Archiv für Januar 9th, 2008

“Bild” ist… “niemals Türken feindlich”

In einem offenen Brief an die Leser der türkischen Tageszeitung “Hürryiet” hat “Bild”-Chef Kai Diekmann die “Bild”-Kampagne zum Thema “kriminelle Ausländer” gerechtfertigt.

Wie die “taz” berichtet, war der Anlass für Diekmanns Rechtfertigung die offenbar zunehmende Kritik türkischer Medien und Leser (auch) an der Berichterstattung von “Bild” — und ein Anruf von Ismail Erel, dem Redaktionsleiter der “Hürriyet” in Deutschland.

In seinem Brief, der gestern in der Deutschlandausgabe der “Hürriyet” auf Türkisch und Deutsch erschien, betont Diekmann (der selbst im “Hürriyet”-Beirat sitzt) “ausdrücklich”, dass “BILD nicht Türken feindlich gesonnen” und “niemals Türken feindlich” sei. Im Gegenteil: “BILD will auch im Namen der überwiegend türkischen Bevölkerung in Deutschland, dass Kriminelle aus dem Verkehr gezogen werden.” Ansonsten aber ist die “Bild”-Berichterstattung (wir erinnern uns) in Diekmanns Brief kein Thema. Lieber erklärt der “Bild”-Chef den “Hürriyet”-Lesern “die gegenwärtige Debatte in Deutschland”, die sich um zwei Fragen drehe: “Wieso laufen solche Leute frei herum?” Und: “Warum die Integration der Ausländer in Deutschland so offenkundig versagt hat.”

Mit “Ausländer- oder gar Türkenfeindlichkeit” habe das “nichts zu tun” — denn, so Diekmann mit Blick auf den Übergriff in der Münchner U-Bahn, der die Debatte auslöste:

Dass der ältere Täter Türke ist, der jüngere Grieche, ist blosser Zufall. Genauso hätten es Polen, Russen, Jugoslawen oder Kurden sein können — die Debatte wäre die gleiche gewesen.

Hauptsache Ausländer also? Die (statistisch gesehen nicht unwahrscheinliche) Möglichkeit jedenfalls, dass es genauso auch Deutsche hätten sein können, spart Diekmann in seinen Spekulationen komplett aus. Kein Wunder: Seine “Bild” berichtete ja beispielsweise über die Angriffe auf zwei junge Männer auf der Hamburger Reeperbahn und einen U-Bahn-Fahrer in Frankfurt-Heddernheim (O-Ton “Bild”: “Sieben ausländische Jugendliche schlugen einen Lokführer zusammen”), die alle beide auch von deutschen Jugendlichen (ohne Migrationshintergrund) verübt wurden, im direkten Zusammenhang mit “Ausländer-Kriminalität” und unter Überschriften wie “Kriminelle jugendliche Ausländer”.

Apropos “Ausländer”. Diekmann schreibt den “Hürriyet”-Lesern auch:

Tatsächlich stammen die relativ meisten Gewaltkriminellen beispielsweise in Berlin nicht aus türkischen, sondern arabischen Familien.

Tamam, her şey yolunda.

Mit Dank auch an David D. — und Jürgen G. fürs Türkisch!

6 vor 9

“Google macht dauernd Fehler”
(falter.at, Ingrid Brodnig)
“Jimmy Wales: Das Allerwichtigste, was ich den Menschen bewusst machen will, ist: Die Algorithmen, die Google für seine Suchmaschine verwendet, sind geheim. Das Konzept ist überhaupt nicht transparent. Für eine offene Gesellschaft ist es aber überaus wichtig, dass man nachvollziehen kann, nach welchen Kriterien solche inhaltlichen Entscheidungen getroffen werden. Außerdem glaube ich, dass die Suchmaschinen nachlässig wurden.”

Malware-Banner beim «Blick»
(bloggingtom.ch)
Die Schweizer Tageszeitung «Blick» hat über ihren Online-Auftritt während mindestens einem Tag schädliche Flash-Werbebanner ausgeliefert. Dies berichtet Sandi Hardmeier, Microsoft-?Most Valuable Professional? und Sicherheitsspezialistin in ihrem Blog ?Spyware Sucks?. Der «Blick» befindet sich dabei in guter Gesellschaft, denn das Banner wurde auch via MySpace und Excite verbreitet.

Konferenzen 2.0: Unprofessionell statt cool
(blog.hogenkamp.com)
Langsam gehen mir diese Konferenzen 2.0 echt auf die Nerven. Ich bin ja durchaus auch ein Prokrastinierer und Last-Minute-Man, aber wenn ich eine Konferenz mache und sich die Leute den Tag freihalten und ihre Anreise planen, dann muss ich irgendwann mal delivern, und zwar nicht mit einem nonchalanten Lächeln am Vorabend.

Print is dead: long live print
(technology.timesonline.co.uk, Jonathan Weber)
We all know by now that the future of media is online, and I’d be the last person to deny the significance of the changes wrought by the Internet. But I think one of the most interesting things to emerge in the media business this year will be a comeback of sorts for print.

Wenn ihr wollt, ist es ein Märchen
(nzzfolio.ch)
Yves Kugelmann, Chefredaktor der jüdischen Zeitung «Tachles», plädiert für ein neues Judenland. Eines, in dem Juden wieder sie selbst sind.

a-blogs sind fürn arsch
(wirres.net, Felix Schwenzel)
“wir glauben immer dass dort wo wir hingucken die musik spielt. dabei spielt die musik da, wo die musik spielt. oder anders gesagt: es deutet auf getrübte wahrnehmung hin, wenn man die blase in der man schwimmt als die wichtigste wahrnimmt und die anderen blasen, nur weil man sie gerade nicht sieht oder gerade nicht in ihnen schwimmt, geringschätzt.”