1. Viele Worte für einen Missbrauchsverdacht
(sueddeutsche.de, Hannah Beitzer)
Die Portale “Vice” und “BuzzFeed” haben über einen Berliner Arzt berichtet, der homosexuelle Patienten in seiner Praxis sexuell missbraucht haben soll. Nun hat ein Gericht die Berichterstattung auf Betreiben des Arztes untersagt. Obwohl zahlreiche Zeugenaussagen vorliegen, bei der Berichterstattung unzählige Male vom Konjunktiv Gebrauch gemacht wurde und einschränkende Formulierungen eingeflochten wurden.
Weitere Lesehinweise: “BuzzFeedNews”-Reporter Marcus Engert kommentiert auf Twitter: “Stell dir vor, dein Artikel ist voller “mutmaßlich, “angeblich” + Konjunktiven, aber du hast so viele Quellen & Belege, dass ein Gericht sagt: Genau darum kann dein Leser zu keinem anderen Urteil kommen als dass all das stimmt, und darum verbieten wir das.” “BuzzFeedNews”-Chef Daniel Drepper erklärt seine Sicht auf den Fall in einem lesenswerten Twitter-Thread und fragt: “Wie viele Belege braucht man, um Vorwürfe sexualisierter Gewalt zu veröffentlichen?” Und auch “BuzzFeedNews”-Reporterin Juliane Löffler, die an der Recherche mitgewirkt und den Fall mit ihrem Kollegen Thomas Vorreyer aufgeschrieben hat, kommentiert die juristische Niederlage: “Ich bin ernüchtert, enttäuscht, verwirrt.”
2. Inhaltliche statt technische Konkurrenz
(tvdiskurs.de, Sebastian Pertsch)
Sebastian Pertsch hat sich mit dem Medienwissenschaftler Bertram Gugel über die derzeitigen Probleme der Medienbranche und mögliche Auswege unterhalten. Gugel schlägt eine gemeinsame deutsche Videoplattform vor (“Deutschland Pass”), auf der die sonst im Wettbewerb stehenden Anbieter ihre Kräfte bündeln. Interessant sind auch seine Gedanken zu Social Media: “Wir haben bekanntlich Kommentarfunktionen auf den meisten Websites und in allen sozialen Netzwerken. Ich kann überall etwas kommentieren. Mittlerweile bin ich der Meinung: Nein, lasst doch “Social” “Social” sein.”
3. Twitter stoppt politische Werbung
(tagesschau.de)
“Wir glauben, dass Reichweite für politische Botschaften verdient werden muss, statt erkauft zu werden.” So begründet Twitter-Chef Jack Dorsey, warum Twitter zukünftig keine politische Werbung zulässt — und zwar weltweit. Damit hebt sich der Kurznachrichtendienst deutlich von Facebook ab, wo man derlei Werbung gestattet und sie auch keinem Faktencheck unterzieht.
4. Politikerinnen verurteilen “geschmacklose” Berichterstattung über Meghan
(spiegel.de)
In Großbritannien muss sich Herzogin Meghan gegen übergriffige Nachstellungen der Boulevardpresse wehren, um ihre Privatsphäre zu schützen. Nun haben 72 weibliche Abgeordnete in einem offenen Brief ihre Solidarität mit der Herzogin erklärt: “Als weibliche Abgeordnete sämtlicher politischer Richtungen möchten wir unsere Solidarität mit Ihnen zum Ausdruck bringen, indem wir uns gegen die oft geschmacklose und irreführende Natur der Geschichten aussprechen, die in einer Reihe unserer nationalen Zeitungen über Sie, Ihren Charakter und Ihre Familie abgedruckt sind.”
5. Neue Pläne gegen den Hass im Netz
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 8:15 Minuten)
Seit mehr als zwei Jahren gilt in Deutschland das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), das die Betreiber Sozialer Netzwerke verpflichtet, Hasskommentare zu löschen. Auf den Hass im Netz hat sich das jedoch nur unzureichend bis gar nicht ausgewirkt. Nun will die Bundesregierung das NetzDG verschärfen und legt dazu ein “Maßnahmenpaket gegen Rechtsextremismus und Hasskriminalität” vor. Der Deutschlandfunk hat sich mit dem Medienrechtsanwalt Jonas Kahl über das Vorhaben unterhalten, der von “erheblichen Herausforderungen” für die Justiz spricht.
6. Joko und Klaas: 15 besondere Minuten gegen Rechtspopulismus
(rnd.de)
Bei “Joko und Klaas gegen ProSieben” können die Protagonisten 15 Minuten Sendezeit gewinnen. Eine Viertelstunde, die von den Moderatoren gestern Abend für den Kampf gegen Rechts genutzt wurde: Zunächst gab es einen Zusammenschnitt rechtspopulistischer Parolen, danach ein Angebot für den “Entkräfter Pro Max”, den “Automaten von heute gegen die Parolen von gestern”.