Suchergebnisse für ‘focus online’

Nacktbilder, Presseförderung, Amal Alamuddin

1. “mögliche folgen von blog-professionalisierung: haltungsschäden und merkbefreiung”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel denkt über Blogger nach, die gestohlene Nacktbilder von Prominenten bearbeitet veröffentlichen: “nach ein paar tagen des nachdenkens, halte ich es tatsächlich für möglich, dass manche blogger glauben, dass ein paar pinselstriche aus etwas verletzendem, übergriffigen und für die betreffenden extrem unangenehmen etwas schönes, angenehmes und wohliges machen könnten.”

2. “Den Medien die Totenglocke läuten”
(nzz.ch, Veit Dengler)
Veit Dengler, CEO der NZZ-Mediengruppe, wendet sich, “flankierende Massnahmen” und “indirekte Förderung” ausschließend, gegen staatliche Presseförderung: “Internet und Co. haben nicht nur die Zeitungen vor radikal neue Aufgaben und Probleme gestellt, sie sind dabei, unsere gesamte Gesellschaft, so gut wie alle Wirtschaftszweige, unser Wissen und unser Denken völlig umzukrempeln. Alle und alles muss die Herausforderungen der neuen Medien bewältigen, um bestehen zu können. Warum sollen gerade journalistische Medien in diesem Prozess staatlich gefördert werden? Warum nicht die Buchbinder, Strassenmusikanten oder Reisebüros?”

3. “Josef Joffe, Jochen Bittner ./. ZDF – Die Anstalt”
(heise.de/tp, Markus Kompa)
Markus Kompa besucht eine Verhandlung vor dem Landgericht Hamburg: “Im Termin am Freitag hatten die Pressejuristen gewisse Probleme, die satirischen Äußerungen auszulegen. Satire ist als Unterfall der Meinungsfreiheit grundsätzlich von Meinungsfreiheit geschützt, wobei allerdings Lügen nicht durch taktische Formgebung von Satire ‘legalisiert’ werden können. Nach Ansicht des Bittner/Joffe-Anwalts handelte es sich um falsche Tatsachenbehauptungen.” Siehe dazu auch “ZEIT-Journalisten verstehen keinen Spaß” (kanzleikompa.de).

4. “Wie die taz durch die Medienkrise kommt”
(blogs.taz.de/hausblog, Karl-Heinz Ruch)
Karl-Heinz Ruch schreibt zur Krise der Zeitungen: “Die Erwartung, dass die Zukunft des Journalismus nicht mehr bei Print, sondern bei Online liegt, hat in vielen Redaktionen zu Verwerfungen geführt, die vor allem eines gezeigt haben: Es stehen viele Besitzstände auf dem Spiel. Inzwischen lichtet sich vielerorts der Nebel und es wächst die Erkenntnis, dass nicht die unterschiedlichen Publikationswege das Problem darstellen, sondern dass tradierte Geschäftsmodelle nicht mehr und neue Geschäftsmodelle noch nicht funktionieren.”

5. “Die fünf schrecklichsten Fakten über den Wissenschaftsjournalismus”
(scilogs.de, Markus Pössel)
Der Beitrag “Das sind die fünf faszinierendsten Fakten über unser Universum” auf Focus.de.

6. “Internationally acclaimed barrister Amal Alamuddin marries an actor”
(thebusinesswomanmedia.com, Amanda Rose, englisch)

Kurz korrigiert (502)

In einem Artikel über Michael Hartmann (SPD) schrieb “Zeit Online” gestern:

Sprecher für SPD-Innenpolitik wird Hartmann allerdings nicht mehr werden. Am Dienstag bestimmten die Abgeordneten den Magdeburger Burkhardt Lischka für dieses Amt. Er ist bereits der dritte innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode. Anfang Februar war der bisherige Innenpolitiker Sebastian Edathy von diesem Amt zurückgetreten.

Das ist falsch. Zumindest die zweite Hälfte.

Sebastian Edathy hat dieses Amt in Wahrheit nämlich nie bekleidet, er konnte also auch nicht davon zurücktreten. Michael Hartmann war bereits seit Oktober 2011 Sprecher für SPD-Innenpolitik und folgte damit direkt auf den langjährigen Sprecher Dieter Wiefelspütz.

Lischka ist demnach nicht “bereits der dritte”, sondern erst der zweite innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode.

Die falsche Behauptung, Edathy sei der Vorgänger von Hartmann gewesen, geistert allerdings schon seit geraumer Zeit durch die Medienlandschaft. In die Welt gesetzt wurde sie vermutlich von der “Bild”-Zeitung, die im Juli schrieb:

Hartmann ist eng befreundet mit Sebastian Edathy (44) — seinem Vorgänger als innenpolitischer Sprecher.

Auch die dpa behauptete vor zwei Wochen:

Lischka wird dann bereits der dritte SPD-Innenpolitikexperte in dieser Legislaturperiode sein: Hartmann-Vorgänger Sebastian Edathy hatte seine Bundestagsmandat im Februar niedergelegt […].

Und die Online-Ausgabe der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” titelte bei der Berufung Lischkas ebenso falsch:

Übrigens: Edathy war zwar nie innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, aber Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages. Womöglich haben die Politik-Journalisten diesen feinen Unterschied — immer wieder aufs Neue — übersehen.

Mit Dank an Philipp.

Longform, Economist, Betrug

1. “Lügen & Betrügen”
(3sat.de, Video, 43:52 Minuten)
Wie Schüler, Studenten und Wissenschaftler abschreiben, manipulieren, lügen und betrügen.

2. “Bild dir keine Meinung”
(taz.de, Meike Laaf)
Alexander Blum von “Bild am Sonntag” lässt bei Google Suchergebnisse zu vier Bildblog-Beiträgen, in denen sein Name vorkommt, löschen (BILDblog berichtete): “Er selbst äußerte sich dazu nicht, doch die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags bestätigte der taz auf Anfrage, dass Blum ‘die Löschung eigeninitiativ beantragt’ habe, und fügte hinzu: ‘Eine Rücksprache mit der Redaktion hat es nicht gegeben.'”

3. “Die Mär vom guten Online-Journalismus”
(robotergesetze.com, Boris Hänßler)
Der Longform-Journalismus werde zukünftig nur noch ein Publikum finden, “das sein Gehirn durch regelmäßige, lange Lesephasen trainiert, bewusst oder unbewusst”, glaubt Boris Hänßler: “Um die große Masse zu erreichen, braucht der Online-Journalismus dann eine andere Lösung, die es noch nicht gibt. Und wie das mit Ideen so ist: Sie kommen nicht, in dem wir sie herbei reden – sie kommen irgendwann von alleine.”

4. “Ukraine-Konflikt: ARD-Programmbeirat bestätigt Publikumskritik”
(heise.de/tp, Malte Daniljuk)
Malte Daniljuk stellt ein Protokoll des ARD-Programmbeirats vor, das sich mit der ARD-Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt auseinandersetzt: “Besonders negativ seien die Weltspiegel-Ausgaben des Bayrischen Rundfunks mit einer ‘einseitigen, fast schon an die Sprache des Kalten Krieges gemahnenden Moderation’ sowie der ‘Bericht aus Berlin’ hervorgestochen.”

5. “Kein Mädchenhändler, kein Lobbyist”
(blogs.stern.de, Hans-Martin Tillack)
Hans-Martin Tillack schreibt über Ex-“Bild”-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje: “Er darf öfters auf Seite 2 des Boulevardblattes mit einem ‘Bild-Kommentar’ auftreten. Die Zeitung erwähnt dabei nie, dass der 65-Jährige im Hauptberuf als Berater für zahlende Kunden unterwegs ist. Auch unter seinem Pro-Steinbrück-Kommentar fehlte jeder Hinweis auf eine Doppelrolle des gelernten Journalisten.”

6. “With New Ad Measure, The Economist Emphasizes Quality Over Quantity”
(blogs.wsj.com/cmo, Suzanne Vranica, englisch)
Der “Economist” erweitert die Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit des Publikums zu messen. “Some experts argue that if there was more focus on the time readers spend with stories and ads, publishers would invest in more compelling content and maybe rely less on lighter content that is designed to get people to click through or share.”

Neuwagen, Bikinifotos, Fische

1. “Diese Bilder von Tausenden neuen Autos sind beeindruckend, die Geschichte dahinter wird dich zu Tränen rühren!”
(autokarma.de, Thomas Gigold)
Thomas Gigold liefert Hintergründe zum Artikel “Mega-Parkplätze: Sind das die größten Neuwagen-Müllhalden der Welt?” auf Focus.de.

2. “Zufälliges Bikinifoto neben Prominenten”
(medien-internet-und-recht.de)
Das Oberlandesgericht Karlsruhe bestätigt den Unterlassungsanspruch, nicht aber den Geldentschädigungsanspruch einer Frau, die sich im Hintergrund eines in “Bild” abgedruckten Fotos im Bikini wiederfindet.

3. “Tote Fische reden nicht”
(nzz.ch, Tom Felber)
“In dubio pro reo” spricht das Obergericht Zürich einen 26-Jährigen “vom Vorwurf der Gehilfenschaft zu mehrfacher Drohung gegen ‘Blick’-Journalisten” frei.

4. “Der liquide Newsroom als Zentrale”
(t3n.de, Luca Caracciolo)
Ein Interview mit Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit.de: “Hochwertiger Journalismus funktioniert für uns als Geschäftsmodell ausgesprochen gut – auch im Digitalen. Vor zehn Jahren haben viele Experten erklärt, dass Branding-Werbung ohnehin eine Lüge sei und im Internet nie Erfolg haben werde. Das Gegenteil ist heute der Fall. Manche Luxusmarken etwa fangen jetzt erst an, nach hochwertigen Umfeldern im Netz zu suchen. Und wir wachsen mit diesem Trend.”

5. “Wollen wir Journalismus nur bezahlen, wenn wir ihn hinter Gitter bringen?”
(stefan-niggemeier.de)
Muss Journalismus zwingend hinter eine Schranke, damit die Leser dafür zu bezahlen bereit sind? Stefan Niggemeier schreibt: “Wir kaufen für unsere Ecke im Büro einen Ventilator, lassen aber, wenn es heiß ist, niemand anderes dort sitzen, die hätten sich ja selber einen Ventilator kaufen können? Und wenn sich nicht vermeiden lässt, dass auch andere etwas von der Kühlung abbekommen, verzichten wir lieber ganz auf den Ventilator?”

6. “++ EIL! BREAKING! ++ Online-Nachrichten immer hysterischer!!! ++ EIL! BREAKING! ++”
(der-postillon.com)

Basler Zeitung, Spießerblätter, Venezuela

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Limburger Enten”
(faz.net, Daniel Deckers)
Daniel Deckers listet Ungereimtheiten und Fehler auf in der Berichterstattung von “Spiegel”, “Focus” und “Süddeutscher Zeitung” über den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

2. “Schleichwerbeverdacht in der ‘Bunten'”
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez)
“Im schönsten Werbesprech” berichtet die “Bunte”, dass Julia Klöckner mit Hilfe von Weight Watchers an Gewicht verloren habe. “‘Hätte Frau Klöckner mit Gemüsesuppe abgenommen, hätten wir auch das geschrieben – und sogar das ganze Rezept abgedruckt’, teilt ‘Bunte’-Chefredakteurin Patricia Riekel mit, die offensichtlich nicht zwischen Suppen und werbenden Unternehmen unterscheiden will.”

3. “Das Bau- und Verkehrsdepartement stellt Falschaussagen der Basler Zeitung richtig”
(medienmitteilungen.bs.ch)
Mit einer Auflistung von Fakten (PDF-Datei) reagiert das Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt auf einen Bericht der “Basler Zeitung”. Die Redaktion “hält an ihrer Darstellung fest”.

4. “Warum ich mich gegen PR abgrenze”
(ottohostettler.wordpress.com)
Soll ein Lobbyist an einem Recherchetag von Journalisten teilnehmen? Otto Hostettler ist dagegen: “Lobbyisten sind wichtige Input-Geber für Journalisten. Aber meiner Meinung nach gibt es keine ‘guten’ oder ‘bösen’ Lobbyisten. Deshalb sollten wir auch eine gesunde Distanz zu dieser Branche wahren. Die Lobbyisten machen es genauso.”

5. “Eine riesige klaffende Wunde”
(schneeschmelze.wordpress.com, Jürgen Fenn)
Jürgen Fenn antwortet auf den Beitrag “Braucht es uns noch?” (carta.info, Wolfgang Michal): “Ich brauche keine der von Wolfgang Michal benannten Spießerblätter zu zitieren, um mein Blog zu füllen. Das mag an meiner Art zu bloggen liegen. Das mag daran liegen, daß mich der professionelle Journalismus immer weniger interessiert und ich insoweit wählerischer geworden bin, indem ich Debatten und Themen verfolge, statt Zeitungen zu abonnieren.”

6. “Constructing ‘Venezuela’ protests: a photo gallery”
(drdawgsblawg.ca, englisch)
Um die Repression in Venezuela zu beschreiben, werden auch aus anderen Ländern stammende Fotos verwendet.

dpa  

Produkte aus Ihrer Region

Die “Berliner Morgenpost” berichtet heute über den Handel mit illegalen Zigaretten in der Hauptstadt. Ein Sprecher des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg erklärt:

“Inzwischen liegt der Anteil der gefälschten Ware aus illegalen Fabriken, die in der Region angeboten wird, bei 90 Prozent”

Bei so einem Satz kann man am frühen Morgen schon mal durcheinanderkommen. Blöd nur, wenn man gerade bei der Deutschen Presse-Agentur im Dienst ist. Die fasste den “Morgenpost”-Artikel so zusammen:Illegale Zigaretten kommen überwiegend aus der Region
Im Text behauptet die dpa:

Etwa 90 Prozent der Zigaretten, die in Berlin auf dem Schwarzmarkt verkauftt werden, kommen aus illegalen Fabriken in der Region.

Unterschied bemerkt? Einmal nicht richtig hingeschaut und schwupps!, gibt es in Brandenburg illegale Zigaretten-Fabriken.

Der Tippfehler (“verkauftt”) wurde von den meisten Medien, die diese Meldung übernommen haben, zwar korrigiert, am Inhalt zweifelte aber offenbar niemand. Selbst bei der “Berliner Morgenpost”, auf deren (richtigem) Artikel die (falsche) dpa-Meldung beruhte, erschien der Text im Newsticker.

Inzwischen hat die dpa eine Berichtigung veröffentlicht (Nachtrag, 7. Januar: die Berichtigung erschien wenige Minuten nach der ursprünglichen Meldung), die Überschrift lautet jetzt: “Illegale Zigaretten kommen überwiegend aus illegalen Fabriken”. Irgendwelche Folgen hatte diese Berichtigung aber nicht mehr.

Mit Dank an Stephan S.

Landesmedienanstalten, HuffPo, Shows

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Verwalten statt Gestalten: Landesmedienanstalten”
(ndr.de, Video, 6:41 Minuten)
Die jährlich mit rund 2 Prozent der Rundfunkgebühr (um die 100 Millionen Euro) finanzierten Landesmedienanstalten bleiben bürokratisch und ineffizient: “Das System erhält sich selbst. Mit 14 Anstalten. Und jeder Menge Kleinstaaterei in der Medienaufsicht.”

2. “Der große Text der unglaublichen Shows”
(berliner-zeitung.de, Peer Schader)
Peer Schader liefert einen “Überblick der öffentlich-rechtlichen Showunterhaltung im Jahr 2013”: “Es kann nicht mehr lange dauern, bis sich aus dieser Masse eine öffentlich-rechtliche Supershow herausformt, die sämtliche Spielregeln und Titelbestandteile der übrigen Sendungen ansaugt und zu einem endlosen Unterhaltungsabend formt, ‘Die unglaublich große Duell-der-Superhirn-Helden-Show’.”

3. “‘Geradezu obsessive Schadenfreude'”
(zeit.de, Martina Powell)
Theologin Petra Bahr bemerkt in der aktuellen Berichterstattung über Franz-Peter Tebartz-van Elst eine “geradezu obsessive Begeisterung und Schadenfreude in Blogs und Kommentaren – nicht nur im Boulevard, sondern auch in den gehobeneren Medien. Bilder von seinem gehetzten Gesicht schaffen es auf die Titelseiten. Im Grunde inszeniert sich die mediale Öffentlichkeit als jüngstes Gericht.”

4. “Steinigt mich, ich schreibe für die Huffington Post!”
(huffingtonpost.de, Karsten Lohmeyer)
“Darf, kann, soll oder muss man sogar für die Huffington Post Deutschland schreiben?”, fragt Karsten Lohmeyer in der “Huffington Post Deutschland”: “Viele sagten kategorisch nein. Denn selbst wenn man ausgebildeter Journalist ist und mit seiner journalistischen Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, zahlt die Huffington Post nichts. Nada. Keinen Lousy Penny. Und das obwohl hinter der Huffington Post Deutschland kein kleines Hinterhof-Start-up ohne Geld, sondern die gut verdienende Tomorrow Focus AG und damit auch der große, vermögende Burda Verlag steht.”

5. “Jetzt doch: Kostenlos-Kultur im Netz – die deutsche Huffington Post”
(pantelouris.de)
“HuffPo, mach es dir doch einfach selbst”, schreibt Michalis Pantelouris: “Wenn die deutsche HuffPo keine Agenda hat sondern nur ein Unternehmen ist, aber die meisten Autoren nicht in Geld bezahlt werden, sondern in Werbefläche für sich oder ihre Sache, dann besteht das Medium letztlich aus nichts als aneinandergeklatschten Anzeigen.”

6. “Saudischer Geistlicher liefert bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse, warum Frauen nicht Autofahren sollten”
(de.globalvoicesonline.org, Rayna St.)

Anschlussverwendung: Augenarzt

Für die Fraktions-Mitglieder der FDP brechen schwere Zeiten an. Nach dem verpassten Einzug in den Bundestag müssen einige von ihnen wohl auf Jobsuche gehen. Nur gut, dass die meisten vor ihrer politischen Karriere noch einen anständigen Beruf gelernt haben.

Philipp Rösler zum Beispiel ist Arzt. Genauer gesagt:

Augenarzt

(Abendblatt.de, 24.10.2009)

Augenarzt

(“Rheinische Post”, 24.10.2009)

Augenarzt

(“Rheinische Post”, 27.10.2009)

Augenarzt

(“FAZ”, 29.10.2009)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 03.02.2010)

Augenarzt

(“Focus”, 08.03.2010)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 07.04.2010)

Augenarzt

(“Badische Zeitung”, 18.06.2010)

Augenarzt

(“Stuttgarter Zeitung”, 18.06.2010)

Augenarzt

(“Süddeutsche Zeitung”, 07.10.2010)

Augenarzt

(“Der Spiegel”, 11.10.2010)

Augenarzt

(“FAZ”, 22.01.2011)

Augenarzt

(“Financial Times Deutschland”, 04.04.2011)

promovierter Mediziner, Fachrichtung Augenheilkunde

(“Kölnische Rundschau”, 06.04.2011)

Augenarzt

(“Badische Zeitung”, 02.09.2011)

Augenarzt

(“Abendzeitung”, 14.12.2011)

Augenarzt

(“taz”, 10.02.2012)

Augenarzt

(“Financial Times Deutschland”, 26.07.2012)

Augenarzt

(Faz.net, 19.10.2012)

Ex-Augenarzt

(“Aachener Nachrichten”, 06.03.2013)

Augenarzt

(“FAZ”, 02.08.2013)

Augenarzt

(“Die Welt”, 12.09.2013)

Augenarzt

(“B.Z.”, 24.09.2013)

Dementsprechend weiß “Spiegel Online” auch ganz genau, wie es für Rösler nach der Wahlschlappe beruflich weitergehen könnte:FDP-Spitzenpolitiker: Dann halt Augenarzt
Rösler gehöre zu jenen FDP-Politikern, “die wohl die größten Chancen haben, noch einmal neu anzufangen”, schreibt “Spiegel Online”. Denn er verfüge “über eine medizinische Ausbildung, auch wenn er seinen Facharzt für Augenheilkunde einst seiner politischen Karriere opferte.”

Sollte es mit der Politik jetzt nichts mehr werden, kann Rösler also immer noch … Moment mal kurz. Er “opferte” seine Facharztausbildung seiner politischen Karriere? Heißt das etwa: Rösler ist gar kein Augenarzt?

ACHTUNG, wichtiger Hinweis: Entgegen vielerlei Presseartikeln und Berichten bin ich NICHT Facharzt für Augenheilkunde, sondern von Beruf einfach Arzt.

Diese Mitteilung stammt von Philipp Rösler selbst. Er hat sie auf seiner Internetseite veröffentlicht – vor vier Jahren. Und trotzdem sind viele Journalisten immer noch fest davon überzeugt, Rösler sei gelernter Augenarzt. Die Beispiele reichen bis ins Jahr 2003 zurück. Selbst die “New York Times” bezeichnete Rösler vor wenigen Monaten als “ophthalmologist”, korrigierte den Fehler aber, nachdem wir sie darauf aufmerksam gemacht hatten.

Auch hier im Blog haben wir auf den Augenarzt-Irrtum hingewiesen, das erste Mal vor vier Jahren. Vor zwei Jahren dann erneut. Und dieses Jahr schon wieder. Aber: nix zu machen.

Auch wenn Philipp Röslers Tage als FDP-Chef vorerst gezählt sind — eines wird er immer bleiben.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Hinter dem Radar

Die “Alternative für Deutschland” (AfD) brüstet sich derzeit gerne damit, dass sie — Prognosen zufolge — bei der Bundestagswahl in zwei Wochen die Fünf-Prozent-Hürde knacken werde.

So sagt AfD-Chef Bernd Lucke im aktuellen “Focus”, für den Einzug in den Bundestag werde es “locker reichen”. Dabei bezieht er sich aber nicht auf die Prognosen der großen Umfrageinstitute, sondern auf eine andere Quelle:

Das Wahl-Radar sieht uns bei sieben bis acht Prozent.

Auch die “Main Post” beruft sich auf dieses “Wahl-Radar” und erklärt:

Dabei handelt es sich um einen Informationsdienst einer Düsseldorfer Agentur, die sowohl die klassischen Umfrage-basierten Prognosen der bekannten Meinungsforschungsinstitute als auch die auf der Auswertung von Social Media und Wahlbörsen basierenden Prognosen einbezieht. Dem Wahl-Radar zufolge kommt die Alternative für Deutschland auf rund sieben Prozent.

Die Überschrift lautet:"Wir schaffen bis zu acht Prozent" - In Würzburg präsentierte sich die Alternative für Deutschland optimistisch

Der “Trierische Volksfreund” schreibt:

Der Informationsdienst Wahl-Radar fasst wöchentlich die Ergebnisse aller öffentlichen Wahlprognosen zusammen. Das aktuelle Ergebnis sagt 7,6 Prozent für die Alternative für Deutschland voraus – mehr als doppelt so viel wie die Piraten, deutlich mehr als die FDP, knapp mehr als die Linke.

Fast acht Prozent also. Bei anderen Umfragen, etwa von Allensbach oder Forsa, liegt die AfD momentan lediglich bei drei, maximal vier Prozent.

Diese krassen Unterschiede kommen dadurch zustande, dass das “Wahl-Radar” auch so Dinge einbezieht wie die “Wahlwette” von “Spiegel Online” oder die “Prognosebörse” des “Handelsblatts”.

Es fließen vor allem aber auch die Zahlen des “Wahl-O-Meters” ein, das zählt, wie oft eine Partei und ihre Politiker auf Twitter erwähnt werden. Darin schneidet die AfD regelmäßig derart gut ab, dass sie auch im “Wahl-Radar” immer deutlich über fünf Prozent liegt.

Und es ist wohl kein Zufall, dass das “Wahl-Radar” ausgerechnet diese Methode anwendet, um seine Prognosen zu berechnen. Denn hinter dem “Wahl-Radar” — und das hat leider keines der oben genannten Medien geschrieben — steckt ein AfD-Mann.

Die “Düsseldorfer Agentur”, die den Dienst betreibt, gehört Wolfgang Osinski. Der war mal Pressesprecher von RTL, hat bei “Bild” gearbeitet und ist heute Vorstandsmitglied der AfD in Düsseldorf. Zum dreiköpfigen “Wahl-Radar Team” gehört außerdem Ulrich Wlecke — er ist Bundestagskandidat der AfD.

Das hätten die Journalisten mit einer kurzen Google-Suche auch selbst herausfinden können. Oder mit einer einfachen Nachfrage. So wie die “Stuttgarter Nachrichten”, die sich nicht einfach blind auf das Acht-Prozent-Gerede verlassen haben:

[…] eine Nachfrage unserer Zeitung bei der Agentur ergab: Osinski ist selbst AfD-Mitglied. Er gibt zu: ‘Ich spreche pro domo’. Das heißt Werbung in eigener Sache.

Und so wundert es dann auch nicht, dass Osinski und Wlecke in der aktuellen Ausgabe des “Wahl-Radars” (PDF) eines nicht oft genug betonen können:

[Die AfD] hat gute Aussichten, die 5%-Hürde zu überspringen.

Ein Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde sei “durchaus drin”. Die AfD sei “vorraussichtlich im Bundestag”. Ein Nichteinzug der AfD sei “sehr unwahrscheinlich”. Und so weiter.

Dass die Betreiber des “Wahl-Radars” selbst zur AfD gehören, wird an keiner Stelle erwähnt.

Mit Dank an Thomas H.

Nachtrag, 12. September, 11 Uhr: Der “Volksfreund” hat den Artikel gestern transparent überarbeitet und einen Nachtrag veröffentlicht.

Vermummte Propaganda

Im August wurde der Vorsitzende der Partei “Alternative für Deutschland” (AfD) bei einer Wahlkampfveranstaltung angegriffen. In den Medien las sich der Vorfall anschließend so:

Bild.de:

Drei Festnahmen, 16 Verletzte - Messer-Angriff auf AfD-Chef Lucke!

Focus.de:

Mit Reizgas und Messer bewaffnet - Acht Vermummte attackieren AfD-Parteichef Bernd Lucke

abendblatt.de:

Vermummte mit Messer und Reizgas greifen AfD-Chef an

“Spiegel Online”:

Wahlkampfrede von Bernd Lucke: Vermummte greifen AfD-Veranstaltung an

“B.Z.” online:

Vermummte in Bremen - Pfefferspray-Angriff auf AfD-Chef Bernd Lucke

Süddeutsche.de:

afd13

“Bild”:

16 Verletzte! Linke Chaoten attackieren Chef der AfD

In fast allen Artikeln ist von mindestens 20 teilweise vermummten Personen die Rede, von denen acht auf die Bühne gelangt seien. Die “vermutlich dem linksextremen Lager zuzuordnende[n] Angreifer” hätten Pfefferspray benutzt, außerdem sei ein AfD-Helfer mit einem Messer angegriffen und verletzt worden. Insgesamt habe es 15 Verletzte gegeben, drei Personen seien festgenommen worden.

All diese Informationen stammten aus einer Pressemitteilung der Polizei Bremen, die sich so ziemlich mit dem deckte, was auch die AfD selbst mitgeteilt hatte.

Auf einem Video, das noch am selben Tag bei Youtube auftauchte, spielt sich der Vorfall allerdings ein bisschen anders ab. Darin ist zu sehen, wie lediglich zwei Männer auf die Bühne rennen und Bernd Lucke einfach nur umstoßen. Dann schmeißt einer der Männer etwas von der Bühne, danach liegt offenbar Pfefferspray in der Luft.

Viele Medien verlinkten dieses Video, sie schienen sich aber nicht weiter daran zu stören, dass darauf etwas anderes zu sehen ist als das, was Polizei und AfD geschildert hatten. Nur wenige Journalisten meldeten nach Betrachten des Videos Zweifel an. Das Handelsblatt etwa schrieb mit Blick auf die Aufnahmen, von einem “brutalen Angriff” könne “nicht die Rede sein”.

Der AfD jedenfalls kam die bundesweite Aufregung nur allzu gelegen. Plötzlich hatte die Partei die volle Aufmerksamkeit der Medien. Mitten im Wahlkampf. Und das wusste sie zu nutzen:

“Zeit Online”:

Attacke bei Walkampfrede - AfD-Chef verlangt schärferes Vorgehen gegen Linksextreme

Focus.de:

AfD-Chef nach Angriff - Bernd Lucke: "Geduld mit Linksextremen aufgeben"

Hinsichtlich des Angriffs gibt es inzwischen aber Neuigkeiten. Wie die “taz” und “NWZonline” heute berichten, ist die Polizei von ihrer ursprünglichen Darstellung abgerückt. Polizeipräsident Lutz Müller habe gestern zugegeben, dass die Erstmeldung “auf den Angaben der Veranstalter” fußte. Er habe außerdem klargestellt, dass keineswegs ein Messer im Spiel gewesen sei.

Auch die Anzahl der Vermummten muss Müller zu Folge deutlich korrigiert werden. Gesichert sei lediglich, dass zwei Störer maskiert waren. Das zeige ein Video. Allerdings seien noch nicht alle Aufnahmen ausgewertet worden. Müller schätzt: “Vielleicht waren acht bis zehn Personen vermummt.” Auf die Bühne wiederum seien nur drei bis vier Protestierer gelangt, die Lucke hinunter schubsten. Im Übrigen, so Müller, habe bislang lediglich einer der Festgenommenen ins linke Spektrum eingeordnet werden können.

Anderen Medien ist diese Entwicklung nicht mal eine Meldung wert.

Mit Dank an Kris R.

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