Suchergebnisse für ‘diagramm’

Vertrauen, Aufmerksamkeit, Terror

1. “Wer vertraut uns noch?”
(zeit.de, Götz Hamann)
Die “Zeit”-Titelgeschichte über das eingebüßte Vertrauen der etablierten Medien: “Angesichts der Wucht, mit der öffentliche Debatten inzwischen eskalieren, müssen sich die Kräfte der Aufklärung in der vierten und fünften Gewalt endlich verbünden – gegen die Skandalisierer in den Medien und im Netz.”

2. “Zeit für Vertrauen”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)
Thomas hat den “Zeit”-Essay gelesen. Sein Fazit: “Journalisten der Zeit loben sich erst mal ein bisschen, streuen dann etwas Pseudo-Selbstkritik ein, ärgern sich erst über den dummen Leser, der seinen qualitativ hochwertigen Journalismus wegen Fehlern in der Vergangenheit nicht erkennt und dann über den dummen Leser, der sich über den minderwertigen Journalismus beschwert, den man ihm gibt, weil man’s muß, dann über den dummen Leser bzw. Zuschauer, der seine Aufmerksamkeit lieber Satiresendungen als Topjournalismus schenkt.”

3. “Keine Frage der Glaubwürdigkeit”
(theeuropean.de, Thore Barfuß)
Nicht die Glaubwürdigkeit sei das Problem des Journalismus, sondern der Verlust der Aufmerksamkeit durch die “normalen Menschen”: “Wenn Bauarbeiter auf dem Weg zur Arbeit nicht mehr die ‘Bild’ lesen, sondern die Facebook-Posts von Ken Jebsen. Wenn Gymnasiasten morgens nicht mehr in die Zeitung der Eltern blicken, sondern sich lieber von Unge die Welt erklären lassen. Wenn das Zweite Deutsche Fernsehen nur noch von Zuschauern mit dritten Zähnen verfolgt wird.”

4. “Berichtigung aus Berlin”
(demystifikation.wordpress.com)
Diagramme im “Bericht aus Berlin” auf ARD (mediathek.daserste.de, Video, 19:12 Minuten, ab Minute 5).

5. “Warum Medien über den Terror berichten”
(sueddeutsche.de, Ruth Schneeberger)
Ruth Schneeberger denkt nach über die Berichterstattung über Terrorismus: “Im Gegensatz zu einigen konservativen Sendern in den USA zeigen deutsche Medien etwa keine Videos von Enthauptungen. Ob jeder Attentäter mit Namen genannt und mit Foto gezeigt werden muss, ist eine weitere Überlegung wert. Dass allerdings über Terrorismus gar nicht mehr berichtet werden sollte, ist eine naive Forderung. Sie steht der Freiheit der Presse, dem Informationsbedarf und -recht der Bürger, dem Wettbewerb unter den Medien und dem Zeitgeschehen entgegen.”

6. “Liebe Bild”
(facebook.com/jenniferrostock)

Asylstatistik, geschnitten serviert

Als wir vor ein paar Tagen darüber berichteten, wie die “Bild”-Zeitung Stimmung gegen Asylbewerber macht, schrieb uns ein Leser, dass auch andere Medien gezielt Panik verbreiten würden:

apropos Angstmache vor “Flüchtlingsflut”:
da machen auch Blätter wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit, indem sie bspw. Statistiken manipulativ so ausschneiden, dass die aktuellen Zahlen herausstechen.

Konkret meint er eine Infografik, die vor gut drei Wochen bei Faz.net erschienen ist:

Ein ganz ähnliches Diagramm taucht derzeit auch in anderen Medien auf, etwa im aktuellen “Spiegel”* …

(Hier sind die Zahlen insgesamt niedriger, weil der “Spiegel” nur die Erstanträge zählt, Faz.net aber Erst- und Folgeanträge.)

… auf den Webseiten der “Welt” …

… oder der “Berliner Zeitung”* …

… und auch die dpa* hat eine Grafik im Angebot:

Sie alle bilden den Zeitraum von 1995 bis heute ab. Das ist zwar nicht falsch, aber: 1992 gab es mehr als doppelt so viele Asylanträge wie 1995. Auch 1991 und 1993 war die Zahl viel größer. In der Infografik werden diese Jahre aber weggelassen, wodurch der Balken für das aktuelle Jahr im Vergleich zu den anderen deutlich höher ist.

Wenn man die Grafik aber beispielsweise um fünf Jahre nach hinten ausdehnt, sieht sie nicht mehr so aus …

… sondern so:

Und wenn man noch ein paar Jahre zurückgeht, so:


(Jeweils Erst- und Folgeanträge; Quellen: “Das Bundesamt in Zahlen” & “Aktuelle Zahlen zu Asyl” des BAMF, für 2014: Schätzung des Bundesinnenministers im Mai.)

Dass die Medien nur den Ausschnitt ab 1995 zeigen, muss natürlich nicht gleich böse Absicht sein (wir vermuten eher, dass sie einfach auf die aktuelle Statistik des BAMF zurückgegriffen haben, dort werden nämlich ebenfalls nur die Zahlen ab 1995 aufgelistet), aber mit ein bisschen mehr Recherche und ein paar zusätzlichen Zahlen hätten sie erstens eine bessere Einordnung und zweitens weniger Futter für Manipulationsvorwürfe geliefert.

Mit Dank an Christian K.

Nachtrag/Korrektur, 19.05 Uhr: Einige Leser haben uns darauf hingewiesen, dass man in diesem Zusammenhang auch den “Asylkompromiss” beachten muss. Diese im Mai 1993 beschlossene Neuregelung des Asylrechts hatte unter anderem zur Folge, dass es schwieriger wurde, sich auf das Grundrecht auf Asyl zu berufen. *Wichtig ist außerdem: Bei Infografiken, die nur die Erstanträge abbilden, können die Jahre vor 1995 nicht als Vergleich herangezogen werden. Das BAMF differenziert in seiner Statistik nämlich erst seit 1995 zwischen Erst- und Folgeanträgen.

Hand in Hand

Preisfrage: Was ist das?

Das ist nicht etwa ein Toilettenwegweiserpärchen, das sind Heinz und Erika Pappenheimer (Namen geändert). Heinz und Erika sind Symbolbilder von Beruf.

Auf dem großen Schaubild auf Seite 2 in der heutigen “Bild” müssen Heinz und Erika verschiedene Berufsgruppen, verschiedene Prozentzahlen und Abgeordnete des 18. Deutschen Bundestags darstellen. “Bild” möchte nämlich zeigen, wie groß der Anteil bestimmter Berufsgruppen in der Bevölkerung und im Bundestag ist.

Das sind also Heinz und Erika als 0,3% Hausfrauen und Hausmänner im Bundestag:

Das ist Erika alleine als 0,3% Arbeiter im Bundestag:

Hier muss Erika ganz alleine sogar den Wert 0,8% (Anteil der Juristen, Rechtsanwälte und Notare an der deutschen Gesamtbevölkerung) verkörpern:

In einer ausgereiften Choreographie stellen insgesamt acht Pappenheimers den Wert von 2,4% dar — während 13 Pappenheimers für den Wert von 12,8% stehen:

Wir sehen also: Heinz und Erika Pappenheimer sind ein variables Standardmaß.

Auf Bild.de haben sie die Pappenheimers deshalb nachträglich durch einfache und korrekte Balkendiagramme ersetzt.

Nach der Umfrage ist vor der Umfrage

Wenn Journalisten mit Statistiken jonglieren, ist immer äußerste Vorsicht geboten. Bei Umfrageergebnissen verhält es sich offenbar ganz ähnlich. Fangen wir bei “stern.de” an.

Zwei Tage nachdem Schwarz-Gelb Ende Januar bei der Landtagswahl in Niedersachsen eine Schlappe hinnehmen musste, hatte das Portal doch noch eine gute Nachricht für die Anhänger von Union und FDP:stern-RTL-Wahltrend - Keine Gefahr für Schwarz-Gelb auf Bundesebene

“stern.de” weiß:

Die Union kann weiter zuversichtlich auf das Wahljahr blicken.

Denn im “stern-RTL-Wahltrend” hält sie “mit 42 Prozent (…) einen ihrer besten Werte seit Angela Merkel Bundeskanzlerin ist”. Die SPD hingegen “verharrt weiter im Tief: Zum zweiten Mal in Folge erreicht sie nur 23 Prozent”.

Durchgeführt wurde die Befragung für den “stern-RTL-Wahltrend” vom Forsa-Institut, dessen Chef Manfred Güllner ebenfalls zu Wort kommt:

Dass die SPD trotz des rot-grünen Wahlerfolgs in Niedersachsen bundesweit schwach bleibt, ist für Forsa-Chef Manfred Güllner nur auf den ersten Blick ein Gegensatz.

Auf den zweiten Blick ist ihm dann vielleicht etwas ganz anderes aufgefallen. Nämlich, dass sein Institut die Umfrage vom 14. bis 18. Januar durchgeführt hat – also mehrere Tage vor der Niedersachsenwahl. Dass die Wahl die Umfrageergebnisse nicht beeinflusst hat, könnte also durchaus daran liegen, dass sie zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht mal begonnen hatte.

Das müssten die Leuten bei “stern.de” eigentlich auch bemerkt haben, denn am Ende des Artikels schreiben sie selbst:

Datenbasis: 2506 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, befragt vom 14. bis 18. Januar 2013, statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte. Institut: Forsa Berlin.

Und schon am Anfang des Textes:

Im stern-RTL-Wahltrend, der vor der Wahl in Niedersachsen erhoben wurde, (…)

(Hervorhebungen von uns.)

Und auch sonst beweist “stern.de” viel Geschick darin, inhaltliche Widersprüche einfach zu ignorieren. Während es noch in der Überschrift heißt, es gebe “keine Gefahr für Schwarz-Gelb auf Bundesebene”, und im Teaser, Schwarz-Gelb habe im Wahltrend “triumphiert”, stellt sich dieser Triumph im Text ein bisschen anders dar: Die FDP ist bundesweit nämlich “nur auf 4 Prozent” gekommen — und wäre damit nicht mal im Parlament. Nicht die besten Voraussetzungen für eine schwarz-gelbe Zukunft.

Eine ähnliche Verrenkung hat heute “Spiegel Online” hinbekommen: Umfrage: Union legt trotz Schavans Plagiatsaffäre kräftig zu

Die Deutschen scheinen die Union wegen der Aufregung um Annette Schavan nicht abstrafen zu wollen, ganz im Gegenteil: Trotz der Aberkennung des Doktorgrads und dem Rücktritt der ehemaligen Bildungsministerin klettern CDU und CSU laut dem Wahltrend von “Stern” und RTL im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte.

Dass die Union “trotz Schavans Plagiatsaffäre” zulegt, mag ja sein. Das heißt aber nocht nicht, dass sie es “trotz der Aberkennung des Doktorgrads und dem Rücktritt” tut:

Der Doktortitel wurde Frau Schavan am 5. Februar aberkannt. Durchgeführt wurde der Wahltrend, wie “Spiegel Online” selbst schreibt, “in der Zeit vom 4. bis 8. Februar”. Einige Befragte konnten also noch gar nichts von der Aberkennung des Doktortitels wissen. Vom Rücktritt wussten sogar noch weniger der befragten Personen — niemand, um genau zu sein. Denn der wurde erst einen Tag nach der Umfrage bekanntgegeben.

Mit Dank an Jascha H.

Nachtrag, 20.10 Uhr: “Spiegel Online” hat sich unauffällig korrigiert. Der betreffende Absatz lautet nun so:

Die Deutschen scheinen die Union wegen der Aufregung um Annette Schavan nicht abstrafen zu wollen, ganz im Gegenteil: Trotz der Debatte um ihre Doktorarbeit klettern CDU und CSU laut dem Wahltrend von “Stern” und RTL im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte.

Und aus dem Satz …

Für die Umfrage wurden 2505 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger in der Zeit vom 4. bis 8. Februar befragt.

… ist Folgender geworden:

Für die Umfrage wurden 2505 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger in der Zeit vom 4. bis 8. Februar befragt – also noch vor dem Rücktritt der Ministerin. Diese zog sich am 9. Februar vom Amt der Bildungsministerin zurück.

ndr.de  

Bis sich die Balken biegen (5)

Mit Diagrammen in deutschen Medien ist es wie mit Elektrogeräten aus dem Ein-Euro-Laden: Man darf ihnen keinen Moment lang trauen. Denn man weiß ja nie, wie sorgfältig sie zusammengebastelt wurden.

Der NDR präsentiert auf seiner Internetseite momentan zwei Exemplare, bei denen allerdings auch ohne viel Skepsis sofort klar sein dürfte, dass da etwas nicht stimmen kann:

Politikbereiche: Zufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung

Politikbereiche: Zufriedenheit mit der Arbeit der LandesregierungAber das dürfte Ihnen ja irgendwie bekannt vorkommen.

Mit Dank an Lukas F. und Jascha H.

Nachtrag, 9. Dezember: Der NDR hat die Diagramme inzwischen transparent korrigiert.

Da schlägt das Sammlerherz höher

Mit großer Freude und auch etwas Stolz freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass “Die Sammlung BILDblog — Exponate aus 4000 Jahren Diagramm-Malerei” zwei besonders schöne Neuzugänge zu feiern hat.

Da ist zunächst dieses Meisterwerk aus dem “Südkurier” vom Freitag, das wegen seiner rätselhaften Schönheit von Experten bereits mit der “Mona Lisa” verglichen wird:

Am Samstag kam diese Kreation aus der Tortendiagrammbäckerei der “Frankfurter Rundschau” hinzu:

In beiden Fällen sind alle Prozentwerte übrigens korrekt angegeben.*

Mit Dank an Simon und Patrick K. für die Schenkungen!

* Nachtrag/Korrektur, 14.03 Uhr: Während in der oberen Grafik alle Prozentwerte korrekt aus der Quelle (PDF) übertragen wurden, ist in der unteren auch noch ein Zahlenfehler drin: Statt 13 gaben nur 2 Prozent der Befragten an, keines der beiden Länder als Heimat zu empfinden (PDF).

Nachtrag, 22.45 Uhr: Dank diverser Leserhinweise können wir nun so etwas wie eine Auflösung bringen: In der oberen Grafik sind offenbar die dunkelblauen und die orangenen Balken vertauscht und in der unteren ist die Beschriftung (von der fehlerhaften 13 mal ab) jeweils im Uhrzeigersinn verrutscht.

Bild  

Bis sich die Balken biegen (4)

Das Dr.-Sommer-Team hat es immer schon gewusst: “Sechs ist nicht immer gleich!”

Im Balkendiagramm, das “Bild” auf Grundlage eines “INSA-Meinungstrends” erstellt hat, ist das jetzt erstmals grafisch festgehalten:

Mit Dank an die vielen andern Hinweisgeber.

Nachtrag, 22.25 Uhr: Auf Bild.de ist die Grafik inzwischen korrigiert — offenbar sogar schon kurz bevor wir unseren Artikel freigeschaltet hatten.

Bis sich die Balken biegen (3)

Nein, das sind nicht die Daltons oder die Simpsons, das sind die “mittleren Ressorts” des Bundeshaushalts in einer Grafik auf tagesschau.de.

Und als aufmerksame BILDblog-Leser fällt Ihnen natürlich auf, dass da mit den Balken mal wieder was nicht stimmt: Der 22-Milliarden-Balken ist nur minimal höher als der 13-Milliarden-Balken, der allerdings ungefähr doppelt so hoch ist wie die Sechs-komma-irgendwas-Milliarden-Balken.

Wir haben die Redaktion von tagesschau.de auf diesen Fehler hingewiesen (und darauf, dass die “allgemeine Finanzverwaltung” mit ihren 22 Milliarden eigentlich nicht in die “mittleren Ressorts”, sondern in die “großen” gehört). tagesschau.de hat die Seite daraufhin überarbeitet.

Wer selbst schon einmal mit einem Tabellenkalkulationsprogramm so eine Grafik erstellen wollte, weiß, wie es sich anfühlt, kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen würde annehmen, dass man da einfach ein paar Zahlenwerte eingibt und das Programm dann automatisch irgendwelche Balken zaubert, die dann zumindest die richtigen Proportionen haben.

Warum geht das in den Medien dann so häufig schief, wollten wir wissen, und Andreas Hummelmeier, Redaktionsleiter bei tagesschau.de, war so nett, es uns zumindest kurz zu erklären:

Die Balkengrafiken für tagesschau.de werden mit einem speziellen Grafiktool erstellt. Zwar wurden die Haushaltszahlen korrekt eingegeben, durch einen Bedienfehler wurden aber die dazugehörigen Balken nicht angepasst. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Das Grafikprogramm bietet die Wahl zwischen “automatischer” und “manueller” Skalierung, der Schalter stand auf manuell und dieses händische Anpassen wurde versäumt. Deshalb hatten wir zwar die aktuellen Zahlen auf der Seite, aber die Balkenproportionen des überholten Haushaltsentwurfs.

Mit Dank an Lars.

dpa  

Idiotentest

Die Frage, ob ein Fußballverein in jedem Spiel drei Punkte holt oder alle drei Spiele einen Punkt, macht den Unterschied zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach aus.

Die Frage, ob die Deutschen Autofahrer pro Minute 20 Punkte in Flensburg sammeln oder alle zwanzig Minuten einen Punkt, macht den Unterschied zwischen einer dpa-Meldung von 17.21 Uhr und einer von 14.50 Uhr aus.

Am Freitag hatte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg seinen Jahresbericht vorgestellt und auf Seite 38 (PDF) dieses anschauliche Bild gebracht:

Im Jahr 2010 wurden Verkehrsdelikte “im Wert von” schätzungsweise 10,5 Millionen Punkten an das [Verkehrszentralregister] gemeldet (siehe Diagramm 15). Damit sind 2010 rein rechnerisch in jeder Minute rund 20 Punkte für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vergeben worden.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) muss das irgendwie falsch verstanden haben, weswegen sie um 14.50 eine Meldung verschickte, deren Überschrift schon nichts Gutes verhieß:

Alle 20 Minuten gibt’s einen Punkt in Flensburg

Männer sind die größeren Sünder im Verkehr: Im Flensburger Punkteregister liegen sie mit 78 Prozent deutlich vorn. Auch die Art der Regelübertretungen variiert nach Geschlecht.

Flensburg (dpa) – Die Zahl der Verkehrssünder ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg verzeichnete 2010 einen Zuwachs um 31 000 auf knapp neun Millionen Autofahrer mit Sündenregister, sagte sein Präsident Ekhard Zinke am Freitag. Laut KBA-Jahresbericht wuchs die Zahl der Punkte damit um 0,3 Prozent – alle 20 Minuten kam ein Punkt dazu.

Kurze Zeit später stand der Fehler zum Beispiel beim “Handelsblatt”, dem “General-Anzeiger Bonn”, dem “Wiesbadener Kurier”, der “Nordwestzeitung”, den “Ruhr Nachrichten” und bei n-tv.de online — und am nächsten Tag auf der Titelseite der “Berliner Morgenpost”.

Zweieinhalb Stunden später verschickte dpa dann einen neuen Artikel — nicht etwa eine Korrektur des ersten, aber einen, in dem die Statistik plötzlich stimmte:

2010 stieg die Gesamtzahl nur leicht um 0,3 Prozent, das sind ungefähr 31 000 Verkehrssünder mehr. Insgesamt sind dort nun knapp neun Millionen Autofahrer registriert. Rechnerisch wurden jede Minute 20 Punkte vergeben.

Wer also lang genug gewartet hatte, war auf der richtigen Seite, so etwa stern.de oder auto-motor-und-sport.de.

Die anderen Medien haben noch nicht gemerkt, dass der erste dpa-Artikel falsch war — auch wenn dieses Wissen erfahrungsgemäß nicht zwingend zu einer Korrektur auf ihren Webseiten führen würde.

Mit Dank an Tom und Matthias T.

Nachtrag, 17.05 Uhr: Der “Wiesbadener Kurier” und die “Ruhr Nachrichten” haben die Meldung jeweils offline genommen.

2. Nachtrag, 6. April: Bereits gestern um 16.56 Uhr hat dpa eine Korrekturfassung des fehlerhaften Artikels verschickt.

Auf n-tv.de ist der Artikel jetzt offline, die “Berliner Morgenpost” hat ihren Artikel in der Online-Version unauffällig korrigiert.

3. Nachtrag, 7. April: dpa hat uns noch folgende Erklärung für den Fehler geschickt:

Bei der ersten, von der Autorin korrekt angelieferten Meldung war am Desk ein Redigierfehler unterlaufen, den wir bedauern. Dieser Fehler war leider auch später nicht mehr aufgefallen, als der zweite korrekte Bericht gesendet wurde.

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