Archiv für 6 vor 9

Ballermann, Stadtschreier, Jugendliche

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild-Kampagne: Vize-Bürgermeister Gijón dementiert Ballermann-Aus”
(mallorcazeitung.es)
“Politiker will unseren Ballermann dichtmachen”, so die “Bild”-Titelschlagzeile am Montag. “‘Meine Aussagen wurden völlig verdreht’, so der Politiker der konservativen Volkspartei (PP) am Dienstag (23.7.) gegenüber der Mallorca Zeitung.”

2. “8 Spielregeln für einen fairen Umgang mit der Gegenseite”
(journalist.de, Marcus Lindemann)
Marcus Lindemann schlägt Spielregeln vor im Umgang mit dem Objekt der Berichterstattung: “Dass Journalisten häufig berichten, obwohl sie die Gegenseite nicht angehört haben, liegt an vermeintlichem Zeitdruck, an Bequemlichkeit und auch an einigen Missverständnissen, die zu einer Angst vor dieser Konfrontation führen: Die Geschichte könnte kaputtgehen, die Gegenseite könnte sich wehren, auch juristisch.”

3. “Ein Heuhaufen voller Stecknadeln”
(theeuropean.de, Klaudia Wick)
Wer nach langer Abstinenz den Fernseher an einem x-beliebigen Abend einschalte, lande oft in dahinplätschernden Regelprogrammen, schreibt Klaudia Wick: “Natürlich ist das dann enttäuschend!”

4. “Stadtschreier und Bote statt Twitter und Facebook”
(dradio.de, Burkhard Müller-Ullrich)
Das ausführliche Nichtssagen der Medien zur Geburt des Prince of Cambridge: “Die britischen Fernsehmoderatoren haben qualvolle Tage hinter sich, in denen sie dauernd über die Nichtfortschritte des Geburtsvorgangs reden mussten, ohne dass es irgendetwas Neues zu berichten gab. Jeder kennt diese diskursiven Endlosschleifen und wünscht sich manchmal den Town Crier zurück, denn der verkündete Wesentliches und das kurz.”

5. “Von Besserwissern und Märchenonkeln”
(wissen.dradio.de, Audio, 75 Minuten)
Wissenschaftsjournalisten reden über den Zustand des Wissenschaftsjournalismus.

6. “Kritik der Medienkritik”
(nzz.ch, Philippe Weber und Andreas Pfister)
Wie Jugendliche Medien wahrnehmen, aus der Sicht zweier an der Kantonsschule Zug unterrichtenden Lehrer: “Auffallend ist an diesen kritischen Erzählungen, dass die Jugendlichen klassische Massenmedien, digitale Angebote und soziale Netzwerke oft im gleichen Zug nennen.”

Royal Baby, Chris Froome, Sommerloch

6 vor 9

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1. “Schmutzige Geschichten gibt’s gratis”
(taz.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer analysiert die ersten sechs Wochen von “Bild Plus”: “Titten, Tratsch und Trash. Dazu eine gute Ladung Fußball und irgendein Promi in irgendeinem Krisengebiet – im Kern hat sich also nichts geändert. Nur dass man jetzt dafür zahlen muss, wenn man die Zeichnungen aus den ‘Jammerbriefen’ von Beate Zschäpe sehen will. Oder das Video, in dem Polizisten einen Mann krankenhausreif prügeln.”

2. “Basiswissen Journalismus: Presserecht für Journalisten und Blogger”
(upload-magazin.de, Thomas Schwenke)
Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat einen bereits 2007 veröffentlichten, langen Beitrag über das Presserecht überarbeitet.

3. “Royal baby frenzy: ‘I’ve never seen so many cameras'”
(guardian.co.uk, Peter Walker, englisch)
Vor dem St Mary’s Hospital in London hielten sich gestern Massen von Medienschaffenden auf: “In lieu of updates, the handful of union flag-bedecked, self-appointed royal superfans faced occasional queues to be interviewed.”

4. “Blenden Sie das Royal Baby aus”
(spiegel.de, ore)
Guardian.co.uk ermöglicht es seinen Lesern, die Berichterstattung über eine Geburt im britischen Königshaus auszublenden: “Auf der Startseite der linksliberalen Zeitung prangen ein Dutzend Artikel rund um die Geburt des potentiellen Thronfolgers. Doch mit einem Klick lässt sich die Hofberichterstattung abschalten – es bleiben Nachrichten für die Freunde von Demokratie und Aufklärung.”

5. “Stigma in Gelb”
(ad-sinistram.blogspot.de)
Die Medien über den Tour-de-France-Sieg von Chris Froome: “Kann sein, dass Froome gedopt hat. Nur warum spricht man schon jetzt von Doping, obgleich es keine Beweise außer die sportliche Leistung des Athleten dafür gibt? Die Unschuldsvermutung im Radsport erstickt an einem paranoiden Zeitgeist, der hinter jedem Parforceritt Doping wittert. Eine Presse, die kritischen Bericht mit der Bedienung von Spekulation und generellen Argwohn verwechselt, kommt über den Status gut bezahlter Tratsch- und Waschweiber nicht hinaus.” Siehe dazu auch ein Pro und Contra von TV-Kommentator Andreas Schulz: “Zu schön, um wahr zu sein?” (de.eurosport.yahoo.com).

6. “Endlich Sommerloch: Regierung setzt Krokodil im Rhein aus, um von Skandalen abzulenken”
(der-postillon.com)

Vorabendprogramm, Woche der Frau, Bushido

6 vor 9

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1. “Sind die noch zu retten?”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Eine Gegendarstellung von Günther Jauch auf der Titelseite der “Woche der Frau”.

2. “Wer wirbt wo für was?”
(fernsehkritik.tv, Video, ca. 6 Minuten)
Das deutsche TV-Vorabendprogramm: Welche Werbungen auf welchen Sendern laufen.

3. “Medien: Je wichtiger der Job, desto weniger Frauen haben ihn”
(diestandard.at)
“Die Standard” fasst den Bericht “Advancing gender equality in decision-making in media organisations” (eige.europa.eu, PDF-Datei, englisch) zusammen: “Das EIGE gibt angesichts dieses Verhältnisses zu bedenken, dass Medien eine wesentliche Rolle in der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit spielen. Sie würden soziokulturelle Muster nicht nur abbilden, sondern diese auch gestalten, und seien damit ein mächtiger Akteur, der die öffentliche Meinung beeinflusse. Daher seien gerade in diesem Bereich Veränderungen besonders wichtig.”

4. “Bei ‘Heute’ riecht es verdächtig nach Fast Food”
(kobuk.at, Doris Unterrainer)
Die Firma McDonald’s im redaktionellen Teil der Tageszeitung “Heute”.

5. “Experten: ‘Bushido sät nur Gewalt – und die Medien helfen ihm'”
(newsroom.de, Bülend Ürük)
Bülend Ürük befragt Franco Clemens und Frank Überall zu Bushido. Überall: “Der mediale Terrorist ist Bushido selbst, aber man kann durchaus sagen, dass sich Journalistinnen und Journalisten durch unreflektierte Berichterstattung zuweilen zu Mithelfern machen.”

6. “Das Bundesverteidigungsministerium klagt uns an: Wir haben Geheimes veröffentlicht”
(derwesten-recherche.org, David Schraven)
Eine Klage des Bundesministeriums der Verteidigung wegen Veröffentlichung von als geheim klassifizierten Dokumenten. “Nur die Veröffentlichung aller vorliegenden VS-gestempelten Papiere im Internet ermöglicht es, die jahrelange Verharmlosung des Afghanistankrieges zu dokumentieren. Und damit auch schließlich die Bundesregierung zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und mit der Schönfärberei aufzuhören.”

Bestechlichkeit, Vertriebssystem, Schlagzeilen

6 vor 9

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1. “Reporter im Bordell, aber nicht zum Recherchieren”
(cicero.de, Petra Sorge)
Die Bestechlichkeit von Journalisten: “Gerade jene Berufsgruppe, die immer als erste dabei ist, den Finger auf andere zu richten, ist besonders uneinsichtig, wenn es um eigene Verfehlungen geht.”

2. “‘Zeit Online’ wird Paywall bekommen”
(horizont.at)
Rainer Esser, Geschäftsführer des Zeitverlags, kündigt eine Bezahlschranke für Zeit.de an: “Das Freemium-Modell oder das Metered Modell, eines der beiden werden wir bei Zeit Online mit Sicherheit in den nächsten zwölf Monaten einführen.”

3. “Lex Grosso und das Gleichgewicht des Schreckens”
(vocer.org, Markus Schöberl)
Markus Schöberl analysiert die Wettbewerbssituation im Presse-Vertriebssystem: “Fast jede zweite in Deutschland an den Handel ausgelieferte Zeitschrift wird nicht verkauft und retourniert. Im Durchschnitt. In bestimmten Segmenten liegt die Retourenquote bei 80 Prozent. Und manch ein Verlag kalkuliert auch mit 90 Prozent, wenn er dadurch nur die Chance auf wenige zusätzlich verkaufte Exemplare hat. Denn da gibt es ja noch das Anzeigengeschäft, dessen Umsätze sich maßgeblich anhand der Anzahl der verkauften Hefte bestimmen. Wer bezahlt am Ende die Zeche für dieses unter Blähsucht leidende System? Einerseits der Kunde. (…) Hauptleidtragende sind vielmehr die Händler.”

4. “Bring your own WC-Papier – Spielt die Medienbranche verrückt oder ist das die Zukunft?”
(svenruoss.ch)
Sven Ruoss hat erfahren, dass in einem erfolgreichen Medienunternehmen in der Schweiz der Spardruck so gross sei, “dass man nun aktiv freiwillige Mitarbeitende sucht, welche auf einen geschäftlichen Computer verzichten. Man solle doch einfach private Laptops ins Büro mitnehmen, weil die einerseits sowieso besser seien als die vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Maschinen und andererseits natürlich fürs Unternehmen nichts kosten und somit ca. 6’500 CHF jährlich pro Arbeitsplatz eingespart werden kann.”

5. “Über Promi-Schlagzeilen”
(zeit.de, Heike Faller)
Heike Faller denkt sich Boulevard-Schlagzeilen aus.

6. “Bundestagswahl 2013: Der etwas andere Wahl-o-mat”
(christoph-koch.net)

Keuschi, Dichter, Dzhokhar Tsarnaev

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1. “Kirchenkänguru Keuschi ist Hoax”
(heise.de, Peter Mühlbauer)
Die Erzdiözese Wien dementiert einen Bericht, der behauptet, die katholische Kirche wolle mit dem Känguru Keuschi Jugendliche für die Enthaltsamkeit vor der Ehe gewinnen. “Wer etwas genauer hinsah, der konnte feststellen, dass bei den Bildcredits nicht nur ‘Erzdiözese Wien’, sondern auch ‘Fotomontage’ stand. Und wer auf den etwas versteckten Link ‘Über uns’ klickte, dem wurde versichert, dass ‘ausnahmslos alle Artikel [auf dem Portal] frei erfunden’ sind. Trotzdem wurde die Meldung auf Facebook und in Tweets massenhaft für bare Münze genommen.”

2. “Der ‘Spiegel’ rafft sich nicht zu einer Aufarbeitung seiner dunklen Aids-Zeit auf”
(stefan-niggemeier.de)
Wie der “Spiegel” umgeht mit Kritik an seiner Aids-Berichterstattung in den 1980er-Jahren: “Der ‘Spiegel’ tut so, als gebe er ehrlich die Kritik an sich wieder und beschönigt sie dabei. Mir fiele dazu das Wort ‘unverfroren’ ein, aber vermutlich ist es viel schlimmer: Gedankenlos.”

3. “Here’s what the perfect women’s magazine would look like”
(newstatesman.com, R. Cosslett und H. Baxter, englisch)
Vorschläge, wie das perfekte Frauenmagazin aussehen könnte.

4. “The Inconvenient Image of Dzhokhar Tsarnaev”
(newyorker.com, Ian Crouch, englisch)
Ian Crouch macht sich Gedanken über die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift “Rolling Stone” mit Dzhokhar Tsarnaev auf dem Titelbild. “What is so troubling about this image, and many of the others that have become available since April, is that Tsarnaev really does look like a rock star.”

5. “Gezielter Tabubruch”
(dradio.de, Fabian Elsäßer)
Fabian Elsäßer kommentiert die Medienberichterstattung über einen neuen Song von Bushido (BILDblog berichtete): “Die größte Strafe für einen wie Bushido wäre etwas anderes: totale Ignoranz durch diejenigen, die Öffentlichkeit herstellen.”

6. “Vielleicht Dichter”
(matthias-schumacher.com)
Wo ist der Dichter geblieben, fragt Matthias Schumacher: “Ja gäbe es noch Dichter, die sich als Dichter verstünden, die weit über das Sich-ins-Fernsehen-einladen-Lassen und Neues-Buch-in-die-Kamera-Halten hinausgingen, die etwas zu sagen hätten, das in noch keinem ihrer Bücher gedruckt wäre und das sie nicht aus verkaufsfördernden Gründen sagen würden. Ja wenn! Ich will daran glauben.”

Amanda Palmer, Sunil Chhetri, Bushido

6 vor 9

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1. “my open letter to the daily mail”
(amandapalmer.net, Video, 5:54 Minuten)
Sängerin Amanda Palmer antwortet mit einem Song auf den Artikel “Making a boob of herself! Amanda Palmer’s breast escapes her bra as she performs on stage at Glastonbury” der Boulevardzeitung “Daily Mail”. Siehe dazu auch die Übersetzung des Songtextes (fm4.orf.at).

2. “Der unerwartete Ruhm des Sunil Chhetri”
(reviersport.de, Stefan Schinken)
Fußball: Eine Passage in einem Text von Reviersport.de über eine mögliche Verpflichtung von Sunil Chhetri durch Borussia Dortmund führt zu vielen Tweets und Presseanfragen. Siehe dazu auch die Beiträge von Blogger Arunava Chaudhuri (arunfoot.blogspot.de, englisch) sowie ein Interview mit ihm (sportschau.de, Video, 2:56 Minuten).

3. “‘Gefallen an Gefälligkeiten’: Vorstellung einer Kurzstudie zu Journalismus und Korruption”
(netzwerkrecherche.de)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht die Studie “Gefallen an Gefälligkeiten – Journalismus und Korruption” (PDF-Datei). “Neben der Compliance-Untersuchung von Natascha Tschernoster von der TU Dortmund, enthält die Kurzstudie Beiträge von Netzwerk-Recherche-Mitglied Boris Kartheuser über den Einfluss der PR-Branche auf den Journalismus sowie Fallbeispiele wie die Luxusreisen von Journalisten mit ThyssenKrupp, Volkswagen und Mazda. Ein weiterer Beitrag deckt Schleichwerbung in Zeitschriften der WAZ-Women-Group auf.”

4. “Fünf Sterne auf Bestellung”
(dradio.de, Thomas Otto)
Gefälschte und gekaufte Rezensionen zu Produkten, die im Netz angeboten werden.

5. “Mit Pinocchio online Fakten checken”
(de.ejo-online.eu, Federico Guerrini)
Federico Guerrini stellt verschiedene Portale vor, auf denen Fakten geprüft werden. “Auch die Art und Weise, wie Medien über Politik berichten (insbesondere über amerikanische Politik) hat sich durch die Organisationen in den vergangenen Jahren stark verändert. (…) Selbst die Politiker begannen, Faktenchecks selbst als Waffen gegen ihre Kontrahenten einzusetzen, oder als Instrument, um ihre eigenen Aussagen zu bewerben.”

6. “500. Medienbericht kritisiert Bushidos plumpen Versuch, in die Medien zu kommen”
(der-postillon.com)

Beschimpfungen, Geschenke, Krimis

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1. “Darf man Bushido ein Arschloch nennen?”
(vocer.org, Ralf Höcker)
In Fällen wechselseitiger Beschimpfungen winken Staatsanwälte ab, “wenn einer der beiden Pöbler Anzeige erstattet. Die Staatsanwälte erheben keine Anklage, sondern betrachten das Verhalten der Betroffenen als milieutypische Entgleisungen, also als Unhöflichkeiten ohne ehrverletzenden Inhalt oder jedenfalls ohne ernsthafte strafrechtliche Relevanz.”

2. “‘Anzeigen werden im Laufe der nächsten zehn Jahre verschwinden'”
(persoenlich.com, Edith Hollenstein)
Detlef Gürtler denkt nach über Zukunft und Finanzierung des Journalismus: “War bis anhin ein Verlag für die Weiterverbreitung von Inhalten zwingend nötig, ist die heute nicht mehr so. Die Verlage verschwinden. Die Medienbranche lässt sich heute also nicht mehr mit der Ölbranche vergleichen, sondern eher mit der Wasser-Industrie. Jeder kann daran teilnehmen. Einerseits kann jeder Einzelne eine Regentonne im Garten aufstellen und damit das eigene Wasser gewinnen. Andererseits gibt es riesige Konzerne, wie z.B. Néstle, die das Geschäft mit dem Wasser professionalisiert haben.”

3. “Fall Snowden und die US-Medien: Gleichschritt der Mitläufer”
(spiegel.de, Marc Pitzke)
Vermehrt kritisieren US-Medien nicht die Enthüllungen zum NSA , sondern die Enthüller. “Snowden in Moskau, Greenwald in Rio: Nicht die immer neuen Details dieses scheinbar endlosen Skandals beherrschen die US-Schlagzeilen – sondern ihre Überbringer.”

4. “Beim Krimi-Gucken Spannungen abbauen”
(dradio.de, Thomas Hauschild)
Ethnologe Thomas Hauschild beschäftigt sich mit dem Abbau von aggressiven Spannungen durch den Konsum von TV-Krimis: “Viele Leute mögen das ja, wenn zum Beispiel reiche Leute dann als besonders verwerflich erscheinen, letztendlich sehr hinterhältig, oder manche werfen auch gerne einen Blick in das Rotlichtmilieu und wenden sich dann belehrt, aber auch doch wieder angewidert ab – also, da gibt es ganz viele Spielzüge, die man machen kann in diesen Fällen.”

5. “Journalisten und Geschenke: Jeder ist käuflich!”
(deutsche-startups.de, Thomas Keup)
Thomas Keup, “langjähriger PR- und Social-Media-Specialist”, glaubt, dass jeder Blogger und Journalist käuflich ist: “Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Und dafür gibt es einen ganzen Katalog von Aufmerksamkeiten in der Pressearbeit – von legal bis … egal.”

6. “Welche dieser zehn Beate-Zschäpe-Beschreibungen gibt es wirklich?”
(herrfischer.net)

Kriegsreporter, Content-Drill, VG Wort

6 vor 9

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1. “Das unfassbare Leben einer Kriegsreporterin”
(welt.de, Francesca Borri)
“Die Welt” übersetzt einen Artikel von Kriegsreporterin Francesca Borri: “In der Welt wird das Geschehen in Syrien instinktiv als ‘dieses Chaos’ beschrieben, denn niemand hat den Konflikt verstanden – nur Blut, Blut, Blut. Deswegen können die Syrer uns nicht mehr ertragen. Denn wir zeigen der Welt Bilder wie das eines siebenjährigen Mädchens mit einer Zigarette und einer Kalaschnikow. Es ist eindeutig, dass es ein arrangiertes Foto ist, aber es tauchte im März in Zeitungen und auf Webseiten auf, und jeder schrie: ‘Diese Syrer, diese Araber, was sind das für Barbaren!'”

2. “Halle Berry und der Wunsch nach Ruhe”
(sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Ein Gesetzvorschlag will in Kalifornien Kinder davor schützen, “aufgrund der Tätigkeit ihrer Eltern belästigt zu werden”.

3. “Bereit, aber nicht gebraucht”
(jan.twoday.net)
Jan Söfier vergleicht Studienzeit und Alltag im Journalismus: “Im Studium hatten wir sehr viele sehr tolle Sachen gemacht. Nur: Mit dem Arbeitsalltag in den meisten Online-Redaktionen hatte das wenig zu tun. Da gab es nur den Content-Drill. Möglichst schnell, möglichst viel Content durchschleusen – und für diesen Nachrichten-Stress war ich dann doch nicht vorbereitet.”

4. “Relevanz – online darstellen”
(swissreporter.ch)
Peter Sennhauser beschäftigt sich mit der Frage, welche Nähe und welcher Betrachtungszeitraum für die Platzierung der Meldungen auf Newssites maßgebend ist: “Den Redaktionen ist bei der Einschätzung die Dimension ‘Betrachtungzeitraum’ abhanden gekommen: Sie haben keinen Redaktionsschluss und damit keine Publikationspanne mehr. Also behelfen sie sich mit dem neuen Schlagwort der Echtzeit.”

5. “Vorgestellt: Top-Themen 2013”
(derblindefleck.de)
Die Jury der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) wählt zehn “von den Medien vernachlässigte Themen und Nachrichten im Jahr 2013”.

6. “Die VG Wort gibt 8 aufs Wort. Aufs Geld und aufs Recht vielleicht nicht so.”
(stefan-niggemeier.de)

Movie2k, Bundestagswahl, Intellektuelle

6 vor 9

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1. “The man behind the great Dickens and Dostoevsky hoax”
(guardian.co.uk, Stephen Moss, englisch)
Stephen Moss besucht AD Harvey, der ein angebliches Treffen zwischen Charles Dickens und Fjodor Michailowitsch Dostojewski im Jahr 1862 erfunden hatte. Siehe dazu den sehr ausführlichen Artikel “When Dickens met Dostoevsky” (the-tls.co.uk, Eric Naiman, 10. April, englisch).

2. “Sehnsucht nach dem guten König”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Was passiert eigentlich, wenn der Intellektuelle überrascht, fragt Gregor Keuschnig. “Klopfen dann nicht die gleichen, die das Engagement des Intellektuellen mit Verve gefordert haben, die entsprechenden Äußerungen auf ihre eigene Meinung ab? Und was passiert, wenn dies dann nicht mit dem längst vorgebildeten Urteil der Redaktion, der Partei, der NGO übereinstimmt? Mindestens winkt dann das Etikett ‘umstritten’, wenn nicht gar noch Schlimmeres: Der Ausstoß aus dem mehr oder weniger exklusiven Club der gutmeinenden Welterklärer.”

3. “‘Kate: Das Baby ist da!'”
(tagesspiegel.de, Fritz Habekuß)
Schlagzeilen der deutschsprachigen Regenbogenpresse: “Als ‘der neue Mann an Heidi Klums Seite’ wurde Ralf Höcker Lesern einmal vorgestellt. Was daran stimmte: Höcker ist ein Mann. Und neu an der Seite der Moderatorin. Unterschlagen wurde: Er war nur ihr neuer Medienanwalt.”

4. “movie2k-Aus: Diese Portale protifieren”
(meedia.de, Jens Schröder)
Die Streaming-Website Movie2k.to hatte etwa so viele Besucher wie Bild.de oder Spiegel.de. Jens Schröder versucht herauszufinden, wer davon profitierte, als die Plattform im Mai offline ging. “Die Fans der illegalen Portale werden im Umkehrschluss nicht auf legale Plattformen wechseln, so lang es dort eben nicht die neuesten Filme gibt.”

5. “Endlich raus aus dem Sachsensumpf”
(taz.de, Michael Bartsch)
Thomas Datt und Arndt Ginzel werden rechtskräftig freigesprochen: “Beide Journalisten waren 2008 wegen übler Nachrede angeklagt worden. Es ging um zwei Beiträge in Spiegel und in Zeit online, in denen in Frageform die möglichen Verstrickungen sächsischer Justizbeamter in Leipziger Korruptionsnetzwerke beleuchtet wurde.”

6. “protestwahl”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Die Bundestagswahl 2013: Felix Schwenzel hat sich entschieden, “das erste mal in meinem leben nicht wählen zu gehen”. “dann habe ich aber weiter drüber nachgedacht und mich erinnert, dass die enthaltung meistens genau die falschen stärkt. (…) deshalb wähle ich am 22. september die piratenpartei. nicht weil ich ihnen zutraue wirklich etwas zu ändern oder zu entern, nicht weil ich glaube, dass sie bald zu sinnen kommen und sich nicht mehr selbst oder gegenseitig zerreiben, sondern weil sie ein symbol dafür sind, dass sich etwas ändern muss und wir uns auf unsere demokratischen wurzel zurückbesinnen sollten. wer glaubt dass das naiv ist hat möglicherweise recht.”

Korruptionsbarometer, Girls, Leberwurst

6 vor 9

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1. “Globales Korruptionsbarometer 2013: Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament”
(transparency.de)
Für den Report “Transparency International’s Global Corruption Barometer 2013” (PDF-Datei, englisch) wurden zwischen September 2012 und März 2013 je etwa 1000 Menschen aus 107 Ländern befragt (“Five hundred people were surveyed in countries with a population of less than 1,000,000”). “Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien (3,6) in Deutschland. Sie rangieren erstmals hinter der Öffentlichen Verwaltung (3,4) und dem Parlament (3,4).”

2. “Nach Lügengeschichte um getötetes Kind: Neues Leben von Axel L. in Scherben”
(rhein-zeitung.de, Ulf Steffenfauseweh und Lars Wienand)
Nach Protesten von Angehörigen liefert “Bild” einen zweiten Artikel zu einem Obdachlosen auf Mallorca. “In einem Zusatz erklärt die Zeitung, dass sie aus edlen Motiven bisher nicht berichtet habe. Um ‘keine alten Wunden aufzureißen’ und ‘aus Rücksichtnahme auf die Familie’ habe man darauf zunächst verzichtet. Dabei war es den Angehörigen ja gerade auf eine Richtigstellung angekommen, sie gratulieren sich jetzt zu ihrer Beharrlichkeit.”

3. “Internetdörfer”
(rotebrauseblogger.de)
Die Berichterstattung zu einem “von der Tiroler Polizei wegen Sicherheitsbedenken” abgesagten Testspiel zwischen Energie Cottbus und Maccabi Tel Aviv, das mit Maccabi Haifa verwechselt wird. Siehe dazu auch “Kapitulation vor dem Inferno” (dradio.de, Olaf Sundermeyer).

4. “Stirbt die wöchentliche Serie? ZDFneo zeigt ‘Girls’ im Schnellsendeverfahren “
(ulmen.tv, Peer Schader)
ZDF Neo zeigt die ersten fünf Folgen der ersten Staffel von “Girls” “am Samstag von 22 Uhr bis 0.20 Uhr, und die zweiten fünf am Sonntag von 22 Uhr bis 0.15 Uhr. Mitten im Sommer, wenn die jungen Leute natürlich nix anderes zu tun haben, als am Wochenende abends zuhause abzuhängen, um ihre neue Lieblingsserie zu entdecken.”

5. “Neue Dimension der Auflagen-Akrobatik”
(derstandard.at, fid)
Der Gesundheitsverlag “Der Neue Apotheker Verlags GmbH” “nannte Inserenten 80.000 Stück für Hefte wie ‘Vitale Senioren’, ‘Apotheken Journal’, ‘Diabetes Journal’, ‘Praxis’ – und ließ je 100 bis 200 Stück drucken.”

6. “Müsli predigen, Leberwurst essen”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)

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