Archiv für Januar 20th, 2008

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Ohne Worte

Mit Dank an Andreas F.!

medienlese – der Wochenrückblick

Roger Köppels Kleider, das Inhaltsverzeichnis des Internet, Peter Turi beinahe Preisträger.

Die Kleider des Chefredaktors der Weltwoche, Roger Köppel, scheinen zu interessieren. Nachdem im September 2007 eines seiner Gewänder als Konfirmandenanzug eingestuft wurde, konstatierte der Stylewatcher von wision.ch, dass Köppel innert einem Monat drei mal im selben Anzug in Fernsehsendungen aufgetreten ist. Ob Marie von Ebner-Eschenbach eine Hilfe sein kann? Sie sagte, gemäss zitate.net: “Man darf anders denken als seine Zeit, aber man darf sich nicht anders kleiden.”
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Der Presserat lebt!

Juli 2006. Erinnern Sie sich? Jens Lehmann war der Held des Landes, weil er gegen Argentinien zwei Elfmeter gehalten hatte, ein Amokfahrer raste in die Berliner Fanmeile, Susan Stahnke brachte ein Kind zur Welt, Jan Ullrich sagte überraschend die Teilnahme an der Tour de France ab, und der Reisechef der “Bild am Sonntag” schwärmte in ganzseitigen Artikeln für den Heide-Park Soltau und den Holiday Park Hassloch.

Es kommt einem vor, als wäre es erst gestern vorletztes Jahr gewesen.

Wir hatten im Juli 2006 an den Deutschen Presserat geschrieben und ihn gebeten, die “Bild am Sonntag” für die beiden Artikel zu rügen, die wir für Schleichwerbung hielten. Einige Wochen später antwortete uns der Presserat, unsere Beschwerde sei “offensichtlich unbegründet”: Es handele sich, wie der Geschäftsführer gemeinsam mit dem Vorsitzenden des zuständigen Beschwerdeausschusses kurzerhand entschied, “eindeutig” um werbliche Veröffentlichungen, die für den Leser “unzweideutig” als solche erkennbar seien. Im August 2006 baten wir den Presserat, uns seine Entscheidung erstens zu erläutern und zweitens noch einmal zu überprüfen: Wir hatten nämlich beim Sprecher der “Bild am Sonntag” nachgefragt, und der sagte, bei den Artikeln handele es sich — ganz im Gegenteil — eindeutig um redaktionelle, nicht-werbliche Berichterstattung (wir berichteten)

Der Herbst kam und ging; es wurde 2007. Im Januar erinnerten wir den Geschäftsführer des Presserates telefonisch an den Vorgang. Im Juni 2007 schrieben wir einen weiteren Brief und fragten, ob schon absehbar sei, wann wir mit einer Antwort rechnen könnten. Der Geschäftsführer schrieb zurück, dass ihm nicht klar gewesen sei, dass unsere Bitte im Sommer 2006, die Entscheidung noch einmal zu überprüfen, ein Einspruch gegen diese Entscheidung gewesen sei. Im Juli 2007 schickten wir daraufhin den Brief von damals noch einmal, diesmal sicherheitshalber groß überschrieben mit dem Wort “Einspruch”.

Der Herbst kam und ging; es wurde 2008. Und in dieser Woche nun teilt uns der Geschäftsführer des Presserates mit, der Beschwerdeausschuss habe unsere Beschwerde behandelt. Er habe sie bei einer Enthaltung einstimmig als unbegründet bewertet. Die Erklärung dafür lautet in voller Länge:

Nach Ansicht des Beschwerdeausschusses werden auch werbliche Bestandteile eines Blattes im Inhaltsverzeichnis aufgelistet. Bei den Beiträgen handele es sich für den Leser — und hierauf stellt der Presserat bei seiner Prüfung ab — erkennbar um eine gemeinsame Werbeaktion zwischen BILD AM SONNTAG und dem Heide-Park Soltau. Trotz der vom Beschwerdeführer vorgebrachten Einrede kann der Presserat hier nicht eindeutig Schleichwerbung erkennen.

Schön, dass wir das geklärt haben.

Kurz korrigiert (448)

Normalerweise können Zahlen bei “Bild” gar nicht groß genug sein.

Um so erstaunlicher ist deshalb, was passierte, als “Bild” Nicolas Sarkozy gestern zum “Verlierer” des Tages machte:

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy (52) hat während seines Wahlkampfes 3400 Euro nur für sein Make-up ausgegeben.

3400 Euro mag für den Laien nach viel Geld klingen; in Wahrheit lagen die Ausgaben wohl bei 34.400 Euro, wie “Handelsblatt”, “RP Online”, “Express”, Südwestrundfunk oder … äh: “Bild.de” übereinstimmend unter Berufung auf “Le Parisien” berichteten.

Mit Dank an Jan F. für den Hinweis.