Archiv für 6 vor 9

Killerkeime, Handschellen, Franz Josef Wagner

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Alarm im Darm des Journalismus”
(taz.de, Michael Ringel)
“Ganz Deutschland” fürchtet sich vor EHEC? Michael Ringel zweifelt daran. Und erinnert sich an den Norovirus. “Noro klang wie Dr. No und war der Darmschrecken, bevor Ehec auftauchte. Noro kostete bislang weitaus mehr Menschen das Leben als Ehec, aber in unseren aufgeregten Zeiten braucht es eben immer neue Säue, die das Mediendorf in Atem halten.”

2. “Angriff der Killerkeime”
(fagri.de)
Ein Tod durch EHEC ist im Vergleich zu anderen Todesarten eher unwahrscheinlich. Trotzdem fürchten sich die Menschen. “Ein Grund dafür ist, dass der Mensch nicht die Größe der Gefahr selbst wertet, sondern wie andere darauf reagieren. Wenn nun aber die Medien durch die Bank auf ihren Titelseiten suggerieren: ‘Wir haben ein Problem!’ wird dies zum allgemeinen Konsens.”

3. “Facie prima”
(ad-sinistram.blogspot.com, Roberto J. De Lapuente )
Viele Medien zeigen Dominique Strauss-Kahn in Handschellen. Roberto J. De Lapuente fragt, was dagegen spricht, ein neutrales Foto zu verwenden: “Solche Fotos sind ein Affront gegen die Unschuldsvermutung und untergraben den fairen Verlauf des Rechtsstaates. Selbst wenn eine mögliche Unschuld am Ende herauskäme, die Bilder brennen sich ein.”

4. “Der rasende Regierungssprecher”
(zeit.de, Steffen Seibert)
@RegSprecher Steffen Seibert schreibt seine Erfahrungen mit Twitter und Twitter-Nutzern auf: “Der dogmatische Teil der Twittergemeinde, und der meldet sich gerne bei mir, erregt sich ebenso lustvoll über abweichendes Verhalten wie manch Schrebergärtner über Wildwuchs in der Parzelle nebenan.”

5. “Blogs als Quelle für traditionelle Medien: Keine Lust mehr, euer Fußvolk zu sein”
(basicthinking.de, Jürgen Vielmeier)
Jürgen Vielmeier stellt fest, dass viele traditionelle Medien Blogger nicht richtig zitieren.

6. “BILD-Kolumnist Franz Josef Wagner und seine Mutter”
(mediensalat.info, Ralf Marder)

Horror-Keime, Versuchungen, Enzensberger

6 vor 9

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1. “EHEC – nix gelernt”
(zapp.blog.ndr.de, Zapp Redaktion)
EHEC als “Horror-Keime”, “Killer-Keime” und “Gefährliche Bakterien”. Für die Zapp-Redaktion wiederholt sich die Geschichte mit der Angst, “nicht genauso, aber ähnlich”: “Von wegen Sex sells – Angst sells.”

2. “Nun also doch EHEC”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke bloggt erneut zu EHEC. Anfang und Schluß des Beitrags lauten so: “Gestern habe ich hier ausführlich begründet, warum wir in der 20Uhr nicht mit EHEC aufgemacht haben. Seither hat es keine weiteren bestätigten Todesfälle gegeben und auch die Fallzahlen sind nicht dramatisch gestiegen. Trotzdem war EHEC heute auf Platz 1 in der Tagesschau. (…) Ich werde schon in wenigen Wochen sicher wieder auf irgendeinem Podium eines Medienkongresses sitzen und darüber diskutieren, dass die Medien bei EHEC (oder war es SARS oder H2N1?) mal wieder übertrieben haben.”

3. “Gruselkeim statt Kernschmelze!”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
“Dreifache Kernschmelze in Fukushima? Nimmt man mal so mit, weil man im Journalistensprech sagen würde: Hatten wir schon. Hatten wir oft genug. Will keiner mehr lesen. Dagegen: Ein neuer, unheimlicher, gruseliger Killerkeim? Dem bereits eine 83jährige Frau zum Opfer gefallen ist? Endlich was neues, nachdem Rinderwahn, Schweinegrippe, Vogelgrippe und all die anderen unheimlichen Epidemien durch sind und nicht mal mehr Berufshysterikern Angst machen.”

4. “Die alltägliche Versuchung”
(ankommen.nordbayerischer-kurier.de, jbraun)
Joachim Braun, Chefredakteur des “Nordbayerischen Kuriers”, wird ein “Wagner-Wochenende in Bayreuth” angeboten: “Anreise per Flugzeug oder im Testwagen, Übernachtung in einem Luxushotel ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, eine Ehrenkarte für die Bayreuther Festspiele – ja, richtig, Normalsterbliche müssen dafür zehn Jahre anstehen. Dazu eine persönliche Einweisung in Wagner und der Transfer von zu Hause nach Bayreuth, vom Hotel zum Grünen Hügel – natürlich – wieder im Testwagen, und das alles mit Partner oder Partnerin.”

5. “Wieviel Schleichwerbung passt in eine einzige Tageszeitung?”
(kobuk.at, Alex Calanducci)
Redaktionelle Inhalte und die dazu passende Werbung in der Tageszeitung “Österreich”.

6. “Die Sprache des Spiegel”
(spiegel.de, Hans Magnus Enzensberger, 1957)
Meedia.de erinnert an einen Essay von Hans Magnus Enzensberger in der “Spiegel”-Ausgabe 10/1957 (“mit dessen Einverständnis hier eine unwesentlich gekürzte Fassung”): “Objektivität ist ein Kriterium, das auf die Story schlechterdings nicht anwendbar ist. Maßgebend für das Gelingen einer Story ist einzig und allein ihr Effekt.”

Spiegel, EHEC, Brisant

6 vor 9

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1. “Eine Anmerkung zum Thema Qualitätsjournalismus”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Die Berichterstattung der “Süddeutschen Zeitung” über den Prozess vor dem Münchner Landgericht: “Ottried Fischer hat keineswegs eine Klage gegen einen Reporter verloren, weil er eine solche gar nicht angestrengt hatte. Der besagte Reporter war vielmehr im Rahmen eines Strafverfahrens von der Staatsanwaltschaft angeklagt worden. Fischer ist in diesem Strafprozess lediglich als sog. Nebenkläger aufgetreten. Die feinsinnige Unterscheidung zwischen Klage und Anklage zwischen Zivil- und Strafprozess darf man von einer Zeitung, die den Anspruch erhebt, eine der besten des Landes zu sein, erwarten.” Die Berichterstattung von Stern.de analysiert der Trittbretttreter im Beitrag “Journalistische Redundanz – und andere Kunstfehler”.

2. “Spiegel. Sex. Power. Bullshit.”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier analysiert die aktuelle “Spiegel”-Titelgeschichte, die sich dem Thema “Sex & Macht” widmet. Ullrich Fichtner und Dirk Kurbjuweit schreiben über “Die Affäre Strauss-Kahn u.a.”.

3. “EHEC – der neue Erreger”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
“Haben nicht viele Journalisten bei früheren Fällen insgeheim damit gehadert, dass den Phänomenen Schweinegrippe, SARS, Vogelgrippe und BSE ein bisschen zu viel Ehre angetan worden war?” fragt Tagesschau-Chef Kai Gniffke. Allerdings sei EHEC “seit gestern das zentrale Gesprächsthema in Deutschland” und müsse darum “in einer Nachrichtensendung vorkommen – nüchtern, sachlich und seriös. Aber sehr bewusst haben wir uns dagegen entschieden, das Thema an die Spitze der Sendung zu setzen.”

4. “Oberlehrer im Blindflug”
(theeuropean.de, Alexander Kissler)
“Politikerhass und Obszönität” seien die beiden Mittel, mit denen die öffentlich-rechtlichen Satireformate “Neues aus der Anstalt”, “Satire Gipfel” und “heute show” versuchen, Lacherfolge zu erzielen, meint Alexander Kissler: “Ganz offensichtlich genießt es eine wachsende bürgerliche Klientel, sich ihr Vorurteil von der Politik als einer Veranstaltung für Dödel bestätigen zu lassen.”

5. “Blöd On Blöd”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Das ARD-Boulevardmagazin “Brisant” feiert den 70. Geburtstag von Bob Dylan.

6. “Why I Will Never, Ever Hire A ‘Social Media Expert'”
(businessinsider.com, Peter Shankman, englisch)

Ottfried Fischer, Sportblogs, Vorlesungen

6 vor 9

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1. “Journalismus und Skepsis: Der Knabe, der doch nicht magnetisch war”
(scienceblogs.de/zoonpolitikon, Ali Arbia)
Ali Arbia greift die Story eines Jungen aus Kroatien auf, der angeblich magnetisch ist: “Wenn sich Journalistinnen und Journalisten sich schon nicht ein Minimum an Skepsis leisten um offensichtliche billige Tricks zu hinterfragen, wie sollen dann ihre Leserinnen und Leser, deren Beruf dies meist nicht ist, eine entsprechende Kompetenz entwickeln?”

2. “Grübler und Schüler”
(fr-online.de, Sarah Mühlberger)
Sarah Mühlberger porträtiert Sportblogs. Im Artikel erwähnt sind: FuPa.net, Hartplatzhelden.de, Allesaussersport.de, Gruebelei.de und die Blogs auf spox.de.

3. “Wie frei ist die deutsche Presse wirklich?”
(doppelpod.com, Christian Y. Schmidt)
Ein Vortrag von Christian Y. Schmidt über die ökonomischen und politischen Abhängigkeiten der deutschen Presse (im Video ab Minute 7). Die Journalisten in Berlin hält er “eng verflochten” mit den Politikern: “Journalisten stellen gegen gute Honorare Bücher vor, die Politiker geschrieben haben, Politiker und Journalisten besuchen dieselben Partys und Empfänge, und manchmal heiraten Journalisten und Politiker gar, so wie die Bild-Zeitungs und Focus-Journalistin Doris Köpf (Schwerpunkt: Innenpolitik) den damaligen Bundeskanzler Schröder.”

4. “Kein Beweis für Nötigung”
(faz.net, David Klaubert)
David Klaubert berichtet aus dem Münchner Landgericht: “Ottfried Fischer hat viel auf sich genommen für diesen Prozess, der für ihn auch ein Feldzug gegen die Berichterstattung der ‘Bild’-Zeitung ist – ein vergeblicher Anlauf, wie es nun scheint, denn das Münchner Landgericht hat in zweiter Instanz das Urteil gegen den Angeklagten Wolf-Ulrich Sch. aufgehoben.”

5. “Für Fußball keine Gebühren verpulvern”
(meedia.de, Alexander Becker)
Alexander Becker spricht mit Claudius Seidl über seine Bewerbung als ZDF-Intendant (Facebook-Gruppe). Die aktuelle Logik des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schätzt er so ein: “Es muss das ZDF geben, weil wir das Fernsehen nicht nur kommerziellen Anbietern überlassen dürfen. Wir produzieren aber den gleichen Mist wie die kommerziellen Sender, weil wir von allen Gebühren verlangen und deshalb allen etwas bieten müssen.”

6. “Hier rein, da raus”
(zeit.de, Martin Spiewak)
Martin Spiewak schlägt vor, Uni-Vorlesungen abzuschaffen: “Statt dem Dozenten zu folgen, verschicken die Studenten E-Mails, mehren die Zahl ihrer sozialen Kontakte bei Facebook – oder laden sich das Skript der nächsten Vorlesung aus dem Netz. Sinnloser lässt sich akademische Zeit kaum vergeuden.”

Botox, Brand eins, John Demjanjuk

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1. “Niggemeiers Stern.de-Kritik und das wahre Problem”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Für Thomas Lückerath ist nicht nur die mangelnde Eigenleistung ein Problem des Online-Journalismus, sondern auch die Beliebigkeit: “Wo man im Print seine traditionsreichen Marken klar positioniert und deutlich gegeneinander abgrenzt, zeigt sich online nicht mal ansatzweise eine solch klare Differenzierung. Wenn sich besserer Online-Journalismus bei so vielen Marktteilnehmern nicht rechnet, bleibt uns wohl nichts anderes übrig als eine baldige Marktbereinigung zu wünschen.”

2. “Ein Schwindel für die Medien?”
(taz.de)
“Die skandalöse Geschichte von einer Mutter in Kalifornien, die ihrer achtjährigen Tochter angeblich das Anti-Falten-Mittel Botox spritzte, war womöglich ein Schwindel.”

3. “mein schwindender respekt vor der brandeins”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Ein Artikel in “Brand eins” macht Felix Schwenzel “ein bisschen wütend”: “das alles ist deshalb ärgerlich, weil ich lieblos zusammengeflanschte und tendenziöse müll-artikel zum urheberrecht überall lesen und sehen kann, von der brandeins aber einen ticken mehr erwarte.”

4. “Der Fall Demjanjuk – die mediale Hetzjagd auf BILD.de nimmt kein Ende”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Ralf Marder fasst zusammen, wie Bild.de seit 2009 über John Demjanjuk schreibt.

5. “Der Blogger”
(arte.tv, Video, 26:11 Minuten)
“Der Blogger” besucht Boulevardzeitungen in Polen und Finnland und diskutiert die Absenz solcher in Frankreich. Ab Minute 24 wird Bildblog kurz vorgestellt.

6. “Stanislaw rennt”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
“In einem langen Journalistenleben trifft man schon eine Menge bizarrer und kranker Typen. Die größte Ansammlung erlebte ich, als ich stellvertretender Chefredakteur von BILD wurde.”

Waldsterben, Stern.de, Paul Kagame

6 vor 9

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1. “stern.de: Anatomie einer Attrappe”
(stefan-niggemeier.de)
Auf Stern.de werden Artikel (mit neuer Internetadresse und neuem Datum) methodisch wiederaufbereitet, so “dass sie — für den flüchtigen Leser, aber sicher auch für Suchmaschinen — immer wieder neu erscheinen.” Siehe dazu auch die Analyse der am 17. Mai auf Stern.de erschienenen Artikel.

2. “Und ewig sterben die Wälder”
(arte.tv, Video, 52 Minuten)
Michael Miersch blickt zurück auf das Waldsterben, an das er auch mal glaubte – und die mitunter hysterische, von Medien wie “Stern” und “Spiegel” befeuerte Debatte darüber in den 1980er-Jahren: “1947 sind mehr Bäume gestorben als in der gesamten Phase des Waldsterbens.” Interessant ab Minute 25: Die Angriffe der “Süddeutschen Zeitung” auf Wissenschaftler, die damals von der gängigen Meinung abweichende Forschungsergebnisse präsentierten.

3. “Die neue Gefahr der Tarnkappen-Gatekeeper”
(netzwertig.com, Peter Sennhauser)
Peter Sennhauser fragt sich, ob nicht alte Gatekeeper unbemerkt von neuen abgelöst wurden: “Die Algorithmen liefern mir alles, was mich interessieren könnte. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem, was mich interessieren müsste. Die Webmaschinen sind Quotenbolzer geworden, die mich nicht mit überraschendem verblüffen, sondern mit genau dem zufriedenstellen wollen, was ich erwarte.”

4. “Federer ist sich für nichts zu schade … die ‘Schweizer Illustrierte’ auch nicht”
(tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger und Daniel Arnet)
Die aktuelle Titelgeschichte der “Schweizer Illustrierten”, ein Interview mit Tennisspieler Roger Federer, wurde von Joy Bolli geführt, einer Mitarbeiterin der Bank Credit Suisse. “Hiess die entsprechende Tätigkeit nicht früher einmal PR? Und ist diese Federer-Geschichte genau genommen nicht eine Publi-Reportage, powered bei Credit Suisse?” Das Originalinterview auf sponsorship.credit-suisse.com.

5. “Verdacht und Verurteilung”
(visdp.de, Hajo Schumacher)
Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Dominique Strauss-Kahn: “Lassen sich die Vorwürfe gegen Strauss-Kahn nicht belegen, so ist die Hinrichtung doch jetzt schon vollzogen. Als IWF-Präsident ist er bereits zurückgetreten, als Kandidat für höchste politische Ämter ist der Mann nicht mehr vermittelbar.”

6. “Rwanda’s Paul Kagame hits back at Twitter critic”
(bbc.co.uk, englisch)
Paul Kagame (@paulkagame), Präsident von Ruanda, reagiert auf Tweets von @ianbirrell.

Strauss-Kahn, Meinungsfreiheit, Brügelmann

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1. “nr-Mediendisput zur Bild-Zeitung”
(ustream.tv, Video, 102 Minuten)
Bela Anda, Markus Feldenkirchen, Wolfgang Storz, Ulrike Simon, Harald Schumann und Thomas Leif diskutieren über “Bild”. Ab 2 Minuten stellt Hans-Jürgen Arlt die “Bild-Studie” vor: “Das Wesentliche an der Bild-Zeitung kriegt man nicht mit, wenn man sie journalistisch und politisch beobachtet.” Über den Abend berichtet auch Sonja Pohlmann für Tagesspiegel.de.

2. “Falsche Fotos, falsche Fakten”
(spiegel.de, Stefan Kuzmany)
Der in Peking lebende Autor Christian Y. Schmidt hält Teile der westlichen China-Berichterstattung für Propaganda: “In den westlichen Medien wird zum Teil Propaganda betrieben, wenn es um China geht. Und das wird in China gerade von den Nationalisten immer wieder aufgegriffen: Falsche Fotos, falsche Fakten, das wird alles mit großer Begeisterung im chinesischen Internet aufgelistet. Die Fallbeispiele sind sehr umfangreich.”

3. “Schwarm-Intelligenz und Schwarm-Feigheit”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Die Meinungsfreiheit ist (neben seiner Frau) die grosse Liebe des Lebens von Michael Spreng: “Meinungsfreiheit ist nicht von Generationen vor mir mit Blut und Opfern erkämpft worden, um im Internet zu anonymer Denunziation zu verkommen. (…) In einer freien Gesellschaft, in der man seine Meinung offen äußern darf, gehört zur Meinungsäußerung, erst recht zur Entblößung anderer, auch der Absender. Das bisschen Mut muss sein.”

4. “Die mediale Vorverurteilung von Strauss-Kahn”
(ndr.de, Video, 6:39 Minuten)
Dominique Strauss-Kahn wird von einer Hotelangestellten der Vergewaltigung beschuldigt. “Spekulationen gibt es viele, Tatsachen bislang nur wenige. (…) Er ist noch nicht einmal angeklagt, doch in den Medien schon verurteilt.”

5. “Hamburger Anzeigenblatt”
(golfnerd.de, Denis Krah)
Denis Krah über das Golfmagazin “Eagle”, das unter der Marke “Hamburger Abendblatt” erscheint. “500 Euro werden für ein redaktionelles Clubporträt plus 1/4-Seiten-Anzeige verlangt. Einen Hinweis auf diese bezahlte Berichterstattung sucht man in ‘Eagle’ vergebens. Keine ‘Sonderveröffentlichung’ und auch keine ‘Anzeige’ prangt über den Auftragsarbeiten/Advertorials.”

6. “Mit den Millionären kann man es ja machen”
(sportmedienblog.de)
Matthias Brügelmann, Chefredakteur von “Sport Bild”, fordert in einem Editorial sowas wie ein Berufsverbot für Fußballspieler Diego: “Spieler wie Diego, die so drastisch gegen ihren Arbeitsvertrag verstoßen, müssen für Vereine in der ganzen Welt gesperrt werden können bei gleichzeitigem Gehaltsstopp. Das wäre die einzig wirksame Abschreckung für solche Typen.”

Anke Schäferkordt, Authentizität, Segregation

6 vor 9

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1. “Verärgerung als Straftat”
(begleitschreiben.twoday.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig geht auf die Verärgerung von Journalisten durch die FDP ein, die in einem “Tagesspiegel”-Artikel festgestellt wurde: “Welchen Informationswert hätten Fotos der beiden Kinder Röslers gehabt? Was hätte dies für mein politisches Urteil über Rösler und die FDP bedeutet? Die Antwort lautet zweimal – Nichts. Fotos der beiden Kinder hätten überhaupt keine Bedeutung gehabt. Ihr politischer Informationswert tendiert gegen Null.”

2. “Die Quotenfrau”
(zeit.de, Anna Marohn und Christof Siemes)
Scripted Reality: RTL-Chefin Anke Schäferkordt beantwortet die Frage, ob Zuschauer unterscheiden können zwischen “echten” Fällen und erfundenen: “Ja, das können sie sehr gut. Die Frage kommt immer wieder, weil es so schön einfach ist, den Zuschauer permanent zu unterschätzen. Es steht im Vorspann und im Abspann, dass die Geschichten gescriptet, also geschrieben sind. Ein Großteil der Zuschauer hat das wahrgenommen. Das wirklich Interessante ist, dass es den meisten Zuschauern völlig egal ist. Sie fragen nur: Ist das eine Geschichte, die mich fesselt und unterhält?”

3. “Die Wahrheit der großen Zahl”
(magda.de, Susanne Fischer)
Susanne Fischer fragt sich, wie Bilder aus Krisenregionen verifiziert werden können: “Praktisch jeder Fernsehsender, der das Filmmaterial von YouTube und die Fotos von Facebook für die eigene Berichterstattung aus Syrien verwendet, fügt den Standardsatz ‘Die Authentizität der Bilder konnte nicht unabhängig verifiziert werden’.”

4. “Wider die Anonymität politischer Debatten im Netz”
(dradio.de, Markus Reiter)
Markus Reiter spricht sich für Klarnamen im Web aus: “Wenn wir einen sinnvollen politischen Diskurs im Internet wollen, müssen die Teilnehmer öffentlich zu ihrer Meinung stehen.”

5. “Unkritische Tagesschau hinterfragt Experten nicht”
(infosperber.ch, Urs P. Gasche)
Die “Tagesschau” des Schweizer Fernsehens vermeldet steigende Gesundheitskosten als “gute Nachricht”. Denn verglichen werden die aktuellen Zahlen nicht mit denen des Vorjahrs, sondern mit den damals gestellten Prognosen. So kommt man darauf, dass die Kostensteigerung “abgeschwächt” werden konnte. “Die Online-Ausgabe der Tagesschau titelte ‘Weniger Wachstum bei den Gesundheitskosten’.”

6. “Bitte Abstand halten”
(faz.net, Uta Rasche)
Wie Eltern subtil und weniger subtil auf die Spielkameraden ihrer Kinder Einfluss nehmen: “Erziehungswissenschaftler sehen den Trend zur Segregation kritisch, weil sie die Chancengleichheit, die zum Selbstverständnis demokratischer Gesellschaften gehört, unterhöhlt. In der Grundschule als ‘Schule des Volkes’ sollten Kinder aus allen Schichten miteinander zurechtkommen.”

Scanner, Eklat, Dortmund

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1. “Die Scanner”
(faz.net, Friederike Haupt)
Friederike Haupt trifft sich mit Dissertationsprüfern aus dem GuttenPlagWiki und dem VroniPlagWiki: “Während KayH sich für seine ‘Gutten-‘ und ‘Vroniplag’-Recherchen mehr als hundert – meist antiquarische – Bücher kauft und sie durcharbeitet, digitalisiert marcusb, nebenbei Filme schauend, die Arbeiten, die er aus der Bücherei geliehen hat, liest sie in Windeseile, vergleicht sie mit Hilfe von Software und findet sofort Plagiate; sein gutes Gedächtnis hilft ihm, Plagiate zu entdecken, die der Software entgehen.”

2. “Schlag ins Gesicht”
(sueddeutsche.de, Hans-Jürgen Jakobs)
Kaum ist der gemäß “Bild” “peinlichste Medien-Skandal des Jahres” (eine Preisverleihung unter Journalisten) vorbei, präsentiert Hans-Jürgen Jakobs einen “Eklat”, “den es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so noch nie gab” (der Verwaltungsrat des WDR stimmt gegen einen von der ARD abgeschlossenen Vertrag mit einem Boxpromoter).

3. “FDP verärgert Journalisten”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Die Freie Demokratische Partei FDP verlangt an ihrem Parteitag von Journalisten und Fotografen, vorab schriftlich zu erklären, keine Fotos der Kinder von Parteichef Philipp Rösler zu machen und zu veröffentlichen.

4. “Indien: Neue Macht für Mädchen”
(mediathek.daserste.de, Video, 6:52 Minuten)
Wie junge Frauen in Indien dank “Appan TV” zu Lokaljournalistinnen werden (Protokoll der Sendung).

5. “Griechenland in der Euro- und Medienkrise”
(dradio.de, Eleni Klotsikas und Jörg Wagner)
ERT-Journalist Pavlos Nerantzis äußert sich über deutsche Medienberichte über die Krise in Griechenland: “Griechenland wird mit Spott und Häme überzogen, wenn wir dabei an die Berichterstattung der Bildzeitung oder die Verunglimpfung unserer Aphrodite durch den Focus denken. Es wird immer gesagt der Grieche arbeitet nicht. Das stimmt nicht. Die Griechen arbeiten wie verrückt. Auf Basis der Statistik von Eurostat mehr als alle anderen.”

6. “Dortmund, Borsigplatz 2011”
(goncourt.net)
“Hier sammeln viele Pfandflaschen: Rentner, Arbeitslose, Studenten. Eigentlich ist es ein Kleinbürgerviertel: Leute, die morgens in der Bahn sitzen, um zur Arbeit zu fahren. Juweliere, Friseure, Handyverkäufer. Postleute, Studenten, Leute, die ich als Verkäufer in einem Kaufhaus wiedertreffe. Und eine ganze Großelterngeneration von Stahl- und Bergarbeitern, die in den Reihenhäusern der Westfalenhütte geblieben sind.”

Bernd Ziesemer, Internet-Fexe, Kai Pahl

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1. “Ich bin dieser Gegenkandidat”
(faz.net, Claudius Seidl)
Claudius Seidl tritt bei der Wahl zum ZDF-Intendanten gegen Thomas Bellut an. Er will “alles, was es auch umsonst gäbe, also ohne Gebührenzwang bei den kommerziellen Sendern”, aus dem Programm nehmen: “die Champions League, der zeitgeschichtliche Zweiteiler mit Veronica Ferres (Bettina Zimmermann, Christine Neubauer), die Nachmittagssoaps, die Kochshows, die Arztserien, die sogenannten TV-Movies, Rosamunde Pilcher, Inga Lindström. (…) Plötzlich wird Platz sein im Programm, Platz für die wunderbaren Sachen, welche das ZDF bislang in seine Neben-, Sparten- und Digitalkanäle verbannt hat (…)”

2. “Mit der ‘Bild’ ins Abklingbecken der Eitelkeiten”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz fasst zusammen, was “Bild” den “peinlichsten Medien-Skandal des Jahres” nennt. “Jedenfalls darf man dann doch wenigstens in sich reinschmunzeln, wenn mal wieder behauptet wird, die Blogosphäre sei irgendwo so irre selbstreferentiell. Die großen Qualitätsmedien haben jedenfalls in dieser Woche mehr über eine missratene interne Preisverleihung berichtet als über Fukushima.”

3. “Viel gepflegte Heuchelei”
(epd.de, Ellen Nebel)
Ex-“Handelsblatt”-Chefredakteur Bernd Ziesemer im Interview: “Es gibt da viel gepflegte Heuchelei in unsere Branche. Weil Chefredakteure viele Dinge mitkriegen, über die sie nie reden. Mich erinnert das immer an den Grundsatz der italienischen Mafia. Der lautet: Die, die reden, wissen nicht und die, die wissen, reden nicht.”

4. “German Journalistic Complacency, Volume XXVIII”
(andrewhammel.typepad.com, englisch)
“Occasionally, I survey German coverage of the death penalty in America, mostly for professional purposes. What strikes me again and again is how utterly casual standards of fact-checking are — at least when it comes to popular assumptions of the German bourgeois elite about American society.”

5. “Hier spricht das Allesaussersport-HQ”
(allesaussersport.de, Kai Pahl)
Sportblogger Kai Pahl dokumentiert, wie er arbeitet: “Gerade im US-Sport ist ohne Notizen nichts zu machen. Bei über 330 College Basketball- und über 120 College Football-Teams, von denen man einige nur 2-3x pro Saison sieht, geht es nicht anders.”

6. “Medienschelten oder: Der Kampf um die Deutungshoheit”
(dradio.de, Sabine Pamperrien)
Sabine Pamperrien denkt in einem langen Essay über die Medienkritik nach. Sie erkennt dabei einen “Herrschaftsanspruch der Internet-Fexe”, Stefan Niggemeier wird als “professioneller Journalistenjäger” eingestuft, das “Journalisten-Bashing” sei generell in Mode gekommen. Wiederum gilt: “Medienschelten machten sich schon immer gut.”

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