Grundsätzlich ist es ja eine gute Sache, wenn die Leute bei Bild.de sich eher um Themen kümmern, mit denen sie sich auskennen, und bei denen sie ihre Kernkompetenzen einsetzen können. Zum Beispiel bei so einem Beitrag:
BILD hat eine Kneipentour gemacht zwischen Balneario 5 und Balneario 8 und genau nachgeguckt. Wer hat das günstigste Bier?
Doch nicht mal das kriegen sie unfallfrei hin: Sie mögen vielleicht “genau nachgeguckt” haben. Sie haben aber nicht genau nachgedacht und nachgerechnet.
Auf Platz eins im “Bild”-Ballermann-Bier-Ranking:
Das wirklich günstigste Bier am Ballermann bekommt man zwischen den Balnearios sieben und acht, zwischen Kirche und Bierstraße. Ein unscheinbarer, kaum bekannter Laden namens “Usual” bietet ein spanisches Mahou 0,2 für genau 1,20 Euro an.
… und auf Platz vier:
Platz vier geht an einen Geheimtipp: Das “Cel Blau” neben dem Megapark ist ein mallorquinischer Familienbetrieb mit freundlichen Kellnern und mit gutem, günstigen Essen. Hier kostet das 0,3-Liter-Mahou 1,50 Euro. Nebenbei kann man hier wunderbar alle Megapark-Künstler treffen, die sich hier für ihren Auftritt bereitmachen.
Wir haben auch einen Geheimtipp für die Bild.de-Redaktion: Um bei einem Preisvergleich Preise wirklich vergleichen zu können, sollte man sich nicht nur die Preise anschauen, sondern auch gucken, was man für den Preis bekommt. Oder anders gesagt: Das Bier im “Cel Blau” (hochgerechnet 5 Euro für einen Liter) ist günstiger als um “Usual” (6 Euro für einen Liter).
“Klicken sie sich durch die große BILD-Ballermann-Kneipen-Karte. Sie legt noch keinen Wert auf Vollständigkeit”, schreibt Bild.de in dem “Bild plus”-Artikel. Es würde ja schon reichen, wenn die Redaktion Wert auf Richtigkeit legen würde.
1. “Seehofer befeuert Misstrauen und Ängste” (donaukurier.de, Klaus Meier)
Innenminister Horst Seehofer hat in einem Interview behauptet, es gäbe immer mehr Falschmeldungen. Die meisten Fake News würden seiner Ansicht nach in Deutschland produziert werden. Dem widerspricht der Eichstätter Journalismus-Professor Klaus Meier: “Horst Seehofer befeuert das Misstrauen und die Ängste von etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen in Deutschland, die der Propaganda der Rechten aufsitzen und denken, sie würden permanent manipuliert. Das ist für eine informierte und diskursive Öffentlichkeit nicht hilfreich, ohne die die Demokratie nicht atmen kann.”
Weiterer Lesehinweis: Auch der Vorsitzende des “Deutschen Journalisten Verbands” ist über die Aussagen Seehofers empört: “Ausgerechnet der Minister, der kraft seines Amtes die Grundwerte der Verfassung schützen soll, stellt die Pressefreiheit auf den Kopf, indem er uns Journalisten vorsätzliche Falschmeldungen unterstellt — unglaublich!” (djv.de, Hendrik Zörner)
2. „Heute“ und die Tiefen des „guten Boulevards“ (kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Das österreichische Gratisblatt “Heute” machte mit der Aufsehen erregenden Meldung auf, nach der eine 91-jährige “Oma” von einem Flüchtling vergewaltigt worden sei. Dabei handelte es sich jedoch um eine Falschmeldung, wie das Blatt in einem Anhang eingestehen musste. Hans Kirchmeyer lobt das Blatt für seine transparente Dokumentation, es sei jedoch ein erheblicher Schaden angerichtet worden: “Kaum ein Leser kehrt zurück und liest die kleine Korrektur ganz am Ende des Artikels. Und in den “sozialen” Medien quakt die Ente untot weiter.”
3. Muss man bei der WM zu viele bittere Pillen schlucken, Frau Freitag? (planet-interview.de, Jakob Buhre)
“Planet Interview”-Macher Jakob Buhre hat sich mit der Vorsitzenden des Sportausschusses Dagmar Freitag (SPD) unterhalten. In dem Gespräch geht es u.a. über die laufende WM, den Zwang, die FIFA zu finanzieren, die Verbindung von Coca-Cola und Sport und den Umgang des DFB mit der Trikot-Affäre.
Weiterer Lesehinweis, ebenfalls bei “Planet Interview”: das Gespräch mit Markus Harm, dem Sportpolitik- und FIFA-Experten des ZDF: Die Fußball-WM ist ein Corporate Event, es geht fast nur noch um Geld.
4. CSU bundesweit bei 18 Prozent? (faktenfinder.tagesschau.de, Konstantin Kumpfmüller)
Würde die CSU bei bundesweiten Neuwahlen wirklich bei 18 Prozent liegen, wie “Bild” unter Berufung auf eine Umfrage des INSA-Instituts berichtete? Daran bestehen Zweifel, auch weil die Fragestellung problematisch ist. Heiko Gothe vom Meinungsforschungsinstitut Infratest kritisiert die Frage nicht nur wegen ihres Framings, sondern auch ganz grundsätzlich: “Mit der Abfrage von Parteien, die bisher im jeweiligen Wahlgebiet gar nicht wählbar sind und mit denen die befragten Personen gar keine Erfahrung haben, wird der hypothetische Charakter massiv gesteigert und die Befragten letztlich überfordert.”
Weiterer Lesehinweis: Keine eindeutige Mehrheit für CSU-Politik – Spiegel online interpretiert das aber anders (stefan-fries.com)
5. 18 Wege, über die dich Facebook trackt und verfolgt (basicthinking.de, Christian Erxleben)
Vielen ist bekannt, dass Facebook seine Nutzer trackt, analysiert und verfolgt. Wie ausgeklügelt Facebooks Tracking-Verhalten funktioniert, zeigt ein 225-seitiges PDF-Dokument mit Antworten an den US-Kongress. Danach gebe es 18 Methoden und Verhaltensweisen, über die das Netzwerk seine Nutzer ausspäht. Das reicht von technischen Daten, wie dem Batteriestand des Geräts und den installierten Plugins, bis hin zu Mausbewegungen und Einkäufen.
6. “Guten Tag, bin ich da in der Sportredaktion?” (spiegel.de)
Als ZDF-Redakteurin Claudia Neumann im deutschen Fernsehen ein WM-Spiel kommentierte, gab es wütende Reaktionen in den sozialen Medien. Einige (männliche) Zuschauer können es anscheinend nicht ertragen, wenn eine Frau als Sportreporterin arbeitet. Das ZDF berichtete von “Hass, Häme und Beleidigungen”. Ein Einzelfall? “Spiegel Online” hat Sportjournalistinnen nach ihren Erfahrungen gefragt. Und die erzählen u.a. von Vorhaltungen, Vorurteilen und blöden Kommentaren.
7. Leserbrief an den FAZ-Herausgeber Holger Steltzner (facebook.com, Lorenz Meyer)
Außerhalb der 6-vor-9-Zählweise, weil aus der Feder des Kurators: Ein Leserbrief an den “FAZ”-Herausgeber Holger Steltzner wegen dessen Behauptungen zur Asyl- und Flüchtlingspolitik. “Ich ärgere mich gerade über Ihren Beitrag, weil er verzerrt, mit Unwahrheiten operiert und das gesellschaftliche Klima vergiftet.”