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Für Sie geklickt (15) – Bye, bye, “Huffington Post”

Zum Ende dieser Woche wird die deutsche Ausgabe der “Huffington Post” eingestellt. Wie schade. Dabei hat sie uns doch so so so so so so so so so so so so so so so viel Freude bereitet.

Damit ihr noch mal sehen könnt, was euch da in Zukunft so alles entgeht, haben wir bei der “HuffPost” ein letztes Mal “Für Sie geklickt”.

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Hitlers Atombombe: Das ist wirklich an der Legende dran

Nix.

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Mann heiratet beste Freundin seiner Tochter - so hat die Familie reagiert

Zuerst fand sie es doof, jetzt nicht mehr so.

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Hochzeitspaar ist kurz vor dem Ja-Wort - der Witz des Bräutigams lässt die Trauung platzen

Auf dem Standesamt sagte er: “Mhmm, soll ich dich wirklich heiraten?” Sie wurden dann nach Hause geschickt, bekamen aber einen neuen Termin.

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Frau aus Solingen erklärt: Deshalb habe ich Sex mit Ballons

Weil es ihr Spaß macht.

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Frau und ihr Lover wollen ein Taxi ins Hotel nehmen - mit diesem Fahrer hatten sie nicht gerechnet

Mit ihrem Ehemann.

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Diese 8 Fakten solltest du über deine Vagina wissen

1. Die Klitoris ist größer, als du denkst.
2. Die äußeren Schamlippen sind das Äquivalent zum Hodensack.
3. Der Scheidenkanal ist kein endloser Tunnel.
4. Die Klitoris hat fast 8.000 Nervenenden.
5. Gut möglich, dass du für einen Orgasmus klitorale Stimulation brauchst.
6. Bitte wasche deine Vagina niemals mit Seife.
7. Rein anatomisch kann jede Frau squirten, praktisch jedoch nicht unbedingt.
8. Vaginas können nicht “ausleiern”.

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Die eine Sache, die Männer mehr wollen als Sex - und warum Frauen sie ihnen oft nicht geben können

Einen sicheren Hafen.

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William und Harry haben eine Stiefschwester - warum sie fast niemand kennt

Weil sie sich lieber aus dem öffentlichen Rampenlicht zurückzieht.

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Diese Zweijährige aß noch nie im Leben Zucker - so hat sich das Kind entwickelt

Gut.

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Eine Hackerin enthüllt, was du online niemals machen solltest

Etwas posten, ohne nachzudenken.

In diesem Sinne: Tschüss, “Huffington Post”!

Medien fallen auf Witz rein und lassen Katrin Göring-Eckardt mit einem Einhorn gegen Beatrix von Storch protestieren

Wenn eine, ähm, Nachricht schon so lautet, sollte man misstrauisch werden: Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, saß am Sonntag in der Talkrunde von Anne Will mit einem Einhorn-Klebe-Tattoo im De­kolle­té, weil sie damit auf Beatrix von Storch, stellvertretende Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, reagieren wollte, die sich einige Tage zuvor über ein Spielzeug-Einhorn mit regenbogenfarbener Mähne aufgeregt hat, weil dieses Kinder zur Homosexualität verleitet und die traditionelle Ehe und Familie torpediert.

Es stimmt, dass auf Göring-Eckardts Schlüsselbein in der Sendung im “Ersten” ein Einhorn zu sehen war. Der Rest ist Unsinn. Weder hat die Grünen-Politikerin damit auf von Storch reagiert, noch hat von Storch diesen Regenbogen-Einhorn-Unfug erzählt. Und dennoch berichten verschiedene Redaktionen, dass es genau so gewesen sein soll.

“Spiegel Online” zum Beispiel:

Screenshot Spiegel Online - Anne Will zum Bamf-Skandal - Von Regenbogen-Einhörnern und Schweißperlen

Womit wir beim Einhorn wären.

Göring-Eckardt trägt’s als Provokation an die Adresse der AfD, die in den vergangenen Tagen gegen ein solches Einhorn — ein Spielzeug mit regenbogenfarbener Mähne, wohlgemerkt — mit schwersten Geschützen zu Felde gezogen ist. Das Ding sei dazu angetan, so Beatrix von Storch, Kinder zu homosexuellen Neigungen zu verleiten und traditionelle Ehe und Familie zu torpedieren.

Bild.de macht mit und beruft sich dabei auf “Spiegel Online”:

Screenshot Bild.de - Grünen-Politikerin bei Anne Will - Nanu, was ist das für ein Tattoo?

Hintergrund: Am Sonntagvormittag protestierten nach Polizeiangaben 25 000 Gegner der AfD friedlich in Berlin gegen eine Demonstration der Rechtspopulisten mit 5000 Teilnehmern.

Mit dabei war auch die Grünen-Politikerin, die auf Twitter mehrere Fotos von der Aktion und auch ihrem Klebe-Tattoo zeigte. Nicht nur ihre Teilnahme an der Demo, auch die Wahl des Motivs ist eine klare Ansage an die AfD.

Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hatte sich in den vergangen Tagen über ein Spielzeug-Einhorn aufgeregt, weil es Kinder angeblich dazu bringe, sich für Homosexualität zu interessieren und gegen das traditionelle Familienbild zu stellen, berichtete der “Spiegel”.

In der gedruckten “Bild” von heute gibt es auch einen Artikel zu Göring-Eckardts “Einhorn-Provokation”:

Ausriss Bild-Zeitung - Göring-Eckardt kämpft fürs Einhorn - Hintergrund der Einhorn-Provokation: Beatrix von Storch hatte sich über Spielzeug-Einhörner geärgert. Sie würden Kinder dazu bringen, sich für Homosexualität zu interessieren und gegen das traditionelle Familienbild zu stellen.

Die “Huffington Post” verbreitet die Geschichte ebenfalls, die Quelle ist auch hier “Spiegel Online”:

Screenshot Huffington Post - Göring-Eckardt zeigt Tattoo – Es ist eine Botschaft an AfD-Frau von Storch - Es blitzte aus ihrem Dekolleté hervor.

Ein Klebetattoo, wie sich schnell herausstellte. Damit wollte Göring-Eckhardt aber vermutlich nicht besonders trendy sein, sondern eine Botschaft vermitteln: an die AfD-Politikerin Beatrix von Storch.

Diese hatte in den vergangenen Tagen Einhorn-Spielzeug kritisiert, weil es angeblich Kinder dazu bringe, “sich für Homosexualität zu interessieren”, wie das Magazin “Der Spiegel” berichtete. Wie genau sich Frau von Storch diesen vermeintlichen Zusammenhang erklärt, bleibt derweil unklar.

Und die “Abendzeitung” aus München schreibt:

Screenshot abendzeitung-muenchen.de - TV-Talk mit Anne Will - Einhorn-Tattoo auf der Brust: Göring-Eckardt provoziert die AfD

Grund für diese Aktion war die umstrittene Aussage der stellvertretenden AfD-Fraktionsvorsitzenden Beatrix von Storch über ein Einhorn-Kinderspielzeug mit regenbogenfarbener Mähne. Dieses solle laut Storch Kinder zu homosexuellen Neigungen verleiten und die Werte der Ehe verunglimpfen.

Wir haben im Büro von Katrin Göring-Eckardt nachgefragt. Dort bestätigte man uns, dass das Einhorn-Tattoo zwar von einer Demonstration gegen die AfD-Demo am Sonntag in Berlin stamme; dass es aber nichts mit einer möglichen Äußerung von Beatrix von Storch zu tun habe. Wir haben im Büro von Beatrix von Storch nachgefragt. Dort bestätigte man uns, dass es keine Äußerung der AfD-Politikerin zu einem Spielzeug-Einhorn mit Regenbogenmähne gebe. Auch auf keinem der Social-Media-Kanäle, auf denen von Storch aktiv ist, findet man etwas zum Thema.

Aber woher stammt nun die Geschichte mit dem Spielzeug-Einhorn? Von der Website nachrichten.de.com. Dort steht auf der Startseite:

Erfinde deine eigenen Witz (sic!) und lege alle deine Freunde rein!

… oder eben “Spiegel Online”, Bild.de, “Bild”, “Huffington Post” und die “Abendzeitung”.

Der ganze “Witz” geht übrigens so:

Ein Spielzeug von Schleich sorgt bei der rechtspopulistischen AfD derzeit für einen Sturm der Entrüstung. Die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch hat das circa 18 cm große Fabeltier als einen linken Versuch, Kinder zu verunsichern zu kritisiert. Die strikt konservative Politikerin betrachtet das Spielzeug als homosexuelle Propaganda, die gezielt verbreitet werde, um Kinder zu manipulieren. Kinder würden so durch die positive Verwendung der Regenbogensymbolik verleitet, mit homosexuellen Neigungen zu experimentieren, so von Storch. Dass das Einhorn als “Einhornstute” angepriesen wird, das Horn aber als Phallus-Symbol interpretiert werden könne, sei außerdem eine Abkehr von binären Geschlechtern und damit ein Angriff auf die traditionelle Ehe und Familie.

Bernd Höcke stimmt seiner Parteifreundin zu und legt noch nach. Wörtlich soll er das Regenbogeneinhorn als “Schweinkram” bezeichnet haben. Später relativierte Höcke dieses Aussage und unterbreitete Schleich stattdessen einen Vorschlag, wie das Spielzeug an traditionelle Wertvorstellungen angepasst werden könne: “Ich fordere ja kein totales Einhorn-Verbot. Nur der Regenbogen muss weg. Eventuell eine andere Farbe. Wie wäre es mit braun? Braun ist eine schöne Farbe. Die mochte ich schon immer.”

Beatrix von Storch gibt nun wirklich genug Blödsinn und Scheußlichkeiten von sich, an denen sich Redaktionen abarbeiten können. Sie müssen nicht auch noch auf eine Witze-Seite reinfallen.

Mit Dank an Günter F. für den Hinweis!

Nachtrag, 30. Mai: Die meisten Redaktionen haben inzwischen — mehr oder weniger transparent — reagiert: Das Onlineteam der “Abendzeitung” hat seinen Artikel einfach komplett und kommentarlos gelöscht.

Die “Huffington Post” schreibt nun:

Update: In einer früheren Version hatten wir mit Verweis auf andere Medien fälschlicherweise berichtet, Beatrix von Storch hätte gesagt, dass Einhörner Kinder dazu brächten, sich für Homosexualität zu interessieren. Laut dem Büro der AfD-Politikerin hat Beatrix von Storch diesen Satz nicht gesagt.

Bild.de hat ebenfalls korrigiert:

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es zudem auf Basis eines “Spiegel”-Berichts, Göring-Eckardt habe damit Beatrix von Storch (47, AfD) provozieren wollen, weil diese der Meinung sei, Einhörner würden Kinder dazu bringen, sich für Homosexualität zu interessieren.

Das trifft nicht zu. Wir bitten beide Politikerinnen um Entschuldigung.

Die Pressestelle der Grünen-Fraktion sagte am Dienstag auf BILD-Anfrage: “Das Einhorn ist ein Symbol gegen Hass, Hetze und Rassismus und ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Buntheit. Deshalb hat Frau Göring-Eckardt das Einhorn-Tattoo am Sonntag in Berlin auf einer AfD-Gegendemonstration spontan getragen.”

In “Bild” ist heute eine ganz ähnliche “Berichtigung” erschienen.

Nur bei “Spiegel Online”, dem Ursprung dieser Einhorn-Ente, hat offenbar noch niemand gemerkt, wie falsch die eigene Berichterstattung ist — der Artikel ist unverändert abrufbar.

Nachtrag 2, 30. Mai: Nun hat auch “Spiegel Online” eine Korrektur veröffentlicht. Die Redaktion schreibt:

Anm. d. Red: In einer früheren Version schrieben wir, dass die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt in der Sendung ein aufgeklebtes Einhorn-Tattoo trug — und dass es als Provokation an die Adresse der AfD und Beatrix von Storch gerichtet war. Das war nicht der Fall — wir haben die Passage geändert.

Nennt es nicht mehr “Sex-Skandal”!

Egal, wohin man derzeit schaut, ob zu Bild.de oder in die “Bild”-Zeitung, zu stern.de, n-tv.de, stuttgarter-zeitung.de, morgenpost.de, tag24.de, tvmovie.de, Handelsblatt.com, Gala.de, Rollingstone.de, abdenzeitung-muenchen.de, Bunte.de, WDR.de, 3sat.de, “Huffington Post” oder in “Bild am Sonntag” — man kommt nicht am Schlagwort “Sex-Skandal” vorbei:

Collage mit Screenshots, die Überschriften zeigen, in denen Redaktionen von einem Sex-Skandal schreiben

Die Liste ließe sich noch mit vielen weiteren Screenshots fortführen, auch von anderen Medien als den oben exemplarisch genannten.

Unter dem “Sex-Skandal” subsumieren die Redaktionen die Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein (und neuerdings auch die gegen den Regisseur James Toback). Vermutlich wählen sie das Schlagwort, weil’s so knackig ist, eine Alliteration, und weil sowohl “Sex” als auch “Skandal” immer Klicks bringen und in Kombination erst recht. Dabei ist die Wortwahl sehr bedenklich.

Frauen zu fragen, ob sie einen nackt massieren wollen, bevor man über eine Filmrolle spricht, hat nichts mit Sex zu tun. Einer Frau zwischen die Beine zu fassen, obwohl diese das nicht möchte, hat nichts mit Sex zu tun. Eine Vergewaltigung hat nichts mit Sex zu tun. Und die Skandale darum sind keine “Sex-Skandale”. Jede Redaktion sollte diese Dinge als das bezeichnen, was sie sind: Belästigungen, Missbrauch, Vergewaltigungen. Und wenn bis zur Veröffentlichung noch nichts bewiesen ist und noch niemand verurteilt wurde, sollte man am besten noch ein “mutmaßlich” davorsetzen.

Wie falsch der Begriff “Sex-Skandal” ist, sieht man schon, wenn man sich durch die Archive einiger der oben aufgezählten Medien wühlt und schaut, was dort sonst als “Sex-Skandal” bezeichnet wird.

Wenn das “Erotiksternchen” Aische Pervers am Rande einer Aufzeichnung von “Germany’s Next Topmodel” ihre Brüste in eine Kamera hält und anschließend einen Porno dreht, schreibt stern.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot stern.de - Sex-Skandal - Erotikstar dreht Porno bei Germanys-Next-Topmodel-Finale

Wenn ein “Polizisten-Pärchen” aus Berlin vor dem Einsatz beim G20-Gipfel in Hamburg einvernehmlichen “Geschlechtsverkehr im Freien” hat, schreibt Bild.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot Bild.de - Drei Hundertschaften vor G20-Gipfel abgezogen! Sex-Skandal bei Berliner Polizei

Wenn eine frühere Freundin von Herzogin Kate regelmäßig “Sex-Partys” organisiert, schreibt Bunte.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot Bunte.de - Herzogin Kate - Heißer Sex-Skandal im Freundeskreis!

Wenn Comedian Oliver Pocher bei der Eröffnung einer Schönheitsklinik mit einer Frau “in flagranti in einem Patientenzimmer” erwischt wird, schreibt Bild.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot Bild.de - Sex-Skandal um Oliver Pocher - Hier flirtete er sich schon mal warm!

Wenn bei der Ausstellung “Körperwelten” auch ein Paar beim Geschlechtsverkehr zu sehen ist, schreibt abendzeitung-muenchen.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot abendzeitung-muenchen.de - Augsburg: Neuer Sex-Skandal um Körperwelten

Wenn Fußballer John Terry eine Affäre mit der Freundin seines Nationalmannschaftskollegen Wayne Bridge hat, schreibt Bild.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot Bild am Sonntag - Sex-Skandal! Kollege sauer auf Terry

Und wenn ein Video aus dem “Disneyland” in Paris auftaucht, in dem zwei Darsteller in Kostümen von Minnie Maus beziehungsweise Goofy sexuelle Handlungen andeuten, schreibt stern.de von einem “Sex-Skandal”:

Screenshot stern.de - Paris - Sex-Skandal im Disneyland

Die Suche nach dem richtigen Netzwerkgesetz

Seit dem 1. Oktober ist es nun also in Kraft, das Netzwerkdurch …

Screenshot n-tv.de - Um dem Hass und um Falschmeldungen im Netz Einheit zu gebieten, hat Bundesjustizminister Heiko Maas das Netzwerkdurchsuchungsgesetz vorangetrieben

Nee, n-tv.de*, so heißt das nicht. Kennt Handelsblatt.com den richtigen Namen?

Das von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vorangetriebene Netzwerkdurchsuchungsgesetz, das seit Sonntag in Kraft ist, hat laut OSZE-Repräsentant Harlem Désir möglicherweise eine “abschreckende Wirkung auf die freie Meinungsäußerung”.

Auch nicht. Aber “Wired”* kann uns bestimmt sagen, wie das oft auch als “Facebook-Gesetz” bezeichnete Gesetz heißt!

Das oft auch als Facebook-Gesetz bezeichnete Netzwerkdurchsuchungsgesetz verpflichtet Online-Netzwerke dazu, schneller auf Beschwerden über Hasskriminalität und andere strafbare Inhalte zu reagieren und betreffende Inhalte zügiger zu entfernen.

Hm. Kann FAZ.net helfen?

Screenshot FAZ.net - Netzwerkdurchsuchungsgesetz - Kritik am Gesetz gegen Hasskommentare

Durch Großbuchstaben wird es auch nicht richtiger. Weiß “Deutschlandfunk Kultur”* vielleicht was?

Screenshot Deutschlandfunk Kultur - Netzwerkdurchsuchungsgesetz - Der Schritt in die Zensur ist nicht weit

Mdr.de?

Der Wirtschaftsjurist Gerald Spindler von der Universität Göttingen sieht in dem “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” des SPD-Politikers gar eklatante Verstöße gegen europäisches Recht.

“Meedia”*?

Facebook wehrt sich gegen das geplante Netzwerkdurchsuchungsgesetz von Heiko Maas

Taz.de*?

Bundesjustizminister Heiko Maas hatte in den vergangenen Monaten mit seinem “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” eine breite Debatte über den richtigen Umgang mit Hass im Netz angestoßen.

“Vice”?

Anlass für die versuchte Besetzung war das sogenannte Netzwerkdurchsuchungsgesetz von Maas.

“Mitteldeutsche Zeitung”?

Screenshot Mitteldeutsche Zeitung - Beschränkt das Netzwerkdurchsuchungsgesetz die Meinungsfreiheit?

“Huffington Post”*?

Hinter dem Titel “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” versteckt sich der Vorstoß von Justizminister Heiko Maas, mit dem er Hass in sozialen Netzwerken bekämpfen will.

“Badische Zeitung”?

Facebook reagiert auf das Netzwerkdurchsuchungsgesetz und baut sein Löschteam aus.

Netzpolitik.org*?

Die Themen, die von der Kollaboration zwischen Kunst und Wissenschaft schon 2016 aufgegriffen wurden, erlangten in den letzten Wochen durch das Ende des NSA-Untersuchungsausschusses, den Staatstrojaner und auch das Netzwerkdurchsuchungsgesetz erneute Brisanz.

“Telepolis”?

Auf der einen Seite wurde der Beschluss zur “Ehe für alle” bei einem Teil der Bevölkerung mit großer Freude zur Kenntnis genommen wurde, auf der anderen Seite hat das Parlament zur gleichen Zeit noch ein paar Gesetze (Netzwerkdurchsuchungsgesetz; Reform des Wissenschaftsurheberrechts und einheitliche Netzentgelte) durch das Parlament gepeitscht, die für wesentlich weniger Verzückung sorgen werden sobald die breite Masse davon erfährt.

Süddeutsche.de?

Die Bundesregierung hat mit dem Netzwerkdurchsuchungsgesetz Facebook die Löschung von Hasskommentaren überantwortet und dem Konzern eine Richterrolle zugewiesen.

Irgendjemand? BILDblog vielleicht?

Das umstrittene Netzwerkdurchsuchungsgesetz ist besser als sein Ruf, findet Christian Humborg in seiner Kolumne auf “Carta”.

Ugh! Ja, auch wir haben “Netzwerkdurchsuchungsgesetz” geschrieben statt Netzwerkdurchsetzungsgesetz, wie es richtig heißt — oder in Langform: Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken. Den einst fehlerhaften Artikel haben wir inzwischen korrigiert.

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz bringt alle Voraussetzungen mit, um zum neuen “EU-Gericht” zu werden.

Mit Dank an @Rigolachs für den Hinweis!

*Nachtrag, 6. Oktober: n-tv.de, “Wired”, “Deutschlandfunk Kultur”, “Meedia”, taz.de, “Huffington Post” und netzpolitik.org haben auf unsere Kritik reagiert und ihre Artikel — mitunter sogar sehr transparent — korrigiert.

Fordert Heiko Maas wirklich “Rock gegen Links”?


(morgenpost.de)


(“Huffington Post”)

(n-tv.de)

(jungefreiheit.de)

(Welt.de)

(Bild.de)

Die angebliche Aussage von Justizminister Heiko Maas zu einem möglichen Konzert unter dem Motto “Rock gegen Links”, die viele Medien aufgegriffen haben, schlägt vor allem in den Sozialen Netzwerken ziemlich hohe Wellen. Nun ist es angesichts früherer Erfahrungen mit Rockkonzerten, die sich bewusst gegen “links” oder auch gegen den Kommunismus positioniert haben und die bis heute in der neonazistischen Szene als tolle Feste gesehen werden, vielleicht nicht die beste Idee von “Rock gegen Links” zu sprechen. Und auch dass die rechtsextreme Band “Freikoprs” vor vielen Jahren einen Song mit dem Namen “Rock Gegen Links” veröffentlicht hat, macht Maas’ vermeintliche Wortwahl nicht besser.

Aber hat Heiko Maas tatsächlich so etwas wie ein “Rock gegen Links”-Konzert gefordert?

Der Ursprung dieser ganzen Geschichte liegt bei Bild.de. In dem dortigen Talk-Format “Die richtigen Fragen” interviewten heute morgen das Moderatoren-Duo Anna von Bayern und Ali Aslan sowie “Bild”-Politik-Chef Nikolaus Blome Bundesjustizminister Maas. Blome fragte mit Bezug auf die Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg:

Eine Frage, wenn ich noch darf. Nach solchen Schandtaten, nach solchen Gewaltausbrüchen, wenn sie von rechtsextremistischer Seite kommen, und das hat es ja oft genug gegeben, sammelt sich so eine gesellschaftliche Gruppe, oftmals Künstler, Sänger, und veranstalten so was wie “Rock gegen rechts”. Sie haben da, glaube ich, auch schon mal einschlägige Erfahrungen gesammelt beim Belobigen einer solchen Veranstaltung. Also, “Rock gegen rechts” gibt’s. Warum gibt’s kein “Rock gegen Links”?

Heiko Maas antwortete darauf:

Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil Sie, das muss man die fragen, die sowas organisieren. Aber ich glaube, dass es niemanden in unserer Gesellschaft gibt, und zwar in allen gesellschaftlichen Gruppen, die das akzeptieren, was in Hamburg geschehen ist. Und ich will auch gar nicht ausschließen, dass das eine gesellschaftliche Reaktion hervorruft. Und ich würde mir auch wünschen, dass jegliche Form von politischem Exptremismus, der dann umschlägt in sinnlose Gewalt, in Straftaten, bis hinzu zum versuchtem Mord, nicht ohne gesellschaftliche Reaktion bleibt. Wir sind viel zu lange

Maas konnte den Satz nicht mehr zu Ende führen, weil Anna von Bayern ihm ins Wort fiel:

Also Sie wünschen sich ein “Rock gegen Links”?

Maas’ Antwort:

Ja, ein “Rock gegen Links” oder was auch immer. Das werden diejenigen entscheiden müssen, die so etwas auf die Beine stellen. Aber so was kann doch nicht ohne gesellschaftliche Reaktion bleiben. Wir sind viel zu oft die schweigende Mehrheit, die ein tolerantes und respektvolles Land will, aber die dann auch glaubt, dass es reicht, die schweigende Mehrheit zu sein. Und das reicht eben nicht mehr, wie wir permanent sehen.

Das ist alles, was Heiko Maas zum Thema “Rock gegen Links” gesagt hat: “Das kann ich Ihnen nicht sagen” und ein leicht unwirsches “Ja, ein ‘Rock gegen Links’ oder was auch immer. Das werden diejenigen entscheiden müssen, die so etwas auf die Beine stellen.” Er schloss ein “Rock gegen Links”-Konzert also nicht aus — die Idee dafür stammt aber nicht von Maas, sondern von Nikolaus Blome. Und auch die Formulierung “Rock gegen Links”, die gerne von Neonazis gebraucht wird, stammt von Nikolaus Blome.

Diese Details interessieren Nikolaus Blome aber nicht. Er, der eigentlich sehr genau wissen müsste, wie das Gespräch mit Heiko Maas abgelaufen ist, twitterte heute Mittag:

Bei CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der übrigens auch die Lüge der Polizeigewerkschaft DPolG über die “Tagesschau”-Berichterstattung zu den G20-Ausschreitungen glaubte und bei Twitter verbreitete, war Heiko Maas dann schon derjenige, der “Rock gegen Links” vorgeschlagen hat:

“Bild”-Redakteure haben eine Idee. Sie fragen einen Politiker, was er davon hält. Dieser stimmt nicht explizit zu oder fordert etwas anderes. “Bild” und Bild.de schreiben trotzdem, dass der Politiker die Idee toll finde. Und politische Konkurrenten stimmen mit ein. Dieses Vorgehen ist nichts Neues bei den “Bild”-Medien. Ganz ähnlich haben sie schon mal dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour die Forderung in den Mund gelegt, dass Christen “im Weihnachts-Gottesdienst muslimische Lieder singen” sollen.

Böse Übersetzung

Fangen wir mit drei Binsenweisheiten an: 1) US-Präsident Donald Trump spricht Englisch. 2) Deutsche Medien berichten in der Regel auf Deutsch. 3) Wenn deutsche Medien über eine Aussage von Donald Trump berichten wollen, müssen sie diese Aussage vom Englischen ins Deutsche übersetzen. Und da liegt das Problem.

Aktuell macht das Trump-Zitat “Die Deutschen sind böse, sehr böse” die ganz große Medien-Runde:








“Spiegel Online” hatte gestern zuerst über Trumps Deutschland-Schelte berichtet. Die Aussage stammt aus einem nicht-öffentlichen Treffen des US-Präsidenten mit Vertretern der EU in Brüssel. “Spiegel Online” schreibt:

US-Präsident Donald Trump hat sich bei seinem Treffen mit der EU-Spitze in Brüssel heftig über den deutschen Handelsbilanzüberschuss beklagt. “The Germans are bad, very bad”, sagte Trump. Dies erfuhr der SPIEGEL von Teilnehmern des Treffens.

Nun kann das englische Wort “bad” vieles bedeuten: schlecht (so beispielsweise von süddeutsche.de übersetzt), schlimm, schwierig, schädlich, mangelhaft und auch ungezogen oder böse. Dass Trump mit “The Germans are bad, very bad” sagen will, dass “die Deutschen” “böse, sehr böse” seien, ist nicht so eindeutig, wie die Titelzeile bei “Spiegel Online” es darstellt. Hätte er “The Germans are evil, very evil” gesagt, wäre es etwas anderes.

Apropos “evil”: Die Nachricht, die “Spiegel Online” gestern Abend exklusiv veröffentlichte, griffen auch englischsprachige Medien auf. Bei der Rückübersetzung vom Deutschen ins Englische machten sie mitunter aus “Die Deutschen sind böse, sehr böse” interessanterweise “The Germans are evil, very evil”:



EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der beim Treffen mit Donald Trump dabei war, hat die Worte des US-Präsidenten inzwischen bestätigt. Juncker sagt allerdings auch:

Ich bin kein Spezialist im Englischen, wie man weiß, aber: “Bad” heißt nicht böse, schlecht reicht.

Mit Dank an Jolf B. für den Hinweis!

Ein Zwischenruf zur sogenannten “Mutter aller Bomben”

Liebe Medien,

die Amerikaner haben ihre größte konventionelle Bombe mit 8.000 Kilogramm Sprengstoff über Afghanistan abgeworfen. Der erste Einsatz dieser Bombe überhaupt. (In einem Land, in das Bundesinnenminister Thomas de Maizière immer noch abschieben will, weil er es für sicher hält. Aber das nur nebenbei.)

Tut uns bitte in der Berichterstattung den Gefallen und übernehmt nicht gedankenlos die Kriegsrhetorik der US-Streitkräfte: Der Begriff “Mutter aller Bomben” ist testosterondampfende Militär-Poesie und eine unangemessene Trivialisierung und Bagatellisierung eines Kriegsaktes.

Abgesehen davon bringen Mütter nicht den Tod, sondern schenken Leben.

Euer Lorenz Meyer

Möglicher Missbrauch als Clickbait

Uns ist ja schon einiges begegnet in Sachen Clickbait: Clickbait mit Krebskranken, Irrsinnswiederholungsclickbait, die inzwischen ganz normale Klickjagd von “Bravo”, “Focus Online” und all den anderen Portalen, die ihre Leserinnen und Leser gern ein wenig hinhalten, bis diese mal erfahren, was wirklich passiert ist (und ob überhaupt irgendwas passiert ist).

Dieser Versuch der “Huffington Post”, die Klickrate ein bisschen hochzuschrauben, ist aber so erbärmlich, dass er aus dem ganzen Clickbait-Stumpfsinn negativ heraussticht:

Jeden Morgen schleicht sich der Vater ins Zimmer seiner Tochter - sie ahnt nicht, was er dort tut

In dem Artikel geht es nicht — wie man durchaus erst einmal denken könnte — um einen Vater, der seine Tochter sexuell missbraucht. Stattdessen erzählt die “Huffington Post” unter anderem vom “allmorgendlichen Ritual” eines Mannes, der sich sehr liebevoll um seine Tochter kümmerte, als diese unter Magersucht litt. Die britische “Daily Mail” veröffentlichte die Geschichte bereits vor 15 Monaten, die “Huffington Post” plapperte sie vor gut einer Woche nach:

Ihr Vater Steve entwickelte mit der Zeit ein allmorgendliches Ritual: Nachdem er aufgestanden war, schlich er sich in ihr Zimmer und überprüfte, ob seine Tochter noch atmete.

“Manchmal saßen wir einfach nur auf dem Boden neben ihrem Bett, um bei ihr zu sein. Wir konnten nichts machen”, sagt er.

Das österreichische Knallportal oe24.at fand die Idee der “Huffington Post” wohl so gut, dass es vor drei Tagen nachzog und die gleiche, schon über ein Jahr alte Story mit einer peinlich ähnlichen Clickbait-Überschrift ebenfalls veröffentlichte:

Ihr Vater schleicht sich jeden Tag ins Zimmer - doch sie ahnt nicht, was er dort macht

Bei der Wahl ihrer Titelzeilen scheint es beiden Portalen einzig um Klicks zu gehen, und nicht darum, der Leserschaft zu vermitteln, wovon die Artikel in etwa handeln. Das Schleich-Ritual des Vaters ist schließlich nur ein Seitenaspekt, der kaum etwas mit dem eigentlichen Thema — dem Kampf und der Genesung der Tochter — zu tun hat.

Gut möglich, dass einige Leserinnen und Leser gar nichts dagegen haben, derart getäuscht zu werden. Jedenfalls hinterlassen sie bei Facebook solche Kommentare:

Der Titel ließ erst etwas anderes erahnen. Nicht nur ich, auch andere Leute dachten erst es hätte was mit Vergewaltigung oder so zutun. Aber einglück ist dies ja nicht so. Tolle Geschichte, tolle Familie und soviel Stärke 💕

Mit Dank an Sven W. und Thomas A. für die Hinweise!

Sigmar Gabriel hält sich nicht an die von “Bild” vorgegebene Kandidatur

Es kommt nicht häufig vor, dass die “Bild”-Medien so transparent mit einem Fehler umgehen:

Seit heute steht fest, dass Sigmar Gabriel nicht als SPD-Kanzlerkandidat in den anstehenden Bundestagswahlkampf ziehen wird. Der “Stern” und “Die Zeit” berichteten als Erste darüber — ein schöner Scoop.

Bild.de hatte — wie im Screenshot oben steht — am 9. Januar unter Berufung auf interne Parteikreise geeilmeldet und getitelt:


Einen Tag später gab es in “Bild” dann noch das volle Programm obendrauf: Riesenschlagzeile auf Seite zwei …

… und einen Brief von Franz Josef Wagner, der Sigmar Gabriel seine Bewunderung ausspricht, dass dieser sich tapfer “als Kanzlerkandidat der SPD” zur Verfügung stellt:

Andere Nachrichtenseiten zogen nach und beriefen sich dabei — mehr oder weniger deutlich — auf die “Bild”-Medien. Die “Huffngton Post” beispielsweise:

Oder “RP Online”:

Oder “Focus Online”:

Oder die “B.Z.”:

Und selbst das Team von stern.de, das sich aktuell zusammen mit den Print-Kollegen völlig zurecht für die Enthüllung des Gabriel-Rückzugs feiern lässt, übernahm vor zwei Wochen noch die “Bild”-Geschichte:

Auch die Nachrichtenagenturen berichteten, und so fand man den “Bild”-Fehler fast überall. Am 7. Januar, also zwei Tage vor der falschen Gabriel-Geschichte, feierte “Bild” übrigens auf der Titelseite einen “Riesenerfolg für BILD”:

Die Spitzenposition im “ZITATE-RANKING!” kommt nicht nur, aber auch daher, dass andere Medien Quatsch von “Bild” immer wieder ungeprüft übernehmen.

Dass Bild.de und Chefredakteur Julian Reichelt sich jetzt entschuldigen ist gut und verdient Respekt. Ad hoc fallen uns nur zwei Situationen ein, in der Reichelt ähnlich transparent reagiert hat: Als Bild.de mal bei einem “Tagesanzeiger”-Autoren ganze Passagen geklaut hatte, bat der Bild.de-Chef per Twitter um Entschuldigung; als Bild.de mal bei einem Zitat von Günter Wallraff eine nicht ganz unwesentliche kritische Stelle einfach weggelassen hatte, räumte Reichelt per Twitter einen Fehler ein. Gut möglich, dass es noch ein paar weitere Situationen geben mag. Wahnsinnig viele dürften es allerdings nicht sein.

Bei einer ganz ähnlichen Geschichte wie jetzt bei Sigmar Gabriel gab es zum Beispiele keine ähnliche Reaktion: “Bild” und Bild.de behaupteten Anfang Oktober vergangenen Jahres, dass Frank-Walter Steinmeier auf keinen Fall für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren werde:

Wenn heute Mittag die Spitzen von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt zum Koalitionsgipfel zusammenkommen, wird es KEINE Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag geben. Vielmehr werden die zwei prominentesten Kandidaten aus dem Rennen genommen.

Der in fast allen Umfragen beliebteste Anwärter, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (60, SPD), wird nicht aufgestellt, weil Kanzlerin Angela Merkel (62, CDU) klar sagt: DER NICHT!

Als dann rauskam, dass SPD und CDU Steinmeier doch als Kandidaten nominieren, gab es keine Korrektur der “Bild”-Medien, keine Entschuldigung von Julian Reichelt. Der falsche Artikel ist unverändert online.

Doch zurück zur Kanzlerkandidatur bei der SPD. Inzwischen steht fest, dass Martin Schulz für seine Partei als Spitzenkandidat bei der kommenden Bundestagswahl antreten wird.

Der “Spiegel” und “Spiegel Online” berichteten noch vor wenigen Wochen, Ende 2016, dass Schulz es nicht werden wird. Der “Spiegel” titelte etwas zurückhaltender:

“Spiegel Online” etwas deutlicher:

Und Bild.de übernahm die Geschichte und titelte ganz sicher:

Auch auf diese falsche Schlagzeile reagieren “Bild” und Bild.de nicht mit einer Richtigstellung. Dafür ist aber am frühen Abend die von Julian Reichelt angekündigte Aufarbeitung des Bild.de-Fehlers im Gabriel-Fall erschienen:

Warum? Ganz einfach: Sigmar Gabriel und seine Sprunghaftigkeit sind schuld:

Tatsächlich begleiten Gabriel seit jeher Vorwürfe, er sei politisch sprunghaft und persönlich nicht immer berechenbar. Dass er sich in der für die SPD so lebenswichtigen Frage der Kanzlerkandidatur auch kurzfristig noch einmal umentscheiden würde — vielleicht hätte auch BILD das ahnen können oder gar müssen.

Bei Personalien rund um Kanzlerkandidaturen hat “Bild” wirklich immer wieder doofes Pech.

Bild.de macht Sigmar Gabriel zum Kanzlerkandidaten

Schon gut möglich, dass Sigmar Gabriel SPD-Kanzlerkandidat wird. In Interviews und Gastbeiträgen in verschiedenen Publikationen präsentiert er derzeit Grundpositionen seiner Partei zu voraussichtlichen Wahlkampfthemen. In TV-Reportagen zeigt er sich als Privatmann. Er bringt sich auf verschiedenen Kanälen in Stellung. Nur: Offiziell festgelegt hat sich Gabriel noch nicht.

Bild.de meldet aktuell:


Im “Bild plus”-Artikel klingt es dann aber doch noch nicht so sicher wie auf der Startseite. Es klingt auch nicht so, als würde hinter der Schlagzeile eine Entscheidung von Sigmar Gabriel stecken, sondern die der “Bild”-Autoren Rolf Kleine und Hans-Jörg Vehlewald:

Noch hält er sich bedeckt: SPD-Chef Sigmar Gabriel (57) will erst Ende Januar sagen, ob er als Kanzlerkandidat antritt.

Doch BILD legt sich schon jetzt fest: ER MACHT‘S!

Dass sich erstmal nur “Bild” offiziell festgelegt hat, hält andere Medien nicht davon ab, die Nachricht aufzugreifen und weiterzuverbreiten. Die “Huffington Post” beispielsweise:

Oder “RP Online” mit leichter Distanzierung:

Dass Rolf Kleine und Hans-Jörg Vehlewald Gabriels angebliche Kandidatur verkünden, ist nicht uninteressant — beide haben eine SPD-Vergangenheit. Kleine war Sprecher von Peer Steinbrück, als dieser 2013 Kanzlerkandidat war. Vehlewald arbeitete im Presse- und Kommunikationsteam des SPD-Bundesvorstands.

Das könnte nun dafür sprechen, dass sie, dank ihrer SPD-Insider-Infos, mit ihrer Einschätzung richtigliegen. Allerdings hatte Rolf Kleine erst vor wenigen Monaten bei einem anderen Spitzenpolitiker der Partei völlig danebengegriffen: Zusammen mit seinem “Bild”-Kollegen Ralf Schuler schrieb er Anfang Oktober, dass Frank-Walter Steinmeier auf gar keinen Fall als Kandidat für das Bundespräsidentenamt aufgestellt werden wird:

Wenn heute Mittag die Spitzen von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt zum Koalitionsgipfel zusammenkommen, wird es KEINE Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag geben. Vielmehr werden die zwei prominentesten Kandidaten aus dem Rennen genommen.

Der in fast allen Umfragen beliebteste Anwärter, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (60, SPD), wird nicht aufgestellt, weil Kanzlerin Angela Merkel (62, CDU) klar sagt: DER NICHT!

Inzwischen steht fest, dass die Große Koalition Frank-Walter Steinmeier als Kandidaten bei der Wahl am 12. Februar ins Rennen schickt.

Mit Dank an Boris R. für die Hilfe!

Nachtrag, 25. Januar: Fortsetzung und Auflösung (Überraschung: Sigmar Gabriel wird gar nicht SPD-Kanzlerkandidat) hier.

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