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Jeder nur ein Kreuz

Dunkle Wolken über der katholischen Kirche

“Dunkle Wolken”, “Kirche”, alles klar:

Dunkle Wolken über der katholischen Kirche: Immer mehr Missbrauchsfälle werden bekannt. Sollte der Papst in einem Fall aus der Schusslinie genommen werden? Foto: Getty

Die Hartnäckigkeit, mit der sueddeutsche.de das Kuppelkreuz des (evangelischen) Berliner Doms als Symbolbild für Artikel über Vorfälle in der katholischen Kirche verwendet, ist schon beeindruckend.

Aber unser erster Eintrag zum Thema ist ja auch schon wieder mehr als fünf Wochen her — die anschließende Umdeklarierung der Fotos in der Bilddatenbank von Getty Images allerdings auch. Doch weil sueddeutsche.de das Foto in der Zwischenzeit aus dem damals kritisierten Artikel entfernt hatte, war es jetzt wohl für eine Wiederverwendung frei.

Mit Dank an Bernhard und Andreas N.

Nachtrag, 11.05 Uhr: sueddeutsche.de hat schnell Ersatz gefunden:

Immer mehr Missbrauchsfälle werden bekannt. Sollte der Papst in einem Fall aus der Schusslinie genommen werden? Foto: dpa

Symbolfoto-Missbrauch

Seit Wochen kommen in Deutschland immer mehr Missbrauchsfälle an Schulen der katholischen Kirche ans Licht.

“Kirche”, “Licht”, alles klar:

Seit Wochen kommen in Deutschland immer mehr Missbrauchsfälle an Schulen der katholischen Kirche ans Licht. Aber auch aus weltlichen Einrichtungen wurden alsbald weitere Fälle gemeldet. Doch die meisten dieser Verfehlungen liegen Jahrzehnte zurück, etliche der Täter sind längst gestorben, die Aufklärung der Taten ist äußerst schwierig. Die Bundesregierung fordert nun eine Entschädigung der Opfer. Foto: Getty

Es war für die zuständigen Mitarbeiter von sueddeutsche.de ein leichtes, bei Getty Images ein Symbolfoto für einen Artikel über Missbrauchsfälle in Einrichtungen der katholischen Kirche zu finden, schließlich preist die Bilddatenbank die Bilder passend dazu an:

Catholic Church Hit By More Abuse Claims

BERLIN – 5. MÄRZ: Ein von der Sonne beleuchtetes Kreuz steht vor dunklen Wolken auf einer Kirche am 5. März 2010 in Berlin, Deutschland. Die Welle von Missbrauchsmeldungen an katholischen Einrichtungen in Deutschland geht weiter, in letzter Zeit mit Schwerpunkt auf dem berühmten Jungenchor der Regensburger Domspatzen, wo Hinweise auf Missbräuche zwischen 1958 und 1973 aufgetaucht sind. Dies folgt auf eine Polizeidurchsuchung im katholischen Internat in Ettal in Bayern, sowie auf andere Fälle, die an katholischen und Jesuitenschulen im ganzen Land ans Licht gekommen sond. (Foto von Sean Gallup/Getty Images)

(Übersetzung von uns)

Der einzige Haken: Die Kirche auf dem Foto, das aus ohnehin schwer erfindlichen Gründen ein Symbol für Missbrauch darstellen soll, ist der Berliner Dom — und der ist eine evangelische Kirche.

Mit Dank an Sven.

Nachtrag, 17.15 Uhr: Getty Images und sueddeutsche.de sind allerdings gar nicht mal sooo abwegig mit ihrer Bildwahl — zumindest, wenn man es mit dem Verwendungszwecke bei CNN.com vergleicht:

An archdiocese in Colorado is defending its decision not to allow children of lesbian parents to re-enroll in school.

Dort illustriert das Kuppelkreuz des evangelischen Doms aus Deutschland die Geschichte über eine katholische Schule in Colorado (USA), die zwei Kinder nicht aufnehmen will, weil ihre Eltern lesbisch sind.

Mit Dank an Stefan M.

2. Nachtrag, 23.40: Getty Images hat die Bildbeschreibung inzwischen zu folgendem geändert:

Das von der Sonne beleuchtete Hauptkreuz auf dem Berliner Dom steht vor dunklen Wolken am 5. März 2010 in Berlin, Deutschland. Der Berliner Dom gehört zu Berlins bedeutendsten Wahrzeichen.

(Übersetzung von uns)

Frau Polle und der Schnee von gestern

Manche Sachen kommen immer wieder. Heuschnupfen zum Beispiel. Jedes Jahr das gleiche Elend. Und jedes zweite Jahr ist es zum Beispiel bei Birkenpollen-Allergikern besonders schlimm. 2010 wird wohl so ein Jahr.

Wenn also in einem Artikel, der gestern auf sueddeutsche.de erschien, folgende Formulierung steht …

Eines steht jedenfalls fest: Ein Spaziergang dürfte das Jahr 2008 für Pollenallergiker nicht gerade werden.

… dann ist die naheliegende Erklärung, dass sich jemand die Mühe ersparen wollte, den ganzen Rotz noch einmal aufzuschreiben, einen zwei Jahre alten Text einfach unter dem aktuellen Datum noch einmal veröffentlicht hat und dabei vergaß, die Jahreszahl zu ändern.

So einfach ist es aber nicht.

Weite Teile des sueddeutsche.de-Artikels basieren auf einer Meldung, die die Nachrichtenagentur DAPD am vergangenen Freitag verbreitet hat. Die DAPD-Meldung wiederum basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, worauf DAPD auch hinweist.

Der Artikel von sueddeutsche.de basiert aber nicht nur auf der DAPD-Meldung: Den Hinweis, dass dieses Jahr ein sogenanntes “Mastjahr” mit besonders starker Birkenpollenbelastung werden könnte, bekommen Leser von sueddeutsche.de als zusätzliche Information. Er stammt offenbar aus einem Artikel aus einem Asthma-Online-Portal, der erklärt, dass ein solches “Mastjahr” alle zwei Jahre auftritt und unter anderem 2004 und 2006 stattfand und für 2008 erwartet wurde — der Artikel ist nämlich schon zwei Jahre alt (und basiert zum Teil auf dieser Nachricht von journalmed.de, der wiederum basiert auf … Ach, egal).

Jedenfalls kommt in diesem Artikel auf dem Asthma-Online-Portal auch folgender Satz vor:

Eines steht jedenfalls fest: Ein Spaziergang dürfte das Jahr 2008 für Pollenallergiker nicht gerade werden.

Und der fand dann (mit zwei weiteren Sätzen) wörtlich Einzug in den Artikel auf sueddeutsche.de. Der deshalb jetzt aussieht, als sei er schon zwei Jahre alt. (Einen entsprechenden Leserhinweis in einem Kommentar unter dem Artikel hat die Redaktion, wie es üblich ist, ignoriert.)

Manche Menschen mögen dieses Produktionsverfahren “Flickenteppich” oder “Kraut und Rüben” nennen, andere sprechen vielleicht von einem “Mashup”. Wir würden einen anderen Begriff für diese Textform empfehlen: “Onlinejournalismus”.

Mit Dank an Urs Sch. und Annika K.

Nachtrag, 19.50 Uhr: sueddeutsche.de hat aus der “2008” eine “2010” gemacht.

Besonnenheit vereitelt

Nachahmungseffekte:

“[Die Nachahmungseffekte bei Amokläufern sind] sehr hoch. Auch wegen der Medien, die (…) ein mystisches Bild von ihm zeichnen. Das wirkt wie ein Vorbild. Bei Selbstmorden sind die Medien sehr zurückhaltend, um nicht Nachahmer zu provozieren. Bei Amokläufen gilt leider das Gegenteil. Ab jetzt besteht die große Gefahr, dass wir es in den nächsten Wochen oder Monaten mit einem Nachahmungstäter zu tun bekommen.”
(Quelle: Die Kriminologin Britta Bannenberg in der “Süddeutsche Zeitung” vom 12. März 2009)

Was genau der auslösende Faktor für Amokläufer und Trittbrettfahrer ist, ist nicht klar – bei Experten steht die umfassende Medienberichterstattung mit an vorderer Stelle (siehe Kasten). Doch gleichzeitig kann ein Amoklauf das Publikum fesseln wie kaum eine andere Katastrophe.

Als am frühen Nachmittag die Nachricht über einen Polizeieinsatz an einer Schule in Zwickau bekannt wurde, reagierte die dpa ohne zu Zögern. In einer Eilmeldung verbreitete sie um 13.22 Uhr die alarmierende Nachricht:

Amoklauf an Zwickauer Berufsschule vereitelt

Die Polizei hat an einer Berufsschule im sächsischen Zwickau am Dienstag einen Amoklauf vereitelt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen, es gab keine Verletzten. Weitere Einzelheiten wollte die Polizei zunächst nicht mitteilen. Gegen Mittag war bei der Polizei ein Notruf eingegangen. Alle verfügbaren Einsatzkräfte hätten unverzüglich die Schule umstellt, hieß es.

Die anderen Nachrichtenagenturen zeigten sich angesichts der vagen Faktenlage etwas vorsichtiger. So meldete die AFP um 13.40 Uhr: “Großeinsatz der Polizei an Berufsschule in Zwickau – eine Festnahme”; AP titelte: “Polizei vereitelt möglicherweise Amoklauf in Zwickau”.

Welche Version bei den Redaktionen am Besten ankam, ist kaum verwunderlich:

Nachdem sich herausstellte, dass der Verdächtige weder Waffen, noch konkrete Amok-Pläne hatte, knickte auch die dpa ein, sprach um 14.55 Uhr nur noch von einem “Amokalarm” — und meldete:

Von einem Amoklauf könne keine Rede sein, sagte der Sprecher des sächsischen Innenministeriums, Frank Wend.

Aber schon um 16.45 Uhr ist das alles wieder passé. Da meldet die dpa selbstvergessen:

Fünf Tage nach dem Amoklauf von Ansbach hat die Polizei im sächsischen Zwickau einen möglichen Nachahmer gestoppt.

Mit Dank auch an Niklas und Stefan A.

BKA? Da könnte ja jeder bitten! (2)

Am Dienstag griff das Bundeskriminalamt zu einer harten Maßnahme, mit der es aber schon einmal erfolgreich gewesen war: Nachdem es in den Besitz von kinderpornographischen Videos gekommen war, gab das BKA ein Foto des mutmaßlichen Kinderschänders an die Medien heraus und veröffentlichte eine Fahndung nach dem Unbekannten. Dabei stufte die Behörde den Fall nicht nur als “normale” Fahndung ein, sondern bewertete den Mann als eine der “meistgesuchten Personen”.

Einen Tag darauf meldeten die Medien, die durch die Veröffentlichung der Fahndung und des Fotos fleißig an der Fahndung mitgewirkt hatten, stolz einen Erfolg: Der Mann wurde festgenommen. “Die Handschellen klickten”, titelte beispielsweise sueddeutsche.de, während “Welt Online” in der Überschrift auf eine Unschuldsvermutung praktischerweise gleich verzichtete und meldete: “Kinderschänder nach Fahndung gefasst”.

Und zudem im Text berichtete:

Am Mittwoch bat das BKA die Medien, die veröffentlichten Videos, Bilder und Stimmproben nicht weiter zu verwenden und aus allen Internetportalen zu entfernen.

Gelesen hat den Text in der Redaktion allerdings anscheinend wohl niemand, denn auch jetzt noch prangt das Foto bei “Welt Online” unverpixelt in voller Breite im Fahndungsartikel, bei sueddeutsche.de auch im Artikel über die “erfolgreiche Fahndung”. Auf Bild.de kann man den (nicht mehr) Gesuchten sowohl auf einem Foto, als auch im Bewegtbild ansehen — ebenso wie übrigens immer noch einen mutmaßlichen und inzwischen gefassten Kinderschänder auf Videoaufnahmen, um deren Entfernung das BKA schon vor über einem Monat gebeten hatte.

Was allerdings noch viel gravierender ist: Der Mann ist wegen der Videos, wegen derer er nun für einen Tag zu einer der “meistgesuchten Personen” wurde, längst verurteilt worden. 1994 war er zweieinhalb Jahre in einer psychiatrischen Klinik; heute lebt er in einer Einrichtung für betreutes Wohnen — und hat sich seit seiner Verurteilung vor 15 Jahren nichts mehr zuschulden kommen. Das BKA hat inzwischen auch offiziell bestätigt, was (ausgerechnet) Bild.de schon im Laufe des Nachmittags berichtet hatte. Wenn das kein Grund ist, die Fotos des Mannes besonders schnell und gründlich aus dem eigenen Archiv zu entfernen, was dann?

Und das vermeintlich seriöse Internetangebot der “Süddeutschen Zeitung” verlinkt immer noch auf seiner Startseite den Artikel mit dem unverpixelten Foto des Mannes und der Dachzeile “erfolgreiche Fahndung”. Der Hinweis, dass es diese Fahndung des BKA nie und nimmer hätte geben dürfen und es sich vielmehr um einen gravierenden Fehler des BKA gehandelt hat, findet sich nur klein und versteckt im automatisch von Agenturen befüllten “Newsticker”.

Das BKA hingegen müsste allmählich wissen, dass seine Bitte, Fahndungsbilder wieder zu entfernen, von den Medien ignoriert werden. Was sie einmal haben, das behalten sie auch und zeigen es für immer. Das ist nicht neu.

Mit Dank an Martin S., Armin E. und JB!

Nachtrag, 17.9., 10.06 Uhr: Sueddeutsche.de berichtet inzwischen ebenfalls über die Fahndungspanne. Muss man erwähnen, dass das Foto weiterhin zu sehen ist?

Wie in Bluewater einmal nichts passierte (2)

Die Nachrichtenagentur dpa bedauert, auf die Fälschung hereingefallen zu sein. Die dpa überprüft nach dem Vorfall ihre Regeln für den Umgang mit Informationen aus dem Internet und wird sie wo nötig verschärfen.

Mit diesen Sätzen endet im Original eine Meldung, in der die Nachrichtenagentur dpa ausführlich das Fiasko beschreibt, das sie heute erlebte (BILDblog berichtete). Sie ist zunächst auf ein vorgetäuschtes Selbstmordattentat in den USA hereingefallen und dann auf die vorgetäuschte Enthüllung, dass eine Gruppe von Berliner Rappern namens “Berlin Boys” ein Selbstmordattentat in den USA vorgetäuscht hätten. In Wahrheit war alles Fake — und eine PR-Aktion für den neuen Film “Shortcut to Hollywood” von Jan Stahlberg, in dem es um eine Band geht, die tatsächlich alles tut, um in die Medien zu kommen.

Die Aktion war generalstabsmäßig geplant und beruhte auf mehreren, sich gegenseitig bestätigenden falschen Internetseiten mit Telefonnummern, die nur scheinbar in die USA führten, in Wahrheit aber zum Team der Filmemacher. Die mutwillige Irreführung von dpa und anderer Medien war aufwändig vorbereitet — wäre aber tatsächlich aufgrund vieler Indizien leicht zu entlarven gewesen. Dass die größte deutsche Nachrichtenagentur viele Stunden lang einem Fernsehsender traut, der nicht existiert, und einen Anschlag in einer Kleinstadt meldet, die nicht existiert, lässt tatsächlich an ihren “Regeln für den Umgang mit Informationen” zweifeln, und zwar nicht nur solchen “aus dem Internet”.

Erst um 13:44 Uhr, mehr als vier Stunden nach dem ersten Bericht, brachte dpa folgende Eilmeldung:

Bitte verwenden Sie die Berichterstattung über den angeblichen Anschlag in der kalifornischen Kleinstadt Bluewater nicht (dpa 0294, dpa 0241, dpa 0237, dpa 0229). Die Deutsche Presse-Agentur dpa geht Hinweisen nach, dass die als Quelle genannte Website des Fernsehsenders gefälscht ist und auch andere Websites über Bluewater nicht echt sind.

Bis dahin hatte es die Ente sogar schon über die belgische Grenze, auf die Homepage der Zeitung “De Morgen” geschafft.

Besonders hart erwischte es allerdings auch heute.de, das Online-Nachrichtenangebot des ZDF, das aus den Informationen des (falschen) deutschen VPK7-Hospitanten Rainer Petersen, der auch bei dpa und anderen Medien angerufen hatte, gleich ein längeres Feature machte (inzwischen gelöscht):

Rainer Petersen ist Deutscher und arbeitet seit drei Monaten bei vpk-tv. Im Gespräch mit heute.de beschreibt er – am Telefon immer noch hörbar geschockt — die Situation. (…)

Die Stadt steht noch Stunden nach der Entwarnung unter Schock. “Mindestens fünf Menschen sind mit einem Kreislaufkollaps ins Krankenhaus gekommen”, sagt Petersen. Die Stimmung in der Stadt schwanke zwischen großer Wut und sehr großer Erleichterung. “Es gibt viele Leute, die Tränen in den Augen haben.” Der Gedanke an einen terroristischen Anschlag sei bei vielen Einwohner der Stadt sofort da gewesen. Die Behörden hätten ein hartes Vorgehen gegen die Deutschen angekündigt. “In deren Haut möchte ich jetzt nicht stecken”, sagt Petersen. Und schiebt noch hinterher, dass er jetzt wohl erstmal ein Bier trinken werde, um selber wieder etwas runterzukommen.

Dass selbst die scheinbare Auflösung noch ein Fake war und in Bluewater tatsächlich: nichts passiert ist, es also auch keine Aufregung und Panik gab, verwirrte viele Medien nachhaltig, darunter “Welt Online” (inzwischen geändert) in Kombination mit der gefälschten Stadt-Homepage …

… und sueddeutsche.de (inzwischen geändert):

Und die “B.Z.” mochte sogar nach der vollständigen Auflösung der Geschichte durch die Filmemacher noch nicht glauben, dass die “Berlin Boys” nur eine Erfindung sind und kontrastierte Stahlbergs Enthüllung des Fakes treuherzig mit den Äußerungen des fiktiven Managements (inzwischen verschlimmbessert):

Natürlich muss niemand fürchten, dass nun ausgerechnet die trashige Boulevardzeitung “B.Z.” anfangen wird, ihre “Regeln für den Umgang mit Informationen” zu überprüfen. Der zitierte Absatz zeigt, wie hartnäckig sie guten Geschichten glauben möchte, selbst wenn sie falsch sind.

Mehr zum Thema:

Potenzstörungen

Die Bezeichnung von Zahlen mit mehr als neun Stellen birgt bekanntlich gewisse Risiken, besonders wenn Englisch involviert ist. Eine amerikanische “billion” ist eben nur eine deutsche “Milliarde”, während eine deutsche “Billion” im Amerikanischen “trillion” heißt.

Dieses Wissen nützt einem allerdings wenig bis gar nichts, wenn man versucht zu verstehen, was Bild.de einem heute mitteilen will:

Die Gesamtkosten für die Abhaltung der Wahl werden auf 223 Millionen Dollar (etwa 156 000 Euro) geschätzt.

Oder sueddeutsche.de:

Männer gingen, Adoptivkinder kamen, sie küsste Fitnesstrainer und Kollegin Christina Aguilera, Päpste murrten, Plattenverkäufe schnurrten (sie hat 300000000 Millionen Tonträger verkauft), sie drehte Filme, spielte Theater, führte Regie, schrieb Kinderbücher, modelte, studierte die Kabbala.

Mit Dank auch an Felix W.

Nachtrag, 19. August: Bild.de hat noch mal nachgerechnet (und einen aktuelleren Wechselkurs benutzt) und spricht jetzt von “223 Millionen Dollar (etwa 158 Mio. Euro)”.

Fixies — wer denkt, verliert

“Fixies” sind besondere Fahrräder. Bei Kurierfahrern erfreuen sie sich inzwischen ganz enormer Beliebtheit, teilt uns “sueddeutsche.de” mit — und nennt auch gleich einen Grund dafür: “Kaum Verschleiß, klaut niemand, und es ist sauschnell.” Das liegt an der ungewöhnlich spartanischen Ausstattung der Räder: Sie haben weder eine Gangschaltung, noch einen Leerlauf, noch Licht, Klingel oder Bremsen. Es ist deswegen kein Wunder, dass diese Geschosse nicht für den normalen Straßenverkehr zugelassen ist.

Ein Fixie sieht also so aus:


(bitte nicht an den Bremsen und der Gangschaltung stören.)

Oder auch so:


(bitte nicht an den Bremsen und der Gangschaltung stören.)

Sehr schön auch dieses Modell hier:


(bitte nicht an den Bremsen und der Gangschaltung stören.)

Man könnte die Auflistung noch ein wenig weiter machen, insgesamt hat sueddeutsche.de eine 6-teilige Klickstrecke, die deswegen keinen besonderen Erkenntniswert für den Nutzer hat, weil kein einziges echtes “Fixie” zu sehen ist. Gebracht hat es aber immerhin ein paar Klicks und ein paar hübsche Ansichten von klassischen Rennrädern und anderen Fahrradmodellen.

Mit Dank an Max S.

Nachtrag, 18.20 Uhr: Sueddeutsche.de hat inzwischen reagiert – zum “besseren Verständnis vor allem der Bildblog.de-Leser”: Die Bilder stammen allesamt aus dem Katalog einer Karlsruher Firma, die Räder mit und ohne Bremsen ausliefert (das ändert aber nichts daran, dass Fixies per definition keine Bremsen und Gangschaltungen haben). Außerdem, so die Redaktion weiter, könne man Bremsen auch nachträglich montieren (stimmt: Man kann auch noch Klingeln nachmontieren und das Fahrrad neu lackieren). Warum man aber es überhaupt für nötig befindet, den halben Katalog einer Karlsruher Firma abzubilden, erklärt die Redaktion leider nicht.

Sueddeutsche.de kennt die Täter schon

Der 18jährige Sohn der Familie und ein 19jähriger Bekannter – sie gelten bei der Polizei momentan als “der Tat verdächtig” beim Vierfachmord in Eislingen.  Dennoch sind etliche Fragen völlig offen: beispielsweise die nach einem Motiv. Auch von der Tatwaffe fehlt bisher, so die Polizei, jede Spur. Zudem streiten die beiden Verdächtigen jede Beteiligung an der Tat ab.

Das hindert die Redaktion von sueddeutsche.de aber nicht daran, schon einmal festzustellen:

Die Polizei befragt zudem das Umfeld von Tätern und Opfern.

Das ist, mit Verlaub, ziemlich gewagt. Von Tätern kann ganz sicher keine Rede sein, allenfalls von “mutmaßlichen Tätern”. Selbst die Polizei spricht lediglich von einem Tatverdacht, den es jetzt zu erhärten gelte.

Mit Dank an Carl E.

Nachtrag 11.45 Uhr: Die Redaktion hat den Text inzwischen korrigiert, dort heißt es jetzt: “Die Polizei befragt zudem das Umfeld der Tatverdächtigen.”

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