Archiv für 6 vor 9

Fanproteste gegen die “Bild”, Türkei, Vorratsdaten

1. “Es wirkt befremdlich”
(11freunde.de, Andreas Bock)
Nach dem FC St. Pauli haben gestern dreieinhalb weitere Fußballklubs der “Bild”-Aktion “Wir helfen” abgesagt. Die Fan-Organisation “Unsere Kurve” fordert in einem offenen Brief alle Teams der 1. und 2. Bundesliga auf, am Wochenende nicht an der “Bild”-Kampagne teilzunehmen. Im Interview mit 11freunde.de erklärt ihr Sprecher, warum die “Interessenvertretung der Fans aller Vereine” gegen die “Wir helfen”-Aufnäher ist. Das Verhalten von “Bild”-Chef Kai Diekmann, der nur Vollgas kenne, “auch wenn die Karre längst feststeckt”, kommentiert Jürn Kruse in der “taz”. Die Website “Faszination Fankurve” und der Journalist Sören Kohlhuber versuchen, einen Überblick zu behalten, welcher Verein bei “Wir helfen” mitmacht, welcher nicht, und welche Fangruppen ihre Klubs auffordern, sich der Aktion zu verweigern. Dass es der “Bild” bei ihrer Kampagne vor allem um die “Bild” geht, hatte Stefan Niggemeier bereits am Wochenende im Gespräch mit “DRadio Kultur” gesagt; im “Neo Magazin Royale” versucht Jan Böhmermann, das auch “dem kleinen Mann” zu erklären. “Eine Zeitung” beruhigt indes die verwirrten “Bild”-Leser mit der Ankündigung, das Blatt werde im Oktober “die erfolgreiche Kampagne ‘Wir hetzen'” wieder aufnehmen.

2. FanRun mit Fragezeichen
(miasanrot.de, Jan)
Eine undurchsichtige Organisationsstruktur, kein Anschluss unter einer angegebenen Telefonnummer, Intransparenz bei der Verwendung der Spenden — es gibt ein paar Merkwürdigkeiten rund um den Charity-“FanRun”, den der FC Bayern München zusammen mit der “Bild” veranstaltet. Das Bayern-Blog “Miasanrot” versucht herauszufinden, wer und was dahintersteckt. Frank Helmschrott hat zum Artikel ein Recherche-Storify gebastelt.

3. Kritische Medien unerwünscht
(taz.de, Jürgen Gottschlich)
In sechs Wochen wird in der Türkei neu gewählt, und dementsprechend erhöht Präsident Erdogan den Druck auf die letzten kritischen Medien des Landes. Jürgen Gottschlich befürchtet, dass die Einschüchterungspolitik die Stimme der “Hürriyet” zum Verstummen bringen könnte — und Kritik an der AKP folglich nur noch in kleinen Zeitungen und Sozialen Medien geäußert würde. Eine gute Zusammenfassung von Erdogans Offensive gegen die Pressefreiheit gibt Thomas Seibert im “Tagesspiegel”.

4. What happened after 7 news sites got rid of reader comments
(niemanlab.org, Justin Ellis, englisch)
“Recode”, Reuters, “Popular Science”, “The Week”, “Mic”, “The Verge” und “FTW” von “USA Today” — diese Medien haben im Laufe des letzten Jahres ihre Kommentarfunktion abgeschaltet. Justin Ellis hat bei den Verantwortlichen nachgefragt: Warum? Auf welche Kanäle hat sich das Nutzer-Feedback verlagert? Und wie fällt die vorläufige Bilanz aus?

5. Alles durchleuchtet
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Was würde die Vorratsdatenspeicherung für den Informantenschutz bedeuten? Der Journalist Daniel Moßbrucker hat sich mehr als 40 Tage lang selbst überwacht — mit genau den Mitteln, die auch Strafermittlern zur Verfügung stünden. Sein Fazit: “Das Netz der Daten ist viel enger, als ich erwartet hatte. […] Darum reicht es für Informantenschutz nicht mehr, sich auf Paragrafen in der Strafprozessordnung zu verlassen. Man muss sich bewusst machen, dass man theoretisch die ganze Zeit durchleuchtbar ist.”

6. Facebook führt automatisch wechselndes Aktions-Profilbild ein
(der-postillon.com)

Voyeurismus, y-Achse, Lügen gegen “Lügenpresse”

1. Journalismuskritik: Schaut ihn euch an, den Kollabierenden
(heise.de, Marcus Klöckner)
Am Dienstagmorgen ist Harald Krüger während einer Präsentation auf der Automesse IAA zusammengebrochen. Der BMW-Chef am Boden, ein Bild mit großer Symbolkraft — zumindest, wenn man bereit ist, den Schwächeanfall eines Managers mit den Geschicken eines Konzerns zu verknüpfen. Viele deutsche Medien waren dazu bereit. Dabei gehe der Informationsgehalt der Bilder “geradezu gegen null”, meint Marcus Klöckner: “Sie bedienen einen primitiven Voyeurismus.”

2. Finger weg von der y-Achse!
(twitter.com, Reto Schlatter)
Die erste Regel, die angehende Datenjournalisten lernen: niemals die y-Achse abschneiden! Das weiß offenbar auch die Schweizerische Volkspartei SVP — und manipuliert eine Grafik von “20 Minuten”, um Angst vor Einwanderung zu schüren. Ein Tweet von David Bauer bringt den y-Achsen-Trick auf den Punkt. Übrigens nicht das erste Mal, dass die SVP mit absurden Grafiken die Realität verzerrt.

3. Anonyme Postwurfsendung warnt vor „SZ“ und „DNN“
(flurfunk-dresden.de, owy)
Im Briefkasten einer Abonnentin der “Dresdner Neueste Nachrichten” steckt ein Flugblatt, das vor der angeblich einseitigen Berichterstattung der “DNN” und der “Sächsischen Zeitung” warnt. Dabei lege der anonyme Autor selbst “eine ziemlich einseitige Vorgehensweise an den Tag” und versuche “die ‘Lügenpresse’ mit Lügen zu bekämpfen.” Über einen etwas anderen Manipulationsfall klärt der “Südkurier” seine Leserschaft auf (siehe Kasten im Artikel).

4. Trial and Error
(message-online.com, Pauline Tillmann)
Anfang August haben Pauline Tillmann und sieben andere Journalistinnen ein Abo-Modell für “Deine Korrespondentin” gestartet. Ihre Erkenntnis nach anderthalb Monaten Paid Content: “Eine interessierte Community aufzubauen, ist ganz schön schwierig in Zeiten von vielen etablierten Marken wie ‘Zeit’, ‘Spiegel’ und ‘Bild’. […] Wir haben auf deine-korrespondentin.de exakt zehn zahlende Abonnenten — das sind 50 Euro Einnahmen im Monat.”

5. Mut zur Besonnenheit
(editonline.de, Danilo Scholz)
Am Montag durfte sich der Osteuropahistoriker Jörg Baberowski in der “FAZ” wortreich und meinungsstark über die vermeintlich “ungesteuerte Einwanderung” nach Deutschland mokieren. Danilo Scholz antwortet ihm — ebenso meinungsstark, aber etwas weniger wortreich. Besonders treffend: “‘Und ich wünsche mir, in meinem Land offen sagen zu dürfen, was ich denke, ohne von ahnungslosen Fernsehpredigern und überforderten Politikern darüber belehrt zu werden, was moralisch geboten ist und was nicht.’ Darfst du, Brauner. In der FAZ. Gegen Bezahlung.”

6. Die Blattmacher
(youtube.com, Video, 2:45 Minuten)
Das neue ZDF-Kabarett-Duo Christoph Sieber und Tobias Mann denkt sich in die Redaktionskonferenzen von “Bild”, “Spiegel” und “Stern”.

Warnschuss, “Bild” in der Bundesliga, Frauentausch

1. Türkische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Medienkonzern wegen “Terrorpropaganda”
(dw.com)
Es steht nicht gut um die Pressefreiheit in der Türkei: Beinahe täglich treffen neue Meldungen ein, wie Präsident Erdogan regierungskritische Medien einschüchtert. Diesmal hat es die Mediengruppe Dogan getroffen, zu der unter anderem die “Hürriyet” und “CNN-Türk” gehören. Wegen angeblicher Verbreitung “terroristischer Propaganda” hat die türkische Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Interessant in diesem Zusammenhang auch der Bericht der “Vice”, die appelliert, einen kürzlich festgenommenen Journalisten freizulassen: “Macht euch die sozialen Netzwerke zu Nutze, um eure Freunde über Rasools Schicksal und über die wackelnde Pressefreiheit aufzuklären.”

2. Charlie Hebdo verspielt Sympathien
(handelsblatt.de, Thomas Hanke)
Satire darf Grenzen ausloten, vielleicht muss sie es sogar. Doch jetzt ist “Charlie Hebdo” zu weit gegangen — so zumindest der Tenor in den Sozialen Netzwerken, nachdem die französische Satirezeitschrift den toten Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi als Vorlage für zwei Karikaturen genutzt hat. Anscheinend hat eine britische Organisation bereits rechtliche Schritte angekündigt, noch seien aber keine Klagen eingegangen. Unterdessen hat “Charlie Hebdo” noch ein weiteres Problem: Es fehlt an guten Zeichnern.

3. Wie kam der Warnschuss in die Welt?
(taz.de, Martin Kaul)
Am Dienstagmorgen meldete RTL: “SCHÜSSE AN DER GRENZE” — in Großbuchstaben und als Tatsachenbehauptung. Angeblich hätten Polizeibeamte an der deutschen Grenze zu Österreich in der Nacht Warnschüsse gegenüber Flüchtlingen abgegeben. Für Martin Kaul ist die Nachricht “ein Beispiel für das, was passiert, wenn Hysterie das Nachrichtengeschäft erobert.” Zahlreiche andere Medien greifen die vermeintlichen Schüsse auf, später sagt ein Polizeibeamter gegenüber der “taz”: “Es hat definitiv keine Schussabgabe gegeben. Weder von der deutschen Landespolizei, noch von der Bundespolizei, noch von Kollegen in Österreich.”

4. Warum „Bild“ nicht bei Blendle ist und der Löwe den Geiger gefressen hat
(stefan-niggemeier.de)
Am Montag ist Blendle unter großem Medienecho in Deutschland gestartet. Obwohl Axel Springer am niederländischen Start-up beteiligt ist, fehlt die “Bild”-Zeitung im Portfolio des Blendle-Kiosks. Der Grund: “Bild” forderte eine Sonderbehandlung, die Blendle nicht zugestehen wollte. Während Stefan Niggemeier und seine Kommentatoren außerdem über einen Witz rätseln, den Mathias Döpfner bei der Blendle-Launch-Party erzählt hat, rätseln andere Blogger, ob Blendle nun die Medienbranche rettet oder nicht: Marcel Weiss, Ralf Heimann und Wolfgang Michal sind da eher skeptisch.

5. Powered by Promotion
(11freunde.de, Andreas Bock)
Am Wochenende ist wieder Bundesliga. Die Fußballer in der ersten und zweiten Liga werden dann aber nicht — wie sonst — mit einer Hermes-Werbung auf dem Trikotärmel auflaufen, sondern mit dem Logo der “Bild”-Aktion “Wir helfen”. Andreas Bock findet gut, dass die Deutsche Fußball Liga sich bei der Flüchtlingsthematik positioniert, fragt sich aber, ob dafür “‘Bild’ der richtige Partner” ist.

6. Beweisaufnahme mit „Frauentausch“
(lawblog.de)
Das Berliner Verwaltungsgericht hat entschieden, dass einer Neuköllnerin und ihren zwei Kindern kein Wohngeld zusteht — und stützt sich dabei auf eine Folge “Frauentausch”.

Kritik-Klau, Erdogan-Selfie, richtige Verschleierung

1. Krone.at klaut komplette „Stadl“-Kritik
(horizont.at, Timo Niemeier)
Hans Hoff musste sich am Wochenende die ARD-“Stadlshow” angucken und bei “DWDL” drüber schreiben. Schon schlimm genug. Doch dann hat Krone.at seinen Text komplett kopiert, um 900 Zeichen gekürzt und selbst veröffentlicht — ohne bei Hoff nachzufragen. Dafür habe man keine Zeit gehabt, sagt der Krone-Multimedia-Leiter. “DWDL”-Chef Thomas Lückerath dazu: “So dreist hat noch niemand DWDL-Artikel geklaut”.

2. Umstrittenes Titelbild: Polizei durchsucht Redaktion wegen Erdogan-Selfie
(spiegel.de, Hasnain Kazim)
Die türkische Zeitschrift “Nokta”, ein regierungskritisches Politmagazin, spottete auf seinem Cover mit einer Fotomontage über Staatschef Erdogan. Der lässt prompt die Redaktion durchsuchen und stoppt die Auslieferung der Ausgabe. Der Vorwurf: “Beleidigung des Präsidenten” sowie “Verbreitung von Propaganda für eine Terrororganisation”.

3. Urteil: Wegen falschem Germanwings-Co-Pilot auf Cover verurteilt
(tagesanzeiger.ch)
Die Boulevardzeitung “Österreich” hatte nach dem Absturz der Germanwings-Maschine im März ein unverpixeltes Foto des vermeintlichen Co-Piloten gedruckt. Nur: Es zeigte gar nicht ihn, sondern einen Deutschen, der in Bern lebt. Jetzt muss “Österreich” zahlen: 7500 Euro “wegen übler Nachrede, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und der Verletzung der Unschuldsvermutung”. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

4. Textsushi für die Generation YouTube
(taz.de, Adrian Schulz)
Mit “Ze.tt”, “Bento” und “BYou” haben “Zeit Online”, “Spiegel Online” und “Bild” kürzlich neue Jugendportale gestartet. Die “taz” lässt die Zielgruppe zu Wort kommen. Der 18-jährige Adrian Schulz ist wenig begeistert: “Vermutlich hecken Portale wie ‘Ze.tt’ und ‘Bento’ hüftsteife alte Herren aus, mittelalte Berufsjugendliche, zeitlose Junggebliebenseinwollende oder nie wirklich jung Gewesene.”

5. NZZ a.S. fordert Aussenpolitik in Militärstiefeln
(infosperber.ch, Jürgmeier)
Der Chef der “NZZ am Sonntag” glaubt, dass die Lösung der Flüchtlingskrise in den Herkunftsländern “einen Einsatz militärischer Mittel erfordern” würde. Jetzt schreibt ihm Jürgmeier einen Leserbrief: “Wer Verhandeln & Diplomatie als ‘Verschweizerung’ klein redet und derart lächerlich macht, darf sich nicht wundern, wenn seine (womöglich sensibel-verzweifelte) Rede Kriegstreiberei genannt wird.”

6. Dies ist keine Burka
(kleinerdrei.org, Miriam)
“Es gibt zehntausend Dinge, die mich an der deutschen Kopftuchdebatte nerven, und eines davon ist, dass die Leute keine Ahnung davon haben, was eine Burka ist und was nicht.” Eine wertvolle Hilfestellung, nicht nur für Journalistinnen und Journalisten.

Stasi-Verdacht, Blendle-Start, Merkel-Hitler-Vergleich

1. Stasi-Verdacht gegen Chef des Berliner Journalistenverbandes
(rbb-online.de, Gabi Probst)
Nach Recherchen des RBB war der Berliner DJV-Chef Bernd Lammel in den 80er-Jahren als IM für die Stasi tätig. Lammel bestreite den Vorwurf, räume aber ein, Informationen an Stasi-Mitarbeiter gegeben zu haben. Der DJV-Bundesvorsitzende forderte Lammel auf, sein Amt vorerst ruhen zu lassen.

2. Bullerjahn zahlt für Radiobeitrag
(volksstimme.de, Hagen Eichler)
Beim privaten Sender “Radio SAW” ging es vergangenen Montag außergewöhnlich umfassend um ein Investitionsprogramm der Landesregierung Sachsen-Anhalts. Teil der zweistündigen Sendung war auch Finanzminister Jens Bullerjahn. “Jetzt zeigt sich: Der Sender hatte einen guten Grund, Bullerjahn so ausführlich zu Wort kommen zu lassen. Denn das Finanzministerium zahlt für die Sondersendung.” Rund 10.000 Euro Steuergeld seien geflossen, recherchierte die “Volksstimme”. Die Initiative “Fair Radio” hat bei der zuständige Landesmedienanstalt bereits eine Überprüfung vorgeschlagen.

3. „Wenn der Artikel nicht hält, was die Überschrift verspricht“
(daniel-bouhs.de, Audio, 14:09 Minuten)
Heute startet Blendle in Deutschland. Daniel Bouhs hat mit dem Gründer Alexander Klöpping gesprochen und ihn unter anderem gefragt, was passiert, wenn Leser Artikel “zurückgeben” dürfen, die ihnen nicht gefallen. Siehe auch: Stefan Niggemeier über “Die große Chance und der kleine Haken von Blendle”.

4. Hitler als „Merkels Amtskollege“
(faz.net, Jürg Altwegg)
Am 8. September veröffentlichte die “Basler Zeitung” einen Kommentar von David Klein, der die deutsche Flüchtlingspolitik zum Anlass nahm, Angela Merkel mit Adolf Hitler zu vergleichen (die Online-Version des Artikels wurde inzwischen entfernt). Klein ist vorbestraft, hatte Muslime als “Abschaum”, “verkommenes Pack” und “Nazis von heute” beschimpft. Auch in der Schweiz sorgte die Entgleisung für Aufsehen, so schrieb etwa “Watson”-Chefredaktor Hansi Voigt auf Facebook: “Unfassbarer Scheissdreck von der Baz. Nur für Gruselliebhaber!” Auch beim Schweizerischen Presserat ist eine Anfrage eingegangen.

5. Australien: Vodafone-Mitarbeiter bespitzelte Journalistin nach kritischem Bericht
(heise.de, Axel Kannenberg)
Die Investigativ-Journalistin Natalie O’Brien berichtete 2011 über eine schwere Sicherheitslücke beim australischen Ableger von Vodafone — bei dem sie selbst auch Kundin war. Daraufhin durchsuchte ein Mitarbeiter des Unternehmens ihre Textnachrichten und Telefonverbindungsdaten, um herauszufinden, ob es im Unternehmen Whistleblower gebe. O’Brien selbst bezeichnet die Schnüffelei als “gruselige, ekelhafte Erfahrung”.

6. [x] Schlimmer als Hitler
(taz.de, Margarete Stokowski)
Sehr geerte Frau Stkowskiki,

es ist eine Frechhiet, wie Sie sich mit ihrem absoult unlustigen “Leserbrief Classic”-Formular übre angagierte Leserbriefe Schreuber versuhcen lustig zu machen. Dsa ist nähmlich fiel mehr arbeit als wie sie sich denken können!

Mit empörten Grüssen,
das Bildblog

PS: Feminismus ist doof!

Netzpolitik im Kleinen, Kampf gegen Fakes, National Geographic

1. Auf der Suche nach dem Leck
(stuttgarter-nachrichten.de, Franz Feyder)
Am 13. Juli berichteten die “Stuttgarter Nachrichten” über Inhalte einer nichtöffentlichen Sitzung des baden-württembergischen NSU-Untersuchungsausschusses. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft wegen Geheimnisverrats ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt eröffnet. Der DJV warnt vor einer “Netzpolitik-Affäre im Kleinen” und spricht von einem “unglaublichen Vorgang”, mit dem das Verhältnis von Journalisten und Informanten kriminalisiert werde.

2. Schreiben wir über Suizid!
(derstandard.at, Sebastian Fellner)
Zum gestrigen Welttag der Suizidprävention appelliert Sebastian Fellner, “sich vom alten Stehsatz ‘Über Suizide schreibt man nicht’ zu verabschieden.” Denn das Wie sei bei Berichten über Suizide “von weitaus größerer Bedeutung als das Ob.” Fellners Forderung: “Verzichten wir auf sensationelle Berichte, und üben wir uns in Zurückhaltung bei Details. Wir erreichen täglich Millionen Menschen, also nehmen wir unsere Verantwortung wahr.”

3. Kampf dem Fake
(tagesspiegel.de, René Bosch)
Sender wie “Rossia24”, “Sputniknews” oder “RT” werden vom Kreml finanziert und sollen im Staatsauftrag die russische Sicht der Dinge in die Welt tragen. Mittlerweile hat sich eine Gegenbewegung formiert: Die Website dekoder.org, das ukrainische Projekt StopFake und auch die britische BBC wollen aufklären und Meinungen aus dem “liberalen russischen Sektor” verbreiten. Dabei braucht es nicht nur Journalisten und Übersetzer, sondern auch Programmierer, um sich vor Hacker-Angriffer zu schützen.

4. Klimawandel-Leugner Rupert Murdoch kauft “National Geographic”
(sueddeutsche.de)
Mehr als 125 Jahre lang war der “National Geographic” gemeinnützig — bis jetzt: Die von der Murdoch-Familie geleitete “21st Century Fox” übernimmt das Wissenschaftsmagazin und andere Medien für 725 Millionen Dollar. Das US-Blog “Boing Boing” kommentiert das so: “Climate change denier Rupert Murdoch just bought National Geographic, which gives grants to scientists”.

5. Eyewitness Media Hub launch Guiding Principles for Journalists
(medium.com, Eyewitness Media Hub, englisch)
Das “Eyewitness Media Hub” beschäftigt sich mit der Frage, wie Medien am besten mit Bildern und Videos umgehen, die nicht professionelle Kameraleute und Fotografen, sondern Augenzeugen mit ihren Smartphones aufgenommen haben: Ist das Material echt? Sind Persönlichkeitsrechte betroffen? Und wer bekommt den Credit? Antworten sollen sechs Verhaltensregeln für Journalisten geben.

6. Microsoft malt es für die BILD Zeitung nochmal auf …
(appdated.de, Bastian Ebert)
Im kostenpflichtigen “Bild+”-Bereich hatte Bild.de geschrieben, ein Microsoft-Handy “hätte keine Frontkamera für Selfie-Aufnahmen.” Dafür gab’s vom Technik-Konzern jetzt Nachhilfe.

Medien als Flüchtlingshelfer, Rauswurf, Greenpeace

1. Flüchtlinge und Journalisten: Nähe oder Distanz?
(ostpol.de, Sonja Volkmann-Schluck und Joanna Itzek)
Fünf Journalisten berichten über ihre Arbeit in Ungarn. Cathrin Kahlweit von der “SZ” empfindet die Berichterstattung über Flüchtlinge etwa als “widersprüchlich, atemlos und ein wenig planlos”, ARD-Hörfunkkorrespondent Stefan Ozsvath fand den Tipp eines Kollegen, wie Flüchtlinge zu Schleusern kommen, “grenzwertig”. Auch kress.de beschäftigt sich mit der Rolle der Medien als “Flüchtlingshelfer” und stellt Beispiele vor von “Bild” bis “Huffington Post”.

2. Per sofort kein Zutritt mehr zum Bundeshaus für Nachbern.ch
(nachbern.ch, Ronnie Grob)
Nicht einmal eine Woche ist rum, seit Ronnie Grob sein Schweizer-Wahlkampf-Projekt “Nachbern.ch” gestartet hat, da ist bereits die Akkreditierung fürs Bundeshaus futsch: Der Bereichsleiter Information der Parlamentsdienste habe ihm mitgeteilt, dass er “die Verhaltensregeln für Medienschaffende im Gebäude” “in grober Art missachtet” habe. Konkret geht es um zwei Fotos, die Grob nicht hätte aufnehmen und ohne Bewilligung veröffentlichen dürfen, und um Beschreibungen des Arbeitspultes eines Ratsmitglieds. “Persönlich empfinde ich den sofortigen Entzug meiner Akkreditierung als eine gar harte Massnahme”, so Grob. Laut watson.ch gilt sein Rauswurf “unter Bundeshausjournalisten” als “einer ‘unter eher fadenscheinigen Begründungen’.”

3. Greenpeace hires team of investigative journalists
(theguardian.com, Jasper Jackson, englisch)
Immer mehr Konzerne interessieren sich für Journalismus. Doch während Tech-Firmen wie Snapchat und Twitter Journalisten anwerben, um noch mehr Geld zu verdienen, dürfte bei Greenpeace ein anderes Interesse dahinter stecken. Die Umweltschutzorganisation hat mehrere renommierte investigative Reporter angestellt, darunter ehemalige Mitarbeiter von BBC und “New York Times”. Ziel sei es, mit den Recherche Druck auf Wirtschaft und Politik auszuüben. Hauptthemengebiete werden der Klimawandel, die Überfischung der Ozeane und das Abholzen der Wälder sein.

4. Zensur: Saudi-Arabien verbietet “National Geographic” mit Papst-Cover
(spiegel.de)
“Möglicherweise war schon die bloße Abbildung des Papstes für Saudi-Arabiens Sittenwächter eine Provokation, schließlich sind Bibeln und Kruzifixe verboten und die etwas mehr als eine Million christlichen Gastarbeiter dürfen ihren Glauben nur im Verborgenen leben.”

5. Tagesschau ignoriert Hinweise auf Hasskommentar bei Facebook
(blogmedien.de, Horst Müller)
Die hetzende Facebook-Seite “Berlin wehrt sich” wurde gelöscht, doch ihre Inhalte leben weiter — bei der “Tagesschau”. In einem Facebook-Post, der auf einen eigenen Artikel zu dem Thema verweist, ist als Teaserbild ein Hasskommentar von “Berlin wehrt sich” mit einem Foto des toten Aylan Kurdi abgebildet. Horst Müller glaubt, “[d]ass die zuständigen Redakteure mit dieser unverantwortlichen Vorgehensweise nicht zusätzliche Authentizität schaffen, sondern eher Ausländerhass schüren”. Update: Die “Tagesschau” hat reagiert und das Teaserbild gelöscht. Dazu veöffentlichte die Redaktion eine kurze Stellungnahme.

6. BILD erschien heute ohne Text – keiner hat’s gemerkt
(eine-zeitung.net)

DJV, Fotografen, Enttäuschungen

1. Landesvorstand zurückgetreten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Vorstand des DJV Sachsen-Anhalt ist am Dienstag geschlossen zurückgetreten und reagierte damit auf einen Bericht der “Bild”-Zeitung über eine frühere Stasi-Mitarbeit dreier Mitglieder. DJV-Pressesprecher Hendrik Zörner hält das für “die einzig richtige Entscheidung im Sinne der Glaubwürdigkeit, die das Kapital der Journalisten und des DJV ist.”

2. Danke, Kai Diekmann!
(freelens.com, Lutz Fischmann)
“Bild” druckte gestern keine Bilder, um die Kraft der Fotos zu feiern. Das freut Freelens, den Berufsverband der Fotojournalisten und Fotografen — allerdings nur kurz, denn: War da nicht was? “Richtig. 2007 führte Springer neue Verträge ein. Verträge, die den Fotografen nach dem Motto ‘Friss oder stirb’ alle Rechte an ihren Bilder abverlangten.” Freelens empfindet die gestrige Aktion dementsprechend als “Ohrfeige” und empfiehlt: “Lassen Sie doch bitte auch mal den Text weg in Ihren Bild-Ausgaben. Vielleicht sogar mal für eine Woche oder länger?”

3. Putins Propaganda-Staat
(arte.tv)
In einem Putin-Themenschwerpunkt hat “Arte” unter anderem Beiträge über die Propaganda-Maschine des russischen Präsidenten, den verstärkten Aufbau der Staatsmedien und die Enthüllungen der “Novaya Gazeta” gebracht.

4. Vorfall an serbischer Grenze: Ungarische Kamerafrau tritt Flüchtlinge
(spiegel.de)
Eine ungarische Kamerafrau hat an der Grenze zwischen Serbien und Ungarn Flüchtlinge getreten. Aufnahmen zeigen, wie sie einem Mann, der ein Kind trägt, ein Bein stellt, oder Kinder tritt, die an ihr vorbeilaufen. Ihr Arbeitgeber, der Internetfernsehsender N1TV, der der rechtsextremen Partei Jobbik nahesteht, hat die Frau inzwischen entlassen.

5. If You Don’t Click on This Story, I Don’t Get Paid
(theawl.com, Noah Davis, englisch)
Wie lebt man als freier Journalist im Jahre 2015? Noah Davis hat mit mehr als 20 amerikanischen Medienmachern und Journalismus-Professoren gesprochen. Seine Recherche offenbart einen interessanten Einblick in die Branche: auf der einen Seite das große Zeitungssterben, auf der anderen Seite neue Chancen und Möglichkeiten bei expandierenden Online-Medien. Er selbst ist dabei durchaus optimistisch: Sein Durchschnitts-Honorar ist seit 2013 von 37 auf 53 Cent gestiegen — pro Wort(!), nicht pro Zeile. Für diese Recherche bekommt er von The Awl allerdings nur 200 Dollar – plus einen Dollar je 1000 Pageviews. Deshalb: klicken und lesen!

6. Was nach 35 Jahren Ehe bleibt
(folio.nzz.ch, Peter Glaser)
Seit Jahren schon beschäftigt sich Fabian Steinhauer mit Enttäuschungen. Erst in einem analogen Archiv, das bald voll war mit Dingen, “die für Erwartungen standen, aus denen nichts geworden war”, jetzt im Digitalen in einer Facebook-Gruppe. Im Interview mit Peter Glaser spricht er über die veränderte Wahrnehmung von Enttäuschungen und verrät seine Lieblingsenttäuschung.

“Bild” ohne Bilder, Germanwings, Pressefreiheit in der Türkei

1. Die Bild zeigt keine Fotos — wie schön!
(medium.com, Jonas Jansen)
Die “Bild”-Medien zeigen heute den ganzen Tag lang keine redaktionellen Fotos. Jonas Jansen findet, dass die Aktion nicht nur zeigt, wie wichtig Bilder sind  — “sondern auch, wie skrupellos die BILD sonst operiert”. Er präsentiert Beispiele, bei denen die Zeitung plötzlich auf jene Persönlichkeitsrechte achtet, die ihr vorher noch egal waren.

2. Presserat: Germanwings Co-Pilot durfte genannt werden
(horizont.at, Timo Niemeier)
Ein halbes Jahr nach dem Absturz der Germanwings-Maschine hat der österreichische Presserat ein medienethisches Urteil gefällt. Demnach war die Namensnennung des Co-Piloten rechtens, die Veröffentlichung der Bilder von trauernden Angehörigen verletze aber den Ehrenkodex. Ähnlich hatte im Juni bereits der deutsche Presserat entschieden.

3. “Man wartet immer bis zur Katastrophe”
(ostpol.de, Stefan Günther)
Die Fotografin Merlin Nadj-Torma besuchte bereits 2011 und 2012 ein illegales Flüchtlingscamp an der ungarisch-serbischen Grenze und ist nun wieder dorthin zurückgekehrt. Im Interview mit Stefan Günther spricht sie darüber, wie in Serbien zum Thema berichtet wird, wie sie die Berichterstattung in Deutschland sieht und wie die Flüchtlinge die Berichterstattung über sich selbst wahrnehmen. Siehe dazu auch: Der “innere Ausnahmezustand” von “taz”-Redakteur Marin Kaul am Bahnhof Budapest-Keleti.

4. Informieren aus Verantwortung
(blog.tagesschau.de, Christian Nitsche)
Hunderttausend geflüchtete Menschen wollen nach Deutschland, das ist eine außergewöhnliche Herausforderung. “Außergewöhnlich ist auch, dass Tagesschau, Tagesthemen und tagesschau.de über viele Tage einem Thema fast alle Berichte widmen”, schreibt Christian Nitsche. Angesichts der “Komplexität, Vielschichtigkeit und Bedeutung des Flüchtlingsthemas” hält er das aber für gerechtfertigt. Denn nicht nur Bürger, Verwaltungen und Politik seien gefordert, “auch die Medien tragen Verantwortung, wie mit dieser besonderen Situation umzugehen ist.”

5. Open letter to President Erdogan
(pen-international.org, englisch)
Die internationale Autorenvereinigung “pen” hat einen offenen Brief an Türkeis Präsident Erdoğan geschrieben und beklagt darin “the current crackdown on freedom of expression in Turkey”. Erst vor Kurzem waren zwei britische “Vice”-Journalisten und ihr Übersetzer in der Türkei verhaftet worden. Die beiden Reporter sind inzwischen wieder frei, ihr Übersetzer befindet sich noch in Haft.

6. Wie ich daran scheiterte, bei “Hart Aber Fair” Fotos zu machen
(buzzfeed.com, Philipp Jahner)

Schützende Journalisten, PR-Nazis, “Los Wochos”-Nachrichten

1. “Journalisten waren ihr einziger Schutz”
(daniel-bouhs.de, Audio, 6:12 Minuten)
Martin Kaul spricht im Interview über seine Berichterstattung über die Flüchtlinge in Budapest. Der “taz”-Reporter hat dort den Eindruck gewonnen, dass den Ankommenden die Rolle der Medien sehr bewusst ist — und sie auch wichtig sind: “Es gab ja tatsächlich keinerlei Schutz — von keinem Roten Kreuz, von keiner Behörde.“

2. Die Hexe an der Macht
(tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Rebekah Brooks ist eine der meistgehassten Frauen Englands, nicht umsonst lautet ihr Spitzname “Die Hexe”. Sie war die jüngste Chefredakteurin des Landes, machte rasante Karriere bei den Boulevardblättern von Rupert Murdoch. Dann deckte der “Guardian” 2011 den “News of the World”-Skandal auf, Brooks musste zurücktreten und wurde verhaftet. Nun ist sie zurück und bekommt erneut einen Top-Job in Murdochs Medienimperium. Ein Kurzportrait von Constantin Seibt.

3. Tiefste Stimmungsmache mit dem Tod eines Kindes
(mimikama.at)
Manche Menschen versuchen, das Bild des toten Flüchtlingskindes am Strand von Bodrum zu instrumentalisieren, so geistert etwa eine Geschichte durchs Netz, dass die Familie “nur” wegen einer Zahnbehandlung auf dem Weg nach Europa war. Mimikama räumt mit dieser Verkürzung auf und warnt vor Stimmungsmache: “Tatsächlich gibt es nun diese ‘Zahnaussage’, jedoch war diese nicht der Grund für die Flucht. Der Grund ist weiterhin der Krieg.”

4. Die PR-Nazis aus Dortmund
(jungle-world.com, Sebastian Weiermann)
Wer “Nazis” hört, denkt oft reflexhaft an Ostdeutschland. Doch im Westen gibt es ähnliche Probleme, Dortmund gilt als Hochburg der Rechtsradikalen — und deren Strategie hat sich im Laufe der vergangenen Jahre deutlich geändert. Statt gewalttätiger Übergriffe setzen sie nun auf geschickte PR, etwa auf lokale Themen und medienwirksame Provokationen.

5. Monothematischer Journalismus
(wolfgangmichal.de, Wolfgang Michal)
Erst die Berichte zu Charlie Hebdo, dann der Absturz der Germanwings-Maschine, der Euro-Poker, Landesverrat und jetzt alles zum Thema Flucht — Wolfgang Michal macht einen neuen Trend im Journalismus aus: die Monothematik im Nachrichtengeschäft. “Die Nachrichten-Medien konzentrieren sich — ähnlich den Empörungswellen in den sozialen Netzwerken — über längere Zeiträume auf ein einziges, markt- und meinungsbeherrschendes Thema.” In dieser “Los Wochos-Strategie” sieht er Chancen, aber auch Risiken.

6. “Geschichte nimmt durch Twitter viel schnellere Entwicklung”
(deutschlandfunk.de, Dirk-Oliver Heckmann, Audio, 7:43 Minuten)
Matthias Meisner berichtet für den “Tagesspiegel” über Flüchtlinge. Im Interview spricht über seine persönlichen Eindrücke und seine Twitter-Aktivitäten vom Wochenende.

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