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Woran sich ein “Bild”-Chefredakteur aufgeilt

Kai Diekmann freut sich. Gerade mal eine Woche ist sein Blog (BILDblog berichtete) alt und hat schon große Erfolge vorzuweisen, wie Diekmann sich selbst im Interview erzählt:

Kai, Du bist jetzt seit fast einer Woche Blogger. Was ist Dein Fazit?

Dass selbst die kühnsten Hoffnungen übertroffen werden können. Seit Montag bin ich von Jony Eisenberg verklagt worden, Alice Schwarzer hat mich als Sexisten beschimpft, die taz konnte dank mir ihre Klickzahlen verbessern und ich habe ganz, ganz viele neue neue Freunde gewonnen. Mein Blog ist schon jetzt einer der erfolgreichsten Deutschlands, sagen mir meine Techniker. Ich muss sagen: Alles in allem also ein wirklich guter Start!

Nun würde man vielleicht denken, dass einer wie Diekmann von einer wie Schwarzer schon so oft als “Sexist” bezeichnet worden wäre, dass das bei ihm keine Erektion mehr auslösen könnte. Aber Diekmann ist so aus dem Häuschen über das, äh, Lob?, dass er heute schon wieder auf den entsprechenden Tweet von @AliceSchwarzer verweist:

Alice Schwarzer: Die halbnackten Vorzimmer-"Miezen" des Sexisten Kai Diekmann. http://twitpic.com/ncfob

Bisschen blöd ist halt nur, wenn man beim Ego-Googlen nicht nach rechts und links guckt. Wenn Diekmann nicht nur in dem virtuellen Spiegel geschaut hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass diese “Alice Schwarzer” merkwürdige Sachen vor sich hintwittert.

Keine Überraschung also: Der Twitter-Account “AliceSchwarzer” ist (mal wieder) ein Fake-Account, wie uns das Büro von Alice Schwarzer auf Anfrage bestätigte.

Und wir merken wieder einmal: Diese Rechercheschwäche, an der “Bild” leidet, das scheint Chefsache zu sein.

(Dabei hätte Diekmann gewarnt sein können.)
Bild  

“Wer hat geil Krebs?”

Der “Spiegel” hat ein langes Gespräch mit der Fernsehmoderatorin (und BILDblog-Freundin) Charlotte Roche geführt, in dem es am Rande auch um die “Bild”-Zeitung geht:

SPIEGEL: Über die private Charlotte Roche weiß man kaum etwas von Belang.

Roche: Ich bin ein riesenaggressiver Beschützer meiner Privatsphäre. Ich will nicht, dass die “Bild”-Zeitung über meine Familie schreibt. Ich klage gegen alles. Wenn “Bild” schreibt, Charlotte Roche ist 29, dann erstreiten wir eine Gegendarstellung, dass ich 31 bin. Ich gehe gegen wirklich alles vor, was die machen. (…)

SPIEGEL: Wie finden Sie die aktuelle “Bild”-Werbekampagne mit Prominenten?

Roche: Widerlich. Es gibt eine Liste in meinem Kopf, und da werden Personen gestrichen: Supernanny – fand ich nett, ist jetzt gestorben. Werbung für “Bild”, völlig untendurch, egal, was die noch sagt. Es sind ja auch Leute darunter, die selbst viel gegen “Bild” klagen. Das ist doch eine fiese Doppelmoral. Ich bin da viel nachtragender.

SPIEGEL: Alice Schwarzer?

Roche: Gestorben.

SPIEGEL: Richard von Weizsäcker?

Roche: Gestorben.

SPIEGEL: Johannes B. Kerner?

Roche: Auch gestorben. Sind die denn alle echt so eitel und denken: Toll, so viele Plakate in ganz Deutschland mit meinem Gesicht drauf?

SPIEGEL: Es gab einen langen Rechtsstreit mit “Bild” über die Berichterstattung zum Tod Ihrer drei Brüder bei einem Verkehrsunfall. Bekommen Sie nach wie vor Anfragen von “Bild”?

Roche: Ja, da weiß eine Hand nicht, was die andere tut. Es arbeiten sicher ganz nette und unschuldige Menschen dort. Sie kommen trotzdem alle in die Hölle. Ich rede mit denen niemals. Das ganze Blatt basiert nur auf Esoterik, auf Fragen wie: “Wer ist gestorben?”, “Wer hat geil Krebs?” und “Wer hat sich getrennt?”

(Das ganze Gespräch steht im aktuellen “Spiegel”.)

6 vor 9

NZZ wittert Kampagne gegen Rechts
(NZZ, Heribert Seifert)
Peter Krause, CDU-Politiker und ehemalige Redakteur der Jungen Freiheit, wird nicht Minister in Thüringen: “Was dort geschah, wirft ein düsteres Licht auf die deutschen Diskursverhältnisse, zeigt es doch, dass Medien ohne professionelle Selbstkontrolle an Kampagnen mitmachen, wenn diese die Stossrichtung ‘gegen rechts’ haben.”

Vorspann vor Gericht
(umblaetterer.de, Marc Reichwein)
Redaktion schreibt spitzen Lead, Autor landet vor Gericht: “Ein Weltwoche-Journalist hatte sich wegen angeblich rassistischer Wortwahl vor Gericht zu verantworten. Das Kuriose: Dieser Journalist war für Teile seines Artikels angeklagt, die er nachweislich gar nicht geschrieben hatte.”

Link zu unserem Post über die World Press Photo Awards 2007Interview mit Kriegsfotograf Hetherington
(davidbauer.ch, Olivia Kühni und David Bauer)
“Der Umgang mit Brutalität beschädigt etwas in einem. Sie werden nicht durch die Strassen gehen und denken, das Leben ist einfach wunderbar, alles ist grossartig und gut.” Mit dem Bild eines erschöpften US-Soldaten in Afghanistan gewann Tim Hetherington den World Press Photo Award 2007.

Mutlose Auswahl
(Indiskretionen Ehrensache, Thomas Knüwer)
Die Nominierungen für den Grimme Online Award stellt Thomas Knüwer vor. “Richtig dicke Überraschungen, Angebote, die mich staunen lassen, vermisse ich.”

Beleidigungen und ernste Fragen
(taz, Heide Oestreich)
Die Alphamädchen begehen “Muttermord” an Alice Schwarzer: “Sie definieren sich nun einen neuen Feminismus zurecht. So what?, möchte man sagen: Es ist schließlich noch genug Patriarchat für alle da.”

Spiegel Online entdeckt die Langsamkeit
Auf der neuen “Seite 2” werden Reportagen, Analysen und Interviews aus den vergangenen 24 Stunden gezeigt. Aufmacher ist derzeit das Geständnis von Josef Fritzl, der lächelnd auf einem Riesenfoto (515×420 Pixel) gezeigt wird.

6 vor 9

Öffentlich-rechtliches Wunschkonzert
(faz.net, Daniel Bouhs und Peer Schader)
15 Vorschläge werden der Rundfunkkommission der Länder mit auf den Weg gegeben. Die trifft sich heute und berät über die Zukunft von ARD und ZDF.

Alice Schwarzer“Alphamädchen” antworten Alice Schwarzer
(SZ, Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl)
Die “Wellness-Feministinnen” schreiben: “In unserer Generation gilt es als gesetzt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Findet sich eine Frau plötzlich trotzdem in einer Rolle wieder, die sie sich so nie gewünscht hatte, dann ist sie eben selbst schuld, hat sich nicht genügend angestrengt. Wer meckert, gibt sich als Versagerin zu erkennen in einer Gesellschaft, in der doch angeblich alles möglich ist.”

Zu groß geratene Sonnenbrillen
(taz, Martin Reichert)
Die Neon ist ein erstaunliches Phänomen, findet Martin Reichert in der taz. Sie wird “in München gemacht von Vertretern einer Generation, deren geistiges und ästhetisches Zentrum eher in Berlin liegt. … Die Generation Umhängetasche … nimmt das Leben nicht ernst, sondern setzt es stets in Anführungsstriche. Man lebt im Dauerprovisorium und liest – bis es endlich losgeht – Neon.”

Pssst, die Werbung
(The Guardian, Mark Sweney)
“The days of having to dive for the remote control to turn down noisy TV commercials look to be numbered, with new rules set to be introduced banning excessively loud ads.”

Let’s have more fun
(Poynter Online, Amy Graham)
Gegen die miesmachenden Denkverbote im Journalismus: “… right now is a time of immense opportunity for journalism and journalists to take on a broader and even more vital role in society.”

Alice Schwarzer

“The Queen of the New Age” (Lesetipp)
(New York Times Magazine, Mark Oppenheimer)
Reich durch Lebensratgeber und Neugeist-Bewegung: Louise Hay ist eine der meistgelesen Autorinnen der Welt. Den Verlag dazu besitzt sie auch gleich. “The announcement of the National Book Award finalists means nothing at Hay House. The hundred-odd employees at Hay House headquarters in an office park in Carlsbad, Calif., are not the publishing girls and guys of New York. … But they are brilliant students of spiritual hunger, a symptom of modernity that, along with oil and war and sex, may be one of the best business models of all.”

Best of Wagner

Zusammengestellt von Peter Lewandowski*


Peter Lewandowski, 50, ist seit 2001 Chefredakteur des Leute-Magazins “Gala” (wo er eine Zeitlang auch selbst bloggte). Zuvor war er bei Axel Springer Chefredakteur des Männermagazins “Maxim” und Chef der Entwicklungsredaktion. Als “Playboy”-Chef sorgte er von 1998 bis 2000 u.a. mit Fotos von Meret Becker, Tanja Szewczenko, Nadja ab del Farrag, Pamela Anderson, Cindy Crawford und — nicht zu vergessen — Kati Witt für steigende Auflage und Medienpräsenz. Die “Berliner Zeitung” schrieb damals, er sei “ein sympathischer Mann”, die “Bunte” nannte ihn “Nacktmacher der Nation” — und die “Bild”-Zeitung “irgendwie clever”. Sein Motto bei “Gala”: “Gute Nachrichten und schöne Bilder statt negativer Schlagzeilen und Leid”

“Sie enttäuschen mich schon, daß Sie als emanzipierte Frau in der O-Frage lügen mußten. Lassen Sie uns die O-Lüge im Lichte der Gleichstellung von Mann und Frau betrachten.

Gehörte nicht neben dem Wahlrecht, der Quote, gleicher Lohn für Mann und Frau auch der soziale Anspruch auf geschlechtliche Befriedigung zu Eurem Kampf? Richtete sich die Emanzipations-Bewegung nicht auch gegen Männer, die sich keine Gedanken darüber machten, ob Frau kommt oder nicht kommt?

Ich gestehe, ich guckte mehr auf Ihren Busen als auf Ihre Worte. Das Spiel mit dem Ball ist etwas Göttliches. Sind die Sterne nicht Bälle? Ist das Weltall nicht ein Ball-Gebilde? Mit 36 macht man als Frau neue Rechnungen auf. Wie viel Glück bleibt mir noch, ehe meine Hüften breiter und meine Schenkel dicker werden? Wie viele Jahre habe ich noch?

Ich kann Ihnen nur mein Beileid ausdrücken. In meinem Bett will ich nur echte Frauen haben. Sie hätten eine große Frau werden können… Sie sind keine große Frau in der Republik geworden. Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen. Das sind Frauen für die Zukunft. Für mich ist das die großartigste Aussage.

Herzlichst

Ihr F. J. Wagner

PS in eigener Sache: Ich weiß, dass ich Tage habe, wo ich elendig schreibe und nichts zu sagen habe. Ich bin leer, ich habe nicht geküsst, ich habe nichts gefühlt. Morgen fliege ich nach Portugal. Ihr Kolumnist macht Urlaub. Er will auch glücklich sein.”

*) Aus: “Post von Wagner” an Ute Vogt, Anne Will, Gabriele Pauli, Angela Merkel, Lady Diana, die deutschen Fußballweltmeisterinnen und die Rechtschreibe-Reformer

BILDblogger für einen Tag ist morgen Oliver Gehrs.

Allgemein  

Die große Unbekannte

…begrüßen wir besonders die neuen Teilnehmer an unserem beliebten Gymnastik-Kurs “Geistige Beweglichkeit mit Franz Josef Wagner”. Sind Sie locker? Fein, dann beginnen wir sofort mit einer 180-Grad-Dehnungsübung. Herr Wagner, machen Sie’s wieder vor?

Franz Josef Wagner, “Bild”, 15. August 2007:

Ich denke, wir brauchen einen Bildungsminister. Wenn wir schon jemanden haben, dann kenne ich seinen Namen nicht.

Franz Josef Wagner, “Bild”, 27. September 2007:

Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen.

(Links natürlich von uns.)

Vielen Dank an Adrian C.!

Noch ‘ne “Nazi”-Überschrift

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So stand es gestern in der “Bild”-Zeitung. Mit “Briten” ist die “Sunday Times” gemeint. Die hatte tatsächlich geschrieben, wie “Bild” korrekt wiedergibt, dass Eva Herman Frauen dazu auffordere, “ihren Arbeitsplatz zu verlassen und vorfeministischen Idealen zu folgen: Hausarbeiten, Kuchenbacken, Kinder großziehen.”

Der Vorwurf allerdings, dass die “Sunday Times” Eva Herman “verhöhnt”, der ist doch recht weit hergeholt. Die Zeitung berichtet lediglich (und etwas spät) über die Diskussion, die Eva Hermans Buch “Das Eva Prinzip” in Deutschland ausgelöst hat. Das wird bereits im ersten Absatz des “Sunday Times”-Artikels deutlich:

Einer ehemaligen deutschen Top-Nachrichtensprecherin wird vorgeworfen, die Nazi-Zeit heraufzubeschwören mit einer Kampagne, die Frauen ermutigt, sich für die Mutterschaft zu entscheiden statt für Emanzipation und ehrgeizige Karrieren.

Insoweit gibt die Überschrift der “Sunday Times” (“Be a hausfrau for Germany? That’s Nazi-Talk”), die “Bild” als Beleg für die “Briten verhöhnen”-Überschrift heranzieht, nur den Vorwurf Alice Schwarzers an Eva Herman wieder.

Aber was “Bild” schreibt, ist nicht bloß abwegig, sondern auch alt. Der Artikel erschien bereits vor über drei Wochen in der “Sunday Times”.

Mit Dank an B. für den sachdienlichen Hinweis.

P.S.: Die “Rheinische Post” übernahm übrigens gestern die irreführende Meldung der “Bild”-Zeitung in ihrem Online-Angebot, und anstatt selbst nachzulesen, schreibt sie absurderweise: “Wie die ‘Bild’ berichtet, ‘verhöhnten’ die Briten die ehemalige Tagesschau-Sprecherin sogar. Die ‘Sunday Times’ schreibe (…)”

Nachtrag, 18.36 Uhr: Die “Rheinische Post” hat den Artikel inzwischen offenbar aus dem Online-Angebot entfernt.

6 vor 9

Angst am Dovenfleet
(taz.de, Tom Schimmeck)
Was ist bloß aus dem “Sturmgeschütz der Demokratie” geworden? Aus jener publizistischen Waffe, die “Der Spiegel” heißt und am 4. Januar vor sechzig Jahren erstmals erschien? Deren Enthüllungen man genoss. Und die Coolness, die das Blatt verströmte. Der Hausbesuch eines Ehemaligen. (Weitere Artikel des taz-Dossiers zum Spiegel hier.)

Das Netz des Hasses
(sueddeutsche.de, Lars-Marten Nagel)
Weil die Daten von Sexualstraftätern in den USA öffentlich gemacht werden, entstand eine besondere Form des Journalismus: Reporter überwachen mit Hilfe von Computern Kriminelle, die ihre Strafe bereits abgesessen haben.

www.bedrohte-woerter.de
(welt.de, Hendrik Werner)
Augenweide, Berserker, Conférencier: Wie eine Schriftstellerinitiative mit Hilfe der interessierten Öffentlichkeit deutsche Wörter vor dem Aussterben retten will (Website).

Prost Schwestern!
(nzz.ch, Gunhild Kübler)
Vor 30 Jahren erschien die erste Ausgabe von Alice Schwarzers feministischer Monatszeitschrift «Emma». Inzwischen «sind wir Kanzlerin».

Interview: ?Wir ringen mit den Heuschrecken?
(profil.at, Herbert Lackner)
Der neue ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz über den Konkurrenzkampf gegen die Privaten, seine Neudefinition der ?Quote? und die Pläne für das Programm.

Wer D singt, muss auch E singen
(dradio.de, Matthias Sträßner)
Der neue Tagesausklang im Deutschlandfunk verbindet Deutschlandlied und Europahymne.

Facebook und Insta als Grabschaufler, “Offener” Funke-Diskurs, 12 Euro

1. Angst vor Tiktok: Schaufeln sich Facebook und Instagram ihr eigenes Grab?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Wie bereits am 25. Juli in den “6 vor 9” berichtet, wollen Facebook und Instagram – offenbar in Reaktion auf die Konkurrenz durch den Kurzvideo-Dienst TikTok – ihre Seiten umbauen. Das könnte schiefgehen, analysiert Matthias Schwarzer: “Die US-Techkonzerne stehen nun vor einer riesigen Herausforderung – und möglicherweise vor einem Dilemma. Sie setzen technisch alles daran, Tiktok die Nutzerinnen und Nutzer abzugewinnen – und laufen gleichzeitig Gefahr, mit den Updates Kreative und die Stammnutzerschaft zu verjagen.”

2. Schon knauserig, oder?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der RBB und dessen Intendantin Patricia Schlesinger sehen sich in Zusammenhang mit der Planung des Digitalen Medienhauses zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Auch der Hauptausschuss des Brandenburger Landtags hat Fragen an Schlesinger und ihr, nachdem sie einer Einladung in eine Ausschusssitzung nicht gefolgt war, einen entsprechenden Fragenkatalog geschickt. Nun soll eine vom Sender mandatierte Kanzlei Klarheit in das Dickicht aus Beraterverträgen, Medienhaus und Abendessen bringen. Für Unterstützung soll eine journalistisch vorgebildete Aushilfskraft sorgen, die der Sender für ihre Mitarbeit bei der Recherche, Aufarbeitung und “Identifizierung des Aktualisierungsbedarfs der rbb-internen Regelungen” mit 12 Euro die Stunde entlohnen will.
Weiterer Lesehinweis: RBB-Intendantin gibt erste Auskünfte: “Was die Abendessen bei RBB-Chefin pro Gast kosteten. Brandenburger Politiker über Auskünfte empört” (tagesspiegel.de, Joachim Huber & Benjamin Lassiwe).

3. Die Funke-Mediengruppe und der “offene Diskurs” über Presseethik
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Funke-Mediengruppe hat ein recht ambivalentes Verhältnis zur Presseethik. Nach außen hin gibt man sich moralisch, verantwortungsvoll und zum “offenen Diskurs” bereit. Wenn ein medienkritisches Portal das Haus mit Vorwürfen zu Falschmeldungen oder Schleichwerbung konfrontiert, kippe die Stimmung jedoch schnell, berichtet Stefan Niggemeier bei “Übermedien”. Dann werde gemauert, geghostet und mit Gegenvorwürfen operiert. Niggemeier erzählt vom schwierigen Verhältnis mit der Mediengruppe und erklärt, warum er immer noch und trotz alledem an die Wirksamkeit von Presserats-Beschwerden glaubt.

Bildblog unterstuetzen

4. Kommentar: Wie sollen Betroffene über Rassismus sprechen?
(annabelle.ch, Alice Hasters)
Die Journalistin, Podcasterin und Buchautorin Alice Hasters (“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten”) beschäftigt sich mit der mitunter nicht leichten Frage, wie Betroffene über Rassismus sprechen sollen, aber auch damit, was Medienschaffende tun können, um dem Thema vollumfänglich gerecht zu werden: “Meines Erachtens sind die haarsträubende Inkompetenz und die mangelnde Diversität in Redaktionen für den frustrierenden Stand des Rassismus-Diskurs zum grossen Teil verantwortlich. Journalist:innen unterscheiden oft nicht, wer Expert:in ist, wer Betroffene, wer beides ist. Wer Aktivist:in ist, mit konkreten Forderungen; wer Pädagog:in, mit Interesse für Erziehung und Aufklärung; wer Akademiker:in, wer Autor:in, wer Künstler:in. Und dass zusätzlich zu diesen Rollen auch noch unterschiedliche antirassistische Ansätze und Schwerpunkte kommen.”

5. Italien schränkt Informationsfreiheit drastisch ein
(netzpolitik.org, Matthias Monroy)
Die italienische Regierung wolle Medien keine Auskunft mehr zur Zusammenarbeit ihres Landes mit der libyschen Küstenwache erteilen und habe zu diesem Zweck das Recht auf Zugang zu Verwaltungsdokumenten drastisch eingeschränkt, berichtet Matthias Monroy bei netzpolitik.org. Als Grund werde behördlicherseits “die Gefährdung der nationalen Sicherheit oder Verteidigung” angegeben.

6. Antonia Rados – Reporterin im Ruhestand?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:45 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Antonia Rados, die auf mehr als vier Jahrzehnte in der Auslandsberichterstattung zurückblicken kann: “Wie konnte sie sich als Frau behaupten, wie hat sich ihr Beruf verändert, was hat sie motiviert?”

“Bild” ist und bleibt kein Lifestyleaccessoire!


Judith Holofernes, 31, ist Leadsängerin der Band Wir sind Helden. Mit 14 machte sie Straßenmusik in Freiburg, 1999 erschien in einer kleinen Auflage ihr Soloalbum “Kamikazefliege”, 2002 veröffentlichte sie mit ihrer Band die EP “Guten Tag”, 2003 dann das Erfolgsalbum “Die Reklamation”. Die aktuelle CD “Soundso” erschien im Mai 2007. Ihr Künstlername ist eine Anspielung auf die alttestamentarische Geschichte von Judith und Holofernes.

Von Judith Holofernes

Lieber ironischer “Bild”-Leser,
liebe ironische “Bild”-Leserin,

pöbeln soll ich hier! Geil. Und: Dich soll, dich darf es treffen. Welch eine Freude. Die “Bild”-Zeitung an sich ist hinlänglich bepöbelt worden, aber du, du kommst immer irgendwie ungeschoren davon. Dabei bist du, viel mehr noch als Fudschi-Ede vom Eckkiosk, mir in deiner knuffigen Postmodernität ein massiver Schmerz in der Hüfte.

Warum? Weil du, werter IBL, mir in meinem sorgsam “Bild”-frei gestalteten Leben die “Bild”-Zeitung hinterher trägst. Mir, die ich vor jedem Kiosk meinen Blick senke, um dem Papst/Henry Maske/Serienkiller im Glaskasten den Augenkontakt zu verwehren. Und dann kommst du, und schleppst sie mir schwanzwedelnd hinterher — in Backstageräume, Tonstudios, auf Festivalgelände, in Hotelzimmer, in den Tourbus und bis auf die Tourbustoilette. Auf der man übrigens aus Hygienegründen nicht mal lange genug sitzen darf, um einen Glückskeks zu lesen, aber trotzdem: die “Bild”-Zeitung muss da liegen und liegen bleiben.

Wie im Übrigen auch in jeder linken Studenten-WG. Der ironische “Bild”-Zeitungsleser, auf Tour wie daheim, plaziert sein liebstes Lifestyleaccessoire mit Umsicht: zum Beispiel nachlässig — dekorativ halb neben, halb unter dem Cordsofa, einen Kaffeefleck genau über Brust und Gesicht der Seite-Eins-Schnallse.

Die Gewieftesten runden den Gesamteindruck ab mit einer humorvoll-relativierenden “taz” direkt daneben. Vielleicht fließt sogar der Kaffeefleck vom Seite-Eins-Schnallsengesicht der “Bild” über in das Seite-Eins-Schnallsengesicht der “taz”, also der Angela ihrs, zum Beispiel. Und verbindet Medien wie Schnallsen so in einer heiter-apokalyptischen Umarmung.

Und wem diese elaborierte Dekorationsvariante verwehrt ist, weil er keine Cordcouch hat, der pinnt die ihm zugelaufene “Bild” mit einem postmodernen Dartpfeil an die Küchenwand, oder verteilt sie, in Ausschnitte besonderer Perfidität zerschnitten, direkt neben Regal Ivar und der witzigen Postkarte aus dem Irland-Urlaub. Und wenn man keine Küche oder keinen Ivar und keine Postkarte hat, dann bleibt eben noch das WG- oder Tourbusklo, wo dann der “Bild”-“taz”-verbindende Kaffeefleck gegen einen ebenso sorgsam gesetzten Pissfleck ausgetauscht wird.

Und der Papst/Henry Maske/Serienkiller daneben sagt augenzwinkernd: Natürlich liest das hier keiner. Weiß auch nicht, wie ich hierher gekommen bin. Bestimmt hat mich einer (vom Bodenreinigungspersonal oder von der GEZ oder den Zeugen Jehovas) hier vergessen, aber guck mal, wie witzig, hier steht was über mich, also den Papst/Henry Maske/den Serienkiller, das glaubste so nicht. Kiek do’ ma rin!

Aber, lieber ironischer “Bild”-Leser, “Bild”-Zerschneider, “Bild”-Bewerfer, “Bild”-Bepinkler: Bevor du die Dartpfeile, den Kaffee oder deinen Piller zu Einsatz bringen konntest, hast du sie gekauft, die “Bild”. Und, ich weiß, ich soll mich nicht so haben, aber damit hast du dem Feind dein Geld gegeben und mit fuffzig Cent die Writer der Apokalypse finanziert. Denn die “Bild” ist und bleibt kein Lifestyleaccessoire, sondern, für alle Zeiten, das perfideste Werkzeug des Blöden. Blöd wie in: dumm, und “dumm” wie in “Doom”, also Verderben.

Ach so, und du bist übrigens auch beinahe alleine daran Schuld, dass gestandene Feministinnen, nur so als Beispiel, denken, sie können Werbung für die Bild machen und damit davonkommen.

Und, ich behaupte: Wenn nur die ironischen “Bild”-Leser keine “Bild” mehr kaufen würden, würde sowohl dem Papst als auch Henry Maske als auch dem Serienkiller als auch der Seite-Eins-Schnallse (“Bild” und “taz”) der Arsch auf Grundeis gehen.

Tschüss, liebe Grüße,

Judith Holofernes
 
Unsere Reihe BILDblogger für einen Tag beschließt am Montag Max Goldt.

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