsicht SEC geht verstärkt gegen Prominente vor, die in Sozialen Medien für Kryptowährungen und andere Investments werben. Sie hat nun acht Personen zur Rechenschaft gezogen, weil diese nicht offengelegt hätten, Geld für die Werbebeiträge erhalten zu haben. Die Schauspielerin Lindsay Lohan habe sich angesichts der Vorwürfe zu einer Zahlung von rund 40.000 US-Dollar bereit erklärt, ohne ein Schuldeingeständnis. Im Fall des Youtubers und Boxers Jake Paul belaufe sich die Summe auf rund 100.000 US-Dollar.

Stellenabbau bei DW, Kothaufen, Wendler vs. “Volksverpetzer”

1. Defizit und Krise beim Auslandssender
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Wie gestern in den “6 vor 9” berichtet, steht der Deutschen Welle ein unter Umständen massiver Stellenabbau bevor. Die Gewerkschaft Verdi warnt, dass bis zu 300 Arbeitsplätze von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedroht sein könnten. Joachim Huber sieht zwei Personen in der Pflicht: “Intendant Limbourg, der den Sender vor Defizit und innerer Krise bewahren muss, und zum anderen Claudia Roth. Die Kulturstaatsministerin muss sich ihre Zahlen genau anschauen und erneut prüfen, ob sich nicht weitere Millionen für die Welle finden lassen. Das Außenministerium darf gleich mitsuchen. Wer Haubitzen und Panzer liefert, der muss auch nachhaltige Informationen liefern.”

2. Veränderung durch Unterbrechung
(taz.de, Ruth Lang Fuentes)
Im “taz lab” erzählt der ehemalige Journalist Raphael Thelen, warum der Journalismus in Deutschland in der Klimakrise seiner Meinung nach versagt. Und wie er vom Beobachter zum Aktivisten der “Letzten Generation” wurde: “Ich sitze hier und blockiere, unterbreche den Lauf der Dinge und sage nein. Das war einfach klar, ehrlich. Geht das alles am Schluss gut aus? Keine Ahnung. Aber ich würde mich schlechter fühlen, wenn ich es nicht tun würde.”

3. Unterm Radar: Die vergessenen Nachrichten
(sr.de, Sabine Wachs & Florian Mayer, Audio: 13:54 Minuten)
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) hat kürzlich ihre “Top Ten der vergessenen Nachrichten 2023” vorgestellt. Dabei handelt es sich um Themen und Geschichten, die aus Sicht der INA in der medialen Berichterstattung weitgehend unsichtbar geblieben sind, obwohl sie von gesellschaftlicher Relevanz sind. Sabine Wachs und Florian Mayer sprachen mit der Medienwissenschaftlerin und INA-Geschäftsführerin Filiz Kalmuk über die Auswahl, das Zustandekommen und die Ziele.

Bildblog unterstuetzen

4. Es gibt keine zuverlässigen Zahlen, trotzdem sind die Überschriften voll davon
(uebermedien.de, Martin Rücker)
In Medien kursieren die unterschiedlichsten Zahlen von Long- und Post-Covid-Betroffenen, die jedoch nicht durch seriöse Daten gedeckt seien. Martin Rücker kommentiert: “Aufrichtig und nachhaltiger wäre es, wenn Minister wie Medien feststellten: Es gibt bislang keine zuverlässigen Daten. Das kann man sagen, ohne das Problem für die Betroffenen zu leugnen oder es zu übertreiben. Redaktionen könnten, anstatt Zahlen in ihre Headlines zu schreiben, ihre Rolle darin sehen, zu hinterfragen, warum es keine aussagekräftigen Statistiken gibt.”

5. Twitter reagiert auf Pressemails mit Kackhaufen-Emoji
(spiegel.de)
Bisher konnten Journalistinnen und Journalisten ihre Fragen an Twitter unter der Adresse [email protected] stellen und hatten zumindest eine theoretische Chance auf eine Antwort. Jetzt bekommt jeder, der an diese Adresse schreibt, auf Geheiß von Elon Musk garantiert eine Antwort: ein Kothaufen-Emoji per Autoresponder. (Ja, richtig gelesen …)

6. Wendler will juristisch gegen Volksverpetzer vorgehen
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Nach heftiger Kritik hatte der Fernsehsender RTLzwei seine Pläne für eine Baby-Dokusoap mit Ex-Schlagersänger und Verschwörungsideologen Michael Wendler und dessen Frau Laura gestoppt. Auch die Aufklärungsseite “Volksverpetzer” hatte kritisch über den Fall berichtet. Diese hat Wendler nun abmahnen lassen, unter anderem wegen der angeblich illegalen Verwendung eines Screenshots.

Kriegt auch Bild.de irgendwann die Wendler-Kurve?

Tanja May und Sarina Roocks sind erleichtert. Beinahe hätten sie mitansehen müssen, wie ein deutscher TV-Sender einem “Extremisten” eine Plattform bietet. Denn beinahe hätte RTLzwei eine Dokusoap über Michael Wendler und Laura Müller, “den umstrittenen Sänger und seine schwangere Frau”, wie May und Roocks schrieben, gedreht. Über den Michael Wendler, der “2021 beim Nachrichten-Dienst Telegram Corona-Regeln mit einer erschütternden Holocaust-Verharmlosung kommentiert” hatte, der immer wieder “mit kontroversen Aussagen, Verschwörungstheorien und Werbung für Krisen-Produkte (z.B. Entgiftungskuren, Strom-Aggregatoren und ‘Das große Buch der Überlebenstechniken’) die Öffentlichkeit” schockierte, der “Schwurbel-Geschäfte im Netz” machte, so May und Roocks. Doch soweit wird es nun doch nicht kommen: RTLzwei hat sich nach heftiger Kritik und großem Entsetzen von dem Projekt verabschiedet.

Tanja May und Sarina Roocks, bei “Bild” für die Promi-Berichterstattung zuständig, können aufatmen:

Gut, dass RTLZWEI die Kurve gekriegt hat.

Man stelle sich mal vor, es gäbe eine Redaktion, die durch ihre Berichterstattung einen Typen normalisiert, der auf seinem Telegram-Kanal allen möglichen Unsinn und jegliche Schrecklichkeiten zu “Ufos, Chemtrails, Impf-Panikmache, Antisemitismus, Reichsbürger-Ideologie, Pro-Putin-Propaganda, Wahlbetrug-Lügen, Klimawandelleugnung, Gewaltverherrlichung” verbreitet, wie das Team vom “Volksverpetzer” dokumentiert. Eine Redaktion, die, wenn Michael Wendler und Laura Müller ihr “Mietshaus in der Palmetto Street in Punta Gorda (Südflorida) verlassen” müssen, berichtet:

Screenshot Bild.de - Traumhaus-Aus! Warum der Wendler seine Sachen packen muss

Eine Redaktion, die, wenn Michael Wendler und Laura Müller kurz darauf ein neues Haus gefunden haben, berichtet:

Screenshot Bild.de - Ein Tag im neuen Leben der Wendlers - Neue Bude, Supermarkt und ein Luxus-Auto für Laura

Eine Redaktion, die dann auch noch “Exklusiv! Die Fotos!” dazu zeigt:

Screenshot Bild.de - Kein Pool, Nörgel-Nachbarn und die Ex um die Ecke - Wendlers neues Haus - ob Luxus-Laura darauf abfährt? Exklusiv! Die Fotos!

Eine Redaktion, die selbstverständlich auch über Michael Wendlers “NEUES BOOT” berichtet:

Screenshot Bild.de - Wendler hat ein neues Boot - Hier schlackern nicht nur Lauras Hund die Ohren

Oder eine Redaktion, die einfach mal nur “die wahre Liebesgeschichte” von Michael Wendler und Laura Müller erzählen will:

Screenshot Bild.de - Laura war 16, als sie den Wendler traf - Bei Edeka saß sie an Kasse 3 - Bild hat ihre Mitschüler und Mama Müller getroffen - Die wahre Liebesgeschichte von Laura und Michael Wendler

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der umfassenden Wendler-Berichterstattung der “Bild”-Medien der vergangenen Monate und Jahre. All diese Beiträge da oben sind nach 2021 bei Bild.de erschienen, also nachdem Michael Wendler “beim Nachrichten-Dienst Telegram Corona-Regeln mit einer erschütternden Holocaust-Verharmlosung kommentiert” hatte. Die meisten Artikel befinden sich hinter der “Bild-plus”-Paywall, die Redaktion will mit Michael Wendler Geld verdienen.

Auch über Laura Müllers Schwangerschaft, also das Thema der für kurze Zeit geplanten RTLzwei-Dokusoap, deren Ausfall Tanja May und Sarina Roocks so erleichtert, berichtet die “Bild”-Redaktion ausführlich. Natürlich erstmal über die Nachricht an sich:

Screenshot Bild.de - Unser großes Glück ist unterwegs - Wendlers Laura schwanger!

Sie lässt eine alte Familienfehde aufleben:

Screenshot Bild.de - Bild hat mit Michaels Vater gesprochen - Ein Wendler-Baby? Ich habe erst mal Brechreiz gekriegt!

Schreibt über die Nachwuchsfreude in der Familie:

Screenshot Bild.de - Michaels Vater hat Brechreiz - Wer sich wirklich aufs Wendler-Baby freut!

Und dokumentiert den wachsenden Babybauch (“Und SO schön entspannt sieht ihre Schwangerschaft aus”):

Screenshot Bild.de - Exklusive Babybauch-Fotos! So schön schwanger ist Laura - und der Wendler auch

SIE trug ein schlichtes, schwarzes Kleid aus dehnbarem Material, die Haare schnell hochgesteckt. Zeigte glücklich ihre Kugel.

Hoppla! Auch Michael Wendler scheint etwas zugelegt zu haben. Sein Golf-Shirt spannt am Bauch.

Sind sie nicht herrlich normal, die Wendlers?

Die “Bild”-Redaktion rätselt auch über das Geschlecht des Kindes (und will selbst “Kohle” dafür):

Screenshot Bild.de - Laura und der Wendler - Jetzt wollen sie sogar Kohle fürs Baby-Geschlecht - BILD kennt es schon

Und lässt die Leserschaft einen Blick auf den “Schwangerschafts-Alltag bei Wendlers” werfen:

Screenshot Bild.de - Porsche-Cabrio, Weihnachtsmann und ein alter Sauger - Was der Wendler alles in seiner Garage parkt

Da ist Laura Müller “mit süßer Babykugel” unterwegs, Michael Wendler kümmert sich per Aufsitzmäher um den Rasen, und die “Bild”-Redaktion schaut in die offene Garage:

Ob die werdenden Eltern hier bald schon Teile ihrer Baby-Ausstattung parken werden?

Wir werden es zu gegebener Zeit ganz bestimmt erfahren. Denn eigentlich gibt es schon längst eine Dokusoap über Michael Wendler und Laura Müller, in verschriftlichter Form, garniert mit Fotos, bei Bild.de.

Tanja May und Sarina Roocks werden intern sicherlich dafür kämpfen, dass diese Praxis bald ein Ende hat, egal wie geil dieser Wendler-Content geklickt wird, egal wie viele “Bild-plus”-Abos man damit verkaufen kann. Denn wer will schon einen Verbreiter von Verschwörungstheorien und Holocaust-Verharmlosungen zu größerer Prominenz verhelfen?

Ich denkmal, der Hausbauer rechnet nicht mit Habeck ab

Man wird ja wohl noch träumen dürfen, erst recht als “Bild”-Leser:

Es wäre doch gigantisch, wenn BILD demnächst auf Seite 1 schreiben könnte: “Aufstand! 40 Mio. Haushalte wehren sich gegen Habecks Schwachsinn”.

Dieser Wunsch von “Bild”-Leser Mathias erschien gestern als Leserbrief auf der Titelseite des Boulevardblatts. Und die “Bild”-Redaktion wäre nicht die “Bild”-Redaktion, wenn sie nicht alles versuchen würde, ihren Leserinnen und Lesern solch kühne Träume irgendwie zu erfüllen.

Ebenfalls gestern erschienen, acht Seiten hinter dem Leserbrief, in der Dresden-Ausgabe der “Bild”-Zeitung:

Ausriss Bild-Zeitung - 109 Jahre alte Fenster dürfen trotz Energie-Sanierung nicht ausgetauscht werden - Hausbauer rechnet mit Habeck ab

Der von Mathias gewünschte “Aufstand!”, er scheint loszugehen. Gut, nicht “40 Mio. Haushalte”, sondern erstmal nur eine Person, aber immerhin.

Aber was hat sich Wirtschaftsminister und Grünen-Politiker Robert Habeck denn nun eigentlich schon wieder geleistet? Gehen wir den Fall aus dem “Bild”-Artikel mal Stück für Stück durch:

Holger Schubert (41) aus Dresden will alles richtig machen – bevor Habecks Sanierungshammer greift. Doch er wird für ihn zum Boomerang! Denn der sächsische Denkmalschutz spielt nicht mit!

Kurze Überprüfung: Hat das was mit Robert Habeck zu tun? Nein, wohl eher mit dem “sächsischen Denkmalschutz”.

Weiter im “Bild”-Text:

“Ich saniere ein denkmalgeschütztes Haus aus dem Jahre 1914, tausche die vorhandene Kohleheizung gegen eine moderne Wärmepumpe ein, dämme Fassade und Dach und will natürlich auch die Fenster erneuern”, erklärt Schubert. Doch letzteres verbietet ihm die Denkmalschutzbehörde.

Hat das was mit Robert Habeck zu tun? Nein.

Der Witz: Sowohl sein direkter Nachbar verbaute im ebenfalls denkmalgeschützten Haus ungefragt Kunststoff-Fenster. Und die Stadt Dresden betreibt unweit in der denkmalgeschützten, früheren Feuer-Wache eine Kita mit Hort. Die hat ebenso neue Holzsprossenfenster!

Warum das so ist, wollte das Denkmalschutzamt der Stadt Dresden BILD auf Anfrage nicht erklären.

Hat das was mit Robert Habeck zu tun? Nein.

In seiner Verzweiflung schrieb der gebürtige Dresdner dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (47, CDU) und dessen Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne) einen Protest-Brief – ohne Erfolg.

Hat das was mit Robert Habeck zu tun? Nein.

Letzte Woche erhielt nun auch Bundes-Klimaschutzminister Robert Habeck (53, Grüne) Post von Schubert. Er schreibt: “Ich möchte als Bauherr freiwillig energetisch sanieren, es wird mir seitens der Ämter aber leider untersagt. In wenigen Jahren werde ich dann vermutlich gesetzlich dazu verpflichtet – ist das nicht schizophren?”

Und dann ist der “Bild”-Artikel auch schon zu Ende. Ein “HAUSBAUER” schreibt Robert Habeck also in einem Brief, dass er sein Haus freiwillig etwa im Sinne Habecks sanieren will, ihm die Ämter, mit denen Habeck nichts zu tun hat, aber Steine in den Weg legen. Die “Bild”-Redaktion macht daraus eine Abrechnung dieses Mannes “mit Habeck”. So kann man die Dinge natürlich auch verdrehen, um die eigene Leserschaft zu bedienen.

Mit Dank an @Cleanthinking und @Pflegekraft1 für den Hinweis!

Bildblog unterstuetzen

Wendlerhälse bei RTLzwei, Oben ohne bei “Stern TV”, Freischreiber-News

1. RTLzwei auf Irrwegen: Hass hat Hausverbot, der Wendler nicht
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Nach seiner Schwurbelei von Gleichschaltung der Medien und einem abstrusen KZ-Vergleich war Michael Wendler zwei Jahre lang aus dem Fernsehen verschwunden. Doch jetzt ist RTLzwei verzweifelt genug, um ihn zurückzuholen. Das geht gar nicht.” Alexander Krei kommentiert die Ankündigung des Fernsehsenders RTLzwei, Michael Wendler und dessen Frau Laura eine sechsteilige Doku-Soap zu widmen.
Zahlreiche abschreckende Beispiele aus Wendlers Telegramkanal dokumentiert der “Volksverpetzer”: “Es gab kaum eine rechtsextreme Lüge, eine Holocaust-Verharmlosung, einen Nazi-Vergleich, eine wirre Verschwörungserzählung oder antisemitisch codierten Content, den Wendler nicht geteilt hat. Ufos, Chemtrails, Impf-Panikmache, Antisemitismus, Reichsbürger-Ideologie, Pro-Putin-Propaganda, Wahlbetrug-Lügen, Klimawandelleugnung, Gewaltverherrlichung, er leugnete sogar die Klimakatastrophe von Ahrtal.”
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass RTL Deutschland auf Abstand geht. Man werde die geplante RTLzwei-Doku-Soap nicht via RTL+ verbreiten. Bei “DWDL” kommentiert Thomas Lückerath: “Die Weigerung von RTL Deutschland, das von Rainer Laux Productions und EndemolShine Germany produzierte Format bei RTL+ zu veröffentlichen, raubt dem Format einen Teil der eingeplanten Refinanzierung und das in ohnehin schon angespannten Zeiten.”

2. Sechs Prozent der Minderjährigen abhängig von sozialen Medien
(faz.net)
Laut einer gemeinsamen Studie der Krankenkasse DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von Computerspielen und Sozialen Netzwerken abhängig sind, während der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt. Vor allem männliche Jugendliche seien anfällig.

3. Forschung: Schafft sich der lokale Kulturjournalismus selbst ab?
(flurfunk-dresden.de)
Ein Berliner Forscherteam hat am Beispiel von Neusalza-Spremberg im Landkreis Görlitz untersucht, ob gezielte kulturelle Bildungsangebote die lokale Berichterstattung über das Thema verändern. Das Fazit: Kultur sei ein Thema in den Medien, aber auf dem Land gebe es Nachholbedarf.

Bildblog unterstuetzen

4. Wer nicht kämpft
(freischreiber.de)
Der Berufsverband Freischreiber setzt sich seit 2008 für die Belange freier Journalistinnen und Journalisten ein. Im Newsletter berichtet das Team über aktuelle Entwicklungen, den Kampf für bessere Honorare und Rahmenbedingungen, anstehende Termine und interessante Fortbildungen.

5. Nutzerorientierter Journalismus: Dieses Tool hilft bei der Entwicklung neuer Angebote
(konradweber.ch)
Konrad Weber schreibt über die Bedeutung von nutzerorientiertem Journalismus und über die Frage, wie sich Medieninhalte verändern müssen, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht zu werden. Weber beschreibt, wie Medienunternehmen wie “The Atlantic”, “Buzzfeed” und die “New York Times” das aktualisierte “User Needs Model” genutzt haben, um Inhalte an die Bedürfnisse der Zielgruppe anzupassen.

6. In Berliner Bädern fallen ein paar Oberteile, bei “Stern TV” alle Hemmungen
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Bei “Übermedien” wirft Frederik von Castell der TV-Sendung “Stern TV” vor, die Debatte um das Oben-ohne-Schwimmen in Berliner Bädern unnötig aufgebauscht und unsachlich geführt zu haben, anstatt sich konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen: “In dem Beitrag wird keine Chance vertan, das Thema möglichst groß zu fahren. Dabei wird mit allerlei Tricks gearbeitet.”

Blättern:  1 ... 10 11 12 ... 44