Suchergebnisse für ‘falschmeldung’

Menschenfleisch, Rand Paul, Elisabeth II.

1. “Interview zu angeblichen MH17-Manipulationen: ‘Bellingcat betreibt Kaffeesatzleserei'”
(spiegel.de, Benjamin Bidder)
Bildforensiker Jens Kriese spricht über Analysen von Satelliten-Aufnahmen bezüglich der Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Wir können nicht wissen, ob die Bilder zeigen, was Moskau behauptet. Diese ‘Analyse’ aber hat nichts gebracht – die Steigerung der Bekanntheit von Bellingcat einmal ausgenommen.” Siehe dazu auch “Falsche Wolken über der Ukraine? Die Photoshop-Arbeiten des Kreml und die Fehler der Bellingcat-Analyse” (stefan-niggemeier.de).

2. “Kodexfusion bei der ‘Zeit’: Gemeinsame ethische Richtlinien für Print und Online”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier veröffentlicht den neuen “Code of Ethics von ZEIT ONLINE und DIE ZEIT”.

3. “BBC-Journalistin erklärt Queen fälschlicherweise für tot”
(blog.zeit.de/teilchen, Tobias Dorfer)
Eine BBC-Journalistin twittert, Königin Elisabeth II. sei gestorben. “Der Fauxpas sei während einer ‘technischen Übung’ passiert. ‘Die Tweets wurden inzwischen gelöscht und wir entschuldigen uns für den Vorfall.'”

4. “Vorsicht Fake: Wie man Falschmeldungen im Netz enttarnt”
(fachjournalist.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald gibt Tipps, um Fakes zu enttarnen: “Man kann es vermeiden, falschen Identitäten aufzusitzen, wenn man die Herkunft des Profils hinterfragt und mit anderen Web-Profilen vergleicht. Im Zweifelsfall ist das gute alte Telefon der wichtigste Verbündete beim Überprüfen von sonderbar anmutenden Informationen.”

5. “Kannibalen-Falschmeldung kreist 2 Jahre lang durchs Netz”
(kobuk.at, Moriz Büsing)
Servierte ein Restaurant in Nigeria Menschenfleisch, wie das “Heute” und “Österreich” behaupten? Nein. “Es ist doch bemerkenswert, wie eine Meldung von einem nigerianischen Blog fast 2 Jahre später noch um die Welt gehen kann. Und in diesen 2 Jahren hat es sich niemand (bis auf die BBC heute) angetan, bei der nigerianischen Polizei nachzufragen, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist.”

6. “Fox News Explains Why Rand Paul Was Left Out of 2016 Poll Graphic”
(mediaite.com, Matt Wilstein, englisch)

“Bild am Sonntag” serviert FIFA-Kaiserschmarrn

In einem Artikel über die FIFA und Franz Beckenbauer schrieb die “Bild am Sonntag” gestern:

Fragen zur Korruption bei der WM-Vergabe an Russland und Katar drohen Beckenbauer erneut, diesmal von der Schweizer Justiz. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nun auch in der Sache und hat bereits zehn Mitglieder des Exekutivkomitees von 2010 als Zeugen geladen. Nach Informationen aus Justizkreisen sollen auch die übrigen 14 Mitglieder von damals vernommen werden. Darunter wäre auch Beckenbauer.

Wir haben bei der Bundesanwaltschaft nachgefragt, was an der Geschichte dran ist. Auf eine Antwort mussten wir — wie beim letzten Mal — nur wenige Minuten warten. Der Pressesprecher schreibt:

F. Beckenbauer gehört nicht zu den von der BA zu befragenden Auskunftspersonen. Dies sind explizit KEINE Zeugen, sondern Auskunftspersonen, was juristisch ein wesentlicher Unterschied ist. Weitere Personen sind zur Zeit nicht zur Befragung vorgesehen. Die Geschichte der BamS ist somit mehrfach falsch.

Und das hätte sie mit einem kurzen Anruf bei der Bundesanwaltschaft auch selbst herausfinden können. Nachgefragt hat sie dort aber nie:

Eine entsprechende Anfrage der BamS oder von Bild ist bei der BA nie gestellt worden.

Auch der Sport-Informations-Dienst (sid) hat auf die Recherche verzichtet und sich bei seiner Agenturmeldung lieber blind auf die „BamS“ verlassen:

Schlageile des sid: 'BamS: Schweizer wollen Beckenbauer befragen'

Die Meldung findet sich jetzt unter anderem auf den Seiten des „Handelsblatts“, der „Welt“, der “11 Freunde”, bei „Zeit Online“, „Focus Online“, N24.de, Sport1.de, ran.de, spox.com und vielen mehr.

So verbreitet sich zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen eine FIFA-Falschmeldung, obwohl das Abschreiben der Geschichten länger dauert, als herauszufinden, dass sie Quatsch sind.

Mohammed-Karikaturen, Sing-Treff, Corinna Schumacher

1. “Religion schlägt Meinungsfreiheit”
(zeit.de, Cigdem Akyol)
Ceyda Karan und Hikmet Cetinkaya drohen bis zu viereinhalb Jahre Haft, weil sie “zwei kleine Mohammed-Karikaturen in ihren Kolumnen zwischen ganz viel Text versteckten”: “Die Staatsanwaltschaft in Istanbul wirft ihnen vor, den öffentlichen Frieden gestört und die religiösen Werte der Menschen in der Türkei beleidigt zu haben.”

2. “Speed kills: Germanwings und die Medien”
(derstandard.at, Johanna Jung, Jennifer Woods und Josef Trappel)
Medienwissenschaftler greifen die Berichterstattung zum Germanwings-Flug 9525 auf: “Unzählige Falschmeldungen ohne Bestätigung, Expertenbefragungen ohne Antworten, Sondersendungen ohne Inhalt und Spekulationen ohne ausreichende Hinweise prägen den medialen Irrflug. Keine Frage: Ihre Informationspflicht haben die Medien mehr als erschöpfend erfüllt – zumindest in Sachen Schnelligkeit und Aktualität. Doch sind Speed und Quantität die neue Qualität?”

3. “Nein, die GEMA will kein Seniorensingkränzchen killen”
(medium.com/@jagermo)
Moritz Jaeger zweifelt die Story “Gema verlangt Gebühren fürs Volkslieder-Singen” (siehe dazu auch “6 vor 9” vom 11. Mai) an und fragt bei der Gema nach, die ihm ausführlich Auskunft erteilt: “Wir bedauern es sehr, dass sich Frau von Assel nach Erhalt der Rechnung nicht an uns, sondern direkt an die Presse gewendet hat. Erst aufgrund der jetzt veröffentlichten Berichterstattung in den Schleswiger Nachrichten haben wir jedoch erfahren, dass es sich bei dem ‘Sing-Treff im Café Fahrdorf’ um ein nicht-öffentlichen Sing-Treffen handelt. Diese Information lag uns bislang nicht vor. Daher werden wir die Rechnung gegenüber der Veranstalterin stornieren.”

4. “Schumacher vs. taz: Streit ums Foto endlich entschieden”
(blogs.taz.de/hausblog, Manuel Schubert)
Ein Gerichtsfall um ein in der “taz” abgedrucktes Foto von Corinna Schumacher: “Das von uns verwendete Bildnis sei ‘kontextgerecht’, urteilten die Richter. Es illustriere und belege die Wortberichterstattung in besonderer Weise und hätte einen eigenen Informationswert. (…) Die Richter des Oberlandesgerichts Köln ließen keine Berufung zu ihrem Urteil zu.”

5. “Bilder zu Netzthemen: Überwachung? Kann ich nicht mehr sehen!”
(spiegel.de, Markus Böhm)
Markus Böhm macht sich Gedanken, wie man das Thema Überwachung bebildern könnte: “Man kann wohl mittlerweile noch so gute und wichtige NSA- oder BND-Enthüllungsgeschichten schreiben, noch so originelle Plädoyers für oder gegen die Vorratsdatenspeicherung: Ohne ein Foto, das in den Artikel zieht, ist die Chance gering, dass der Text überdurchschnittlich oft gelesen wird und nicht nur die übliche Zielgruppe erreicht.” Siehe dazu auch “BND liefert NSA 1,3 Milliarden Metadaten – jeden Monat” (zeit.de, Kai Biermann).

6. “Faces of doom: what reporters look like delivering horrific news – in pictures”
(theguardian.com)

Kassel, Margaret Sullivan, Focus Online

1. “‘New York Times’-Leseranwältin Sullivan über korrekte Berichterstattung”
(profil.at, Ingrid Brodnig)
Ein Interview mit dem Public Editor der “New York Times”, Margaret Sullivan: “Genau, ich vertrete die Leser. Wenn diese Fragen haben, hake ich in der Redaktion nach. Manchmal gebe ich den Lesern recht, manchmal den Journalisten.”

2. “Fake quakes: rumours spread after Nepal tragedy”
(bbc.com, Samiha Nettikkara, englisch)
Einige Falschmeldungen zum Erdbeben in Nepal vom 25. April 2015.

3. “Pro-Ukraine: Propaganda trifft Selbstzensur”
(ndr.de, Video, 6:29 Minuten)
Propaganda und Gegenpropaganda im russischen und ukrainischen Fernsehen.

4. “Wie wir arbeiten”
(prenzlauerberg-nachrichten.de, Thomas Trappe)
Die Arbeitsweise der “Prenzlauer Berg Nachrichten”: “Nicht immer sind wir die ersten, die ein Thema ausgraben. Schließlich befinden wir uns hier noch in Prenzlauer Berg, einem Stadtteil, bei dem bei Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen davon auszugehen ist, dass einer davon die anderen interviewt, wahrscheinlich zum Thema Latte Macchiatto, Mütter oder Schwaben.”

5. “Die ‘Huffington Post’ zieht’s nach Kassel, Germany”
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Die Schlagzeile “US-Zeitung lobt Kassel”. Zu Kassel siehe auch “Zoll-Razzia bei ‘HNA-naher’ Zustellfirma” (lokalzeitungskritik.de, L. Kiepe).

6. “Focus Online recherchiert jetzt im Rossmann-Prospekt”
(wuv.de, Frank Zimmer)

Rolling Stone, Apple Watch, BFM TV

1. “Rolling Stone and UVA: The Columbia University Graduate School of Journalism Report”
(rollingstone.com, englisch)
Die Zeitschrift “Rolling Stone” zieht einen Artikel zurück und beauftragt drei Mitarbeiter der “Columbia Journalism Review”, einen Bericht über die falschen eigenen Recherchen zu verfassen. In der Einleitung zum Bericht schreibt Will Dana: “This report was painful reading, to me personally and to all of us at Rolling Stone. It is also, in its own way, a fascinating document ­— a piece of journalism, as Coll describes it, about a failure of journalism.”

2. “‘Rolling Stone’: Bittere Analyse des Versagens”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler schreibt zum Bericht: “Der Artikel sei nicht wegen mangelnder redaktioneller Ressourcen misslungen, hält der Expertenbericht fest. Vielmehr hätten mehrere ‘Rolling Stone’-Mitarbeiter mit Jahrzehnten kollektiver Berufserfahrung dabei versagt, die richtigen Fragen zu stellen. Kritische Anmerkungen, die eine Kollegin der Abteilung für Faktenüberprüfung gemacht habe, seien ignoriert worden.”

3. “Falschmeldung: Apple Watch und das Schweizer Patent”
(steigerlegal.ch)
Die Meldung, Apple könne die Apple Watch in der Schweiz nicht verkaufen, sei falsch, stellt Martin Steiger fest: “In der Schweiz besteht – soweit ersichtlich – bislang kein Verkaufsverbot für die neue Apple Watch, schon gar nicht wegen einem Patent!”

4. “Harte Kritik an Berichterstattung”
(orf.at)
Betroffene der Geiselnahme in einem Supermarkt im Januar in Paris klagen gegen den TV-Sender BFM TV: “BFMTV brachte damals noch während des laufenden Anti-Terror-Einsatzes Telefoninterviews, sowohl mit Coulibaly als auch mit dem ‘Charlie Hebdo’-Attentäter Cherif Kouachi, in denen sie ihre Motive und Verbindungen zu den internationalen Terrorvereinigungen Al-Kaida und IS bestätigten. (…) Der Anwalt der Kläger sagte der Nachrichtenagentur AFP nun, das Leben seiner Mandanten wäre gefährdet gewesen, ‘wenn Coulibaly in Echtzeit von der von BFMTV verbreiteten Nachricht erfahren hätte’.”

5. “Extremismus der Erregung”
(zeit.de, Bernhard Pörksen)
Eine “elementare Ungewissheit bei gleichzeitig gefordertem Sofort-Sendezwang” habe nach dem Absturz von Germanwings-Flug 9525 zu einem vierfachen Informationsvakuum geführt, analysiert Bernhard Pörksen.

6. “Das Flugzeugunglück”
(taz.de, Bernd Gieseking, 1. April)

AFP, Julius Tröger, Knowledge Vault

1. “It’s not Wahrheit, stupid. Anmerkungen zu Google Knowledge Vault.”
(christophkappes.de)
Christoph Kappes liest zwei Artikel zur Wissensdatenbank Knowledge Vault: “Beide Texte enthalten nicht nur fachliche Fehler, sondern sie führen auf die falsche Fährte mit Begriffen wie ‘Wahrheit’ oder ‘Unseriös’ und ‘Plausibilität’.”

2. “AFP fabriziert Falschmeldung”
(faz.net, Jürg Altwegg)
Die Nachrichtenagentur AFP vermeldet fälschlicherweise den Tod von Martin Bouygues. Siehe dazu auch “Martin Bouygues annoncé mort: l’invraisemblable couac de l’AFP” (letemps.ch, Olivier Perrin, französisch) und “Fausse mort de Bouygues : la version de l’AFP contestée” (rue89.nouvelobs.com, David Perrotin, französisch).

3. “Julius Tröger: Heiß auf Daten”
(vocer.org, Sarah Klößer)
Sarah Klößer porträtiert Datenjournalist Julius Tröger: “Während viele Verlage sparen, hat Tröger geschafft, Fuß zu fassen. Seit über einem Jahr leitet er das Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost.”

4. “Print-Experience”
(benjaminnickel.com)
Benjamin Nickel abonniert ein Probeabo einer überregionalen Zeitung: “Die Bilanz bislang: 1x lag die Zeitung im Eingangsbereich, 2x kam sie gar nicht.”

5. “Justin Bieber, der ‘BILD’-Geburtstagsbesuch und die gute alte Homestory”
(tobiasgillen.de)
Tobias Gillen beleuchtet die Bild.de-Geschichte “Wie ich Justin Bieber ein
Geschenk machen wollte …”, in der Ricarda Biskoping versucht, Justin Bieber Kuchen und Kerzen zu überreichen.

6. “Bild-Griechen-Bashing-Bullshit-Bingo”
(facebook.com/fernoestliche.leere)

Die Ente mit der pinken Katze

Katzencontent geht natürlich immer, und wenn es sich dann noch um ein armes, pinkes, grausam verendetes Kätzchen handelt, ist das deutschsprachigen “News”-Portalen auch schnell mal einen prominenten Platz auf der Startseite wert.

Bild.de:

Auf einer russischen „Pretty-in-pink-Party“ musste jeder geladene Gast in Pink erscheinen, auch das Kätzchen von Lena Lenia! Jetzt starb die Katze an ihrer Fellfarbe. Durch das Lecken am pinken Fell hat das Kätzchen toxische Gifte aufgenommen. Laut Tierarzt soll dies zu einer Vergiftung geführt haben.

Rtl.de berichtet gleich mehrfach:

News.de:

Oe24.at:

N-tv.de:

N24.de:

Die Geschichte kommt ursprünglich vom britischen Knallportal “Mail Online” und sorgt seither europaweit für Empörung, angeblich haben sogar 30.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, die eine Gefängnisstrafe für die Katzenbesitzerin fordert. Für viele deutsche Kommentarschreiber ist das noch zu wenig, sie fordern:

Diese Frau gehört erschossen!

diese Scheißbande sofort in Säure schmeißen…… aber vorher die Haut mit stumpfen Klingen ritzen

Deppate drecksnutte gehört verbrennt die sau!

Und was sagt die Beschuldigte? Laut N24.de ist sie sich …

keiner Schuld bewusst: Auf ihrem Blog rechtfertigt sie die Aktion.

Folgt man dem Link und liest, was dort steht (was leider weder N24 noch sonst irgendeiner der abschreibenden Journalisten getan hat), erfährt man ein nicht ganz unwesentliches Detail dieser Geschichte: Die Katze ist gar nicht tot. Sie lebt putzmunter (und schon deutlich weniger pink) bei einer neuen Besitzerin:

Im Text erzählt die neue Besitzerin, dass kein einziger Journalist sie kontaktiert habe, um zu überprüfen, ob die Geschichte überhaupt stimmt.

„Es ist sehr traurig, dass die Menschen alles glauben, was in den Boulevardmedien steht, die nicht mal die Fakten checken.“

Elena Lenina, die die Katze gefärbt hatte und der nun Hunderte Menschen öffentlich den Tod wünschen, will juristisch gegen die Falschmeldungen vorgehen.

Mit Dank an Katharina K.

Nachtrag, 20.25 Uhr: N24 hat sich für den Fehler entschuldigt und den Artikel gelöscht.

Live Action Media Bullshit

Heute unternehmen wir mal einen kleinen Ausflug in die englischsprachige Medienlandschaft. Dort haben einige Journalisten in den letzten Tagen nämlich fleißig über ein ungewöhnliches Bildungsprojekt aus Deutschland geschrieben — und eine fast schon “Focus Online”-würdige Recherchedoofheit an den Tag gelegt.

Zum Hintergrund: Anfang des Monats wurde in Wilhelmshaven ein ausgemustertes Kriegsschiff zu einem Raumschiff aus „Battlestar Galactica“ umdekoriert. Es diente dann mehrere Tage lang als Kulisse für ein Live-Rollenspiel (LARP), an dem über 80 Menschen teilnahmen.

Der große Unterschied zu “normalen” Live-Rollenspielen: Dieses Projekt — „Projekt Exodus“ — wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert, die damit unter anderem herausfinden wollte, wie gut sich LARPs für die Bildungsarbeit eignen.

In der Pressemitteilung (PDF) schreibt das Organisationsteam:

Inmitten der engen Räume des aufwändig umdekorierten Schiffes werden die Spieler eine von der Spielleitung grob vorgegebene Handlung erleben, die sie selbst mit ihren Reaktionen beeinflussen können. (…) Projekt Exodus greift Fragen über Sicherheit, Vertrauen und über Menschlichkeit in Zeiten großer Gefahr auf. Hinzu kommt der auch in der aktuellen Politik stark thematisierte Flüchtlingsaspekt. Auf dieser Grundlage werden die Spieler selbst die Probleme der Gesellschaft aus einem völlig neuen Blickwinkel erleben.

Die gleiche Mitteilung wurde auch auf Englisch (PDF) herausgegeben, damit sich auch Journalisten aus dem Ausland über das Projekt informieren konnten. Bloß: So richtig verstanden haben die es trotzdem nicht.

Das australische Portal news.com.au schreibt:

Basing the live-action role-play event on the popular science fiction television series is no vote-winning gimmick. (…) And the German government hopes locking up 80 of its aspirant diplomats, politicians and military leaders aboard a retired naval destroyer will teach them a lesson or two in something largely missing from modern international politics — ethics.

Und zack — werden auf dem Schiff deutsche Diplomaten, Politiker und militärische Führungskräfte ausgebildet.

Wie das Portal darauf kommt, bleibt zwar offen, für die Leute von Tor.com klang es aber offenbar auch so schon plausibel genug, jedenfalls übernahmen sie die Story ohne Bedenken:

Ebenso die “New York Daily News”:

Auch die Online-Version von “The Independent” schrieb die Falschmeldung ungeprüft ab und titelte:

Die Macher des Projekts wiesen die Medien zwar gleich auf den Fehler hin, korrigiert hat ihn bis heute aber niemand. Wissen wir immerhin: Andere Länder, gleiche Sitten.

Mit Dank an Dennis Z.

Kuratieren, Nutzerdaten, Wolfgang Blau

1. “Wie das ‘Kuratieren’ den Journalismus verändert”
(wolfgangmichal.de)
Unter dem Deckmantel des Kuratierens finde in den Medien “eine Re-Feudalisierung hierarchischer Strukturen statt”, schreibt Wolfgang Michal: “Begünstigt wird der Entmachtungs-Prozess der Redaktionen noch durch die phlegmatische Haltung der Redaktionen selbst, die ihre ureigensten Aufgaben nicht mehr erfüllen und die aktive Autorenpflege bzw. das Auswählen und Ausprobieren neuer Autoren vernachlässigen. Zug um Zug lassen sich die Redaktionen Entscheidungs-Kompetenzen abnehmen, bis ihnen am Ende der Status einer besseren (Text-)Putzkraft bleibt oder sie – im besten Falle – in festangestellte Autorenpools umgewandelt werden.”

2. “Erst checken, dann posten – Hoax und Hetze im Netz”
(blogs.stern.de/tugendlustig, Sonja Vukovic)
Sonja Vukovic gibt “ein paar Infos, Tipps und Links, wie man Falschmeldungen und Propaganda entlarven und seinen Teil dazu beitragen kann, dass Hass und Lüge nicht weiter verbreitet werden.”

3. “Branded Content – angebrannter Inhalt”
(persoenlich.com, René Zeyer)
René Zeyer schreibt über die Unabhängigkeit der Medien von der Werbung: “Wer wie ich das eine oder andere kritische Wort über Finanzdienstleister wagt, erlebt häufig, welcher Gehirnschmalz darauf verwendet wird, eine Begründung zu erfinden, wieso dieser zwar gut geschriebene und überzeugend recherchierte Artikel nun leider doch nicht zur Veröffentlichung geeignet ist. Ich könnte da Namen und Beispiele nennen, aber ich will mir ja nicht meine letzten Plattformen selber abfackeln.”

4. “‘Guardian’-Digitalchef: ‘Können ohne Paywall höhere Erlöse erzielen'”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Ein Interview mit Wolfgang Blau, Digitalchef beim “Guardian”: “Für viele Verleger gibt es in der digitalen Welt einfach nichts zu gewinnen, und wir sollten ihnen nicht so rasch Verschlafenheit vorwerfen. Ihre Strategie, das alte Printgeschäft so lange zu beschützen wie möglich und ihre digitalen Aktivitäten nur als markenpflegende Begleitmusik für Print zu betreiben, ist plausibel und legitim. Verlage sind keine Stiftungen, und die meisten Tageszeitungen haben nun einmal keine plausible digitale Zukunft, sondern nur eine mittelfristige Zukunft als Printmedien, und danach ist es leider vorbei.”

5. “Reduziert auf Brüste”
(sueddeutsche.de, Kathleen Hildebrand)
Kristina Lunz, Initiatorin der Kampagne “Schluss mit dem Bild-Sexismus”, die “Respekt und Wertschätzung in der Berichterstattung von BILD und BILD.de sowie die Abschaffung des BILD-Girls” fordert, findet halbnackte Männer auf der Seite 3 von Boulevardzeitungen keine gute Lösung: “Die Abwertung von Männern wäre dafür der komplett falsche Weg. Wir brauchen stattdessen eine Aufwertung von Frauen in Deutschlands einflussreichsten Medien.”

6. “Wer lässt die meisten Daten sammeln? Eine Top 22 der vertracktesten Websites”
(dasfilter.com, Ji-Hun Kim)
Für wie externe Services und Drittanbieter werden Nutzerdaten gesammelt? 22 subjektiv ausgewählte Websites im Vergleich.

RT, Ebola, Wrestling

1. “Fatale Falschmeldung”
(taz.de, Francesco Giammarco)
Eine Meldung über eine Ebola-Erkrankung in Berlin stellt sich als falsch heraus: “Unter anderem der TV-Sender n-tv und die Berliner Morgenpost hatten am Dienstag berichtet, dass es sich bei dem Mann um einen Übersetzer handeln soll, der für die Botschaft der Republik Sierra Leone in Berlin arbeitet. (…) Weder vor, noch nach der Veröffentlichung sei die Botschaft kontaktiert worden, um die Verbindung zu dem vermeintlich Kranken zu bestätigen.”

2. “Mein Auftritt bei Putins Propagandasender”
(faz.net, Olaf Sundermeyer)
Olaf Sundermeyer wird vom seit Kurzem auch auf deutsch sendenden TV-Sender “RT” eingeladen und berichtet über seine Erfahrung: “Ich warte. Zu lesen gibt es nur die ‘Junge Welt’, in der eine spezielle linke Sicht der Dinge das Böse in Kiew vermutet und das Gute in Moskau weiß.”

3. “Ohne Brüste und Budget zu einer halben Million Klicks”
(tokyofotosushi.wordpress.com, Fritz)
Fritz Schumann erzielt mit einer Story, die er zunächst “allen großen Redaktionen” in Deutschland erfolglos angeboten hatte, internationale Aufmerksamkeit und eine Laudatio des dpa-Inlandchefs: “Ich ahnte von Beginn an, dass die Geschichte abgehen wird. Wie sehr, das war mir bis zum Schluss nicht klar. Mein Problem zu Beginn war, dass ich als junger Journalist keinen direkten Kontakt zu den Redaktionen hatte, denen ich es anbot. Ich hatte kein Vertriebsnetzwerk. Durch die Verbreitung im Netz erhielt ich aber Angebote von Adressen, an die ich niemals dachte. Das Internet wurde mein Vertriebsnetzwerk.”

4. “Post von der ‘Bild’: Homberger mit Regierungssprecher verwechselt “
(hna.de, Olaf Dellit)
Eine Geburtstagsgratulation von “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann: “Das Problem: Klaus Bölling aus Homberg hatte an diesem Tag überhaupt nicht Geburtstag, und 86 Jahre alt ist er noch lange nicht, sondern gerade einmal 52.”

5. “Ein offener Brief an BILD-Redakteur Enrico Ahlig”
(wrestling-point.de, Mathias)
Mathias freut sich, dass “Bild” über Wrestling berichtet, aber nicht, wie “Bild” über Wrestling berichtet. An Redakteur Enrico Ahlig schreibt er, seine Artikel hätten “ungefähr den Informationsgehalt einer leeren Tomatensaft-Dose. Ein bisschen Text, Selfie, Text, Selfie… Man erkennt Ihr Muster schnell. Und wenn Sie in einem Artikel mal nicht zu sehen sind gibt es trotzdem extrem viele Bilder und wenig Text. Als wäre jeder Buchstabe mehr eine Belastung für den Leser.”

6. “Satirisch: So war mein erstes Mal – ‘Ich fühlte mich richtig mies!'”
(interview-blogger.de, Florian Staudter)
Florian Staudter kauft erstmals eine Ausgabe von “Bild”: “Schnell wurde mir klar, das Ganze war eine einmalige Sache. Ein Ausrutscher – ein One-Read-Stand. Sie ist zwar billig, mehr aber auch nicht.”

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