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Journalismus auf Irrwegen

Es ist aber auch eine kuriose Geschichte, die die dpa da entdeckt hat. Unter der Überschrift …

Bosnische Fußball-Fans reisen zum Auswärtsspiel ins falsche Land

… tickerte die Agentur in der vergangenen Woche:

Auf der europäischen Landkarte haben mehrere Fußball-Fans aus Bosnien-Herzegowina wohl die Übersicht verloren: Sie wollten ihr Team am vergangenen Dienstag beim entscheidenden letzten WM-Qualifikationsspiel im litauischen Kaunas unterstützen. Doch statt nach Litauen reisten die Fans ins benachbarte Lettland – sie hatten bei der Buchung nicht genau aufgepasst, wohin die Reise geht.

Tja — dumm gelaufen.

Es dauerte nich lange, bis sich auch andere Medien für die Geschichte der “Touristen-Trottel” (Süddeutsche.de) interessierten — so etwa das “Hamburger Abendblatt”, die “Mopo”tagesschau.de, die “Sächsische Zeitung”, sport1.de, der “Kölner Stadt-Anzeiger”, “NWZonline”, der “General-Anzeiger Bonn”, der “Nordkurier”, die “Rhein-Zeitung”, express.de, die “Saarbrücker Zeitung”, die “Rheinische Post”, die “Nürnberger Zeitung”, die “Main Post”, die “Neue Osnabrücker Zeitung” und und und.

Doch so schön sie auch ist: Die Geschichte der verirrten Fans ist ein Fake.

Sie stammt nämlich ursprünglich von der kroatischen Satire-Seite Novosti24.net. Dort kann man sich gefälschte Artikel generieren lassen, um seine Freunde (oder die Medien) zu veräppeln. Dafür muss man einen Namen sowie Beruf und Herkunftsort eingeben und kann dann aus mehreren vorgegebenen Themen eines auswählen – zum Beispiel, dass [Name] tagelang auf dem Klo eingesperrt war, einen Abend mit Justin Bieber gewonnen hat, sich für den Playboy auszieht oder beim Eurovision Song Contest mitsingt. Oder aber, dass [Name] zusammen mit anderen bosnischen Fußball-Fans aus Versehen nach Lettland statt nach Litauen gefahren ist. Die zuvor eingetippten Daten erscheinen dann im Text, der aussieht, als sei er ein echter Artikel.

Auf unsere Anfrage teilten die Betreiber des Portals mit:

Novosti24.net ist eine Website, um lustige Fake-News zu erstellen, die man seinen Freunden zeigen kann – also ja: Diese Geschichte ist ein Fake von unserer Seite. Nichts in diesem Artikel ist wahr, es ist alles erfunden. Der Text ist in den vergangenen Tagen schon auf etlichen kroatischen/bosnischen/serbischen Zeitungs-Websites aufgetaucht. Es ist wirklich lustig, wie Journalisten in ganz Europa über etwas schreiben, das überhaupt nicht passiert ist. Aber wir sind froh, wenn wir Leute zum Lachen bringen können.

Nachdem wir die dpa darauf hingewiesen hatten, forschte sie noch mal nach und musste schließlich einräumen, dass es nun “deutliche Zweifel” an der Geschichte gebe. Wie uns ein Sprecher erklärte, hätten zunächst verschiedene Medien in Südosteuropa über den Fall berichtet, mit einiger Verzögerung dann aber darauf hingewiesen, dass es sich um einen Scherz handele. Auch im Baltikum sei die Geschichte vielfach aufgegriffen worden, noch dazu mit sehr unterschiedlichen Quellenangaben. Da das alles ein sehr großes Durcheinander sei und die Authentizität der Geschichte nicht abschließend geklärt werden könne, sei die Meldung im dpa-System jetzt gesperrt worden.

Tja — dumm gelaufen.

Mit Dank an Muamer A.

Buzzfeed, Phubbing, Ventures

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Phubbing – der erfundene Trend”
(intmag.de, Thomas Knüwer)
Der Trend namens “Phubbing” ist auf eine Marketingkampagne zurückzuführen: “Die ‘Süddeutsche’ ist drauf reingefallen. DPA ebenfalls. Der ‘Tagesspiegel’ und der ‘Kölner Stadtanzeiger’. Auch RTL und N-TV. Selbst die Öffentlich-Rechtlichen blamierten sich, zum Beispiel in Gestalt von Radio Bremen und heute.de.”

2. “Eine Woche BuzzFeed – Das Ende eines Experiments”
(neueelite.de, Marcel Winatschek)
Die Website “Neue Elite” hat sich letzte Woche wie Buzzfeed verhalten – und damit Klicks und Likes ohne Ende eingefahren: “In dieser einen Woche hatten wir mehr Besucher als andere Onlinemagazine in einem ganzen Jahr. Uns gingen bereits nach kurzer Zeit die Banner aus, selbst die auf der untersten Backupebene.”

3. “I Hate Buzzfeed.”
(thebestpageintheuniverse.net, englisch, mit Video, 5:57 Minuten)
Maddox begründet, warum er Buzzfeed hasst: “Perhaps the only source of ingenuity on BuzzFeed are the new and innovative ways they keep finding to make it as difficult as possible for people to click on the source links, so they don’t divert readers to source websites. You know, the people who created the content they stole?”

4. “Wir machen das mit den Kommentaren hier jetzt mal anders”
(kraftfuttermischwerk.de, Ronny)
Ronny will sich nicht mehr “mit Arschlöchern streiten müssen” und verschärft deshalb die Kommentarregeln: “Verpisst euch einfach wieder dorthin, wo euch sonst keiner zuhört. Wenn ihr gelernt habt, wie man halbwegs angemessen miteinander umgeht, könnt ihr gerne wiederkommen und wir versuchen es noch mal.”

5. “Researchers have 3 tips to help journalists debunk misinformation”
(poynter.org, Craig Silverman, englisch)
Craig Silverman gibt Tipps, wie man Falschinformationen kontert: “So, yes, do your job to dig up the correct facts and discover the truth. But know that that’s only one part of the debunking process — you also have to work hard to present this information in a way that will affect people.”

6. “An unfinished list of ventures in journalism you should be watching (and why)”
(davidbauer.ch, englisch)

Das gottverdammte Gottesteilchen

Hurra, es gibt wieder Nobelpreisträger in Physik! Wie heute verkündet wurde, sind es diesmal der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs, die vor allem mit der Entdeckung eines neuen Elementarteilchens Bekanntheit erlangten. “Higgs-Boson” wird dieses Teilchen genannt, zumindest von denen, die sich damit auskennen. Journalisten nennen es viel lieber das “Gottesteilchen”.

... aber was haben diese Teilchen eigentlich mit Gott zu tun?

fragte Bild.de heute und gab auch gleich eine Antwort:

Jahrzehntelang fahndeten Physiker nach dem “Gottesteilchen”. Es spielte nach der Teilchentheorie eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Universums nach dem Urknall. Deshalb auch der Name – Gottesteilchen.

Ah ja.

Die tatsächliche Entstehungsgeschichte des Begriffes liest sich, wenn man sich denn die Mühe macht, allerdings ein wenig anders. Und weil Sie dem “Gottesteilchen” in diesen Tagen wahrscheinlich wieder öfter begegnen werden — zum Beispiel bei Tagesspiegel.de, “Focus Online”, Stern.de, den Online-Auftritten von n-tvMDR“manager magazin”, “Handelsblatt”, “Berliner Zeitung”, “FAZ” und so weiter — wollen wir die Geschichte mal kurz zusammenfassen.

Gewissermaßen erfunden wurde der Begriff von dem Physiker Leon Lederman, der ihn in seinem 1993 veröffentlichten Buch “The God Particle: If the Universe ist the Answer, what is the Question?” erstmals benutzte.

Dort schreibt er:

Dieses Boson ist so bedeutend für die heutige Phsyik, so wesentlich für unser Verständnis von der Struktur der Materie und doch so schwer fassbar, darum habe ich ihm einen Spitznamen gegeben: das Gottesteilchen. Warum Gottesteilchen? Zwei Gründe. Erstens, weil der Verleger uns nicht erlaubt hat, es das Gottverdammte Teilchen zu nennen – obwohl das ein viel passenderer Name wäre, angesichts seines niederträchtigen Wesens und des Aufwands, den es verursacht. Und zweitens, weil es da eine Art Verbindung gibt zu einem anderen Buch, einem viel älteren …

(Übersetzung von uns.)

Die Medien finden den Namen auf jeden Fall auch heute noch total super. Die Wissenschafts-Kollegen und die Kirche dagegen eher so mittel.

Und dem frisch nobelbepreisten Peter Higgs ist es inzwischen sogar “peinlich”, dass sich der Begriff so eingebürgert hat. “Ich glaube nicht an Gott”, sagt er, “aber ich habe immer gedacht, dass dieser flapsige Begriff einige Menschen beleidigen könnte.”

Lederman, der mit der Einführung des Begriffs den ganzen Schlamassel erst ausgelöst hat, sieht es aber gelassen. 2006 schrieb er in einer neuen Auflage des Buches:

Was den Titel angeht – The God Particle – , so hat mein Co-Autor Dick Teresi zugestimmt, die Schuld auf sich zu nehmen (ich habe ihn ausbezahlt). Ich habe den Begriff einmal als Scherz in einer Rede benutzt. Er erinnerte sich daran und benutzte ihn als Arbeitstitel für das Buch. “Keine Sorge”, sagte er, “kein Verleger benutzt jemals den Arbeitstitel für das fertige Buch”. Der Rest ist Geschichte. Der Titel verärgerte letztlich zwei Gruppen: 1) die, die an Gott glauben und 2) die, die es nicht tun. Von jenen in der Mitte wurden wir herzlich empfangen.

Aber damit müssen wir leben. Ein Teil der Physikergemeinschaft hat den Namen aufgegriffen, und sowohl die Los Angeles Times als auch der Christian Science Monitor haben das Higgs-Boson als “Gottesteilchen” bezeichnet. Das erhöht unsere Hoffnung auf eine Verfilmung.

Mit Dank an ex00r und Bernd H.

ORF, Zenith, Implosion

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der erfundene Zeuge”
(falter.at, Wolfgang Zwander)
Verschiedene österreichische Medien übernehmen Vorwürfe der “Kärntner Woche” gegen den Landeshauptmann von Kärnten, Peter Kaiser. “Wirklich unangenehm für den Landeschef ist allerdings vor allem, dass vom ORF abwärts alle relevanten Medien des Landes einen Bericht übernahmen, der schlicht falsch war. Und dass Journalisten lieber ihren Souffleuren aus den Parteien glaubten als den Fakten und Originaldokumenten. Eine Durchsicht der Polizeiakten zeigt nämlich: den besagten Zeugen, der Kaiser angeblich belastete, hat es nie gegeben.”

2. “ORF retuschiert Logos der Konkurrenz weg”
(kobuk.at, Teresa Hammerl)
Die ORF-Nachrichtensendung “Zeit im Bild” entfernt auf einem Bild zur Ankündigung eines Beitrags die Schriftzüge der Mikrofone von Konkurrenzsendern. Die Pressestelle bedauert auf Anfrage “die individuelle Fehlleistung eines Mitarbeiters”: “Aufgrund des sehr engen Zeitkorsetts konnte das Hintergrundbild inhaltlich-redaktionell nicht mehr kontrolliert werden.”

3. “Wie ein Orientmagazin Ziel türkischer Hacker wurde”
(welt.de, Iris Alanyali)
Die Website des Orientmagazins “Zenith” wird angegriffen, nachdem die aktuelle Ausgabe eine fiktive Karte Kurdistans auf dem Titelbild zeigt. Ein Interview mit Chefredakteur Daniel Gerlach.

4. “Springer wird radikal digital”
(wiwo.de, Franziska Bluhm)
Der Axel-Springer-Verlag verkauft mehrere Traditionsblätter an die Funke Mediengruppe (vormals WAZ Mediengruppe): “Der Verkauf der Titel ist vor allem eins: konsequent. Er zeigt, wie ernst es der Konzern, der sich bereits in den vergangenen Jahren von einem klassischen Verlag zu einem Medienhaus gewandelt hat, mit der Digitalisierung meint.”

5. “Springer, Funke und das Schlimmste, das noch kommt”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer sieht den Verkauf als “die Implosion einer Branche, mit deren Produkten wir täglich Kontakt haben, deren Arbeit wichtig sein könnte für die Gesellschaft. Und an deren Ende auch unsere Städte ganz anders aussehen, unser Alltagsleben sich verändern könnte.”

6. “Rette sich wer kann! Was jeder Journalist aus der Print-Amputation bei Springer lernen sollte”
(lousypennies.de, Karsten Lohmeyer)
Karsten Lohmeyer schreibt: “Im Rückblick werden Wirtschaftshistoriker vermutlich jenen 25. Juli 2013 als den entscheidenden Punkt definieren, an dem Springer-Vorstandschef Döpfner den Grundstein für sein Medienhaus der Zukunft gelegt hat – ohne den Ballast von Print-Produkten abseits von Bild und Welt. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem man noch eine knappe Milliarde dafür erlösen konnte. Selbst wenn man 260 Millionen davon quasi als Kredit an die Funke-Gruppe vergab.” Siehe dazu auch “Hat die Funke Mediengruppe sich da ein Ei gelegt?”, ein Interview mit Steffen Grimberg auf Deutschlandradio Kultur.

Keuschi, Dichter, Dzhokhar Tsarnaev

6 vor 9

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1. “Kirchenkänguru Keuschi ist Hoax”
(heise.de, Peter Mühlbauer)
Die Erzdiözese Wien dementiert einen Bericht, der behauptet, die katholische Kirche wolle mit dem Känguru Keuschi Jugendliche für die Enthaltsamkeit vor der Ehe gewinnen. “Wer etwas genauer hinsah, der konnte feststellen, dass bei den Bildcredits nicht nur ‘Erzdiözese Wien’, sondern auch ‘Fotomontage’ stand. Und wer auf den etwas versteckten Link ‘Über uns’ klickte, dem wurde versichert, dass ‘ausnahmslos alle Artikel [auf dem Portal] frei erfunden’ sind. Trotzdem wurde die Meldung auf Facebook und in Tweets massenhaft für bare Münze genommen.”

2. “Der ‘Spiegel’ rafft sich nicht zu einer Aufarbeitung seiner dunklen Aids-Zeit auf”
(stefan-niggemeier.de)
Wie der “Spiegel” umgeht mit Kritik an seiner Aids-Berichterstattung in den 1980er-Jahren: “Der ‘Spiegel’ tut so, als gebe er ehrlich die Kritik an sich wieder und beschönigt sie dabei. Mir fiele dazu das Wort ‘unverfroren’ ein, aber vermutlich ist es viel schlimmer: Gedankenlos.”

3. “Here’s what the perfect women’s magazine would look like”
(newstatesman.com, R. Cosslett und H. Baxter, englisch)
Vorschläge, wie das perfekte Frauenmagazin aussehen könnte.

4. “The Inconvenient Image of Dzhokhar Tsarnaev”
(newyorker.com, Ian Crouch, englisch)
Ian Crouch macht sich Gedanken über die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift “Rolling Stone” mit Dzhokhar Tsarnaev auf dem Titelbild. “What is so troubling about this image, and many of the others that have become available since April, is that Tsarnaev really does look like a rock star.”

5. “Gezielter Tabubruch”
(dradio.de, Fabian Elsäßer)
Fabian Elsäßer kommentiert die Medienberichterstattung über einen neuen Song von Bushido (BILDblog berichtete): “Die größte Strafe für einen wie Bushido wäre etwas anderes: totale Ignoranz durch diejenigen, die Öffentlichkeit herstellen.”

6. “Vielleicht Dichter”
(matthias-schumacher.com)
Wo ist der Dichter geblieben, fragt Matthias Schumacher: “Ja gäbe es noch Dichter, die sich als Dichter verstünden, die weit über das Sich-ins-Fernsehen-einladen-Lassen und Neues-Buch-in-die-Kamera-Halten hinausgingen, die etwas zu sagen hätten, das in noch keinem ihrer Bücher gedruckt wäre und das sie nicht aus verkaufsfördernden Gründen sagen würden. Ja wenn! Ich will daran glauben.”

Movie2k, Bundestagswahl, Intellektuelle

6 vor 9

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1. “The man behind the great Dickens and Dostoevsky hoax”
(guardian.co.uk, Stephen Moss, englisch)
Stephen Moss besucht AD Harvey, der ein angebliches Treffen zwischen Charles Dickens und Fjodor Michailowitsch Dostojewski im Jahr 1862 erfunden hatte. Siehe dazu den sehr ausführlichen Artikel “When Dickens met Dostoevsky” (the-tls.co.uk, Eric Naiman, 10. April, englisch).

2. “Sehnsucht nach dem guten König”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Was passiert eigentlich, wenn der Intellektuelle überrascht, fragt Gregor Keuschnig. “Klopfen dann nicht die gleichen, die das Engagement des Intellektuellen mit Verve gefordert haben, die entsprechenden Äußerungen auf ihre eigene Meinung ab? Und was passiert, wenn dies dann nicht mit dem längst vorgebildeten Urteil der Redaktion, der Partei, der NGO übereinstimmt? Mindestens winkt dann das Etikett ‘umstritten’, wenn nicht gar noch Schlimmeres: Der Ausstoß aus dem mehr oder weniger exklusiven Club der gutmeinenden Welterklärer.”

3. “‘Kate: Das Baby ist da!'”
(tagesspiegel.de, Fritz Habekuß)
Schlagzeilen der deutschsprachigen Regenbogenpresse: “Als ‘der neue Mann an Heidi Klums Seite’ wurde Ralf Höcker Lesern einmal vorgestellt. Was daran stimmte: Höcker ist ein Mann. Und neu an der Seite der Moderatorin. Unterschlagen wurde: Er war nur ihr neuer Medienanwalt.”

4. “movie2k-Aus: Diese Portale protifieren”
(meedia.de, Jens Schröder)
Die Streaming-Website Movie2k.to hatte etwa so viele Besucher wie Bild.de oder Spiegel.de. Jens Schröder versucht herauszufinden, wer davon profitierte, als die Plattform im Mai offline ging. “Die Fans der illegalen Portale werden im Umkehrschluss nicht auf legale Plattformen wechseln, so lang es dort eben nicht die neuesten Filme gibt.”

5. “Endlich raus aus dem Sachsensumpf”
(taz.de, Michael Bartsch)
Thomas Datt und Arndt Ginzel werden rechtskräftig freigesprochen: “Beide Journalisten waren 2008 wegen übler Nachrede angeklagt worden. Es ging um zwei Beiträge in Spiegel und in Zeit online, in denen in Frageform die möglichen Verstrickungen sächsischer Justizbeamter in Leipziger Korruptionsnetzwerke beleuchtet wurde.”

6. “protestwahl”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Die Bundestagswahl 2013: Felix Schwenzel hat sich entschieden, “das erste mal in meinem leben nicht wählen zu gehen”. “dann habe ich aber weiter drüber nachgedacht und mich erinnert, dass die enthaltung meistens genau die falschen stärkt. (…) deshalb wähle ich am 22. september die piratenpartei. nicht weil ich ihnen zutraue wirklich etwas zu ändern oder zu entern, nicht weil ich glaube, dass sie bald zu sinnen kommen und sich nicht mehr selbst oder gegenseitig zerreiben, sondern weil sie ein symbol dafür sind, dass sich etwas ändern muss und wir uns auf unsere demokratischen wurzel zurückbesinnen sollten. wer glaubt dass das naiv ist hat möglicherweise recht.”

Werbeblocker, Süddeutsche Zeitung, ZDF

6 vor 9

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1. “Bitte schalte deinen Adblocker aus!”
(golem.de, Jens Ihlenfeld)
In einer “konzertierten Aktion” bitten mehrere deutsche Nachrichtenportale ihre Leser darum, den Werbeblocker auszuschalten. “Seiten wie Golem.de haben also ein doppeltes Problem: Sie verzichten aus Rücksicht auf die eigenen Nutzer auf besonders nervige, aber dadurch auch besonders gut bezahlte Werbeformen, dennoch ist der Anteil der Adblock-Nutzer besonders hoch, was sich ebenfalls negativ auf die Einnahmen auswirkt.”

2. “Sie nutzen einen Werbeblocker, my ass”
(fraumeike.de)
Frau Meike wird ihren Werbeblocker nicht ausschalten, denn “Werbung wurde dafür erfunden, Menschen zu manipulieren”: “Liebe Onlinemagazine, die ich zum Teil seit Jahren lese oder gelesen habe: Ihr habt in all der Zeit noch nie versucht, auch nur einen Cent Geld von mir für Euer Onlineangebot zu bekommen. (…) Ihr habt mich nicht ein einziges Mal gefragt, ob ich Euer Angebot gratis oder gegen Geld nutzen möchte, Ihr habt es mir einfach gratis vorgesetzt!”

3. “Topfvollgold oder komm mit ins Regenbogenland …”
(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)
Thomas Mrazek spricht mit Mats Schönauer und Moritz Tschermak vom Regenbogenpresse-Watchblog Topfvollgold.de: “Die tatsächliche Geschichte ist völlig egal. Wichtig ist allein, dass ein Prominenter oder irgendjemand aus der Nähe irgendeines Königshauses darin vorkommt. Die Wahrheit muss dann so verdreht werden, dass die Redaktion am Ende die Worte ‘Skandal’, ‘Drama’, ‘Enthüllung’, ‘pikant’, ‘geheim’, ‘Alkohol’ oder ‘Baby’ in die Überschrift packen kann. Je mehr dieser Begriffe in der Schlagzeile vorkommen, desto besser.”

4. “How the 2013 World Press Photo of the Year was faked with Photoshop”
(extremetech.com, Sebastian Anthony, englisch)
Dem World Press Photo of the Year 2013 von Paul Hansen wird Manipulation vorgeworfen: “Now, the event itself isn’t a fake — there are lots of other photos online that show the children being carried through the streets of Gaza — but the photo itself is almost certainly a composite of three different photos, with various limbs spliced together from each of the images, and then further manipulation to illuminate the mourners’ faces.”

5. “Wie kleine Tricks die Botschaft vergrößern”
(faz.net, Michael Hanfeld)
“Kann das ZDF erklären, warum ein Resümee über eine Veranstaltung nebst Bewertung ihres Ablaufes bereits kurz nach deren Eröffnung erfolgt?”, fragt CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt in einem Brief an ZDF-Intendant Thomas Bellut. “Das kann das ZDF nicht wirklich: Das Interview mit dem ‘Eventmanager’ habe in der Eröffnungsphase des Konvents stattgefunden, sich aber ‘lediglich um Fragen der Inszenierung’ gedreht, sagte ein ZDF-Sprecher auf Anfrage dieser Zeitung. (…)”

6. “‘SZ-Leaks’ – Die Suche nach einem Skandal”
(dagmar-woehrl.de)
Politikerin Dagmar Wöhrl stellt ihre Korrespondenz mit der “Süddeutschen Zeitung” online: “Ich werde auch weiterhin die Fragen der Süddeutschen Zeitung mitsamt deren Androhung rechtlicher Schritte gegen mich, sowie meine Antworten und die damit im Zusammenhang stehenden Dokumente veröffentlichen.”

Apple, Bassem Youssef, Obrigkeit

6 vor 9

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1. “‘Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.'”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Das Management von Gaby Köster reagiert auf einen “Bild”-Bericht über ein mögliches “Show-Comeback”: “Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.”

2. “Der Gott heißt Big Brother”
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann fragt sich anlässlich der Offshore-Leaks, was aus der Abwehrhaltung der Journalisten gegen die Obrigkeit geworden ist. “Zu meiner aktiven Zeit in den achtziger und neunziger Jahren waren wir Journalisten der Staatsmacht gegenüber äußerst skeptisch eingestellt. Man verbrüderte sich nicht mit Staatsbeamten, Staatsanwälten und Staatssekretären.”

3. “So schnell es geht”
(jetzt.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie schreibt zu den vielfältigen Falschmeldungen nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon: “Die Grenze verläuft nicht zwischen den Millionen Nutzern auf Twitter und den Nachrichtenredaktionen, sie verläuft zwischen sauberer Recherche und Unsinn. Doch nur von professionellen Journalisten kann man letztlich verlangen, alles zu tun, um Unsinn zu vermeiden, egal, ob sie ihrem Job gerade auf Twitter, im TV oder in einer Zeitung nachgehen.”

4. “Die irrationale Jagd auf Apple”
(heute.de, Giesbert Damaschke)
Apple meldet Milliardengewinne, “doch ganz gleich, welche Zahlen Apple meldet – die Analysten und Experten nörgeln, mäkeln und sehen das Ende schon in greifbarer Nähe”.

5. “Bassem Youssef Extended Interview”
(thedailyshow.com, Video, 7:49 Minuten, englisch)
Jon Stewart spricht mit dem ägyptischen Satiriker Bassem Youssef, gegen den ein Haftbefehl wegen Präsidentenbeleidigung, Verleumdung des Islams und Verbreitung falscher Behauptungen ausgesprochen wurde.

6. “Die ganze Vielfalt des deutschen Fernsehens – in Sendungstiteln”
(ulmen.tv, Peer Schader)

Boston-Marathon, RTL II News, Niederbrüllen

6 vor 9

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1. “Digitaler Katastrophentourismus”
(lampiongarten.wordpress.com)
Sebastian Baumer ärgert sich darüber, wie zum Teil in Sozialen Medien über den Anschlag auf den Boston-Marathon berichtet wird.

2. “Debatte: Wie kann sich Onlinejournalismus finanzieren?”
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Nachdem deutlich geworden ist, dass netzpolitik.org viel mehr Geld verbraucht als bisher eingenommen hat, wägt Markus Beckedahl ab, welche Aktionen ergriffen werden müssen, um das Bugdet wieder auszugleichen.

3. “ZDF schummelt bei ‘heute’-Nachrichten”
(stern.de, Rolf-Herbert Peters)
Ein ZDF-Sprecher räumt ein, dass ein in der Nachrichtensendung “Heute” ausgestrahltes Statement schon vor Eintreffen des betreffenden Sachverhalts aufgezeichnet wurde: “Nach Rückfrage bei den zuständigen Kolleginnen und Kollegen können wir Ihnen mitteilen, dass die Frage bei einem Dreh für die ZDF-Sendung ‘Forum am Freitag’ in Erwartung einer entsprechenden Entscheidung vorab gestellt und aufgezeichnet wurde.”

4. “‘Köln 50667’ – Beanstandung gegen RTL 2 News”
(die-medienanstalten.de)
Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) rügt RTL II News: “In der Sendung am 8. Januar 2013 wurde ein fiktionales Statement einer Schauspielerin des Scripted-Reality-Formats ‘Köln 50667’ ausgestrahlt ohne einen Hinweis, dass das Interview von einer frei erfundenen Figur stammte.”

5. “Wenn der konservative Journalisten-Mob gegen Andersdenkende wütet”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Zur Meinungsäußerungsfreiheit kann auch Niederbrüllen gehören, findet almasala: “Man kann seinen Standpunkt nicht nur durch Sachargumente, sondern auch durch Karikaturen, Kabarett, Musik, Polemik, ständiges Unterbrechen, leeren Worthülsen und eben auch rabiates Niederbrüllen mehr oder weniger direkt zum Ausdruck bringen. Das alles ist zulässig und durch die Meinungsfreiheit gedeckt.”

6. “Böser, böser Toaster”
(golem.de, Alexander Merz)
Entwickler Alexander Merz geht dem Quellcode nach, der auf einem Symbolfoto zu sehen ist, das für Nachrichten über Hackerangriffe verwendet wird.

Geheimnisträger, Konklave, Hipster

6 vor 9

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1. “About those 2005 and 2013 photos of the crowds in St. Peter’s Square”
(washingtonpost.com, Emi Kolawole, englisch)
Der im Netz vielgeteilte Vergleich zwischen zwei Fotos von 2005 und 2013 trifft eher nicht, schreibt Emi Kolawole. Das Bild von 2005 wurde während der Zeremonie zur Beisetzung von Papst Johannes Paul II. gemacht – “a very different mood and event type”.

2. “The Times: Exklusive Qatar-Dream-Football-League-Geschichte war exklusiv erfunden”
(jensweinreich.de)
“The Times” räumt ein, dass die dreiseitige Geschichte zur “Dream Football League” nicht stimmt. “Es brauchte einen kleinen Shitstorm auf Twitter und wenige hartnäckige Blogger, um die vermeintliche Exklusivgeschichte der Londoner Times als das zu entlarven, was sie ist: Bullshit. Eklatantes Versagen von Journalismus.”

3. “Die Nichtgenanntseinwollenden”
(bundesplatz.blog.nzz.ch, René Zeller)
René Zeller wundert sich über Parlamentarier, die gegenüber Journalisten nicht offen reden wollen. Er will ihnen nun den Kampf ansagen, in dem er sich “eisern an folgende drei Prinzipien” hält: “1. Wer im Bundeshaus etwas zu sagen hat, soll auch dazu stehen. 2. Ich zitiere keinen Politiker zwischen Anführungs- und Schlusszeichen, der nicht namentlich genannt werden will. 3. Ich bevorzuge Politiker, die akzeptieren, dass wir Journalisten nicht Geheimnisträger, sondern Öffentlichkeitsarbeiter sind.”

4. “‘Schrill’: BILD erklärt, was uns Alexander Dobrindt sagen wollte”
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
Was “Bild” als die “schrillste Hochzeit des Jahres” einstuft – eine Analyse.

5. “Gezeichnete Satire zum Konklave schmäht weder Glaube noch religiöse Überzeugungen”
(mainpost.de, Anton Sahlender)
“Leseranwalt” Anton Sahlender verteidigt eine satirische Zeichnung zur Papstwahl. Die “Main-Post” berichte “nicht nur für Katholiken. Und als unabhängiges Medium kann sie sich satirisch oder kritisch mit Religion und Kirche auseinandersetzen.”

6. “Eklat nach Hochzeit: Hipster meinte Ja-Wort nur ironisch”
(kojote-magazin.de, Satire)

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