Archiv für 6 vor 9

Unschuldsvermutung, Chong Tese, Affektsucht

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Journalistisches Feingefühl vs. rechtliche Korrektheit”
(medien-monitor.com, Sophie Mono)
Der Zustand der Gerichtsberichterstattung in Deutschland. Rechtsanwalt Michael Schmuck: “Früher sind Journalisten freiwillig aus dem Gerichtssaal gegangen, wenn es um intime Details ging. Heute wollen viele von ihnen extra dann drinnen bleiben.”

2. “Sextremistinnen”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
Peter Mühlbauer macht darauf aufmerksam, dass die Zeitschrift “Emma” das Wort “Unschuldsvermutung” als “Unwort des Jahres” vorschlägt. “Die Unschuldsvermutung ist eine der tragenden Säulen jedes Rechtsstaats. Wer sie ablehnt, der kann schwerlich argumentieren, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen.”

3. “Wo kommen diese kreischbereiten Dinger her?”
(berliner-zeitung.de, Carmen Böker)
Carmen Böker schaut die VOX-Sendung “Das perfekte Model”: “Wer sich eher nach innen freut, wenn ihm etwas gelingt, der hat im affektsüchtigen Privatfernsehen nichts verloren.”

4. “Kurzer Einwurf: Theaterkuchen”
(spox.com, donluka)
Fußball: Donluka befasst sich mit den Spekulationen der Boulevardzeitungen um den neuen Stürmer des 1. FC Köln: “Herzlich willkommen, lieber Chong Tese! Ich hoffe, Du liest keine ‘Zeitungen’ und schießt im ersten Spiel ein schönes Tor und zeigt es damit allen Superklugen, Stimmungsmachern und Stammtischbrüllern.”

5. “Liebe Zeitung, so wird das nichts”
(streim.de)
Andreas Streim kommentiert eine ganzseitige Anzeige von die-zeitungen.de (dahinter steht die Zeitungs Marketing Gesellschaft in Frankfurt).

6. “Kann man so sagen”
(hermsfarm.de)
Was nach der ersten Folge von “Shit Girls Say” folgte.

Stauffenberg, Privatdetektive, Ö1

6 vor 9

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1. “Die Schutzmechanismen haben versagt”
(journalist.de, Hans Hoff und Matthias Daniel)
In einer lesenswerten Nachbetrachtung der Causa Wulff kritisiert Friedrich Küppersbusch die FAZ und die SZ und nennt “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann den “Stauffenberg der Pressefreiheit”. “Ein Chefredakteur, der noch nie einen erbosten Politiker am Telefon hatte, muss sich fragen: Was habe ich falsch gemacht? Diese ganze Wehleidigkeitsnummer kotzt mich an. Es ärgert mich, dass alle sagen: Oh, Herr Diekmann hat einen erbosten Anruf entgegennehmen müssen. Amnesty! Anstatt zu sagen: Na klar, wir alle bekommen ständig diese Anrufe. Das ist unser Job. Wir kriegen das bezahlt.”

2. “Schnüffeln mit Privatdetektiven”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Setzen Schweizer Redaktionen Privatdetektive ein? Der Ringier-Verlag antwortet so: “Zur Tätigkeit der Redaktion und insbesondere zum Einsatz von Privatdetektiven gibt die Blick-Gruppe keine Auskünfte.”

3. “Kampf gegen den Abmahnwahn”
(berliner-zeitung.de, Simon Hurtz)
Für Frühjahr 2012 ist die Gründung eines Vereins geplant, der Blogger und freie Journalisten gegen Abmahnungen mit überzogenem Streitwert schützt. “Die vier Gründungsmitglieder haben reichlich schlechte Erfahrungen gesammelt. Stefan Aigner stritt sich mit dem Bistum Regensburg, Hubert Denk mit einem Passauer Klinikbetreiber, Peter Posztos bekam zweimal Brief vom Anwalt, und Hardy Prothmann hat gerade seine elfte Abmahnung mit dem Berliner Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ausgefochten – der zog zurück, nachdem intensiv berichtet worden war.”

4. “ORF: ‘Ein Balanceakt am sozialen Abgrund'”
(kurier.at, Anna Gasteiger und Barbara Mader)
Zwei freie Mitarbeiter von Ö1 legen ihre Einkünfte offen.

5. “Sorgen um den Journalismus überhaupt”
(meedia.de, Alexander Becker)
“Tendenziell lässt sich der Online-Journalismus nicht vom Print-Journalismus unterscheiden”, sagt Wolf Schneider, Mitautor des Buchs “Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus”.

6. “Warum es albern ist, gegen die Facebook-Timeline zu rebellieren”
(fudder.de, Manuel)
Die Proteste gegen die neue Timeline von Facebook führen nicht zum Ziel, glaubt Manuel, denn Facebook sei monarchisch organisiert, nicht demokratisch: “Facebook ist ein Königreich, auf dessen Thron ein 27-jähriger Nerd namens Mark sitzt. In seine Knechtschaft haben sich seit 2004 mehr als 800 Millionen Menschen begeben – nennen wir sie Bauern. Dies haben sie aus freiem Willen getan, wahrscheinlich, um Freiheit zu erlangen.”

Bielefeld, Netzgemeinde, Schloss Bellevue

6 vor 9

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1. “Mythos Bielefeld”
(dradio.de, Audio, 54 Minuten)
Ursprünge, Muster und Folgen von Verschwörungstheorien (mp3 / Text / Text als PDF).

2. “Das Handelsblatt – der Boulevard-Troll”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer reagiert auf einen Gastkommentar des Politikers Ansgar Heveling, der derzeit “die Netzgemeinde” anregt. “Der Abdruck des unfassbar dummen Textes von Heveling ist nichts anderes als der Versuch des Handelsblattes, die Klick-Zahlen nach oben zu treiben und einen leider absehbaren Shitstorm zu erschaffen.” Siehe dazu auch Lukas Heinser in “Es ist das Bildblog. Jemand muss es machen”: “Ich möchte mich nicht mehr über Dinge aufregen, die fünftklassige Politiker gesagt haben und die eh nie Gesetz werden. Diese ganze Empörungsmaschinerie, die dann aber trotzdem bei Twitter und den ganzen Blogs durchläuft, fand ich einfach zu anstrengend.”

3. “Kleiner Faktencheck”
(absolutobsolet.blogspot.com)
Fünf Fehler in einer Bildunterschrift eines Bild.de-Artikels über Achterbahnen entdeckt das Blog “absolut obsolet”.

4. “Der Schlosshund heult eins weiter”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer erklärt den Unterschied zwischen Schloss Bellevue und dem Bundespräsidialamt.

5. “Welcher Mann darf’s sein?”
(faz.net, Jörg Thomann)
Textbausteine für einen individuell gestalteten Beitrag zur aktuellen Geschlechterdebatte.

6. “Iran feiert, seit 20 Jahren kurz vor Fertigstellung von Atombombe zu stehen”
(der-postillon.com, Satire)

ZDF, Stuttgarter Zeitung, Brigitte Nielsen

6 vor 9

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1. “Die Bescheidwisser”
(peter-schumacher.net)
Peter Schumacher liest “Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus” von Wolf Schneider und Paul-Josef Raue. “Der Bescheidwisser-Ton der beiden ist im neuen Kapitel Online-Journalismus noch mal eine Spur nerviger als in den alten Auflagen zu den alten Themen. In Anbetracht des Wandels im Journalismus sind vermeintliche Wahrheiten dieser Art ähnlich wie Bauernregeln: Man weiß zwar nicht, warum es um einen herum stürmt, zimmert sich aber ein paar Glaubensätze, die nicht immer eine innere Logik haben müssen. Und der Jungbauer staunt.” Siehe dazu auch “Schneider&Raue: Wenn Blinde über Farbe schreiben” (blog-cj.de, Christian Jakubetz) und “Steinzeitansichten über Zukunfts-Journalismus” (medialdigital.de, Ulrike Langer).

2. “ZDF-Mitarbeiter fordern: ‘Freiheit für das Zweite!'”
(carta.info)
“Carta” dokumentiert einen Brief von ZDF-Mitarbeitern: “Die Verhältnisse, die beim ORF den Protest auslösten, lassen sich ‘eins zu eins’ auf das ZDF übertragen. Auch hier gibt es politische Einflussnahme und eine übergroße Nähe mancher Journalisten zur Politik (allein zwei ZDFler wurden als Kandidaten für Sprecher-Posten in der Bundesregierung genannt – einer ist es ja dann geworden).”

3. “Twitter verbessert sich und alle schreien ‘Zensur'”
(zapp.blog.ndr.de, Daniel Bröckerhoff)
Daniel Bröckerhoff reagiert auf empörte Stimmen zum (inzwischen erweiterten) Blogeintrag “Tweets still must flow” (blog.twitter.com).

4. “In dubio pro Video”
(dradio.de, Nikolaus Steiner)
Michael Wegener erklärt, wie bei der “Tagesschau” die Echtheit von Videos geprüft wird: 1. Redaktionelle Verifikation, 2. Quellenverifikation, 3. Abgleich mit Experten, 4. Technische Verifikation.

5. “‘Stuttgarter Zeitung’ meldet Merkel-Rücktritt”
(spiegel.de)
In der Onlineausgabe der “Stuttgarter Zeitung” war am Freitagmittag während einiger Minuten ein fiktiver Text mit der Überschrift “Merkel tritt zurück” zu lesen. Die Redaktion bittet, “dieses Versehen zu entschuldigen”.

6. “Die Offenbarung des Schokokeksriegels”
(taz.de, Daniela Zinser)
Daniela Zinser schreibt über die Gewinnerin der 6. Staffel von “Ich bin ein Star – holt mich hier raus!”, “die erste wahre Dschungelkönigin”. “Brigitte Nielsen stand da, groß, braungebrannt, blond und durchtrainiert, eine Kämpferin, und sie strahlte Würde aus, unbedingten Willen und wirkte stets so, als sei es das, worauf sie die 49 Jahre ihres Lebens gewartet hat.”

Weltwoche, Merkur, Feinschmecker

6 vor 9

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1. “Dschungelcamp und das ‘Leben danach'”
(sueddeutsche.de, Andreas Bernard)
Andreas Bernard beleuchtet das Leben der Kandidaten nach “Ich bin ein Star – holt mich hier raus!”. “Die eigentliche Krise droht, wenn ein Kandidat nach seiner Abwahl ins mondäne Hotel Palazzo Versace zurückkehrt, gut hundert Kilometer vom Drehort entfernt, und erfahren muss, wie weit seine eigene Wahrnehmung der vergangenen Tage von der kunstvoll zusammengeschnittenen Fernsehrealität abweicht.”

2. “Ab-Turner”
(kessel.tv, Thorsten W.)
Thorsten W. macht auf einen sich durch viele Medien ziehenden Fehler aufmerksam, der den Kandidaten für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters betrifft: “Schuld ist wahrscheinlich wie so oft eine ungeprüft übernommene Agenturmeldung.”

3. “Ein trautes Paar”
(zeit.de, Peer Teuwsen und Ralph Pöhner)
Zwei ehemalige Mitarbeiter schreiben über die Schweizer “Weltwoche”: “Parteipolitisch engagiert ist die Weltwoche, und ihre Gesinnung teilt sie mit der Volkspartei. Aber ein schlichtes SVP-Blatt ist sie schon deshalb nicht, weil ihre Loyalität eher Christoph Blocher gilt – nicht der Organisation.”

4. “Stark durch Widerspruch”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele spricht mit Christian Demand und Ekkehard Knörer von der Zeitschrift “Merkur”. “Schirrmacher marschiert mit dem FAZ-Feuilleton moral­trompetend nach links – und morgen vermutlich wieder in die andere Richtung. Eine solche Kurzatmigkeit ist nichts für den Merkur, obwohl wir natürlich immer auch auf die Diskurslagen in den Feuilletons reagieren werden.”

5. “Von den Vorzügen, ein Feinschmecker zu sein”
(magda.de, Philipp Maußhardt)
Gastrokritiker Philipp Maußhardt wird von seinen Freunden nicht mehr zum Essen eingeladen. “Und wenn es dann doch einmal gelingt, jemanden zu überreden, dann werde ich meist schon an der Haustüre abgepasst, und der Gastgeber macht ein zerknirschtes Gesicht. Die Kartoffeln seien leider zu weich gekocht oder der Schmorbraten angebrannt. Ich rede dann beruhigend auf ihn ein und sage Sätze wie ‘Passiert mir auch ständig’ oder ‘Hauptsache, der Wein ist gut’.”

6. “Wie Apple zukünftige Journalisten kauft”
(deutsche-mittelstands-nachrichten.de)
Ein Foto, das Studenten in einem Hörsaal mit Apple-Laptops zeigt, stammt ursprünglich aus dem Jahr 2007. “Kein anderes Unternehmen versteht es so gut, sich in den Köpfen von Verlagen und Journalisten so festzusetzen wie Apple.”

ESM, Superhirn, Sexualstraftäter

6 vor 9

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1. “Ex-Sicherungsverwahrte: von den Medien gehetzt?”
(ndr.de, Video, 6:25 Minuten)
Boulevardzeitungen jagen den entlassenen und neu in Hamburg-Jenfeld wohnhaften Sexualstraftäter Hans-Peter W.: “Ein perfides Wechselspiel zwischen Anwohnerangst und Medienberichten.”

2. “Falsches Tortenstückchen”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Die ARD-Tagesschau stellt die Beteiligung Deutsch­lands am Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM in einer Grafik falsch dar.

3. “Rangliste der Pressefreiheit 2011”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Den ersten Platz teilen sich Finnland und Norwegen, Österreich ist auf Platz 5, die Schweiz auf Platz 8, Deutschland gemeinsam mit Jamaika und Zypern auf Platz 16. Am wenigsten Pressefreiheit können Menschen in China, Iran, Syrien, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea für sich beanspruchen (Pressemitteilung).

4. “Tricks beim Superhirn (ZDF)”
(youtube.com, Video, 7:45 Minuten, 16. Januar 2012)
Was auf Fernsehkritik.tv schon am 10. Januar zu erfahren war, berichtet nun auch “Spiegel Online”. In der ZDF-Sendung “Deutschlands Superhirn” behauptete ein Lehrer, erkennen zu können, welche aus einem Orchester herausgenommenen Musiker fehlten. “Warum verschweigt uns Jörg Pilawa, dass neben der Herausnahme der Musiker sich die Noten der anderen Spieler ändern?”

5. “Wulff schickte Weihnachtspost”
(taz.de, Felix Dachsel)
Die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags schickt der taz-Redaktion haufenweise Informationen zur Causa Wulff. Felix Dachsel fragt: “Ist das nun ein Beitrag zur Transparenz in der Mailbox-Affäre oder eher Stoff für das legendäre ‘Handbuch des nutzlosen Wissens’?”

6. “Der Tag, an dem nichts wirklich passiert ist”
(marinaslied.de)
Marina Weisband kommentiert die Reaktion von Medien auf ihre Ankündigung, “aller Wahrscheinlichkeit nach nicht für eine zweite Amtsperiode als Bundesvorstand der Piratenpartei zu kandidieren”.

Black Box, Lehrerin, Strickjacke

6 vor 9

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1. “Das Edeka-‘Costa Concordia’-Paradoxon”
(fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer prüft die Kritik an einer Werbebeilage, die im Netz “teils schadenfrohe und hämische, teils empörte Berichte und Kommentare” hervorrief. “Als im Lauf des Samstags das Ausmaß der Schiffskatastrophe vom Freitag, den 13., deutlich wurde, hätte Edeka selbst beim besten Willen keine Möglichkeit mehr gehabt, die Auslieferung der Werbebeilage noch zu stoppen.”

2. “Voll fett”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Antje Tiefenthal hegt einen Verdacht: “In diesem Jahr wird es kaum noch eine Berichterstattung über Christine Neubauer geben, ohne das ‘Weight Watchers’ genannt wird.”

3. “Das Apfelkuchen-Prinzip”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo macht Wirtschaft, Politik und Medien darauf aufmerksam, dass das Zeitalter der Black Box vorbei ist. “Politik und Wirtschaft sind anfälliger für den Druck der Öffentlichkeit und beginnen oft widerwillig und zum Teil inszeniert, aber spürbar, sich ständig in die Karten schauen zu lassen, ihre Prozesse transparenter zu gestalten. In vielen Medien aber scheint es kaum denkbar, die eigenen Schaffensprozesse konsequent sichtbar zu machen, wo es gefahrlos möglich wäre.”

4. “The Mystery of the Misunderstood Molester”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
Andrew Hammel beleuchtet die wiederkehrende Figur des unverstandenen Belästigers im “Tatort”. “Recently, at a lecture about crime fiction in Germany, I met a man who had written some scripts for German TV, and who complained of the heavy interference by editors, who frequently returned scripts with suggestions intended to make them more politically-correct. Evidently, the German cultural elite believes that ordinary Germans have a dangerously low opinion of convicted child molesters, and that this is an important problem that must be remedied by public education.”

5. “Darum ist das so. Like, really?”
(feigenblatt-magazin.de, Theresa)
Theresa widmet sich einigen Artikeln über die Beziehung zwischen Frauen und Männern, die sie kürzlich gelesen hat und meint damit “diese übertriebene Häufung von grandios generalisierenden Heulsusenartikeln, mit denen wir momentan überschwemmt werden”. “Was habt ihr eigentlich alle mit euren Strickjacken? Wir haben Januar, verdammt!”

6. “Die Lehrerin – ZDF Spielfilm”
(fraufreitag.wordpress.com)
Lehrerin Frau Freitag hält den ZDF-Film “Die Lehrerin”, ein Drama zum Thema Amoklauf, aus verschiedenen Gründen für unglaubwürdig. “Sorry, aber warum geht ihr nicht einfach mal in eine normale Schule rein und guckt euch um. Oder fragt mal Lehrer und Lehrerinnen, wie die so sind. So wie sie bei euch dargestellt werden nämlich nicht.”

RTL, Markencheck, Oberlehrer

6 vor 9

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1. “Ein in sich abgeschlossener Mikrokosmos”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente)
RTL sei ein Mikrokosmos, “der rund um die Uhr, quer durchs Programm, in jeder Sparte erhalten bleibt”, findet Roberto J. De Lapuente. “Die Welt des RTL Television ist ein Hort seltsamer Gestalten, die Frauen suchen oder wahlweise Schwiegertöchter, in denen Restaurants getestet und verspottet werden, in der nachmittäglich Laiendarsteller die Drehbücher laienhafter Autoren abspulen, in der auf Aufmerksamkeit abgerichtete Gecken Journalisten sein dürfen, in der Banalität Dokumentation oder Bericht heißt.”

2. “Bringt es unser Land voran, wenn wir immer das Negative darstellen?”
(dradio.de, Friedbert Meurer)
Am 11. Januar kritisierte der FDP-Abgeordnete Joachim Günther die Medien (PDF-Datei). Nun erklärt er sich in einem Interview und schätzt die Rückmeldungen darauf ein: “Ich würde sagen, ungefähr, wenn ich das so grob einschätze, 25 Prozent sind negativ, sie sagen, ich soll nach Russland gehen, da gibt es ähnliche Presseverhältnisse, wie ich sie fordere. Aber 75 Prozent sind positiv, sie beglückwünschen mich, sie sagen, das ist längst überfällig, sie bedanken sich.”

3. “ARD erklärt Funktionsweise von Marken wie H&M, McDonald’s und Lidl”
(absatzwirtschaft.de, Roland Karle)
Roland Karle bespricht die ARD-Reihe Markencheck: “Rezensenten kritisieren an dem Format, dass es die Infotainment-Masche der privaten Sender kopiere. Aber taugt das wirklich zum Vorwurf? Schließlich beweist die anhaltende Berichterstattung über den schlingernden Euro, wankende Finanzmärkte und ängstigende Schuldenkrise, dass Wirtschaft ein zentrales Thema geworden ist, aber das Publikum oft nur Bahnhof versteht.”

4. “Die Richter und ihre Henker”
(zeit.de, Andreas Maurer)
Filmbesprechungen setzen sich heute oft nach einer eingängigen Formel zusammen, glaubt Andreas Maurer: “Eingangsbemerkung über Gott, die Welt und/oder sich selbst + Inhaltszusammenfassung + Allgemeinplätze über Schauspieler, Dialoge und/oder Action + Gesamtbewertung.”

5. “Wie @Der_Oberlehrer Twitterern wie @SpiegelOnline Rechtschreibung beibringt”
(140z.de)
Das Twitter-Konto @Der_Oberlehrer: “Der Oberlehrer ist also nur eine Maschine, die von irgendjemandem programmiert worden ist. Und die müsste sich doch eigentlich austricksen lassen – sie kann ja schließlich nicht mitdenken.”

6. “An Express year”
(bibliophylax.tumblr.com, englisch)
Bibliophylax wertet die Titelschlagzeilen des “Daily Express” 2011 aus und gruppiert sie nach Themengebieten.

Costa Concordia, Roger Köppel, arte

6 vor 9

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1. “Der Katastrophenplaner”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com)
Nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia stellt Thomas eine Mediencheckliste für Katastrophen zusammen. Zur Berichterstattung über das Unglück siehe auch das in der Zeitschrift “Profil” beschriebene Abendmenu des Restaurants “Porta Via” in Giglio (noemix.twoday.net) und diese Kritik der Sendung “Beckmann” (sueddeutsche.de).

2. “Neue Leichtigkeit oder Niveauverlust?”
(medien-monitor.com, Samuel Acker)
Änderungen im Programm von arte beunruhigen den Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, Thomas Frickel. “Der öffentlich-rechtliche Sender finanziert sich zu fast 100 Prozent über die Rundfunkgebühren. Doch nach den internen Dokumenten zur Programmreform zu urteilen, schielt ARTE trotzdem auf den Mainstream.”

3. “Auf Angriff gebürstet”
(faz.net, Philip Plickert)
Ein Porträt von Roger Köppel, Verleger und Chefredakteur der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift “Weltwoche”. “Für seine Leser repräsentiert sie die besten Seiten der Schweiz. Für viele Intellektuelle ist sie ein rotes Tuch. Manche hassen Köppel. ‘Ist ein Journalist nicht links, muss er entweder krank, gekauft, ferngesteuert oder auf andere Weise defekt sein’, sagt er ironisch.”

4. “Auf BILD.de sind alle Grünen gleich”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
“Grüne nennen Wulff ‘Lügner'”, schreibt Bild.de in einem Teaser – im Artikel ist aber nur von einem, Stefan Wenzel, die Rede.

5. “Grandioser Technikjournalismus aus den 30er-Jahren”
(viermann.info, Konstantin Zurawski)
Ein Video (youtube.com, 9:31 Minuten) erklärt das Differentialgetriebe. Für Konstantin Zurawski ist es ein Paradebeispiel, wie Technik einfach erklärt werden kann. “Es folgt ein Schritt nach dem anderen. Man hätte auch ein fertiges Differentialgetriebe zeigen und anhand von allerlei Pfeilen und Bewegungsanimationen die Funktionsweise erklären können. Das aber hätte den Zuschauer nicht dort abgeholt, wo er ist: Bei Wissen Null.”

6. “kapitän geht, präsident bleibt”
(spreeblick.com)
Ein Gedicht von Ingo Neumayer.

Einladungen, Fahrstühle, Julian Assange

6 vor 9

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1. “Ich wollte keinen Ärger haben. Ich bin kein Vorbild”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Die Beeinflussung von Journalisten durch Einladungen: “Vor vielen Jahren habe ich es erlebt, dass bei einer Reise – nicht bei einer Politikerreise, nicht bei einer Reise für das Reiseressort, es war ein Wirtschaftsthema – der Unternehmer den Journalisten Damen zur Verfügung stellte, die ihnen die Nacht im Hotelzimmer noch angenehmer gestalten sollten. Journalistinnen waren nicht dabei. Etwa zwei Drittel der Journalisten lehnten ab, ein Drittel nahm an.”

2. “Hinter der Tür die Zukunft”
(fr-online.de, Marin Majica)
Die Nachrichtenagentur AP berichtet neu aus Nordkorea.

3. “Risiko Fahrstuhl, in Echt!”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier sieht im MDR-Magazin “Echt” einen dramatisch nachgestellten Fahrstuhlrettungseinsatz der Feuerwehr in Halle (mdr.de, Video, 5:37 Minuten): “Man sollte vielleicht wissen, dass ich ein ziemlich hartgesottener Privatsenderseher bin. Doch selbst ‘Explosiv’ und ‘Familien im Brennpunkt’ konnten mich nicht auf die Panikmache und reißerisch nachgestellten Szenen vorbereiten, die ‘Echt’ an diesem Abend im Programm hatte.”

4. “Kein Durchbruch für das Leitmedium APA”
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Ein Lastwagen habe die “Leitschiene der rund 80 Meter hohen Lieserschluchtbrücke durchbrochen”, berichtet die Nachrichtenagentur APA. Doch genau das sei gar nicht passiert, findet Hans Kirchmeyr.

5. “BILD soll nicht an mir verdienen”
(lawblog.de, Udo Vetter)
Udo Vetter wird vom Axel Springer Verlag fordern, ihn aus der Empfängerliste für die am 23. Juni 2012 bundesweit kostenlos verteilte “Bild” zu streichen.

6. “Julian Assange: The Rolling Stone Interview”
(rollingstone.com, Michael Hastings, englisch)
Ein ausführliches Interview mit Julian Assange (hier die Druckversion): “Assange sits on a tattered couch, wearing a wool sweater, dark pants and an electronic manacle around his right ankle, visible only when he crosses his legs. At 40, the WikiLeaks founder comes across more like an embattled rebel commander than a hacker or journalist.”

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