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Hilfe, “Bild”, ich bin zu doof für die GEZ!

SO WIRD ABGEZOCKT! Riesen Abbuchungs-Chaos bei der neuen Rundfunkgebühr

In ihrem Kampf gegen den neuen Rundfunkbeitrag hat die “Bild”-Zeitung heute eindrucksvoll nachgeladen. Ein “Riesen Abbuchungs-Chaos” hat sie aufgedeckt, wobei “Riesen” sich bislang in einer Fallzahl von 4 (vier) ausdrückt.

Dann gehen wir die Fälle mal schnell durch. Da ist zunächst ein Fotograf aus Hamburg, dessen Namen die “Bild”-Zeitung — vermutlich zum Schutz vor den öffentlich-rechtlichen Gebührenhäschern — als “Ronald S.” anonymisiert hat. Sowas ist bekanntlich nicht ihre größte Stärke.

Könnte also sein, dass die “Bild” zur Recherche ihres ersten Skandalfalls nicht weiter suchen musste als bis zu ihrem eigenen Fotografen. “Ronald S.” sagt jedenfalls, der neue Rundfunkbeitrag sei plötzlich schon am Anfang des Quartals abgebucht worden und nicht mehr in der Mitte, was ihn zu einem ungefragten zinslosen Darlehensgeber mache. FDP-“Bild”-Mann Burkhardt Müller-Sönksen findet das auch.

Die ARD hat eine zumindest sehr plausibel klingende andere Erklärung für die Buchung: Roland S. habe zwei Beitragskonten, eines privat, eines dienstlich. Von beiden werde, wie bisher, abgebucht — zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Quartal. “Beide Zahlungsmodalitäten sind exakt gleich geblieben”, sagt die ARD, “und wurden so ausgeführt, wie der Beitragszahler es zuvor angegeben hatte.”

“Riesen Abbuchungs-Chaos”-Fall 2 und 3 sind Rentner, die der GEZ kurz vor Jahresende Änderungen mitgeteilt hatten, die aber kurz nach Neujahr nicht umgesetzt worden waren. Die ARD sagt: “Sie stellen zeitliche Überschneidungen zwischen der Mitteilung des Beitragszahlers und einer bereits regulär ausgelösten Buchung dar.”

Und Fall 4 ist eine Frau, die feststellen musste, dass ihr Rundfunkbeitrag wieder, wie bisher von ihr gewünscht, für ein Jahr abgebucht wurde, was sie aus einem unerklärlichen und unerklärten Grund schockierte:

Redakteurin Vivien D. (31) aus Hamburg: “Ich war total entsetzt, als ich die Abbuchung auf dem Kontoauszug entdeckt habe – 215,76 Euro für ein ganzes Jahr. Die GEZ hätte mich fragen müssen, ob eine Jahresabbuchung für mich auch nach der Gebührenumstellung weiterhin okay ist.”

Wir hätten einen gewissen Verdacht, bei welcher Zeitung die Redakteurin Vivien D. arbeitet und wie ihr Nachname und ihr zweiter Vorname lauten. Aber vielleicht sollte jemand so Dusseliges wirklich lieber im Schutz der Anonymität bleiben.

BILDblog hält Winterschlaf (7)

Das war’s von unserer Seite fürs Jahr 2012.

Wie in den vergangenen Jahren auch schon, halten wir jetzt Winterschlaf.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit und das Interesse und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2013.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2012 an AachenFalko, Adrian B., Afra, Alan Smithee, Alex A., Alex B., Alex, Alexander K., Alina, Andre F., André G., André H., Andreas H., Andreas K., Andreas L., Andreas M., Andreas S., Andreas, Anonym, Anticlimbpaint, Armin J., Arno W., AW, Axel S., Axel Sch., Balu, Barbara, Basti, Bastian B., Bastian, Bene, Benjamin H., Benjamin K., Benzemama, Bernd M., Bernhard H., Bjoern S., Björn T., Björn, Blox, Boludo, C., C.K., Chris H., Chris K., Chrissi, Christian G., Christian G., Christian H., Christian L., Christian S., Christian, Christine R., Christoph H., Christoph V., Christoph, Christopher, Claudia D., Clemens W., Dani, Daniel F., Daniel H., Daniel K., Daniel M., Daniel V., Daniel, Daniele, Danny W., David W., David, Denis F., Dennis K., Dennis M., Dennis M., Dennis, Der Kölner, Der Stein, DerPhi, Dietfried D., Dimitrios P., Dirk B., Dirk R., Dominic I., Dominik M., Dustin, Ernst R., erwinwa, Fabian E., Fabian P., Fabian Sch., Falk G., Falk Z., Felix H., Felix K., Ferdinand D., Florian G., Florian P., Frank M., Frank N., Frank P., Frank, Freddy M., Fritz, Gerald, Gerd P., Guido W., Hans-Christian H., Harry V., Heinz B., Hendrik B., Herr Jemine, Holger, Horst P., Horst-Schantalle, Horst, Icke, Interessierter_Leser, Jan David Sch., Jan J., Jan S., Jan W., Jan Z., Jan, Jascha H., Jendrik T., Jens D., Jens Sch., Jens-Uwe H., Jens, Joachim L., Joachim, Jochen D., Joerg, Joern T., Johannes H., Johannes K., Johannes Sch., Johannes, Jonas M., Jörn H., Jörn R., Josef Sch., Julian H., Jürgen K., Jürgen S., Kai Sch., Kai-Oliver K., Karsten H., Karstinho, Katharina Sch., Katrin H., KiMasterLian, Kinga H., Klaus B., Klaus D., Klaus W., Klaus, Knut W., Kristian G., Krizzz, Lars L., Lars Sch., Lars W., Lars, Laszlo J., Leo, Lisa H., Lisa R., Lisa, Lorenz G., Lothar Z., Lukas F., Lukas, M., M.S., Maik K., Manuel G., Manuel L., Manuel W., Marc E., Marc E., Marc S., Marcel G., Marco G., Marco L., Marco S., Marcus H., Marcus K., Mareike H., Marius W., Markus D., Markus E., Markus R., Markus, Marlen B., Martin B., Martin E., Martin K., Martin S., Martin V., Martin, Mathias S., Mathias, Matt, Matthew L., Matthias B., Matthias D., Matthias K., Matthias M., Matthias, Max, Maxi, Maxl, Melanie N., Micha, Michael N., Michael W., Michael, Mikroblume, Miriam K., Mirko D., Mirko P., Mirko, Moritz K., Moritz N., Moritz S., Moritz T., Moritz, Mutti, N.F., Nico R., Nicole M., Nils V., Norman J., O.S., Ole A., Ole S., Oliver H., Oliver Sch., Oliver W., Olli, Oskar L., Pascal K., Pascal S., Pascal, Patrick K., Patrick S., Patrick Sch., Patrick W., Peacock, pensen34, Peter G., Peter H., Peter, Petra J., Petra O., Philip H., Philipp M., Philipp O., Philipp, Pia B., Rainer S., Rainer T., Ralf P., Richard, Rico K., Rico K., Rita B., Robert F., Robert W., Robert W., Robin, Roland F., Rolf, rowo1860, Rüdiger M., S.K., Sabine E., Sarina S., Sascha G., Sascha K., Sascha K., Sascha M., Sascha, Schalke04-Fan, Schulze, Sebastian B., Sebastian H., Sebastian R., Sebastian S., Sebastian W., Sebastian, Shahnawaz M., Shahzaib M., Simon P., Simon Sch., Simon W., Simon, Soe, Stefan B., Stefan G., Stefan K., Stefan P., Stefan, stefanolix, Steffen S., Steffi, Stephan J., Stephan K., Stephan L., Stephan R., Stephan Sch., Stephan U., Stephanie G., Stitch, Sven K., Sven P., Sven, swg, T.L., Tharcel, Theo M., Thom, Thomas F., Thomas G., Thomas P., Thomas Sch., Thomas T., Thomas U., Thomas W., Thomas W., Thomas, Thorsten H., Thorsten N., Till S., Tilman H., Tim W., Tim, Tobias F., Tobias G., Tobias M., Tobias N., Tobias R., Tobias U., Tobias V., Tobias, Tom T., Torsten, Twipsy, Ulas Y., Ulrike H., Uwe V., vanTOM, Vera H., Volker K., Vuffi R., Winz, Wolfgang — und alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid.

Obwohl die Lage auch Tage nach dem Amoklauf an einer Grundschule in Connecticut immer noch unübersichtlich ist, scheinen die Medien zu jedem beliebigen Zeitpunkt und vorübergehenden Nachrichtenstand schon zu wissen, was das alles zu bedeuten hat.

Als “aus Ermittlerkreisen verlautete” (“Hamburger Morgenpost”), der Täter habe das Asperger-Syndrom, war für Bild.de schon alles klar:

Der irre Amok-Killer von Newtown: Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid. BILD.de erklärt das Asperger-Syndrom.

Die mediale Ferndiagnose läuft dabei so ab:

Ehemalige Mitschüler erinnern sich an einen nervösen, unsicheren Jungen. Wenn er angeschaut wurde, blickte er weg. Wenn man ihn ansprach, würgte er die Worte hervor.

Dieses Verhalten deutet auf eine bestimmte Krankheit hin: das “Asperger-Syndrom”, eine autistische Störung. Immer öfter, auch aus Ermittlerkreisen, fällt dieser Begriff, wenn es um den psychischen Zustand [des Täters] geht.

Der letzte Satz ist natürlich eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn dieser Begriff fällt in Medien von Bild.de über die “Hamburger Morgenpost” bis zu “Spiegel Online”.

Dass Bild.de das Asperger-Syndrom letztlich einigermaßen fundiert und unaufgeregt erklärt, dürfte an den Quellen liegen, mit denen die Seite gearbeitet hat. Das Porzellan ist da freilich schon zerschlagen: “Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid.” Und das, ohne dass bisher überhaupt klar wäre, ob der Täter wirklich das Asperger-Syndrom hatte.

Der Blogger Querdenker, selbst Autist, hat sich in zwei Texten damit auseinandergesetzt, wie die Medien dieser Tage mit dem Thema umgehen.

* * *

Einige hatten ihn vielleicht schon vermisst, heute ist er endlich da: Kriminologe Christian Pfeiffer, Hans Dampf in allen Gossen, beantwortet auf Bild.de die wichtigsten Fragen (“Kann man Amokläufer erkennen?”, “Ist so ein Massaker auch in Deutschland möglich?”):

BILD.de: War das ein untypischer Amoklauf?

Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer: “Das war ein sehr untypischer Amoklauf. Der Täter hat eine unglaubliche Wut auf seine Mutter. Deshalb hat er sie auch erschossen. Doch das hat ihm anscheinend nicht gereicht, deshalb ist er in die Schule gefahren, an der die Mutter unterrichtete. Er suchte gezielt die Räume auf, in denen die Mutter lehrte und wütete weiter.”

Der Zeitstempel des Artikels ist von Montagabend, 23.55 Uhr. Seit Samstagabend deutscher Zeit ist klar, dass – vorsichtig ausgedrückt – erhebliche Zweifel daran bestehen, dass die Mutter des Täters Lehrerin oder auch nur Aushilfslehrerin war.

cnn.com schrieb:

Entgegen früherer anderslautender Berichte war [die Mutter] keine Lehrerin an der Schule, wo die Morde stattfanden, sagte Janet Vollmer, eine Vorschullehrerin an der Sandy Hook Elementary School.

(Übersetzung von uns.)

Und das “Metropolis”-Blog des “Wall Street Journals” berichtete:

Eine ehemalige Vertreterin der Schulbehörde von Newton widersprach früheren Berichten, wonach es eine Verbindung [der Mutter] zur Sandy Hook Elementary School gegeben habe, möglicherweise als Teil des Lehrkörpers.

“Niemand hat von ihr gehört”, sagt Lillian Bittman, die bis 2011 in der lokalen Schulbehörde arbeitete. “Lehrer kennen sie nicht.”

(Übersetzung von uns.)

Tatsächlich fehlt der Name der Frau auf der Mitarbeiter-Seite der offiziellen Website der Schule.

Aber wer hätte schon auf die Idee kommen können, dort nachzusehen? Journalisten etwa? Die zitieren lieber Experten, die wissen, dass der Täter “gezielt” die Räume aufgesucht habe, “in denen die Mutter lehrte”.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber.

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Haltlos im Werkstatt-Inferno

Ende November kamen beim Brand in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt 14 Menschen ums Leben.

In der “Badischen Zeitung” erschien diesen Samstag ein Interview mit dem Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid, der “Grenzverletzungen” “seitens einzelner Medienvertreter” beklagt.

Unter anderem berichtet er von Journalisten, die Notfallseelsorgeteams bei der Arbeit begleiten wollten, “beim Überbringen der Todesnachricht oder beim Betreuen von Angehörigen”, und von einer Journalistin, die sich mit der Begründung, sie wolle sich kurz aufwärmen, in das Gebäude “einschlich”, wo die Betroffenen betreut wurden, letztlich aber versuchte, dort journalistisch zu arbeiten.

Es wird sogar noch ein bisschen konkreter:

BZ: In einer Boulevardzeitung war zu lesen, samt Foto, eine Betreuerin sei gerettet worden, habe sich dann aber wieder zurück in die Werkstatt begeben und das mit dem Tod bezahlt. Stimmt das?
Schmid: Das ist haltlos. Wir haben dafür nach unseren Ermittlungen nicht den geringsten Beleg. Die Behauptung hat bei uns zu geschätzt 70 Nachfragen geführt, die wir allesamt richtigstellen mussten. Dies hat uns lange Zeit nahezu gelähmt.

Zumindest in diesem Fall lässt sich auch herausfinden, um welche Boulevardzeitung es sich handelte:

Betreuerin starb, als sie die Behinderten retten wollte.

“Bild”, natürlich.

Mit Dank an Matthias.

Al-Jazeera, Roboter, CSU

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Täter hinter der Tastatur”
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig trifft anonyme Kommentarschreiber, die anonym bleiben wollen: “Vielen Usern ist nicht bewusst, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen, wenn sie online herumschimpfen wie beim Bier im Wirtshaus. Viele ihrer Aussagen sind rechtlich problematisch oder zumindest verletzend.”

2. “Toter Bundesrat, falscher Pilot”
(medienwoche.ch, Lukas Leuzinger)
Verschiedene Pannen der Schweizer Mediengeschichte: Blindtext auf der Titelseite der Zeitung, ein vom Radio als Pilot eingeladener Hochstapler, und der von “Blick” zu früh vermeldete Tod von Papst Johannes XXIII. im Jahr 1963: “Es war wohl das einzige Mal in der Schweizer Mediengeschichte, dass eine Zeitung zwei Ausgaben in Folge den gleichen Titel auf der Frontseite hatte.”

3. “Obamas Wiederwahl tat weh (hat nichts mit ihm zu tun)”
(zurpolitik.com, Tom Schaffer)
Die Umfrageergebnisse, schreibt Tom Schaffer, zeigten schon seit Monaten klar an, dass Barack Obama die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen würde. Trotzdem haben die Medien immer wieder von einem knappen Rennen geredet. “Es geht da nicht um seriöse Information allein, sondern um die Quote, um die Auflage, um die Zugriffszahlen.”

4. “Warum ich Al-Jazeera verlassen habe”
(zenithonline.de, Aktham Suliman)
Nach elf Jahren verlässt Aktham Suliman den TV-Sender Al-Jazeera: “Beim Sender, in dem in der Vergangenheit Kritik an allen Herrschern und politischen Akteuren geübt werden konnte, ist Selbstkritik und Kritik an den Finanziers und deren Freunden nicht mehr angesagt.”

5. “Warum Roboterjournalisten nerven”
(scilogs.de, Boris Hänßler)
Boris Hänßler beschreibt mögliche Einsatzgebiete von Robotern im Journalismus und befürchtet, Roboter könnten mit “klugscheißerischen Beobachtungen nerven” oder “merken, welche Themen ich von ihm gelesen habe, daraus ein Wahrscheinlichkeitsprofil erstellen und nur noch über das berichten, was mich interessiert”.

6. “Tagesthemen – CSU-Style”
(ndr.de, Video, 1:12 Minuten)

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German Skandal

Um trotz sinkender Auflagen ihrer Zeitungen und Zeitschriften weiter Geld zu verdienen, sind viele Verlage dazu übergegangen, auch Buch-, Film- oder Musikreihen zu veröffentlichen, für die sie irgendwelche mehr oder weniger bedeutenden Werke der Kulturgeschichte lizenziert haben. Deren Veröffentlichung wird meist mit großflächiger Berichterstattung im eigentlichen Hauptmedium flankiert, was man aber nicht mit Werbung verwechseln darf, auch wenn es eigentlich genau das ist.

Es ist wenig überraschend, dass es ausgerechnet “Bild” ist, die eine “Skandal-Bibliothek” mit den “10 skandalösesten Büchern der Literaturgeschichte” (“Feuchtgebiete” von Charlotte Roche ist allerdings nicht dabei) herausgibt. Society-Reporter Norbert Körzdörfer gibt den Editionsphilologen und darf jetzt jede Woche einen Wikipedia-Eintrag die Geschichte eines “Skandal-Romans” nacherzählen.

Letzte Woche tat er das mit “Opus Pistorum” von Henry Miller, über das er schrieb:

2000 Polizisten stürmten 285 Buchläden und konfiszierten 3000 Exemplare!!! Mehr Werbung geht nicht.

Angesichts der durchschnittlichen Größe deutscher Buchhandlungen in den 1980er Jahren, um die es hier geht, müssten sich die Polizisten da schon ziemlich gegenseitig auf den Füßen rumgestanden haben.

Realistischer erscheint da schon, was die “Zeit” 1989 berichtet hatte:

Die Geschichte hatte damit begonnen, daß ein Darmstädter Amtsrichter am 12. März 1986 bundesweit rund 700 Polizisten in Bewegung setzte, um sämtliche “Opus Pistorum” Ausgaben des Bertelsmann Buchclubs in Verwahrung zu nehmen. 285 Läden wurden durchstöbert, 3000 Exemplare konfisziert.

Diese Woche nun ist “American Psycho” von Bret Easton Ellis dran, was “Bild” erst mal mit einem (als solchem gekennzeichneten) großen Szenenbild aus dem Film “American Psycho II” bebildert, der mit dem Buch auffallend wenig zu tun hat.

Der Artikel ist so überschrieben:

"American Psycho" war 
6 Jahre lang verboten

Körzdörfer schreibt:

ABER WIR DEUTSCHEN HATTEN ANGST.

(Dieses “aber” steht in keinem inhaltlichen oder grammatikalischen Zusammenhang zu den Sätzen davor.)

4 Jahre lang konnte es jeder lesen. Bis die “Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften” drin rumblätterte: Index! 6 Jahre lang verboten!

Was Körzdörfer mit “6 Jahre lang verboten” meint, ist ungefähr: Das Buch wurde 1995 indiziert und durfte fortan nur noch Personen über 18 Jahren zugänglich gemacht werden. Noch im selben Jahr nahm das Verwaltungsgericht Köln die Indizierung im Eilverfahren zurück, das Oberverwaltungsgericht Münster setzte diese jedoch 1996 wieder in Kraft. 1998 hob das Verwaltungsgericht Köln die Indizierung im Hauptsache-Verfahren erneut auf, das Buch durfte aber erst wieder offen im Buchhandel angeboten werden, nachdem das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster die Berufung gegen die Entscheidung des Kölner Gerichts im Jahr 2001 endgültig zurückgewiesen hatte.

“Verboten” war das Buch aber zu keinem Zeitpunkt.

Mit Dank an Lars, Kinga H., Peacock und Anonym.

Marc Pitzke, Zootiere, Kulturpessimismus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Propaganda-Party'”
(fape-blog.de, Andreas Cirikovic)
Wie US-Korrespondent Marc Pitzke für “Spiegel Online” über die Parteitage der Demokraten und der Republikaner schreibt: “Marc Pitzke schreibt, wie ein 16jähriger über die Erlebnisse auf seinem ersten Rockkonzert spricht. Voller Enthusiasmus. Voller Emotionen. Die eine Band mag er. Die andere mag er anscheinend nicht.”

2. “Wächter und Hetzer”
(faz.net, Ursula Scheer)
Ursula Scheer hat sich die “katholischen” Websites kath.net, kreuz.net und gloria.tv genauer angesehen: “Für den anonymen Blog kreuz.net, der 2004 online ging und vermeintlich ‘katholische Nachrichten’ liefern will, ist die Diffamierung Programm: Hetze gegen Juden, Muslime, Homosexuelle und alles, was als ‘liberal’ gebrandmarkt wird. Die Autoren hofieren die Piusbrüder, publizieren Denunziationen und stellen Personen an den digitalen Pranger. Längst haben sich die Bischofskonferenzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz von kreuz.net distanziert. Das Portal sei menschenverachtend und missbrauche den Begriff ‘katholisch’.”

3. “Das Leitlinien-Chaos bei Politically Incorrect”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Eine Überprüfung der Leitlinien des Blogs “Politically Incorrect”.

4. “Die Gewissensfrage”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Rainer Erlinger)
Anna Z. fragt: “Ist es in Ordnung, im Fernsehen Doku-Soaps anzusehen, in denen andere Menschen vorgeführt werden? Oder erheben wir uns so über die Protagonisten dieser Sendungen?” Dr. Dr. Rainer Erlinger antwortet: “Darin, Menschen wie Zootiere zu bestaunen, um sich darüber zu erheben, liegt eine Entwürdigung nicht nur der physischen Person, die sich am Bildschirm eine Blöße gibt, sondern, weil es ein Mensch ist, der da vorgeführt wird, eben auch des sittlichen Menschen allgemein, der Idee der Menschheit.”

5. “Sie sind mutig! Wollen Sie für uns arbeiten?”
(spiegel.de, Jan Söfjer)
Maximiliane Rüggeberg bekommt nach einem Blogbeitrag über die “Ausbeutungsmaschine Journalismus” eine nach Tarif bezahlte Volontärsstelle angeboten.

6. “Eine kleine Geschichte des Kulturpessimismus”
(br.de, Christian Schiffer)
Vorgänger von Manfred Spitzer, zum Beispiel Platon: “Wer die Schrift gelernt haben wird, in dessen Seele wird zugleich mit ihr viel Vergesslichkeit kommen, denn er wird das Gedächtnis vernachlässigen. Die Menschen werden jetzt viel zu wissen meinen, während sie nichts wissen.”

Julia Friedrichs, Ringier, Touristen

6 vor 9

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1. “nachrichten sind flüsse, kein seen”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Statt RSS-Feeds zu kürzen, schlägt Felix Schwenzel vor, Werbung direkt in den Text einzubauen: “was spricht denn dagegen werbung in den inhalten einzubetten? ein bild, ein bisschen text, einen link — jeder VHS-HTML-kurs-absolvent kann das in einen RSS-artikel einbetten. wahrscheinlich sogar meine oma.”

2. “Ein offener Brief an Julia Friedrichs”
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Julia Friedrichs nervt sich auf Deutschlandradio Kultur über Facebook, was Thomas Knüwer veranlasst, ihr einen Brief zu schreiben.

3. “‘Neue Lage’: Wie der ‘Spiegel’ aus einem Kritiker einen Gejagten macht”
(deutsch-tuerkische-nachrichten.de, Michael Maier)
In einem langen Artikel (und einem Nachfolgeartikel) schreibt Michael Maier über eine Auseinandersetzung zwischen den “Deutsch Türkischen Nachrichten” und dem “Spiegel”. “Spiegel”-Redakteure kommen hier zu Wort: “Michael Maier und der Spiegel im Clinch” (meedia.de, cm).

4. “Erneute Mea Culpa von Ringier”
(nzz.ch, ras.)
Der Ringier-Verlag zieht einen Vergleich mit Carl Hirschmann, über den “teilweise unzutreffende Vorwürfe” verbreitet wurden, die sich auf “Behauptungen anonymer Informanten stützten oder in der Weitergabe blosser Gerüchte bestanden”. “Das Medienhaus verpflichtet sich im Weiteren, die Mea Culpa auf den Frontseiten von ‘Blick’, ‘Blick am Abend’ sowie während vierzehn Tagen auf blick.ch und der Website der ‘Schweizer Illustrierten’ zu veröffentlichen. (…) Ringier wird zudem die betreffenden Publikationen im Internet und auf Datenbanken löschen. Überdies unterlässt Ringier künftig Berichte über Hirschmann.”

5. “Journalists Dancing on the Edge of Truth”
(nytimes.com, David Carr, englisch)
David Carr denkt über Wahrheit im Journalismus nach: “I once lost a job I dearly wanted because I had misspelled the name of the publisher of the publication I was about to go to work for. Not very smart, but I learned a brutal lesson that has stayed with me.”

6. “Herr Tao Qu im Paradies”
(sonntagszeitung.ch, Gabi Schwegler)
Wie eine Gruppe von dreissig chinesischen Touristen in zwei Tagen die Schweiz erlebt.

Kartell, Helena Fürst, Apple-Schraube

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1. “Ein Kartell nutzt seine Macht: Wie die Verlage für das Leistungsschutzrecht kämpfen”
(stefan-niggemeier.de)
Ein Rückblick auf die Berichterstattung von Presseverlagen über das von ihnen angestrebte Leistungsschutzrecht für Presseverleger.

2. “Fürst Class abwärts”
(fernsehkritik.tv, Video, 11 Minuten)
“Helena Fürst – Anwältin der Armen” taucht als “Beistand” von Menschen, die Probleme mit den Behörden haben, unangemeldet im Jobcenter auf: “Eine Anfrage bei Jobcenter und Krankenkassen, die in der Sendung zum Thema gemacht wurden, ergab zunächst einmal die Bestätigung, dass es nie eine vorherige Anfrage seitens RTL gab. Damit wird schon deutlich: Man will den friedlichen Dialog gar nicht. Um krawallige Fernsehbilder zu bekommen, setzt man auf die Konfrontation und dringt einfach mal unangemeldet ein.”

3. “How we screwed (almost) the whole Apple community”
(day4.se, Lukasz Lindell, englisch)
Aus dem Blog eines schwedischen Unternehmens, das Grafikanimationen und Videos produziert: “One afternoon we sketched out a screw in our 3D program, a very strange screw where the head was neither a star, tracks, pentalobe or whatever, but a unique form, also very impractical. We rendered the image, put it in an email, sent it to ourselves, took a picture of the screen with the mail and anonymously uploaded the image to the forum Reddit with the text ‘A friend took a photo a while ago at that fruit company, they are obviously even creating their own screws’. Then we waited …” Siehe dazu auch “Asymmetrische Apple-Schraube war ein Schwindel” (golem.de)

4. “Bild: Stimmungsmache gegen Ökostrom-Förderung”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor thematisiert ein “Bild”-Interview mit Günther Oettinger zum Thema Strompreise.

5. “Wutreden: Buschmanns Lärm um nichts”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Eine Analyse einiger Artikel von Rafael Buschmann auf “Spiegel Online” zur Fußball-Nationalmannschaft.

6. “Macht mehr Feuilleton!”
(timklimes.de)
Nicht das Feuilleton, sondern der Rest der Zeitung gehöre abgeschafft, findet Tim Klimes: “Solange Zeitungen mehrheitlich aus Nachrichten bestehen, wie sie es heute tun, braucht sie kein Mensch mehr. Ich glaube stattdessen, dass dem Zeitungsfeuilleton, wie wir es heute kennen, die Zukunft gehört. Und zwar nicht die Zukunft kultureller Berichterstattung, sondern die Zukunft des Zeitungsjournalismus.”

Umfragen, Kommentare, Pferde

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1. “Eine Umfrage – und was daraus wird…”
(blog.tagesschau.de, Jörg Schönenborn)
Wie man mit Umfragen zum Euro “fast jedes Ergebnis behaupten und jede Schlagzeile gestalten kann”.

2. “Man muss Heribert Prantl verteidigen”
(freitag.de, Michael Angele)
Michael Angele weist auf Heribert Prantls “man” hin: “Man muss erleben. Man! Hallo? Schon mal was von Heidegger gehört? Bei diesem vermutlich bedeutendsten Philosophen aller Zeiten ist das Man ja gerade das Gegenteil des Ich! ‘Abständigkeit, Durchschnittlichkeit, Einebnung’ zeichnen es aus.”

3. “Meinung mit Maske – Kommentare im Internet”
(ndr.de, Video, 5:14 Minuten)
Kommentieren im Internet zwischen Anonymität und Echtnamen. Siehe dazu auch “‘Nach diesem Urteil sollten wir uns über die NSU nicht mehr wundern'” (stefan-niggemeier.de, 19. Juli).

4. “Sterbenden Mann fotografiert – angeklagt”
(20min.ch, kle)
Einem 19-Jährigen wird in Schottland vorgeworfen, er habe einen verunfallten Mann fotografiert, statt ihm Nothilfe zu leisten – und das Foto wenige Minuten später bei Twitter hochgeladen.

5. “Am nächsten Tag im Kleingedruckten”
(facebook.com/kobuk)
Eine Geschichte mit je einer Meldung am Dienstag und Mittwoch in der “Kronen Zeitung”.

6. “Franz Josef Wagners Weisheiten (11)”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Franz Josef Wagner und sein Umgang mit olympischen Athleten, die keine Medaille erringen. Siehe dazu auch “Olympia: Deutsche Reiter müssen Medaillen an ihre Pferde abgeben” (eine-zeitung.net).

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