Archiv für September 10th, 2021

Kannste den entscheidenden Teil der Antwort einfach weglassen?

Chris W. findet:

Eine Schande ist das!!!

Silvia S. schreibt:

An Frechheit nicht zu überbieten.

Stefan M. meint:

Die Politiker haben keine Skrupel,für nichts.

Und auch Klaus K. ist stinksauer:

Weil für Politiker nicht die gleichen Gesetze gelten wie für den gemeinen Bürger!!

Die “Bild”-Redaktion hat es mal wieder geschafft: In den Facebook-Kommentaren zum Bild.de-Artikel über die TV-Show “Kannste Kanzleramt?” herrscht große Wut auf die da oben.

“Bild” und Bild.de berichten heute groß über die Sendung, die gestern Abend bei Sat.1 lief. In den Artikeln geht es aber nicht etwa um die Antworten von Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet auf die Fragen der 16 Mädchen und Jungen zwischen acht und 13 Jahren, die für die Show aus ganz Deutschland in einem Klassenzimmer in Berlin zusammengekommen sind. Stattdessen geht es um Masken, oder genauer: um fehlende Masken:

Screenshot Bild.de - Kinder dürfen ganz entspannt im Klassenzimmer sitzen - Vom Maskenzwang befreit, weil Politiker Wahlkampf machen!

Die “Bild”-Medien schreiben dazu:

Seit vielen Monaten ertragen Deutschlands Schüler die Maskenpflicht im Unterricht. Tragen selbst im Klassenraum stundenlang Maske, in hessischen Schulen zum Teil sogar auf dem Schulhof!

Doch siehe da: Für den Wahlkampf bekommen die Kleinen maskenfrei. Dürfen in der Sat.1-Show (“Kannste Kanzleramt?”) als niedliche Kulisse herhalten. Im Beisein der Kandidaten Olaf Scholz (63, SPD), Armin Laschet (60, CDU) und Annalena Baerbock (40, Grüne).

FRAGT SICH: Warum dürfen die Kinder in der Wahlkampf-Show, was ihnen in den meisten deutschen Klassenzimmern verwehrt wird?

Die Redaktion lässt es so wirken, als sei das alles ein Privileg der Politikerkaste:

Nur für den hohen Besuch der Kanzlerkandidaten durfte die Maske im Klassenzimmer ab.

Das ist schlicht Unsinn. Der entscheidende Unterschied ist, dass es sich bei der Sat.1-Show um eine TV-Produktion handelt, für die andere Vorgaben gelten als für den Unterricht in der Schule (was man natürlich völlig bescheuert finden kann, aber dann sollte man nicht irgendwelche Unwahrheiten behaupten). Und zwar unabhängig davon, wo gedreht wird und wem Fragen gestellt werden. Wäre der Drehort nicht ein Klassenzimmer gewesen, sondern ein TV-Studio, die Turnhalle derselben Schule oder Julian Reichelts Büro, hätten die Kinder vor der Kamera genauso wenig eine Maske tragen müssen. Und wären statt Baerbock, Laschet und Scholz drei willkürlich ausgewählte Passanten befragt worden, hätte sich an der Befreiung von der Maskenpflicht auch nichts geändert.

Oder kurz gesagt: Nicht wegen des “hohen Besuchs der Kanzlerkandidaten durfte die Maske im Klassenzimmer ab”, oder “weil Politiker WAHLKAMPF machen”, sondern weil es sich um eine Fernsehaufzeichnung handelte. Ich war zufällig vorgestern selbst bei einer. Und auch dort: Keine Maskenpflicht vor der Kamera, hinter den Kulissen aber schon. Und vorheriges Testen alles Anwesenden.

In den “Bild”-Medien ist von der Erklärung mit der TV-Produktion nichts zu lesen. Es wird lediglich ein Sat.1-Sprecher zitiert:

Der Sender erklärt den Widerspruch so: “Vor Ort wurden alle gesetzlichen Hygieneauflagen umgesetzt.” Alle Anwesenden seien negativ auf Covid-19 getestet worden und “mussten deshalb keine Maske tragen”.

Uns liegt die komplette Antwort-Mail des Senders an “Bild”-Redakteur Filipp Piatov vor. Darin wird durchaus auf die Besonderheit einer Fernsehproduktion hingewiesen. Im “Bild”-Artikel wurde dieser entscheidende Teil aber einfach weggelassen. Die ganze Antwort lautet:

“Kannste Kanzleramt?” ist eine Fernsehproduktion wie “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” oder der BILD-Talk “Viertel Nach Acht”. Vor Ort wurden alle gesetzlichen Hygieneauflagen umgesetzt. Alle Anwesenden waren den Empfehlungen der Berufsgenossenschaft folgend negativ auf COVID 19 getestet und mussten deshalb keine Maske tragen.

Aber was hätte das schon an Wut auf Politikerinnen und Politiker in den Facebook-Kommentaren gebracht?

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Maaßen erneut maßlos, Reichelts Radikalisierung, Genital-Effekte

1. Pfeifen Sie Maaßen zurück, Herr Laschet
(djv.de, Hendrik Zörner)
CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen hat die öffentlich-rechtlichen Sender als “Propagandamedien” bezeichnet. Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband kommentiert: “Dass die Kandidatur des Rheinländers Maaßen im fernen Thüringen nur möglich wurde, weil die CDU-Bundeszentrale dort ein Durchsetzungsproblem hat, ist hinreichend berichtet worden. Das entbindet die Partei und ihren Vorsitzenden, den Kanzlerkandidaten Armin Laschet, nicht von der Verantwortung für die rechtsextremen Ausfälle ihres Kandidaten Hans-Georg Maaßen. Wann greifen Sie endlich durch, Herr Laschet?”

2. Bild-Chef gibt “Querdenkern” Interview – Wie sehr hat sich Reichelt radikalisiert?
(volksverpetzer.de, Andreas Bergholz)
Dem “Volksverpetzer” ist eine unheilvolle Entwicklung bei Deutschlands größtem Boulevardblatt aufgefallen: “Seit Wochen ist beim Axel-Springer Medium ‘BILD’ eine Anbiederung an das ‘Querdenken’-Lager zu beobachten. Allen voran Chefredakteur Julian Reichelt fällt vermehrt mit einer ‘Querdenken’-Rhetorik auf, die von der extremistischen Bewegung auch gehört und gefeiert wird. Spitze des Eisberges ist nun, dass er in der Szene bekannten Verschwörungsideolog:innen (Martin LeJeune und Anne Höhne) ein Interview gegeben hat.”

3. Wenn Künstliche Intelligenz das Forum moderiert
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 5:33 Minuten)
Klassische Nachrichtenmedien versuchen, ihre Kommentarspalten im Netz nicht von Hasspostings dominieren zu lassen, und setzen dabei sowohl auf Moderatoren als auch auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Die “Rheinische Post” (“RP”) nutzt eine ausgeklügelte Software, die durch öffentliche Gelder gefördert wurde. Hannah Monderkamp leitet das Audience-Development-Team der “RP”, Lilli Stegner ist als Community-Managerin tätig. Beim Deutschlandfunk erklären sie, worauf es bei der Kommentarmoderation ankommt.

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4. Was für eine Pimmelei
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Hamburgs Innensenator Andy Grote wurde auf Twitter von einem Nutzer beleidigt. Daraufhin rückte die Polizei morgens um 6 Uhr zu sechst zur Hausdurchsuchung bei der Meldeadresse des Beleidigers an, in der auch kleine Kinder wohnen sollen. Ein Vorgehen, dass von Laien wie auch von Experten als vollkommen unverhältnismäßig eigestuft wird. Für den Beleidigten war es zudem kontraproduktiv, wie Markus Reuter kommentiert: “Mit dieser Art des Vorgehens hat der Innensenator seinen Namen nun für immer mit dem Wort Pimmel in Verbindung gebracht. Ein klassischer Fall von Streisand-Effekt. Herzlichen Glückwunsch!”

5. Influencerinnen dürfen manche Produktbeiträge ohne Werbehinweis verbreiten
(spiegel.de)
In einem lange erwarteten Urteil hat der Bundesgerichtshof zum Thema Produktplatzierungen bei Influencerinnen und Influencern entschieden. Das Urteil geht auf Klagen gegen die Moderatorin und Influencerin Cathy Hummels, die Fashion-Influencerin Leonie Hanne und die Fitness-Influencerin Luisa-Maxime Huss zurück, denen von einem Verband Schleichwerbung vorgeworfen worden war.

6. ZDF warnt vor “Bares für Rares”-Betrügern
(rnd.de)
Das ZDF warnt in den Sozialen Medien vor Trickbetrügern, die sich als Mitarbeiter der ZDF-Trödelshow “Bares für Rares” vorstellen: “Bitte lasst diese Personen nicht in eure Wohnung und passt auf euch auf.”