1. Finanzielle Lage bei “Radio Bremen” weiter angespannt (t-online.de)
Ein Bericht des Landesrechnungshofs Bremen offenbare eine finanzielle Schieflage bei Radio Bremen, der kleinsten ARD-Anstalt. Die finanzielle Lage des öffentlich-rechtlichen Senders sei angespannt, insbesondere wegen der in den Wirtschaftsplänen enthaltenen Zukunftsverpflichtungen für die Altersversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Radio Bremen habe zwar in den Jahren 2021 und 2022 Überschüsse erzielt, diese seien aber nur auf Sonder- und Einmaleffekte zurückzuführen. Kritisiert werden auch die hohen Bezüge der Intendantin und die Aufwandsentschädigungen für ehemalige Aufsichtsratsmitglieder einer Tochtergesellschaft.
2. Gesetzlicher Rahmen nötig (djv.de, Hendrik Zörner)
Das Bundeswirtschafts- und das Bundesverkehrsministerium sind mit den Vorschlägen des Europäischen Parlaments zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz offenbar nicht zufrieden und bevorzugen eine Selbstverpflichtung statt gesetzlicher Verpflichtungen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hält das für den falschen Weg: “Wenn es nur eine Selbstverpflichtung gibt, ist das eine Einladung zum Missbrauch”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Die Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Medien wären dramatisch und vermutlich irreparabel.”
3. Recherche trifft Show (taz.de, Ann-Kathrin Leclère)
Bei der Veranstaltung “Jive Klima” in Berlin sprachen neun Journalistinnen und Journalisten über konstruktiven Klimajournalismus, unterstützt von einem Mini-Orchester. Das Format, inspiriert von TED-Talks und Stand-up-Comedy aus den USA, präsentiere Journalismus live auf der Bühne und habe bereits in Ländern wie Frankreich und Finnland große Hallen gefüllt. Ann-Kathrin Leclère hat sich die Show angesehen.
4. Journalistinnen protestieren in offenem Brief gegen Schließung von Torial. (turi.de, Elisabeth Neuhaus)
Wie “turi2” berichtet, protestieren mehr als 30 Personen “einer losen Organisation von FLINTA-Journalist*innen aus dem deutschsprachigen Raum” in einem offenen Brief gegen die Schließung des Journalismus-Netzwerks “Torial”. Sie fordern, die Plattform zu erhalten: “Torial ist eine einzigartige Plattform, die es Redaktionen ermöglicht, freiberufliche Journalist*innen zu spezifischen Themen oder Regionen zu finden. Gleichzeitig bietet sie freien Journalist*innen die Möglichkeit, ihr Portfolio zu präsentieren und wertvolle Verbindungen in der Branche zu knüpfen. Mit der Abschaltung von Torial würde ein funktionierendes und äußerst wichtiges Werkzeug einfach verlorengehen.”
5. Ulrike Simon soll den RBB schon wieder verlassen (dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” unter Berufung auf “Medieninsider” (nur mit Abo lesbar) berichtet, liegt die langjährige Medienjournalistin Ulrike Simon, die 2021 zum RBB wechselte, mit ihrem Arbeitgeber im Clinch. Sie soll den öffentlich-rechtlichen Sender verlassen. Timo Niemeier hat die möglichen Hintergründe und Umstände des Falls zusammengefasst, der derzeit offenbar ein Arbeitsgericht beschäftigt.
6. Verharmlosende Sprache: Mangelnde Sorgfalt oder Absicht? (infosperber.ch, Marco Diener)
Marco Diener kritisiert den sorglosen Umgang mit Sprache in vielen Medien, insbesondere bei der Berichterstattung über schwerwiegende Ereignisse. Er weist darauf hin, wie Medien durch Euphemismen wie “neutralisieren” statt “erschießen” die Realität verharmlosen. Der fahrlässige Sprachgebrauch betreffe nicht nur Medienschaffende: “Verbreitet ist er auch in der Wissenschaft, in der Werbung, in der Politik. Eigentlich bei uns allen. Denn präzises Formulieren kann schwierig sein. Und anstrengend.”
1. Jetzt auch mit Staatspropaganda direkt aus dem Kreml (horizont.net, Ulrike Simon)
Es gibt mal wieder Neues vom Ehepaar Holger und Silke Friedrich und der von ihm erworbenen “Berliner Zeitung”. Auf der Website bediene sich die Redaktion neuerdings bei der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die “zentrale staatliche Nachrichtenagentur” werde als normale Quelle behandelt, gleichwertig mit dpa und Reuters. Bei Medienjournalist Daniel Bouhs klingt es so, als könne er die Aufregung um die Verwendung von TASS nicht so ganz nachvollziehen: “Zumindest in dem zitierten Artikel ist TASS eine Quelle neben vielen, v.a. neben seriösen wie dpa. (…) Frage ist doch immer, wie man damit umgeht.”
Die Friedrichs waren erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geraten, als die Trennung von den Chefredakteuren der “Berliner Zeitung” und des “Berliner Kuriers” bekannt wurde. Was bei der “Welt” zu Spekulationen führte: “Arntz und Jehn, beide Journalisten und Chefredakteure mit einer in der Medienbranche untadeligen Reputation, hatten nach der Enthüllung durch Welt am Sonntag, dass Holger Friedrich in der DDR als IM für die Stasi tätig war, eine unabhängige Untersuchung des Falls angekündigt.”
2. TV-Talk-Trash mit Julian Reichelt: “Bild” dir deinen Volkskörper (fr.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth hat sich den TV-Talk von “Bild”-Chef Julian Reichelt angeschaut. Dieser bediene das neurechte Narrativ des Meinungsdiktats. Die Sendung sei jedoch insgesamt so erschreckend schlicht, dass sich kein Mitbewerber sorgen müsse: “Wer sich als Teil des Volkes ‘Querschnitt’ wähnt, dürfte sich ordentlich verschaukelt vorkommen. Beziehungsweise einfach als Staffage für ein groß angelegtes Marketingprojekt, das einen künstlich hergestellten ‘Volkskörper’ die übliche Springer-Propaganda wiederkäuen lässt. Vermutlich müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen doch nicht ganz so warm anziehen.”
3. Was soll das eigentlich mit diesen Podcasts? (zeit.de, Meike Laaff, Audio: 53:10 Minuten)
Wenn sich jemand mit Podcasts auskennt, dann die Radiojournalistin Ann-Kathrin Büüsker, die im Deutschlandfunk den Podcast “Der Tag” moderiert. Nun war Büüsker bei “Wird das was?”, dem Digital-Podcast von “Zeit Online”, zu Besuch. Es ist ein Podcast über Podcasts geworden, bei dem es unter anderem um Formatfragen, die vielfach geschmähten “Laberpodcasts” und die Konsensfalle geht.
Weiterer Lesetipp: Warum es mit Podcasts jetzt erst richtig los geht (blog-cj.de, Christian Jakubetz).
4. Zukunft ungewiss (taz.de, Peter Weissenburger)
Die Evangelische Journalistenschule (EJS) kann auf eine zwanzigjährige Geschichte mit 13 Ausbildungsjahrgängen zurückblicken. Doch derzeit sei fraglich, ob es jemals wieder einen neuen Ausbildungsjahrgang geben wird. Die Initiative “EJS retten!” befürchte das Ende der von Sparzwängen bedrohten Berliner Journalistenschule.
5. Großartige Food-Geschichten sind Mangelware (fachjournalist.de, Silke Liebig-Braunholz)
Im “Fachjournalist” erzählt Silke Liebig-Braunholz vom derzeitigen Stand des “Food-Journalismus”. Sie hat sich dazu in der Branche umgehört, wie die Nischenthemen rund um das Essen und Trinken angegangen werden. Und das ist unterschiedlicher und vielfältiger, als man zunächst annehmen könnte.
6. Medienaufseherin stellt Podcast ein, den RTL ihr geschenkt hat (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Die Bremer Direktorin der Landesmedienanstalt wirft mir Sexismus vor auf Grundlage von Zitaten, die nicht von mir stammen, lässt erklären, man werde meine Fragen ‘gerne beantworten’, aber erst in mehr als einer Woche, weigert sich dann, die Fragen zu beantworten”, so der Journalist Boris Rosenkranz auf Twitter. Zu dem Fall, der bereits im Januar für Fremdschämen sorgte, geselle sich jetzt noch ein möglicher Interessenkonflikt.
Wir wünschen entspannte und besinnliche Feiertage und ein erfolgreiches, gesundes Jahr 2020.
So lautet der Spruch in der Grußkarte von “Bild”, “Bild am Sonntag” und “B.Z.”, die die Medienjournalistin Ulrike Simon heute bei “Horizont” präsentiert. Aber fehlt da nicht was? Wo steckt denn “das wichtige Wort: Weihnachten”? Will Julian Reichelt, der als Chef der Chefredakteure für alle drei Blätter verantwortlich ist, etwa eines der zentralen christlichen Feste abschaffen?
Eigentlich wäre das alles nicht der Rede wert, wenn es für die “Bild”-Medien vor ziemlich genau einem Jahr nicht der Rededer Aufregungder Kampagne wert gewesen wäre, dass in einer Weihnachtskarte der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung Annette Widmann-Mauz das aus “Bild”-Sicht “wichtige Wort: Weihnachten” fehlte.
Mehrere Tage versuchten sie bei “Bild” und Bild.de, Widmann-Mauz fertigzumachen und aus dem Amt zu schreiben:
Filipp Piatov und Franz Solms-Laubach regten sich über die “peinliche Weihnachtskarte aus dem Kanzleramt” auf. Solms-Laubach kommentierte zusätzlich: “Instinktloser Unsinn!” Briefonkel Franz Josef Wagner schrieb an die “Liebe Integrationsministerin”. Und die Redaktion ließ den selbst initiierten “Kritik-Sturm wegen beschämender Weihnachts-Karte” über Widmann-Mauz ziehen. Es war eine typische “Bild”-Kampagne, in der Julian Reichelt und sein Team aus purer Lust auf Krawall eine Kleinigkeit zum großen Skandal aufbliesen. Und für alle ganz Rechten, die das Abendland untergehen sehen, war es ein gefundenes Fressen für Hass und Hetze.
Ulrike Simon schreibt bei “Horizont”, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlags das fehlende “Weihnachten” noch bemerkt haben sollen:
Glück gehabt, dass Bild den eigenen Faux-pas in diesem Jahr rechtzeitig erkannte. Pech, dass HORIZONT eine von mehreren tausend Karten vor dem Einstampfen retten konnte.
1. “Wir sind keine Zensurbehörde” (tagesschau.de, Marie von Mallinckrodt)
Plattformen wie Facebook sollen Hass- und Hetzposts zukünftig der Staatsanwaltschaft melden. Dort ist man jedoch angesichts des drohenden Arbeitsanfalls wenig begeistert: “Da werden sehr, sehr viele Anzeigen auf uns zukommen. Das können wir mit dem aktuellen Personalbestand nicht leisten”, kommentiert der zuständige Staatsanwalt Christoph Hebbecker. Sein Gegenvorschlag: “Man könnte sich beispielsweise diejenigen aussuchen, die von den Betreibern der sozialen Plattformen rausgeworfen werden von ihrer Plattform. Vielleicht könnte man sich mit den Betreibern der sozialen Plattformen darauf einigen, dass diese Extremfälle bei uns angezeigt werden — und dass wir diese Extremfälle schnell, konsequent verfolgen und dann auch sanktionieren.”
2. Netzaktivist startet Archiv für Verfassungsschutzberichte (spiegel.de, Jörg Breithut)
Obwohl Verfassungsschutzberichte für die Öffentlichkeit bestimmt sind, ist es nicht möglich, ältere Ausgaben im Internet einzusehen — nur die Berichte der vergangenen drei Jahre sind abrufbar. Alles, was älter ist, werde “depubliziert” (sprich gelöscht), angeblich aus Gründen des Datenschutzes. Ein Berliner Aktivist wollte sich damit nicht abfinden und hat unter verfassungsschutzberichte.de insgesamt 320 Verfassungsschutzberichte zusammengestellt und durchsuchbar gemacht.
3. Ein eiserner Vorhang für das Netz (zeit.de, Lisa Hegemann)
China hat Internetzensur vorgemacht, nun will die russische Regierung nachziehen und einen “eisernen Vorhang für das Netz” errichten. Lisa Hegemann erklärt, wie das technisch funktionieren soll. Eine komplette Abschirmung sei bislang nicht möglich, “aber der digitale eiserne Vorhang wird auf russischer Seite deutlich undurchlässiger”.
4. Alte weiße Zeitung (taz.de, Peter Weissenburger)
Die “FAZ” hat ihren 70. Geburtstag offenbar mit AfD-Chef Alexander Gauland gefeiert. “taz”-Redakteur Peter Weissenburger kommentiert das Verhalten der Kolleginnen und Kollegen aus Frankfurt: “Fast hätten wir uns mit dem altehrwürdigen Blatt in dieser bürgerlichen Mitte einkuscheln wollen, die gerade ständig beschworen wird. Aber nun sind wir uns wieder sicher, dass wir auf eine Mitte verzichten können, zu der der rechte Rand selbstverständlich dazugehört.”
5. Der erste Schritt – Holger und Silke Friedrich über den Neustart des Berliner Verlags (berliner-zeitung.de, Jochen Arntz & Elmar Jehn & Julia Haak)
Für den Berliner Verlag und die “Berliner Zeitung” beginnt eine neue Ära. Seit Freitag gehört das Unternehmen (vormals im Besitz von Dumont) offiziell dem Ehepaar Silke und Holger Friedrich. Im Interview mit dem eigenen Blatt sprechen die beiden Neueigentümer über ihre Pläne mit dem traditionsreichen Verlagshaus, den Zeitungsmarkt und ihre “verlegerische Mission”.
Weiterer Lesetipp: Ulrike Simon mit einem kritischeren Blick als das “Wohlfühl-Interview mit den Chefredakteuren des eigenen Hauses” auf die Entwicklung beim Berliner Verlag: “Ösis helfen Ossis” (zum Lesen ist eine kostenlosen Registrierung bei “Horizont” nötig).
6. Steffi Graf: Er wollte ihr nur an die Haare! (uebermedien.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer ist der offizielle Regenbogenpressebeauftragte des medienkritischen Portals “Übermedien”. Dort ruft er regelmäßig zum “Schlagzeilenbasteln” auf: “Hätten Sie das Zeug, Redakteurin oder Redakteur bei der Regenbogenpresse zu werden? Finden Sie es heraus! Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen, eine titelseitentaugliche Schlagzeile daraus zu basteln.” Wie immer ist man hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen.
1. Amoklauf in Winnenden – Lehren aus medialen Übertretungen? (ndr.de, Daniel Bouhs & Sabine Schaper)
Vor zehn Jahren erschütterte der Amoklauf von Winnenden die Republik. Ein Jugendlicher hatte 15 Schüler und Lehrer und anschließend sich selbst erschossen. Daraufhin fiel in Winnenden die Weltpresse ein und es kam zu einer Vielzahl medialer Grenzüberschreitungen: Rücksichtslose Medienvertreter bedrängten Eltern an der Haustür, um an Opferbilder zu kommen, missachteten Film- und Fotografierverbote und plünderten die am Anfang stehenden sozialen Netzwerke, um bequem an Bilder der Opfer zu kommen. “Zapp” hat mit Anton Jany gesprochen, der vor zehn Jahren für das ZDF in Winnenden war: “Ich habe nach Winnenden überlegt, ob ich meinen Job als Journalist an den Nagel hänge” (Videolink). Der seinerzeit ebenfalls anwesende SWR-Reporter Knut Bauer konstatiert: “Ich bin fast davon überzeugt, dass, wenn so etwas wieder passieren würde, sich das ähnlich abspielen würde” (Videolink). Der auf Medienrecht spezialisierte Rechtsanwalt Christian Schertz äußert sich zum Verhalten der Medien in Winnenden und der Abwägung zwischen Persönlichkeitsschutz und Pressefreiheit: “Das Recht am eigenen Bild besteht über den Tod hinaus” (Videolink).
2. Springers Magazin-Neustart Bild Politik: Grosso-Beobachter melden ernüchternde Verkaufszahlen in Testgebieten (meedia.de, Marvin Schade)
Springers Magazin-Neustart “Bild Politik” tut sich laut “Meedia” am Kiosk schwer. Die Testmarkt-Premierenausgabe soll auf eine verkaufte Auflage von 2.500 bis 3.000 Exemplaren gekommen sein soll, bei einer geschätzten Remissionsquote von 85 bis 90 Prozent. Der Axel-Springer-Konzern habe die Verkaufszahlen auf Anfrage von “Meedia” nicht bestätigen wollen, gibt sich jedoch “sehr zufrieden”.
3. “Mögliche Veräußerung” (taz.de, Frederik Schindler)
Nachdem der Branchendienst “Horizont” es vorab gemeldet hatte, hat nun auch der Vorstand der DuMont Mediengruppe die “mögliche Veräußerung von Teilen des Portfolios der Mediengruppe” bestätigt, gibt dabei allerdings keine Einzelheiten bekannt. Die sickern jedoch nach und nach durch. Frederik Schindler sortiert den jetzigen Informationsstand und berichtet, wie Arbeitnehmerverbände, Journalistenverband und Politik auf das Ganze reagieren.
Weiterer Lesehinweis: Zeitungsforscher über DuMont: “Es wurden viele Fehler gemacht” (taz.de, Finn Holitzka).
Beachtenswert auch Ulrike Simons Zusammenstellung von bemerkenswerten Zitaten des DuMont-CEOs Christoph Bauer. Simon kommentiert nüchtern: “Das eine ist, was einer sagt; das andere, was einer tut. Öffentlich vermittelte der CEO den Eindruck, DuMont bliebe ein publizistisch getriebenes Haus, das wirtschaftlich wieder auf dem Vormarsch sei. Das war wohl ein Missverständnis” (horizont.net).
4. Mehr Einordnung wagen: Warum Lokaljournalismus im Fußball weiter wichtig ist (120minuten.net, Oliver Leiste)
Der unabhängige Fußballjournalismus hat es nicht leicht. Immer mehr Vereine treten selbst als Medienunternehmen auf und füttern ihre Internetseiten und Social-Media-Kanäle mit Spielberichten, Interviews, und vermeintlichen “Blicken hinter die Kulissen”. Doch der Medienwandel bietet auch neue Recherchemöglichkeiten. Und er kann neutral bewerten und einordnen, so Oliver Leiste in seinem Plädoyer für den Lokaljournalismus: “Kritische Beobachtung, hintergründige Berichterstattung und die Einordnung von Sachverhalten — all das können lokale Fußballreporter*innen besser als jeder andere leisten, wenn sie dafür Raum bekommen und sich nicht vornehmlich um das Verkünden von Terminen und Ergebnissen konzentrieren müssen.”
5. UN-Berichterstatterin warnt vor umstrittenem EU-Gesetz gegen Terrorpropaganda (netzpolitik.org, Alexander Fanta)
In einem Gesetzesentwurf der Europäischen Union ist die Rede davon, dass Internet-Plattformen angebliche Terror-Propaganda in dringenden Fällen binnen einer Stunde löschen müssen. Dieser Vorschlag der EU-Kommission wird stark von einer führenden Menschenrechtlerin der Vereinten Nationen kritisiert. Er schaffe eine allzu breite Definition von Terrorismus, was viele legale Inhalte aus dem Netz fegen könnte.
6. “Computer-Bild”-Urteil: Böhmermann zieht vor den BGH (dwdl.de, Uwe Mantel)
Die “Computer Bild” hat einen werblichen Beitrag für einen DVB-T2-Receiver mit einem Foto von Jan Böhmermann bebildert. Dieser sah sich damit unfreiwillig zur Werbefigur gemacht und ging dagegen juristisch vor. Das Oberlandesgericht Köln gab nun, etwas überraschend, dem Axel-Springer-Verlag Recht. Der Artikel habe zwar einen werblichen Charakter, da aber im Text auch Tipps gegeben wurden, habe er auch der Befriedigung des Informationsbedürfnisses der Leser gedient. Böhmermann hat gegenüber “DWDL” den Gang vor den Bundesgerichtshof angekündigt. Falls dies auch erfolglos bleibe, müsse die Politik handeln: “Das Europaparlament und die Bundesregierung müssen jetzt handeln und alle Verlage zur Einführung von Uploadfiltern für Zeitungen und Zeitschriften zwingen.”
Weiterer Lesehinweis: Offizielle Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Köln: “Endlich scharf: Computer Bild durfte Beitrag über DVB-T2 HD Receiver mit Jan Böhmermann bebildern” (PDF).
1. Wie Volkswagen Journalisten gängelt (horizont.net, Ulrike Simon)
Volkswagen lädt Journalistinnen und Journalisten zu einer Veranstaltung ein. So weit, so normal. Ab da wird’s aber bemerkenswert: Der Konzern schreibt vor, dass nicht fotografiert werden darf, nicht gefilmt werden darf, nicht mitgeschrieben werden darf. Und sollte anschließend doch jemand etwas veröffentlichen wollen, dann nur, nachdem er oder sie VW die Zitate “und auch die Fakten”, “die Sie gedenken zu verwenden”, zuvor zugeschickt hat. Man könne den Zugang zur Veranstaltung “leider nur gewähren, wenn wir die Artikel vor Veröffentlichung einmal sehen und ggf. ändern können”. Ulrike Simon fragt: “Heißt das mit anderen Worten: Ist der Ruf erst ruiniert, zensiert es sich ganz ungeniert?”
2. Jury-Berufung von “Don Alphonso” in der Kritik (deutschlandfunk.de, Michael Borgers)
Rainer Meyer, besser bekannt als “Don Alphonso”, sitzt in diesem Jahr erstmals in der Jury des Medienpreises des Bundestages. Dass einer, der in seinen Blog-Beiträgen und Tweets immer wieder von “Merkels Medienpaladinen”, “Relotiusmedien” und “Systemredakteuren” spricht, nun über einen renommierten journalistischen Preis mitentscheiden soll, können einige kaum fassen.
3. Raus aus der Blase: Pfleger wird Politikchef (ndr.de, Sebastian Friedrich)
Laut einer Studie haben drei Viertel der Journalistinnen und Journalisten in Deutschland einen Hochschulabschluss. Das Medienmagazin “Zapp” hat mit einem gesprochen, der über einen deutlich anderen in den Journalismus gekommen ist: Jan Jessen ist ausgebildeter Krankenpfleger, war Sänger in einer Punk-Band, wohnte in besetzten Häusern und leitet heute das Politik-Ressort der “Neuen Ruhr Zeitung”. Für ihn sei die soziale Öffnung überlebenswichtig für die Branche.
4. Ich dachte naiverweise, dass der Focus Ärzte empfiehlt, weil sie gut sind (facebook.com/yael.adlerdr, Yael Adler)
1900 Euro plus Mehrwertsteuer kostet es, um laut “Focus” ein guter Arzt, Pardon, ein “empfohlener Arzt in der Region” zu sein. Soviel will die BurdaNews GmbH haben, damit man ein entsprechendes “FOCUS-Empfehlungssiegel” verwenden darf. Yael Adler, selbst Ärztin, hat ein solches Angebot “von einem empörten Kollegen” zugespielt bekommen und bei Facebook veröffentlicht.
5. Soziale Netzwerke: Wo Mitgefühl überbewertet wird (nordbayern.de, Christian Urban)
Nach den Meldungen zum Tod zweier Jugendlicher in Nürnberg und zum Tod eines Zweijährigen in Spanien habe er mit Mitgefühl und Anteilnahme gerechnet, schreibt Christian Urban: “Das wären die Reaktionen, die man nach solch tragischen Ereignissen erwarten sollte. Nicht gerechnet hatte ich allerdings mit den Kommentaren zahlreicher Nutzer auf unseren Facebook-Seiten.” In einer recht deftigen “Wutrede” richtet sich der Online-Redakteur an jene Nutzer: “Haltet einfach die Klappe. Eure noch nicht komplett abgestumpften Mitmenschen werden es Euch danken. Und ich sowieso.”
6. Pressefreiheit auch für Saftpressen (instagram.com, Jan Josef Liefers)
“Steht er jetzt noch zu ihr?” steht in großen Buchstaben auf der Titelseite eines Klatschmagazins, dahinter die Fotos von Schauspielerin Anna Loos und Schauspieler Jan Josef Liefers. Diese Schlagzeile hat die zehnjährige Tochter der beiden offenbar so verunsichert, dass sie bei ihren Eltern in einer Familien-Whatsapp-Gruppe nachfragte, was da los sei. Liefers veröffentlichte den Chatverlauf und schrieb dazu: “Eines dieser unterirdischen Klopapiere hat es mal wieder geschafft. Seid ihr stolz auf Euch?”
1. “TV Movie” erfindet Exklusiv-Interview mit “Tatort”-Stars (dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die aktuelle “TV Movie” wirbt mit einem “Exklusiv-Interview” mit den “Tatort“-Kommissaren Jan Josef Liefers und Axel Prahl, doch einiges spricht dafür, dass das Gespräch nie stattgefunden hat: Das „Interview“ besteht aus bekannten Textschnipseln und auch die Agentur der beiden Schauspieler weiß von keinem Gespräch. „DWDL“ hat die Bauer Media Group um eine Stellungnahme gebeten. Dort hat man sich 26 Stunden später die folgenden sibyllinischen Worte abgerungen: „Wir sind davon ausgegangen, dass diese Veröffentlichung ordnungsgemäß erfolgt ist. In der Kürze der Zeit können wir leider nicht mehr zu diesem Thema sagen“.
3. Der Fall Asef N.: “Es geht um Macht und Deutungshoheit” (nordbayern.de, Hans-Peter Kastenhuber)
Rund ein Jahr ist es her, dass ein Berufsschullehrer bei den „Nürnberger Nachrichten“ anruft und aufgeregt von einer Polizeiaktion an seiner Schule berichtet. Eine Redakteurin fährt sofort zum Ort des Geschehens und erlebt, wie ein abgelehnter 21-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan auf rabiate Weise festgenommen wird. Als sie Tags darauf in der Zeitung die hässlichen Begleitumstände des brutalen Polizeieinsatzes erwähnt, wird sie angefeindet und teilweise übel beleidigt. Mit ihrer Wahrnehmung ist die Journalistin jedoch nicht alleine: Auch ein anwesender Dekan und ein Pressefotograf sind entsetzt. Doch Polizei und CSU-Landesregierung verkünden ihre eigene Wahrheit und begründen den Einsatz mit einer angeblichen Unterwanderung der protestierenden Schüler durch “militante Abschiebegegner” und linke Chaoten.
4. So setzen sieben deutsche Publisher Facebook-Gruppen ein (markheywinkel.de)
Der Journalist Mark Heywinkel hat sich umgehört, ob Medien nach Facebooks Änderung des Newsfeeds und Herunterstufung von Seiteninhalten nun verstärkt auf Facebook-Gruppen setzen und wie sie dabei verfahren. Seine zusammengetragenen Erfahrungsberichte ergeben ein interessantes Stimmungsbild: Es ist nicht einfach, aber zumindest alle sind dabei.
5. Heidi ist der Häuptling im Macho-Dorf (sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Viele Menschen schauen sich auch heutzutage das bereits 13 Jahre alte TV-Format “Germany’s Next Topmodel” (GNTM) an. Dabei gehöre dieser „Abgrund an Menschenfeindlichkeit“ abgeschafft, wie Carolin Gasteiger fordert. Wer einschalte, mache sich mitschuldig: „Man kann GNTM im Jahr 2018 aber nicht mehr ansehen ohne eine Haltung dazu zu entwickeln. Ohne sich einzugestehen, wie ungeniert junge Mädchen ausgenutzt und vorgeführt werden. Ohne zu erkennen, wie falsch und überholt dieses Format ist.“
6. Küss die Hand (zeit.de, Francesco Giammarco)
Zuschauer des „Neo Magazin Royale“ kennen William Cohn als den onkelhaften Typ mit den quietschigen Pullovern und der tiefen Märchenerzähler-Stimme. Wer ist dieser Cohn? Francesco Giammarco hat sich mit ihm während einer S-Bahn-Fahrt durch Berlin unterhalten.
1. Dürfen die das? (deutschlandfunk.de, Philip Banse)
Am Beispiel des Falls Dieter Wedel beschäftigt sich Philip Banse im „Deutschlandfunk“ mit dem Thema Verdachtsberichterstattung. Wann dürfen Journalisten was berichten? Banse hat mehrere Experten dazu befragt.
Zusätzlicher Gucktipp: Georg Mascolo über Verdachtsberichterstattung (facebook.com, Video, 2:55 Minuten).
2. “Es geht wirklich um etwas” (horizont.net, Ulrike Simon)
Als ehemalige SRG-Mitarbeiterin kennt die MDR-Programmchefin Nathalie Wappler-Hagen die Rundfunksysteme und Mentalitäten in der Schweiz und Deutschland. Im Gespräch mit Ulrike Simon vergleicht sie die Lage in den beiden Ländern: „Den Schweizern ist bewusst geworden, dass durch Sparmaßnahmen und Medienkonzentration einiges an Vielfalt verloren gegangen ist und dass das nicht zum gesellschaftlichen Klima beigetragen hat. In Deutschland geht es dagegen immer nur darum, was die Verleger wollen, was die KEF sagt oder wer auf welche Sendung verzichten könnte. Das überlagert die viel wichtigere Frage, wo öffentliche Meinungsbildung stattfindet und inwiefern Medien eher ein wirtschaftliches oder eben ein kulturelles Gut sind.“
3. S. Fischer vs. Project Gutenberg: Die Sperre des E-Book-Portals kennt nur Verlierer (irights.info, Johannes Haupt)
Die Betreiber der amerikanischen Gemeinfrei-Bibliothek „Project Gutenberg“ wurden von einem deutschen Gericht dazu verpflichtet, 18 Romane von 18 auf Gutenberg.org verfügbare Romane von Heinrich Mann, Thomas Mann und Alfred Döblin aus ihrem Bestand zu entfernen. Statt die Bücher auszulisten, blockiert die Seite nun alle deutschen Nutzer. Dabei handele es sich um eine Vorsichtsmaßnahme; man habe allen Grund zur Annahme, der Verlag werde „mit Hilfe deutscher Gerichte“ weitere Titel beanstanden. Bei dem Streit gibt es nur Verlierer, kommentiert Johannes Haupt: „Der S. Fischer Verlag hat einen sicherlich längerfristigen Reputationsschaden erlitten, ohne wirklich etwas gewonnen zu haben. Die Umsatzverluste durch die Gratis-Verfügbarkeit der 18 betroffenen Titel dürften nahe Null gelegen haben. Auf Gutenberg.org kommen juristische Kosten zu, die die sicherlich nicht allzu prall gefüllten Kassen weiter belasten und anderswo besser investiert wären.“
4. Lügen wird belohnt (spiegel.de, Eva Wolfangel)
MIT-Forscher haben mehr als 4,5 Millionen Tweets der vergangenen zwölf Jahre ausgewertet. Ziel der Untersuchung: Herauszufinden, wie sich Falschmeldungen und Gerüchte über Twitter verbreiten. Der Erfolg von Falschmeldungen ist vor allem auf die Vorliebe der Menschen für Überraschendes und auf Belohnungsmechanismen zurückzuführen. Die sozialen Netzwerke sind im Zwiespalt: Einerseits schaden derartige Nachrichten ihrer Reputation, andererseits generieren sie geldwerte Klicks.
5. Verbotene Liebe (sueddeutsche.de, Dunja Ramadan)
Eine große saudische Sendergruppe hat alle Seifenopern aus der Türkei aus ihrem Programm verbannt, obwohl diese eigentlich sehr beliebt sind. Offiziell soll es sich um den Versuch handeln, die türkischen Dramen durch arabische Produktionen von hoher Qualität zu ersetzen. Dunja Ramadan vermutet hinter dem Schritt allerdings politische Motive.
6. Kampagnenjournalismus bei BILD? (daniel-bouhs.de)
Matthias Döpfner ist Vorstandsvorsitzender von Axel Springer SE und Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. Und er sagt manchmal Dinge, bei denen man nicht weiß, ob man betrübt schluchzen oder lauthals loslachen soll.
1. Schwache Verteidigung (taz.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse schwankt hin und her, ob er die Einlassungen und Rechtfertigungsversuche des „Bild“-Chefs Julian Reichelt zum #miomiogate blöd oder bigott finden soll. Dieser hatte zuletzt seine Strategie geändert und sich auf den Auftritt von „Titanic“-Redakteur Moritz Hürtgen bei „RT“ eingeschossen. Reichelt hatte u.a. getwittert: „Wer professionell gezielte Desinformation betreibt und damit RT bedient, kann sich nicht auf Freiheit der Satire berufen.“ Kruse nötigt das ein trockenes „Doch, Herr Reichelt, kann er.“ ab. „So wie Sie sich auf die Freiheit der Presse berufen dürfen, wenn Sie einen Hund in die SPD einschleusen.“
Weiterer Lesetipp: Julians Einmaleins (daily.spiegel.de, Ulrike Simon) .
2. Das Gift der asozialen Medien (wiwo.de, Dieter Schnaas)
Dieter Schnaas entwickelt in der „Wirtschaftswoche“ interessante Gedanken über „das Gift der asozialen Medien“. Die eigentliche Gefahr liege im stillen Bündnis von Politik und sozialen Medien: „Donald Trump und Mark Zuckerberg kommt es eben nicht auf Virilität und Mobilisierung an, auf die Kraft von Worten, Kriterien und Argumenten, sondern auf Zerstreuung und Entpolitisierung – auf die Entkräftung der Gesellschaft durch die Bewirtschaftung von Emotionen. Man muss Zuckerberg bei seinem Weltfriedensprojekt schon beim Wort nehmen, um es wirklich fürchten zu lernen: Er und Trump bringen die Menschen durch die systematische Trivialisierung der Welt einander näher – indem sie Nutzern und Wählern die Denk- und Diskursfähigkeit abtrainieren. Für beide, Zuckerberg wie Trump, zählt der Trend, nicht die Bedeutsamkeit. Das „Gefällt mir“, nicht dessen Grund. Der Präsenzerfolg, nicht die Arbeit an einem Ziel.“
3. „Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen kopiert“: Focus Online löscht Artikel und entschuldigt sich für Inhalte-Klau bei Welt (meedia.de, Marvin Schade)
Zwischen den Unternehmen Axel Springer und Hubert Burda Media gibt es immer mal wieder Zoff. Axel Springer hatte dem Focus zum Beispiel„systematischen Inhalte-Klau“ vorgeworfen und war deswegen sogar vor Gericht gezogen. Es kam jedoch nicht zur Eskalation: In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten beide Medienunternehmen damals mit, man habe sich geeinigt. Nun gibt es einen neuen Fall des Inhalte-Diebstahls: Die „Welt“ beklagt sich darüber, dass „Focus Online“ sich bei ihr allzu großzügig bedient habe („Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen vom WELT-Original kopiert“). Mittlerweile ist der Focus-Artikel verschwunden und die stellvertretende Chefredakteurin hat sich auf Twitter entschuldigt. Die lapidare Einleitung „Fehler passieren.“, lässt ahnen, wie Ernst es ihr damit ist.
Weiterer Lesetipp: „Eindruck einer Satire-Session“: Focus Online bemüht sich jetzt um konstruktiven Journalismus (meedia.de, Marvin Schade).
4. Wozu Rundfunk-Gebühren? Frequently Asked Questions (arminwolf.at)
In der Schweiz findet in wenigen Tagen eine erbittert umkämpfte Volksabstimmung über die Erhebung von Rundfunkgebühren statt. Da die österreichische FPÖ ebenfalls die Abschaffung der „Zwangsgebühren“ fordert, hat Armin Wolf die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema zusammengestellt. In vollem Bewusstsein, dass man ihm Parteinahme vorwerfen könnte: „Jetzt können Sie natürlich sagen: Eh klar, dass er das schreibt, er kriegt ja sein Gehalt dort. Stimmt, ich bekomme mein Gehalt im ORF – großteils aus Ihren Gebühren (vielen Dank!), aber ich wäre auch für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wenn ich ganz was anderes arbeiten würde. Einfach als Staatsbürger. 80 Cent am Tag ist mir das wert.“
Lesetipp zur Abstimmung über die Abschaffung der Rundfunk- und Fernsehgebühren in der Schweiz: Bastion der Demokratie (zeit.de, Thomas Beschorner & Caspar Hirschi) .
5. Steingart kritisiert zum Abschied Dieter von Holtzbrinck (dwdl.de, Timo Neumeier)
Gabor Steingart hat zu Beginn des Monats seinen Posten als Herausgeber und Geschäftsführer der Handelsblatt Media Group verloren. Nun hat er sich in einer Abschiedsmail an seine Mitarbeiter gewandt und noch einmal Verleger Dieter von Holtzbrinck kritisiert. Dessen “Handhabung der Presse- und Meinungsfreiheit in Sachen Martin Schulz” habe letztendlich zur Entfremdung geführt.
Weiterer Lesetipp: Gabor Steingarts Abschiedsbrief im Original (kress.de, Bülend Ürük).
6. Die Reaktionen auf Lena Meyer-Landruts Kleid zeigen, wie sexistisch deutsche Medien sind (vice.com, Rebecca Baden)
Eine „n-tv“-Journalistin fühlte sich durch die sexistische Berichterstattung über Lena Meyer-Landruts Auftritt bei der Berlinale gestört und schrieb einen offenen Beschwerdebrief. Diesen richtete sie jedoch nicht, wie zu vermuten, an die „Bild“, sondern an Meyer-Landrut. Ihr freundlich eingeleiteter “Liebe Lena”-Brief lese sich dabei wie „die auf Diddl-Blättern verfassten Hassbotschaften, in denen Grundschülerinnen sich die Freundschaft kündigen“, so Rebecca Baden in ihrer Erwiderung.
Ein Drama, zu dem wir nicht schweigen dürfen (spiegel.de, Hasnain Kazim)
In der Türkei werden seit Jahren Journalisten eingeschüchtert, verfolgt und eingesperrt. Nun hat es den Journalisten Deniz Yücel erwischt, der lange Jahre für die “taz” tätig war und seit einiger Zeit für die “Welt” berichtet. Offensichtlich hat der Türkei seine kritische Berichterstattung über den Umgang der türkischen Regierung mit den Medien nicht gefallen. Hasnain Kazim plädiert im “Spiegel” für Klartext: “Es ist an der Zeit, deutliche Worte zu finden und politische und wirtschaftliche Konsequenzen folgen zu lassen auf das, was in der Türkei geschieht: die Abschaffung von Demokratie und Freiheitsrechten.”
(Nur lesen, wenn genügend Beruhigungstee in der Nähe: Michael Martens empfiehlt in der “FAZ” deutschen Verlagen ihre Entsendungspolitik zu überdenken und fragt, ob es gut sei, ein Land zu lieben, über das man berichtet. Außerdem fallen noch weitere verstörende Äußerungen wie “Die Verlage schulden den Lesern Journalisten, nicht Türken vom Dienst.”)
Deniz’e özgürlük! Freiheit für Deniz! (change.org, Shahak Shapira)
Seit gestern sitzt der Journalist Deniz Yücel nicht mehr nur in Polizeihaft, sondern in Untersuchungshaft, nachdem ein Untersuchungsrichter dem Antrag der türkischen Staatsanwaltschaft gefolgt ist. Als kleines Zeichen der Unterstützung für Yücel könnten Sie sich an der von Shahak Shapira gestarteten Petition beteiligen. Dazu auch: Die “Reporter ohne Grenzen” fordern: “Deniz Yücel sofort freilassen”.
Deniz Yücel – das Haftprotokoll (welt.de, Deniz Yücel)
Es gibt Neuigkeiten vom “Welt”-Korrespondenten Deniz Yücel, der sich seit dem 14. Februar im “türkischen Polizeigewahrsam” befindet (eine viel zu wohlklingende Umschreibung für “im Knast eingesperrt”). Yücel darf zwar in seiner Zelle nicht schreiben, hat aber seinen Verteidigern einen Bericht in den Block diktiert. Ein Haft-Protokoll, das deutlich macht, wie unzumutbar und unwürdig die Haftbedingungen für die Inhaftierten sein müssen und ahnen lässt, was alles in Yücel vorgehen mag.
Warum die türkische Regierung solche Angst vor Deniz Yücel hat (vice.com, Matern Boeselager)
Auf “Vice” fragt sich Matern Boeselager, warum die türkische Regierung solche Angst vor Deniz Yücel habe. Yücels unangepasste und unbequeme Art und natürlich seine Texte seien es, die ihm schon in der Vergangenheit Ärger beschert hätten: “Deniz Yücel wusste also, dass er ein hohes Risiko einging, indem er weiter aus der Türkei über die Türkei berichtete, was er für die Wahrheit hielt. Dass er trotzdem immer weiter macht, ist genau der Grund, warum die türkische Regierung solche Angst vor ihm hat.”
PS: “taz.de” hat sechs Briefe von Kollegen und Freunden an Deniz Yücel veröffentlicht.
Intellektueller und moralischer Auffahrunfall (welt.de, Sascha Lehnartz)
Der Kommentar des “FAZ”-Korrespondenten Michael Martens zum Fall des festgenommenen Türkei-Korrespondenten der “Welt” Deniz Yücel hat viele Leser vor den Kopf gestoßen und für Entsetzen und Unverständnis gesorgt. Sascha Lehnartz hat nun in der “Welt” geantwortet und bezeichnet die Ausführungen des Kollegen, den er ansonsten schätze, als “intellektuellen und moralischen Auffahrunfall”. Und erklärt, warum genau sich der Kollege seinen Kommentar besser hätte sparen sollen.
PS: Knut Kuckel hat auf dem Nachrichtenportal “Journalistblog” Reaktionen von Behörden und Medien zusammengefasst und erklärt die Zusammenhänge.
Erdogan bezeichnet Deniz Yücel als Terror-Helfer (faz.net)
Die jüngsten Äußerungen des türkischen Präsidenten Erdogan über den inhaftierten “Welt”-Journalist Deniz Yücel lassen Schlimmes befürchten. Jedenfalls ist die Hoffnung auf eine baldige Freilassung Yücels erstmal in weite Ferne gerückt. Yücel sei ein Terror-Helfer und werde vor Gericht gestellt: „Gott sei Dank ist er festgenommen worden.“
Vorverurteilung von höchster Stelle (reporter-ohne-grenzen.de)
„Reporter ohne Grenzen“ verurteilt die Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Fall des in der Türkei in Untersuchungshaft sitzenden Korrespondenten Deniz Yücel: „Präsident Erdogan hat mit seinen gravierenden, durch nichts belegten Anschuldigungen jeden noch so kleinen Rest Hoffnung auf eine rechtsstaatliche Behandlung von Deniz Yücel zunichte gemacht. Spätestens nach dieser unentschuldbaren Vorverurteilung von höchster Stelle ist an ein faires Gerichtsverfahren nicht mehr zu denken. Schon alleine deshalb muss Deniz Yücel sofort freigelassen werden.”
Offener Brief an Staatspräsident Erdogan (welt.de, Ulf Poschardt)
„Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt appelliert in einem offenen Brief an den türkischen Staatspräsidenten, Deniz Yücel freizulassen. “Ich glaube, die Türkei und Deutschland verbindet viel. Nicht nur Millionen von Bundesbürgern mit türkischen Wurzeln, die häufig wie Deniz die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, sondern auch eine wechselvolle Geschichte, in der es beiden Seiten am besten ging, wenn gemeinsame Interessen gewürdigt und gepflegt wurden. Das augenblickliche Verhältnis spiegelt nicht wider, was unsere beiden Länder verbindet. Sie können das ändern. Sie vor allem.”
2. Kluger Kotau (taz.de, Georg Löwisch)
Demutsgesten der freien Presse gegenüber ihren Gegnern seien gefährlich, doch der Brief von “Welt”-Chef Poschardt an Erdogan sei richtig, so “taz”-Chefredakteur Löwisch: “Sein Ziel ist es, Deniz Yücel freizubekommen, den der Autokrat als Geisel genommen hat. Der Chefredakteur verspricht nichts, er entschuldigt sich nicht. Er macht sich allerdings klein, damit sich Erdoğan größer machen kann. Er setzt darauf, dass der Präsident vom Bild des starken Mannes lebt, der jedes Armdrücken gewinnen muss.”
Deniz Yücel ruft zu Solidaritäts-Abos für türkische Zeitungen auf (welt.de, Deniz Yücel)
Aus dem Gefängnis von Silivri übermittelt Deniz Yücel eine Botschaft an seine Unterstützer, seine Leser – und seine Heimatstadt: „Ich habe eine Bitte: Eine der ersten Sachen, die ich in diesem Gefängnis gemacht habe, war, die Tageszeitungen „Cumhuriyet“, „Birgün“ und „Evrensel“ zu abonnieren. Ich lade Sie dazu ein, ebenfalls diese Zeitungen oder eine der wenigen verbliebenen und in jeder Hinsicht unter Druck stehenden unabhängigen Medien zu unterstützen.“
Deniz Yücel seit 100 Tagen im Gefängnis (reporter-ohne-grenzen.de)
Der von den türkischen Behörden inhaftierte Deniz Yücel verbringt am heutigen Mittwoch seinen 100. Tag im Gefängnis. Anlass für “Reporter ohne Grenzen” nochmal die umgehende Freilassung zu fordern und an die anderen inhaftierten Journalisten zu erinnern. Weitere Leseempfehlung: Die “taz” hat einen Offenen Brief der #FreeDeniz-Unterstützerin Doris Akrap an Bundeskanzlerin Angela Merkel veröffentlicht.
Sich mit Deniz Yücel gemein machen? Aber ja! (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die ARD konnte sich nicht zu einer Aktion für den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel durchringen und begründete dies mit dem oft strapazierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Zitat, wonach sich ein Journalist mit nichts gemein zu machen habe, auch nicht mit einer guten Sache. Medienkolumnistin Ulrike Simon hat einige der bekanntesten Kollegen, die Friedrichs gut kannten beziehungsweise sich in seiner Tradition sehen, um eine Stellungnahme gebeten. Darunter Thomas Roth, Claus Richter, Dagmar Reim, Nikolaus Brender, Stephan Lamby und Christoph Fröhder.
Flaggezeigen unerwünscht (taz.de, René Martens)
Auf Anregung des “NDR” sollten die ARD-Intendanten am Internationalen Tag der Pressefreiheit einen offenen Brief für Deniz Yücel im Fernsehen vorlesen. Doch das Vorhaben kam, angeblich nach einer Intervention des ARD-Chefredakteurs, nicht zustande. René Martens kommentiert: “Dass die ARD nicht einmal in der Lage ist, sich auf etwas Selbstverständliches zu einigen und Flagge zu zeigen, wenn es um Menschenrechtsverletzungen gegen einen Journalisten aus Deutschland geht, ist allemal besorgniserregend. Wie die Intendanten agieren, wenn wirklich einmal ein kontroverses Thema auf der Agenda steht, mag man sich gar nicht vorstellen.”
„Alles, was ich verlange, ist ein fairer Prozess“ (welt.de, Deniz Yücel)
Der “Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt in der Türkei seit vielen Wochen in Einzelhaft. Die Tatvorwürfe sind in höchstem Maße zweifelhaft. Der türkische Präsident Erdogan redet von Spionage und Terrorismus. Nun meldet sich Yücel mit einem Brief, den er seinen Anwälten bei einem Besuchstermin diktiert hat. Er wolle keineswegs “ausgeliefert” werden, sondern verlange einen fairen Prozess.
„Wenn Deniz schreibt, lebt er in einer anderen Welt“ (welt.de, Hilal Köse)
Die türkische Zeitung „Cumhuriyet“ hat mit Dilek Mayatürk Yücel gesprochen, die seit April mit dem in der Türkei inhaftierten Denis Yücel verheiratet ist. Im Interview geht es um die Haftbedingungen, aber auch um Gefühle. So endet das Gespräch mit einem Liebesgedicht und den an Denis Yücel gerichteten Worten: „Ich liebe dich sehr. Ich küsse deinen Edelmut. Und bitte, rauch nicht so viel, okay?“
Türkei-Korrespondent müsste man jetzt sein… (welt.de, Deniz Yücel)
Der Türkei-Korrespondent der “Welt” Deniz Yücel befindet sich seit März 2017 in Einzelhaft. Seinen Anwälten hat er diktiert, was man so alles zum Thema Türkei schreiben müsste. Und das ist eine ziemliche Menge… Yücels Schlusssätze: “Als Journalist könnte ich mir in diesen Tagen keine interessantere und als Bürger dieses Landes keine sinnvollere Aufgabe vorstellen als diese. Ich sag’s ja: Türkei-Korrespondent müsste man jetzt sein. Journalismus ist schließlich kein Verbrechen.”
Ein Umstand mit Geschmäckle (taz.de, Silke Burmester)
Die Entwicklungen in der Türkei mit den zahlreichen Repressionen gegen Journalisten, Juristen und Andersdenkende haben dem Image des Landes naturgemäß geschadet. Türkische Wirtschaftsorganisationen klappern nun die Anzeigenabteilungen deutscher (und ausländischer) Medienhäuser ab und winken mit Geld für großformatige Imageanzeigen mit propagandistischem Einschlag. Im Falle der “Welt”, deren Korrespondent Deniz Yücel sich seit Februar in der Türkei in Haft befindet, besonders problematisch. Selbst wenn man sich auf eine Trennung von Redaktion und Anzeigenabteilung berufe: “Die Bigotterie, dass Verlage, die sich für Demokratie und Pressefreiheit einsetzen, die noch dazu für die Freilassung ihrer Mitarbeiter kämpfen, an den Imagebeilagen der undemokratischen Staaten verdienen, bleibt.” Beim “Deutschlandfunk” hat Silke Burmester noch mal zum Thema nachgelegt.
Macht mehr Laune als ein Autokorso (faz.net, Oliver Jungen)
In Köln fand eine prominent besetzte Solidaritätsveranstaltung für Deniz Yücel statt. Günter Wallraff, Oliver Welke, Thomas Gottschalk und Olli Dittrich trugen Texte des von der Türkei inhaftierten Journalisten vor. “FAZ”-Autor Oliver Jungen war angetan von der Aktion: “Leichten Herzens verließ man diese Veranstaltung, die nicht nur gezeigt hat, wie wichtig öffentliche Aufmerksamkeit für die Verfolgten und Inhaftierten in Unrechtsregimen ist, sondern auch, welche gesellschaftsbildende Macht im Humor steckt.”
Ein Glück, dass es Deniz gibt (deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich hin- und hergerissen, wenn es um die Berichterstattung über die in der Türkei inhaftierten Journalisten geht. Alle würden immer nur von Deniz Yücel reden, von den meisten anderen inhaftierten Kollegen aber spreche kein Mensch. “Ja, das ist blöd. Und vielleicht auch nicht fair. Aber auf der anderen Seite ist es auch für sie ein Glück, dass es Deniz gibt. Deniz, der so ein Krawallo ist, so ein journalistischer Hau-Drauf, der so viele Jahre Redakteur bei der “taz” war, dass er ein Heer an Freunden und Kollegen hat, die jetzt so laut für ihn trommeln und ihn zum Gesicht des Widerstandes gegen Erdogans Journalisten-Plattmache erheben.”
Deniz Yücels Anwälte gehen vor das Verfassungsgericht (welt.de)
Nachdem der „Welt“-Korrrespondent Deniz Yücel bereits mehrere Wochen inhaftiert ist, sind seine Anwälte nun vor das türkische Verfassungsgericht gezogen. Die Inhaftierung Yücels verletze „sein Recht auf körperliche Unversehrtheit und seine persönliche Freiheit, das Recht auf ein faires Verfahren, sein Recht auf die Unschuldsvermutung, sein Recht auf Schutz vor Verleumdung, das Recht auf Privatsphäre und freie Kommunikation sowie seine Meinungsfreiheit“. Deutsche Botschaftsvertreter haben unterdessen weiterhin keinen Zugang zu Yücel, obwohl von Seiten der Türkei eine konsularische Betreuung zugesichert worden war.
“Der Fall Yücel sollte kein Politikum sein” (welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
“Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt nun seit mehr als 250 Tagen im Gefängnis. Eine Anklageschrift gibt es noch immer nicht. Daniel-Dylan Böhmer hat mit Yücels Anwalt Veysel Ok gesprochen, der seinen Mandanten regelmäßig besucht und der durchaus Hoffnung hat, dass der Fall Yücel noch juristisch zu lösen ist. Am Ende des Interviews gibt es alle nötigen Informationen, wie man Deniz Yücel einen Brief zukommen lassen kann — auf Deutsch oder auf Türkisch.
Preis für Pressefreiheit: Deniz Yücel und Asli Erdoğan ausgezeichnet (dw.com)
Die türkische Autorin Asli Erdoğan und der inhaftierte Journalist Deniz Yücel erhalten den Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien. Die Wahl der Preisträger sei eine Solidaritätsbekundung der Medienstiftung mit allen Journalisten in der Türkei, die wegen ihres Eintretens für eine freie Berichterstattung unterdrückt werden.
Türkische Opposition stellt Parlamentsanfrage wegen Deniz Yücel (welt.de)
Mehr als sieben Monaten befindet sich der Journalist und “Welt”-Korrespondent Deniz Yücel schon in Einzelhaft. Nun hat ein Abgeordneter der größten türkischen Oppositionspartei CHP im Parlament in Ankara eine kleine Anfrage gestellt, in der es u.a. heißt: “Warum wird gegen den Journalisten Deniz Yücel keine Anklageschrift erstellt, obwohl er vor rund neun Monaten in Polizeihaft genommen wurde? Warum wird Deniz Yücel in Isolationshaft gehalten und ihm eine gemeinsame Unterbringung mit anderen Gefangenen nicht gestattet?”
Klagt mich endlich an (taz.de, Doris Akrap)
Doris Akrap ist „taz“-Redakteurin und enge Freundin des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel. Sie kennt ihn seit dem Abitur in den frühen Neunzigern. Nun hat sie ihn auf ungewöhnliche Weise interviewt: „Meine Fragen habe ich schriftlich über Deniz’ Anwälte gestellt und Deniz hat sie über die Anwälte schriftlich beantwortet. Meine Rückfragen und seine Antworten dazu gingen dann auf demselben Weg noch zwei Mal hin und her. Dazwischen lagen jeweils mehrere Tage.“ Yücel wartet bereits seit acht Monaten auf seine Anklageschrift. Er wünscht sich: „Ich will einen fairen Prozess. Und den am besten gleich morgen. Nicht mehr. Nicht weniger.“
Politisches Rauchen (taz.de, Raphael Piotrowski)
Am Dienstagabend pünktlich um 18 Uhr füllte sich der Bürgersteig vor dem “taz”-Gebäude in der Rudi-Dutschke-Straße in Berlin mit Protestrauchern, die damit an den ehemaligen “taz”- und heutigen “Welt”-Autoren und passionierten Raucher Deniz Yücel erinnern wollten. Und an seine fortdauernde Haft in der Türkei. Auch vor dem “Spiegel”-Redaktionsgebäude in Hamburg hätten Kollegen solidarisch für Deniz Yücel gequalmt.
Deniz Yücel ist nicht mehr in Einzelhaft (welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
Gute Nachrichten aus der Türkei: Deniz Yücel befindet sich zwar immer noch in Haft, ist jedoch in eine Zelle verlegt worden, die über einen kleinen Innenhof mit zwei anderen Zellen verbunden ist. Nach 290 Tagen Einzelhaft ist ihm damit zumindest der Kontakt zu einem Mitgefangenen möglich, dem Journalisten Oguz Usluer, der für die türkische Tageszeitung “Habertürk” gearbeitet hat. Nach wie vor freut sich Yücel über Post, die zur Übersetzung ins Türkische an die “Welt” gesendet werden kann.
“Wir sind ja nicht in einer lustigen Netflix-Serie” (welt.de, Deniz Yücel)
Seit 300 Tagen sitzt der Journalist Deniz Yücel nun bereits ohne Anklage in einem türkischen Gefängnis. In einem offenen Brief schildert er seinen Alltag und die Umstände seiner Haft. Post erreicht ihn sporadisch, wenn sie die anstaltseigene “Brief-Lese-Kommission” an ihn weiterleitet. Da Yücel seinen Briefschreibern nicht direkt antworten kann, ist sein Bericht eine Art Sammelantwort geworden, voller Witz, Charme und Liebenswürdigkeit. Weiterer Lesetipp: “Mehr als 200 Prominente fordern Freiheit für Deniz Yücel” (“SZ”).
Deniz Yücel lehnt „schmutzige Deals“ für seine Freilassung ab (faz.net)
Der weiterhin in der Türkei inhaftierte Journalist Deniz Yücel lehnt einen etwaigen Tauschhandel zwischen Berlin und Ankara für seine Freilassung ab. Er wolle seine Freiheit nicht „mit Panzergeschäften von Rheinmetall oder dem Treiben irgendwelcher anderen Waffenbrüder befleckt wissen“. Auch wolle er keinen etwaigen Austausch mit Anhängern der Gülen-Bewegung, nach denen die Türkei fahndet. Yücel wörtlich: „Für schmutzige Deals stehe ich nicht zur Verfügung!“
Gibt es einen schmutzigen Deal? (faktenfinder.tagesschau.de, Arnd Henze)
Ist die Freilassung des “Welt”-Journalisten Deniz Yücel an Rüstungsexporte in die Türkei gebunden, wie man Äußerungen von Außenminister Sigmar Gabriel entnehmen kann? Was hat der Minister tatsächlich gesagt? Wie ist es interpretiert worden? Wie überzeugend sind seine späteren Dementis und Erklärungen? Arnd Henze vom ARD-Hauptstadtstudio sortiert und kommentiert den Vorgang.
Es reicht! (zeit.de, Özlem Topçu)
Der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“, Deniz Yücel, sitzt seit bald einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft. „Es reicht!“, findet seine Kollegin Özlem Topçu, wünscht sich jedoch eine ausgewogene Berichterstattung, die sich ein mehrdimensionales Bild der Türkei macht: „Das Demokratieproblem in der Türkei beschränkt sich nicht auf die Regierung. Die anderen 50 Prozent, die Erdogan-Gegner, sind nicht automatisch die Verfechter der Demokratie in diesem Land. Sie sind vielmehr eine Feel good- Projektion, während die Demokraten zwischen den Lagern zerrieben werden und viele unserer Journalistenkollegen immer noch unter immensen Repressionen ihre Arbeit machen.“
Politische Geiselhaft von Deniz Yücel beenden (reporter-ohne-grenzen.de)
Mit dem morgigen Tag befindet sich Deniz Yücel ein Jahr in Haft. Der bevorstehende Jahrestag ist für „Reporter ohne Grenzen“ ein Anlass, die türkische Justiz erneut aufzufordern, den deutsch-türkischen Journalisten freizulassen: „Die fast ein Jahr anhaltende politische Geiselhaft von Deniz Yücel ist unerträglich. Dass immer noch keine Anklageschrift vorliegt und die türkische Justiz an den haltlosen Anschuldigungen festhält, ist eine Schande für die Türkei.“
Ein Jahr Unfreiheit – Deniz Yücel muss endlich raus (neuemedienmacher.de)
Die „Neuen deutschen Medienmacher“ sind ein bundesweiter unabhängiger Zusammenschluss von Journalisten und Journalistinnen mit und ohne Migrationsgeschichte. In einem offenen Brief fordern sie die Bundesregierung auf: „Seit einem Jahr sitzt unser Kollege Deniz Yücel in türkischer Haft. Wir finden: es reicht! Er hätte nie dort landen dürfen – und viele seiner Kolleg*innen auch nicht.“
365 ungeheuerliche Tage (spiegel.de, Hasnain Kazim)
Zum Jahrestag von Deniz Yücels Festnahme kommentiert Hasnain Kazim: „Yücel macht mit seiner unbeugsamen Haltung und seinen mutigen Aussagen, die seine Haftzeit nicht unbedingt verkürzen dürften, eines ganz deutlich: Rechtsstaatliche Prinzipien sind keine Basarware, über die man beim Tee verhandeln könnte. Wir beugen uns nicht! Kritik an der türkischen Regierungspolitik darf nicht verstummen.“
“Wer das für Terrorpropaganda hält, der kann nicht lesen” (sueddeutsche.de, Luise Checchin)
Heute erscheint Deniz Yücels neues Buch “Wir sind ja nicht zum Spaß hier“, das er aus der Haft heraus veröffentlicht. Herausgeberin Doris Akrap erzählt im Interview, wie man mit einem Mann im Hochsicherheitsgefängnis kommuniziert.
1. Gabor Steingart vor Ablösung beim “Handelsblatt” (spiegel.de, Markus Brauck & Isabell Hülsen & Veit Medick & Martin U. Müller)
Nach „Spiegel“-Informationen soll „Handelsblatt“-Herausgeber Gabor Steingart nach einem Zerwürfnis mit Dieter von Holtzbrinck, dem Haupteigner der Verlagsgruppe, seinen Posten räumen. Holtzbrinck soll Steingarts Kampagne gegen den SPD-Vorsitzenden Martin Schulz missfallen haben. Steinhart hatte sich in seinem morgendlichen Newsletter martialisch über den Konflikt zwischen Sigmar Gabriel und Martin Schulz ausgelassen: “Der andere soll stolpern, ohne dass ein Stoß erkennbar ist. Er soll am Boden aufschlagen, scheinbar ohne Fremdeinwirkung. Wenn kein Zucken der Gesichtszüge mehr erkennbar ist, will Schulz den Tod des Freundes aus Goslar erst feststellen und dann beklagen.” Weiterer Lesetipp: Die Website “Spiegelkritik” kritisiert die Vorgehensweise des “Spiegel”, nennt dafür mehrere Gründe und befindet: “Wenn ein Journalist (egal welcher Hierarchiestufe) einen Text wie diesen nicht mehr schreiben darf und wenn Politiker für einen solch harmlosen, jedenfalls unter allen Aspekten zulässigen Kommentar eine Entschuldigung akzeptieren, dann kann man sich nur angewidert abwenden.”
2. Es reicht! (zeit.de, Özlem Topçu)
Der Türkei-Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“, Deniz Yücel, sitzt seit bald einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft. „Es reicht!“, findet seine Kollegin Özlem Topçu, wünscht sich jedoch eine ausgewogene Berichterstattung, die sich ein mehrdimensionales Bild der Türkei macht: „Das Demokratieproblem in der Türkei beschränkt sich nicht auf die Regierung. Die anderen 50 Prozent, die Erdogan-Gegner, sind nicht automatisch die Verfechter der Demokratie in diesem Land. Sie sind vielmehr eine Feel good- Projektion, während die Demokraten zwischen den Lagern zerrieben werden und viele unserer Journalistenkollegen immer noch unter immensen Repressionen ihre Arbeit machen.“
3. BILDspitze – im Reich des Kriegsreporters (ndr.de, Gudrun Kirfel & Marvin Milatz, Video, 6:29 Minuten)
Das NDR-Magazin „Zapp“ berichtet über das Ausscheiden von „Bild“-Doppelspitze Tanit Koch. Was sind die Gründe und wie wird es mit „Bild“ weitergehen, da nun Julian Reichelt als „Bild“-Oberboss durchregieren kann? „Zapp“ hat sich bei den Medienexperten Michael Meyer und Ulrike Simon nach deren Einschätzung erkundigt. Weiterer Lesetipp: Ulrike Simons Beitrag “Der Kommandeur der Bild-Truppen” (“Horizont”).
4. Buntes Markentreiben bei “Pastewka” wirft viele Fragen auf (horizont.net, Juliane Paperlein)
Denken Sie an verschiedene Markenartikel und Herstellernamen und versuchen Sie zu erraten, in welchem Kontext man sie filmisch unterbringen könnte. Namen wie Canon, Sony, Haribo, Coca-Cola, Dethleffs, DM, Welt, Nivea, Mey und Media Markt … Ein Verbrauchermagazin? Eine Ratgebersendung? Nun, knapp verfehlt: Diese Firmen tauchen mit ihren Logos in der achten „Pastewka“-Staffel auf. Man kann sich fragen, ob es sich um eine im juristischen Sinn ungekennzeichnete Produktplatzierung oder Schleichwerbung handelt. Dies wäre jedoch eine rein akademische Überlegung: Amazon als Produzent und streamender „Sender“ hat seinen Firmensitz in Luxemburg und befindet sich damit außerhalb des Zugriffs der deutschen Medienanstalten.
5. Geheimsache Hajo Seppelt (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Der Journalist und Dopingexperte Hajo Seppelt ist eigentlich ein gefragter Mann und erfährt mittlerweile viel Wertschätzung. Das „Erste“ strahlte gleich zwei neue Folgen der Dokumentationsreihe “Geheimsache Doping” aus, Seppelt kommentierte in den „Tagesthemen“ und wurde gestern in einem lesenswerten Stück des Magazins „Republik“ als „Der Dopingjäger“ gewürdigt. Leider ist nicht klar, wie es weitergehen wird. Sein Vertrag läuft im März aus, die Zukunft ist ungewiss. Ulrike Simon findet: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich einen wie ihn leisten können, sollte man meinen. Als Gegenleistung bekommt er publizistisches Renommee. Wie viel ist der ARD das wert?“
6. »Seid heiß! Heiß! Heiß! Heiß!« (sz-magazin.de, Rainer Stadler)
„Germany’s Next Topmodel“ geht in die 13. Staffel. Während die Tochter von „SZ“-Autor Rainer Stadler von einer Modelkarriere träumt, fragt er sich, wieso Heidi Klum in Zeiten von #MeToo immer noch ihr verheerendes Frauenbild zur besten Sendezeit auf Teenies loslassen darf.
1. “Bild”-Chefin sagt tschö (taz.de, Peter Weissenburger)
Das Modell Doppelspitze war einmal: Die „Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch hat den internen Machtkampf verloren und verlässt Axel Springer. Übrig bleibt Julian Reichelt als Boss von Print und Online. Tanit Koch hatte sich am Freitag mit deutlichen Worten von den Mitarbeitern verabschiedet: „Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte.“
Weitere Lesetipps: Medienkennerin Ulrike Simon kommentiert den Vorgang auf Horizont.net mit “Es war an der Zeit”, und Martin Kaul schreibt Tanit Koch seinen zweiten Brief: “An meine Brieffreundin Tanit”.
2. Was steckt hinter der Twitter-Amnestie der Frankfurter Polizei? (netzpolitik.org, Matthias Monroy)
Das Verhalten der Polizei auf Twitter wird teils überschwänglich gelobt, teils heftig kritisiert. Letzteres liegt daran, dass das polizeiliche Auftreten auf Twitter häufig undurchsichtig und ungeregelt scheint. Einige Social-Media-Teams würden ohne Rechtsgrundlage und Verfahrensregelungen agieren, so Matthias Monroy auf netzpolitik.org. Monroy hat einschlägige Erfahrungen: Er wurde von der Polizei Frankfurt auf Twitter blockiert. Ein Vorgang, der von Rechtsexperten als Eingriff in die Informationsfreiheit bewertet wird.
3. Wie die FAZ Äpfel mit Birnen vergleicht (stefan-fries.com)
Die „FAZ“ spricht in Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerne von „Staatsfunk“ und „Zwangsgebühr“. Dieser Sprachgebrauch sei nach der Einschätzung von Stefan Fries zurückgegangen, die Artikel zum Thema seien dennoch tendenziös. So hätte „FAZ“-Medienredakteur Michael Hanfeld mit falschen Zahlen operiert und den Eindruck erweckt, der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm fordere unverschämt viel Geld.
4. Sabotage am Förderband der Realität (republik.ch, Anja Conzett & Simon Schmid & Christof Moser & Constantin Seibt)
Als “die Geschichte eines Totalversagens” beschreibt “Republik” die Vorgänge um die altehrwürdige Schweizerische Depeschenagentur SDA. Der Streik dort zeige die ganze Misere der Schweizer Verlage. Der Artikel erzählt die spannende Geschichte des Niedergangs nach, bei der man lernen kann, wie man es nicht machen sollte: „Sparen ohne Strategie, ohne Leidenschaft und Investitionen. Ausdünnung der eigenen Produkte und Marken. Auflösung der Reserven. Angriff auf die eigenen Grundlagen wie Redaktionen, Glaubwürdigkeit, systemrelevante Institutionen wie SRG oder SDA. Und dann der erbitterte Kampf aller gegen alle um ein paar Franken, Vorteile oder Werbeanteile.” Weiterer Lesetipp: “‘Wir sind die Hauptakteure gegen Fake-News'” (Medienwoche, Adrian Lobe) mit einem “Blick in den Maschinenraum” von weltweit führenden Nachrichtenagenturen wie AP, AFP, dpa, “Reuters” und “Xinhua”.
5. Journalistik: Zeitschrift für Journalismusforschung (journalistik.online)
“Journalistik” nennt sich eine neue Publikation zum Thema Journalismus. Die Herausgeber schreiben im Editorial: “Anders als in den angelsächsischen Ländern, wo es eine ganze Reihe von Zeitschriften für “journalism studies” gibt und sogar wissenschaftliche Spezialorgane u. a. für Geschichte des Journalismus, journalistische Berufsethik oder literarischen Journalismus, fehlt den deutschsprachigen Ländern bisher eine Fachzeitschrift der Journalistik, die das Profil der Disziplin schärft. Deutschsprachige Journalismusforscherinnen und -forscher sind auf kommunikationswissenschaftliche Zeitschriften ohne Berufsbezug oder auf Praxisjournale angewiesen. Um diese Lücke zu füllen, starten wir die Zeitschrift “Journalistik”.”
6. Spanien empört sich über einen ironischen Text (faz.net, Hans-Christian Rößler)
Ein britischer Autor hat in der „Sunday Times“ ironisch über die Spanier gewitzelt. „Kommen Sie immer zu spät, außer ein Stier greift Sie an“, lautete seine erste Empfehlung. Andere, meist klischeebefrachtete Weisheiten über die Spanier folgten, zusammen mit dem Ratschlag , seine Landsleute sollten dort ihre „angelsächsischen Vorstellungen von Höflichkeit, Diskretion und Anstand vergessen“. Der darauf einsetzende Shitstorm war immens: Nach einer vergeblichen Klarstellung hätte sich der Autor nicht mehr anders zu helfen gewusst, als sein Twitter-Konto zu löschen.
1. Wikipedia-Artikel über Abgeordnete vom Bundestag aus geschönt (br.de, Christine Auerbach & Maximilian Zierer)
Eine Analyse der Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunks zeigt, dass viele Wikipedia-Artikel über Bundestagsabgeordnete umgeschrieben beziehungsweise geschönt und frisiert werden. Das Bemerkenswerte dabei: Die Analyse hat ergeben, dass in dieser Legislaturperiode die Wikipedia-Seiten von einem Drittel aller Abgeordneten von Bundestags-PCs aus verändert wurden. Über einen anonymen Wikipedia-Account von einem Computer aus dem Deutschen Bundestag wurde beispielsweise ein vormals überzeugter Atomkraft-Anhänger durch Löschen der einschlägigen Passage („Joachim Pfeiffer gilt als Befürworter des Einsatzes von Atomkraftwerken.“) zum glühenden Energiewende-Fan: “Die Energiewende bezeichnet er als Umbau der Energieversorgung und drängt in diesem Zusammenhang auf eine schnelle Markteinführung der Erneuerbaren Energien.”
2. Zielgruppe “Judenhasser” (sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Immer wieder gerät Facebook wegen seiner fragwürdigen Werbemöglichkeiten in die Kritik. So ließen sich im Werbetool bis letzten Donnerstag gezielt Antisemiten (Interesse: “Wie verbrennt man Juden”), Islamhasser (“Muslime töten”), Frauenfeinde (“Bitches umbringen”) oder Rassisten (“Ku-Klux-Klan”) ansprechen. Nachdem ein Recherche-Kollektiv Facebook damit konfrontierte, reagierte Facebook und deaktivierte die entsprechenden Werbemöglichkeiten. Doch Simon Hurtz von der „SZ“ musste bei seiner Recherche feststellen, dass dies vom Social-Media-Riesen nur unzureichend umgesetzt wurde: Zumindest Freitagmittag sei es nach wie vor möglich gewesen, in Facebooks Anzeigenmanager Interessen wie “Heil Hitler!”, “Juden raus!” oder “German Schutzstaffel” auszuwählen.
3. Homophober Text war homophob (taz.de)
Der Presserat rügt einen FAZ-Beitrag aus dem Sommer, in dem ein anonymer Autor (Pseudonym: Johannes Gabriel) behauptete, dass adoptierte Kinder von homosexuellen Paaren einer besonders hohen Gefahr eines sexuellen Missbrauchs ausgesetzt seien. Diese Behauptung stelle einen schweren Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot nach Ziffer 12 des Pressekodex dar, so der Presserat.
4. Rechts vor links (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon schreibt in ihrer Medienkolumne bei „Spiegel Daily“ über einen Konflikt in der Madsack Mediengruppe. In den Stadtausgaben der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” (HAZ) und “Neuen Presse” (NP) erschien eine mehrseitige Werbebeilagen der AfD. Eine Aktion, die auch beim größten Gesellschafter des Madsack-Konzerns nicht gut ankam: Der Medienholding der SPD… Kolumnistin Simon ordnet den Vorgang ein.
5. „Recht am geistigen Eigentum stärken“ (stuttgarter-zeitung.de, Markus Grabitz)
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger spricht sich im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ für ein von vielen Medienhäusern und Branchenverbänden gefordertes europäisches Verlegerrecht aus. Die Position der Verlage gegenüber Konzernen wie Google müsse gestärkt werden. Außerdem sei es überfällig, dass Gerichte den öffentlich-rechtlichen Sendern “ihre Grenzen aufzeigen”, so Oettinger: „Die Sender sorgen für ein kostenloses und umfassendes journalistisches Angebot im Netz, das für die privat finanzierten Verlagshäuser eine scharfe Konkurrenz darstellt. Die Öffentlich-Rechtlichen finanzieren dies auch aus Rundfunkbeiträgen. Dies ist unfair gegenüber den vollständig privat finanzierten Zeitungshäusern und stellt für sie eine Gefahr dar.“
6. Wonach User in Wahlprogrammen von CDU, SPD, Linke, Grüne, AfD googeln (kosmos.welt.de, Kritsanarat Khunkham)
Die “Zeit” hat ausgerechnet, dass die Wahlprogramme der sechs größten Parteien rund 225.000 Wörter umfassen, was ungefähr 350 eng bedruckten DINA4-Seiten entspräche. “Welt”-Autor Kritsanarat Khunkham hat Google raussuchen lassen, welche Begriffe in den letzten sieben Tagen bei den jeweiligen Wahlprogrammen von Union, SPD; Linke, Grüne, AfD und FDP die häufigsten „Mitsuchworte“ waren.
1. Wir haben Fragen zum Google-Wahlkampfgeschenk an die Kanzlerin (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nach dem Interview-Auftritt der Kanzlerin bei den vier ausgesuchten Youtubern schien es nur Gewinner zu geben: Merkel, die vier Youtubestars aus dem Vermarktungs-Netzwerk “Studio71” und Google. Doch bei so viel Win-Win-Win-Win kämen dann doch ein paar Fragen auf: “Warum organisiert mit dem Bundeskanzleramt eine Regierungsstelle einen weithin als Wahlkampfauftritt rezipierten Termin? Wo bleibt hier die Trennung von Staat und Partei? […] Will Google – über sein kräftiges Lobbying hinaus – jetzt auch zum politischen Player mit seiner Suchseite werden? Und sind diese Youtuber eigentlich wirklich so lasch und handzahm, dass die Veranstaltung lediglich wie ein jugendlich-aufgepepptes ZDF-Sommerinterview wirkte?”
2. Faktencheck: Merkel und die Chemtrails (correctiv.org, Pauline Schinkels)
Momentan schwirren allerlei mehr oder weniger (meist weniger) lustige Falschnachrichten durch das Netz, die in das Layout fiktiver Zeitungen wie einem angeblichen “Kölner Abendblatt” eingebettet sind. Gleich zwei Webseiten bieten ihren Nutzern an, Falschnachrichten im pseudo-journalistischen Mantel auf Freunde und Menschheit loszulassen. Wie schnell die Grenze zwischen lustigem Kalauer und ernsten Fake verschwimmen kann, zeige die Seite “24Aktuelles.com”. Dort hätten sich zwischen all dem Lustig-Lustig-Content immer wieder Meldungen gefunden, bei denen die Polizei reagieren musste.
3. Ein Glück, dass es Deniz gibt (deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fühlt sich hin- und hergerissen, wenn es um die Berichterstattung über die in der Türkei inhaftierten Journalisten geht. Alle würden immer nur von Deniz Yücel reden, von den meisten anderen inhaftierten Kollegen aber spreche kein Mensch. “Ja, das ist blöd. Und vielleicht auch nicht fair. Aber auf der anderen Seite ist es auch für sie ein Glück, dass es Deniz gibt. Deniz, der so ein Krawallo ist, so ein journalistischer Hau-Drauf, der so viele Jahre Redakteur bei der “taz” war, dass er ein Heer an Freunden und Kollegen hat, die jetzt so laut für ihn trommeln und ihn zum Gesicht des Widerstandes gegen Erdogans Journalisten-Plattmache erheben.”
4. Hiobsbotschaft aus der Schweizer Medienlandschaft (infosperber.ch, Christian Müller)
Der Schweizer Christoph Blocher ist nicht nur ein milliardenschwerer Geschäftsmann, sondern auch ein wichtiger Politiker der am rechten Rand angesiedelten “Schweizerischen Volkspartei” (SVP). Blochers BaZ-Holding (“Basler Zeitung”) hat nun die Verlagsgruppe Zehnder gekauft, einen Herausgeber von 25 Anzeigeblättern, die auf insgesamt 800.000 Leser und Leserinnen kommen. Der Schweizer Journalist Christian Müller sieht in der Vergrößerung von Blochers Medienimperium auch eine politische Gefahr: “Wenn Blocher vor Abstimmungen in jeden Briefkasten der Schweiz ein Extrablatt mit seiner Werbung hat verteilen lassen, dann landete sein Geld in den Kassen von Zeitungsdruckereien und vor allem auch in der Kasse der Post. Jetzt kann er eine Million Briefkästen bedienen mit einem Produkt, das aus Gründen der Tradition und der Leser-Gewohnheiten eine deutlich höhere Glaubwürdigkeit genießt als ein Extrablatt, das nur vor Volksabstimmungen erscheint.”
5. Kein Netz für Nazis (zeit.de, Patrick Beuth)
Nach den Ereignissen in Charlottesville haben einige amerikanische Unternehmen wie AirBnB, GoDaddy, Discord und Google mitgeteilt, sie würden künftig Rechtsextreme und Seiten wie den “Daily Stormer” boykottieren. Was zunächst nachvollziehbar erscheint, wirft Fragen auf: Darf eine kleine Anzahl von Unternehmen darüber bestimmen, dass jemand nicht im Internet sein darf? Lange hatten sich die Infrastrukturbetreiber Netzneutralität verordnet. Doch mittlerweile würden die Kunden verlangen, dass die Firmen sich ihrer Verantwortung stellen. Helfen könnten hier nur klare und neutrale Regelungen nach demokratischen Maßstäben.
6. Nicht mit uns (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
Jüngst flatterte dem Verleger und Chefredakteur des Monatsmagazins “Cicero” ein unmoralisches Angebot der besonderen Art ins Haus: Eine Agentur für Suchmaschinenoptimierung wollte auf der “Cicero”-Webseite selbstgeschriebene Texte platzieren, die nicht als Werbung gekennzeichnet und mit allerlei Links gespickt waren. Für eine Mindestverweildauer eines Beitrags von 24 Monaten bot man die Summe von 250,- Euro an. “Spiegel-Daily”-Kolumnistin Ulrike Simon hat daraufhin den Agenturinhaber angerufen, um ihn zu dieser Praxis zu befragen. Und weil der Chef der rund dreißigköpfigen Agentur sich verschlossen gab, hat sie dem Unternehmen etwas nachrecherchiert.
1. Die Alarmglocken haben versagt (horizont.net, Ulrike Simon)
Die “Süddeutschen Zeitung” hat eine ganzseitige Anzeige mit Erdogan-Propaganda abgedruckt, in der die Absender der Polit-Botschaft unter anderem schreiben: „Mit Demut und Respekt verneigen wir uns nochmals vor unseren Märtyrern, die ihr Leben im Widerstand gegen den Putschversuch heldenhaft geopfert haben“. Wie konnte es dazu kommen, dass die Anzeige, die von “Spiegel” und “Bild” abgelehnt wurde, bei der “Süddeutschen” abgedruckt wurde? Ulrike Simon hat sich beim Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags erkundigt.
2. Aufwachen! Neues Radio mit alten Fehlern (fair-radio.net, Katharina Thoms)
Durch die Erfolge der unabhängigen Podcaster-Szene aufmerksam geworden, bieten immer mehr etablierte Medien Audioformate an. Doch dabei geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. Der “Aufwacher-Podcast von “RP Online” erwecke den Live-Anschein, arbeite jedoch bei Interviews mit eingekauften und vorproduzierten Antworten. Sprich, der Moderator tut nur so, als ob er sich mit dem vermeintlich Interviewten unterhält. “RP Online” zeigt sich leider wenig einsichtsbereit und will die Fake-Gespräche weiter senden: “Wir finden, dass ein Gespräch eine sehr hörerfreundliche Darstellungsform ist. Wir planen derzeit, sie weiterhin zu nutzen.”
3. Die große Quoten-Lüge (faz.net, Claudius Seidl)
Wird Fernsehen wirklich für die Mehrheit der Bevölkerung gemacht? Claudius Seidl hat seine Zweifel daran und spricht, nachdem er sich die Zahlen genauer angeschaut hat, von der “großen Quoten-Lüge”: “Es ist nicht etwa die Mehrheit, die öffentlich-rechtliche Programme sieht. Es sind jene Leute, welche das Lesen anstrengt und das Ausgehen erst recht, Leute, die vielleicht auch schon genug geredet haben in ihrem Leben und ein paar Abende, in denen das Fernsehen zu ihnen spricht, gut aushalten können. Es sind diese Menschen, welche man auch mit dem harmlosen Quatsch erreicht, schon weil sie für andere Abendvergnügungen wenig Alternativen haben.” Nachtrag, 11:14 Uhr: Uns ist leider erst jetzt aufgefallen, dass der Text von Claudius Seidl etwas älter ist. Interessant ist er aber (hoffentlich) trotzdem, weil er ein grundsätzliches Problem anspricht.
4. „Kohl sah einen Anschlag auf die Menschenwürde“ (tagesspiegel.de, Thomas Eckert & Joachim Huber)
Der “Tagesspiegel” hat sich mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey über das “Morgenmagazin” unterhalten. Als man mit dem Format vor 25 Jahren startete, war man vergleichsweise spät dran. Nun schauen in der Spitze gegen 8 Uhr morgens zwischen 800.000 und einer Million Zuschauer zu. Auf die teilweise recht bunte Themenmischung angesprochen, entgegnet Frey: “Wir versuchen, die Lebenswirklichkeit abzubilden. Und da geht es bekanntlich bunt zu. Wir sind ein Supermarkt, in dem es frische, aktuelle Ware, aber eben auch schöne, interessante und manchmal auch einfach unterhaltsame Dinge gibt.” Nun ja, in vielen Supermärkten liegen auch Dinge aus, bei denen man nicht unbedingt zugreifen sollte, weil sie ungesund, fragwürdig hergestellt oder verfallen sind, aber wir wollen Herrn Frey nicht seine Geburtstagslaune verderben.
5. Mitmachen und gewinnen (sueddeutsche.de, Kathrin Hollmer)
Viele Online-Medien nutzen Online-Umfragen nicht nur zur Einholung eines Meinungsbilds, sondern um Besucher länger auf ihren Seiten zu halten. Doch die Umfragen lassen sich leicht manipulieren z.B. durch mehrfache Stimmabgabe. Die Ergebnisse sind daher nur mit Vorsicht zu genießen; ein Umstand, dem kurz vor der Bundestagswahl besondere Bedeutung zukommt. Nun hat ein Grünen-Politiker mit journalistischem Hintergrund eine Beschwerde beim Presserat eingereicht: “Ein journalistisches Umfeld erhöht die Glaubwürdigkeit von Online-Umfragen, manipulierbare Online-Umfragen allerdings gefährden die Glaubwürdigkeit des journalistischen Umfelds.”
6. Standard-Namen, Standard-Schuhe, Standard-Marotten (dwdl.de, Jan Freitag)
Fernsehen ist eine Welt voller Klischees. Jan Freitag hat seinen Blick auf die scheinbar belanglosen Randaspekte gerichtet und auch dort viele wiederkehrende Muster ausgemacht. Von der Namensgebung, den Darstellern bis hin zu den Requisiten. (Beispiel Personenkraftwagen: “Autos sind Distinktionselemente. Da all die Neoheimatfilmcharaktere lässig sind wie Graubrot, öffnet der Heckflossenbenz in “Um Himmels Willen” eine Klostertür zur Moderne”
Redaktioneller Hinweis: Wegen der besonderen Bedeutung des Themas folgt heute eine Spezialausgabe zum G20-Gipfel und dem Umgang mit den Medien bzw. der Medienresonanz auf die Geschehnisse.
1. Die AfD als Platzhalter für…alles Mögliche (fr.de, Patrick Schlereth)
Bedient sich „Spiegel Online“ unseriöser Clickbating-Methoden, um mit reißerischen Überschriften Klicks zu erzeugen? Das könnte man unterstellen, wenn man sich einige Überschriften anschaut, die mit den Begriffen „AfD“ und „Alternative für Deutschland“ falsche Fährten legen.
2. “Das sind die größten Fachzeitschriften Deutschlands” (horizont.net, Roland Karle)
Im Gegensatz zu Publikumsmedien brummt bei Fachzeitschriften das Anzeigengeschäft: Der Werbeumsatz der 150 größten deutschen Fachzeitschriften steigt laut „Horizont“-Erhebungen 2016 auf 626,5 Millionen Euro. Spitzenreiter ist das „Deutsche Ärzteblatt“ mit einem Bruttowerbeumsatz von 41,3 Millionen Euro. Die Top-150-Fachzeitschriften hätten mit 626,5 Millionen Euro 0,9 Prozent mehr an Anzeigengeld eingenommen hätten, bei den ersten zehn der Rangliste war es gar ein Plus von 3,9 Prozent.
3. “Correctiv”-Stellungnahme zur Einstweiligen Verfügung (facebook.com/correctiv.org)
“Correctiv” wurde vom Landgericht Düsseldorf verboten, einen umstrittenen Artikel über eine AfD-Kandidatin in NRW weiter zu verbreiten. Dagegen will man Widerspruch einlegen: “Der Artikel hat auch innerhalb der CORRECTIV-Redaktion für große Diskussionen gesorgt. Mehrere Kolleginnen und Kollegen kritisierten die Veröffentlichung grundsätzlich, andere den Stil der Berichterstattung. Wir haben damit bereits in der vergangenen Woche auch den Ethikrat befasst und um ein Votum gebeten; und wir werden diese internen Debatten auch öffentlich machen, sobald sie abgeschlossen sind.”
4. Sich mit Deniz Yücel gemein machen? Aber ja! (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die ARD konnte sich nicht zu einer Aktion für den inhaftierten Journalisten Denis Yücel durchringen und begründete dies mit dem oft strapazierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Zitat, wonach sich ein Journalist mit nichts gemein zu machen habe, auch nicht mit einer guten Sache. Medienkolumnistin Ulrike Simon hat einige der bekanntesten Kollegen, die Friedrichs gut kannten beziehungsweise sich in seiner Tradition sehen, um eine Stellungnahme gebeten. Darunter Thomas Roth, Claus Richter, Dagmar Reim, Nikolaus Brender, Stephan Lamby und Christoph Fröhder.
5. Bekommt Fox News Konkurrenz? (sueddeutsche.de, Jürgen Schmieder)
Der amerikanische Medienkonzern „Sinclair Broadcast“ will seinen Rivalen „Tribune Media“ übernehmen, womit ein neuer Player rechts von „Fox News“ entstehen könnte. Momentan hätten die 139 regionalen und als erzkonservativ geltenden TV-Stationen von Sinclair nur eine geringe nationale Bedeutung. Durch den Zukauf würde das Unternehmen jedoch 42 Stationen in wichtigen Großstädten und Ballungsräumen dazu gewinnen und insgesamt 70 Prozent der amerikanischen Haushalte erreichen.
6. Hexen verbrennen fürs Klima? Journalisten entstellen AfD-Rede (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Derzeit geistert ein aus dem Kontext gelöstes Zitat des baden-württembergischen AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa durch die Medien, das als Empfehlung zur Hexenverbrennung verstanden werden könnte. Um damit das Klima zu retten… Stefan Niggemeier hat sich die Rede des Abgeordneten angeschaut und kommt zum Schluss: „Wie auch immer man zu Podeswa und seinen haarsträubenden Schein-Argumenten und Vergleichen steht: Ihm zu unterstellen, er plädiere für das Verbrennen von Frauen oder glaube ernsthaft, dass das Verbrennen von Frauen den Klimawandel vor 500 Jahren gestoppt hat, ist falsch.“
Tausende Blogger, Medienleute und Netzaktivisten sind nach Berlin zur re:publica gereist, um die Themen der digitalen Gesellschaft zu diskutieren. Auch wir konnten dem Lockruf nicht widerstehen und sind dort. Besonders interessieren uns natürlich alle Themen, die im weitesten Sinne mit Medien zu tun haben. Deshalb haben wir aus der Vielzahl von Vorträgen die für uns interessanten Veranstaltungen des zweiten Tags herausgepickt (was bei dem Überangebot nicht leicht war) und samt der offiziellen Beschreibungstexte hier aufgeführt. Vielleicht sieht man sich ja…
1. Flachsinn – über gute und schlechte Aufmerksamkeit, wie man sie bekommt, wer gewinnt und wohin alles führt (Stage 1 – 10:00 bis 11:00 Uhr) (re-publica.com)
Früher war es nicht so gut, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. “Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.” Man wollte bestimmt nicht “auffällig” werden, weil Normabweichungen zu Nachteilen führten. Heute hat derjenige Erfolg, der Aufmerksamkeit auf sich zieht, “attraktiv” oder “visible” ist, also weithin “auffällig” wirkt und als “besonders” gilt. Die Aufmerksamkeit mausert sich seit Jahren zu einer Ersatzwährung. Gunter Dueck (CEO Omnisophie)
2. Anonymous.Kollektiv & Migrantenschreck: Warum wir bei Rechten geklingelt haben (Stage 2 – 10:00 bis 11:00 Uhr) (re-publica.com)
Hunderte Deutsche haben illegale Schusswaffen beim Online-Shop “Migrantenschreck” bestellt. Wir haben Dutzende besucht, viele von ihnen sind Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Das zeigt: Rechte Parolen sind im Mainstream angekommen, das Bild des angeblich kriminellen Flüchtlings verfängt. Wie können Journalisten damit umgehen? Wie ernst sollen wir die Ängste der besorgten Bürger nehmen? Karolin Schwarz (Social Media Redakteurin & Journalistin Hoaxmap)
Max Hoppenstedt (Chefredakteur MOTHERBOARD)
Simon Hurtz (Redakteur SZ.de)
3. »Wir hab’n Polizei!« – Chancen & Herausforderungen beim Einsatz sozialer Medien in der Polizeiarbeit (Stage 2 – 11:15 bis 12:15 Uhr) (re-publica.com)
Aufgezeigt werden soll, wie ein ganzer Berufsstand durch seine Kommunikation in den sozialen Medien eine Art Imageaufschwung von »dislikable« zu »loveable« erfahren hat, welche positiven Signale dies für unsere Gesellschaft, den Rechtsstaat und die Zukunft der digitalen Präsenz der Polizei haben kann, vor welche Herausforderungen der offene Dialog die Beamten aber auch stellt (Stichworte: Falschmeldungen, Hatespeech, Whistleblowing, Terrorwarnungen …) und wie diese Weise der »neuen Kommunikation« anderen Berufsgruppen zum Vorbild gereichen kann. Alexa Brandt (Digitalredakteurin I Head of PR & Social Media result gmbh)
Katharina Kleinen-von Königslöw (Professor University of Hamburg)
André Karsten (Social Media Communicator / Polizeisprecher Soziale Medien Polizei Frankfurt am Main)
Thomas-Gabriel Rüdiger (Kriminologe FHPol Brandenburg)
4. Survival of the fakest? ARD und andere Medien im Kampf gegen gezielte Falschinformationen im Netz (re-publica.com)
Derzeit scheint das Netz von Fake News durchsetzt zu sein. Meldungen, die im Internet kursieren, können weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Wie können wir uns gegen Falschmeldungen wappnen? Stefan Niggemeier (Gründer Übermedien)
Juliane Leopold (Journalistin und Beraterin)
David Biesinger (Programmchef)
Patrick Gensing (Leiter Faktenfinder Tagesschau)
Richard Gutjahr (Journalist und Blogger G! blog)
Niddal Salah-Eldin (Head of Social Media WELTN24)
5. Exit Journalism: Dating-, Shopping-, und Vergleichsportale. Bestimmen sie die Zukunft der Medienkonzerne? (Stage 7 – 11:15 bis 12:15 Uhr) (re-publica.com)
Springer macht in Immobilienanzeigen, Burda in Dating und P7S1 in Vergleichsportalen. Es scheint als ob die journalistischen Produkte nur noch als Startrampe für besser bezahlte Aktivitäten im Netz gesehen werden. Welche Rolle spielt Journalismus für die Konzerne? Wie kann sich das journalistische Kerngeschäft weiter entwickeln und eigenständig bestehen? Hansi Voigt (Freier Medienberater)
Arne Wolter (Chief Digital Officer Gruner+Jahr GmbH + Co KG)
Caroline von der Groeben (Chief of Staff to the board Axel Springer SE)
6. What’s Up TV? Television from Abroad (Stage 6 – 12:30 bis 13:00 Uhr) (re-publica.com)
Der Markt für Fernsehformate ist international, und TV-Trends verbreiten sich schnell über die ganze Welt. Trotzdem unterliegt jedes Land nationalen Eigenheiten und Geschmäckern. Was trotzdem Trend ist – oder zu einem werden könnte, welche Formate in der TV-Branche diskutiert werden und was für kuriose Auswüchse die TV-Produktion zuweilen zustande bringt, präsentiert die Session. Marcel Amruschkewitz (Leiter Creative Unit VOX)
7. Beitragskürzung oder erweiterter Auftrag. Wohin entwickelt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk? (Stage 7 – 12:30 bis 13:30 Uhr) (re-publica.com)
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Veränderungs- und Rechtfertigungsdruck, in Deutschland und in ganz Europa. Der Druck kommt nicht nur durch neue Medientechnologien und veränderte Medienrezeptionsgewohnheiten der Nutzer, sondern auch aus Politik und den eigenen Reihen. Innerhalb der Rundfunkanstalten wird in Arbeitsgruppen über zukünftige Strukturen, Reformansätze, Angebote und die Vorstellungen der Beitragszahler diskutiert.Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Veränderungs- und Rechtfertigungsdruck, in Deutschland und in ganz Europa. Der Druck kommt nicht nur durch neue Medientechnologien und veränderte Medienrezeptionsgewohnheiten der Nutzer, sondern auch aus Politik und den eigenen Reihen. Innerhalb der Rundfunkanstalten wird in Arbeitsgruppen über zukünftige Strukturen, Reformansätze, Angebote und die Vorstellungen der Beitragszahler diskutiert.
Tabea Rößner (MdB Bündnis 90/Die Grünen) Ulrike Simon (freiberufliche Medienjournalistin)
Hans Demmel (Vorsitzer / Geschäftsführer VPRT e. V. / n-tv)
Prof. Dr. Karola Wille (Intendantin des MDR und Vorsitzende der ARD)
Lauri Kivinen (CEO Yle – Finnish Broadcasting Company)
8. Jemand vor Ort? Lokaljournalismus zwischen Innovation, gesellschaftlicher Bedeutung und staatlicher Förderung. (Stage 7 – 15:00 bis 16:00 Uhr) (re-publica.com)
In immer mehr Regionen in Deutschland gibt es nur noch eine Tageszeitung, auch im lokalen Rundfunk nimmt die Konzentration zu. Hyperlokale Blogs erschienen kurze Zeit als Alternative, die Finanzierung bleibt jedoch in den meisten Fällen schwierig. Um lokale Vielfalt zu erhalten, werden unterschiedliche Konzepte zur Weiterentwicklung und Förderung von Lokaljournalismus diskutiert und in einzelnen Bundesländern auch probiert. Prof. Dr. Hansjürgen Rosenbauer (Vorsitzender des Medienrats Medienananstalt Berlin-Brandenburg)
Prof. Dr. Frank Lobigs (Professor für Journalistik, Schwerpunkt “Ökonomische Grundlagen des Journalismus” Inst. f. Journalistik, TU Dortmund)
Thomas Kralinski (Chef der Staatskanzlei & Beauftragter für Medien Staatskanzlei Land Brandenburg)
Patricia Schlesinger (Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Prof. Bascha Mika (Chefredakteurin Frankfurter Rundschau GmbH)
Isa Sonnenfeld (Head of Google News Lab DACH)
Andrea Hansen (Freie Journalistin und stellvertretende Landesvorsitzende DJV NRW)
9. Schöner Schein oder tiefgreifende Erkenntnisse? – Datenjournalismus im redaktionellen Alltag (Stage 4 – 16:15 bis 17:15 Uhr) (re-publica.com)
Datenjournalismus schafft Ordnung im Chaos, zeigt komplexe Zusammenhänge auf und macht riesige Zahlenmengen auf einen Blick begreifbar. Datenjournalismus ist die Antwort auf die großen Datenmengen unserer Welt. Aber zeigt Datenjournalismus wirklich Neues? Interessieren sich die NutzerInnen dafür? Welche Reichweiten lassen sich damit erzielen? Und wie bindet man die Datenjournalisten sinnvoll in den Redaktionsalltag ein? Auf der Bühne: Macher und Experten mit Daten, Erfahrungen und Gedanken zu einem wichtigen Thema im Journalismus – nicht nur Online. Lorenz Matzat (Journalist & Unternehmer Lokaler Infosystems)
Wolfram Leytz (Redaktionsleiter rbb|24 Rundfunk Berlin-Brandenburg)
Uli Köppen (BR Data)
Teresa Sickert (Journalistin Radiobüro)
Christina Elmer (Ressortleitung Datenjournalismus Spiegel Online)
10. Fake News und die Glaubwürdigkeitsdebatte. Wie dringt Journalismus noch durch? (Stage 7 – 17:30 bis 18:30 Uhr) (re-publica.com)
Erst die Fake-News teilen, sich dann über die Gegenposition in den Medien aufregen, um sich schließlich bei Russia Today zu informieren. Der Kampf um Aufmerksamkeit im Social Web schafft schiefe Anreize für Medienmacher und Nutzer. Wie geht man mit den Unwahrheiten um? Wie stärkt der Journalismus seine Glaubwürdigkeit und dringt zu den Nutzern durch? Dr. Barbara Hans (Chefredakteurin SPIEGEL ONLINE GmbH)
Jim Egan (CEO BBC Global News Ltd)
Dr. Joachim Huber (Leiter Ressort Medien Der Tagesspiegel)
Niddal Salah-Eldin (Head of Social Media WELTN24)
Dr. Maren Urner (Co-Founder and editor-in-chief Perspective Daily)
Dr. Rasmus Kleis Nielsen (Director of Research Reuters Institute, University of Oxford)
11. Fake sells: Eine wahre Geschichte in 2000 Facebook-Copys (Stage 1 – 18:45 bis 19:15 Uhr) (re-publica.com)
Fake News sind immer die News der anderen? Unsere Datenanalyse zeigt, wie sich Falschmeldungen auszahlen und mit welchen Strategien Medien Fakes verbreiten: Jeder dritte Facebook-Post enthält Spuren von Unwahrheit. Um dem Problem beizukommen, gilt es zu differenzieren: zwischen Propaganda, Clickbait und Fahrlässigkeit. Wir präsentieren das Thema als interaktive Game Show mit zwei Kandidaten und einer Hydraulikpresse (Modell „Lügenpresse™“) auf der Bühne, die über Wahrheit und Fake richtet. Theresa Locker (MOTHERBOARD)
12. Unfragen und Umfragen: Wenn Meinungsforschung Meinung macht (re-publica.com)
Wir konsumieren Eindeutigkeit: 2,5 Milliarden Euro pro Jahr geben deutsche Politik und Wirtschaft für quantitative Meinungsforschung aus, 150 Umfragen beauftragt allein das Bundeskanzleramt jährlich. Doch nach Wahlkämpfen, die mitunter von Bots und sogenannten Fake News bestimmt wurden, scheint es immer schwieriger, diese Eindeutigkeit zu finden. Große Medien nutzen zur Steigerung ihrer Engagement-Raten häufig einfache Klick-Tools, um Meinungen abzufragen. Welche Meinungen diese Ergebnisse widerspiegeln ist fraglich.
Christian Humborg (Of Counsel CORRECT!V) Janina Mütze (Co-Founder & COO Civey)
1. Das ist keine Formalie (faz.net, Axel Weidemann)
Die Landesmedienanstalt NRW hat die „Let’s Player“ von „Piet Smiet“ aufgefordert, eine Rundfunklizenz zu beantragen. Live-Streams mit bestimmten Kriterien (u.a. mehr als 500 Zuschauer, Regelmäßigkeit der Ausstrahlung) würden als Rundfunkangebot gelten, für das eine Lizenz zu beantragen sei. Der Rechtsanwalt Christian Solmecke erklärt, was für Konsequenzen der Vorstoß der Medienanstalt hat und ob das Medienrecht angepasst werden muss.
2. Streit um Compact auf der Leipziger Buchmesse (blog.zeit.de, Paul Hildebrand)
„Für das Wort und die Freiheit – #FreeTheWords“, hieß es auf der Leipziger Buchmesse, doch zumindest bei einer Präsentation des rechtspopulistischen “Compact“-Magazins war es damit nicht weit her: Mehrfach sollen Journalisten bedrängt und eingeschüchtert worden sein.
3. Selbst die Natur bleibt von der Schönfärberei nicht verschont (deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Sieben Jahre lang war Silke Burmester für die „taz“ als „Kolumnen-Kriegsreporterin“ unterwegs. Nun ist sie zurück mit ihrer Medienkolumne: beim Deutschlandfunk. Diesmal erzählt sie, warum man viele Reiseartikel nicht “journalistisch” nennen kann und was Leser dagegen tun könnten: “Viele Reisemagazine und Reiseseiten haben den Anspruch “Journalismus” verwirkt. Es wäre jetzt an Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, für einen Wandel zu sorgen. Machen Sie klar, dass Sie solche Medien nicht wollen. Verweigern Sie den Kauf. Oder gehen Sie den Chefredakteuren gehörig auf die Nerven.“
4. Jörg Meuthen, die AfD und die Talkshows (ndr.de, Anja Reschke, Video, 1:27 Minuten)
AfD-Parteichef Jörg Meuthen will mit seiner Partei öfter in den Talkshows von ARD und ZDF vorkommen. Gleichzeitig hält er das bezahlte, öffentlich-rechtliche Rundfunkwesen für entbehrlich und fordert die Abschaffung aller Gebühren dafür. Anja Reschke vom NDR-Magazin „Zapp“ sieht darin einen Widerspruch, den sie ironisch-süffisant kommentiert. Gänzlich anderer Meinung ist Stefan Niggemeier auf „Übermedien“ und antwortet mit einem herzhaften „Was für ein Unsinn!“
5. „Focus“ streicht weitere Stellen (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon berichtet in der Medienkolumne von den drastisch bis dramatischen Sparmaßnahmen beim „Focus“. Ob das Ganze sinnvoll sei beziehungsweise etwas bewirke, müsse angezweifelt werden: „Vielleicht wäre es ehrlicher, „Focus“ den finalen Todesschuss zu geben, anstatt Jahr für Jahr wahlweise das Konzept zu ändern, den Chefredakteur auszuwechseln, die Redaktion zu verkleinern und dabei jedes Mal so zu tun, als werde nun alles gut.“
6. In der Synchronisationshölle (tagesspiegel.de, Jan Freitag)
Jan Freitag rechnet im „Tagesspiegel“ mit schlecht synchronisierten Filmen ab: „Für die Illusion lippensynchroner Verständlichkeit wird fast jeder fremdsprachige Dialog ins Stahlbad teutonischer Emphase getaucht. Während sich Skandinaviern das Wesen des Originals untertitelt erschließen darf, bügelt Deutschland vom Filmklassiker über BBC-Dokus bis zur Netflix-Serie alles glatt. Der Beelzebub zweidimensionaler Unterhaltung, er heißt Synchronisation.“
1. Vom Erfolg, dem US-Präsidenten eine Frage gestellt zu haben (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die deutsche “dpa”-Journalistin Kristina Dunz hat dem amerikanischen Präsidenten beim Merkelbesuch eine kritische Frage gestellt und wurde dafür von ihrem “dpa”-Vorgesetzten und weiteren Medien vielfach und ausgiebig gefeiert. Stefan Niggemeier von “Übermedien” kann mit den “Dunz-Festspielen” aus vielerlei Gründen wenig anfangen.
2. Stellungnahme zur Karikatur in der FAZ zum Thema „Erdogan möchte eine Rede halten“ (isdonline.de)
Das Karikaturistenduo Greser & Lenz hat auf “faz.net” ein Bild veröffentlicht, das bei vielen Menschen für Entsetzen gesorgt hat, die darin Rassismus sehen (Erdogan im Kannibalen-Kochtopf. Sprechblasentext: “Massa Osman wolle halte eine Rede”). Nun hat der Verein “Initiative Schwarze Menschen in Deutschland” eine Stellungnahme abgegeben und verlangt eine Entschuldigung.
3. Fischer, Frauen und die taz: Thomas Fischer zur Geschichte eines gescheiterten Interviews (meedia.de, Thomas Fischer)
Gestern haben wir hier den offenen Brief der “taz”-Redakteurin Simone Schmollack an den BGH-Richter und “Zeit Online”-Kolumnisten Thomas Fischer verlinkt. Schmollack hatte sich den Frust über ein nicht autorisiertes Interview mit Fischer von der Seele geschrieben. Nun antwortet Fischer beziehungsweise schlägt zurück.
4. Klage gegen Buch über AfD: Von Storch schießt scharf gegen “Spiegel”-Journalistin Amann (kress.de, Bülend Ürük)
Nach Informationen von “kress” will die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch einen Verkaufsstopp des Buches “AfD – Angst für Deutschland” der “Spiegel”-Journalistin Melanie Amann bewirken. Streitpunkt sei eine Textstelle, die ein Zitat von Beatrix von Storch aus der Debatte um einen Schießbefehl auf Frauen an der Grenze aufgreift. Der Verlag will sich hinter seine Autorin stellen: “Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln gegen diesen Versuch, den Verkauf des Buches zu stoppen vorgehen.”
5. Klagewelle gegen die ARD (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Zwischen den Verlagen und Öffentlich-Rechtlichen wird immer wieder hart darüber gestritten, wer was darf. Die Verlage sehen in den Webangeboten der Öffentlich-Rechtlichen eine Bedrohung: Die Fernsehanstalten mögen sich auf Video und Audio beschränken. Texte und Fotos seien Sache der Verlage! Nun wollen die Verlage gegen den “rbb” vorgehen, auf dessen Internetpräsenz sie angeblich zu viel Text entdeckt hätten. Ulrike Simon erklärt den Konflikt und rätselt, wen es als nächstes trifft.
6. Ende der Tonspur (sueddeutsche.de, Marc Hairapetian)
Eines der ältesten und größten deutschen Synchronunternehmen, die “Berliner Synchron”, zieht auf einen modernen Campus um. Anschließend werden die historischen Studios abgerissen. Anlass an den fast romantischen Charme des alten Gebäudes und seine besonderen Geschichte zu erinnern.
1. Wird Satire kopflos? (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Nach dem “Spiegel” macht nun auch das Satireblatt “Charlie Hebdo” mit einem Kopf-ab-Cover auf. Angeblich aus Solidarität. “Tagesspiegel”-Autor Joachim Huber findet, die Kopf-ab-Solidaritäts-Satire sollte keine Schule machen. Weil es die Satiriker schwach zeige und schwach mache. “Ein zwei Mal erzählter Witz ist einmal zu viel erzählt.”
2. Ein Abschied (twitter.com, Ismail Küpeli)
Das neue türkische Exil-Medium „Özgürüz“ sieht sich als Plattform für ungefilterte Nachrichten und investigative Berichte aus der Türkei. Das Online-Magazin wurde vom im deutschen Exil lebenden Journalist Can Dündar zusammen mit dem Recherchezentrum “Correctiv” gegründet und erscheint auf Türkisch und Deutsch. Nun hat einer der Mitstreiter, der Politikwissenschaftler & Journalist Ismail Küpeli in einem emotionalen Tweet seinen Rückzug von Twitter bekanntgegeben. Eine Kapitulation vor den Anhängern Erdogans, die ihm dort das Leben schwer machen würden.
3. Ein Jahr Hoaxmap (blog.hoaxmap.org, Karolin Schwarz)
“Hoaxmap”, die Landkarte für Gerüchte und Fakenews über Asylsuchende feiert ihr einjähriges Jubiläum. Zu Beginn des Projekts versammelte die Karte 176 Gerüchte aus dem deutschsprachigen Raum samt ihren Widerlegungen, sortiert nach Themen, Datum, Ort und Land bzw. Bundesland. Am heutigen Tag sind es 455. Die Karte ist mittlerweile eine anerkannte Anlaufstelle für Interessierte, Wissbegierige und Medien geworden. BILDblog gratuliert!
4. Die Feier der „Journalisten des Jahres“ (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Medienkolumnistin Ulrike Simon fand es schön auf der Feier der „Journalisten des Jahres“. Fast schon zu schön und vor allem zu harmonisch: “Mir lag an dem Abend zu viel Einsicht, Demut und Hinnahme in der Luft, dafür zu wenig Mut, Unnachgiebigkeit und Zorn. Ein paar von uns braucht es schon, die sagen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Wer sich nur noch klein macht, wird übersehen, wer leise ist, überhört.”
5. Nicht mehr als Quelle zugelassen (taz.de, Dinah Riese)
“taz”-Volontärin Dinah Riese berichtet über einen herben Schlag für die englische Boulevardzeitung “Daily Mail”: Die Community der englischsprachigen Wikipedia hat entschieden, die “Daily Mail” nicht mehr als Quelle für Wikipedia-Artikel zuzulassen. Darüber hinaus sollen die mehreren tausend bereits existierenden Artikel mit “Daily-Mail”-Bezug überprüft und die Quellen durch verlässlichere Nachweise ersetzt werden.
1. Erste Details zu „Spiegel Daily“ (horizont.net, Ulrike Simon)
Der “Spiegel” will in den nächsten Monaten die digitale Tageszeitung „Spiegel Daily“ starten. Ulrike Simon liefert erste Einblicke in das redaktionelle Konzept, das mehrstufige Abomodell und das Zusammenspiel mit „Spiegel Online“. Die offizielle Pressemitteilung dazu gibt es hier. Projektbeteiligter Cordt Schnibben schildert auf seiner Facebookseite die Entstehungsgeschichte der Idee vom ersten Prototypen bis heute. Und kann sich einen Seitenhieb auf seinen ehemaligen Chefredakteur nicht verkneifen.
2. “Eine beeindruckende Gestalt” (sueddeutsche.de, Evelyn Roll)
Der Publizist Jürgen Todenhöfer ist seit kurzem Herausgeber des “Freitag”. Chefredakteur Jakob Augstein erklärt, warum. Die Zuweisung “umstritten” in der Eingangsfrage will er nicht so stehen lassen: “Sie sagen, er sei umstritten. Das ist doch interessant – dem arrivierten Medienbetrieb ist ausgerechnet ein Mann suspekt, der nicht vom Schreibtisch aus urteilt, sondern sich selbst ein Bild macht. Eine sonderbare Umkehrung. Die meisten von uns haben ihre Informationen aus dem Netz oder aus dem Fernsehen und verlassen sich blind darauf. Aber jemand, der es selber wissen will, der sich Mühen und Gefahren der Reise und der Recherche aussetzt, der ist uns verdächtig.”
3. Ist das zu viel des Trump? Nein. (udostiehl.wordpress.com)
Muss wirklich jeder Schritt des neuen amerikanischen Präsidenten auseinandergenommen werden? Auf jeden Fall und mit aller Konsequenz, findet Udo Stiehl: “Es dauert vielleicht jetzt etwas länger, bis ein ausgewogener und verlässlicher Artikel geschrieben ist, oder ein entsprechender Fernseh- oder Hörfunkbeitrag. Das kostet Zeit und Kraft. Aber das dürfen unsere Zuschauer, Hörer und Leser wohl auch erwarten von uns.”
4. „Regierung ist nicht die Instanz“ (taz.de, René Martens)
Die Bundesregierung plant, gesetzlich gegen sogenannte Fake News vorzugehen. Im Gespräch ist auch ein „Abwehrzentrum gegen Desinformation“. Der Rechtswissenschaftler und emeritierter Professor für öffentliches Recht Karl-Heinz Ladeur warnt vor solchen staatlichen Maßnahmen und regt die Einrichtung privater Schiedsgerichte an.
5. Die Kristallkugel (de.ejo-online.eu, Thomas Petersen)
Thomas Petersen ist Privatdozent an der TU Dresden und arbeitet als Projektleiter am “Institut für Demoskopie Allensbach”. In seinem Beitrag erklärt er, was Demoskopie leisten kann und was nicht. Umfrageforscher würden viel zu oft als Wahrsager wahrgenommen werden. Für ihn ist das nichts: “Wenn mir das nächste Mal wieder ein Journalist die Kristallkugel entgegenhält mit der Aufforderung, hineinzuschauen, sollte ich sie vielleicht gleich an ihn weiterreichen.”
6. Über Flüchtlinge, Autos, Wohlbefinden und Todesgefahren. (herrfischer.net, Tin Fischer)
Tin Fischer hat die neueste Martenstein-Kolumne im Zeit-Magazin gelesen (“Opferzahlen und Gewissensfragen”). Darin fragt Martenstein “Würden Sie Ihr Leben opfern, um 20 Flüchtlinge zu retten?” Fischer kam ins Grübeln und hat sich in die offiziellen Zahlen eingearbeitet. Abgesehen davon, dass die Martenstein-Zahl angreifbar ist, kommt Fischer zu dem Schluss, dass die größte Bedrohung für sein Leben, die direkt von anderen Leuten ausgeht, laut “Todesursachen”-Rubrik des Statistischen Bundesamtes Autos und LKWs seien. Also dreht er die Argumentationsrichtung: “Ich will Harald Martenstein nicht unterstellen, dass er mit seinem Auto nur durch Berlin fährt, um an einer Kreuzung mal eben schnell rechts abzubiegen, wenn er mich mit meinem Fahrrad im Rückspiegel sieht. Aber sagen wir es so: er nimmt es zumindest ein klein wenig in Kauf, mich allenfalls umzubringen.”
1. Umgang mit Falschmeldungen (de.newsroom.fb.com)
Facebook kündigt an, gegen Fakenews vorgehen zu wollen. In den kommenden Wochen sollen entsprechende Updates in Deutschland erfolgen. Dabei wolle man sich auf die Verbreitung von eindeutigen Falschmeldungen, die durch Spammer erstellt wurden, konzentrieren. Außerdem will Facebook externe Faktenprüfer einbinden. In Deutschland sei dies zunächst “Correctiv”. Man arbeite jedoch daran, in Zukunft noch weitere Organisationen aus der Medienbranche als Partner zu gewinnen.
Ob dem netzpolitischen Sprecher von Bündnis90/Die Grünen Konstantin von Notz Facebooks Ankündigungen reichen, ist fraglich. Er fordert im Interview mit dem “Deutschlandfunk” die Bundesregierung auf, ihren Ankündigungen zur Bekämpfung von Hasskommentaren im Netz endlich Taten folgen zu lassen. Die Große Koalition habe viel zu lange nichts getan, während der Kultur- und Debatten-Verfall immer weiter vorangeschritten sei: “Ich kann nur sagen, der Justizminister sagt seit vielen Monaten, Facebook, wir müssen reden, aber irgendwann ist auch mal Schluss mit Reden. Wir müssen Gesetze machen und aktennotierte Internetunternehmen müssen sich an Gesetze halten. Und wenn man dann eben bei Überprüfungen uns Sich-diese-Dinge-Anschauen feststellt, dass nicht genug Leute dort beschäftigt sind, dass die Zeiten nicht eingehalten werden, bei denen diese Beanstandungen auch zu Löschungen führen, dann müssen eben auch Sanktionen ziehen…”
Weitere Leseempfehlung dazu: Julia Krügers ausführlicher und mit vielen Querverweisen unterfütterter Beitrag auf “Netzpolitik.org” Warum der bisherige Kampf gegen #hatespeech und #fakenews auf Facebook irreführend ist – und welche Alternativen sich bieten
2. Polizist am Abgrund (zeit.de, Thomas Fischer)
Rainer Wendt ist seit mittlerweile zehn Jahren Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die als zweitstärkste Gewerkschaft der Polizei mit der “Gewerkschaft der Polizei” konkurriert. Nach unzähligen populistischen und polarisierenden Statements in den Medien hat er nun ein Buch geschrieben: “Deutschland in Gefahr”. Thomas Fischer, “Zeit”-Kolumnist und Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, hat sich das Werk angeschaut: “Das Buch von Rainer Wendt verstärkt Ängste und Vorurteile. Wer den Autor kennt, weiß, dass er ein intelligenter und schnell denkender Sprecher ist. Anders wird man nicht, was er ist, und erst recht nicht, was er noch werden will. Doch Deutschland in Gefahr ist nicht bloß ein inhaltlich unzutreffendes und literarisch schlechtes Buch. Bedauerlich ist, dass der Autor behauptet, Sprachrohr der deutschen Polizei zu sein. Dass er deren Interessen vertritt, ist zu bezweifeln. Sicher ist nur eines: Er vertritt die Interessen des Rainer Wendt.”
3. Der Troll an der Macht (faz.net, Mark Siemons)
Mark Siemons hat sich in der “FAZ” Gedanken über das Twitter-Verhalten des zukünftigen US-Präsidenten gemacht: “Während Obama seinen Twitter-Account von einem Team verwalten lässt, das seine in den üblichen Verfahren und Institutionen entwickelte Politik der Öffentlichkeit zu vermitteln versucht, ist Twitter für Trump zugleich der Entwickler, das Medium und der Vollstrecker der Politik selbst – gleich, ob es um China, um Guantanamo, General Motors oder die unabhängige Ethikbehörde des Kongresses geht. All die Sicherungen der Institutionen, von denen man sich nach Trumps Wahl noch zur Beruhigung versichert hatte, wie stark sie seien, werden durch dieses Verfahren umgangen. Trumps Tweets sind so unpresidented wie unprecedented. Sieht es so aus, wenn eine loose cannon über das Deck der Weltpolitik zu rollen beginnt?”
4. Im Berliner Verlag gilt Kontaktverbot zu den neuen Chefs (horizont.net)
Das Kölner Medienunternehmen DuMont baut sein Zeitungsgeschäft um. In Berlin hat das weitreichende Folgen für die Mitarbeiter: DuMont legt die Redaktionen von “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” zusammen. Viele Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz oder müssen weiterhin um ihren Arbeitsplatz bangen. Wie Ulrike Simon berichtet, verläuft das gesamte Procedere alles andere als schön.
5. Reporterfabrik, WebAkademie des Journalismus (facebook.com, Cordt Schnibben)
“Spiegel”-Redakteur Cordt Schnibben und “Correctiv”-Gründer David Schraven wollen eine Web-Akademie des Journalismus aufbauen, die sich an Nicht-Journalisten und Journalisten wendet. Dabei ginge es um vier Ziele: Grundlagen des journalistischen Handwerks vermitteln, die Funktionsweise von sozialen und klassischen Medien durchschaubar machen, Versuche der Desinformation erkennbar machen, Fortbildung und Erfahrungsaustausch von Journalisten. Das Projekt wird von vielen Promis der Journalistenszene unterstützt. Wie das Ganze funktionieren soll, kann man dem beim Reporterforum veröffentlichten Paper entnehmen.
6. Die Macht der Kunst (taz.de, Nora Bossong)
Die Schauspielerin Meryl Streep hat bei der Golden-Globe-Verleihung eine vielbeachtete, emotionale Rede gehalten, in der sie mit deutlichen Worten den künftigen US-Präsident Donald Trump kritisierte. Sie erinnere uns daran, dass Kunst kein berieselndes Wunderland sein soll, sondern Empathie lehrt und Verantwortung trägt, so Nora Bossong in der “taz”.
1. “Ihr seid Fake News!” (spiegel.de, Marc Pitzke)
„Trumps erste Pressekonferenz als designierter US-Präsident versinkt im Chaos, noch bevor sie anfängt. Dutzende Reporter keilen sich im Trump Tower um Plätze. Es stinkt nach Schweiß und den Toiletten, die dem Andrang nicht gewachsen sind.“ Marc Pitzke über ein verstörendes Event mit dem großen amerikanischen Rabiator.
2. Körber Stiftung verteidigt Somuncu-Auftritt (dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Kabarettist Serdar Somuncu hat Ende 2015 bei einer Podiumsdiskussion der Körber Stiftung mit deutlichen Worten Kritik an TV-Sendern geübt und ihnen vorgeworfen, seine Beiträge zu zensieren. Dabei sind auch Beleidigungen gefallen, gegen die eine Redakteurin mit Unterstützung des WDR juristisch vorgehen will. Die Stiftung hat die strittigen Passagen nun aus dem Videomitschnitt entfernt, verteidigt aber den Auftritt des Kabarettisten: „Da wir den vielen weiteren klugen und richtigen Aussagen im Gespräch gern weiterhin eine Plattform geben wollen, haben wir uns entschieden, das Video um die strittige Passage zu beschneiden und wieder einzustellen.”
3. Ich guck’ Sponsoren-TV (tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Das erste Spiel bei der Handball-WM – übertragen von einem Sponsor im Internet, auf Youtube. Warum eigentlich nicht, fragt Markus Ehrenberg im „Tagesspiegel“ und konstatiert: „Ein Spiel ist ein Spiel ist ein Spiel. Egal, wer hier wen sponsert. Kein großes Gedöns vorher und hinterher, Handball pur.“
4. Wie mache ich mir ein Feindbild? (medienwoche.ch, René Zeyer)
In letzter Zeit erschienen verschiedene Porträts des Schweizer Journalisten Roger Köppel, der vor allem durch seinen Rechtspopulismus von sich reden macht. René Zeyer hat sich die Porträts von „NDR“, „Spiegel“, Süddeutsche“, „Zeit“ und „Blick“ angeschaut und Noten vergeben.
5. Von starken Frauen … und Kerlen in Redaktionen (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Eigentlich wollte Ulrike Simon in dieser Woche über Kai Diekmann schreiben. Doch dann starb die langjährige „Brigitte“-Chefin Anne Volk. Ein Grund für Kolumnistin Simon ihren Beitrag dieser Frau zu widmen, die sie als eine Ausnahmeerscheinung bezeichnet. Zum Schluss gehts dann doch nochmal um die Causa Diekmann und das ihr merkwürdig erscheinende Datum der angeblichen sexuellen Belästigung durch den Ex-Bild-Chef: „Sollte dieses Datum stimmen, muss die Frage erlaubt sein, warum die Journalisten an diesem Abend nicht längst dort waren, wo sie hingehört hätten: in der Redaktion. Am 22. Juli 2016 schoss im OEZ in München ein Amokläufer um sich.“
6. Fotoveröffentlichung – wann darf ohne Einwilligung des Abgebildeten veröffentlicht werden? (fachjournalist.de, Frank C. Biethahn)
Medien leben von Fotoveröffentlichungen. Diese können aber schnell mit dem Persönlichkeitsrecht kollidieren. Wann ist eine Einwilligung erforderlich und wann nicht? Rechtsanwalt Frank C. Biethahn beschreibt anhand von Beispielen, in welchen Fällen eine Einwilligung entbehrlich ist.
7. Übermedien abonnieren (uebrmedien.de, Boris Rosenkranz & Stefan Niggemeier)
Die Kollegen von “Übermedien” feiern heute ihr einjähriges Bestehen. Dazu erstmal: herzlichen Glückwünsch! Wenn Sie den beiden — Medienjournalist Boris Rosenkranz und BILDblog-Gründer Stefan Niggemeier — an diesem besonderen Tag eine Freude machen wollen, hätten wir einen Geschenktipp: Schließen Sie doch ein “Übermedien”-Abonnement ab. Das kostet 3,99 Euro im Monat und lohnt sich. Wirklich.
1. Wenn Journalisten den Erfolg von Polizeiarbeit riskieren (welt.de, Martin Lutz & Christian Meier)
Es ist ein Balanceakt: Einerseits wollen und sollen Medien auch bei einem Anschlag wie in Berlin informieren, andererseits darf durch eine zu frühe Herausgabe von Informationen die Polizeiarbeit nicht behindert werden. Letzteres wird unter anderem der „Allgemeinen Zeitung“ (AZ) vorgeworfen, die einen Tweet zum mutmaßlichen Täter rausjagte. Im Angesicht einer möglichen Verhaftung hätte der mutmaßliche Täter entwischen oder im schlimmsten Fall sogar Geiseln nehmen können. Die “Welt”-Autoren Lutz und Meier dazu: “Die Abwägung, wann und in welcher Form berichtet wird, treffen Redaktionen je nach ihrer individuellen Einschätzung der Lage. Standardrezepte und -richtlinien gibt es nicht, auch keinen automatischen Gehorsam auf Bitten von Behörden hin. Die journalistische Richtschnur bleibt die Sorgfaltspflicht – sie ist am Ende also auch eine Frage der Moral.”
2. „Die Angst herunterzuspielen, ist weltfremd“: Chefredakteurin Tanit Koch zur Kritik am Bild-Titel (meedia.de, Marvin Schade)
“Bild”-Chefredakteurin Tanit Koch hat Fragen zum umstrittenen und vielfach diskutierten plakativen Angst-Titel nach dem Anschlag beantwortet. Natürlich verteidigt sie das Vorgehen des Blatts: Mit der Schlagzeile „Angst“ hätte man lediglich eine “Emotion abgebildet”. Dass ein entscheidender Angstauslöser die “Bild” selbst sein könnte, kommt ihr, ebenfalls wenig überraschend, nicht in den Sinn.
3. Schöne Feiertage und einen guten Rutsch (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Medienkolumnistin Ulrike Simon verabschiedet sich mit einem letzten Beitrag vor dem Jahreswechsel. Eigentlich wollte sie dieses Jahr auf Wünsche verzichten und sich stattdessen auf “Verwünsche” konzentrieren. Eine Ausnahme macht sie dennoch: “Nein, es muss nicht jede Beleidigung, jede Verschwörungstheorie, jeder Gesinnungsblödsinn retweetet werden. Ja, es ist möglich, dem Reflex zu widerstehen, alles und jeden zu kommentieren. Doch, auch mit Empörung kann man sich zum billigen Verbreitungsgehilfen machen. Kurzum, mein Wunsch lautet: Öfter mal die Klappe halten.”
4. Wie unser „Was wir wissen“ entsteht (blog.zeit.de, Karsten Polke-Majewski)
Bei großen, unübersichtlichen Ereignissen wie einem Terroranschlag nutzt “Zeit Online” die Artikelform des “Was wir wissen”, intern abgekürzt “WaWiWi”. Im neuen Glashaus-Blog berichtet Ressortleiter Karsten Polke-Majewski über die Vorgehensweise. Verantwortlich seien die beiden Investigativ-Teams von Online und Print. Und es gäbe feste Regeln: Sichere Quellenlage, kein Konjunktiv, keine Wertungen und größtmögliche Transparenz.
5. 2016: Das Jahr aus Sicht der TV-Sender (dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier hat sich für “dwdl” bei verschiedenen Fernsehsendern nach deren Stimmungslage am Ende des Jahres umgehört. War 2016 ein gutes Jahr für das Fernsehen? Wo gibt es noch Probleme? Und was steht im kommenden Jahr an? Bei den Befragten herrscht ziemliche Einigkeit, dass es sich um ein gutes Jahr für die Branche bzw. den jeweiligen Konzern handelte. Nur die Begründungen dafür fielen unterschiedlich aus.
6. Die besten Cover des Jahres (horizont.net, David Hein)
“Horizont” zeigt eine Auswahl mit den besten und wichtigsten Covern des Jahres und kommentiert die jeweilige Entscheidung.
1. Bienvenue, Charlie! (zeit.de, Wenke Husmann)
Das französische Satiremagazin “Charlie Hebdo” hat den Sprung nach Deutschland gewagt und liegt nun in einer Auflage von 200.000 Stück an den Kiosken. Rezensentin Wenke Husmann ist besonders von der großen Deutschland-Reportage und dem Leitartikel angetan. Insgesamt wünscht sie sich jedoch mehr Provokation: “Charlie Hebdo wird wohl auch in Deutschland nicht so leicht verdaulich bleiben wie in dieser ersten Ausgabe. Hoffentlich nicht. Denn Meinungsfreiheit bedeutet schließlich nicht, dass Inhalte verbreitet werden dürfen, die uns passen, sondern eben auch und vor allem, dass Meinungen verbreitet werden können, die uns gewaltig gegen den Strich gehen. Bienvenue, Charlie!”
2. Ganz tief nach unten getreten (taz.de, Peter Weissenburger)
Peter Weissenburger greift in einem Kommentar den „Almanach“ des Bundespresseballs mit dem satirisch gemeinten Stück über Schwimmkurse für Flüchtlinge auf und begründet, warum es sich bei dem Stück aus seiner Sicht um wenig Satire und viel schlechten Geschmack handelt.
3. Mario Barth mit versteckter Kamera im Opernhaus (haz.de, Stefan Arndt)
TV-Comedian Mario Barth deckt in seiner RTL-Show angeblich “die krassesten und absurdesten Fälle von Steuerverschwendung” auf. Nun ist ihm und seinem Autorenteam aufgefallen, dass es Geld kostet, Theater und Opernhäuser zu betreiben: Am Beispiel der Staatsoper Hannover prangerte er in der jüngsten Sendung die Kulturförderung an. Samt Holzhammer-Ironie, Populismus-Keule und Barthscher Kennste-Kennste-Attitüde. Nachtrag: Von einigen Lesern kam die Rückmeldung, dass sich der Artikel hinter einer Paywall versteckt, andere können den Text ohne Probleme lesen. Die Ursache fürs Erscheinen der Bezahlschranke könnten nicht zugelassene Cookies sein oder aber der Unterschied zwischen Verlinkungen in Social-Media-Kanälen und Verlinkungen auf Websites, den haz.de macht.
4. Deutsches Fernsehen Die TV-Show ist tot, es lebe ding ding dong! (berliner-zeitung.de, Marcus Bäcker)
In der Fernsehstadt Köln haben sich jüngst einige TV-Macher getroffen, um beim „Großen Ufa-Show-Gipfel“ über die Zukunft der Unterhaltung zu sprechen. Marcus Bäcker war für die “Berliner Zeitung” dabei und berichtet über die Pläne der Bewegtbild-Branche. Es wird viel über Änderungen und neue Plänen geredet, doch mit der Umsetzung könnte es schwierig werden. Auch wegen der festgefahrenen Strukturen: “Spätestens, als die Diskussionsrunde an die zumindest theoretische Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender von Quoten und Marktanteile erinnerte, fühlte man sich tatsächlich um folgenlos verstrichene Jahre zurückversetzt. Das ARD-Adventsfest wird es wohl noch lange geben.”
5. Die ARD vs. Das Erste (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Sollen aus neun ARD-Anstalten in Zukunft tatsächlich vier werden, wie es bei “Bild” und anderen Medien zu lesen war? Nein, bei dieser Meldung handele es sich um “blanken Unsinn” wie Kolumnistin Ulrike Simon den ARD-Sprecher zitiert. “Freilich knallt ein schlichtes „Aus-neun-mach-vier“ besser als der ernsthafte Versuch zu analysieren, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk Geld sparen könnte ohne die regionale Identität und programmliche Vielfalt aufs Spiel zu setzen.”, schreibt Simon weiter und verlinkt auf ein ihr zugespieltes Projektpapier.
6. Die Unwahrheiten der Vera Lengsfeld (stern.de)
Bei “Maischberger” (ARD) wurde gefragt: “Vorwurf ‘Lügenpresse’ – Kann man Journalisten noch trauen?” Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld war als Medienkritikerin eingeladen. Sie griff besonders den “Stern” an und nannte dafür drei Beispiele. Dabei handele es sich um nachweislich unwahre Behauptungen, so der “Stern”. Darauf habe man die Maischberger-Redaktion bereits während der Live-Sendung per Telefon und Twitter hingewiesen. Eine Reaktion sei jedoch nicht erfolgt. Nun prüfe man rechtliche Schritte gegen Vera Lengsfeld.
1. Aus für Spiegel Plus? Keiner kauft Nachrichten im Netz (jensrehlaender.com)
Jens Rehländer greift einen “Horizont”-Beitrag heraus, in dem von Querelen um das wenig erfolgreiche Spiegel-Online-Bezahlmodell berichtet wird. Rehländer nimmt den “Spiegel” in Schutz, um dann umso deutlicher zu werden: “Häme ist hier auch deshalb fehl am Platz, weil die Medien selbstverständlich nur durch Experimente herausfinden können, wie sie sich in Zukunft refinanzieren. Dass Experimente scheitern, liegt in der Natur der Sache und verdient keinen Tadel. Dass man aber Irrwege nochmal beschreitet, um genauso zu scheitern wie die anderen vorher – das verwundert dann doch.”
2. In Abwesenheit (sueddeutsche.de, Paul-Anton Krüger)
Es ist schon makaber: Der ägyptische Fotograf Shwakan hat den “International Press Freedom Award” bekommen, kann ihn aber nicht annehmen, weil er sich in U-Haft befindet. Sein “Vergehen”: Shwakan hatte im Auftrag der Fotoagentur “Demotix” Bilder von einem der Protestcamps der islamistischen Muslimbruderschaft in Kairo gemacht. Seine Untersuchungshaft dauert nun schon drei Jahre an, obwohl sie selbst nach ägyptischem Recht auf zwei Jahre begrenzt ist. Dieses Jahr wurden zweifelhafte strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn erhoben, weswegen ihm nun die Todesstrafe droht.
3. Pop ist kein weißer, heterosexueller Mann (geschichten.detektor.fm, Isabelle Klein, André Beyer)
Frauen haben es auch in der Musik nicht leicht. Bei großen Festivals wie “Rock am Ring” hätte in diesem Jahr nur bei jedem zehnten Act eine Frau auf der Bühne gestanden, bei Indie-Festivals wie dem “Appletree Garden Festival” bei jedem fünften. Isabelle Klein und André Beyer lassen in ihrem Longread über die männerdominierte Musikszene vor allem Frauen zu Wort kommen, so z.B. die “Spex”-Redakteurin Jennifer Beck: “Wenn über Künstlerinnen berichtet wird, dann häufig von älteren, weißen Männern.”
4. In Zeiten der Lügenpresse (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon hat Nachrichten aus dem Deutschlandfunk: Dank des gestiegenen Interesses für Medien strahlt der Sender von März kommenden Jahres an ein tägliches Medienmagazin aus. Der Kulturchef hätte das Vorhaben bestätigt: “Ausschlaggebend war der Erfolg unseres wöchentlichen Medienmagazins “Markt und Medien”, das bei den Hörern einen hohen Einschaltimpuls erzeugt. Das Thema verdient einfach mehr Sendezeit. Die Zeit schreit geradezu danach. Medien stehen wie nie zuvor im Fokus der Öffentlichkeit. Daher braucht es mehr Orte wie diesen, um zu reflektieren, wie Medien funktionieren, um transparent zu machen, wie wir Journalisten arbeiten.”
5. Kein Geld Für Rechts. Lasst uns rechtsradikalen Medien den Geldhahn zudrehen.” berichten (davaidavai.com, Gerald Hensel)
Gerald Hensel ist Strategy Director bei “Scholz & Friends” und betreibt unter “davaidavai.com” einen Blog, in dem er sich aktuell dafür stark macht, rechten Seiten die Geldquellen zu entziehen. Er appelliert dabei sowohl an Markeninhaber und Werbeagenturen als auch an die Verbraucher, ihren Einfluss zu nutzen.
1. Leak zeigt mutmaßliche Betreiber der größten deutschen Hetzseite (sueddeutsche.de, Max Hoppenstedt & Simon Hurtz)
Mehr als zwei Millionen Menschen hatten auf Facebook die Seite “Anonymous.Kollektiv” geliket. Viele in dem Irrglauben, es mit der Hacker-Bewegung “Anonymous” zu tun zu haben. Doch weit gefehlt, die Seite war ein Tummelplatz für Islamhasser, Verschwörungstheoretiker und Fremdenfeinde. “SZ.de” und “Motherboard” wurde nun ein Screenshot zugespielt, der die Seitenadministratoren zeigen soll. Die Journalisten Max Hoppenstedt und Simon Hurtz sind der Sache nachgegangen und bringen Licht ins Dunkel dieses einzigartigen Krimis, in dem auch das umstrittene “Compact-Magazin” eine Rolle spielt.
2. Je kritischer, desto besser (de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Der Chefredakteur von “Schweizer Journalist” Kurt W. Zimmermann hat sich angeschaut, wie Syriens Präsident Assad mit Medien umgeht: “Assad hat eine ultramoderne Medienstrategie entwickelt, die für westliche Journalisten ebenso ungewohnt wie faszinierend ist. Er erwartet von den Medien nicht Propaganda, er erwartet Konfrontation. Damit unterscheidet er sich diametral von Staatschefs wie Wladimir Putin oder François Hollande, die sich bei Interviews lieber harmlose Steigbügelhalter wünschen. Assad, beraten von PR-Spezialisten aus dem Westen, hat den wichtigsten Mechanismus des Medienbusiness begriffen wie kaum ein anderer. Er weiß, dass seine Glaubwürdigkeit umso höher steigt, je härter und skeptischer die Journalisten ihn befragen.”
3. Journalistenanfrage löste die Razzia bei der An’nur-Moschee aus (landbote.ch, Mirko Plüss)
Der Kriegsreporter Kurt Pelda recherchiert schon seit Jahren im Umfeld der An’nur-Moschee in Winterthurer Hegi und zu den Mordaufrufen des (mittlerweile verhafteten) Imams. In einer SMS hat er die Stadt Winterthur um eine Stellungnahme zu seinem geplanten Artikel gebeten. Unmittelbar danach führte die Kantons- und Stadtpolizei eine breit angelegte Razzia in der An’nur-Moschee durch. Wohl eine Folge von Peldas Anfrage.
4. Die Griechen provozieren! (oxiblog.de, Hans-Jürgen Arlt)
Eine Studie der Otto Brenner Stiftung befasst sich mit der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung über die griechische Staatsschuldenkrise. Die Grundlage: 615 Beiträge aus “Tagesschau” und dem “ARD-Brennpunkt” sowie aus “heute” und “ZDF-Spezial”. Hans-Jürgen Arlt gibt der Studie eine gute Note, allem anderen jedoch ein “Mangelhaft”. Insgesamt hätten die Sondersendungen “Brennpunkt” und “ZDF-Spezial” schlechter abgeschnitten als die klassischen Nachrichtensendungen. Sie hätten die Kriterien der Ausgewogenheit und der Neutralität verletzt und eben keine Hintergrundberichterstattung geliefert.
5. Eine Stimme für die Frauen (taz.de, Knut Henkel)
Fast alle Gesellschaften in Mittel- und Südamerika leiden nach Ansicht von Fachleuten unter sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Wenn in Guatemala über derartige Themen gesprochen wird, liegt das auch an “La Cuerda”, Zentralamerikas einziger feministischer Monatszeitung. Das Blatt kämpft seit 18 Jahren für die Rechte von Frauen und Indigenen. Knut Henkel stellt das Magazin vor und lässt Beteiligte zu Wort kommen.
6. Die Geschichte der Familie Schlesinger (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Der Journalist Gerhard Spörl war 25 Jahre beim “Spiegel”. Er ist verheiratet mit Patricia Schlesinger, der Intendantin des “rbb”. Nun hat er ein Buch über die Großeltern seiner Frau geschrieben. “RND”-Kolumnistin Ulrike Simon war dabei, als das Buch am Mittwoch von Stefan Aust vorgestellt wurde.
1. Kleines Medien-Echo zu “Funk”, dem neuen Jugendprogramm von ARD & ZDF (Links in der folgenden Zusammenfassung)
Am Samstag, dem 1. Oktober startet “Funk”, das junge Digitalangebot von ARD und ZDF, das mit Webvideos die 14- bis 29-jährigen Zuschauer zurückgewinnen will.
Christian Meier fragt in der “Welt”, ob so die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen aussehe. Meier hat mit den “Funk”-Machern gesprochen, erzählt die Geschichte hinter der Idee und bilanziert zum Schluss: “Der Beweis steht noch aus, dass es einen tatsächlichen Bedarf an öffentlich-rechtlichen Web-Videos gibt. Was aber den Ansatz angeht, die Inhalte freizugeben, statt in ein Senderkorsett zu zwängen – das ist schon radikal. Aber es ist auch klar, dass ARD und ZDF dieses nur auf einer Spielwiese zulassen und ansonsten weiter daran arbeiten, ihre Beitragsmilliarden in den permanenten Ausbau des Status quo zu investieren.”
“Zeit”-Autorin Jana Gioia Baurmann hat “Funk” einen Brief geschrieben: “Dass es Dich gibt, ist schon sinnvoll, aber die erste Zeit, sorry, dass ich das so sage, wird nicht einfach werden für Dich. Weil Du diesen Spagat hinbekommen musst. Und auch wenn Helikoptereltern nerven können: Ich hoffe, dass ARD und ZDF – trotz YouTube-Hype – nicht vergessen, was ihr Auftrag ist.”
Stefan Niggemeier war für “Übermedien” bei der Programmvorstellung in Berlin zugegen und sieht allerhand auf uns zukommen, was Anlass zu Kritik geben wird, aber eben auch die Chancen: “Doch bei der Vorstellung lag, dank der entsprechend euphorisierten „Creators“, ein Gefühl im Raum, dass ARD und ZDF hier etwas möglich machen, das es sonst nicht geben würde. Und wenn es gelingt, dass sich der unübersehbare Spaß der Macher an der Arbeit in Relevanz und Kreativität übersetzt, hat „Funk“ vieles richtig gemacht.”
Und bei “Broadmark” gibt es schließlich ein Interview mit Florian Hager, dem “Funk”-Programmgeschäftsführer.
2. Leistungsschutzrecht: Günther Oettinger twittert sich um Kopf und Kragen (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Gestern twitterte EU-Digitalkommissar Günther Oettinger allerhand zum Thema Leistungsschutzrecht für Verleger, und viele Mitleser wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Vor kurzem war Oettinger noch mit seiner Forderung aufgefallen, kritische Journalisten auf Linie zu bringen, nun twitterte er sich mit allerlei schiefen Vergleichen und kruden Argumenten regelrecht um Kopf und Kragen. Markus Reuter von “Netzpolitik.org” hat die Causa aufbereitet und kommentiert die Argumentationslinien des Kommissars.
3. kontertext: Marktschreier (infosperber.ch, Heinrich Vogler)
Heinrich Vogler greift einen Essay des Schweizer Kabarettisten und Satirikers Andreas Thiel in der “NZZ” auf, in der dieser das Hohe Lied des Marktliberalismus predige. Vogler kritisiert: “Der Autor ernennt sich selbst zum Freiheitshelden. Indem er sich der Freiheit an die Brust wirft. Er assortiert Versatzstücke aus der Mottenkiste des Marktliberalismus. Und gibt sich der gängigen reinen Lehre hin, wonach jeder ausschliesslich seines eigenen Glückes Schmied ist, als hätte es nie so etwas wie die Soziale Marktwirtschaft gegeben.”
4. Eine Kampfansage (fr-online.de, Peter Rutkowski)
Peter Rutkowski, Politik-Redakteur der “Frankfurter Rundschau”, fordert zum Abschluss der FR-Serie “Die Mythen der Rechten” mehr Selbstkritik der Medien und mehr persönlichen Einsatz und Haltung der Journalisten: “Die „vierte Gewalt“ der Demokratie bietet zu wenig Antworten auf die brennenden Fragen der Zeit an. Manche Journalisten haben ihren moralischen Kompass eingetauscht gegen privates Glück und clevere Pensionspläne. Nichts gegen Familie und einen gesicherten Lebensabend, aber zum Journalismus sollte man aus einem Drang nach Aufklärung streben, gemäß dem nachkriegsdeutschen Medienmythos. Nicht, weil man „irgendwas mit Medien machen“ will. Auch nicht, weil es „die Hölle ist, aber immer noch besser als Arbeiten“.”
5. Podcasts als Frischzellenkur für Audio (radioszene.de, Bernt von zur Mühlen)
Podcasts werden immer beliebter, sowohl in den USA als auch hier in Europa. Bernt von zur Mühlen schreibt fachkundig und unter Hinzuziehung von Beispielen und Zahlen über Entwicklung und aktuellen Stand des Mediums: “Jahrzehntelang schien es so, dass in der Audiowelt Musik das Primat hatte. Und Radio dazu verdammt war, ein Begleitmedium zu werden. Also nur für Musik taugte. Das dreht sich jetzt. Weil das Hören on-demand, das Storytelling, die Personality, die Show, das Hintergründige wieder nach vorne holt. Die Omnipräsenz von Smartphones als Ausspielgeräte, die Verbreitung über Social Media hat den Podcast vollständig mobil gemacht.”
6. „Zeit“-Unterschiede in der Flüchtlingsfrage (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon fragt sich in ihrer neuesten Kolumne, wie grün sich “Zeit”-Chef Giovanni di Lorenzo und sein Vize Bernd Ulrich noch seien. Anlass sind die widerstreitenden Positionen der prominenten “Zeit”-Macher in der Flüchtlingsdebatte.
1. Showdown im Hofbräukeller (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Es ist schon ein seltsames Schauspiel, das die VG Wort (“Gema der Autoren”) da bietet: Jahrelang hat man den Urhebern Millionen von Euros vorenthalten und das Geld stattdessen an die Verlage ausgeschüttet. Nachdem diese Praxis vom BGH als rechtswidrig eingeordnet wurde, korrigiert man den Fehler nicht, sondern sucht geradezu verzweifelt nach einem Weg, diese Praxis beizubehalten. Für Samstag hat die VG Wort eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Stefan Niggemeier bringt Licht in die Sache und erklärt die unterschiedlichen Interessenlagen.
2. Keine Gedeck-Interviews! (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband warnt vor Interviews mit der Schauspielerin Martina Gedeck. Diese bestehe auf inakzeptablen Interviewvereinbarungen. Der DJV-Bundesvorsitzender kritisiert insbesondere folgende Klausel: „Sofern Zitate auf dem Titel der Zeitung, in der Überschrift, in Unterüberschriften, Zwischenüberschriften oder Bildunterschriften bzw. in Falle der Hervorhebung durch Fettdruck im Fließtext verwendet werden, sind diese auch konkret mit Künstler abzustimmen.“ Welche Über- und Unterschriften der Journalist wähle, gehe die Interviewpartnerin jedoch nichts an, so der DJV-Bundesvorsitzender. Ebenso sei es nicht hinnehmbar, dass die Schauspielerin bei der Bildauswahl gefragt werden müsse.
3. Paralympics in Rio 2016 – Medienberichte (leidmedien.de)
Anlässlich der Paralympics in Rio hat sich “Leidmedien” angeschaut, wie Journalistinnen und Journalisten über das Event berichten und in einer Übersicht besonders gelungene oder diskussionswürdige Artikel zusammengestellt. Außerdem gibt es praktische Tipps für die Berichterstattung über die Paralympics.
4. Jeder dritte Online-Leser kommt über Social Media oder Push (persoenlich.com)
In der Schweiz wird das Mediennutzungsverhalten regelmäßig über den “Media Use Index” (MUI) abgefragt. Das Online-Portal der Schweizer Kommunikationswirtschaft “persoenlich.com” stellt die wichtigsten Erkenntnisse daraus vor. Danach habe die Internetnutzung per Tablet den Gebrauch von Tageszeitungen eingeholt, das Smartphone werde zum Messenger und Shopping-Tool, Snapchat und Instagram würden Facebook überholen, die News-Medien ihre Titelseiten verlieren und Streaming das klassische Fernsehen überholen.
5. Der alte und der neue Präsident (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Bevor sich Medienkolumnistin Ulrike Simon in den verdienten Urlaub verabschiedet, nimmt sie uns nochmal dorthin mit, wo sich die Medienfürsten, Zeitungstycoone und Honoratioren treffen. Im konkreten Fall war dies die Verabschiedung des Präsidents des Bundesverbands deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Helmut Heinen und der erste Auftritt seines Nachfolgers Mathias Döpfner beim BDZV.
6. Xing – hartnäckig wie Herpes (spiegel.de, Tom König)
Tom König hat seinen Xing-Account längst gekündigt, alle Newsletter deaktiviert und auch ansonsten alle Verbindungen zu dem Business-Netzwerk gekappt. Dennoch spammt ihn die “Online-Plattform für das Social-Networking neuer und bestehender Business-Kontakte” mit unerwünschten Nachrichten und Werbemails zu. “Vermutlich gibt es nur eine Möglichkeit, den Mails von Xing zu entrinnen. Man muss seinen Computer anzünden, seinen Wohnsitz abmelden und Mönch in einem Himalaja-Kloster werden. Aber wer weiß? Vermutlich würde selbst dort nach einigen Jahren ein lächelnder tibetischer Postbote auftauchen mit einem Telegramm aus der Heimat. Und darin stünde dann, in dicken schwarzen Lettern: “Peter N. wartet noch immer auf Ihre Antwort.””
1. Die Sprachartisten vom Bayerischen Rundfunk (fair-radio.net, Lennart Hemme)
In den Frühnachrichten bei Bayern 1 sollte alles klingen wie ein Live-Gespräch. Live war hier allerdings nur die Anmoderation, wie “Fair Radio” aufdeckt. In verschiedenen Nachrichtensendungen hätte derselbe Reporter “live” berichtet – mit derselben aufgezeichneten „Antwort“. Leider kein Einzelfall, das Ganze scheint System zu haben. Mit den Vorwürfen konfrontiert, versucht sich der Bayerische Rundfunk zunächst mit identischen Manuskripten herauszureden, doch die Analyse im Schnittprogramm beweist “alle Atmer, alle Pausen, alle Betonungen sind auf die Tausendstelsekunde identisch.”
UPDATE: Der Bayerische Rundfunk bestätigt nach Angaben von “Fair Radio” nun die Recherchen und spricht von einem Verstoß gegen Grundsätze. Man werde die Regeln “intern nochmals in Erinnerung rufen”.
2. Sind die Autoren so reich, dass sie ihr Geld verschenken können? (wolfgangmichal.de)
Die VG-Wort trifft sich am Wochenende in München. Es geht um die Rückzahlung der Gelder, die laut Bundesgerichtshof zu Unrecht an die Verlage ausgeschüttet wurden. Die VG-Wort-Oberen wollen, dass die Autoren zugunsten der Verleger auf das Geld verzichten. Wolfgang Michal fehlt dafür jegliches Verständnis: “Es gehört nicht zu den Aufgaben der VG Wort, den Autoren berechtigte Vergütungsansprüche auszureden oder Verzichtsformulare aufzusetzen. Ginge es mit rechten Dingen zu, wäre es die Aufgabe der VG Wort, Irrtümer der Vergangenheit anzuerkennen und das den Verlagen unter Vorbehalt überwiesene Geld im Rahmen der üblichen Zahlungsfristen zurückzufordern. Dieses Vorgehen wäre die VG Wort den 179.000 Autoren schuldig. Stattdessen schlägt sie sich auf die Seite der Verlage und tut alles, um die Rückzahlung an die Autoren so schwer und langwierig wie möglich zu gestalten.”
3. “Mutterblues”-Autorin Silke Burmester: “Nur wenn du peinlich bist, bist du gut” (kress.de, Anna von Garmissen)
Die vielen als “Kriegsreporterin” bekannte Silke Burmester hat kürzlich ihre Medienkolumne in der “taz” beendet. Nach sieben Jahren unermüdlichen Kampfs in einer “Branche der Schisser und Anpasser” hatte sie “keine Lust mehr, den Kopf hinzuhalten”. Nun hat sie ein Buch geschrieben. “Mutterblues” handelt vom Schmerz der Mütter, wenn das Kind aufhört Kind zu sein. Im Interview mit “Kress” erzählt sie, wie es zu dem Buch gekommen ist, über Schwierigkeiten und Vorteile ihrer journalistischen Tätigkeit und dem Konzept für ein neues Print- und Onlinemagazin, an dem sie gerade basteln würde.
4. US-Zeitungsverleger streichen “Zeitung” im Namen (sueddeutsche.de)
Eine Meldung mit Symbolkraft: Der Verband der nordamerikanischen Zeitungsverleger, die “Newspaper Association of America”, benennt sich in “News Media Alliance” um. Grund sei die stark gesunkene Zahl von Zeitungen im Verband. Mit der Umbenennung öffne sich der Verband digitalen Portalen wie zum Beispiel “Buzzfeed”, “Mic” oder “Vice”.
5. “Fernsehwerbung kostet immer mehr” (haz.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon hat mit einem mächtigen Kunden der Medienindustrie gesprochen. Uwe Storch heißt er und ist Mediachef des Süßwarenherstellers Ferrero. Sein Werbeetat für Nutella, Duplo, Mon Chérie, Tic-Tac und Co.: Mehr als 400 Millionen Euro und das jedes Jahr aufs Neue. Der überwiegende Teil entfalle dabei auf klassische TV-Spots. Fernsehen sei nach wie vor ein reichweitenstarkes Medium, hätte jedoch an Kraft verloren: “Wenn in absoluten Zahlen weniger und immer die gleichen Menschen den einzelnen Spot sehen, müssen wir entsprechend mehr Spots schalten, um die Reichweite stabil zu halten. Dadurch steigen unsere Kosten. Um es auf den Punkt zu bringen: Fernsehwerbung kostet immer mehr, leistet aber immer weniger.”
6. Von wegen Algorithmen: Unsere Filterblasen sind pure Handarbeit (t3n.de, Mario Sixtus)
Mario Sixtus schreibt über das Filterblase genannte Phänomen, dass Internetseiten über spezielle Algorithmen dem Benutzer nur Informationen anzeigen, die mit den bisherigen Ansichten des Benutzers übereinstimmen und ihn in einer “Blase” isolieren würden. Sixtus sieht das Problem vor allem auf der anderen Seite des Bildschirms: “Weder Facebooks Sortier-Ranking „Edge“ noch Googles Versuche der individualisierten Ergebnisausgabe kleben die Filterblasen dicht. Die Bubbles sind pure Handarbeit. Algorithmen sind bislang schlicht zu dumm für die Herstellung solch filigraner Filtergebilde und werden das auf absehbare Zeit auch bleiben.”
1. Live-Übertragung in Gerichten (blog.tagesschau.de, Frank Bräutigam)
Die “FAZ” ist vor einigen Tagen unter der Überschrift “Recht im Zirkus” kritisch auf die Pläne für mehr Fernsehen im Gerichtssaal eingegangen. Reinhard Müller schrieb in seinem Kommentar: “Das wird zu einer Live-Justiz führen – mit Showmastern, Clowns und Opfern.” Der ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam sieht das anders und erläutert im Blog der “Tagesschau”, worum es aus seiner Sicht wirklich geht.
2. Kölner Sonderrolle in der medialen Eskalationsspirale (welt.de, Christian Meier)
“Welt”-Medienredakteur Christian Meier hat sich mit den Aufmerksamkeitswellen nach Terroranschlägen oder anderen Schreckensnachrichten beschäftigt. Das mediale Interesse hielte normalerweise nicht lange an. Es gebe aber auch Ausnahmebeispiele wie die Kölner Silvesternacht. Generell warnt Meier vor einer medialen Eskalationsspirale. Es bestünde die große Gefahr, dass Ereignisse überinterpretiert werden würden. “Die Beschäftigung mit den laufenden Herausforderungen unserer Gesellschaft findet mittlerweile 24/7 statt, ohne Atempause. Das wird so bleiben. Dennoch ist eine Einsicht nötig: Überfordern wir uns nicht.”
3. Zunehmende Einflussnahme Chinas (reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich der bevorstehenden Wahl zum Legislativrat in Hongkong fordert “Reporter ohne Grenzen” die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone zu einer Kehrtwende in Sachen Medienpolitik auf. Zensur, willkürliche Lizenzvergaben und die Benachteiligung unliebsamer Medien hätten zu einem stetigen Verfall der Pressefreiheit geführt. „Die Selbstzensur in Hongkongs Medien entsteht nicht im luftleeren Raum: Medieneigentümer, Chefredakteure und wichtige Anzeigenkunden schaffen ein Klima der Einschüchterung gegen kritische Journalisten“, so ROG-Vorstandssprecher Rediske. Die Hauptverantwortung für die Repressalien liege jedoch bei der politischen Führung in Peking, deren unsichtbare Hand immer öfter in Hongkonger Redaktionen hineinregiere.
4. Vorwürfe gegen Asylzentrum Kreuzlingen entkräftet (srf.ch)
Auf der Webseite des “Schweizer Radio und Fernsehen” (SRF) wird über einen bereits des Längeren bekannten Vorgang berichtet, der mittlerweile von offizieller Stelle untersucht wurde. Ein deutscher Journalist hätte sich im Asylzentrum Kreuzlingen als Asylsuchender ausgegeben. Später hätte er die Zustände in einem Zeitungsartikel kritisiert, worauf das Staatssekretariat für Migration die Vorwürfe untersuchen ließ. Der offizielle Schlussbericht entlaste das Sicherheitspersonal, gebe aber auch Empfehlungen, z.B. zur Weiterbildung des Sicherheitspersonals.
5. Kritische Fragen nicht mehr zeitgemäß (taz.de, Ralf Leonhard)
Seit 45 Jahren gibt es in Österreich das sogenannte “Pressefoyer”, bei dem Kanzler und Vizekanzler der Presse für Fragen jeder Art zur Verfügung standen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat die Institution nun abgeschafft und will sie durch einen Blog ersetzen. Journalistengewerkschaft und Presseverbände würden die Entscheidung in einem gemeinsamen Kommuniqué bedauern, so Ralf Leonhard in der “taz”.
6. Lead Awards: Jury-Vorsitzender kritisiert Blattmacher (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Oktober werden wieder die Lead-Awards verliehen. In diesem Jahr sei es der Jury schwergefallen, überhaupt ein paar Magazin-Cover zu finden, die eine Nominierung verdient hätten. Im Haus der Photographie in Hamburg kann man sich auf 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche alle von der Lead Academy nominierten Arbeiten ansehen. Ulrike Simon hat sich den Jury-Vorsitzenden und ehemaligen “Tempo”-Chef Markus Peichl für einen Rundgang geschnappt. Von einer “mauen Auswahl” und “Notlösung” ist die Rede und von den eigentlich notwendigen Tugenden von Covermachern: „Mut. Unverfrorenheit. Selbstvertrauen“.
1. Wer auf sozialen Netzwerken Bilder von Polizeiaktionen gegen Burkini-Trägerinnen teilt, wird verklagt (netzpolitik.org, Markus Reuter)
An einigen französischen Badeorten ist das Tragen von körperverhüllender muslimischer Schwimm-Bekleidung verboten. Nun sorgten Bilder für weltweite Empörung und Verwunderung, auf denen man sehen kann, wie eine Frau in Nizza von vier Polizisten am Strand gezwungen wird, Kleidung abzulegen. Zukünftig wollen die französischen Behörden klagen, wenn Bilder derartiger Polizeimaßnahmen in sozialen Medien verbreitet werden. Man begründet dies damit, dass die Aufnahmen der Polizeiaktion zu Beleidigungen und Drohungen gegen die Polizeibeamten geführt hätten.
2. Wieder über 50.000 Euro” (taz.de, Ilija Matusko)
Die “taz” setzt bei ihren Bezahlmodell “taz.zahl ich” auf Freiwilligkeit und Solidarität. Über 8.000 Menschen würden mit ihren Unterstützungszahlungen dafür sorgen, dass es auf der Webseite keine Tagespässe oder Bezahlschranken gibt. Im Monatsbericht Juli werden die Zahlen genau aufgeschlüsselt.
3. Schritt für Schritt zur Webreportage: Adobe Spark (get.torial.com, Peter Gardill-Vaassen)
Für Journalisten ist Mobilität immer wichtiger. Von unterwegs eine ansprechende Webreportage produzieren, das soll mit “Adobe Spark Page” gelingen. Peter Gardill-Vaassen hat sich das Tool angeschaut und eine kleine Reportage damit gebastelt. Das Fazit: Die kostenlose Software sei einfach zu bedienen und hinterlasse einen professionellen Eindruck, die fertigen Dateien würden jedoch auf Adobe-Servern liegen und müssten eingebunden werden.
4. Dopingberichterstattung im Fußball: Das Nähe-Distanz-Problem (fachjournalist.de, Moritz Belmann & Paul Schönwetter)
Über Doping im Fußball wird wenig berichtet, man könne fast denken, dass die Deutschen keine kritische Fußballberichterstattung wollen, so Moritz Belmann und Paul Schönwetter. Für Journalisten sei es schwer, aus dem System von Abhängigkeiten auszubrechen: “Die Journalisten scheinen gefangen in einem System Fußball, dessen Selbstverteidigung immer besser wird. Einige versuchen sich als Dopingjäger und verlassen den objektiven Pfad im Sportjournalismus. Mit der professionellen Ausrichtung der Vereine, gerade im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und PR, verstärkt sich die Abhängigkeit der Journalisten, um Informationen zu erhalten. Nur ein Insider, der auspackt und ein eventuelles System offenlegt, oder ein erster großer Dopingfall im Fußball können daran etwas ändern.”
5. Wahlkampf: Die BaZ ballert sich ins Abseits (tageswoche.ch, Gabriel Brönnimann)
Gabriel Brönnimann kommentiert die Linie der “Basler Zeitung”, die sich derzeit im Wahlkampf-Modus befinde. Weil dem, wie er es bezeichnet, “Revolverblatt” der nötige Pulverdampf fehle, schieße man selber scharf und erkläre Basel mit alarmistischen Artikeln zur Gefahrenzone. Brönnimann hat sich die von der “Basler Zeitung” verbreiteten Zahlen angeschaut und kommt zum Schluss: “Der BaZ-Mix aus statistisch nichtssagenden Tatbeschreibungen und ausgewählten Beschreibungen der Herkunft der mutmasslichen Täter ist ein Gift-Cocktail, nichts weiter.”
6. Von wegen Altpapier! (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Da wo andere digitalisieren, dass der Scanner glüht, verlässt sich “RND”-Kolumnistin Ulrike Simon auf ihr analoges Archiv aus Dutzenden von Aktenordnern: “Mir ist klar, dass mich einige für meine altmodische Art, Unterlagen zu horten, auslachen. „Steht doch alles im Netz“, werden die einen sagen. Ach ja? Auch der vor Jahrzehnten verfasste Gesellschaftervertrag vom Spiegel-Verlag? „Kann man doch alles einscannen und auf Festplatte speichern“, werden die anderen sagen. Könnte man, ja. Aber würde es helfen, den Ellbogen beim Schreiben auf die Festplatte zu legen, um sich an sein Wissen zu erinnern?”
1. Britische Medien in der winzigen Blase von Westminster (Peter Stäuber, medienwoche.ch)
Der in London arbeitende Korrespondent Peter Stäuber über den Einfluss der britischen Medien auf Politik und einzelne Politiker: “Journalisten in England treten im Umgang mit Labour-Chef Jeremy Corbyn nicht als Wachhunde der Demokratie auf, sondern als Kampfhunde. Selbst der als links geltende «Guardian» übt sich nicht eben in fairer Kritik am polarisierenden Parteichef.”
2. Ausbildung statt Ausbeutung (buchreport.de)
Kurzes Interview mit der Vorsitzenden des Vereins “Junge Verlagsmenschen” Lena Augustin, in dem es vor allem um die Rechte und die Entlohnung von Volontären in Verlagen geht: “Der Mindestlohn ist, wie es der Name schon sagt, das Mindeste. Verlage, die darunter bleiben, rechtfertigen sich mit dem Argument, Volontariate seien Ausbildungsverhältnisse. Nach unserer Ansicht ist das Volontariat aber eine Einstiegsstelle, weil wir wissen, dass viele Volontäre schon sehr schnell dieselbe Arbeit wie festangestellte Kollegen verrichten. Unser Vorschlag: Verlage könnten mit einem Gütesiegel zeigen, dass sie fair ausbilden. Das Volontariat dauert nicht länger als 2 Jahre, es gibt klar definierte Ziele und feste Ansprechpartner im Verlag – das wären zentrale Kriterien für ein solches Siegel.”
3. Verwirrung um Sky-News-Bericht über Waffenschmuggel (derwesten.de, Christine Holthoff)
Wer sagt die Wahrheit: Der britische Sender “Sky News” mit seiner Behauptung, Mafiagangs in Rumänien würden für 1.700 Euro Sturmgewehre an jedermann verkaufen? Oder die rumänische Anti-Korruptions-Behörde “Diicot”, die von einer gefakten Inszenierung spricht? Christine Holthoff berichtet über das rumänische Waffen-Verwirrspiel.
4. Aus dem Alltag eines Zeitungshändlers (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Immer weniger Menschen kaufen gedruckte Zeitungen. Das hat meist etwas mit Medienwandel, manchmal aber auch mit Schludrigkeit und kaufmännischem Unvermögen zu tun. Auf diesen Gedanken kann man jedenfalls kommen, wenn man Ulrike Simons Kolumne liest. Der Kioskhändler ihres Vertrauens hat ihr die Misere anhand seiner Kassenzettel erläutert. Daraufhin hat sich Simon ans Telefon gehängt und den zuständigen Geschäftsführer des Pressevertriebs ins Gebet genommen.
5. Slightly More Than 100 Exceptional Works of Journalism (theatlantic.com, Conor Friedersdorf)
Conor Friedersdorf kuratiert den wöchentlich erscheinenden Newsletter “The Best of Journalism”. Für “The Atlantic” hat er die, seiner Ansicht nach, lesenswertesten 100 Stücke Journalismus zusammengestellt. Eine sensationelle (wenn auch englischsprachige) Fundgrube, die über verregnete Sommer hinweghelfen kann. Mehrere…
6. Liebe @krone_at , eure Grafik war ein wenig abgeschnitten, ich hab sie mal korrigiert (twitter.com, @sonstwer)
Die österreichische “Kronenzeitung” hat ein Diagramm der “Mindestsicherungsbezieher in Wien nach Land” veröffentlicht, das grob verfälschend ist. @sonstwer hat die Verhältnisse auf Twitter optisch geradegerückt. (zum Vergrößern auf die Vorschaubilder klicken, die von der mittigen dünnen weißen Linie getrennt werden)
1. Eines Nachts, unvermutet (faz.net, Bülent Mumay)
“Vergangene Woche wurde ich in Istanbul verhaftet. Man warf mir vor, die Putschisten zu unterstützen. Jetzt bin ich wieder auf freiem Fuß – und noch entsetzter über mein Land als zuvor.” So beginnt der erschütternde Bericht des türkischen Journalisten Bülent Mumay, der letzten Dienstag mit drei anderen Verhafteten in eine sechs Quadratmeter große Zelle gesperrt wurde. Nach drei Tagen bei Mangelernährung, Dauerlicht und ohne Bett wurde er wieder freigesetzt; der Staatsanwalt konnte trotz angestrengten Googelns und dem Besuch von Mumays LinkedIn-Profils nichts Vorwerfbares finden.
2. Die Alte Tante und ihre neuen deutschen Freunde (medienwoche.ch, Nick Lüthi)
Noch vor sechs Jahren wurde der Bedeutungsverlust der “NZZ” als Weltblatt beklagt, doch heute steht das Schweizer Blatt so stark wie noch nie da, vor allem in Deutschland. Nick Lüthi in seiner ausführlichen Analyse: “Mit seiner Refokussierung auf einen Liberalismus ohne erklärende Etiketten trifft NZZ-Chefredaktor Eric Gujer in Deutschland offenbar den rechten Zeitgeist. Auch wenn beileibe nicht alle deutschen Leserinnen und Leser die politische Haltung der Merkel-, Islam- und einwanderungskritischen NZZ-Gastautoren teilen, so gibt es unter ihnen eine mitteilungsfreudige Minderheit, welche die Essays und Kommentare als Bestätigungsprosa liest.”
3. Plattformen rücken der Podcast-Community auf die Pelle (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Podcast-Szene zeichnet sich durch viele Enthusiasten aus, die mit viel Liebe und meist ohne große kommerzielle Erwartungen ihre Hörangebote ins Netz speisen. Doch nun entdecken Streaming-Plattformen wie Soundcloud, Spotify oder Audible den wachsenden Markt für sich. Markus Reuter hat die Entwicklung zusammengefasst und sich umgehört, was die Podcaster dazu sagen.
4. Merkels Presseamt beobachtet Putin-Sender “RT Deutsch” (stern.de, Hans-Martin Tillack)
Das vom russischen Staat finanzierte Webangebot “RT Deutsch” (Russia Today) konnte sich seit dem Start Ende 2014 trotz (oder wegen) oft umstrittener Beiträge eine Fangemeinde aufbauen. Zu den regelmäßigen Lesern gehört auch das Bundespresseamt, welches nach Recherchen des “Stern” fast seit Beginn mitliest, mitschaut und ggf. mitprotokolliert. Letzteres durchaus kritisch, wie die Notizen aus den Protokollen belegen.
5. Böse, verrückt oder ein Würstchen? (zeit.de, Thomas Fischer)
Der von vielen kultisch verehrte, in letzter Zeit aber auch kritisierte BGH-Richter und “Zeit”-Kolumnist Thomas Fischer (“Fischer im Recht”) antwortet auf einen Artikel in der FAZ. Wie immer im kraftvollen und metaphernreichen Fischer-Style, der dem Leser einiges an Orientierungs-, Durchhalte- und Abstraktionsvermögen abverlangt.
6. Kneipenwirte sind auch keine besseren Verleger (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Was Ulrike Simon in ihrer Kolumne erzählt, hätte man sich als filmische Umsetzung von Helmut Dietl gewünscht: Als eine Art “Monaco Franze vom Wendland”. Eine Story um einen umtriebigen und lang gedienten Reporter, der mit einem Kneipenwirt bei Bier und Schnaps ein Magazin in hochwertiger Ausstattung erfindet (“Landluft”) und für die Beiträge einige berühmte Namen engagiert. Und sich jetzt mit seinem “Kneipenwirtverleger” auseinanderdividiert hat, um mit seinen 74 Lenzen zu neuen Ufern aufzubrechen.
1. Körperbeschimpfung als Kampfmittel (zeit.de, Catherine Newmark)
Frauen, die sich öffentlich äußern, schlägt viel Hass entgegen. Doch warum werde gerade jetzt das Klischee der hässlichen Emanze wiederbelebt, fragt Kulturjournalistin Catherine Newmark in der “Zeit”. Newmark greift Vorgänge aus der unmittelbaren Vergangenheit auf wie den Disput zwischen den Autoren Stefanie Sargnagel und Thomas Glavinic und schließt zum Ende hin mit “…es wäre von Vorteil, sich wieder mal klar zu machen, dass Feminismus und Genderforschung keine überflüssigen Hobbys gebildeter Frauen sind oder gar ein ideologischen Verblendungszusammenhang, der weltverschwörerisch an der Natur vorbeizuregieren sucht.”
2. Brexit: So haben die Zeitungen in Europa berichtet (de.ejo-online.eu)
Das Team des “European Journalism Observatory” hat in einer aufwändigen Untersuchung die Brexit-Berichterstattung von jeweils drei Zeitungen aus elf europäischen Ländern, Russland und den USA unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Zeitungen hätten mit einer überwältigenden Mehrheit negativ über die Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen, berichtet.
3. Salafisten gewarnt? NP weist Vorwurf zurück (ndr.de)
Hat die Zeitung “Neue Presse” aus Hannover beim “Deutschsprachigen Islamkreis Hildesheim” (DIK) angerufen und diesen vor einer geplanten Razzia gewarnt, wie Niedersachsen Innenministers Boris Pistorius zunächst behauptete? Die “Neue Presse” weist den Vorwurf als “falsche Anschuldigung” zurück. Der “NDR” hat über die zu Grunde liegende Thematik berichtet und mit den zuständigen Stellen gesprochen.
4. Hochkonjunktur fürs E-Paper (rnd-news.de, Ulrike Simon)
RND-Kolumnistin Ulrike Simon wundert sich, warum bestimmte Zeitungen ihre E-Paper nur über relativ kurze Zeiträume für ihre Abonnenten bereithalten. Bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ würden sich die digitalen Ausgaben bis maximal drei Wochen nach Erscheinen abrufen lassen, bei der „SZ“, „FAZ“, „Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ sogar nur sieben Tage. Simon hat sich mit den Verantwortlichen unterhalten, die zunächst gute Gründe dafür anführen. Doch die Lage sieht wohl etwas anders aus, wie sich später herausstellt.
5. Nachrichten in Zeiten der Aufregung (deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso)
Der Leiter der Deutschlandfunk-Nachrichten Marco Bertolaso überlegt, wie eine Nachrichtenredaktion heutzutage mit Situationen wie dem Münchner Amoklauf umgehen kann. Es ist ein Spagat aus Eilmeldungen, Echtzeitberichterstattung und journalistischer Gründlichkeit, den Bertolaso beschreibt: “Wir müssen dem Druck der Eilmeldung widerstehen. Wir melden, was wir für bestätigt halten. Diese alte passive Tugend reicht aber alleine nicht mehr. Wir müssen uns auch aktiv daran beteiligen, Gerüchte und Unterstellungen einzufangen, bevor sie politisch-gesellschaftliche oder andere Folgen haben.”
6. Social-Media-Maulkorb: Unerlaubte Worte, Hashtags und Re-Tweets bei den Olympischen Spielen (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Bald finden die Olympischen Spiele in Rio statt. Das Internationale Olympische Komitees (IOC) hat ein Regelwerk zur Berichterstattung veröffentlicht, das “Netzpolitik”-Autor Markus Reuter zu Recht als “Social-Media-Maulkorb” bezeichnet. Der hyperaktive Markenschutz des IOCs könne das Spektakel in Rio zu einer Abmahnfalle machen. Wer mit einem Unternehmensaccount etwas über die Olympischen Spiele in sozialen Medien postet, begebe sich auf ein juristisches Minenfeld. Markus Reuter hat am Ende seines Beitrags eine kleine “olympische Übung” zusammengestellt und fragt im Rahmen eines Tests bei einigen denkbaren Konstellationen, ob erlaubt oder verboten. Ein Stück Realsatire, über das man herzhaft lachen könnte, wenn es nicht so bitter wäre.
1. „Honorare offenlegen!“ (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber vom “Tagesspiegel” hat sich mit dem Justiziar des Südwestrundfunks unterhalten, der in der ARD federführend für das Rundfunkgebührenrecht zuständig ist. Es geht um den geheimnisvollen ARD-Vertrag mit Ex-Fußballprofi Mehmet Scholl. Huber erkundigt sich danach, wann die ARD die vielbeschworene Transparenz walten lasse und die Honorare ihrer Experten, Moderatoren und anderer Vertragspartner offenlege: “Ist das nicht ulkig? Ich weiß, was jeder Intendant einer ARD-Anstalt verdient, aber das Honorar für Mehmet Scholl oder Anne Will bleibt ein Sendergeheimnis.”
2. Männer machen Medien (medienwoche.ch)
“Medienpranger.ch” versteht sich als Blog gegen sexistische Berichterstattung in Schweizer Medien. Die Autorinnen des Watchblogs haben für die “Medienwoche” einen Gastbeitrag verfasst, in dem sie ihre Motive erklären und auf typische Muster frauenfeindlicher Berichterstattung und Rollenklischees hinweisen, die sie als die Wurzel des Problems betrachten.
3. Wo war BILD? (djv.de, Hendrik Zörner)
Auf der Ausstellungseröffnung “PresseFoto Hessen-Thüringen 2015” gab es bereits bei der Eröffnung kritische Worte über die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen von Bildjournalisten. Hendrik Zörner macht für die Abwertung des Fotografenberufs auch die “BILD” und die von ihr erfundenen “Leser-Reporter” verantwortlich. “Und die Bildjournalisten, die für BILD arbeiten? Ihre Honorare liegen bei rund 50 Euro pro Foto – eine Unverschämtheit gegenüber den fürstlichen Gagen, die die Leser-Reporter bekommen. Wie lange wollen sich die Kollegen Springers Honorarpolitik noch gefallen lassen?”
4. 10 Texte zur Journalistenausbildung – Jetzt geht es ans Auswerten (journalist.de)
Die Branchenseite “journalist.de” und das Onlinemagazin “vocer.org” haben im Mai gemeinsam eine Serie zur Ausbildung von Journalisten gestartet. Mittlerweile sind zehn Teile zusammengekommen, in denen vor allem junge Journalisten erzählen, welche Inhalte für eine zeitgemäße Ausbildung wichtig sind. In einer Übersicht werden die Beiträge vorgestellt und verlinkt.
5. Rutschunfall bei „Netzwerk Recherche“-Recherche (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Wenn Paul-Josef Raue, langjähriger Zeitungschef, Mitverfasser des Werks „Das neue Handbuch des Journalismus“ und Autor von Artikeln wie Recherchiere immer, von der Jahrestagung des „Netzwerkes Recherche“ berichtet, bei der er selbst auf dem Podium saß, freut man sich besonders auf eine spätere Einordnung. Raue hat dies auf “kress.de” getan und dabei eine ganze Reihe von Personen genannt und zitiert, die gar nicht auf der Veranstaltung waren.
6. Noch und nöcher (rnd-news.de, Ulrike Simon)
RND-Kolumnistin Ulrike Simon leidet unter Wort-Allergien. “Content” ist eines dieser Allergene. Zum anaphylaktischen Schock kommt es bei Simon jedoch, wenn Interviewpartner nachträglich das Wörtchen “noch” einfügen.
1. Nach Tony Blair auch die Medien hinterfragen (infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Der Schweizer Journalist Urs P. Gasche geht mit dem Westen und den westlichen Medien ins Gericht. Blair und Bush hätten mit Lügen den Krieg gegen Irak entfacht und auch Schweizer Medien hätten die US-Propaganda als Tatsachen verbreitet. “In Konfliktsituationen versuchen alle Parteien, die Öffentlichkeit mit einseitigen, irreführenden und sogar gefälschten Informationen zu manipulieren. Die USA und ihre Verbündeten sind darin keinen Deut besser als etwa das Regime Baschar al-Assads oder Putins Russland.” Erhebliche Skepsis sei angebracht, so Gasche in seinem ausführlichen, mit Beispielen gespickten Artikel. Eine Skepsis, die sich im letzten Satz des Beitrags widerspiegelt: “Welche Medien haben aus der Vergangenheit gelernt?”
2. Interviewarten: Gut zu wissen, bevor man fragt (abzv.de, Mario Müller-Dofel)
Weil manchen, vor allem jungen Journalisten die Unterschiede zwischen den Interviewarten nicht klar seien, hat Mario Müller-Dofel eine Übersicht zusammengestellt, die auch nach sachlicher und emotionaler Kommunikation der wichtigsten Arten unterscheidet. Denn ehe Interviewer sich ihre Interviewziele klarmachen, solle ihnen klar sein, welche Interviewart zum Thema und Gesprächspartner passe. Müller-Dofel macht den angehenden Journalisten zum Schluss Mut: “Augenhöhe hat nichts mit dem Alter, sondern mit Akzeptanz beim Gesprächspartner zu tun. Die können sich junge Journalisten durch eine vorausschauende, professionelle Kommunikation erarbeiten.”
3. Charta für mehr Qualität (horizont.net, Ulrike Simon)
Auf der Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche am vergangenen Wochenende in Hamburg haben mehrere Journalistenschulen eine gemeinsame Charta vorgestellt, mit der sie sich erstmals freiwillig auf einige Mindeststandards verpflichten. Ulrike Simon fasst in einem Kurzbeitrag die begleitende Diskussion zusammen.
4. Was lesen Buchblogger: Eine neue Analyse mit Visualisierungen und Statistiken (lesestunden.de, Tobias Zeising)
Buchblogger Tobias Zeising hat die Rezensionsschwerpunkte von 500 Literatur- und Schmöker-Blogs ausgewertet. Als Grundlage dienten ihm von “Lovelybooks” und “Goodreads” abgeleitete Daten. Rund 65.000 Bücher flossen in die Auswertung ein. Bei den Genres lagen auf den ersten drei Plätzen Jugendbuch, Roman und Fantasy, gefolgt von Krimis und Thrillern. Zeising hat aber noch unzählige weitere interessante Dinge aus den Daten abgeleitet wie die Geschlechterverteilung, eine Hitliste der zehn von Buchbloggern meistgelesenen Büchern und viele weitere Detailfakten.
5. Was fließt hier eigentlich? (meta-magazin.org, Axel Bojanowski)
“Spiegel Online”-Wissenschaftsredakteur Axel Bojanowski hat vor einiger Zeit einen Leserbrief erhalten, in dem es im weitesten Sinne darum ging, welche Formulierungen zur Beschreibung von wissenschaftlichen Sachverhalten angemessen sind und ob die Verwendung unscharfer Metaphern erlaubt sei. Bojanowski hat den Leserbrief ausführlich beantwortet und unter anderem festgestellt: “Ich glaube, man muss unterscheiden, ob man Wissenschaft erzählen oder darstellen will. Bei der exakten Darstellung können Metaphern hinderlich, ja destruktiv sein. Beim Erzählen müssen jedoch die Regeln guter Geschichten gelten, also Poesie, Spannung, Sprache, Assoziationen aus der Welt des Lesers, Verknüpfungen mit der Alltagswelt. Ansonsten scheitert das Erzählen, es wäre vergeblich.”
6. Datenschutzerklärung von „Pokémon Go“: Großzügige Erlaubnis zur Datenweitergabe an staatliche Stellen (netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Obwohl Nintendos Handy-Spiel “Pokémon Go” in Europa noch nicht offiziell in den App-Stores verfügbar ist, gibt es im Netz bereits unzählige Berichte und Screenshots des gefeierten Augmented-Reality-Games. “Netzpolitik.org” gibt zu bedenken, dass sich die Betreiber weitreichende Rechte zur Datenübertragung einräumen lassen. Auch Heise-Security-Autor weist in seinem Beitrag Pokémon Go greift sich alle Google-Rechte darauf hin, dass die App alle Mails lesen, auf Daten im Google Drive zugreifen und selbst Mails im Namen des Nutzers verschicken kann.
1. „In welcher Welt lebt Björn Höcke eigentlich?“ (handelsblatt.com, Dietmar Neuerer)
Thüringens AfD-Fraktions- und Landeschef Björn Höcke hat seiner Partei angesichts des Führungsstreits die Empfehlung gegeben, gegenüber Pressevertretern keinerlei Erklärungen mehr abzugeben. Er nannte es “ein grundsätzliches und allgemeingültiges Pressemoratorium”. Der Chef des Journalistenverbands Frank Überall erklärte dem “Handelsblatt” gegenüber: “In welcher Welt lebt Björn Höcke eigentlich? Ein Pressemoratorium ist zum einen mit dem verfassungsmäßigen Auftrag der Parteien zur politischen Willensbildung unvereinbar, zum anderen halten das die AfD-Politiker doch gar nicht durch.” “Handelsblatt”-Reporter Dietmar Neuerer fasst den Selbstzerfleischungsvorgang der AfD zusammen, einschließlich des genauen Zeitablaufs.
2. Türkische Journalisten: Gegen die Schere im Kopf (ostpol.de, Cicek Tahaoglu)
Die Journalistin Cicek Tahaoglu ist Redakteurin beim unabhängigen türkischen Portal „Bianet“ und beobachtet bei sich und Kollegen eine fortschreitende Selbstzensur. “Das passiert sogar mir, aber bei Bianet motivieren wir uns, mutig zu sein. Wenn ich merke, dass ich mich selbst zensiere, frage ich mich, was ich tue und korrigiere meine Fehler. Aber die sogenannte Schere im Kopf ist nicht verwunderlich, schließlich kann alles, was du schreibst, gegen dich verwendet werden.”
3. Vertrauen zur NZZ – und Tausende Franken sind weg (infosperber.ch, Christian Müller)
Eine ganzseitige “NZZ”-Eigenanzeige bewarb ein von einem österreichischen Reisebüro durchgeführtes Opern- und Musicalarrangement. 15 NZZ-Abokunden haben sich für den Musikabend entschieden, der mit einem Preis von 4.263 Euro nicht ganz billig war. Nun ist der Veranstalter pleite und das Geld der Leser wohl futsch. Juristisch sei im vorliegenden Exklusiv-Kultur-Empfehlungsdebakel die NZZ natürlich nicht haftbar, schreibt Christian Müller. Doch ganz wohl ist ihr wohl auch nicht. Man will den LeserInnen deshalb zur Entschädigung (“zusätzlich zu den Anstrengungen…”) ein Jahr lang kostenlos die NZZ zustellen und je zwei Tickets für das Opernhaus Zürich “offerieren”.
4. „Lügenpresse“: Worum geht es hier eigentlich? (telemedicus.info, Simon Assion)
Simon Assion ist Rechtsanwalt und Mitgründer des juristischen Internetprojekts “Telemedicus”. In einer längeren Stellungnahme setzt er sich mit der Fundamentalkritik des “Lügenpresse”-Begriffs auseinander. Er geht darin auch auf das Auslassen von Informationen ein, das oftmals kritisiert wird und weist darauf hin, “dass Medienunternehmen und Journalisten zu Recht auch dafür Verantwortung übernehmen, welche Folgen ihre Berichte auslösen. Und dies gilt eben nicht nur für Selbstmorde, sondern – in Abstufungen – auch für die Berichterstattung über bestimmte Volks- oder Religionsgruppen. Und ganz allgemein für die Berichterstattung über hass- und angstgetriebene Themen wie z.B. Vergewaltigungen.”
5. Die Verabredung, sich öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu leisten, gilt für viele offenbar nicht mehr. (planet-interview.de, Jakob Buhre)
Jedes Jahr gibt es im ZDF das berühmte Sommer-Interview mit Spitzenpolitikern. Die Gesprächsreihe hat Tradition und geht auf die Sendung “Bonn direkt” in den 1980er Jahren zurück. Seit einiger Zeit liegt das Interview in Echtgrünkulisse in den Händen von Bettina Schausten und Thomas Walde. “Welche Absprachen gibt es dabei? Warum gibt Angela Merkel kein Interview in ihrem Wahlkreis? Und warum hat das ZDF noch nie Edward Snowden interviewt?” Jakob Buhre von “Planet Interview” hat den Spieß umgedreht und die Interviewer interviewt.
6. Zum 70. Geburtstag von Stefan Aust. Ein Nachtrag (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Stefan Aust war lange Jahre Chefredakteur des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel”, seit 2014 ist er Herausgeber der Tageszeitung “Die Welt”. Zu seinem 70. Geburtstag hat er auf sein Gestüt eingeladen (Aust gilt als passionierter Pferdezüchter). Medienkolumnistin Ulrike Simon ist es gelungen, ein Exemplar der achtseitigen Sonderausgabe der „Welt“ zu ergattern, die man für den Jubilar erstellt hat. Als „Hommage an einen Aufrechten“… Im Buzzfeed-Stil führt sie einige der Highlights auf: “Diese 14 Zitate verraten Ihnen, wie Stefan Aust wirklich ist”.
1. Justiz blockt Neonazi-Watchblog (tagesspiegel.de, Matthias Meisner)
Der “Tagesspiegel” berichtet über das Neonazi-Watchblog “Störungsmelder”, das seit neun Jahren bei den Kollegen von der “Zeit” gehostet werde. Dort würde fortlaufend über die rechte Szene berichtet, auch wenn sie mal nicht im Fokus der Öffentlichkeit stünde. Zuletzt beispielsweise über einen “Identitären”-Aufmarsch in Berlin, Verbindungen von Russlanddeutschen zur extremen Rechten und eine Sonnenwendfeier im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm. Doch die “im besten Sinn journalistische Arbeit” hätte einen empfindlichen Dämpfer bekommen: Das Verwaltungsgericht Augsburg sehe im “Störungsmelder” kein Presseorgan und habe deshalb einem der Autoren die Auskunftsrechte gegenüber Behörden verweigert.
2. Benjamin Carter Hett: “Für den Spiegel ist das eine Prestigefrage” (wolfgangmichal.de)
Das neue Buch des US-amerikanischen Historikers Benjamin Carter Hett über den Reichstagsbrand stellt die These vom Einzeltäter in Frage. Diese sei in den fünfziger Jahren vom “Spiegel” in die Welt gesetzt worden, so Wolfgang Michal auf seiner Seite. Nun ducke sich der “Spiegel” weg und sähe keinen Grund zur Selbstkorrektur. Während Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust in der “Welt am Sonntag” fünf Druckseiten für Hetts Buch freigeräumt hätte, sei es dem “Spiegel” bis heute keine Zeile wert. Wolfgang Michal hat mit dem Autor über die Gründe gesprochen und ihn nach den Ergebnissen seiner Recherchen gefragt.
3. Hartmut Schneider: „Blessuren gelten als Statussymbol“ (augenzeugen.info, Frank Überall)
Seit Jahren hält Hartmut Schneider photographisch Aufmärsche und Veranstaltungen von Neonazis fest – zu journalistischen, aber auch zu Dokumentationszwecken. Frank Überall hat ihn im Interview u.a. gefragt, warum er so viel Zeit auf solchen Veranstaltungen verbringen würde, auch wenn damit meist kein Geld zu verdienen sei. Schneider berichtet von aus dem Ruder gelaufenen Demos der Rechtenszene und erklärt, warum Deeskalation aus seiner Sicht nicht immer das Mittel der Wahl ist. So wünscht er sich zum Beispiel ein schnelleres und beherzteres Eingreifen den Polizei: “Ich habe in meiner langen Tätigkeit noch nie beobachtet, dass ein rechtsextremistischer Störer einen Platzverweis erhielt. Dagegen werden mir regelmäßig Platzverweise angedroht, weil ich angeblich die Arbeit der Polizei störe.”
4. Die FAZ, Jürgen Kaube und die Frauen (www.rnd-news.de, Ulrike Simon)
Jürgen Kaube ist einer der vier Herausgeber der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” und dort zuständig für das Feuilleton. RND-Autorin Ulrike Simon wirft Kaube in ihrer neuesten Kolumne vor, ein Problem mit Frauen zu haben. Konkreter Anlass ist die Versetzung einer Redakteurin. Ulrike Simon hat sich im Hintergrund umgehört und spekuliert über die Gründe.
5. ROG-Korrespondent freigelassen (reporter-ohne-grenzen.de)
Erol Önderoglu, seit 20 Jahren Korrespondent und Repräsentant von “Reporter ohne Grenzen” in Istanbul, wurde am 20. Juni zusammen mit anderen Menschenrechtsverteidigern verhaftet. Der Anlass: Önderoglu hatte sich an einer Solidaritätsaktion für die pro-kurdische Zeitung “Özgür Gündem” beteiligt. Nun ist er auf Anordnung eines Istanbuler Gerichts freigelassen worden. Die Anschuldigungen wegen angeblicher “Terrorpropaganda” würden aber weiterhin aufrechterhalten.
6. Michael Jackson und die Kinder (perlentaucher.de, Thomas Groh)
Das amerikanische Klatsch- und Schmuddelmagazin “RadarOnline” hat den Polizeibericht der Hausdurchsuchung bei Michael Jackson aus dem Jahr 2003 veröffentlicht. “RadarOnline” würde unterstellen, es seien üble Bilder missbrauchter Kinder aufgefunden worden. Deutsche Medien wie die “Deutsche Welle” oder der “Rolling Stone” hätten die Meldung ungeprüft übernommen. Es handele sich jedoch bei den im Polizeibericht aufgeführten Büchern um bei Online-Buchhändlern frei verfügbare und keineswegs justiziable Werke. Thomas Groh dazu in seinem Schlussabsatz: “In erster Linie ist diese ganze Angelegenheit vor allem ein Lehrstück über journalistische Kultur im Zeitalter potenzierter Empörungswilligkeit. Es zeigt sich, mit welchen kleinen semantischen Verschiebungen sich ein Maximum an öffentlicher Welle hervorrufen lässt. Wer der Ansicht ist, dass die Behörden bei Michael Jackson Folter- und Missbrauchsmaterialien gefunden hat, geht seiner eigenen voyeuristischen Fantasie und der eigenen spekulativen Lust auf den Leim.”
7. Offener Brief an die AfD Bayern (facebook.com, Lorenz Meyer)
Ausnahmsweise heute ein siebenter Link: Der in seiner Niedertracht schwer zu ertragende Facebook-Post der AfD-Bayern und die Antwort des BILDblog-6vor9-Kurators darauf.
1. Vergleichsweise kriminell: Das Flüchtlingszitat des Innenministeriums (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in der vergangenen Woche erstmals bundesweit erhobene Daten zu Straftaten von Zuwanderern veröffentlicht. In dem Zusammenhang fiel die Äußerung: „Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche.“, was jedoch nicht aus den Zahlen des BKA-Berichtes abgeleitet werden könne, so Medienjournalist Stefan Niggemeier auf “Übermedien”. Vermutlich sei die Aussage nicht einmal richtig, werde aber ungeprüft von vielen Medien verbreitet. Niggemeier rätselt über die Motive und fragt sich und die Leser: “Ist das die Nachrichtenroutine, in der ein korrektes Zitat erst einmal ein korrektes Zitat ist, auch wenn es inhaltlich nicht korrekt ist? Oder spielt dabei ein Wunsch der Journalisten eine Rolle, solche eine positive Nachricht zu verbreiten?”
2. Matthias Matussek und andere Leidensgenossen (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon beschäftigt sich mit den Meldungen eines Branchendienstes, der jüngst bei Springer unrühmlich ausgeschiedene Matthias Matussek und sein umstrittener Anwalt Joachim Steinhöfel könnten eine Videokolumne bekommen: ausgerechnet bei einer zum Springer-Kosmos gehörenden Webseite. Eine etwas voreilige Meldung, denn dort ist man mittlerweile zurückgerudert. Ulrike Simon schreibt: “Matussek bleibt vorerst die „Weltwoche“, bei der ihn Roger Köppel als regelmäßiger Autor engagiert hat, und Steinhöfel lässt sich entweder auf der illustren Seite „Achse des Guten“ oder gleich im eigenen Blog aus, wo er mal dem „Welt“-Vize Ulf Poschardt unterstellt, geistige Miniaturen zu verfassen oder einen anders als er denkenden Redakteur der „Süddeutschen“ einen „gemütsverrotteten Spitzbuben“ nennt. Es ist also jeder da, wohin er gehört.”
3. Kleiner Mann – und nun? #KeinZwerg (leidmedien.de, Lilian Masuhr)
Anlässlich des Todes des Schauspielers Michu Meszaros, der im Kostüm des TV-Außerirdischen “Alf” steckte, hat die “SZ” eine betextete Bilderstrecke über “Kleinwüchsige in der Showbranche” veröffentlicht. Einige der Formulierungen des “Lobs auf die menschliche Verschiedenheit” sorgten sowohl bei Betroffenen als auch Nicht-Betroffenen für Kritik. “Leidmedien” schreibt, was genau an den Sätzen als störend empfunden wird. Mittlerweile hätte sich auch der Autor des Ursprungsartikels mit einer Leserbriefantwort gemeldet. Wie viel von der Eigenbeschreibung “Lernt viel und gern und von jedem immer was dazu.” zutreffend ist, muss dabei jeder selbst entscheiden.
4. Will they stay or will they go? Brexit und die Medien (carta.info, Fridtjof Küchemann)
Nina Trentmann arbeitet als Korrespondentin in London und verfolgt mit besonderem Interesse die Medienberichterstattung über das Referendum, den sogenannten “Brexit”. Was sie immer wieder wundere: Die klar erkennbare Parteinahme führender britischer Blätter und Sender. Dies sei in Wahlzeiten so, wo die führenden Blätter sogar Wahlempfehlungen abgegeben hätten und wiederhole sich nun beim Brexit. Einer Studie des “Reuters Institute for the Study of Journalism” zufolge herrsche bei den führenden Medien des Landes eine Präferenz für den Brexit.
5. „Österreich” hat eine kriminelle Dauerexplosion (kobuk.at, Martin Straudi & Gabriele Scherndl)
Das Medienwatchblog “Kobuk” kritisiert die Panikmache des Gratisblatts “Österreich”. Obwohl die Kriminalstatistik das Gegenteil belege, werde Österreich in „Österreich” immer gefährlicher. In einer Chronologie der Kriminalberichterstattung zeigt man einige Beispiele für die reißerische Berichterstattung des Blatts.
6. “Beckmanns Sportschule”: Wie viele Idiotien soll diese Welt noch aushalten? (spiegel.de, Jürgen Roth)
Die ARD-Sendung “Beckmanns Sportschule” sorgt allerorten für Entsetzen und Verstörung. Auch Schriftsteller Jürgen Roth hat entsprechende Erfahrungen gemacht und schreibt auf “Spiegel Online”: “Der peinliche, das Laienschauspiel im läppisch-jovialen Zwinkerzwinkertonfall krönende Plauderoheim Reinhold Beckmann tapert mit seinen Gästen durch Gänge und Treppenhäuser, und irgendwann krault Horst Hrubesch auf der Couch im “Bernsteinzimmer des deutschen Fußballs” den zehnjährigen (ja, das erfahren wir) Hund des Moderators, der gestern ausgiebig übers pittoreske Gelände strolchen durfte. Das haben sie sich beim Sat.1-Frühstücksfernsehen abgeguckt, allwo jahrelang ein Mops herumhoppelte. Hier, in dieser “etwas wahnsinnigen Männer-WG” ist nichts mehr zu retten.”
1. Wie reaktionär hätten Sie’s denn gerne? (carta.info, Philip Sarasin)
Der Historiker Philip Sarasin von der Universität Zürich beschäftigt sich mit der traditionsreichen Schweizer Tageszeitung “NZZ”. Seine Analyse: “In letzter Zeit musste man zur Kenntnis nehmen, dass die NZZ sich kaum mehr gegen politische und intellektuelle Strömungen weit rechts im politischen Spektrum abgrenzen mag. Der Ton wird rauer, die Fronten härter. NZZ-Autor Heribert Seifert mimt derweil das liberale Mediengewissen”. Die “NZZ” müsse sich fragen lassen, ob sie zum Sprachrohr von Positionen werden wolle, die bislang als rechtsextrem galten.
2. Springer und die Türkei (rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Einst wollte Springer groß in den türkischen Medienmarkt einsteigen. Was ist daraus geworden? Und was hat das mit Döpfners Kampfansage gegen Erdogan und Diekmanns Engagement bei “Hürriyet” zu tun?”, fragt sich “RND”-Medienkolumnistin Ulrike Simon. Der aktuelle Quartalsbericht werfe weitere Fragen nach Springers Türkei-Strategie auf.
3. Google kämpft mit Frankreich um Privatsphäre (faz.net, Jonas Jansen)
Die französische Datenschutzbehörde “CNIL” besteht im Rahmen des “Recht auf Vergessenwerden” darauf, dass Google monierte Suchergebnisse nicht nur in der EU, sondern weltweit löscht. Google wehrt sich mit einer Klage und argumentiert damit, dass ein Land keine Gesetze für andere Länder schaffen dürfe. Jonas Jansen von der “FAZ” berichtet über den derzeitigen Stand des Konflikts und liefert einige interessante Zahlen über die Entwicklung der Löschanfragen.
4. Journalisten, warum denkt Ihr nicht an Eure Nutzer? (vocer.org, Lina Timm)
Die Meinungen gehen auseinander, was Journalisten können müssen. Die einen sehen den Journalisten ausschließlich als “Vertreter der schreibenden Zunft”. Andere erwarten den medialen Tausendsassa, der nicht nur schreiben, sondern auch programmieren, filmen und schneiden kann. Lina Timm macht sich Gedanken über das wandelnde Berufsbild und plädiert für Offenheit gegenüber den Möglichkeiten der Technik. Aber nicht um jeden Preis: “Technologie umarmen, statt vor ihr wegzulaufen. Dafür muss jetzt kein Journalist coden lernen. Das ist völliger Quatsch, dann müsste ja auch jeder Coder, der im Newsroom arbeitet, lernen, Geschichten zu erzählen. Aber wir müssen uns verständigen können.”
5. Darf man investigativen Journalismus kritisieren oder ist das ein Sakrileg? (wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal stellt die rhetorische Frage, ob es nicht mehr erlaubt sei, investigativen Journalismus zu kritisieren. Anlass sind ihm die sogenannten “Panama Papers”. Kollegen, die es wagen, die Fleißarbeit der SZ und die, wie er findet, pompöse Inszenierung des eingesandten Materials etwas tiefer zu hängen, würden ausgegrenzt oder zu Feinden erklärt werden. Michal macht bei der Kritik an der Art und Weise des Umgangs mit den Panama Papers vier zentrale Punkte auf. Sie betreffen die Quelle, das Material, die Auswertung und das internationale Journalisten-Konsortium.
6. Dieses ganze spannende Leben auf DIN A5 (uebermedien.de, Peter Breuer)
Werbetexter und geistreiches Vorbild ganzer Twitter-Generationen Peter Breuer geht für “Übermedien” gelegentlich zum Bahnhofskiosk und zieht irgendeine beliebige Zeitschrift aus dem Regal. Als Besprechungsobjekt! Seine Rezension von “Reportagen” ist jetzt auch für Nicht-Abonnenten frei lesbar. PS: Breuer ist sehr angetan von dem Magazin mit den langen Lesestücken.
1. Facebook news selection is in hands of editors not algorithms, documents show (theguardian.com, Sam Thielman, englisch)
Anfang der Woche veröffentliche “Gizmodo” eine Recherche, die Facebook vorwarf, bei der Auswahl der “Trending Topics” bewusst konservative Quellen zu unterdrücken. Das Dementi folgte umgehend, doch die Diskussion riss seitdem nicht ab. Kluge Journalisten schrieben kluge Essays über die gesellschaftliche und journalistische Verantwortung des Sozialen Netzwerks, in der Sache stand aber weiter die Aussage von Facebook gegen die Aussage von ehemaligen Angestellten. Jetzt hat der “Guardian” Dokumente geleakt, die erstmals einen Einblick in die Blackbox Facebook geben und zeigen, nach welche Kriterien dort Nachrichten gewichtet werden. Die prompte Reaktion von Facebook kann man wiederum bei “The Next Web” nachlesen.
2. Werberat kritisiert Missbrauch der Flüchtlingsdebatte sowie Seximus (horizont.net, Jessica Becker)
Als Bundesjustizminister Heiko Maas sagte, er wolle sexistische Werbung verbieten lassen, war der Aufschrei groß. Die Rügen des deutschen Werberats — genauer gesagt: die gerügten Objekte — zeigen, warum das vielleicht doch eine ganz gute Idee sein könnte. Ungewöhnlich: Neben drei Motiven, die Frauen auf ihre Sexualität reduzieren, traf es auch ein Unternehmen wegen “männerherabwürdigender” Werbung.
3. “Stern”: Abschied mit Wehmut (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Das Berliner Büro des “Stern” zieht um: Raus aus dem Spreepalais mit Dachterrasse, rein in ein neues Gebäude in der Friedrichstraße. Ulrike Simon besucht die Abschiedsfeier — und sieht ein Ereignis mit Symbolcharakter: “Der Umzug ist nicht nur ein Umzug. Er ist das äußere Zeichen für das, was die ‘Stern’-Leute innerlich umtreibt. Es ist der Bedeutungsverlust, sowohl der des Magazins als auch der eigene, und es ist die Befürchtung, dass das mit den Anzeigen und der Auflage nicht besser wird, dass das immer so weitergeht.”
4. Meinungsbildung: Fernsehen vorne, Internet holt auf (dwdl.de, Alexander Krei)
Das Fernsehen deutlich vor dem Internet, der Zeitung und dem Radio, Zeitschriften unter ferner liefen. In dieser Reihenfolge tragen Medien zur Meinungsbildung der Deutschen bei. Das behauptet jedenfalls eine Studie der Landesmedienanstalten. Während die Bedeutung von Printmedien stetig abnimmt, bleibt den Verlagen zumindest ein kleiner Trost: “Bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegen Web-Angebote von Zeitungen auf dem ersten Platz der informierenden Mediennutzung im Internet, gefolgt von E-Mail-Portalen (12,8 Prozent) und Web-Angeboten von Zeitschriften (11,8 Prozent). Sie alle landen noch vor Facebook, das auf 10,8 Prozent kommt.”
5. Zukunft der Journalistenausbildung: Lernen, wie der Markt tickt (vocer.org, Julian Heck)
“Journalisten müssen zur Marke werden.” Es soll Journalisten geben, die bei diesem Satz nur noch genervt mit den Augen rollen. Julian Heck gehört offensichtlich nicht dazu — und erklärt, warum Berufsanfängern seiner Meinung nach nicht nur journalistisches Handwerk, sondern auch Unternehmertum vermittelt werden sollte.
6. Du wirst nicht glauben, wie einfach Clickbaitern das Handwerk gelegt werden kann (jetzt.de)
Zugegeben: Die Idee ist nicht neu, Twitter-Accounts wie @SavedYouAClick machen sich seit langem über reißerische Teaser lustig und fassen den großspurig angekündigten Inhalt mit wenigen Worten zusammen. Trotzdem ist es eine gute Nachricht, dass mit “Stop Clickbait” jetzt auch eine Facebook-Seite zeigt, wie armselig und absurd das Prinzip von “Heftig” und Co. ist. Vielleicht gibt das zumindest ein paar vermeintlich seriösen Medien zu denken, ob ein bisschen weniger Aufgeregtheit nicht manchmal mehr wäre.
1. Medienanstalt stoppt Radio für Flüchtlinge (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Wie eine gute Idee manchmal versandet bzw. rigide abgewürgt wird, erzählt Ulrike Simon in ihrem Artikel über das geplante und nun doch nicht zu Stande kommende Integrationsradio für Flüchtlinge. Im vorigen Jahr hätte der frühere Deutsche-Welle-Programmchef vom Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), den Auftrag bekommen, über ein Flüchtlingsradio nachzudenken. Das Konzept hätte gestanden, alle Parameter gestimmt, doch dann kam die überraschende Wende: Der Medienrat entschied, das Projekt zu beerdigen. Den Grund dafür soll Ulrike Simon nicht nennen. Sie tut es dennoch: “Immer wieder, mit wem ich auch sprach, bekam ich zu hören: Die Stimmung habe sich gedreht, das gesellschaftliche Klima habe sich verändert, seit dem 31.12. sei die Welt eine andere, die Euphorie verflogen, die Willkommensbereitschaft vorbei, man denke bitte an Köln, an Brüssel…”
2. Online-Leser wollen längere Storys und weniger Listen (de.ejo-online.eu, Scott Maier)
Das American Press Institute (API) hat in einer Studie das Nutzerverhalten von Online-Lesern unter die Lupe genommen. Mehr als 400.000 Artikel von 55 Publikationen hat man analysiert. Dabei sei die gängige Annahme, dass Journalisten sich für Online kurz und für mobile Plattformen noch kürzer fassen sollten, widerlegt worden. Die Ergebnisse der Studie hätten gezeigt, dass Online-Leser mehr wollen als Geschichten über Stars und Sternchen, kurze Meldungen ohne Tiefgang und die beliebten “Listicles”.
3. Geschichten eines Bilderstürmers (zeit.de, Uwe Jean Heuser)
Der 32-jährige Gründer des Foto-Netzwerks Instagram Kevin Systrom kann auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken: Innerhalb weniger Jahre ist Instagram die führende Plattform zum Teilen von Fotos geworden. Und Facebook blätterte vor wenigen Jahren die stolze Summe von einer Milliarde für das Bildernetz hin. In London sprach Systrom nun von der “ikonographischen Wende”. Täglich 80 Millionen Bilder würden täglich auf Instagram gespeichert. “Dass wir diese Momente hochauflösend aufnehmen und für immer speichern können, wird wichtiger sein für die Menschheitsgeschichte als die Erfindung der Schriftsprache.” Systrom glaube, dass die Erinnerungen der Menschen künftig nicht mehr aufgeschrieben, sondern abgebildet werden. “Wir waren immer eher visuelle als sprachbezogene Wesen.” (Leider hat man den Digitalbildrevolutionär und visionären Schriftsprachenablöser nicht gefragt, wieviel Prozent der täglichen Instagram-Bilder auf Duckface-Selfies und Foodfotos entfallen.)
4. BGH kippt VG-Wort-Ausschüttung (faz.net)
Der Bundesgerichtshof hat gesprochen: Die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort darf keine Einnahmen aus Urheberrechten mehr an die Verlage ausschütten. Das Geld stehe nach derzeitiger Gesetzeslage ausschließlich den Autoren zu. Vor allem kleine Verlage trifft der Urteilsspruch, freuen können sich die Autoren, die nun eventuell sogar rückwirkend Ansprüche auf Nachzahlungen geltend machen können. Doch das Urteil könne auch Auswirkungen für die Vielfalt der Angebote journalistischer Aus- und Weiterbildung haben.
5. Der Hass im Netz – und was dagegen zu tun ist (carta.info, Ingrid Brodnig)
Montag erscheint Ingrid Brodnigs Buch „Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Auf “Carta” gibt es eine gekürzte und leicht abgeänderte Fassung des Kapitels „Hass als Instrument“, in dem sie auch auf die Facebook-Thematik eingeht: “Würde Facebook allein jene Wortmeldungen löschen, die strafrechtlich relevant sind oder gegen die eigenen Regeln des Netzwerks verstoßen, wäre die Situation schon deutlich besser als bisher. Facebook hingegen betont gerne, wie wichtig Widerrede („Counter Speech“) sei – also dass Menschen gegen hasserfüllte Rede das Wort ergreifen. Das stimmt. Es braucht aber beides: Mutige Bürger und Webseitenbetreiber, die sie vor den schlimmsten verbalen Übergriffen oder gar Bedrohungen schützen.”
6. Wutdruck (sueddeutsche.de, Viola Schenz)
Das konservative britische Wochenmagazin “The Spectator” ruft seine Leser auf, Schmähgedichte auf den türkischen Präsidenten einzusenden – “so schmutzig und beleidigend wie möglich”.
1. “Washington Post” schimpft über “Merkels Geschwafel” (welt.de)
Die Herausgeber der “Washington Post” haben scharfe Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkels Haltung im Fall Böhmermann geübt. Das deutsche Gesetz, das ausländischen Staatsführern erlaube, Kritiker in Deutschland zu verklagen, sei anachronistisch und müsse abgeschafft werden. Und: “Merkels Geschwafel ist dazu angetan, Erdogan und andere Regime, die kritische Äußerungen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen unterdrücken wollen – China kommt uns in den Sinn –, zu ermutigen”.
2. TITANIC-Super-Scoop: Das erste Interview mit Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann! (titanic-magazin.de)
Fake vs Fake: Der Titanic ist es gelungen, den Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann zu interviewen. “Lieber Hundepimmel, sämtliche deutsche Prominente außer Ex-Papst Benedikt, Affe Charly, die aktuelle Schwiegermutter von Lothar Matthäus und Hans-Dietrich Genscher haben sich bereits zum Fall Böhmermann geäußert. Nun also auch noch Sie – mit einem peinlichen Fake-Interview, das nicht mal “Meedia” gefällt. Wozu die Scheiße?”
3. ZDF-Stellungnahme gegenüber der Staatsanwaltschaft Mainz (presseportal.zdf.de)
Das ZDF hat eine Stellungnahme zum Ermittlungsverfahren gegen Jan Böhmermann abgegeben. Man stützt sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das zum Ergebnis gekommen sei “dass die in Rede stehende Sequenz einschließlich des so genannten “Schmähgedichts” rechtlich zulässig war und daher die Grenzen zur Strafbarkeit nicht überschritten worden sind. Die grundgesetzlich garantierte Satirefreiheit umfasse gerade im Zusammenhang mit Angelegenheiten von öffentlichem Interesse auch den Einsatz grober Stilmittel…” Trotzdem sah sich das ZDF augenscheinlich genötigt, sich vom Gedicht abzugrenzen. Es entspreche nicht den “Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF”.
4. “Eine Kritik aus Deutschland ist für Erdogan Gold wert” (heise.de, Gerrit Wustmann)
Baris Uygur, Mitgründer des türkischen Satiremagazins “Uykusuz”, im Interview über Erdogan gegen Böhmermann und die Lage der Satire und der Medien in der Türkei. “Außerdem braucht Erdogan Feinde. Er bekämpft die Opposition, die Journalisten, Künstler, Satiriker nicht aus Angst. Es wäre falsch, sehr falsch, das so zu verstehen. Er hat keine Angst. Im Gegenteil. Jede Kritik an seiner Person ist für ihn eine willkommene Gelegenheit, Angst zu verbreiten. Und seine Anhänger glauben ihm. Eine Kritik aus Deutschland ist für ihn Gold wert. Seine Anhänger sind anfällig für Verschwörungstheorien. Wenn er sagt, Deutschland oder die USA würden eine gezielte Kampagne gegen ihn führen, dann verfängt das bei seinem Publikum.”
5. Konzern gerät durch Parteispenden unter Rechtfertigungsdruck (horizont.net, Ulrike Simon)
Die Funke Mediengruppe (früher “WAZ-Gruppe”) ist das drittgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Sie verlegt in Deutschland 12 Tageszeitungen, mehr als 170 Publikums- und Fachzeitschriften, über 70 Anzeigenblätter sowie 400 Kundenzeitschriften und besitzt eine Reihe von Großdruckereien. Nun stellt sich heraus, dass die Mediengruppe 15.000 Euro an die CDU überwiesen hat. Dies sei besonders unangenehm für die Journalisten der Zeitungen, von “WAZ” bis “Hamburger Abendblatt”, von “Berliner Morgenpost” bis “Braunschweiger Zeitung”. Diese würden nun betonen, trotz der Parteispende ihres Unternehmens parteipolitisch unabhängig arbeiten zu können.
1. „Grundsätzlich geht alles“ (taz.de/Morgane Llanque)
“Vice” bietet sein Online-Frauenmagazin “Broadly” nun auch in Deutschland an. International will man sein und in Vice-typischer „junger“ Tonart über Tabuthemen wie Abtreibung und Menstruation schreiben. Morgane Llanque ordnet den Start des in den USA von erstaunlich vielen Männern gelesenen Angebots ein und kommt zum Schluss: “Wenn Broadly es schafft, auch in Deutschland mehr Männer für feministische Themen zu interessieren, wäre allein diese Tatsache ein Gewinn.”
2. Das eigentliche Problem mit dem Pressekodex (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die „Tagesschau“ verbreitet Irreführendes von „Bild“-Chefin Tanit Koch, mancher Journalist ist offensichtlich überfordert, und die „Rhein-Zeitung“ ärgert sich in Wahrheit über die Polizei, so Ulrike Simon in ihrem Beitrag über die Entscheidung des Presserats in Sachen Herkunftsnennung. Am Ende kommt die Autorin zur ernüchternden Feststellung: “Die ganzen Debatten um Ziffer 12.1 hätte man sich sparen können. Sie haben das tatsächliche Problem weder erkannt noch gelöst.”
3. Ehemaliger NDR-Redakteur erhält Bewährungsstrafe (dwdl.de, Andre Gärisch)
Ein EX-NDR-Journalist ist vom Landgericht Kiel wegen Bestechlichkeit in 77 Fällen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er soll Verbänden und Firmen vorgetäuscht haben, er könne ihre Interessen in Sendungen wie dem “Schleswig-Holstein-Magazin” geltend machen und Sendezeiten beschaffen. Das aufsummierte Schmiergeld soll sich auf 366.000 Euro belaufen.
4. Was macht einen Film zu einem Flop? (netzpiloten.de, Suman Ghosh)
Die amerikanische Filmdozentin Suman Gosh plaudert über Kino-Flops und warum sie zu solchen geworden sind. Mit diversen Trailern angereicherter Streifzug durch diverse cineastische Investoren- und Produzenten-Alpträume. Von 1924 (“The Thief of Bagdad”) bis in die Neuzeit (“Lincoln” aus dem Jahr 2012).
5. In eigener Sache: SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent muss Türkei verlassen (spiegel.de)
Der “Spiegel” mit einer Meldung in eigener Sache. Seit Jahren hätte Hasnain Kazim als Korrespondent für “Spiegel” und “Spiegel Online” aus Istanbul berichtet. Weil er von den türkischen Behörden keine Verlängerung seiner Presse-Akkreditierung bekommen hätte, müsse er das Land nun verlassen. Chefredakteur Florian Harms: “Das Verhalten der türkischen Behörden lässt für uns keinen anderen Schluss zu, als dass unser Korrespondent aufgrund seiner journalistischen Berichterstattung vor Ort nicht mehr erwünscht ist.”
6. Kiffer legt keine Rohrbombe vor Flüchtlingsheim (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Anfang der Woche kursierte die Meldung, in Eisenach sei eine “Rohrbombe” vor einem Flüchtlingsheim explodiert. Nun stellt sich heraus: Die vermeintliche Bombe war eine Wasserpfeife mit Cannabis-Resten – und nicht explosiv. Übermedien rekonstruiert, wie es zu der Falschmeldung kommen konnte.
1. Presse und Strafrecht (zeit.de, Thomas Fischer)
Der Bundesrichter Thomas Fischer setzt seine Kolumne zum Teil “Recht und Medien” fort. Diesmal dreht sich alles um Wahrheit und Lüge. Und Fischer breitet seine Gedanken in der Art aus, die so typisch für ihn ist: In einer Mischung von juristischer Fachkenntnis, philosophischen Überlegungen und Ironie. Sein wie immer lesenswerter Beitrag endet mit den Worten: “”Wahrheit” entsteht nicht da draußen in der Kälte, wie Banane, Fruchtsorbet oder Ergebnisse von Bundesligaspielen, und hat uns gefälligst geliefert zu werden. Wahrheit und Lüge sind vielmehr ein Teil von uns selbst. Nachrichten an sich sind wie Keime in der Luft: Erst in einer Petrischale formt sich der Bakterienteppich.”
2. Die Angst der Öffentlich-Rechtlichen vor einer Klage (rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Möchte man als politischer Journalist wirklich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten?” Diese Frage stellt sich Ulrike Simon, als sie das „Redaktionelle Gesamtkonzept“ des MDR zur Landtagswahl am 13. März in Sachsen-Anhalt liest. Alles, aber auch wirklich alles sei auf diesen 41 Seiten geregelt. Die Furcht vor möglichen Klagen hätte dazu geführt, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen juristisch hieb- und stichfest gegen alles nur Erdenkliche wappnen würden. Der MDR sei nun der erste Sender, der das öffentlich mache.
3. Im Aufwind des Shitstorms (freitag.de, Konstantin Nowotny)
Ein Mann ruft zu einem internationalen Treffen der Vergewaltigungsbefürworter auf. Natürlich sorgt der Aufruf für netzübergreifende Empörung und breiten Widerstand. Die Aktion beschert dem Mann Gewalt- und Todesdrohungen, aber auch PR. Schließlich gibt er eine Pressekonferenz und sagt die Veranstaltung ab. Der Shitstorm hätte sich für den Mann gerechnet, er sei mit Aufmerksamkeit und Klicks belohnt worden, so der Autor des Artikels. Fraglich sei deshalb, ob man auf jede Provokation reagieren müsse: “Erinnern wir uns daran, dass sich eine Haltung auch ausdrücken lässt, indem man etwas ignoriert.”
4. Warum ich dieses Bild erst jetzt veröffentliche (wuv.de, Petra Schwegler)
Ein 17-Jähriger übersteht das Zugunglück von Bad Aibling nahezu unverletzt. Seine Mutter ist erfahrene Medienjournalistin, und weil sie die Mechanismen der Branche seit Jahren kennt, befürchtet sie das Schlimmste. Und erlebt tatsächlich, wie eine aggressive Pressemeute den Überlebenden bereits wenige Stunden nach dem Unfall Interviews abpresst. Und auch der Sohn sei in seiner Rolle als “traumatisierter Augenzeuge” ein gesuchter Gesprächspartner der seriösen Medien. Mittlerweile hätte ein großer Sender für ein Gespräch angefragt. Über das ob und wie würde man nun nachdenken.
5. Folgen einer Pressekonferenz (welt.de)
Anlässlich des Türkei-Besuchs von Angela Merkel besucht Deniz Yücel, der zuständige Korrespondent der “Welt”, die gemeinsame Pressekonferenz von Bundeskanzlerin und türkischen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Dort stellt er unangenehme Fragen, zum Beispiel zur Pressefreiheit in der Türkei (lt. “Reporter ohne Grenzen” im internationalen Ranking auf Platz 149). Daraufhin muss er sich von Regierung und türkischen Medien tagelang als “Religionfeind”, “PKK-Anwalt”, “Agent Provocateur” und “anti-türkisch” beschimpfen lassen.
6. Menschenrechtler wollen Kim Jong-un mit USB-Sticks
stürzen (wired.de)
Eine Menschenrechtsorganisation und eine Non-Profit-Organisation aus dem Silicon Valley haben sich für eine ungewöhnliche Aktion zusammengetan: Unter dem Namen “Flash Drives for Freedom” will man für diesen Zweck gespendete USB-Sticks und Speicherkarten ins abgeschottete Nordkorea schmuggeln. Die Datenträger sollen als Informationsvermittler dienen und das Tor zur sonst sorgsam abgeschotteten Welt öffnen. Deshalb wolle man sie mit südkoreanischen Fernsehsendungen, westlichen Medien und der koreanischen Version der Wikipedia bespielen.
1. Agent in eigener Sache (zeit.de, Christian Fuchs)
“Zeitmagazin”-Autor Christian Fuchs hatte das erste Mal das Gefühl, überwacht zu werden, als einer seiner Informanten plötzlich verhaftet wurde. Heute sitzt der auf der Anklagebank im NSU-Prozess. Seitdem brechen Fuchs’ Telefonate manchmal ab. Der Journalist ist inzwischen vorsichtiger, um seine Quellen zu schützen — auch wenn er nicht glaubt, aktiv abgehört zu werden. Was die Geheimdienste über ihn gespeichert haben, hat ihn trotzdem überrascht.
2. “Ich bin kein Einzelfall” (taz.de, Claudia Hennen)
Vor einem Jahr fand der Dortmunder Journalist Peter Bandermann seinen Namen auf einer Liste im Internet. Neonazis sammelten “insgesamt zehn Personen, die potenziell geeignet sein sollten, dass man vor ihrer Haustür demonstriert.” Kurz darauf wurde seine Adresse veröffentlich, sein Haus mit schwarz-roter Farbe beworfen. Im Februar erschien eine Todesanzeige mit seinem Namen, seitdem gehören anonyme Anrufe, Nachstellungen und Nazi-Post zu Bandermanns Alltag. Davon erzählt er im Interview mit Claudia Hennen. Zum Thema: “Zapp” mit “Pegida und Co. bedrohen Journalisten”
3. Der Tag, an dem mir klar wurde, wie egal die “Bild”-Zeitung ist (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon ist “Bild” egal. Zumindest so egal, dass sie in ihrer Kolumne darüber schreibt, wie egal “Bild” ihr ist. Die Gleichgültigkeit kommt vor allem durch ein Gespräch mit dem Schauspieler Ulrich Matthes: “Sinngemäß und stark verkürzt hatte er gesagt, ‘Bild’ sei ihm zwar unsympathisch, mehr aber noch egal.” Das überzeugte Simon: “Bild” lebe “in einer Parallelwelt. Ihr Verständnis von Prominenz und Relevanz hat mit meinem rein gar nichts zu tun.”
4. Wo die Recherche der Leser an ihre Grenzen stößt (opinion-club.com, Falk Heunemann)
Das Recherchekollektiv “Correctiv” will zwielichtige Finanzströme bei den 414 deutschen Sparkassen durchleuchten und hat dafür eine “virtuelle Redaktion” aufgebaut, um sich von seinen Lesern helfen zu lassen. Falk Heunemann hält das für ein “nicht nur überfälliges, sondern auch gleich doppelt nützliches Projekt” — sieht aber zwei Probleme und trägt “Correctiv” und der Crowd eine weitere Recherche auf. In den Kommentaren antwortet “Correctiv”-Leiter David Schraven.
5. “Ich kämpfe weiter” (tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
Ali Anousla drohen wegen seiner Recherchen in seinem Heimatland Marokko bis zu 20 Jahre Haft. Einschüchtern lassen will sich der Journalist allerdings nicht. Im Interview mit Sonja Álvarez spricht er darüber, wie sich seine Texte im Netz verbreiten, wie er seine Arbeit finanziert und mit welchen Mitteln der Staat versucht, ihn verstummen zu lassen.
6. Jugendwort 2015: Hefte raus, Vokabeltest! (ze.tt, Mark Heywinkel)
Alljährlich sucht Langenscheidt nach dem “Jugendwort des Jahres” — und genauso regelmäßig beschweren sich mittelalte Journalisten, dass junge Leute in Wahrheit doch völlig anders sprechen würden. Mark Heywinkel findet: “Welches Wort die Jury morgen zum Gewinner kürt, ist herzlich egal.” Überhaupt solle man die ganze Sache nicht so ernst nehmen. Deshalb: “Auf zum Vokabeltest: Könnt ihr in der folgenden Geschichte unsere Lieblingsworte der Long- und Shortlist aus 2015 richtig zuordnen?”
1. Bild-Kampagne “Wir helfen”: Flüchtlingshilfe als PR-Instrument? (wdr.de, Philipp Jahn und Andreas Maus, Video, 5:00 Minuten)
Im August startete die “Bild”-Zeitung die Aktion “Wir helfen”. ZahlreicheFußballvereine wollten sich nicht für die Kampagne einspannen lassen, viele Spitzenpolitiker hatten damit offenbar weniger Probleme. Was brachte Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und sogar Gregor Gysi dazu, gemeinsame Sache mit “Bild” zu machen? Ging es dabei wirklich um Flüchtlingshilfe, oder steckte nicht auch und vor allem ein geschicktes PR-Kalkül dahinter?
2. Diesel-Skandal: Auto Bild rudert bezüglich BMW-Abgasen zurück (bimmertoday.de, Benny)
“Auto Bild” meldete gestern exklusiv, beim BMW-Modell X3 gebe es ebenfalls Probleme mit einer Abgasnorm. Zwangsläufig sei der Eindruck entstanden, “dass auch BMW bei Abgastests betrogen habe”, schreibt das Autoportal “BimmerToday”. Der Aktienkurs des Konzerns litt unter der Meldung, in einer Stellungnahme musste BMW gegen die Nachricht anarbeiten. Und “Auto Bild” zurückrudern: “Hieß es am Morgen noch ‘Exklusiv: BMW-Diesel überschreitet Abgasgrenzwerte deutlich’, lautet die Überschrift inzwischen ‘Kein Indiz für Manipulation bei BMW’.”
3. Der “Spiegel” vergisst sich (stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Nach dem Germanwings-Unglück stand für den “Spiegel” fest: Der Co-Pilot “tötete, per Knopfdruck, vielleicht nur, weil er es […] konnte; ein größenwahnsinniger Narzisst und Nihilist.” Ziemlich genau ein halbes Jahr später klingt das geringfügig anders: “In der Ermittlungsakte von [L.] findet sich keine Spur von krankhafter Selbstliebe.” Die Rolle der Medien beschreibt der “Spiegel” dabei so: “Nach der Tat vermuteten viele übersteigerten Narzissmus.” Die Redaktion versuche, “pfeifend im Getümmel zu verschwinden”, schreibt Boris Rosenkranz.
4. Die Nischenreporter (blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz, der das Crowdfunding der “Krautreporter” im vergangenen Jahr schon einmal etwas vorschnell für gescheitert und das Projekt im Juni für “belanglos” erklärte, übt nun erneut Kritik. Außerhalb der digital-medialen Filterblase habe niemand Notiz genommen, eine wirklich herausragende Geschichte sei nicht in Erinnerung geblieben. Für die Zukunft ist Jakubetz wenig optimistisch: “Dass es das Projekt doch noch in eine breite öffentliche Wahrnehmung schafft, glauben sie vermutlich nicht mal mehr selbst.”
5. Investigativ-Chef: “Süddeutsche Zeitung” klärt Nachfolge von Leyendecker (rnd-news.de, Ulrike Simon)
Im Sommer, beim Jahrestreffen des “netzwerk recherche”, hat Hans Leyendecker angekündigt, in absehbarer Zeit in Rente gehen zu wollen. Seitdem gibt es die Frage, wer seine Nachfolge als Leiter des Investigativressorts der “Süddeutschen Zeitung” antritt. Ulrike Simon hätte da jemanden: “SZ”-Washingtonkorrespondent Nicolas Richter.
1. “Über falsches Shitstormmanagement und Skandale zweiter Ordnung” (leitmedium.de, Caspar Mierau)
Gestern ging es an gleicher Stelle um eine Karikatur in der FAZ, die viele Leser als rassistisch kritisiert haben. Heute schreibt Caspar Mierau über die seiner Meinung nach falsche Reaktion: “[Mit den Rechtfertigungsversuchen] macht das Shitstorm-Management einen fatalen und häufig gesehen Fehler: Es produziert einen Skandal zweiter Ordnung.” Auch Anne Fromm bezeichnet die FAZ in der taz als “kritikresistent wie eine Teflon-Pfanne”.
2. “Wulff-Interview stammte aus der Konserve” (berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Medienschelte von Christian Wulff im “Spiegel” ist bereits sechs Wochen alt. Außerdem wurde das Interview nicht von den Redakteuren geführt, die in der Vergangenheit über Wulff geschrieben hatten, da Chefredakteur Wolfgang Büchner eine vergiftete Gesprächsatmosphäre befürchtete. Große Teile der Redaktion kritisieren Büchner nun dafür, “vor Wulff den Kotau zu machen”.
3. “Why show dead people in the news?” (fabianmohr.de, englisch)
Manche Fotos, die vor 50 Jahren noch einen Pulitzer-Preis bekommen haben, würden heute nicht mehr gedruckt werden; zu schonungslos stellen sie Tod und Gewalt dar. Fabian Mohr macht einen Vorschlag, woran sich Redakteure bei dieser schwierigen Abwägung orientieren sollten. Zum selben Thema: Margaret Sullivan rechtfertigt das umstrittene Titelbild der “New York Times”. Und Reto Camenisch wirft einem Magnum-Fotografen “pornografische Distanzlosigkeit”, einen “moralischen Totalabsturz” vor.
4. “Zur Schau gestellte Absturzopfer” (medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Über pietätlose Fotos ärgert sich auch Rainer Stadler. Der “Blick am Abend” hat auf seiner Titelseite die Portraits von zwölf Kindern abgedruckt, die in der MH17 ums Leben kamen. Diese Bilder stammten von Facebook, wo sie laut Chefredakteur öffentlich zugänglich waren. “Der Presserat würde ihm wohl deswegen die Ohren lang ziehen”, meint Stadler.
5. “Ab und zu kommt mal ein Praktikant” (kreuzer-leipzig.de, Juliane Streich)
“Modern, zukunftsfähig und für ihre Leser attraktiv”, so möchte Madsack die “Leipziger Volkszeitung” positionieren – indem bei der einzigen Tageszeitung der Stadt 36 Mitarbeiter entlassen werden.
6. “Our 25 Favorite Unlocked New Yorker Articles” (longform.org, englisch)
Der “New Yorker” hat alle Artikel seit 2007 und viele ausgewählte Fundstücke aus den Archiven kostenlos veröffentlicht – für drei Monate, dann verschwindet die gesamte Webseite hinter einer “metered Paywall”. Neben den 25 Lesetipps von Longform empfehlen auch Slate und der Business Insider Recherchen und Reportagen, die man bis dahin gelesen oder zumindest abgespeichert haben sollte.
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2. “Die Journalisten als Pack” (blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt blickt auf das Sozialverhalten von Journalisten und die Debatte zur Zukunft der Zeitung. “In ihrer Personalpolitik gleichen Zeitungen einem Totenschiff. Das ohne klaren Kurs im Sturm mit löchrigen Kassen segelt, gefangen in einer ewigen Abwehrschlacht, nicht zuletzt gegen die eigene Kapitänsetage. Nur dass die Matrosen noch immer weit besser bezahlt sind, als die kleinen Kanus mit neuen Ideen.”
3. “Steve Jobs’ Erbe soll die Medien revolutionieren” (welt.de, Tina Kaiser)
Tina Kaiser besucht Carlos Watson von Ozy.com. “Die Texte sollen relativ kurz sein – 300 bis 800 Wörter – damit sie auch angenehm auf einem Smartphone lesbar sind. Es werde pro Tag nur ein halbes Dutzend neue Artikel geben, dafür sollen die ihre Leser umhauen.”
4. “Kein Wort von Journalismus” (berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Der Verlag Gruner + Jahr: “Ob im Leitbild, auf der Webseite oder in der langen Pressemitteilung, die es als Auszug diese Woche bis in den ‘Hohlspiegel’ des Nachrichtenmagazins Der Spiegel brachte: Nirgendwo taucht auch nur ein einziges Mal das Wort ‘Journalismus’ auf. Stattdessen geht es immerzu um Inhalte.”
5. “Grenzerfahrungen mit dem DJV” (juliane-wiedemeier.de)
“Lieber DJV. Isch abe gar kein Auto. Und auch kein Interesse an einem. Dafür aber eine verquere Vorstellung davon, was unabhängiger Journalismus ist und dass er sich nicht ganz so gut damit verträgt, dass ich für 32 Prozent weniger Car Sharen kann als andere Menschen mit langweiligen Berufen ohne Presseausweis. Wie Ärzte. Anwälte. Lehrer. Baggerfahrer. Burgerbrater. Berater. Oder sonstige Spaßberufe.”
6. “ZKB entlässt 2 ‘Inside’-Kommentarschreiber” (insideparadeplatz.ch)
Zwei Angestellte der Zürcher Kantonalbank werden entlassen, nachdem sie sich im Netz kritisch über ihren Arbeitgeber äußern: “Klar ist, dass Scholl und der Personaldienst der Staatsbank einen unscheinbaren Passus im Arbeitsvertrag nutzten, der zulässt, dass die ZKB ihre Mitarbeiter ausspioniert. Jeder Mitarbeiter der Bank gibt der Führung per Unterschrift das Recht, bei vermeintlich triftigen Gründen den Datenschutz auszuhebeln. Dieser ‘Waver’ – also der Verzicht auf Einsprache – findet sich im Kleingedruckten der ZKB-Arbeitsverträge.”
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1. “Einfach, aber effektvoll” (berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Trennung zwischen Werbung und Inhalten im Verlag Gruner + Jahr. “In der aktuellen Brigitte schreibt eine namentlich genannte Ressortleiterin der Zeitschrift über ihr ‘perfektes Wohlfühl-Wochenende’ im ‘Romantik-Hotel Lindslerhof’ im Saarland. Der Direktor des Hotels bestätigt: Die Kosten für den Aufenthalt hat das Hotel übernommen. Er nennt die PR-Agentur mitsamt der Telefonnummer ihrer Chefin, die den Vorgang ebenfalls bestätigt.”
2. “Luxusreisen für Journalisten” (ndr.de, Video, 6:10 Minuten)
Medien, die von der “Welt am Sonntag” als Teilnehmer von Luxusreisen auf Kosten von ThyssenKrupp identifiziert werden, berichten nicht über die Debatte dazu. Autor Jörg Eigendorf: “Es wird totgeschwiegen.”
3. “‘Frankfurter Rundschau’: 1/5 der 500 Beschäftigten sind in der Redaktion” (neunetz.com, Marcel Weiss)
Marcel Weiss kommentiert den Insolvenzantrag der “Frankfurter Rundschau”: “Die Frage lautet nun, ob zwingend 400 Personen beschäftigt werden müssen, um 100 Stellen in einer Redaktion unterstützen zu können. Wahrscheinlich nicht. Das Verhältnis ist geprägt vom Arbeitsaufwand, um Nachrichten auf Papier zu drucken und dieses Papier dann in der Bundesrepublik zu verbreiten.”
4. “Zeitungskrise? Zeitungsende!” (blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Für Christian Jakubetz sind Tageszeitungen – “man muss das in den Endzeittagen der FR und wohl auch der FTD nochmal festhalten – eine sterbende Gattung. (…) Mach’s gut, Tageszeitung, Ende und aus. Es war trotzdem schön mit dir.”
5. “Papier ist geduldig” (coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Lukas Heinser stellt fest, dass er kaum noch Geld ausgibt für Printprodukte: “Ich liebe gut gemachte Zeitungen, trotzdem lese ich sie nicht.”
6. “Meine Frustration mit Paid Content am Beispiel des NewScientist” (blicklog.com, Dirk Elsner, 9. November)
Dirk Elsner will den “New Scientist” online erwerben: “Ich wollte ein Heft kaufen und mich weder registrieren, noch ein Vorteilsabo oder 6 Monatsabo erwerben. Warum muss ich mich registrieren, wenn ich doch ohnehin ein Zahlverfahren wie Paypal nutzen kann?”
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1. “Was geht uns Mr. Murdochs Skandal an?” (falter.at, Armin Thurnher) “So mies sind unsere Medien” titelt das Wiener Stadtmagazin “Falter”. “Möglicherweise werden bei uns keine Handys gehackt, aber die Sitten der Medien, der Politik und auch der Polizei im Umgang miteinander sind offenkundig verrottet. Die Zitierten sind anonym gemacht, denn sie haben Angst, geklagt zu werden oder ihre Geschäftsbasis, also ihr Amt zu verlieren, wenn sie offen über die medialen Zustände sprechen. Sie erzählen von Erpressung und offener Drohung, wenn sie nicht Geschichten liefern. Sie reden von gekauften Geschichten und korrupten Praktiken.”
2. “Geplante BILDstörung” (fr-online.de, Ulrike Simon und Joachim Frank)
Eine angeblich geplante “Bild”-Serie zur ARD und eine angeblich geplante Gegenkampagne lösen bei einigen Journalisten Aufregung und Spekulationen aus. “Nun ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich ARD-Programme mit Bild-Machenschaften beschäftigen. Anders liegt der Fall, wenn es sich dabei um von oben verordnete Krisen-PR handelt, die als Journalismus getarnt daherkommt.”
3. “Was aus dem gekündigten SZ-Abo wurde!” (wasmitmedien.de, Daniel Fiene)
Dennis Horn kündigt sein Abo der “Süddeutschen Zeitung”. Der Verlag nimmt die Kündigung zwar an, liefert sie aber unverlangt einen Monat weiter, “um Ihnen noch einmal die vielen Vorzüge der Süddeutschen Zeitung aufzuzeigen”.
4. “Horrible Bosses – Fox News Won’t Dumpster Dive” (thedailyshow.com, Video, 4:14 Minuten, englisch)
Wie “Fox News” (News Corp.) über die Abhörmethoden von “News of the World” (News Corp.) berichtet. Ab 3:50 Minuten ein Interview von “Fox News” mit Rupert Murdoch von 2009.
5. “The nytimes they are a-changin'” (okayfail.com, Video, 5:36 Minuten, englisch)
Die Frontseite von nytimes.com im Zeitraffer. “Having worked with and developed on a number of content management systems I can tell you that as a rule of thumb no one is storing their frontpage layout data. It’s all gone, and once newspapers shutter their physical distribution operations I get this feeling that we’re no longer going to have a comprehensive archive of how our news-sources of note looked on a daily basis.”
6. “Are you listening, Steve Jobs?” (birdabroad.wordpress.com, englisch)
Ein Besuch in einem Laden in Kunming, der sich “Apple Store” nennt. “Apple never writes ‘Apple Store’ on it’s signs – it just puts up the glowing, iconic fruit.”
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1. “Diamonds are Gala’s best friends” (klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Die Zeitschrift “Gala” setzt ihren Werbekunden und Veranstaltungspartner Tiffany & Co. auch im redaktionellen Teil groß in Szene: “Auf der sieben Seiten langen Strecke trägt das Model neben Kleidung von verschiedenen Herstellern auch Schmuck — und der stammt ausschließlich von Tiffany & Co. Die gezeigten Klunker haben insgesamt einen Wert von über einer Million Euro.”
3. “Stuss und Fehlurteil” (berlinonline.de, Ulrike Simon)
Kachelmann-Anwalt Johann Schwenn behauptet im ZDF über den Burda-Verlag: “Der Verlagsvorstand Philipp Welte hat jeden deutschen Chefredakteur von Bedeutung angerufen und versucht, ihn für eine negative Berichterstattung gegen Kachelmann zu gewinnen.”
4. “‘Nie wieder Malaria’ – Tagesschau.de über Homöopathen in Afrika” (beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible vermisst in einem Artikel über “Homöopathen ohne Grenzen” jede kritische Einordnung und findet stattdessen PR-Formulierungen und eine Verklärung der “Wunderheilerinnen”.
5. “Quo vadis, Gurke?” (juliane-wiedemeier.de, Juliane Wiedemeier)
Der Fluch der täglichen Katastrophenbebilderung: Wie die Hintergrundgrafikengestalter der “Tagesthemen” die Suche nach dem Ehec-Erreger in Szene setzen.
6. “Ich kann mir die nicht alle vorstellen, es sind einfach zu viele” (zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein schafft es nicht mehr, sich all die als glückliche Menschen vorzustellen, von denen die Medien ihm sagen, er müsse sie sich als glückliche Menschen vorstellen.
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1. “nr-Mediendisput zur Bild-Zeitung” (ustream.tv, Video, 102 Minuten)
Bela Anda, Markus Feldenkirchen, Wolfgang Storz, Ulrike Simon, Harald Schumann und Thomas Leif diskutieren über “Bild”. Ab 2 Minuten stellt Hans-Jürgen Arlt die “Bild-Studie” vor: “Das Wesentliche an der Bild-Zeitung kriegt man nicht mit, wenn man sie journalistisch und politisch beobachtet.” Über den Abend berichtet auch Sonja Pohlmann für Tagesspiegel.de.
2. “Falsche Fotos, falsche Fakten” (spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Der in Peking lebende Autor Christian Y. Schmidt hält Teile der westlichen China-Berichterstattung für Propaganda: “In den westlichen Medien wird zum Teil Propaganda betrieben, wenn es um China geht. Und das wird in China gerade von den Nationalisten immer wieder aufgegriffen: Falsche Fotos, falsche Fakten, das wird alles mit großer Begeisterung im chinesischen Internet aufgelistet. Die Fallbeispiele sind sehr umfangreich.”
3. “Schwarm-Intelligenz und Schwarm-Feigheit” (sprengsatz.de, Michael Spreng)
Die Meinungsfreiheit ist (neben seiner Frau) die grosse Liebe des Lebens von Michael Spreng: “Meinungsfreiheit ist nicht von Generationen vor mir mit Blut und Opfern erkämpft worden, um im Internet zu anonymer Denunziation zu verkommen. (…) In einer freien Gesellschaft, in der man seine Meinung offen äußern darf, gehört zur Meinungsäußerung, erst recht zur Entblößung anderer, auch der Absender. Das bisschen Mut muss sein.”
4. “Die mediale Vorverurteilung von Strauss-Kahn” (ndr.de, Video, 6:39 Minuten) Dominique Strauss-Kahn wird von einer Hotelangestellten der Vergewaltigung beschuldigt. “Spekulationen gibt es viele, Tatsachen bislang nur wenige. (…) Er ist noch nicht einmal angeklagt, doch in den Medien schon verurteilt.”
5. “Hamburger Anzeigenblatt” (golfnerd.de, Denis Krah)
Denis Krah über das Golfmagazin “Eagle”, das unter der Marke “Hamburger Abendblatt” erscheint. “500 Euro werden für ein redaktionelles Clubporträt plus 1/4-Seiten-Anzeige verlangt. Einen Hinweis auf diese bezahlte Berichterstattung sucht man in ‘Eagle’ vergebens. Keine ‘Sonderveröffentlichung’ und auch keine ‘Anzeige’ prangt über den Auftragsarbeiten/Advertorials.”
6. “Mit den Millionären kann man es ja machen” (sportmedienblog.de) Matthias Brügelmann, Chefredakteur von “Sport Bild”, fordert in einem Editorial sowas wie ein Berufsverbot für Fußballspieler Diego: “Spieler wie Diego, die so drastisch gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen, müssen für Vereine in der ganzen Welt gesperrt werden können bei gleichzeitigem Gehaltsstopp. Das wäre die einzig wirksame Abschreckung für solche Typen.”
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2. “Guttenberg und die Bild-Zeitung” (fr-online.de, Ulrike Simon)
Für Ulrike Simon entscheidend ist Chefredakteur Kai Diekmann: “Anders als andere Zeitungen, in denen Chefredakteure ihren Redakteuren und Ressortleitern Freiheiten lassen, funktioniert Bild nach dem Flaschenhals-Prinzip: Alles muss durch das Büro des Chefredakteurs, Bild ist das Produkt von Kai Diekmann. Bild ist Diekmann.”
3. “Das Augenzwinkern der BILD” (wwwagner.tv, Jörg Wagner, Video, 1:39 Minuten)
Medienjournalist Jörg Wagner fragt den Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, wie die “Bild”-Anzeige mit dem Brief von Judith Holofernes in der “taz” mit dem Ruf nach einem Leistungsschutzrecht zu vereinen ist.
4. “Bei Olympia unkritisch” (taz.de, Sebastian Kemnitzer)
Die Kandidatur von München für die Olympischen Winterspiele 2018 und die Journalisten. “Aktuell werden die rund 150 Journalisten, die wegen des Besuchs der IOC-Evaluierungskommission nach München gekommen sind, bestens von der Bewerbungsgesellschaft betreut. Im Pressezentrum mangelt es an nichts, das Rahmenprogramm mit diversen Abendveranstaltungen erhöht den Wohlfühlfaktor.”
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1. “Alles andere als Helden” (fr-online.de, Willi Germund)
Willi Germund über die Freilassung der im Iran festgehaltenen “Bild-am-Sonntag”-Journalisten Jens Koch und Marcus Hellwig: “In Ländern wie Birma oder Iran ist es oft nahezu unmöglich, ein Journalistenvisum zu erhalten. Aber alle Journalisten wissen – oder sollten sich zumindest darüber im Klaren sein: Wer in solchen Staaten mit einem Touristenvisum einreist, bewegt sich auf schwankendem Boden. Denn wer auffällt, gerät wie die beiden Springer-Reporter schnell in Teufels Küche.” Siehe dazu auch “Bei aller Freude” von Ulrike Simon.
2. “Döpfners Entschuldigungsbrief an die iranische Justiz” (sueddeutsche.de, Marc Felix Serrao) Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags, schreibt an Sadegh Laridschani, Chef des iranischen Justizsystems: “Wir bedauern es zutiefst, dass Herr Hellwig und Herr Koch ohne die korrekten Visa in die Islamische Republik Iran eingereist sind und ihre journalistische Arbeit dort ohne die notwendige Akkreditierung aufgenommen haben.”
3. “Guttenberg verhöhnt das Leistungsprinzip” (zeit.de, Meike Fries)
Meike Fries kommentiert den Plagiatfall Guttenberg: “Nähmen sich Schüler und Studenten Guttenberg großflächig zum Vorbild, würde sich Kanzlerin Merkels immer wieder ausgerufene Bildungsrepublik in eine verdummte Gesellschaft verwandeln.” Siehe dazu auch “Vgl. auch Guttenberg 2009” (faz.net, Jürgen Kaube).
5. “Kaufen für die Müllhalde” (youtube.com, Video, 74:52 Minuten)
Glühbirnen, Drucker, iPods, Strumpfhosen könnten eine lange Lebensdauer haben, doch sie gehen geplant kaputt. Ein arte-Film über Geplante Obsoleszenz: “Ethik zählt nichts mehr in einer Businesswelt, die nur eins im Sinn hat: Den häufigen Neukauf.”
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1. “Kai Diekmann im Glashaus” (fr-online.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon schreibt zum zehnjährigen Wirken von Kai Diekmann als “Bild”-Chefredakteur. Viele Medien würden Diekmanns Kampagnen kritisieren: “Von der politischen Seite 2 lassen sie sich dennoch inspirieren. Und braucht Diekmann aus der Branche Mitstreiter in eigener Sache, kann er der Unterstützung sicher sein.”
2. “Gratiskultur Print” (stefan-niggemeier.de)
“Bild” findet weniger Käufer, aber Umfragen gemäß mehr Leser: “Man muss diese Leute nicht gleich Raubkopierer nennen, um festzustellen: In der Printwelt hat sich eine gewaltige Kostenloskultur entwickelt. (…) Und die Verlage stören sich nicht daran, sondern sind auch noch stolz darauf.”
3. “Wirre Aussagen zum Medienwandel von der neuen ARD-Vorsitzenden” (neunetz.com, Marcel Weiß)
Marcel Weiß kommentiert Aussagen der Vorsitzenden der ARD, Monika Piel, im “Handelsblatt” und im “Tagesspiegel”: “Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, in welcher Situation Google gefährlich für die ARD ist. Google hilft wie bei den privaten Angeboten auch bei den Öffentlich-Rechtlichen bei der Verbreitung ihrer Inhalte. Da diese Inhalte vom Gebührenzahler finanziert sind, ist eine maximale Verbreitung wünschenswert.”
4. “… im Osten” (thomastrappe.wordpress.com)
Wenn der freie Journalist Thomas Trappe über Rumänien schreibt, “über die deutsche Minderheit in Siebenbürgen”, fügt er Pferdekutschen hinzu – da so ein Abnehmer der Geschichte wahrscheinlicher wird: “Tatsächlich habe ich drei größere Geschichten für Ost- wie Westzeitungen geschrieben, die allesamt nichts mit der Pferdezucht zu tun hatten, aber unabhängig voneinander mit Kutsche und Pferd bebildert wurden.”
5. “Die Neujustierung der Meinungsfreiheit” (geografitti.de, ttm)
Für Timo Thalmann ist die Meinungsfreiheit im Umbruch, an eine bedingungslose Verteidung durch die traditionellen Journalisten glaubt er nicht: “Das Internet ist für einen Vollblutjournalisten alter Schule eine permanente narzisstische Kränkung. Vor allem deswegen ist diese eigentlich dafür prädestinierte Berufsgruppe als Verteidiger der Meinungsfreiheit nahezu ein Totalausfall. Dabei müssten sie allen Schreibern im Netz beispringen, wenn Abmahnungen und Klagen die Freiheit einschränken.”
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1. “Amoklauf-Berichte: Und stündlich grüßt der Staatsanwalt” (telemedicus.info, Adrian Schneider)
Der Amoklauf von Lörrach: Adrian Schneider erschreckt, “dass ausgerechnet die Staatsanwaltschaft als schnellste und zuverlässigste Quelle für die Details des Geschehens Spalier steht. Hat ein Oberstaatsanwalt in einer solchen Situation nicht Besseres zu tun, als so schnell und oft wie möglich Interviews zu geben? Sollten nicht gerade die Ermittlungsbehörden so kurz nach der Tat zurückhaltend mit Einzelheiten sein?”
2. “Warum der Journalismus überleben muss” (medienheft.ch, Roman Berger)
Roman Berger stellt in einem langen, grundsätzlichen Text fest, dass sich im Newsgeschäft mit den Gratismedien die Rollen vertauscht haben: “Der Leser, der User, der sich bisher als Kunde sah, ist Ware geworden. Kunde ist derjenige, der die Werbung schaltet.”
3. Interview mit Claudia Mast (fr-online.de, Ulrike Simon)
Für Kommunikationswissenschaftlerin Claudia Mast ist das Streben nach Exklusivität zweischneidig. Wenn eine Schein-Exklusivität produziert werde, “wenn Details, Nebensächlichkeiten oder vermeintliche Widersprüche mit dem Vergrößerungsglas betrachtet und ‘hochgezogen’ werden, kostet diese Aufgeregtheit der Berichterstattung langfristig die Reputation der Zeitungen.”
4. “Geistige Gemeingüter” (graubrotblog.de, Björn Grau)
Björn Grau philosophiert über Retweets: “Wenn die Textrecycler nett sind, machen sie Quellenangaben beim Weiterverwenden. Und dann kann es ihnen doch gehen wie mir heute am Vormittag. Sie treffen auf automatisierte und humanoide Recycler recycleter Texte, die warum auch immer diese Nettigkeit nicht mehr bis ins x-te Glied zurück bedienen und werden auf einmal zu Autoren, die sie nicht sind und Plagiatoren, die sie nicht sein wollen.”
5. “Wenn der Sonnenschein das Hirn verbrutzelt” (technoarm.de, Martin Böttcher)
Martin Böttcher testet zwei Tage lang Radio Sunshine Live: “Der Sender hat etwas Gekünsteltes, ‘Fakes’ an sich. Noch mal: Muss elektronische Musik so verkauft werden, als stamme sie von Gehirnamputierten für Gehirnamputierte?”
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1. “ZDF-Kooperationen” (journalist.de, Peer Schader)
Peer Schader beleuchtet die Verbindung zwischen Audi und “Wetten, dass..?” im ZDF: “Manchmal ist nicht ganz klar, wo beim ZDF die größere Kreativitätsleistung erbracht wird. Bei der Entwicklung neuer Programmideen – oder doch eher beim Verschachteln undurchsichtiger Kooperationen mit Partnern aus der Industrie?”
2. “Eine Erwiderung des Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer AG” (nzz.ch, Mathias Döpfner) Mathias Döpfner verteidigt in einem langen Text das Leistungsschutzrecht und versucht, es auch Bloggern schmackhaft zu machen: “Nach dem Vorschlag der deutschen Verlage sollte ein Leistungsschutzrecht geschaffen werden, das auch Blogger schützt. Jeder Blogger, der sich selber neben seinem Status als Urheber zusätzlich als Verleger ansehen möchte, möge das Leistungsschutzrecht für sich in Anspruch nehmen.”
6. Interview mit Jo Groebel (fr-online.de, Ulrike Simon)
“Medienexperte” Jo Groebel nimmt dazu Stellung, dass er immer zu allem Stellung nimmt: “Wer sich auf den Boulevard begibt, wird nicht mit tiefgründigen wissenschaftlichen Äußerungen zitiert. Diesen Preis nehme ich bewusst in Kauf. Die Medien schätzen, wenn jemand einfach und prägnant zu formulieren weiß. Das ist unter Wissenschaftlern nicht unbedingt üblich.”
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1. “Gerüchteköche” (fr-online.de, Ulrike Simon)
Ulrike Simon fragt Joachim Widmann, Chefredakteur der Nachrichtenagentur ddp, wie es dazu kommen konnte, dass so viele deutschsprachige Medien eine angebliche Trennung des Schauspielerpaars Brad Pitt und Angelina Jolie vermeldeten. “Widmann erzählt, dass die Kollegin aus der Redaktion die Meldung der News of the World zunächst zur Seite gelegt habe. Sie habe sie erst veröffentlicht, nachdem im Internet drei Dutzend Medien darauf eingegangen waren.”
2. “Das Riekelsche Gesetz” (print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris fühlt sich als freier Journalist von den Methoden der “Bunte”-Chefredakteurin Patricia Riekel beleidigt. “Wir sind Journalisten, keine Spanner, die im Gebüsch liegen um herauszufinden, ob und mit wem Parteivorsitzende ein Sexualleben haben.”
3. “Journalismus 2010: Drecksarbeit” (wortvogel.de, Torsten Dewi)
“Mir sind diese Woche gleich zwei Dinge widerfahren, die aktuelle Probleme der gedruckten Presse dokumentieren, ohne gleich hochtrabende Begriffe wie ‘Qualitätsjournalismus’ oder ‘redaktionelle Autonomie’ zu strapazieren.”
5. “Pingpong mit Westerwelle” (nn-online.de, Hans-Peter Kastenhuber)
Die “Nürnberger Nachrichten” fassen nochmals zusammen, was “Bild” in den letzten zwei Monaten alles zum Thema HartzIV schrieb.
6. “Das unwürdige Count-Up” (begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig fragt sich, warum zum Erdbeben im Chile “trotz unsicherster Nachrichtenlage immer wieder sinnlose Zahlen von Todesopfern weitergemeldet” werden.
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1. “Ihr seid die Langweiler!” (faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld kritisiert die Fernsehmacher als “Langweiler, die sich selbst inszenieren, die aufgehört haben, Fragen zu stellen, die nichts wissen wollen.”
2. “ZDF sperrt Graeter” (fr-online.de, Ulrike Simon)
Das ZDF stellt die Sendung “Johannes B. Kerner” mit dem Gast Michael Graeter nicht in die Mediathek: “Interventionen aus dem Umfeld des CSU-Politikers Edmund Stoiber, der als früherer CSU-Chef auch für die politische Glaubwürdigkeit der Partei zuständig war, sollen dazu geführt haben, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen.”
3. “Schluss mit dem Gebell” (dasmagazin.ch, Rico Czerwinski)
Rico Czerwinski ist es zu laut bei den politischen Talk-Sendungen am Fernsehen: “Kann man denn heute überhaupt noch unterhaltsam über Politik oder mit Politikern sprechen, ohne seine Zuhörer zu beleidigen? Gewiss.”
4. “Als Somalier in Deutschland” (n-tv.de)
“Der Publizist und Journalist Günter Wallraff ist in die Rolle eines Flüchtlings aus Somalia geschlüpft und will seine Erfahrungen im Herbst veröffentlichen.”
5. Porträt von Peter Boudgoust (merkur.de, Volker S. Stahr)
“Verwaltungsmann” Peter Boudgoust, Intendant beim SWR, möchte “gutes Fernsehen” machen. “Konkret heißt gutes Fernsehen für ihn: populäre Programme am Freitag- und Samstagabend, Sport und ‘Tatort’. Es heißt aber auch Information und Dokumentation.”
6. “HOW TO: Launch Your Own Indie Journalism Site” (mashable.com, Maria Schneider, englisch)
“Here, five former mainstream media reporters share their tips and best advice for creating a startup journalism site.”
«Die Entwöhnung ist komplizierter, als ich gedacht habe» (sonntagszeitung.ch, Ueli Walther, Simon Bärtschi)
Der ehemalige Sat-1-Chef Roger Schawinski über seine Abhängigkeit von Quoten, Blochers unsäglichen Führungsstil und seine ersten grauen Haare.
“Wir stehen noch lange nicht da, wo ich sein möchte” (persoenlich.com, David Vonplon)
Nach der Einstellung von Facts ist Das Magazin eine der wenigen verbliebenen Wochenzeitschriften der Tamedia. Wird das schlanke Blatt, das drei Tageszeitungen beigelegt wird und über 650’000 Leser zählt, nun ausgebaut? “Wir diskutieren immer wieder, ob Das Magazin grösser und dicker werden soll”, erklärt Finn Canonica, seit April Chefredaktor im Interview mit “persoenlich.com”. Unmittelbaren Handlungsbedarf sieht er aber nicht.
Nebenbei ist auch dabei (tagesspiegel.de, Verena Friederike Hasel) Essen, reden, telefonieren: Menschen machen, wenn der Fernseher läuft, noch Dutzende andere Dinge nebenher.
“Warum muss die ARD Telenovelas senden?” (welt.de, Ulrike Simon)
Anke Schäferkordt, die Geschäftsführerin der RTL-Gruppe Deutschland, gibt im Interview mit WELT ONLINE einen Ausblick in die Zukunft des Fernsehens. Nachdem Sat.1 drei Inforationssendungen einstellen will, stellt sich die Frage nach der Verantwortung des Mediums Fernsehen.
Der Redakteur vom China-Imbiss (taz.de, Wolf Schmidt)
“China-Fan” nennt der chinesische Dissident You Xie seinen Schnellimbiss in Bamberg. Im Obergeschoss produziert er das einzige chinesischsprachige Nachrichtenmagazin Deutschlands.
Oper frei Haus (woz.ch, Daniel Ryser)
Wie die Hackerbande das Zürcher Opernhaus verwanzte – und aus einem WOZ-Reporter einen Bitnik-Propagandisten macht.
Zu viel Schokolade macht Bauchweh (facts.ch, André Grieder) «Spider-Man 3», «Pirates of the Caribbean 3», «Die Hard 4» ? Wozu brauchts eigentlich noch Filmkritiker und Kinotipps, wenn Hollywood ohnehin mit lauen Serienstücken gross abkassiert?
Ebay gibt?s jetzt auch gedruckt (welt.de, Ulrike Simon)
Rund zwölf Millionen regelmäßig aktive Nutzer hat Ebay in Deutschland. Die will jetzt das Verlagshaus Gruner + Jahr mit einem Magazin bedienen. Dabei legt die Redaktion Wert darauf, journalistisch unabhängig zu sein.
Wir investieren siebenstellige Summen (faz.net, Michael Hanfeld)
Mario Frank ist seit Jahresbeginn ?Spiegel?-Geschäftsführer. Sein Start war von Machtkämpfen mit der Redaktion begleitet. Im Interview spricht er über den Aufbau neuer Geschäftsfelder, den Einstieg in den Sonntagsmarkt und massive Investitionen in den Online-Bereich.
“WamS”-Kommentarchef attackiert “Bild”-Chefredakteur (+) (spiegel.de, anr) Tumult im Springer Verlag: Der Kommentarchef der “Welt am Sonntag”, Alan Posener, hat “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann heftig angegriffen. In seinem Weblog geißelt Posener die “Bild”-Zeitung dafür, die “niedrigsten Instinkte” zu bedienen.
Wiederholungstäter III
(stefan-niggemeier.de)
Es muss eine Berufskrankheit sein. Journalisten können nicht über Blogs schreiben, ohne sie um den Faktor 30 zu klein zu machen. Der neueste Fall trägt die Überschrift ?Das Ende des Blogging-Wahns? ? und natürlich hätte man da schon aufhören sollen zu lesen.
In Tom Buhrows weicher Schale steckt ein harter Kern
(welt.de, Ulrike Simon)
Ulrich Wickert hat ihn zu seinem Nachfolger erkoren. Doch seit dem er an der Seite von Anne Will die Tagesthemen im Ersten Deutschen Fernsehen moderiert, wirkt der ?Neue” etwas blass und harmlos. Doch Vorsicht. In Buhrow steckt mehr, als man ahnt.
Vernetzte Freundschaften
(heute.de, Malte Borowiack)
Im Internet entstehen neue Formen sozialer Netzwerke.
Drei in einem
(berlinonline.de, Susanne Ehlerding)
Videojournalisten erkämpfen sich immer mehr Sendeplatz im Fernsehen.
Vater light
(taz.de, Frank Sandmann)
Um für ein Kind da zu sein, muss man nicht unbedingt Vater oder Mutter werden. Wie das geht? Der Bericht eines Mannes mit Kinderwunsch auf Teilzeitbasis.
“Ich bin mit dem Blog ziemlich auf die Welt gekommen”
(persoenlich.com, Matthias Ackeret)
Ueli Haldimann, Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, ist einer der letzten und zugleich schärfsten Medienkritiker der Schweiz. Auf seinem Blog massregelt er regelmässig seine Kollegen für deren publizistische Fehlleistungen. Ironie, Moralin oder nur Kollegenschelte?
“Das Internet wird immer schneller sein”
(welt.de, Ulrike Simon)
Das “SZ-Magazin” ist die beste Zeitschrift Deutschlands. Zu diesem Ergebnis kommt die Jury der Lead Academy. Sie vergibt jährlich die “Oscars der Medienbranche”. Juryvorsitzender Markus Peichl erklärt im Gespräch mit WELT ONLINE, dass es nicht nur Grund zum Feiern gibt.
«Denken kann ich immer noch»
(weltwoche.ch, Roger Schawinski)
Bundesrat Christoph Blocher würde das Messerstecher-Inserat nicht mehr machen, findet es überflüssig, Mitarbeiter zu loben, und sieht sich als eher einsamen, nicht sehr mächtigen Politiker. Ein Gespräch mit Roger Schawinski (das auch als Video verfügbar ist).
»Erst jetzt bekannt«
(jungewelt.de, Arnold Schölzel)
Die ARD findet einen Text, der vor sechs Wochen veröffentlicht wurde, und verkauft ihn als neu. Ein Bericht zur Lage der Medien.
Gerangel um die YouTube-Stars
(spiegel.de, Holger Dambeck)
In den USA versuchen kleinere Videoplattformen, populäre Hobbyfilmer von YouTube abzuwerben. Sie locken die Stars mit einer hohen Beteiligung an den Werbeerlösen und hoffen auf mehr Zuschauer. Mancher Videomacher sieht die Entwicklung mit Befremden.
Irmela Schwab und der Elektrakomplex
(lyssas-lounge.de)
Liebe Irmela Schwab. Sie haben geschafft, was ich kaum noch für möglich gehalten hätte: Ich sitze dank Ihres Rührstücks in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (?Lyssas wilder Westen?) nach einem sehr langen Arbeitstag mitten in der Nacht noch an einem Blogeintrag.
Ich, ich, ich – so ist die neue “Vanity Fair”
(welt.de, Ulrike Simon)
Das Titelbild überladen, das Heft billig, die Anmutung einer Frauenzeitschrift und ein Chefredakteur, der sich “Posh” nennt. Alles geschenkt, denn das Hauptproblem von “Vanity Fair” ist, dass die Macher einem Klischee aufgesessen sind. Willkommen beim Magazin mit der größten Ich-Bezogenheit.
Vanity Fair ist da
(blog.zeit.de/clara)
Blättert man das Magazin durch fällt es durch lockeres, buntes und angenehmes Layout auf, dass weniger an ein kaltes Lifestyle-Magazin als an ein Frauenmagazin erinnert.
Wochenmarkt der Biederkeiten
(spiegel.de, Reinhard Mohr)
Allzu flüchtig, ja fadenscheinig ist die Eleganz, sehr vergänglich und ohne jede Aura des Ewigen. Stets hat man das Gefühl, diesen Text und jenes Foto schon woanders gesehen zu haben, nur besser und präziser eingefasst im Hier und Jetzt.
Einmal nur Cowboy sein
(sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs)
“Ich bin gern Trophäe”, verkündet der Schauspieler und Single Schweiger auf dem Cover, das wahlweise einem agrarwissenschaftlichen Fachmagazin, einem Krankenkassen-Mitgliederblatt oder vielelicht einer Publikation der Gay-Szene ähnelt.
Vanity Fair ist da: Til Schweiger erlöst Deutschland
(netzeitung.de)
Leitet das neue Wochenmagazin eine Zeitenwende ein? Zora del Buono (stellvertretende Chefredakteurin «Mare»), Oliver Gehrs (Herausgeber «Dummy»), Gerd Brendel (Podcaster-Ikone Cindy, Küchenradio.org) und Sophie Albers (NZ-Entertainment-Redakteurin) sondierten im Gespräch mit der NZ-Chefredaktion die veränderte Lage.
vanity fair – magazin der konservativkultur
(kulturminister.com, Philip Buerkler)
auf seite 183 von insgesamt 320 seiten (100 davon grossformatwerbung) wird festgestellt, dass barack obama durchaus chancen habe, der erste schwarze präsident der usa zu werden. ja, das ist jetzt also nicht wirklich etwas neues. dann gibts auch noch etwas web 2.0.
Dann bloggen wir eben aus Tobago
(faz.net, Imke Donner und Harald Staun)
Ein kremlnaher Oligarch hat ?Livejournal?, das beliebteste Weblog-Portal in Russland, gekauft. Das Geschäft könnte die Pressefreiheit in Russland bedrohen. Die Nutzer befürchten Zensur und diskutieren den virtuellen Exodus.
Zum sogenannten neuen Übersetzerstreit
(perlentaucher.de, Burkhart Kroeber)
Thomas Steinfeld, Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, kritisierte die Übersetzer des “Verbandes deutschsprachiger Übersetzer”, die im sogenannten “Übersetzerstreit” die Kompromissvorschläge der Verlage ablehnten und überhaupt nur an den finanziellen, statt an den so wichtigen kulturellen Wert ihrer Arbeit dächten. Der Umberto-Eco-Übersetzer Burkhart Kroeber wendet ein: Auch Übersetzer würden gern mehr als 1.000 Euro im Monat verdienen.
Vanity Fair: ?Für alle, die die Welt verändern?
(welt.de, Ulrike Simon)
Bald startet die deutsche Ausgabe der ?Vanity Fair?, ein amerikanischer Magazinmythos. Ob Bunte, Stern oder Park Avenue: Alle lauern, ob Vanity Fair in Deutschland Erfolg haben wird. Es ist das riskanteste Zeitschriftenprojekt seit Jahren. Chefredakteur Ulf Poschardt verrät, warum er fest an den Erfolg glaubt.
Das Ende der Bohème
(nzz.ch, Christian Saehrendt)
Modernes Künstlerproletariat in Berlin.
Zuletzt geküsst im Kindergarten
(faz.net, Florentine Fritzen)
Die Wissenschaft spricht von einem ?seltenen, aber interessanten Phänomen?: Erwachsene, die noch nie eine Beziehung hatten. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Betroffenen selbst.
“Wollen Sie noch das Ohr sehen?”
(futurezone.orf.at, Patrick Dax)
Der australische Medienkünstler Stelarc lässt sich ein aus Biomaterial gefertigtes drittes Ohr am Unterarm anbringen.
“Wir rütteln die Mainstream-Medien auf”
(spiegel.de, Christian Stöcker)
Arianna Huffington, berühmte US-Bloggerin, lehrt die Regierung Bush das Fürchten. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht sie über Hillary Clintons größtes Problem – und verrät, wie Internet und Weblogs die Politik revolutionieren können.
Holtzbrinck: Online-Nutzer zahlen nicht für Inhalte
(welt.de, Ulrike Simon)
Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (?Handelsblatt?, ?Zeit?) macht derzeit Schlagzeilen mit dem Kauf von Internetfirmen Im Internet darf sich ein Medienunternehmen nicht an Erfolgen von früher orientieren, sagt Finanzgeschäftsführer Jochen Gutbrod, 43.
Kollaborativer Kokolores bei der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”
(netzjournalist.twoday.net)
“Der Leser schreibt mit”, hieß es vor zwei Wochen zum ersten Mal bei der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Anstatt einen Artikel nur zu drucken, haben wir ihn erst einmal ins Internet gestellt. Wir wollten wissen, ob die Leser dort vielleicht mehr wissen als wir”, schrieb “FAS”-Redakteur Jörg Albrecht.
“Wir sind nicht im Krieg, wir sind im Wahlkampf”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber und Marc Felix Serrao)
?Spiegel?-Chef Stefan Aust verspricht: ?Solange die mich nicht rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig.? Ein Gespräch über Journalismus und Macht.
Bescheidene Eigenleistung der Medien im Umgang mit PR
(persoenlich.com)
Am Freitag hat die Medienforschungsfirma Publicom an einer Medienkonferenz in St. Gallen eine Studie vorgestellt, die aufzeigt, wie stark Medien und PR miteinander verwoben sind. In gut der Hälfte der tagesaktuellen Berichterstattung über Medienkonferenzen kantonaler Behörden ist keinerlei inhaltliche Eigenleistung der Medien zu erkennen, wie Studienleiter René Grossenbacher ausführte. Die Autoren der vom BAKOM geförderten Studie rechnen mit einer weiteren Verschiebung der Stärkeverhältnisse zugunsten der PR.
Erschütternd ist das neue geil
(sueddeutsche.de, Alex ist der neue Rühle)
Nachdem gerade wieder mal jemand vor sich hin behauptet hat, leise sei das neue laut, haben wir im Archiv geschaut, was 2006 in deutschen Zeitungen und Blogs so alles das neue Irgendwas war. Das haben wir hier zusammengestellt und grafisch einsortiert.
Schweizervolk, hilf!
(beobachter.ch, Dominique Strebel und Christoph Schilling)
Die Geschichte des Beobachters ist eine Geschichte des Kampfes. Die Schweizer Verleger wollten das neue Blatt zum Verschwinden bringen. Doch Gründer Max Ras brachte das Volk auf seine Seite.
“Unser Kampf ist heute intensiver, als er je war”
(persoenlich.com, David Vonplon)
80 Jahre nach seiner Gründung gehört der Beobachter zu den erfolgreichsten Zeitschriften der Schweiz. Sein Modell, das engagierten Journalismus für Benachteiligte mit professioneller Leserberatung verbindet, hat sich bewährt. Doch kämpft der Traditionstitel heute auch gegen die Überalterung seiner Leserschaft, die Reichweite des Blatts stagniert.
Wie wichtig ist der “Spiegel” noch?
(welt.de, Ulrike Simon)
Der Spiegel feiert seinen 60. Geburtstag. In Hamburg wird deshalb ein große Party ausgerichtet. Aber der Glanz der einstigen Institution in der deutschen Presselandschaft ist zunehmend verblasst. Nicht mehr Enthüllungs – Storys bestimmen das Blatt, sondern die bunte Reportage.
Berufsziel Freiheit
(jetzt.sueddeutsche.de, Dirk Schoenlebe)
Junge Journalisten im Irak kämpfen mit Worten für die Zukunft ihres Landes. Susanne Fischer bildet sie aus.
Geldsegen auf Umwegen
(netzeitung.de, Maik Söhler)
Schön: Bei der VG Wort können Autoren und Blogger jetzt auch Online-Texte melden und Tantiemen kassieren. Unschön: Die Art, wie das zu geschehen hat.
Spam der alten Schule
(taz.de, R. Wolff)
Dänemark ist genervt von seinen Gratiszeitungen: Nun will sogar die Regierung gegen die Papierberge vorgehen.
1. Schreibt sie nicht größer als sie sind (belltower.news, Simone Rafael)
Seit es die AfD gibt, gehen die Meinungen von Journalistinnen und Journalisten darüber auseinander, wie eine verantwortungsvolle Berichterstattung über die Partei aussieht: Sollte man ihre Provokationen und Tabubrüche ins Leere laufen lassen und mit Nichtbeachtung reagieren? Oder sollte man darüber berichten, womöglich etwas dagegensetzen, aber damit riskieren, sie größer und wichtiger zu machen? Simone Rafael nimmt das aktuelle “Stern”-Cover, auf dem AfD-Bundessprecherin Alice Weidel groß abgebildet ist, zum Anlass, darüber nachzudenken.
2. Mediale Mythen zum Heizungsgesetz (deutschlandfunk.de, Ann-Kathrin Büüsker & Mirjam Kid, Audio: 5:58 Minuten)
Dass zum geplanten Heizungsgesetz viele Mythen und Falschinformationen in Medien herumgeistern, liegt nach Ansicht von Ann-Kathrin Büüsker aus dem Hauptstadtstudio des Deutschlandfunks an der Arbeitsverdichtung von politischen Journalistinnen und Journalisten, aber auch an der starken Personalisierung von Themen: “Die Frage, wer sich wo durchgesetzt hat, ist eine sehr häufige – auch weil sie sich schneller beantworten lässt als die Frage nach konkreten Inhalten. Und das führt dann auch dazu, dass Falschinformationen eine viel größere Chance haben: wenn die Debatte sich mehr auf Personen fokussiert und weniger auf Inhalte.”
3. “Bild” stalkt Markus Lanz über mehrere Tage und bis zur Schule seiner Kinder (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Wie Boris Rosenkranz bei “Übermedien” berichtet, stellt “Bild” dem ZDF-Moderator Markus Lanz nach, beschattet ihn regelrecht und verfolgt ihn sogar bis zur Schule seiner Kinder. Lanz’ Medienanwalt Christian Schertz werde dagegen umfassende rechtliche Schritte einleiten, “auch um präventiv so etwas für die Zukunft zu unterbinden”. Rosenkranz hat sich angeschaut, wer für diese Art von Berichten bei “Bild” verantwortlich ist und wie kaltschnäuzig nachträgliche Löschungen oder Schwärzungen offenbar einkalkuliert werden.
4. Verleger-Klage gegen Nationales Gesundheitsportal erfolgreich (dwdl.de, Uwe Mantel)
Noch unter der alten Bundesregierung startete das Gesundheitsministerium ein Onlineportal mit “verlässlichen Informationen für Ihre Gesundheit”. Die Verlagsbranche sah dies als einen “einmaligen und neuartigen Angriff auf die Pressefreiheit”, und der Wort & Bild Verlag (unter anderem Herausgeber der “Apotheken Umschau”) ging dagegen juristisch vor. Uwe Mantel fasst den Streit zusammen und berichtet über den Ausgang.
5. Hinter den Kulissen des Reisejournalismus (fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Im Gespräch mit dem “Fachjournalist” betont die renommierte Reisejournalistin Stefanie Bisping die Bedeutung von Tiefe und menschlichen Geschichten im Reisejournalismus. Obwohl sie den Stellenwert des Reisens für authentische Geschichten hervorhebt, schreibe sie ihre Artikel meistens zu Hause. Bisping rät angehenden Reisejournalisten und -journalistinnen, einen eigenen Stil zu entwickeln und sich auf unterhaltsame, tiefgründige Geschichten zu konzentrieren.
6. «Den Menschen ist bewusst: Mit dieser sprachlichen Änderung müssen sie auch ihr Weltbild ändern» (republik.ch, Marie-José Kolly)
Es ist auffällig, dass sich rechte Parteien aus all den drängenden nationalen und globalen Problemen ausgerechnet ein Thema wie das Gendersternchen herauspicken, um es in den Mittelpunkt von Kampagnen zu stellen. Im Interview mit der Schweizer “Republik” erklärt der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, warum sich Politikerinnen und Politiker so auf das Thema stürzen, wie mit Sprache Politik gemacht wird und welche Argumente aus seiner Sicht für die Verwendung des Gendersternchens sprechen.
1. Medien verbreiten falschen Täternamen (tagesschau.de, Patrick Gensing)
Nach dem möglichen Terroranschlag in Norwegen verbreiteten Medien einen erfundenen Namen des Verdächtigen. Verschiedene italienische, griechische und französische Redaktionen behaupteten, der mutmaßliche Täter von Kongsberg heiße “Rainer Winklarson”. Sie waren auf böswillig gestreute Falschinformationen von Internet-Trollen hereingefallen, die dafür den Namen eines deutschen Youtubers verballhornt hatten.
2. Neutralität gibt es nicht (taz.de, Ulrike Herrmann)
Die “taz”-Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann wundert sich: “Seit vielen Jahren schreibe ich für die taz über Wirtschaftsthemen. Meine Mitgliedschaft bei den Grünen war dabei nie ein Problem. Bis jetzt.” Weil sie der Neutralitätsdebatten müde sei, habe sie bei der Partei das Ruhen ihrer Mitgliedschaft beantragt.
Gucktipp: Wer Ulrike Herrmann kennenlernen und noch dazu viel über Wirtschaftsthemen lernen möchte, sollte sich ihr Gespräch mit Tilo Jung anschauen: Jung & Naiv: Folge 451 (youtube.com, Video: 1:25:51 Stunden).
3. Siegfried Borchardt, 67, Kampfname: “SS-Siggi” ist tot. Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte. (facebook.com, Gerhard Kromschröder)
Bei Facebook erzählt der Journalist Gerhard Kromschröder, wie er mit einem Kollegen, dem Fotografen Harmut Schwarzbach, 1983 für den “Stern” undercover in der Dortmunder Neonazi-Szene unterwegs war und dabei den jüngst verstorbenen Siegfried Borchardt (Kampfname: “SS-Siggi”) kennenlernte: “Unsere ‘Stern’-Reportage ‘Blut, Blut muss fließen …’ war der erste Beleg für das neue Phänomen [von rechtsradikalen Fußballfans] und erregte Aufsehen. Doch der BVB und Dortmunds Polizei wiegelten ab: Neonazis unter Fußballfans kennen wir nicht, gibt’s nicht, Ende der Durchsage. Statt gegen Borchardt und seine ‘Borussenfront’ wurde erst einmal gegen Schwarzbach und mich ermittelt.” Zudem sei ihm damals in der “Bild am Sonntag” unterstellt worden, er hätte “eine Gruppe Dortmunder Fußballfans als ‘Neo-Nazis’ diffamiert.”
4. Wieso kann Youtube #allesaufdentisch abermals löschen? (faz.net, David Lindenfeld)
Der Streit zwischen Youtube und den Anti-Corona-Maßnahmen-Aktivisten von #allesaufdentisch geht in die nächste Runde: Die Videoplattform habe abermals zwei Beiträge gesperrt, weil sie gegen die Richtlinien zu Fehlinformationen im Zusammenhang mit Covid-19 verstoßen würden. Der Jurist Joachim Steinhöfel, der #allesaufdentisch rechtlich vertritt und in einem der Videos auch selbst zu Wort kommt, habe die neuerliche Löschung als “pure Provokation” gegenüber dem Landgericht Köln bezeichnet.
5. MDR und sächsische Polizei wollen enger zusammenarbeiten (mdr.de)
Der MDR und die sächsische Polizei wollen künftig enger zusammenarbeiten und haben dazu eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Ziel dieser Vereinbarung soll sein, dass Journalistinnen und Journalisten einerseits und Polizistinnen und Polizisten andererseits mehr Verständnis für die Arbeit der jeweils anderen Seite entwickeln. Zudem sollen Medienschaffende von der Polizei besser geschützt werden – etwa vor Übergriffen bei Demonstrationen.
6. Antisemitismus in sozialen Netzen weit verbreitet (netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Allen Bemühungen gegen Hate Speech zum Trotz sei Antisemitismus in Sozialen Netzwerken immer noch weit verbreitet, so das Ergebnis einer Studie der Amadeu Antonio Stiftung. Die Stiftungs-Mitarbeiterin Simone Rafael kommentiert: “Dass Antisemitismus im Jahr 2021 immer noch auf jeder Plattform mit wenigen Klicks und den plattesten Vorurteilen als Suchbegriffe zu finden ist, ist ein Armutszeugnis. Jüdinnen und Juden als Betroffene weisen seit über einem Jahrzehnt darauf hin, wie sehr sie online attackiert werden. Es wird Zeit, dass die Netzwerke ihre Verantwortung für die Sicherheit ihrer Nutzer:innen endlich ernst nehmen und Antisemitismus von den Plattformen verbannen.”
1. “Wir staunen bis heute”: Das Portal “Mannheim24” und die Klicks mit Jan Hahns Tod (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Dem Portal “Mannheim24” ist offenbar jedes Mittel Recht, an Klicks und Reichweite zu kommen, und beutet dazu auf – man muss es leider so sagen – scheinheilige und verabscheuungswürdige Weise den Tod eines TV-Moderators aus. Boris Rosenkranz ist der Sache für “Übermedien” nachgegangen und hat sich an den verantwortlichen Geschäftsführer gewandt. Und der hat Rosenkranz sogar partiell Recht gegeben: “Sie haben in der Grundrichtung ihrer Vorhaltung recht: In der Gesamtbetrachtung mutet es in der Tat seltsam an, dass wir den Vorwurf erheben, dass Instagramer:innen den Tod von Jan Hahn für Reichweite ausnutzen, und wir ebenfalls mit der Berichterstattung Reichweite erzielen.”
2. “Die Medienaufsicht ist ein zahnloser Tiger” (deutschlandfunkkultur.de, Stephan Karkowsky, Audio: 8:20 Minuten)
Der Partyschlager-Sänger Ikke Hüftgold aka Matthias Distel erhob vor einigen Tagen schwere Vorwürfe gegen den Fernsehsender Sat.1 und die Produktionsfirma Imago TV. Es ging dabei um das Ausnutzen der Not von psychisch vorbelasteten Kindern aus einer prekär lebenden Familie für ein “Frauentausch”-ähnliches TV-Format. Bei Deutschlandfunk Kultur kommentiert Medienwissenschaftler Bernd Gäbler den Vorgang. Gäbler weiß, wovon er spricht: Er ist der Autor der Studie “Armutszeugnis. Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt”.
Weiterer Lesehinweis: Der Streit zwischen dem Partyschlager-Sänger und der Produktionsfirma geht weiter. Distel habe seine Ankündigung wahr gemacht und Strafanzeige gegen Sat.1 und Imago TV gestellt. Die Produktionsfirma gehe ihrerseits mit einer Unterlassungsaufforderung gegen den Entertainer vor: Imago verlangt Unterlassung von Distel, der erstattet Anzeige (dwdl.de, Timo Niemeier).
3. Facebook News in Deutschland, Kampagne gegen Biontech, Wie Influencer Geld verdienen, Aufmerksamkeitsmaschine TikTok (socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz)
Im “Social Media Watchblog” analysiert Simon Hurtz den Facebook-News-Deal vieler deutscher Verlage: Warum machen fast alle großen Verlage mit? Was bezweckt Facebook mit seinem News-Angebot? Warum sollten Verlage vorsichtig sein? Und welche Rolle spielt der Axel-Springer-Konzern? Hurtz bricht das weite Themenfeld im bewährten Analysestil auf die wesentlichen Fakten herunter und endet mit einer überraschenden Schlussbemerkung.
4. ARD führt “Sprüche vor acht” am Vorabend ein (dwdl.de, Uwe Mantel)
Die ARD führt ein neues Format ein: Immer Freitags gegen 19:45 Uhr sollen in der Mini-Sendung “Sprüche vor acht” Redensarten erklärt werden. Die Initiative “Klima vor Acht” hatte lange Zeit (und bislang erfolglos) mit der ARD um ein paar Sendeminuten für Klimaberichterstattung gerungen und ist nun wenig begeistert: “Kein Witz: Das Erste führt nun ‘Sprüche vor acht’ zur besten Sendezeit ein. In jeder Sendung soll eine Redensart anschaulich erklärt werden. Seit Monaten werben wir und tausende Unterstützer:innen für #KlimaVor8. Aber die ARD muss halt Prioritäten setzen.”
Zwar nicht in direktem Zusammenhang mit der “Sprüche-vor-acht”-Entscheidung der ARD, aber inhaltlich doch nah dran – ein weiterer Lesehinweis: Hände mit Sekundenkleber festgeklebt: Klimaaktivisten protestieren bei mehreren ARD-Anstalten (dwdl.de, Timo Niemeier).
5. “KenFM” unter Beobachtung (tagesschau.de, Florian Flade & Georg Mascolo)
Wie die “tagesschau” berichtet, wird die Plattform “KenFM” nun vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet: Die Seite verbreite Falsch- und Desinformation und treibe damit die Radikalisierung der sogenannten “Querdenker”-Szene voran. Das Vorgehen der Behörde sei nicht unumstritten: “Kritiker merken an, der Inlandsnachrichtendienst dürfe sich nicht mit immer mehr Beobachtungsobjekten übernehmen, schließlich gebe es vor allem in den Landesbehörden nur begrenzt Ressourcen. Zudem drohe das Risiko von Klagen. Der Verfassungsschutz müsse außerdem im Bereich von Medien besonders sensibel agieren. Mangelnde Qualität in der Berichterstattung könne beispielsweise kein Grund für eine Überwachung sein.”
6. Faszination “Germany’s Next Topmodel” (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 6:02 Minuten))
Gestern Abend ging die 16. Staffel der Castingshow “Germany’s Next Topmodel” bei ProSieben zu Ende. Was macht die Faszination dieses vielfach kritisierten Formats aus? Der Deutschlandfunk hat dazu zwei Experten befragt, die Journalistikprofessorin Margreth Lünenborg und den Regisseur Kai Tilgen, der selbst für ähnliche Formate gearbeitet hat. Tilgen sagt: “Beim Privatfernsehen erzählt man manchmal halt auch Geschichten, die es gar nicht gegeben hat. Oder die es mit diesem Ende nicht gegeben hat, oder die es mit der Konnotation nicht gegeben hat. Das kann man prima machen.”
Weiterer Lesehinweis: Bei der “Süddeutschen Zeitung” kommentiert Ulrike Nimz das Staffelfinale: “Aufgewachsen mit Instagram, Tiktok, Youtube sind die jungen Frauen längst Profis der Selbstvermarktung. Nach 16 Staffeln ist keine mehr überrascht, wenn sie eine Kakerlake aufs Dekolleté gesetzt oder die Haare abrasiert bekommt, was immer Heidi Klum auch anstellt, um zu verschleiern, dass die Show sich von ernstzunehmender Talentsuche abgewandt hat wie Wolfgang Joop vom natürlichen Alterungsprozess.”
1. Nur Satirikern ist der kalkulierte Grenzübertritt gestattet (tagesspiegel.de, Paul Dalg)
Vergangene Woche bezeichnete Medienjournalist Joachim Huber in einer Kritik Jan Böhmermann als “Twitter-Zombie” und “Satire-Trump” (“Wo er früher den Nerv, die Nerven der Zeit getroffen hat, nervt der von sich selbst berauschte Na-ja-Satiriker nur noch.”) Dem tritt nun Paul Dalg mit einer Verteidigungsrede entgegen: “Statt zu sagen: “Er nervt”, sollte man sagen: Jan Böhmermann nimmt seinen Job ernst. Als gesellschaftlich relevantes Juckpulver. Es ist wie mit den Kanarienvögeln im Bergbau — solange sie zwitschern, ist die Luft rein. Sollte vom Satiriker Böhmermann einmal nichts mehr zu hören sein, sollten wir uns in Deutschland gehörig in Acht nehmen.”
Weiterer Lesetipp: “Acht Millionen Debile”: Jan Böhmermann angezeigt (dwdl.de, Timo Niemeier).
2. Einstiger Chefredaktor des «Guardian»: «Nur wer phantastischen Journalismus bietet, wird überleben» (nzz.ch, Felix Simon)
Wer Lesehungrige durch eine Paywall vom Lesen abhält, schaufele am eigenen Grab. So lautet das Credo von Alan Rusbridger, dem erfolgreichen Medienmacher und Ex-Chefredakteur des “Guardian”. Im Interview mit der “NZZ” spricht Rusbridger über die Glaubwürdigkeitskrise der Medien, die Zukunft des Qualitätsjournalismus und seine Ratschläge an jüngere Kolleginnen und Kollegen.
3. Wetten, das war’s..? Frank Elstner trifft Giovanni di Lorenzo (youtube.com, Frank Elstner, Video: 41:06 Minuten)
In der zweiten Ausgabe von “Wetten, das war’s..?” interviewt Frank Elstner den “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo (ebenfalls empfehlenswert: das Gespräch mit Jan Böhmermann). Dabei geht es unter anderem um die Kunst des guten Interviews, persönliche Fehltritte und historische Fehler, den Fall Relotius und die “Lügenpresse” sowie Lorenzos Lieblingsgäste und Nicht-Lieblingsgäste.
4. Werbebotschaft angekommen? (sueddeutsche.de, Nicolas Freund)
Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video zeigen keine Werbeblöcke, sondern bauen in ihre Filme Produktplatzierungen ein und das in erschreckendem Ausmaß. Bei Netflix soll dies bei etwa drei Viertel der Pruduktionen der Fall sein, bei Amazon bei fast allen, so “SZ”-Redakteur Nicolas Freund.
5. Ex-Bamf-Chefin unzulässig vorverurteilt (taz.de, Benno Schirrmeister)
Nun hat es auch das Bremer Verwaltungsgericht bestätigt: Die ehemalige Chefin der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Ulrike B., wurde von der Staatsanwaltschaft unzulässig in den Medien vorverurteilt. Zum Hintergrund des Bamf-Skandals, der keiner war, siehe auch den Artikel von Strafrechtsprofessor Henning Ernst Müller: Einmal Skandal und zurück? Rechercheverbund in der Kritik (uebermedien.de).
Bevor wir uns gleich für ein paar Tage in unsere schalldichte Höhle zurückziehen, in der uns keine “Bild”-Titelseiten und keine Tweets von Julian Reichelt erreichen und in der die Internetverbindung zu schwach ist, um Bild.de aufzurufen, möchten wir Euch allen noch schnell fürs Lesen danken und Euch und Euren Familien frohe Weihnachten, ein paar schöne, entspannte Tage und einen guten Start ins neue Jahr wünschen!
Ein großes Dankeschön geht an alle, die uns mit Hinweisen versorgt haben. Wir haben es wieder nicht geschafft, allen nachzugehen und alles aufzuschreiben, haben uns aber große Mühe gegeben, dass es möglichst viele sind.
Und natürlich möchten wir auch all jenen danken, die uns in den vergangenen zwölf Monaten finanziell unterstützt haben! Wer von Euch noch nicht dabei ist, aber gern dabei sein möchte, kann mal hier nachschauen, wie das geht (Spoiler: ganz einfach und auf vielfältige Weise!). Jetzt aber erstmal ein ganz herzlicher Dank an all diese tollen Menschen:
Aaron S., Achim B., Achim F., Achim K., Achim S., Adrian T., Albert M., Albrecht W., Alena M., Alex G., Alex K., Alex M., Alexander A., Alexander B., Alexander G., Alexander H., Alexander K., Alexander R., Alexander S., Alexander W., Alexandra K., Alexis B., Alfons A., Alfons S., Alina R., Amac G., Amy S., Andre F., Andre H., Andre J., Andre S., André W., Andrea d. L., Andrea H., Andrea K., Andrea P., Andrea S., Andreas B., Andreas C., Andreas E., Andreas F., Andreas G., Andreas H., Andreas K., Andreas L., Andreas M., Andreas N., Andreas P., Andreas R. B., Andreas R., Andreas S., Andreas W., Andree H., Andres F., Andres S., Andy S., Anette P., Angela Yvonne K., Angelika K., Anita R., Anita Z., Anja C., Anja R., Anja S., Anja W., Anke K., Anke N., Anke W., Anna B., Anna M., Anna S., Anna-Lena S., Anne S., Annemarie S., Annette B., Annette F., Annette K., Annika H., Annika S., Antje L., Anton S., Anton T., Antonia T., Arch H., Armin L., Arne C., Arne L., Arne T., Artur K., Astrid P., Athanasios M., Axel S., Axel-R. O., Aydin A., Barbara L., Barbara S., Bärbel W., Bastian G., Bastian L., Ben F., Ben H., Benedict S., Benedikt K., Benedikt S., Benjamin B., Benjamin E., Benjamin F., Benjamin G., Benjamin J., Benjamin M., Benjamin P., Benjamin R., Benjamin W., Benno A., Berenike L., Berit J., Bernd F., Bernd M., Bernd Ö., Bernd R., Bernhard F. S., Bernhard K., Bert R., Berthold H., Bettina K., Bettina T., Bianca B., Bjoern E., Bjoern S., Bjoern T., Bjorn H. D., Björn H., Björn K., Bla B., Bo G., Bobby R., Bodo S., Bodo W., Brian P., Britta S., Buddy C., C. K., Carl H., Carline M., Carlo B., Carlo S., Carsten B., Carsten K., Carsten L., Carsten P., Carsten R., Carsten S., Chantal F., Chris E., Chris M., Chris T., Christian B., Christian F., Christian G., Christian H.-B., Christian H., christian H., Christian L., Christian M., Christian N., Christian O., Christian R., Christian S., Christian W., Christian Z., Christiane V., Christin N., Christina P., Christine G., Christine H., Christine T., Christoph A., Christoph D., Christoph E., Christoph J., Christoph K., Christoph Kurt M., Christoph M., Christoph P., Christoph S., Christophe K., Chrstn B., Claas P., Claudia Z., Claudius S., Clemens B., Clemens H., Clemens L., Colin S., Conner W., Constantin P., Constantin R., Constantin S., Cornelia F., Cornelius L., D. V. H., Daniel A., Daniel B., Daniel D., Daniel G., Daniel H., Daniel J., Daniel K., Daniel L., Daniel P., Daniel R.-G., Daniel S., Daniel T., Daniel V., Daniela H.-D., Daniela S., Danijel M., Danilo G., Danny F., Danny H., Dario C., Dario S., David A., David B., David K., David N., David R., David T., Delia W., Denis M., Deniz T., Dennis B. H., Dennis B., Dennis Benjamin H., Dennis H., Dennis K., Dennis R., Dennis W., Desiree B., Diana Z., Dierk R., Dietmar N., Dietz P., Dimitri V., Dirk A., Dirk B., Dirk D., Dirk H., Dirk L., Dirk P., Dirk S., Dirk T., Dirk W., Dominic G., Dominik D., Dominik H., Dominik K., Dominik W., Dominique T., Dora A., Dorothea A., Dorthe K., Dortje L., Eckart L., Eckhard S., Edda B., Eduard W., Efthimios T., Eik L., Ekkart K., Ekkehard K., Elena K., Elena N., Elmar E., Elmar M., Emil S., Eric M., Eric U., Erik M., Erika H., Erwin P., Eugen W., Fabian B., Fabian H., Fabian L., Fabrice B., Feda M., Felix F., Felix G., Felix J., Felix M., Felix R., Felix S., Felix T., Felix W., Florian A., Florian B., Florian F., Florian G., Florian H., Florian J., Florian L., Florian N., Florian R., Florian S., Florian T., Florian W., Fran W., Frank F., Frank H., Frank K., Frank P., Frank S., Frank V., Frank W. B., Frank W., Frank Werner B., Frank Z., Franz B., Franz H., Franz J. M., Franz L., Franz W., Franziska D., Franziska E., Fred-Michael S., Frederik S., Frederik W., Friederike B., Friedhelm R., Friedrich S., Fritz H., Frizzie W., Fynn H., Gabriel Y., gaga H., Georg L., Georg P., Georg S., Gerd H., Gerhard H., Gero P., Gerrit H., Gerrit I., Gesa W., Gianni B., Gregor Alexander K., Gregor B., Gritta B.-G., Guenter S., Guido R. S., Guido R., Guido Rolf S., Günter B., Günter H., Günther S., Hagen S., Hanna K., Hannah S., Hannes B., Hannes H., Hannes R. S., Hannes Richard S., Hans C. H., Hans Christoph H., Hans P. 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1. “Bild” weiß: Rassismus in Deutschland kein Problem (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
In den letzten Tagen ging es in den Medien oftmals um Diskriminierung: Unter dem Hashtag #metwo berichteten unzählige Migranten und Migrantenkinder von ihren negativen Alltagserfahrungen. Boris Rosenkranz hat sich angeschaut, auf welche Weise “Bild” die Debatte aufgenommen hat und konstatiert: “”Bild” wehrt sich nicht gegen den Rassismus, sondern gegen den Vorwurf, dass es Rassismus gebe.”
Weiterer Lesehinweis: In seinem Beitrag Was Özil empfand, haben viele erlebt schreibt “SZ”-Autor Jan Bielicki über herkunfts- und religionsbezogene Diskriminierung als Massenphänomen. Studien würden zeigen: Die Benachteiligung sei keineswegs nur gefühlt.
Und ein weiterer Lesetipp: “Was sich unter dem Hashtag #MeTwo an Rassismuserfahrungen ansammelt, darf nicht ignoriert werden — auch wenn die “Bild” mit aller Wucht gegen Einfühlung und Menschlichkeit ankämpft”: Diese Geschichten werden unser Land verändern (spiegel.de, Georg Diez)
Und zu guter Letzt: Auf Facebook stellt sich Michel Abdollahi der “Bild”-Redaktion entgegen: “Wenn jemand als Sprachrohr der AfD jeden Tag spaltet und hetzt, dann seid ihr das. Ihr seid das prominenteste Gesicht des Rassismus in diesem Land. Ihr könnt außer Hetze und Lüge nichts anderes. Wir lassen uns nicht mehr ausgrenzen. Wir lassen uns nicht mehr einschüchtern. Wir lassen uns nicht länger von alten, weißen Männern erzählen, wann was Rassismus ist und wann nicht.”
2. Ausgebamft (taz.de, Gareth Joswig)
Mitte April berichteten verschiedene Medien von einem angeblichen Skandal beim Bremer Bamf (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Der Vorwurf: In mindestens 1200 Fällen soll die ehemalige Leiterin Ulrike B. in Zusammenarbeit mit drei Anwälten unrechtmäßig Asyl erteilt haben. Nach Bekanntwerden der “Affäre” wurde die Bremer Außenstelle geschlossen. Auf Veranlassung des Innenministeriums überprüfen Ermittler nun die dort ausgestellten positiven Asylbescheide seit dem Jahr 2000. Mit ernüchterndem (Zwischen-)Ergebnis: Von den in Rede stehenden 1200 Fällen sind bisher gerade mal 17 übrig geblieben. Wer also weiterhin von einem Skandal sprechen will, sollte damit den Skandal hinter dem “Skandal” meinen.
Weiterer Lesehinweis: Eine ausgezeichnete Aufarbeitung mit juristischer Expertise und zudem ständig aktualisiert: Der eigentliche BAMF-Skandal — erst der Rufmord, dann die Recherche? (beck.de, Henning Ernst Müller)
3. “New York Times”-Verleger warnt Trump (spiegel.de)
“New York Times”-Herausgeber A.G. Sulzberger hat sich mit US-Präsident Trump getroffen. Das Gespräch sollte auf Wunsch des Weißen Hauses vertraulich bleiben, doch diesen Wunsch konnte Trump seinen Mitarbeitern fast erwartungsgemäß nicht erfüllen und twitterte munter drauf los. Daraufhin sah sich auch der “NYT”-Herausgeber nicht mehr an die zugesagte Verschwiegenheit gebunden und berichtete vom Gespräch.
Hier gibt es Sulzbergers Stellungnahme im Wortlaut: Statement of A.G. Sulzberger, Publisher, The New York Times, in Response to President Trump’s Tweet About Their Meeting (nytco.com, New York Times)
4. Wer von “Sprachpolizei” spricht, will die Debatte abwürgen (sueddeutsche.de, Luise Checchin)
In einer losen Serie analysiert die “SZ” das Framing politisch oder gesellschaftlich relevanter Begriffe. In der aktuellen Folge geht es um das Wort “Sprachpolizei”, mit dem Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) den Bundesverfassungsgerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle belegt hat. Luise Checchin befindet: “Mit seiner pauschalen Kritik am Verfassungsgerichtspräsidenten schürt Seehofer das Misstrauen in den Rechtsstaat. Und macht genau das, was er Voßkuhle vorwirft.”
5. Braucht die DSGVO ein Medienprivileg auch für Blogger, Fotografen und Pressesprecher? (telemedicus.info, Simon Assion)
Der Deutsche Anwaltsverein empfiehlt, das Bundesdatenschutzgesetz um eine Regelung zu ergänzen, die sich auf Blogger, Podcaster, Youtuber, Twitter-Nutzer, Fotografen, Künstler, Pressesprecher und Politiker bezieht. Telemedicus-Autor und Jurist Simon Assion erklärt die Hintergründe des empfohlenen “Medienprivilegs”. (Besonders für Nicht-Juristen nicht zum schnellen Drüberfliegen geeignet, da einige Details.)
Weiterer Hinweis: Bei “Legal Tribune Online” kannst Du im DSGVO-Quiz zeigen, wie gut Du Dich mit dem neuen Datenschutzrecht auskennst.
6. Weniger Deutsche in Dresden (twitter.com/emtiu, Michael Büker)
Michael Büker kommentiert eine Meldung der “Dresdner Neuesten Nachrichten”: “Wenn Du aus einer statistisch bedeutungslosen Schwankung von 0,15% so eine Schlagzeile baust, um Deine Leserschaft zu begeistern, bist Du wohl Journalist in Sachsen.”