Suchergebnisse für ‘ulrike simon’

Rechtsausleger, Vergesslichkeit, Sakrilegebatterie

1. Wie reaktionär hätten Sie’s denn gerne?
(carta.info, Philip Sarasin)
Der Historiker Philip Sarasin von der Universität Zürich beschäftigt sich mit der traditionsreichen Schweizer Tageszeitung “NZZ”. Seine Analyse: “In letzter Zeit musste man zur Kenntnis nehmen, dass die NZZ sich kaum mehr gegen politische und intellektuelle Strömungen weit rechts im politischen Spektrum abgrenzen mag. Der Ton wird rauer, die Fronten härter. NZZ-Autor Heribert Seifert mimt derweil das liberale Mediengewissen”. Die “NZZ” müsse sich fragen lassen, ob sie zum Sprachrohr von Positionen werden wolle, die bislang als rechtsextrem galten.

2. Springer und die Türkei
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Einst wollte Springer groß in den türkischen Medienmarkt einsteigen. Was ist daraus geworden? Und was hat das mit Döpfners Kampfansage gegen Erdogan und Diekmanns Engagement bei “Hürriyet” zu tun?”, fragt sich “RND”-Medienkolumnistin Ulrike Simon. Der aktuelle Quartalsbericht werfe weitere Fragen nach Springers Türkei-Strategie auf.

3. Google kämpft mit Frankreich um Privatsphäre
(faz.net, Jonas Jansen)
Die französische Datenschutzbehörde “CNIL” besteht im Rahmen des “Recht auf Vergessenwerden” darauf, dass Google monierte Suchergebnisse nicht nur in der EU, sondern weltweit löscht. Google wehrt sich mit einer Klage und argumentiert damit, dass ein Land keine Gesetze für andere Länder schaffen dürfe. Jonas Jansen von der “FAZ” berichtet über den derzeitigen Stand des Konflikts und liefert einige interessante Zahlen über die Entwicklung der Löschanfragen.

4. Journalisten, warum denkt Ihr nicht an Eure Nutzer?
(vocer.org, Lina Timm)
Die Meinungen gehen auseinander, was Journalisten können müssen. Die einen sehen den Journalisten ausschließlich als “Vertreter der schreibenden Zunft”. Andere erwarten den medialen Tausendsassa, der nicht nur schreiben, sondern auch programmieren, filmen und schneiden kann. Lina Timm macht sich Gedanken über das wandelnde Berufsbild und plädiert für Offenheit gegenüber den Möglichkeiten der Technik. Aber nicht um jeden Preis: “Technologie umarmen, statt vor ihr wegzulaufen. Dafür muss jetzt kein Journalist coden lernen. Das ist völliger Quatsch, dann müsste ja auch jeder Coder, der im Newsroom arbeitet, lernen, Geschichten zu erzählen. Aber wir müssen uns verständigen können.”

5. Darf man investigativen Journalismus kritisieren oder ist das ein Sakrileg?
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal stellt die rhetorische Frage, ob es nicht mehr erlaubt sei, investigativen Journalismus zu kritisieren. Anlass sind ihm die sogenannten “Panama Papers”. Kollegen, die es wagen, die Fleißarbeit der SZ und die, wie er findet, pompöse Inszenierung des eingesandten Materials etwas tiefer zu hängen, würden ausgegrenzt oder zu Feinden erklärt werden. Michal macht bei der Kritik an der Art und Weise des Umgangs mit den Panama Papers vier zentrale Punkte auf. Sie betreffen die Quelle, das Material, die Auswertung und das internationale Journalisten-Konsortium.

6. Dieses ganze spannende Leben auf DIN A5
(uebermedien.de, Peter Breuer)
Werbetexter und geistreiches Vorbild ganzer Twitter-Generationen Peter Breuer geht für “Übermedien” gelegentlich zum Bahnhofskiosk und zieht irgendeine beliebige Zeitschrift aus dem Regal. Als Besprechungsobjekt! Seine Rezension von “Reportagen” ist jetzt auch für Nicht-Abonnenten frei lesbar. PS: Breuer ist sehr angetan von dem Magazin mit den langen Lesestücken.

Facebook-Auswahl, “Stern”-Wehmut, Journalisten-Marken

1. Facebook news selection is in hands of editors not algorithms, documents show
(theguardian.com, Sam Thielman, englisch)
Anfang der Woche veröffentliche “Gizmodo” eine Recherche, die Facebook vorwarf, bei der Auswahl der “Trending Topics” bewusst konservative Quellen zu unterdrücken. Das Dementi folgte umgehend, doch die Diskussion riss seitdem nicht ab. Kluge Journalisten schrieben kluge Essays über die gesellschaftliche und journalistische Verantwortung des Sozialen Netzwerks, in der Sache stand aber weiter die Aussage von Facebook gegen die Aussage von ehemaligen Angestellten. Jetzt hat der “Guardian” Dokumente geleakt, die erstmals einen Einblick in die Blackbox Facebook geben und zeigen, nach welche Kriterien dort Nachrichten gewichtet werden. Die prompte Reaktion von Facebook kann man wiederum bei “The Next Web” nachlesen.

2. Werberat kritisiert Missbrauch der Flüchtlingsdebatte sowie Seximus
(horizont.net, Jessica Becker)
Als Bundesjustizminister Heiko Maas sagte, er wolle sexistische Werbung verbieten lassen, war der Aufschrei groß. Die Rügen des deutschen Werberats — genauer gesagt: die gerügten Objekte — zeigen, warum das vielleicht doch eine ganz gute Idee sein könnte. Ungewöhnlich: Neben drei Motiven, die Frauen auf ihre Sexualität reduzieren, traf es auch ein Unternehmen wegen “männerherabwürdigender” Werbung.

3. “Stern”: Abschied mit Wehmut
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Das Berliner Büro des “Stern” zieht um: Raus aus dem Spreepalais mit Dachterrasse, rein in ein neues Gebäude in der Friedrichstraße. Ulrike Simon besucht die Abschiedsfeier — und sieht ein Ereignis mit Symbolcharakter: “Der Umzug ist nicht nur ein Umzug. Er ist das äußere Zeichen für das, was die ‘Stern’-Leute innerlich umtreibt. Es ist der Bedeutungsverlust, sowohl der des Magazins als auch der eigene, und es ist die Befürchtung, dass das mit den Anzeigen und der Auflage nicht besser wird, dass das immer so weitergeht.”

4. Meinungsbildung: Fernsehen vorne, Internet holt auf
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Fernsehen deutlich vor dem Internet, der Zeitung und dem Radio, Zeitschriften unter ferner liefen. In dieser Reihenfolge tragen Medien zur Meinungsbildung der Deutschen bei. Das behauptet jedenfalls eine Studie der Landesmedienanstalten. Während die Bedeutung von Printmedien stetig abnimmt, bleibt den Verlagen zumindest ein kleiner Trost: “Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegen Web-Angebote von Zeitungen auf dem ersten Platz der informierenden Mediennutzung im Internet, gefolgt von E-Mail-Portalen (12,8 Prozent) und Web-Angeboten von Zeitschriften (11,8 Prozent). Sie alle landen noch vor Facebook, das auf 10,8 Prozent kommt.”

5. Zukunft der Journalistenausbildung: Lernen, wie der Markt tickt
(vocer.org, Julian Heck)
“Journalisten müssen zur Marke werden.” Es soll Journalisten geben, die bei diesem Satz nur noch genervt mit den Augen rollen. Julian Heck gehört offensichtlich nicht dazu — und erklärt, warum Berufsanfängern seiner Meinung nach nicht nur journalistisches Handwerk, sondern auch Unternehmertum vermittelt werden sollte.

6. Du wirst nicht glauben, wie einfach Clickbaitern das Handwerk gelegt werden kann
(jetzt.de)
Zugegeben: Die Idee ist nicht neu, Twitter-Accounts wie @SavedYouAClick machen sich seit langem über reißerische Teaser lustig und fassen den großspurig angekündigten Inhalt mit wenigen Worten zusammen. Trotzdem ist es eine gute Nachricht, dass mit “Stop Clickbait” jetzt auch eine Facebook-Seite zeigt, wie armselig und absurd das Prinzip von “Heftig” und Co. ist. Vielleicht gibt das zumindest ein paar vermeintlich seriösen Medien zu denken, ob ein bisschen weniger Aufgeregtheit nicht manchmal mehr wäre.

Senderwende, Ikonographische Wende, VG-Wort-Wende

1. Medienanstalt stoppt Radio für Flüchtlinge
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Wie eine gute Idee manchmal versandet bzw. rigide abgewürgt wird, erzählt Ulrike Simon in ihrem Artikel über das geplante und nun doch nicht zu Stande kommende Integrationsradio für Flüchtlinge. Im vorigen Jahr hätte der frühere Deutsche-Welle-Programmchef vom Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), den Auftrag bekommen, über ein Flüchtlingsradio nachzudenken. Das Konzept hätte gestanden, alle Parameter gestimmt, doch dann kam die überraschende Wende: Der Medienrat entschied, das Projekt zu beerdigen. Den Grund dafür soll Ulrike Simon nicht nennen. Sie tut es dennoch: “Immer wieder, mit wem ich auch sprach, bekam ich zu hören: Die Stimmung habe sich gedreht, das gesellschaftliche Klima habe sich verändert, seit dem 31.12. sei die Welt eine andere, die Euphorie verflogen, die Willkommensbereitschaft vorbei, man denke bitte an Köln, an Brüssel…”

2. Online-Leser wollen längere Storys und weniger Listen
(de.ejo-online.eu, Scott Maier)
Das American Press Institute (API) hat in einer Studie das Nutzerverhalten von Online-Lesern unter die Lupe genommen. Mehr als 400.000 Artikel von 55 Publikationen hat man analysiert. Dabei sei die gängige Annahme, dass Journalisten sich für Online kurz und für mobile Plattformen noch kürzer fassen sollten, widerlegt worden. Die Ergebnisse der Studie hätten gezeigt, dass Online-Leser mehr wollen als Geschichten über Stars und Sternchen, kurze Meldungen ohne Tiefgang und die beliebten “Listicles”.

3. Geschichten eines Bilderstürmers
(zeit.de, Uwe Jean Heuser)
Der 32-jährige Gründer des Foto-Netzwerks Instagram Kevin Systrom kann auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken: Innerhalb weniger Jahre ist Instagram die führende Plattform zum Teilen von Fotos geworden. Und Facebook blätterte vor wenigen Jahren die stolze Summe von einer Milliarde für das Bildernetz hin. In London sprach Systrom nun von der “ikonographischen Wende”. Täglich 80 Millionen Bilder würden täglich auf Instagram gespeichert. “Dass wir diese Momente hochauflösend aufnehmen und für immer speichern können, wird wichtiger sein für die Menschheitsgeschichte als die Erfindung der Schriftsprache.” Systrom glaube, dass die Erinnerungen der Menschen künftig nicht mehr aufgeschrieben, sondern abgebildet werden. “Wir waren immer eher visuelle als sprachbezogene Wesen.” (Leider hat man den Digitalbildrevolutionär und visionären Schriftsprachenablöser nicht gefragt, wieviel Prozent der täglichen Instagram-Bilder auf Duckface-Selfies und Foodfotos entfallen.)

4. BGH kippt VG-Wort-Ausschüttung
(faz.net)
Der Bundesgerichtshof hat gesprochen: Die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort darf keine Einnahmen aus Urheberrechten mehr an die Verlage ausschütten. Das Geld stehe nach derzeitiger Gesetzeslage ausschließlich den Autoren zu. Vor allem kleine Verlage trifft der Urteilsspruch, freuen können sich die Autoren, die nun eventuell sogar rückwirkend Ansprüche auf Nachzahlungen geltend machen können. Doch das Urteil könne auch Auswirkungen für die Vielfalt der Angebote journalistischer Aus- und Weiterbildung haben.

5. Der Hass im Netz – und was dagegen zu tun ist
(carta.info, Ingrid Brodnig)
Montag erscheint Ingrid Brodnigs Buch „Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Auf “Carta” gibt es eine gekürzte und leicht abgeänderte Fassung des Kapitels „Hass als Instrument“, in dem sie auch auf die Facebook-Thematik eingeht: “Würde Facebook allein jene Wortmeldungen löschen, die strafrechtlich relevant sind oder gegen die eigenen Regeln des Netzwerks verstoßen, wäre die Situation schon deutlich besser als bisher. Facebook hingegen betont gerne, wie wichtig Widerrede („Counter Speech“) sei – also dass Menschen gegen hasserfüllte Rede das Wort ergreifen. Das stimmt. Es braucht aber beides: Mutige Bürger und Webseitenbetreiber, die sie vor den schlimmsten verbalen Übergriffen oder gar Bedrohungen schützen.”

6. Wutdruck
(sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Das konservative britische Wochenmagazin “The Spectator” ruft seine Leser auf, Schmähgedichte auf den türkischen Präsidenten einzusenden – “so schmutzig und beleidigend wie möglich”.

Merkels Geschwafel, Hundepimmel Diekmann, umgefallener Reissack

1. “Washington Post” schimpft über “Merkels Geschwafel”
(welt.de)
Die Herausgeber der “Washington Post” haben scharfe Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkels Haltung im Fall Böhmermann geübt. Das deutsche Gesetz, das ausländischen Staatsführern erlaube, Kritiker in Deutschland zu verklagen, sei anachronistisch und müsse abgeschafft werden. Und: “Merkels Geschwafel ist dazu angetan, Erdogan und andere Regime, die kritische Äußerungen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen unterdrücken wollen – China kommt uns in den Sinn –, zu ermutigen”.

2. TITANIC-Super-Scoop: Das erste Interview mit Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann!
(titanic-magazin.de)
Fake vs Fake: Der Titanic ist es gelungen, den Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann zu interviewen. “Lieber Hundepimmel, sämtliche deutsche Prominente außer Ex-Papst Benedikt, Affe Charly, die aktuelle Schwiegermutter von Lothar Matthäus und Hans-Dietrich Genscher haben sich bereits zum Fall Böhmermann geäußert. Nun also auch noch Sie – mit einem peinlichen Fake-Interview, das nicht mal “Meedia” gefällt. Wozu die Scheiße?”

3. ZDF-Stellungnahme gegenüber der Staatsanwaltschaft Mainz
(presseportal.zdf.de)
Das ZDF hat eine Stellungnahme zum Ermittlungsverfahren gegen Jan Böhmermann abgegeben. Man stützt sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das zum Ergebnis gekommen sei “dass die in Rede stehende Sequenz einschließlich des so genannten “Schmähgedichts” rechtlich zulässig war und daher die Grenzen zur Strafbarkeit nicht überschritten worden sind. Die grundgesetzlich garantierte Satirefreiheit umfasse gerade im Zusammenhang mit Angelegenheiten von öffentlichem Interesse auch den Einsatz grober Stilmittel…” Trotzdem sah sich das ZDF augenscheinlich genötigt, sich vom Gedicht abzugrenzen. Es entspreche nicht den “Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF”.

4. “Eine Kritik aus Deutschland ist für Erdogan Gold wert”
(heise.de, Gerrit Wustmann)
Baris Uygur, Mitgründer des türkischen Satiremagazins “Uykusuz”, im Interview über Erdogan gegen Böhmermann und die Lage der Satire und der Medien in der Türkei. “Außerdem braucht Erdogan Feinde. Er bekämpft die Opposition, die Journalisten, Künstler, Satiriker nicht aus Angst. Es wäre falsch, sehr falsch, das so zu verstehen. Er hat keine Angst. Im Gegenteil. Jede Kritik an seiner Person ist für ihn eine willkommene Gelegenheit, Angst zu verbreiten. Und seine Anhänger glauben ihm. Eine Kritik aus Deutschland ist für ihn Gold wert. Seine Anhänger sind anfällig für Verschwörungstheorien. Wenn er sagt, Deutschland oder die USA würden eine gezielte Kampagne gegen ihn führen, dann verfängt das bei seinem Publikum.”

5. Konzern gerät durch Parteispenden unter Rechtfertigungsdruck
(horizont.net, Ulrike Simon)
Die Funke Mediengruppe (früher “WAZ-Gruppe”) ist das drittgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Sie verlegt in Deutschland 12 Tageszeitungen, mehr als 170 Publikums- und Fachzeitschriften, über 70 Anzeigenblätter sowie 400 Kundenzeitschriften und besitzt eine Reihe von Großdruckereien. Nun stellt sich heraus, dass die Mediengruppe 15.000 Euro an die CDU überwiesen hat. Dies sei besonders unangenehm für die Journalisten der Zeitungen, von “WAZ” bis “Hamburger Abendblatt”, von “Berliner Morgenpost” bis “Braunschweiger Zeitung”. Diese würden nun betonen, trotz der Parteispende ihres Unternehmens parteipolitisch unabhängig arbeiten zu können.

6. +++ EIL +++ In China ist ein Sack Reis umgefallen +++ EIL +++
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl, Jost Langheinrich & Steffen Wurzel)
Die Sondersondersendung zum umgefallen Reissack in China. Natürlich mit Live-Schaltung und ARD-Experten!

Kaufjournalismus, Kinoflops, Kifferbombe

1. „Grundsätzlich geht alles“
(taz.de/Morgane Llanque)
“Vice” bietet sein Online-Frauenmagazin “Broadly” nun auch in Deutschland an. International will man sein und in Vice-typischer „junger“ Tonart über Tabuthemen wie Abtreibung und Menstruation schreiben. Morgane Llanque ordnet den Start des in den USA von erstaunlich vielen Männern gelesenen Angebots ein und kommt zum Schluss: “Wenn Broadly es schafft, auch in Deutschland mehr Männer für feministische Themen zu interessieren, wäre allein diese Tatsache ein Gewinn.”

2. Das eigentliche Problem mit dem Pressekodex
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die „Tagesschau“ verbreitet Irreführendes von „Bild“-Chefin Tanit Koch, mancher Journalist ist offensichtlich überfordert, und die „Rhein-Zeitung“ ärgert sich in Wahrheit über die Polizei, so Ulrike Simon in ihrem Beitrag über die Entscheidung des Presserats in Sachen Herkunftsnennung. Am Ende kommt die Autorin zur ernüchternden Feststellung: “Die ganzen Debatten um Ziffer 12.1 hätte man sich sparen können. Sie haben das tatsächliche Problem weder erkannt noch gelöst.”

3. Ehemaliger NDR-Redakteur erhält Bewährungsstrafe
(dwdl.de, Andre Gärisch)
Ein EX-NDR-Journalist ist vom Landgericht Kiel wegen Bestechlichkeit in 77 Fällen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er soll Verbänden und Firmen vorgetäuscht haben, er könne ihre Interessen in Sendungen wie dem “Schleswig-Holstein-Magazin” geltend machen und Sendezeiten beschaffen. Das aufsummierte Schmiergeld soll sich auf 366.000 Euro belaufen.

4. Was macht einen Film zu einem Flop?
(netzpiloten.de, Suman Ghosh)
Die amerikanische Filmdozentin Suman Gosh plaudert über Kino-Flops und warum sie zu solchen geworden sind. Mit diversen Trailern angereicherter Streifzug durch diverse cineastische Investoren- und Produzenten-Alpträume. Von 1924 (“The Thief of Bagdad”) bis in die Neuzeit (“Lincoln” aus dem Jahr 2012).

5. In eigener Sache: SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent muss Türkei verlassen
(spiegel.de)
Der “Spiegel” mit einer Meldung in eigener Sache. Seit Jahren hätte Hasnain Kazim als Korrespondent für “Spiegel” und “Spiegel Online” aus Istanbul berichtet. Weil er von den türkischen Behörden keine Verlängerung seiner Presse-Akkreditierung bekommen hätte, müsse er das Land nun verlassen. Chefredakteur Florian Harms: “Das Verhalten der türkischen Behörden lässt für uns keinen anderen Schluss zu, als dass unser Korrespondent aufgrund seiner journalistischen Berichterstattung vor Ort nicht mehr erwünscht ist.”

6. Kiffer legt keine Rohrbombe vor Flüchtlingsheim
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Anfang der Woche kursierte die Meldung, in Eisenach sei eine “Rohrbombe” vor einem Flüchtlingsheim explodiert. Nun stellt sich heraus: Die vermeintliche Bombe war eine Wasserpfeife mit Cannabis-Resten – und nicht explosiv. Übermedien rekonstruiert, wie es zu der Falschmeldung kommen konnte.

Wahrheit und Lüge, Augenzeugen, USB-Infokrieg

1. Presse und Strafrecht
(zeit.de, Thomas Fischer)
Der Bundesrichter Thomas Fischer setzt seine Kolumne zum Teil “Recht und Medien” fort. Diesmal dreht sich alles um Wahrheit und Lüge. Und Fischer breitet seine Gedanken in der Art aus, die so typisch für ihn ist: In einer Mischung von juristischer Fachkenntnis, philosophischen Überlegungen und Ironie. Sein wie immer lesenswerter Beitrag endet mit den Worten: “”Wahrheit” entsteht nicht da draußen in der Kälte, wie Banane, Fruchtsorbet oder Ergebnisse von Bundesligaspielen, und hat uns gefälligst geliefert zu werden. Wahrheit und Lüge sind vielmehr ein Teil von uns selbst. Nachrichten an sich sind wie Keime in der Luft: Erst in einer Petrischale formt sich der Bakterienteppich.”

2. Die Angst der Öffentlich-Rechtlichen vor einer Klage
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Möchte man als politischer Journalist wirklich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten?” Diese Frage stellt sich Ulrike Simon, als sie das „Redaktionelle Gesamtkonzept“ des MDR zur Landtagswahl am 13. März in Sachsen-Anhalt liest. Alles, aber auch wirklich alles sei auf diesen 41 Seiten geregelt. Die Furcht vor möglichen Klagen hätte dazu geführt, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen juristisch hieb- und stichfest gegen alles nur Erdenkliche wappnen würden. Der MDR sei nun der erste Sender, der das öffentlich mache.

3. Im Aufwind des Shitstorms
(freitag.de, Konstantin Nowotny)
Ein Mann ruft zu einem internationalen Treffen der Vergewaltigungsbefürworter auf. Natürlich sorgt der Aufruf für netzübergreifende Empörung und breiten Widerstand. Die Aktion beschert dem Mann Gewalt- und Todesdrohungen, aber auch PR. Schließlich gibt er eine Pressekonferenz und sagt die Veranstaltung ab. Der Shitstorm hätte sich für den Mann gerechnet, er sei mit Aufmerksamkeit und Klicks belohnt worden, so der Autor des Artikels. Fraglich sei deshalb, ob man auf jede Provokation reagieren müsse: “Erinnern wir uns daran, dass sich eine Haltung auch ausdrücken lässt, indem man etwas ignoriert.”

4. Warum ich dieses Bild erst jetzt veröffentliche
(wuv.de, Petra Schwegler)
Ein 17-Jähriger übersteht das Zugunglück von Bad Aibling nahezu unverletzt. Seine Mutter ist erfahrene Medienjournalistin, und weil sie die Mechanismen der Branche seit Jahren kennt, befürchtet sie das Schlimmste. Und erlebt tatsächlich, wie eine aggressive Pressemeute den Überlebenden bereits wenige Stunden nach dem Unfall Interviews abpresst. Und auch der Sohn sei in seiner Rolle als “traumatisierter Augenzeuge” ein gesuchter Gesprächspartner der seriösen Medien. Mittlerweile hätte ein großer Sender für ein Gespräch angefragt. Über das ob und wie würde man nun nachdenken.

5. Folgen einer Pressekonferenz
(welt.de)
Anlässlich des Türkei-Besuchs von Angela Merkel besucht Deniz Yücel, der zuständige Korrespondent der “Welt”, die gemeinsame Pressekonferenz von Bundeskanzlerin und türkischen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Dort stellt er unangenehme Fragen, zum Beispiel zur Pressefreiheit in der Türkei (lt. “Reporter ohne Grenzen” im internationalen Ranking auf Platz 149). Daraufhin muss er sich von Regierung und türkischen Medien tagelang als “Religionfeind”, “PKK-Anwalt”, “Agent Provocateur” und “anti-türkisch” beschimpfen lassen.

6. Menschenrechtler wollen Kim Jong-un mit USB-Sticks
stürzen

(wired.de)
Eine Menschenrechtsorganisation und eine Non-Profit-Organisation aus dem Silicon Valley haben sich für eine ungewöhnliche Aktion zusammengetan: Unter dem Namen “Flash Drives for Freedom” will man für diesen Zweck gespendete USB-Sticks und Speicherkarten ins abgeschottete Nordkorea schmuggeln. Die Datenträger sollen als Informationsvermittler dienen und das Tor zur sonst sorgsam abgeschotteten Welt öffnen. Deshalb wolle man sie mit südkoreanischen Fernsehsendungen, westlichen Medien und der koreanischen Version der Wikipedia bespielen.

Geheimdienste, Neonazis, Vokabeltest

1. Agent in eigener Sache
(zeit.de, Christian Fuchs)
“Zeitmagazin”-Autor Christian Fuchs hatte das erste Mal das Gefühl, überwacht zu werden, als einer seiner Informanten plötzlich verhaftet wurde. Heute sitzt der auf der Anklagebank im NSU-Prozess. Seitdem brechen Fuchs’ Telefonate manchmal ab. Der Journalist ist inzwischen vorsichtiger, um seine Quellen zu schützen — auch wenn er nicht glaubt, aktiv abgehört zu werden. Was die Geheimdienste über ihn gespeichert haben, hat ihn trotzdem überrascht.

2. “Ich bin kein Einzelfall”
(taz.de, Claudia Hennen)
Vor einem Jahr fand der Dortmunder Journalist Peter Bandermann seinen Namen auf einer Liste im Internet. Neonazis sammelten “insgesamt zehn Personen, die potenziell geeignet sein sollten, dass man vor ihrer Haustür demonstriert.” Kurz darauf wurde seine Adresse veröffentlich, sein Haus mit schwarz-roter Farbe beworfen. Im Februar erschien eine Todesanzeige mit seinem Namen, seitdem gehören anonyme Anrufe, Nachstellungen und Nazi-Post zu Bandermanns Alltag. Davon erzählt er im Interview mit Claudia Hennen. Zum Thema: “Zapp” mit “Pegida und Co. bedrohen Journalisten

3. Der Tag, an dem mir klar wurde, wie egal die “Bild”-Zeitung ist
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon ist “Bild” egal. Zumindest so egal, dass sie in ihrer Kolumne darüber schreibt, wie egal “Bild” ihr ist. Die Gleichgültigkeit kommt vor allem durch ein Gespräch mit dem Schauspieler Ulrich Matthes: “Sinngemäß und stark verkürzt hatte er gesagt, ‘Bild’ sei ihm zwar unsympathisch, mehr aber noch egal.” Das überzeugte Simon: “Bild” lebe “in einer Parallelwelt. Ihr Verständnis von Prominenz und Relevanz hat mit meinem rein gar nichts zu tun.”

4. Wo die Recherche der Leser an ihre Grenzen stößt
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
Das Recherchekollektiv “Correctiv” will zwielichtige Finanzströme bei den 414 deutschen Sparkassen durchleuchten und hat dafür eine “virtuelle Redaktion” aufgebaut, um sich von seinen Lesern helfen zu lassen. Falk Heunemann hält das für ein “nicht nur überfälliges, sondern auch gleich doppelt nützliches Projekt” — sieht aber zwei Probleme und trägt “Correctiv” und der Crowd eine weitere Recherche auf. In den Kommentaren antwortet “Correctiv”-Leiter David Schraven.

5. “Ich kämpfe weiter”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Ali Anousla drohen wegen seiner Recherchen in seinem Heimatland Marokko bis zu 20 Jahre Haft. Einschüchtern lassen will sich der Journalist allerdings nicht. Im Interview mit Sonja Álvarez spricht er darüber, wie sich seine Texte im Netz verbreiten, wie er seine Arbeit finanziert und mit welchen Mitteln der Staat versucht, ihn verstummen zu lassen.

6. Jugendwort 2015: Hefte raus, Vokabeltest!
(ze.tt, Mark Heywinkel)
Alljährlich sucht Langenscheidt nach dem “Jugendwort des Jahres” — und genauso regelmäßig beschweren sich mittelalte Journalisten, dass junge Leute in Wahrheit doch völlig anders sprechen würden. Mark Heywinkel findet: “Welches Wort die Jury morgen zum Gewinner kürt, ist herzlich egal.” Überhaupt solle man die ganze Sache nicht so ernst nehmen. Deshalb: “Auf zum Vokabeltest: Könnt ihr in der folgenden Geschichte unsere Lieblingsworte der Long- und Shortlist aus 2015 richtig zuordnen?”

“Auto Bild”, vergesslicher “Spiegel”, Nachfolge von Hans Leyendecker

1. Bild-Kampagne “Wir helfen”: Flüchtlingshilfe als PR-Instrument?
(wdr.de, Philipp Jahn und Andreas Maus, Video, 5:00 Minuten)
Im August startete die “Bild”-Zeitung die Aktion “Wir helfen”. Zahlreiche Fußballvereine wollten sich nicht für die Kampagne einspannen lassen, viele Spitzenpolitiker hatten damit offenbar weniger Probleme. Was brachte Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und sogar Gregor Gysi dazu, gemeinsame Sache mit “Bild” zu machen? Ging es dabei wirklich um Flüchtlingshilfe, oder steckte nicht auch und vor allem ein geschicktes PR-Kalkül dahinter?

2. Diesel-Skandal: Auto Bild rudert bezüglich BMW-Abgasen zurück
(bimmertoday.de, Benny)
“Auto Bild” meldete gestern exklusiv, beim BMW-Modell X3 gebe es ebenfalls Probleme mit einer Abgasnorm. Zwangsläufig sei der Eindruck entstanden, “dass auch BMW bei Abgastests betrogen habe”, schreibt das Autoportal “BimmerToday”. Der Aktienkurs des Konzerns litt unter der Meldung, in einer Stellungnahme musste BMW gegen die Nachricht anarbeiten. Und “Auto Bild” zurückrudern: “Hieß es am Morgen noch ‘Exklusiv: BMW-Diesel überschreitet Abgasgrenzwerte deutlich’, lautet die Überschrift inzwischen ‘Kein Indiz für Manipulation bei BMW’.”

3. Der “Spiegel” vergisst sich
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach dem Germanwings-Unglück stand für den “Spiegel” fest: Der Co-Pilot “tötete, per Knopfdruck, vielleicht nur, weil er es […] konnte; ein größenwahnsinniger Narzisst und Nihilist.” Ziemlich genau ein halbes Jahr später klingt das geringfügig anders: “In der Ermittlungsakte von [L.] findet sich keine Spur von krankhafter Selbstliebe.” Die Rolle der Medien beschreibt der “Spiegel” dabei so: “Nach der Tat vermuteten viele übersteigerten Narzissmus.” Die Redaktion versuche, “pfeifend im Getümmel zu verschwinden”, schreibt Boris Rosenkranz.

4. Die Nischenreporter
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz, der das Crowdfunding der “Krautreporter” im vergangenen Jahr schon einmal etwas vorschnell für gescheitert und das Projekt im Juni für “belanglos” erklärte, übt nun erneut Kritik. Außerhalb der digital-medialen Filterblase habe niemand Notiz genommen, eine wirklich herausragende Geschichte sei nicht in Erinnerung geblieben. Für die Zukunft ist Jakubetz wenig optimistisch: “Dass es das Projekt doch noch in eine breite öffentliche Wahrnehmung schafft, glauben sie vermutlich nicht mal mehr selbst.”

5. Investigativ-Chef: “Süddeutsche Zeitung” klärt Nachfolge von Leyendecker
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Sommer, beim Jahrestreffen des “netzwerk recherche”, hat Hans Leyendecker angekündigt, in absehbarer Zeit in Rente gehen zu wollen. Seitdem gibt es die Frage, wer seine Nachfolge als Leiter des Investigativressorts der “Süddeutschen Zeitung” antritt. Ulrike Simon hätte da jemanden: “SZ”-Washingtonkorrespondent Nicolas Richter.

6. Online-Kommentator, der gutes Argument vorbringt, durch Schreibfehler als Idiot entlarvt
(der-postillon.com)

Shitstorms, Spiegel, Stellenkürzungen

1. “Über falsches Shitstormmanagement und Skandale zweiter Ordnung”
(leitmedium.de, Caspar Mierau)
Gestern ging es an gleicher Stelle um eine Karikatur in der FAZ, die viele Leser als rassistisch kritisiert haben. Heute schreibt Caspar Mierau über die seiner Meinung nach falsche Reaktion: “[Mit den Rechtfertigungsversuchen] macht das Shitstorm-Management einen fatalen und häufig gesehen Fehler: Es produziert einen Skandal zweiter Ordnung.” Auch Anne Fromm bezeichnet die FAZ in der taz als “kritikresistent wie eine Teflon-Pfanne”.

2. “Wulff-Interview stammte aus der Konserve”
(berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Medienschelte von Christian Wulff im “Spiegel” ist bereits sechs Wochen alt. Außerdem wurde das Interview nicht von den Redakteuren geführt, die in der Vergangenheit über Wulff geschrieben hatten, da Chefredakteur Wolfgang Büchner eine vergiftete Gesprächsatmosphäre befürchtete. Große Teile der Redaktion kritisieren Büchner nun dafür, “vor Wulff den Kotau zu machen”.

3. “Why show dead people in the news?”
(fabianmohr.de, englisch)
Manche Fotos, die vor 50 Jahren noch einen Pulitzer-Preis bekommen haben, würden heute nicht mehr gedruckt werden; zu schonungslos stellen sie Tod und Gewalt dar. Fabian Mohr macht einen Vorschlag, woran sich Redakteure bei dieser schwierigen Abwägung orientieren sollten. Zum selben Thema: Margaret Sullivan rechtfertigt das umstrittene Titelbild der “New York Times”. Und Reto Camenisch wirft einem Magnum-Fotografen “pornografische Distanzlosigkeit”, einen “moralischen Totalabsturz” vor.

4. “Zur Schau gestellte Absturzopfer”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Über pietätlose Fotos ärgert sich auch Rainer Stadler. Der “Blick am Abend” hat auf seiner Titelseite die Portraits von zwölf Kindern abgedruckt, die in der MH17 ums Leben kamen. Diese Bilder stammten von Facebook, wo sie laut Chefredakteur öffentlich zugänglich waren. “Der Presserat würde ihm wohl deswegen die Ohren lang ziehen”, meint Stadler.

5. “Ab und zu kommt mal ein Praktikant”
(kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
Modern, zukunftsfähig und für ihre Leser attraktiv”, so möchte Madsack die “Leipziger Volkszeitung” positionieren – indem bei der einzigen Tageszeitung der Stadt 36 Mitarbeiter entlassen werden.

6. “Our 25 Favorite Unlocked New Yorker Articles”
(longform.org, englisch)
Der “New Yorker” hat alle Artikel seit 2007 und viele ausgewählte Fundstücke aus den Archiven kostenlos veröffentlicht – für drei Monate, dann verschwindet die gesamte Webseite hinter einer “metered Paywall”. Neben den 25 Lesetipps von Longform empfehlen auch Slate und der Business Insider Recherchen und Reportagen, die man bis dahin gelesen oder zumindest abgespeichert haben sollte.

DJV, Ozy, Gruner + Jahr

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Polit-Talkshows von ARD und ZDF: Objektiv und unparteilich war gestern”
(blog.magitek.de, Sven Eichelberg)
Sven Eichelberg wertet Gästelisten von ARD- und ZDF-Polit-Talkshows der vergangenen zweieinhalb Monate aus.

2. “Die Journalisten als Pack”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt blickt auf das Sozialverhalten von Journalisten und die Debatte zur Zukunft der Zeitung. “In ihrer Personalpolitik gleichen Zeitungen einem Totenschiff. Das ohne klaren Kurs im Sturm mit löchrigen Kassen segelt, gefangen in einer ewigen Abwehrschlacht, nicht zuletzt gegen die eigene Kapitänsetage. Nur dass die Matrosen noch immer weit besser bezahlt sind, als die kleinen Kanus mit neuen Ideen.”

3. “Steve Jobs’ Erbe soll die Medien revolutionieren”
(welt.de, Tina Kaiser)
Tina Kaiser besucht Carlos Watson von Ozy.com. “Die Texte sollen relativ kurz sein – 300 bis 800 Wörter – damit sie auch angenehm auf einem Smartphone lesbar sind. Es werde pro Tag nur ein halbes Dutzend neue Artikel geben, dafür sollen die ihre Leser umhauen.”

4. “Kein Wort von Journalismus”
(berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Der Verlag Gruner + Jahr: “Ob im Leitbild, auf der Webseite oder in der langen Pressemitteilung, die es als Auszug diese Woche bis in den ‘Hohlspiegel’ des Nachrichtenmagazins Der Spiegel brachte: Nirgendwo taucht auch nur ein einziges Mal das Wort ‘Journalismus’ auf. Stattdessen geht es immerzu um Inhalte.”

5. “Grenzerfahrungen mit dem DJV”
(juliane-wiedemeier.de)
“Lieber DJV. Isch abe gar kein Auto. Und auch kein Interesse an einem. Dafür aber eine verquere Vorstellung davon, was unabhängiger Journalismus ist und dass er sich nicht ganz so gut damit verträgt, dass ich für 32 Prozent weniger Car Sharen kann als andere Menschen mit langweiligen Berufen ohne Presseausweis. Wie Ärzte. Anwälte. Lehrer. Baggerfahrer. Burgerbrater. Berater. Oder sonstige Spaßberufe.”

6. “ZKB entlässt 2 ‘Inside’-Kommentarschreiber”
(insideparadeplatz.ch)
Zwei Angestellte der Zürcher Kantonalbank werden entlassen, nachdem sie sich im Netz kritisch über ihren Arbeitgeber äußern: “Klar ist, dass Scholl und der Personaldienst der Staatsbank einen unscheinbaren Passus im Arbeitsvertrag nutzten, der zulässt, dass die ZKB ihre Mitarbeiter ausspioniert. Jeder Mitarbeiter der Bank gibt der Führung per Unterschrift das Recht, bei vermeintlich triftigen Gründen den Datenschutz auszuhebeln. Dieser ‘Waver’ – also der Verzicht auf Einsprache – findet sich im Kleingedruckten der ZKB-Arbeitsverträge.”

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