Archiv für 6 vor 9

Gift-Mais, Gruppensex, Gier

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Faszination des Deckels”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Wie deutsche Medien die von den Schweizer Stimmbürgern angenommene Volksinitiative “gegen die Abzockerei”, eine Stärkung der Aktionärsrechte, als “Gesetz gegen Gier” darstellen.

2. “Der schärfste Special Effect, den das Schreiben zu bieten hat”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Ein guter Vergleich, schreibt Constantin Seibt, brauche als Rohmaterial “Verblüffung und präzise Beobachtung”: “Das entspricht ziemlich genau dem Blick eines Kindes. Und Kinder sind manchmal grausame Wesen.”

3. “A Day in the Life of a Freelance Journalist—2013”
(natethayer.wordpress.com, englisch)
Ein E-Mail-Wechsel zwischen einem freien Journalisten und der Redaktion von “The Atlantic”: “Maybe by the end of the week? 1,200 words? We unfortunately can’t pay you for it, but we do reach 13 million readers a month.”

4. “Futtermittelskandal: Der Skandal ist der Skandal selbst”
(novo-argumente.com, Georg Keckl)
“Noch zu keiner Zeit in der Geschichte gab es so wenig pilzbelastetes Getreide wie heute”, schreibt Agraringenieur Georg Keckl zu aktuellen Meldungen über “Gift-Mais”. Das eigentliche Problem sei “die öffentliche Skandalisierung”.

5. “Chronologie einer Berichtigung”
(hossli.com)
Mit Hartnäckigkeit bringt ein Twitterer die NZZ zu einer Berichtigung.

6. “Neue Episode im Gruppensex-Mem”
(gefaelltmir.sueddeutsche.de)
Die Quelle eines im Internet kursierenden Zeitungsausschnitts ist gefunden. Die Nachricht “Gruppensex am Mittag kein Kündigungsgrund” erschien am 10. Dezember 1982 im Lokalteil der “Süddeutschen Zeitung”. Siehe dazu auch die Texte “Nicht lustig” und “Skandal aus einer anderen Zeit”.

Übergriffe, Drachen, SWR3-Topthema

6 vor 9

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1. “Wenn Politiker übergriffig werden”
(welchering.de)
Journalist Peter Welchering berichtet nach Recherchen über die Verwendung von Steuergeldern von Übergriffen durch Politiker: “Vollends irritiert hat mich, dass die vier Kollegen, die ähnliche Erfahrungen mit übergriffigen CDU-Politikern gemacht haben wie ich, von diesen Amtsträgern mit Bananenrepublikverständnis so eingeschüchtert waren, dass sie dringend um Anonymität gebeten haben.”

2. “SWR3 Flopthema – Mein Topthema”
(thorstenreimnitz.blogspot.de)
Thorsten Reimnitz kritisiert das “SWR3-Topthema”: “Ich will keine Phrasen (‘blühender Blödsinn’, ‘Neiddebatte’) oder gar Beleidigungen (‘Lügenbaron’) hören, ich will Argumente. Und eine Meinung will ich mir selber bilden, ansonsten kann ich auch eine Boulevardzeitung lesen.”

3. “In eigener Sache: Der Heise Zeitschriften Verlag und das Leistungsschutzrecht”
(heise.de)
Zum vom Bundestag letzte Woche verabschiedeten Leistungsschutzrecht für Presseverleger erklärt der Heise Zeitschriften Verlag: “Die Freiheit der Berichterstattung, der Verlinkung und des Zitierens, wer immer sie auch in Anspruch nimmt, darf keinesfalls gefährdet werden. Oder, um es allgemeiner zu formulieren: Wir akzeptieren keine Einschränkungen der Freiheiten und Möglichkeiten des Internet.”

4. “Ich blogge jetzt 8 Jahre und wollte euch was sagen”
(stadt-bremerhaven.de, Caschy)
Caschy bloggt “seit Jahren so 12 – 14 Stunden am Tag”: “Wie sich dieses Blog mit mir finanziert? Es gibt hier keine Schleichwerbung.”

5. “Die Finanzkrise im Spiegel der Medien”
(nzz.ch, Helena Hamann und Stephan Russ-Mohl)
Eine Gruppe von Forschern untersucht die Medien während der Finanzkrise: “Überraschend war für die Forscher, dass in den Nachrichten zwar von staatlichen Eingriffen berichtet und ihr Nutzen diskutiert worden sei, die Medien jedoch die Einmischung des Staates generell nicht mehr in Frage gestellt hätten. Auch die redaktionellen Linien der untersuchten Medien hätten ihre Gesamtberichterstattung nicht beeinflusst. ”

6. “#6 Chinabildblog: Medien machen Angst”
(doppelpod.com)
China als Drache auf den Titelseiten von “Spiegel” und “Focus”: “Ist das den Korrespondenten denn nicht langsam peinlich, für Magazine zu arbeiten, die mit ihrer Bildersprache da weiter machen, wo Wilhelm II mit seiner Hunnenrede aufgehört hat? Merken die denn gar nicht, dass sie mit diesen Bildern den Verdacht vieler Chinesen, westliche Medien würden anti-chinesische Propaganda betreiben, immer weiter erhärten?”

Berliner Mauer, Piraterie, Unwörter

6 vor 9

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1. “Desinformation: Mauer in Geiselhaft”
(taz.de, Sebastian Heiser)
Haben Bauarbeiter damit begonnen, einen der letzten Reste der Berliner Mauer niederzureißen, “damit dort Luxuswohnungen entstehen können”? “An dieser Botschaft stimmt so gut wie nichts. Aber sie zündet. Und sie wird von Journalisten inzwischen weltweit weiterverbreitet.”

2. “Zweierlei Maß?”
(dradio.de, Audio, 43:40 Minuten)
Walter van Rossum vergleicht Berichte und Kommentare deutscher Medien über Russland und die USA (auch als PDF-Datei oder Text): “In den deutschen Mainstream-Medien, die über das russische Adoptionsverbot berichten, macht sich kein Journalist die Mühe, die offizielle russische Version darzustellen, um sie anschließend zu überprüfen. Fast alle Medien erzählen bis in die Details der Formulierungen dieselbe Geschichte, mit denselben unbelegten Behauptungen, denselben Auslassungen, einseitigen und simplen Stereotypen: hier die eisige russische Nomenklatura, da der freundlich lächelnde american way of life.”

3. “Gezielt vorbei: Mein Problem mit dem ZEIT-Dossier ‘Filmpiraten: Aufnahme läuft!'”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
Torsten Dewi kritisiert den “Zeit”-Artikel “Aufnahme läuft!” von Kerstin Kohlenberg: “So, wie ich das sehe, bastelt Produzent Stefan Arndt an seiner eigenen Legende, um das Versagen von ‘Cloud Atlas’ zu rechtfertigen – und eine Journalistin hat sich für den intimen Einblick in die Szene genau diese Narrative füttern lassen, ohne sie je zu hinterfragen.”

4. “Im publizistischen Würgegriff”
(mspr0.de)
Am 1. März verabschiedete der Bundestag das Leistungsschutzrecht für Presseverleger: “Während beinahe alle Verbände, Aktivisten, Experten und Wissenschaftler kein gutes Haar an den Gesetzesentwürfen zum Leistungsschutzrecht ließen, ignorierte die Presse diese Stimmen eisern und hörte nicht auf, das Gegenteil zu verkünden. Und noch schlimmer als das journalistische Totalversagen: es gab nur wenige Politiker, die sich trauten, dieser interessengeleiteten Kampagne öffentlich zu widersprechen.”

5. “Wer darf das Wort ‘Zensur’ im Munde führen?”
(alexanderlasch.wordpress.com)
Mitglieder der Nationalen Armutskonferenz sammeln “irreführende und abwertende Begriffe” – und stellen eine “Liste der sozialen Unwörter” zusammen. Die FAZ greift die Liste auf und stuft sie als Zensurvorhaben ein. “Die Entstehungsgeschichte der ‘Liste’ wird mit keiner Silbe erwähnt, statt dessen werden die einzelnen Begriffe kurz aufgegriffen und hinsichtlich ihres Diskriminierungspotentials als unbedenklich eingestuft.”

6. “Blogger, Sponsoren und die Transparenz – Kommentar”
(mobilegeeks.de, Sascha Pallenberg)
“Persönlich bis ins Mark” treffen Sascha Pallenberg Vorwürfe wie “du schreibst doch den Artikel nur um deine Amazon Links unterzubringen” oder “der Testbericht fällt so positiv aus weil Firma XYZ dich zu einem Event eingeladen hat”, weshalb er nun “sämtliche Zuwendungen und Sponsorings” öffentlich macht.

Helium, Blumenverkäufer, Gruppensex

6 vor 9

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1. “My little corner of the world”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier schreibt für Online und das Lokale, was bei Kollegen oft Geringschätzung hervorruft (“Juliane, warum greifst Du eigentlich mit beiden Händen ins Klo?”). Dabei verzeiht Lokaljournalismus weniger Fehler: “Selbst im Politikteil der SZ dürfte ich ziemlichen Quatsch über Barack Obama schreiben können, ohne dass es irgendwelche Folgen hat. Versuchen Sie das mal mit dem örtlichen Bürgermeister, den sie morgen nochmal wegen des neuen Spielplatzes anrufen müssen.”

2. “‘Einmaliger Gruppensex’ nicht auffindbar”
(gefaelltmir.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen)
Was ist dran an der Story, dass “einmaliger Gruppensex” während einer Arbeitspause “kein Kündigungsgrund” sei? “Die Archiv-Recherche liefert zu dem angeblichen Fall keinen Zeitungsartikel und auch beim Arbeitsgericht München kann man sich an ein solches Urteil nicht erinnern.”

3. “‘Heute’ brennt, Helium nicht.”
(kobuk.at, Helge Fahrnberger)
Besnik Delija, Schüler der HTL Donaustadt, prüft einen Artikel der Tageszeitung “Heute” auf “fachliche Fehler”.

4. “Foreign correspondents in China call for inquiry into assault on German TV crew”
(guardian.co.uk, englisch)
Ein Team um ARD-China-Korrespondentin Christine Adelhardt wird angegriffen, berichtete der Foreign Correspondents’ Club of China (FCCC): “They forced the ARD driver to stop at one point, whereupon five or six men surrounded the car, attempted to get in, and hammered on the windows with their fists. The crew got away, but were pursued, forced off the road and onto the sidewalk, rammed, and made to stop. Two men from the pursuing vehicles attacked the minivan with baseball bats, shattering its windscreen, before the ARD driver was able to get away again by bulldozing his way past a car parked in front of the ARD van.”

5. “Wie der Amoklauf von Menznau mehrere Medien schlichtweg überforderte”
(lu-wahlen.ch, Herbert Fischer)
Herbert Fischer schreibt über die Berichterstattung zu einer Schießerei in Menznau, die Todesopfer und Verletzte forderte. Siehe dazu auch die Titelseite der “Neuen Luzerner Zeitung” vom 28. Februar.

6. “Im Namen der Rose”
(tagesspiegel.de, Katja Reimann)
Korim, Blumenverkäufer in Berlin: “Wenn das Geschäft mit den Blumen nicht genug abwirft, dann arbeitet er als Aushilfe in einem Restaurant. Auf 500 Euro komme er zusammengerechnet in einem Monat, in Bangladesch entspricht das in etwa einem durchschnittlichen Jahreseinkommen. Für 100 Euro kauft er Lebensmittel, 200 Euro zahlt er für ein Zimmer, das er sich mit einem anderen Mann teilt. ‘Alles gut’, sagt Korim. Ein schlechtes Leben in Europa ist immer noch besser als ein nicht ganz so schlechtes in Bangladesch.”

Serien, Journalistinnen, Neues Deutschland

6 vor 9

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1. “45 Jahre DDR-Zeitungen online durchstöbern”
(staatsbibliothek-berlin.de)
Unter der nicht ganz so handlichen Adresse zefys.staatsbibliothek-berlin.de/ddr-presse finden sich nun auch “alle Ausgaben der Jahre 1946-1990” von der DDR-Zeitung “Neues Deutschland”: “So kann man rasch ergründen, ob es auch im DDR-Sprachgebrauch ‘Volksschädlinge’ gab, welche Codes sich hinter ‘lang anhaltender stürmischer Beifall’ und ‘lebhafter Meinungsaustausch’ verbargen, wie Versorgungsmängel sprachlich in ein positives Licht gerückt wurden oder wer als treibende Kräfte bei Sabotageakten beschuldigt wurde.”

2. “Neue Deutsche Serien im Internet”
(couchmonster.de, Denis Krah)
Es sei ein Fehler, anzunehmen, “dass es in Deutschland keine guten Autoren und Produktionsfirmen mit Ideen gibt”, schreibt Denis Krah. Er schlägt die Gründung einer unabhängigen Produktionsfirma vor, “die ihre Inhalte selbst im Netz via Stream und/oder Download verkauft und vermarktet.” Siehe dazu auch “Warum das Fernsehen keine Zukunft hat” (blog.barnabas-crocker.de).

3. “‘hart aber fair’-Redaktion: Zitat ‘in keiner Weise […] entstellt'”
(stigma-videospiele.de, Rey Alp)
Die Redaktion von “hart aber fair” nimmt Stellung zur Kritik an der Verwendung eines Zitats von Prinz Harry von Wales.

4. “Als Knut Reinhardt und Alois Reinhardt plötzlich Brüder waren”
(11freunde.de, Knut Reinhardt und Stephan Reich)
Wie eine Dortmunder Lokalzeitung 1992 zwei Fußballspieler zu Brüdern machte: “Im Artikel kam sogar eine Frau zu Wort, unsere angebliche Mutter, die sich in mehreren Zitaten über mich und Alois geäußert hatte – eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte.”

5. “5 Easy Ways to Spot a B.S. News Story on the Internet”
(cracked.com, David Wong, englisch)
Wie man eine Story, die man weder lesen noch teilen sollte, erkennt.

6. “Said to Lady Journos”
(saidtoladyjournos.tumblr.com, englisch)
Was Menschen zu Journalistinnen sagen. Eine Sammlung von Zitaten.

Zeitungen, Babys, Castingshows

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1. “Die Strategie für die Zeitung von Morgen, Teil 2: Das Wagnis”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Zeitungen als “Produkte einer Vergangenheit, entworfen für ein Publikum, das aufhört, zu existieren”, müssen sich neu erfinden. Constantin Seibt liefert einige Vorschläge, wie das gelingen könnte.

2. “RTL-Baby-Doku: Boulevard-Bericht schreckt Politik auf”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
“Die Filmaufnahmen auf der Entbindungsstation im Klinikum Friedrichshain der Vivantes GmbH sollen ausgesetzt werden”, teilt die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales in einer Pressemitteilung mit – eine Produktion von RTL könnte “die allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Kinder und die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer” gefährden. Uwe Mantel schreibt dazu: “Bekannt ist das Format nun also schon über eine Woche, erst die Berichte in Boulevardzeitungen sorgten nun aber für Aufregung in der Politik.”

3. “Damit Migranten Zeitungsartikel verstehen: ‘Schreibt nicht so kompliziert!'”
(newsroom.de, Bülend Ürük)
Christian Sauer weiß, wie “Migranten als Leser, User und Kunden zu gewinnen” wären: “Liebe Redaktionen, bitte nehmt Bürger mit ausländischen Wurzeln genau so Ernst und genau so auf den Arm wie alle anderen auch. Macht Euch die gleichen Gedanken über sie wie über den Rest der Bürger in Eurem Verbreitungsgebiet. Schaut hin, wie und wo sie wohnen, was sie arbeiten, wie sie leben. Welche Schulen sie besuchen, welche Firmen sie gründen, welche Feste sie feiern. Aber bitte, schaut wirklich hin, denn diese Menschen artikulieren sich nicht von allein in der Zeitung.”

4. “Leistungsschutzrecht: Die Eigentorheit der Verlage”
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger werde niemandem mehr schaden als den Presseverlegern selbst: “Fast hat man sich daran gewöhnt, dass gutgemeinte Gesetze nicht wirksam sind. Aber dieses wird zum exakten Gegenteil des gewünschten Ziels führen.” Siehe dazu auch “Lügen fürs Leistungsschutzrecht (4)” (stefan-niggemeier.de).

5. “Showbiz, bis die Tränen fließen”
(zeit.de, Solmaz Khorsand)
Ein Blick auf Castingshows in Österreich: “Für die Sender sind solche Castingformate ein gutes Geschäft. Viele Kandidaten müssen nach dem Ende der Talentshow noch jahrelang Tantiemen an den Sender zahlen. Über Details der Verträge will kein Kandidat sprechen, es drohen hohe Strafen, wenn sie zu viel ausplaudern.”

6. “Trainer Frank Gentges bekennt: ‘Ich habe Angst vor der Bild'”
(eishockeynews.de)

Hubert Spiegel, Ralph Grosse-Bley, NSU

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1. “Über Gebühr: Streit um den neuen Rundfunkbeitrag”
(ndr.de, Video, 44:12 Minuten)
Ein Beitrag über die berechtigte und unberechtigte Kritik am Rundfunkbeitrag. Siehe dazu auch den Text von Stefan Niggemeier.

2. “‘Der Biber ist der neue Hauptfeind’ – Botho Strauß in der Uckermark”
(blogs.nmz.de/badblog, Moritz Eggert, Video, 9:26 Minuten)
Moritz Eggert liest das FAZ-Stück “Der alte Junge”, für das FAZ-Redakteur Hubert Spiegel den Schriftsteller Botho Strauß in der Uckermark besucht hatte.

3. “NSU-Morde: Auch die Medien waren auf dem rechten Auge blind”
(derblindefleck.de, Miriam Bunjes)
Miriam Bunjes erinnert daran, dass bei den Morden des NSU nicht nur die Ermittlungsbehörden auf der falschen Fährte waren, sondern auch die Medien: “Es gab gar nicht wenige Stimmen, die – so laut sie konnten – über einen rechtsextremen Hintergrund sprachen. Und man konnte sie hören, wenn man es wollte – ohne geheime Verfassungsschutzquellen, monatelanges Aktenstudium und ein riesiges Recherchebudget.”

4. “Wie verlässlich sind Pressefreiheits-Rankings?”
(de.ejo-online.eu, Stephan Russ-Mohl)
Medienwissenschaftler hinterfragen Rankings zur Pressefreiheit: “Mit keinem noch so ausgefeilten Fragebogen dürfte sich empirisch zweifelsfrei erheben lassen, ob in Finnland tatsächlich mehr Pressefreiheit ‘gelebt’ wird als in Österreich oder der Schweiz. Mit noch viel weniger Aussicht auf Wahrhaftigkeit lassen sich solche Rangunterschiede im letzten Drittel des Index feststellen. Aussagekraft hat indes gewiss, ob sich ein Land im ersten oder im letzten Drittel oder im Mittelfeld befindet.”

5. “Nun denn Adieu, Herr Grosse-Bley”
(edito-online.ch)
Die Zeitschrift “Edito + Klartext” schreibt an Ralph Grosse-Bley, der kürzlich als “Blick”-Chefredakteur abgetreten ist: “Wenn wir richtig gezählt haben, gab es in Ihrer Amtszeit 22 Beschwerden gegen ‘Blick’ beim Presserat, bei 12 hiess der Rat die Beschwerde gegen ‘Blick’ ganz oder teilweise gut.”

6. “‘Die Aufgabe des Journalisten ist, Geld für seinen Eigentümer zu verdienen'”
(djv.de)
Aussagen von Alexey Wolin, dem nach Protesten entlassenen stellvertretenden Minister für Kommunikation und Massenmedien in Russland.

Kaffeehäuser, Benzinpreise, Upps!

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1. “Mutiger, schärfer, radikaler!”
(sueddeutsche.de)
14 Forderungen an die Öffentlich-Rechtlichen von Oliver Kalkofe, Matthias Brandt, Adam Price, Paul Nolte, Fritz Pleitgen, Joachim Wieland, Nico Hofmann, Dieter Dörr, Christian Ulmen, Gayle Tufts, Thomas Stadler, Ruth Hieronymi, Nina Brandt und Friedrich Ani.

2. “Einseitiger Blick auf Olympia”
(nzz.ch, Ronny Nicolussi)
Der Ringier-Verlag und die Berichterstattung zur Olympiakandidatur Graubünden 2022, über die am 3. März abgestimmt wird (gr.ch, PDF-Datei).

3. “‘Ach, Frau Beck, da hätte ich aber was für Sie'”
(culturmag.de, Zoë Beck)
Zoë Beck zur bald wieder abebbenden Amazon-Empörungswelle: “Wir wissen auch, dass billige Klamotten und billige Lebensmittel und überhaupt alles, was billig ist, irgendjemanden da draußen eine Menge kostet. Solange wir es aber nicht – im Fernsehen oder in echt – sehen, sind wir beruhigt.”

4. “Perlen für die Pannenshows: Monty Arnold und das Wunder von ‘Upps!'”
(stefan-niggemeier.de)
Die Texte zu den Homevideos in “Upps! – Die Pannenshow”: “Wenn sie gelingen, geben Monty Arnolds Kommentare der kleinen schmutzigen Filmparade, die sich an unsere niederen Humorinstinkte richtet, einen doppelten Boden, weil ihre Albernheit auf ganz anderer Ebene stattfindet.”

5. “kaffeehäuser”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel wollte mal ein Kaffeehaus eröffnen, doch nun gibt es das Internet. Es sei “genau das geworden, was ich mir damals als ideales kaffeehaus vorgestellt habe. zeitschriften und zeitungen aus aller welt hängen kostenlos rum, überall sitzen intellektuelle, es herrscht lärm und rauschen — und doch findet man hier seine innere ruhe (beispielsweise wenn man ins internet reinschreibt).”

6. “Media Reacts: Rising Gas Prices Edition”
(teamcoco.com, Video, 1:21 Minuten)
US-Lokalnachrichten zu steigenden Benzinpreisen.

Talkshows, Reality-Fernsehen, Meteor

6 vor 9

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1. “Wer darf ins Fernsehen?”
(zeit.de, Peter Kümmel)
“Machterhalt auf beiden Seiten” sieht Peter Kümmel in den öffentlich-rechtlichen TV-Talkshows: “Man geht gemeinhin davon aus, dass Talkshows Modelle des gesellschaftlichen Lebens sind. Das ist falsch. In Wahrheit spielt das Talk-Fernsehen uns vor, was nicht stattfindet: Mitsprache, Partizipation, Debatte. Es ist ein Einwegmedium, von draußen führt kein Sprachrohr hinein.”

2. “Der Meteor und die Medien: Der Stellenwert der Wissenschaft im Fernsehen”
(scienceblogs.de, Florian Freistetter)
Astronom Florian Freistetter hätte gedacht, dass der Meteor von Tscheljabinsk, “ein außergewöhnliches und wichtiges Ereignis”, von den Talkshows und Wissenschaftssendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aufgenommen würde. Doch er sieht sich getäuscht: “Dass die Medien dieses Thema so konsequent ignorieren zeigt deutlich, welchen Stellenwert die Wissenschaft bei ihnen einnimmt.”

3. “Der ‘Amazon-Skandal’ der ARD”
(pro-medienmagazin.de, Jörn Schumacher)
Jörn Schumacher kritisiert die ARD-Doku “Ausgeliefert!”: “Spannende Musik begleitet verwackelte Aufnahmen, die digital nachträglich so bearbeitet wurden, dass alles sehr düster wirkt – wie in einem Horrorfilm. (…) Schaufelt man die Gefühlsduselei des ambitionierten Cutters und der beiden Autoren beiseite, die sich immer wieder eitel selbst ablichten, bleibt nur ein großes Fragezeichen übrig.” Siehe dazu auch ein Interview mit den Autoren der Doku (hr-online.de) sowie “Ständig steigende Paketlieferaktivität” (notesofberlin.com, Foto).

4. “Extrem schön, extrem misogyn”
(flannelapparel.blogspot.de, Teresa Bücker)
Teresa Bücker schaut die RTL2-Dokusoap “Extrem schön! – Endlich ein neues Leben!”: “Medien tragen massiv dazu bei, Schönheit und die Möglichkeiten, sich mit dem eigenen Körper wohlzufühlen, zu definieren und zu verengen. Die Vielfalt der Schönheit wird aus der Welt geschnitten. Sie wird nicht gesendet und nicht gedruckt.”

5. “Die Klappe fällt, der Kandidat geht pleite”
(faz.net, Peer Schader)
Kandidatenverträge im Reality-Fernsehen: “Zwischen dem, was das Fernsehen bereit ist, seinen Protagonisten für deren Mitwirkung zu zahlen, und dem, was es von ihnen haben will, wenn die nicht mehr spuren, liegen Welten.”

6. “Zahlen, bitte”
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Bislang werden TV-Sendungen vor allem nach ihrer Quote bewertet, aber nicht nach ihrem Erfolg im Netz, schreibt Johannes Boie: “Wenn plötzlich die Abrufe aus dem Netz dazukommen, könnte das zu einer Verschiebung zugunsten der jüngeren Formate führen, vor allem in Hinsicht auf die Sendeplätze. Ob das allen wichtigen Menschen in den Sendern gefallen würde?” Zur Messung von Videos im Internet siehe auch “How Netflix is turning viewers into puppets” (salon.com, Andrew Leonard, 1. Februar, englisch).

Pressesprecher, Tatort, Einschaltquoten

6 vor 9

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1. “Falsch berichtet: Ex-Amazon-Zeitarbeiterin wirft ARD-Reportern Verfälschung vor”
(kreisanzeiger-online.de, Jan Philipp Ling)
Eine Protagonistin der ARD-Doku “Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon” fühlt sich teilweise falsch dargestellt: “Die Reporter hätten aber offenbar nur das Negative sehen wollen und in dem Bericht dann ihre Sätze aus dem Zusammenhang gerissen und mit weiteren, eigenen Erklärungen versehen: ’Oft war das dann das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe.’ Zum Beispiel, als sie beim Schlafen auf der Couch gezeigt wurde, angeblich, weil sie in ihrem Bett nicht schlafen könne: ‘In Wahrheit habe ich dort meine Siesta gemacht. Das Wohnzimmer hat ein großes Fenster mit Blick auf den Wald, man hört die Vögel, das fand ich sehr schön.’ Auch hätten die Reporter mehrmals direkt gefragt, ob sie die Lebensverhältnisse nicht zu beengt fände. ‘Ich habe immer geantwortet: Nein, das ist kein Problem, es gefällt mir gut hier. Aber das wurde im Fernsehen nicht gezeigt.'”

2. “Leben im Transit · Dürfen Journalisten Politiker beraten?”
(carta.info, Birgit Wentzien)
“Um sich Journalismus als Leidenschaft leisten” arbeiten viele jüngere Menschen nebenbei als PR-Berater und Werbetexter, “was die Älteren mit einer Mischung aus Empörung, Unkenntnis, Festanstellungs-Luxus und auch Lamento von sich weisen”.

3. “Die Mär von der Partnerschaft zwischen PR und Journalismus”
(prreport.de, Adrian Peter)
Adrian Peter von “Report Mainz” hält die Erwartung von “Solidarität unter Kollegen” im professionellen Verhältnis zwischen Journalisten und Pressesprechern fehl am Platz: “Wer als Pressesprecher erwartet, von den ‘Kollegen’ geschont zu werden, geht von einem falschen Rollenverständnis aus. Dies gilt übrigens gleichermaßen für Journalisten, die glauben, Pressesprecher vertreten neben den Interessen ihres Auftraggebers journalistische Ideale.”

4. “Schmeißfliegen: Journalistenbild im ‘Tatort'”
(ndr.de, Video, 5:37 Minuten)
Wie Journalisten im “Tatort” dargestellt werden: “Meistens machen Journalisten im Tatort vor allem eins: Stören, nerven und im Weg rumstehen.”

5. “Free Rainer – Vergesst die TV-Quoten”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Seit dem 1. Januar 2013 verfügt die TV-Branche in der Schweiz über keine Einschaltquoten – aufgrund technischer Probleme. “Statt sich über versagende Fernsehforscher zu empören, hätten die Branchenangehörigen nun Zeit, ein bisschen genauer nachzudenken über das, was Medienqualität ausmacht. Und sich zu fragen, ob besserer Journalismus gelingt, wenn man laufend auf die Einschaltquoten starrt.”

6. “How I Meteored Your Motherland”
(thedailyshow.com, Video, 4:19 Minuten, englisch)
Ereignisse, die von in russischen Fahrzeugen installierten Kameras aufgenommen werden. Und die Reaktionen darauf.

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