Die Redaktion von “MDR Aktuell” twitterte heute diese joar, also, ähm Nachricht:
Ohne Link zu einem weiterführenden Artikel. Ohne Hintergrundinfo. Nicht mal ein Hashtag, das irgendwas einordnet. Nix. Nur die pure AfD-Forderung.
Etwa zwei Stunden später folgte immerhin ein zweiter Tweet der Redaktion:
Diese epd-Meldung hat auch die Online-Redaktion der “Thüringer Allgemeinen” übernommen.
Was sowohl beim epd als auch bei der “Thüringer Allgemeinen” und im Tweet von “MDR Aktuell” fehlt: Es gibt nicht “die Antifa”. Es gibt keinen Antifa e.V. mit Mitgliedsausweisen, Satzung und Vereinslokal, den man nun verbieten und als “terroristische Vereinigung” einstufen könnte. Es gibt Antifaschistinnen und Antifaschisten. Und die haben verschiedenste Hintergründe: einen bürgerlichen, einen kirchlichen, einen autonomen, einen anarchistischen, einen radikalen. Manche von ihnen akzeptieren Gewalt, manche wenden sie an, manche sind komplett gegen Gewalt. Hinter ihnen allen steht keine homogene Vereinigung. Wen oder was genau wollen die fünf AfD-Abgeordneten also verbieten?
Wenigstens das müssten Redaktionen, Journalistinnen und Journalisten doch hinbekommen: Kurz mal überlegen, ob das, was eine Partei fordert, zumindest ansatzweise Sinn ergibt; ob eine Umsetzung überhaupt möglich ist; ob die damit verbundene Grundaussage — Antifaschismus ist per se Terrorismus — richtig ist. Und die Forderung einordnen, wenn sie keinen Sinn ergibt, statt sich zum willfährigen Verstärker für Unsinn machen zu lassen.
1. Alles eine Frage der Perspektive (faz.net, Ursula Scheer)
Es war eines der meistgeteilten Bilder in den Social-Media-Kanälen der letzten Zeit: Das ikonische Bild vom G7-Gipfel, bei dem Angela Merkel als Zentralgestalt auf einen bockig wirkenden Donald Trump mit verschränkten Armen traf. Ursula Scheer deutet das Bild in seinen verschiedenen Aspekten und vergleicht es mit den Fotos anderer Delegationen. Jedes der Bilder würde eine andere Geschichte erzählen, aber keines sei so perfekt fotografiert wie das des deutschen Fotografen Jesco Denzel: „In seiner Aufnahme scheint das Unbehagen der Weltgemeinschaft – und auch die wachsende Ratlosigkeit – gegenüber Trumps Alleingängen zu einer Szene zu gefrieren, die man, einmal gesehen, nicht mehr vergisst. Seinen Standpunkt hat er mit Bedacht gewählt – wie seine Kollegen auch. Ist das schon Manipulation,? Es ist eine Perspektive. Es gibt mehrere. Es ist immer gut, möglichst viele zu sehen. Aber diese Aufnahme gehört schon jetzt zu den ikonischen Trump- und Merkel-Bildern.“
2. Seppelt kritisiert russische Journalisten (journalist-magazin.de, René Martens)
Spätestens seit Hajo Seppelts ARD-Doku “Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht” gilt der Sportjournalist in Russland als „unerwünschte Person“. Nur nach einigem Hin und Her wurde ihm das zuvor verweigerte Visum für die Fußball-WM ausgestellt. Doch Seppelt hat es nicht nur mit Anfeindungen von staatlichen Stellen zu tun, auch russische Journalisten lassen ihn ihre Antipathie spüren.
3. ARD-Sportchef hat ein Problem mit kritischen Journalisten (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der hauptamtliche Sport-Koordinator der ARD Axel Balkausky hat anscheinend ein Problem mit kritischen Journalisten wie Daniel Bouhs. Das könnte man jedenfalls denken, denn Balkausky boykottiert Sendungen, in denen auch Bouhs vertreten ist. Der Grund könnte eine kritische Berichterstattung über Nebentätigkeiten von Sportjournalisten sein, die einen Interessenkonflikt befürchten lassen. Der Sportchef dementiert: „Es gibt keinen Sendungsboykott.“ Von ihm stammende Mails lassen jedoch anderes vermuten.
Update 09:02 Uhr: Daniel Bouhs hat auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich zur derzeit herrschenden Funkstille äußert (“Von mir aus können wir das gerne wieder ändern”).
4. Das Ende von Indie (stuttgarter-zeitung.de, Ingmar Volkmann)
Ingmar Volkmann hat den Verleger und Veranstalter Matthias Hörstmann in dessen Kölner Stadtvilla besucht. Hörstmann hatte kürzlich das Aus des Musikmagazins “Intro” verkündet. Es ist ein lesenswerter Bericht über einen schillernden Unternehmer, der auf mehreren Arbeitsfeldern gleichzeitig aktiv ist. Seine Fehlentscheidungen? „Im Nachhinein war der Verkauf der ,11 Freunde‘-Anteile an Gruner + Jahr vielleicht ein Fehler. Für mich war die Geschäftsbeziehung als Joint Venture angelegt, das wurde aber nie so gelebt“.
5. Satiriker*innen sollen nicht klauen (taz.de, Peter Weissenburger)
Das „Zentrum für Politische Schönheit“ hat ein falsches Facebook-Profils des Maischberger-Redaktionsleiters angelegt, um damit die Falschmeldung hinauszuposaunen, Maischberger habe den AfD-Chef Gauland ausgeladen. Das hat insofern auch funktioniert, denn mehrere Zeitungen fielen drauf rein und verbreiteten die Falschmeldung. Nun geht die Redaktion anwaltlich gegen die Polit-Aktivisten vor.
6. Bier, Titten, Clickbait: Mann.TV zeigt, wie traurig es sein muss, einen Penis zu haben (vice.com, Lisa Ludwig)
Lisa Ludwig hat sich in die Welt eines testosterongetränkten Online-Magazins für Männer gewagt, das an manchen Stellen wie eine dumpfe Blut-und-Hoden-Parodie auf eine Pubertierenden-Postille mit dem Redaktionssitz Neandertal wirkt: „Mann.TV suggeriert in seinen Beiträgen, dass die Welt, in der wir leben, ziemlich einfach ist. Da gibt es auf der einen Seite die ehrlichen Männer, die hart arbeiten und sportliche Höchstleistungen vollbringen, im Privaten aber relativ einfach zufriedenzustellen sind: mit Bier und Brüsten. Und auf der anderen Seite stehen die überemotionalen Frauen, die immer nur rumzicken, Partner nach ihrem Gehalt auswählen und ganz generell nichts können, außer als Wichsvorlage für Mann.TV-Leser herzuhalten.“