Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Pressefreiheit für Assange, Leon Lovelock, Warner stoppt Trump-Video

1. Pressefreiheit gilt auch für Assange
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Gestern hat Ecuador dem “WikiLeaks”-Gründer Julian Assange den Asylstatus aberkannt, woraufhin er von der britischen Polizei verhaftet wurde. Markus Reuter kommentiert: “Man kann Assange wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe gegen Frauen ein Arschloch nennen. Man kann Julian Assange für einen politisch Irrlichternden halten, der im US-Präsidentschaftswahlkampf zu Gunsten von Trump agierte. Man kann ihn für einen rücksichtlosen Egomanen halten, dem andere egal waren. Man muss Assange dafür kritisieren, dass Wikileaks Informationen oftmals unredigiert veröffentlichte und damit Menschen in Gefahr brachte. All das ist richtig. Was man allerdings nicht kann, ist ihn für seine offensichtlich relevanten Leaks sowie die Etablierung einer neuen digitalen Veröffentlichungskultur zu verurteilen. Hier hat sich Julian Assange verdient gemacht.”
Weiterer Lesehinweis: “Reporter ohne Grenzen” fordert: Assange nicht an die USA ausliefern.

2. Das ist das Weltpresse-Foto des Jahres 2019
(faz.net)
Das Foto des weinenden Flüchtlingskindes an der texanischen Grenze zu Mexiko ist zum Weltpresse-Foto des Jahres 2019 gewählt worden. “Das Bild zeigt eine andere, psychologische Art der Gewalt”, so Jury-Mitglied Alice Martins.

3. Flut von Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de, Silke Diettrich)
Im Zeitraum vom 11. April bis zum 19. Mai wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Für die größte Demokratie der Welt mit den mehr als 900 Millionen Wahlberechtigten eine gewaltige logistische Herausforderung. Außerdem könnten Fake News die Wahlen beeinflussen: In den sozialen Medien würden unzählige Falschmeldungen, Gerüchte und gefälschte Fotos kursieren.

4. Der YouTuber Leon Lovelock verbreitet gefährliche Verschwörungstheorien
(vice.com, Johann Voigt)
Der Fitness-YouTuber Leon Lovelock interviewt seit Kurzem verschiedene deutsche Rapper, von denen einige ohne weitere Einordnung ihre kruden Verschwörungstheorien verbreiten können. Johann Voigt schreibt dazu: “Es wirkt so, als wäre Leon Lovelock mit der guten Absicht YouTuber geworden, Leute dazu zu bringen, besser mit sich selbst umzugehen. Doch er hat sich in der Idee verrannt, dass man als Mensch in irgendeiner Form fremdgesteuert wird. Mit diesem Mindset bietet er zusammen mit Kollegah, Pa Sports oder Kianush, die in ihren Ansichten um einiges radikaler sind als er, einen Nährboden für Verschwörungstheorien. Nicht in den dunklen Ecken des Internets, sondern im YouTube-Mainstream.”

5. Wie Roger Schawinski und die “Welt” eine Sex-Arbeiterin bloßstellen
(uebermedien.de, Juliane Wiedemeier)
Juliane Wiedemeier erzählt, was es mit dem Konflikt zwischen der Luxus-Prostituierten und studierten Philosophin Salomé Balthus und dem Schweizer Talkmaster Roger Schawinski, ihrem anschließenden Rauswurf bei der “Welt” und der Tätigkeit des “Welt”-Kolumnisten Don Alphonso als “ungebetener Job-Vermittler” auf sich hat.

6. Warner stoppt Trumps Wahlwerbung
(wuv.de, Susanne Herrmann)
Donald Trump hat auf Twitter ein Wahlkampfvideo verbreitet, das mit Batman-Filmmusik unterlegt war (“The Dark Knight Rises”). Das fand das amerikanische Filmstudio Warner Bros. weniger witzig und ließ das Video bei Twitter sperren.

Die Mär von den linken Medien, Russlands Internet, Fremdschämen

1. Deutscher Journalismus: linksgrün und abgehoben
(katapult-magazin.de, Sebastian Haupt)
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass die Mehrheit der Journalistinnen und Journalisten “linksgrün und abgehoben” seien. Ja, dass die Medien insgesamt links seien. Sebastian Haupt hält die Behauptung für wissenschaftlich nicht haltbar. Sie zeige, wie aus korrekten Daten Falschmeldungen erzeugt werden. Der Beitrag verweist nicht nur auf seine Quellen, sondern ist mit einigen hilfreichen Grafiken illustriert.

2. Russland will sich vom globalen Internet abkoppeln
(sueddeutsche.de, Silke Bigalke)
In Russland plant der Kreml ein Gesetz für ein “souveränes Internet”, welches das russische Runet vom Rest der Welt abkoppelt. An heutigen Donnerstag wird die Duma in der zweiten und wichtigsten Lesung über das Gesetz abstimmen. Doch es gebe Hoffnung: Experten würden bezweifeln, dass sich die geplante digitale Mauer an Russlands Grenzen technisch umsetzen lässt.

3. “Sie werden kürzen, bis irgendwann nichts mehr da ist”
(fr.de, Karl Doemens)
Nahezu alle Regionalzeitungen in den USA haben mit enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Anzeigenkunden sind oftmals zu Google oder Facebook abgewandert. Mit der Folge, dass viele Zeitungen schließen mussten und inzwischen 171 Landkreise ganz ohne Lokalzeitung auskommen müssen. Und es könnte noch schlimmer kommen: Der US-Medienkonzern Gannett, zu dem rund 100 Lokalzeitungen gehören, ist ins Visier eines Hedgefonds geraten. Und der hat sich unter anderem auf das Ausschlachten krisengeschüttelter Zeitungen spezialisiert.

4. Die Wahrheit unter Zeitdruck
(kontextwochenzeitung.de, Nele Günther)
Eine junge Frau will Journalistin werden, doch als nach zwei Semestern Grundstudium die Entscheidung zwischen Journalismus und PR ansteht, entscheidet sie sich für die PR. In einem Beitrag für die “Kontext Wochenzeitung” erklärt Nele Günther, warum sie dem Journalismus den Rücken gekehrt hat. Es hat mit fehlender Wertschätzung und einer angemessenen Entlohnung zu tun: “Reich werden war nie mein Ziel, aber arm sein genauso wenig.”

5. Dresdner Demokratie
(taz.de, Michael Bartsch)
In der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) streiten die beiden Gremien “Versammlung” und “Medienrat” über die Abberufung des Geschäftsführers. Die wieder offen ausgebrochenen Animositäten zwischen den beiden Einheiten ginge auf die Gründungsphase der SLM im Jahr 1991 zurück.

6. Eine Branche erniedrigt sich selbst
(spiegel.de, Markus Böhm)
Markus Böhm war bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises. Dieser habe schon immer eine zu große Nähe zur Politik und zu viele Fremdschäm-Momente gehabt. Dieses Jahr sei er jedoch stellenweise schlicht niveaulos gewesen. Böhms Resümee: “Wenn sich der Preis präsentiert wie dieses Jahr, ist er überflüssig. Allein schon, weil er dem Image der Branche und der Spielerschaft schadet und nicht einmal seine Gewinner gut aussehen lässt. Von einem großen Kulturpreis könnte er so kaum weiter entfernt sein.”

Für Sie geklickt (15) – Bye, bye, “Huffington Post”

Zum Ende dieser Woche wird die deutsche Ausgabe der “Huffington Post” eingestellt. Wie schade. Dabei hat sie uns doch so so so so so so so so so so so so so so so viel Freude bereitet.

Damit ihr noch mal sehen könnt, was euch da in Zukunft so alles entgeht, haben wir bei der “HuffPost” ein letztes Mal “Für Sie geklickt”.

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Hitlers Atombombe: Das ist wirklich an der Legende dran

Nix.

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Mann heiratet beste Freundin seiner Tochter - so hat die Familie reagiert

Zuerst fand sie es doof, jetzt nicht mehr so.

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Hochzeitspaar ist kurz vor dem Ja-Wort - der Witz des Bräutigams lässt die Trauung platzen

Auf dem Standesamt sagte er: “Mhmm, soll ich dich wirklich heiraten?” Sie wurden dann nach Hause geschickt, bekamen aber einen neuen Termin.

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Frau aus Solingen erklärt: Deshalb habe ich Sex mit Ballons

Weil es ihr Spaß macht.

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Frau und ihr Lover wollen ein Taxi ins Hotel nehmen - mit diesem Fahrer hatten sie nicht gerechnet

Mit ihrem Ehemann.

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Diese 8 Fakten solltest du über deine Vagina wissen

1. Die Klitoris ist größer, als du denkst.
2. Die äußeren Schamlippen sind das Äquivalent zum Hodensack.
3. Der Scheidenkanal ist kein endloser Tunnel.
4. Die Klitoris hat fast 8.000 Nervenenden.
5. Gut möglich, dass du für einen Orgasmus klitorale Stimulation brauchst.
6. Bitte wasche deine Vagina niemals mit Seife.
7. Rein anatomisch kann jede Frau squirten, praktisch jedoch nicht unbedingt.
8. Vaginas können nicht “ausleiern”.

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Die eine Sache, die Männer mehr wollen als Sex - und warum Frauen sie ihnen oft nicht geben können

Einen sicheren Hafen.

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William und Harry haben eine Stiefschwester - warum sie fast niemand kennt

Weil sie sich lieber aus dem öffentlichen Rampenlicht zurückzieht.

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Diese Zweijährige aß noch nie im Leben Zucker - so hat sich das Kind entwickelt

Gut.

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Eine Hackerin enthüllt, was du online niemals machen solltest

Etwas posten, ohne nachzudenken.

In diesem Sinne: Tschüss, “Huffington Post”!

Influencer-Urteil, Faktenchecker-Tipps, Dieselvernebelter Mario Barth

Vorbemerkung: Aus aktuellem Anlass folgt im Lauf des Tages morgen eine Sonderausgabe zur umstrittenen Urheberrechtsreform.

1. Fünf Tipps und Tools von Faktencheckerin Karolin Schwarz, die zeigen, wie man Fake-News im Netz erkennt
(meedia.de, Marina Friedt)
Die Journalistin Karolin Schwarz ist die Gründerin von Hoaxmap, einem Portal, auf dem Falschmeldungen u.a. über Geflüchtete zusammengetragen werden. Außerdem arbeitet sie unter anderem für den “Faktenfinder” der ARD. Im Interview mit “Meedia” spricht sie über die Praxis des Factchecking im Journalismus und gibt nützliche Tipps zu Online-Tools, die wir alle in den Bookmarks haben sollten.
Weiterer Lesehinweis: In der “Hannoverschen Allgemeinen” gibt es ein Interview mit dem Bildforensiker Jens Kriese: So erkennen Profis manipulierte Fotos — und so erkennt sie auch der Laie.

2. Anwalt von Billy Six widerspricht seinem Mandanten
(tagesspiegel.de, Madlen Haarbach)
Der Journalist Billy Six schreibt für rechtskonservative Medien wie die “Junge Freiheit” und ist nach Angaben von “Reporter ohne Grenzen” vom radikal rechten Verein “Die Deutschen Konservativen” für eine Reportage nach Venezuela entsandt worden. Dort saß er vier Monate in Haft, wegen angeblicher Rebellion, Spionage und dem Verletzen von Sicherheitszonen. Vor einigen Tagen wurde er überraschend freigelassen und ist wieder zurück in Deutschland. Nun behauptet Six, die deutschen Diplomaten hätten nicht gegen seine Inhaftierung protestiert und ihm nicht geholfen: Man habe ihn dort “verrecken” lassen wollen. Aussagen, denen sogar sein eigener Anwalt widerspricht.

3. Über das Gründegeben
(christophkappes.de)
Christoph Kappes nimmt den Abgang des nun ehemaligen “FAZ”-Herausgebers Holger Stelzner zum Anlass, eine persönliche Geschichte zu erzählen: Kappes hatte selbst für die “FAZ” geschrieben und erhielt irgendwann die überraschende Nachricht, der zuständige Redakteur dürfe keine Texte mehr von ihm annehmen. Kappes versuchte, der Zurückweisung auf den Grund zu gehen, was sich als nicht so einfach erwies. Am Ende blieb nur eine Vermutung.

4. Auch das Private ist geschäftlich
(tagesschau.de, Frank Bräutigam)
Pamela Reif ist sogenannte Influencerin in Sachen Fitness und Mode und hat über vier Millionen Instagram-Follower. In einer Entscheidung des Landgerichts Karlsruhe wurde Reif verpflichtet, bestimmte Posts als Werbung zu kennzeichnen. Dabei ging es um Beiträge, von denen Reif behauptet hatte, es seien Ausschnitte aus ihrem Privatleben. Die Posts waren jedoch mit Tags zu Markennamen zu ihrer Kleidung versehen, was vom Gericht als Werbung gewertet wurde.

5. Facebook speicherte Hunderte Millionen Passwörter unverschlüsselt
(zeit.de)
Facebook hat zugegeben, Passwörter von Hunderten Millionen Nutzerinnen und Nutzern unverschlüsselt gespeichert zu haben. “Wir gehen davon aus, dass wir Hunderte Millionen Nutzer von Facebook Lite, Dutzende Millionen weitere Facebook-Nutzer sowie Zehntausende Instagram-Nutzer benachrichtigen werden”, so das Unternehmen.
Weiterer Lesehinweis: Kritik an Social-Media-Plattform: EU-Kommissarin Jourova ruft zum Verlassen von Facebook auf (spiegel.de).

6. “Mario Barth deckt auf” oder: Verantwortungsloses Fernsehen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Kennste-Kennste-Komiker Mario Barth hat in der vergangenen Ausgabe seiner Aufdecker-Sendung (“Mario Barth deckt auf”, RTL) mal wieder alle Populismus-Register gezogen. In einer AfD-verdächtigen Dummifizierung hat er sich der Debatte um die Diesel-Grenzwerte gewidmet. Ein einseitiges und irreführendes Stück Fake News, in dem Barth die Argumentation des längst widerlegten Lungenfacharztes und Zahlen-Konfusius Dieter Köhler ins Spiel brachte.

Erfolglose Populismus-Fischer, Facebook-Stasi, Anti-LGBTI-Wahlkampf

1. Nichts als Ärger: Wie Springers Bild Politik mit seinen Magazin-Covern im Populismus fischt
(meedia.de, Georg Altrogge)
“Meedia”-Chefredakteur Georg Altrogge hat sich die vier bisherigen “Bild Politik”-Ausgaben angesehen und erkennt darin ein wiederkehrendes System von Negativismen und Populismus. Ein Konzept, das zumindest im Print-Bereich nicht aufzugehen scheint.

2. Deutsche Datenschützer alarmiert über Facebooks interne Spitzelabteilung
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Es liest sich schon ein wenig gruselig, was über Facebooks firmeninterne Überwachungsabteilung bekannt wurde. Ein “Sicherheitsteam” observiere Mitarbeiter, die es als mögliche Gefährder einstufe, lese die Standortdaten von Ex-Mitarbeitern aus oder schnüffle in den Nachrichten von Praktikanten, die nicht zur Arbeit erscheinen. Facebook bestreitet, mit seinem Vorgehen gegen Datenschutzregeln zu verstoßen. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte sieht das laut netzpolitik.org etwas anders und habe die Datenschutzbehörde in Irland eingeschaltet, die in Europa die Hauptzuständigkeit für Facebook hat.
Weiterer Lesetipp in Sachen Facebook: Facebooks Anti-Datenschutz-Lobbying geleakt (golem.de, Friedhelm Greis).

3. Hilfe, die «Junge Freiheit»! Die Schweizer Kette Press & Books säubert die Regale
(nzz.ch, Marc Felix Serrao)
Die Schweizer Handelskette “Press & Books” (mehr als 200 Verkaufsstellen) hat die rechtskonservative Wochenzeitung “Junge Freiheit” aus dem Programm genommen. “NZZ”-Autor Marc Felix Serrao ist irritiert und fragt sich, ob die deutsche Öffentlichkeit in Sachen Pressefreiheit toleranter als die Schweiz ist.

4. Zoë Beck: “Frauenquoten? Auf jeden Fall!”
(ndr.de, Jürgen Deppe, Audio: 8 Minuten)
Mit Blick auf den bevorstehenden Weltfrauentag hat der NDR sich mit der vielfach ausgezeichnete Thriller-Autorin Zoë Beck unterhalten. Es geht um die Frage, ob es auch im Kultur-, speziell im Literaturbereich eine Frauenquote geben sollte. Aber auch der Film- und Fernsehbereich sei betroffen, so Beck: “Da studieren an den entsprechenden Hochschulen genauso viele oder teilweise sogar ein bisschen mehr Frauen als Männer im Bereich Kamera oder Regie. Im Abspann sieht man aber, dass Männer deutlich in der Überzahl sind. Das ist ein Ungleichgewicht, und warum soll es da keine Quote geben?”

5. Nach AKK-Witz: BILD-Chef beschwört Wahlkampf gegen geschlechtliche Vielfalt
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Johannes Kram schreibt über den Umgang der “Bild”-Redaktion mit dem LGTBI-Thema. Einerseits habe die Zeitung einiges getan, um queeren Menschen das Gefühl zu geben, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren. Andererseits hetze und polemisiere die Zeitung unvermindert gegen geschlechtliche Vielfalt. Kram vergleicht den Mechanismus wie folgt: “… wie sich die BILD-Macher heute als Alliierte von LGTBI erklären, machten sie es noch vor wenigen Jahren, als sie sich als Flüchtlingshelfern generierten. Um dann, als es nicht mehr opportun war, genau das Gegenteil zu machen, also Geflüchtete fast ausnahmslos als Deutschlands Gefahr zu stilisieren.”

6. “Ich rechne jeden Tag mit meiner Absetzung”
(fr.de, Danijel Majic)
“Titanic”-Chefredakteur Moritz Hürtgen hat schon einige erfolgreiche Coups gelandet: Ob “Miomio-Gate” bei “Bild”, die “Blasebalg-Leaks” bei “Focus Online” oder die Falschmeldung über die vermeintlichen Bündnisaufkündigung von CDU und CSU. Danijel Majic hat dem respektlosen Satiriker einige nicht minder respektlose Fragen gestellt.

David Berger und der WDR: ein Sender auf Koks

Beim WDR ereignete sich in den vergangene Tagen eine Geschichte, die sehr an die Kokainaffäre des Fußballtrainers Christoph Daum im Jahr 2000 erinnert. Dieser sollte eigentlich Coach der deutschen Männer-Nationalmannschaft werden, doch es gab die starke Vermutung, dass er Kokain konsumierte, ein Verhalten, das der um einen “sauberen Sport” bemühte DFB nicht dulden konnte. Die Vorwürfe standen, vorgebracht durch Uli Hoeneß, im Raum. Daum bestritt heftig und bot schließlich zu seiner Ehrenrettung auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz eine freiwillige gerichtsmedizinische Überprüfung seiner Haare auf Kokainrückstände an. Dort verkündete er: “Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe”.

Als das Resultat der Haarprobe schließlich mit einem positives Testergebnis feststand, war wissenschaftlich belegt, dass Daum gelogen hatte. Bis heute wird darüber gerätselt, warum er sich im Wissen über das zu erwartende Ergebnis in eine solche Situation brachte, die zu einem riesigen Skandal führte.

Und nun zum WDR.

Dessen Radiosender WDR 5 hatte auf seiner Homepage ein Interview mit dem Blogger David Berger angekündigt. Berger ist eine schillernde Figur der Neuen Rechten. Er tritt mit Mitgliedern der Identitären Bewegung auf, sitzt im Kuratorium der Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD, sein Blog ist nicht nur eines der reichweitenstärksten der Szene, sondern verzeichnet laut “Correctiv” bei Facebook und Twitter mehr Interaktionen als taz.de oder Tagesspiegel.de. Dort werden immer wieder Beiträge veröffentlicht, die auch objektiv betrachtet als Hetze gegen Minderheiten bezeichnet werden müssen. Unter anderem wurde dort der “Johannes Gabriel”-Text erstveröffentlicht, der Homosexuelle mit Pädophilie assoziierte und der später, nach seinem Abdruck in der “FAZ”, vom Presserat als “diskriminierend” gerügt wurde.

Screenshot WDR.de - Tischgespräch - Theologe und Blogger David Berger

Die Rechercheplattform “Correctiv” weist in einem Faktencheck völkische Rhetoriken und reihenweise Falschmeldungen nach, vor allem seine Kritik am Islam habe Berger mittlerweile auf die Spitze getrieben:

Schlagzeilen auf seinem Blog lauten:
“‘Goldstücke’ oder die Wiederkehr der Zoophilie” (25.05.2018)
“Bombenentschärfung, Messer- und Giftattacken: Auch in Frankreich wird Ramadan gefeiert” (19.05.2018)
“ISLAMische Merkmale: Dominanzdenken, Kritikresistenz, Schuldverweigerung, Opferrollen und Forderungsmentalität” (03.10.2017)
“Europa: ‘Eines Tages wird das alles uns gehören'” (24.08.2017).

In der Vorab-Information des WDR zum “Tischgespräch” mit David Berger war nichts über die öffentliche Rolle zu lesen, die dieser seit Jahren einnimmt. “Verharmlosend” ist ein viel zu verharmlosendes Wort für die Beschreibung, die der WDR für seinen Gesprächsgast wählte. Er sei bei manchen Schwulen zur Hassfigur mutiert und mache sich mit den politischen Äußerungen in seinem Blog “bei vielen unbeliebt”, heißt es dort lediglich.

In den sozialen Netzwerken wuchs folglich der Protest darüber, dass der Sender seinen Hörerinnen und Hörern Basisinformationen über Berger vorenthielt. Außerdem wurde angesichts des Weglassens der aktuellen Rolle Bergers in der Ankündigung befürchtet, dass auch das Interview selbst keinerlei Einordnung und Reflexion seiner politischen Bedeutung enthalten würde.

All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. In seinem neuen Buch “Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber” prangert er die “schrecklich nette Homophobie” auch in den Medien an. Für seinen “Nollendorfblog” bekam er eine Nominierung für den “Grimme Online Award”, er selbst erhielt 2018 den Tolerantia Award. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.

Das wäre die Stelle gewesen, an der der WDR eine saubere Lösung hätte finden können. Das “Tischgespräch” war nämlich schon längst aufgezeichnet, und die Verantwortlichen wussten, dass die Befürchtungen der Kritiker (auch von mir in meinem “Nollendorfblog” geäußert) nicht nur berechtigt waren — in Wahrheit war alles noch viel schlimmer: Es gibt in der Sendung nicht nur keine kritische Auseinandersetzung; vielmehr hilft der Interviewer seinem Gesprächsgast sogar bei dessen Legendenbildung, unterstützt ihn dabei, nachweislich falsche Angaben über dessen Werdegang in sanftem Plauderton zu verquirlen. “Deutschlandradio Kultur” wird den Beitrag später als “journalistische Bankrotterklärung” bezeichnen. (Erst nach erneuter heftiger Kritik heftete der WDR einen Hinweis vor den Beitrag: “In dem Gespräch ist auch David Bergers Internetblog Thema. Darin veröffentlicht Berger zum Teil rechtsradikale und menschenverachtende Beiträge.”)

Als Erwiderung auf die Kritik hätte der WDR also zugeben können, dass da etwas falsch gelaufen ist. Man hätte sagen können, man möchte David Berger gerne noch einmal einladen, aber in eine Sendung, in der man auf eine kritische Auseinandersetzung vorbereitet ist. So hätte man zu einer Lösung kommen können, die sowohl den Berger-Kritikern als auch den -Unterstützern zu vermitteln gewesen wäre. Vor allem hätte man aber hier noch eine Entscheidung treffen können, die den eigenen journalistischen Prinzipien genügen könnte.

Stattdessen entschied man sich beim WDR für die Haarprobe. Der Sender platzierte eine Notlüge, von der alle Beteiligten wissen mussten, dass sie spätestens bei der Ausstrahlung des Gespräches auffliegen wird. Auf der Website wurde die Ankündigung des Berger-Interviews um einen Hinweis ergänzt, in dem es unter anderem heißt:

Die Redaktion hat über die Frage, ob es eine Sendung mit David Berger geben soll, im Vorfeld ausführlich diskutiert. Den Ausschlag gab letztlich die Überzeugung, dass WDR 5 auch mit Menschen in den journalistisch-kritischen Diskurs gehen möchte, die Positionen vertreten, die viele nicht teilen. Wenn unsere Gesellschaft die offene Diskussion will, dann sollte sie auch die verschiedenen Positionen kennen — selbst, wenn das für manche nur schwer zu ertragen sein mag.

So wie Christoph Daums “reines Gewissen” eine bewusste Irreführung war, so war es beim WDR das Beschwören eines beabsichtigten “journalistisch-kritischen Diskurses”. Der WDR musste wissen, dass das Interview genau das Gegenteil davon war. Trotzdem blieb der Sender bei dieser Behauptung, die bald jeder als falsch erkennen konnte.

Und wie Fußballtrainer Daum trieb sich der WDR immer tiefer in die Misere: Jetzt hatte man also nicht nur eine zur baldigen Ausstrahlung vorgesehene PR-Sendung für einen Rechtspopulisten. Man hatte auch das Versprechen des Senders, dem sei nicht so. Und nach wie vor entschied man sich dazu, auf der Ankündigungsseite des Senders keine angemessene Einordnung des Interviewgastes vorzunehmen, während man gleichzeitig den Protestlern auf Twitter permanent mitteilte, wie ernst man ihre Kritik nehme.

Am Vormittag der für den Abend geplanten Ausstrahlung ging dann der Senderchef selbst in die Offensive, um eine weitere Etage auf das Kartenhaus zu setzen. In der Sendung mit dem für die momentane Situation wunderbar zynischen Titel “Neugier genügt” nahm Florian Quecke Stellung zu den Vorwürfen. Er verteidigte unter anderem die unterlassenen Informationen im Ankündigungstext mit dem Hinweis darauf, dass es die Höflichkeit gebiete, einen Gast nicht schlechter als beschrieben aussehen zu lassen, und bestätigte damit zumindest, dass es in der ganzen Sache nie um journalistische Kriterien gegangen sein kann. Und er verteidigte die Einladung Bergers und behauptete, es handele sich lediglich um “das falsche Format”, weil das “Tischgespräch” vom Charakter her zu wenig politisch konfrontativ sei.

Aus dem Umfeld des Senders hört man, dass die Einladung Bergers in die Sendung “Tischgespräch” allerdings kein Unfall gewesen sei; das Gespräch habe genau so stattfinden sollen. Die journalistische Katastrophe sei nicht aus Unwissenheit passiert, sondern weil der Gesprächsführer exakt gewusst habe, wen er da vor sich haben wird: “Tischgespräch”-Moderator Ulrich Horstmann soll diesen Gast für genau dieses Format gewollt haben. Man merkt dem Gespräch an, dass der Moderator nicht undankbar dafür ist, an gewissen Stellen nicht nachfragen zu müssen. Insofern war es genau das richtige Format.

Wir haben beim WDR nachgefragt. Dort sagte man uns, dass die Redaktion sich dazu entschieden habe, “David Berger einzuladen, weil sie seine Entwicklung vom Kirchenkritiker und gefragten Talkgast zum polemisierenden Publizisten am rechten Rand nachzeichnen wollte.” Doch auch das ist nicht gerade glaubwürdig: Die Radikalisierung Bergers spielte in der Sendung nicht nur keine Rolle, der Interviewer stellte sie durch Suggestivfragen sogar in Abrede.

Wie es zu all dem kommen konnte, müsste der WDR mal erklären. Doch dafür müsste der Sender erst einmal eingestehen, dass so gut wie nichts von dem, was er bisher zur Sache verlautbart hat, mit der Realität in Einklang zu bringen ist. Der WDR müsste erst einmal runter. Runter vom Koks.

Kremls treue Helfer, Unbelegtes Kantholz, “Bild” kassiert Niederlage

1. Des Kremls treue Helfer
(rbb-online.de, Video: 7:46 Minuten)
Russische Auslands- und Staatsmedien spannen geschickt deutsche Politiker für sich ein, und die lassen sich einspannen: So treten dort immer wieder Politiker von AfD und Linke als zweifelhafte Experten und Interviewpartner auf. “Kontraste” zeigt in einem Videobeitrag, wie das Netzwerk der Helfer der russischen Propaganda funktioniert.
Weiterer Lesehinweis: Ex-MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich als Lobbyist für RT: RT Deutsch auf allen Rundfunkwegen (tagesspiegel.de, Joachim Huber).

2. “Lügenpresse” verbreitet AfD-Version der Attacke auf Bremer AfD-Chef
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Viele Medien übernahmen ungeprüft die nicht zutreffende Darstellung der AfD von einem Überfall auf den Bremer AfD-Vorsitzenden Frank Magnitz mit einem angeblichen Kantholz. Stefan Niggemeier analysiert den Fall und kommentiert: “Eine schnelle konkrete Schilderung mit griffigen Details wie dem “Kantholz” ist als Material für Journalisten verführerisch — Konjunktiv-Formulierungen mit Quellenangabe hingegen sind lästig. Diese Ungenauigkeiten und Fehler sind ärgerlich. Und es macht sie nicht weniger ärgerlich, dass sie im Eifer des Gefechts immer wieder passieren. Aber sie müssen nicht in irgendeiner Weise politisch motiviert sein. Nicht, um der AfD zu schaden, wie ihre Anhänger sonst immer wieder unterstellen. Und nicht, wie in diesem Fall, um den ohnehin schlimmen Angriff auf den AfD-Politiker bewusst noch schlimmer erscheinen zu lassen. Es geht hier nicht um die viel diskutierte journalistische “Haltung”. Es geht um journalistisches Handwerk, um Genauigkeit.”

3. Axel Springer schei­tert auch in Straßburg
(lto.de, Tim Korkala)
Der Springer-Verlag hat im juristischen Streit mit dem Wettermoderator Jörg Kachelmann eine weitere Niederlage erlitten. 2011 hatte das Landgericht Köln “Bild” untersagt, ein während Kachelmanns Gefängnisaufenthalt heimlich aufgenommenes Foto zu verbreiten. Dagegen war “Bild” vorgegangen und hat alle Instanzen ausgeschöpft, bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR). Dieser beschied nun, dass die deutschen Gerichte zu Recht davon ausgegangen seien, dass das Foto “keinerlei Mehrwert zur Berichterstattung” bot und es sich um einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre gehandelt habe.

4. Ältere und Konservative teilen öfter Fake News
(faktenfinder.tagesschau.de)
Eine amerikanische Forschungsstudie zu Fragen der Medienkompetenz kommt zu dem Schluss, dass Nutzer sozialer Medien ab 65 Jahren fast siebenmal häufiger Falschmeldungen teilen als jüngere Personen. Die Autoren der Studie begründeten das Ergebnis mit der mangelnden digitalen Medienkompetenz älterer Menschen sowie mit einem schlechteren Erinnerungsvermögen.

5. Nach Relotius: Reporter hinterfragen sich
(ndr.de, Tim Kukral & Inga Mathwig)
Immer wieder erwarten Redaktionen von ihren Reportern hollywoodreife Geschichten. Nach einem Twitter-Aufruf meldeten sich freie Journalisten, die Erschreckendes berichteten: In ihre Texte seien nicht getätigte Interview-Aussagen hineinredigiert worden, oder es wurden ihnen unzulässige Zuspitzungen abverlangt. “Zapp” hat mit Fabian Goldmann gesprochen, der den Twitter-Aufruf gestartet hat, und weitere Journalisten dazu angehört.

6. Ein Gruß aus der Küche
(taz.de, Leonie Gubela)
Ein Nachrichtenformat auf der Selbstdarstellung-Plattform Instagram? Noch dazu von einem öffentlich-rechtlichen Sender wie dem BR entwickelt? Leonie Gubela berichtet über die “News-WG” und darüber, wie es zu dem digitalen News-Format für junge Leute kam.

Habecks Ausstieg, Rheinterrorblog, “Nazis raus” und die Folgen

1. Bye bye, twitter und Facebook
(robert-habeck.de)
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck geriet wegen unglücklicher Formulierungen in Wahl-Videos bereits das zweite Mal in Twitter-Turbulenzen. Zum selbstgemachten Digital-Ungemach gesellte sich ein unverschuldetes: Unbekannte verbreiteten via Twitter private Daten von ihm und seiner Familie. Nun hat sich Habeck in einem radikalen Schritt von den sozialen Medien verabschiedet und seine Twitter- und Facebook-Präsenzen stilllegt.
Weitere Lesetipps: Auf “Indiskretion Ehrensache” kritisiert Thomas Knüwer Habecks Reaktion. Und Wolfgang Michal hält der “FAZ” den Spiegel vor, indem er bei einem Anti-Twitter-Text spaßeshalber das Wort “Twitter” durch “FAZ” ersetzt. Beim “Deutschlandfunk” beschäftigen sie sich mit digitalem Stress durch soziale Medien, der Sucht nach Nachrichten und der Gegenbewegung “Data Detox”.

2. Leser als “Versuchskarnickel”
(sueddeutsche.de, Stefan Mayr)
Vergangenes Jahr veröffentlichte Hardy Prothmann, Betreiber des “Rheinneckarblogs”, eine Falschmeldung mit dem Titel “Massiver Terroranschlag in Mannheim”. Vom “bisher größten Terroranschlag in Westeuropa” war die Rede, bei dem 50 Angreifer “mit Macheten und Messern” Passanten attackiert und dabei 136 Menschen getötet und 237 verletzt hätten. Das sei jedoch nur ein Zwischenstand: Die Metzelei auf Mannheims Straßen sei noch nicht beendet. Für weitere Informationen musste man ein (Probe-)Abo abschließen. Um danach zu erfahren, dass alles frei erfunden war. Prothmann hatte dafür einen Strafbefehl über 9.000 Euro erhalten, gegen den er sich gerichtlich zur Wehr setzte. Keine gute Idee: Das Amtsgericht Mannheim verurteilte den Blogbetreiber nun zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro. Prothmann ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst und kündigte noch im Gerichtssaal Berufung an.

3. Kann eine Künstliche Intelligenz sich verschiedene Spiele selbst beibringen? Können Menschen mit dem Uterus einer Toten schwanger werden? Werden Spenderorgane bald von geneditierten Schweinen stammen? Science Media Newsreel No. 34 (03.12. bis 09.12.2018)
(meta-magazin.org)
Es ist immer wieder überraschend, welche Wissenschaftsthemen den Sprung von den Fachjournalen in die breite Berichterstattung schaffen. Im “Science Media Newsreel” werden jede Woche die Themen dokumentiert, die in mehr als fünf unterschiedlichen Redaktionen mit textlich nicht identischen Berichten aufgegriffen wurden.


4. Ein “Nazis raus” und seine Folgen
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Seit Jahrzehnten existiert der Spruch “Nazis raus”, eine Gegenreaktion zur rechtsradikalen “Ausländer raus”-Parole. Nachdem Nicole Diekmann, Korrespondentin aus dem ZDF-Hauptstadtbüro, den “Nazis raus”-Spruch twitterte, geriet sie ins Visier der Rechten und erhielt zahlreiche Hassnachrichten sowie Mord- und Vergewaltigungswünsche. Diekmann hat sich für ein paar Tage von Twitter verabschiedet, dem Kanal, auf dem ihr so viel Hass, aber auch Solidarität begegnete.


5. Wie Verlage mit den letzten Printleserinnen Roulette spielen
(infosperber.ch, Catherine Duttweiler)
Man möchte meinen, dass sich Zeitungsverlage besonders hingebungsvoll um die letzten Printliebhaber kümmern. Was die Zuverlässigkeit der Zustellung und den Umgang mit Pannen anbelangt, ist dies jedoch nicht immer der Fall, wie Catherine Duttweiler aus der Schweiz berichtet.

6. Diese 10 Instagram-Accounts gingen im Dezember durch die Decke
(horizont.net, Giuseppe Rondinella)
“Horizont” hat die letztmonatlichen Wachstumsraten aller deutschsprachigen Instagram-Kanäle ab 100.000 Follower analysieren lassen und daraus eine Top-10-Liste gebildet. Führend sind der 18-jährige Rapper Mero und der Sänger Lucas Cordalis. Profitieren konnten aber auch die Geschwister von Instagram-Berühmtheiten, die von ihren Brüdern und Schwestern ordentlich gepusht wurden.

Missbrauchs-Nachrichtensperre, Gemein(de)schreiber, Lügen-Charts

1. Ein Urteil, über das (fast) niemand spricht
(deutschlandfunk.de, Marco Bertolaso)
Dem Kurienkardinal George Pell (77) wird in Australien Missbrauch Minderjähriger vorgeworfen. Dass man wenig über den Fall erfährt, liegt an der von der australischen Justiz verhängten weltweiten Nachrichtensperre. Marco Bertolaso erklärt, warum sich der “Deutschlandfunk” nicht an diese Nachrichtensperre halte: “Das Thema ist weltweit bedeutsam. Es ist bedeutsam für die deutsche Gesellschaft. Der Missbrauch durch Priester und die langen Jahre der Vertuschung haben auch unser Land erschüttert. Auch in Deutschland sind viele Menschen Opfer geworden. Und auch bei uns wird über die Rolle der Kirche diskutiert. Dabei geht es nicht zuletzt um den Vatikan und seine hohen Vertreter wie Kardinal Pell. Die Relevanz des Themas steht also außer Frage.”

2. Stimmverlust
(sueddeutsche.de, Alan Cassidy)
Der amerikanische “Weekly Standard” gehörte zu den wenigen konservativen Medien, die Kritik am US-Präsidenten übten. Weil dem Geldgeber die Blattlinie nicht passte, muss die Zeitschrift nun dichtmachen. Die Blattmacher suchen jetzt finanzielle Unterstützung für ein Nachfolgeprojekt. Ob dieses Projekt je wieder an den Einfluss des “Weekly Standard” herankommt, sei jedoch fraglich.

3. Boswiler Gemeindeschreiber: Medien-Richter kennen keine Gnade
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Der Gemeindeschreiber des Schweizer Dorfs Boswil hat auf Facebook allerlei hässliche Botschaften hinterlassen. Dies griff die Schweizer Boulevard-Tageszeitung “Blick” in ihrer Berichterstattung auf. Was danach geschah, erzählt und bewertet Rainer Stadler in seiner “NZZ”-Kolumne.

4. “Richtig Stimmung machen”
(taz.de, Aron Boks)
Beim “Adbusting” werden bekannte Markennamen und Logos gekapert und in Fake-Plakate eingearbeitet. Bekanntes Beispiel der jüngeren Vergangenheit: Das gefakte Werbeplakat, auf dem sich Coca-Cola vorgeblich gegen die AfD positionierte. Die “taz” hat sich anlässlich des konkreten Falls mit einem PR-Berater über Marketingstrategien von großen Konsummarken unterhalten.

5. Das sind 8 der erfolgreichsten Falschmeldungen auf Facebook 2018
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
“BuzzFeed News” hat recherchiert, welche Falschmeldungen 2018 auf Facebook besonders erfolgreich waren. Erschreckend: Acht der erfolgreichsten Falschmeldungen hätten mehr Facebook-Interaktionen bewirkt als fast alle Artikel der größten Nachrichtenseiten in Deutschland. Wichtigste Verbreiter dieser Falschnachrichten seien die AfD und die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach gewesen.

6. Volks-Rock’n’-Proll
(spiegel.de)
Der heimatverliebte Volkstümler und Schlagersänger mit Schlagseite Andreas Gabalier überzog auf seinem Abschlusskonzert die als linksliberal geltenden Zeitungen “Standard” und “Falter” mit allerlei Schmähungen. Er glaube, dass Redakteure der — seiner Ansicht nach traditionsfeindlichen — Blätter “undercover in der Halle” seien, um “verheerende Geschichten” zu schreiben.

True-Schwampf-Agenda, Wir sind denen egal, Sinnloses Clickbait

1. “Dass jetzt diese Verlage loslegen, ist mindestens fragwürdig”
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries)
Fünf bedeutende Medienkonzerne haben eine “Agenda für True Media” beschlossen. “Wir sichern das publizistische Fundament für die pluralistische Demokratie”, heißt es dort in einer Mischung aus Stolz, Selbstbewusstsein und Hybris, unterschrieben von Axel Springer, der Bauer Media Group, Gruner+Jahr, der Funke Mediengruppe und Hubert Burda Media. Das Manifest handelt von so hehren Zielen wie publizistischer Verantwortung, Wahrheit, Aufrichtigkeit, Sicherheit und Transparenz. Im Interview mit dem “Deutschlandfunk” verrät BILDblog-Chef Moritz Tschermak, was er von den wohlklingenden Worten der Medienkonzerne hält.

2. Vernünftige Argumente haben häufig keine Wirkung mehr.
(planet-interview.de, Laura Bähr)
“Planet Interview” hat mit Kultur- und Wissenschaftsjournalist Gert Scobel gesprochen, der seit über drei Jahrzehnten für Rundfunk und Fernsehen arbeitet. Scobel spricht unter anderem über die Rolle von Kultur im Fernsehen, Unterforderung der Zuschauer, asoziale Netzwerke, die Bedeutung von Quoten und Satireformate. Und er denkt zurück an die Zeit ohne Internet: “Natürlich war es damals schwieriger an Informationen zu kommen, aber die Schnelligkeit und der Wahrheitswert der Informationen war gemessen an der damaligen Zeit nicht schlechter als heute. Heute habe ich eher das Problem, dass ich in Echtzeit so viele unterschiedliche Informationen zu einem Thema reinbekomme, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich das filtern soll.”

3. Im Rundfunk sind Frauen in Spitzenpositionen die Minderheit
(sueddeutsche.de)
Der Verein “Pro Quote” hat eine vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie zur Geschlechterverteilung in journalistischen Führungspositionen durchgeführt. Eine Erkenntnis daraus: Der Rund­funkjournalismus ist mehrheitlich weiblich, in Spitzenpositionen dominieren jedoch weiterhin die Männer.

4. Tim Cook als Präsident 2020? So hat Facebooks PR-Agentur Schmutzkampagnen gesteuert
(meedia.de, Robert Tusch)
Nach Angaben der “New York Times” soll die Firma Public Definers im Auftrag von Facebook und anderen Firmen Konkurrenten diskreditiert haben. Robert Tusch hat für “Meedia” die Erkenntnisse der amerikanischen Kollegen zusammengefasst und aufgeschrieben, mit welchen zweifelhaften Methoden die Agentur gearbeitet hat und welche Schmutzkampagnen von ihr angestoßen wurden.

5. “Unsere Stimme zählt”
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Johanna Mack hat für “EJO” mit dem preisgekrönten pakistanischen Reporter, Moderator und Menschenrechtsaktivisten Saddam Tufail Hashmi gesprochen. Im Interview geht es um die Schwierigkeiten und Gefahren, denen Journalisten in Pakistan täglich ausgesetzt sind. Mit deutlichen Worten kritisiert Hashmi die pakistanischen Medienunternehmen, die ihre Mitarbeiter nicht ausreichend schützten: “Wir sind denen völlig egal. Was sie wollen sind Breaking News, so schnell wie möglich.” Dazu gibt es gleich das passende Beispiel: “Einmal durfte ich nicht in die Redaktion zurückkehren, um mir eine schusssichere Weste zu holen, bevor ich von einer Schießerei berichten musste — ich sollte nicht langsamer sein als die Konkurrenz.”

6. Warum BuzzFeed kein Clickbait macht
(buzzfeed.com, Ben Smith)
“Buzzfeed”-Chefredakteur Ben Smith schreibt über Clickbait: “Wenn du nicht willst, dass deine Leser etwas teilen, dann ist der beste Weg dafür, sie auszutricksen. Jeder, der die letzten 20 Jahre im Netz verbracht hat, kennt dieses nervige Gefühl, wenn eine Überschrift ihr Versprechen nicht einhält. Es ist das Gefühl, das man hat, wenn man in einen glänzenden, aber verdorbenen Pfirsich beißt. Die Webseite hat den Klick bekommen, die Klickzähler registrieren deine Wut nicht — aber deinen Freunden und deiner Familie wirst du das niemals zumuten.”

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