Ziemlich groß berichtete “Bild” gestern bundesweit über einen Wohnungsbrand im nordrhein-westfälischen Vorst: “FRAU VERBRANNT, weil die Feuerwehr zum falschen Haus fuhr?” (siehe Ausriss).
Zwar hatte die “Rheinische Post” schon zwei Tage vorher ausführlich über diese Feuerwehr-Panne berichtet. Aber es geht gar nicht darum, dass “Bild” gerne so tut, als seien ihre Nachrichten besonders aktuell. Vielmehr geht es darum, dass “Bild” gerne so tut, als wüsste sie besonders genau Bescheid. So schrieb “Bild” gestern im Text und in zwei Fotounterzeilen:
Es ist eine Horrorvision: Feuer im Wohnhaus. (…) Die Feuerwehr fährt zum falschen Haus — und in den Flammen stirbt eine Rentnerin. (…) Bevor die Retter eintreffen, können Nachbarn Rentner Josef gerade noch aus der Feuerwohnung ziehen. Seine Frau erstickt qualvoll, wird später tot geborgen.
Feuerwehrmänner löschen den Brand (…) — zu spät für eine Bewohnerin. (…) Gisela M. schlief wahrscheinlich, als das Feuer ausbrach. Sie starb in den Flammen.
Und außerdem schrieb “Bild” noch:
Heute soll das Obduktionsergebnis Aufschluss bringen. Oberstaatsanwalt Heinz-Dieter Menden: “Dann entscheiden wir, ob gegen den Feuerwehrmann wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wird.”
Wie gesagt, das war gestern. Heute indes finden wir keinerlei Berichterstattung über den Wohnungsbrand und über das Obduktionsergebnis. Dabei gab es gestern eine Agenturmeldung zum Thema. Überschrift: “Frau ist nicht wegen Feuerwehr-Panne gestorben” Die Obduktion habe ergeben, dass sie “krank und vor Ausbruch des Brandes eines natürlichen Todes gestorben war”.
Wollen wir hoffen, dass “Bild” jetzt auch nur wieder etwas länger braucht, als die “Rheinische Post”, die gestern online und heute in ihrer Druckausgabe darüber berichtet, dass die Feuerwehr nicht Mitschuld am Tod der Frau war.
Mit Dank an Andreas W. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 15.06 Uhr (mit Dank an Raphael S.): In die Düsseldorfer “Bild”-Lokalausgabe hat die Meldung über das Obduktionsergebnis es heute immerhin geschafft.